§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
57
2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch-
Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen-
land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar,
dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor-
gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland,
so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen
zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem
Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia
gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma
kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert
sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu
seiner Mündung beibehält.
W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor-
gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa
mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale
Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich
ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein
Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um-
geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich.
Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der
Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km
Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der
jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo.
3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende
Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen
Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge-
langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts-
temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter
herrscht besonders Trockenheit.
4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen
und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene
dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder.
Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak
und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die
wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal,
Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen
Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern
noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger.
Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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5. Südasien.
151
88. Pflügen der Reisfelder in Indien.
Der Reis, der mehr als einem Drittel der gesamten Mensch-
heit die Hauptnahrung liefert, ist eine Sumpfpflanze, deren
Heimat im südostasiatischen Monsungebiet zu suchen ist. Er
gedeiht nur da, wo er durch natürliche oder künstliche Über-
schwemmung bis zur Blütezeit unter Wasser gehalten wird.
89. Aussetzen der Reispflanzen in Indien.
Vor der Blütezeit der Reispflanzen werden die viel-
fach mit Bewässerungsdämmen umgebenen Felder
entwässert und die Pflänzlinge in bestimmten Ab-
ständen in den schlammigen Boden gesetzt. Nach
dieser Arbeit beginnt die neue Überschwemmung.
90. Reisfelder in Indien.
Obwohl der Reis sich nicht zu Brot verbacken läßt, bildet er die Hauptnahrung im Monsungebiet. Alle
Flugtaler zeigen im bewässerungsfähigen Talgrunde nichts anderes als Reisfelder. Der Grund des starken
Reisgenusses liegt darin, daß das sehr nährkräftige Getreide dem Menschen keine Erhitzung bringt und
tropischen Magen- und Darmkrankheiten entgegenwirkt.
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1. Togo.
237
Wald gegen lichte Busch- und Baumsavannen zurück. Nordtogo ist ein Land
der Viehzucht (Rinder, Pferde, Esel), doch gibt es auch ertragreiche Ackerbau-
gebiete, die Hirse, Jams, Maniok, Erdnüsse, Bataten und Mais liefern.
b) Klima. Das heiße, durch die zweimalige Zenitairegenzeit feuchte
Klima wirkt bei einer Durchschnittswärme von + 24° erschlaffend und begünstigt
im Küstenland die namentlich dem Europäer gefährlichen Malariafieber \ Im
Hinterlande verschmelzen wegen der Entfernung vom Äquator die beiden
trockenen und feuchten Jahreszeiten zu je einer Trocken- und Regenzeit. Hier
scheint das Klima dem Weißen zuträglicher zu sein (Fig. 140).
141. Kakaosaatbeete unter Ölpalmen.
Mit den Kakaopflanzungen hat man in Kamerun und in Togo recht gute Erfolge erzielt. Die jungen
Pflünzchen werden unter Ölpalmen als Schattenpflanzen gezogen, und bald tragen die dichtbelaubten
Bäumchen Schoten. (Agupflanzung der Deutschen Togogesellschaft.)
e) Wirtschaftliche Bedeutung. Togo, unsere friedlichste Kolonie, hat §
sich wirtschaftlich sehr günstig entwickelt. Sie bedarf schon lange keines Reichs-
Zuschusses mehr und vermag die notwendigen Ausgaben aus ihren Einnahmen zu
bestreiten. Der wirtschaftliche Wert der Besitzung beruht auf ihren Ölpalmen-
Wäldern, ihren Gnmmifchätzen und auf dem landwirtschaftlichen
Betriebe der Eingeborenen. Daher sind die wichtigsten Ausfuhrgegenstände
Palmkerne, Palmöl, Mais, Kautschuk, Baumwolle, Kakao (Bild 141) und Erd-
nüsse. Eingeführt werden n. a. Eisen- und Baumwollwaren. Das Binnenland
scheint für den Baumwollbau wohl geeignet zu sein. Um ihm als Volkskultur
1 mal aria italienisch — schlechte Luft, da man früher irrtümlich annahm, die in Wirk-
Uchkeit von einer Stechmücke übertragene Ansteckung erfolge durch die Luft.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Rückblick auf Afrika.
201
Von den Gewässern Afrikas find zwar der Nil, der Kongo und der Niger sehr
wasserreich, aber der Nil und der Kongo, auch der Sambesi und im Unterlauf der Niger
setzen infolge ihrer durch den plateauartigen Aufbau des Kontinents bedingten Strom-
schnellen der Schiffahrt an manchen Stellen unüberwindliche Schränken. Da auch
tief einschneidende Meeresbuchten fehlen, so blieb Afrika lange der ,,dunkle" Erdteil.
Sehr spärlich ist die Bevölkerung (Fig. 120) des „schwarzen" Erdteils. Sie wird
auf ungefähr 130 Millionen geschätzt. Reste der früheren Bewohner sind die Busch-
mäuner und Hottentotten im S und die Zwergvölker im Kongolande. Überwiegend
hamitische Ägypter und Berber wohnen im N. Vom S der Sahara bis weit in den 8
des Erdteils herrschen die überwiegend heidnischen Neger (Fig. 121), die sich in Sudan-
neger und Bantuneger scheiden. Der Äquator bildet ungefähr die Grenze zwischen den
Wohnsitzen der beiden Stämme. Eingewandert sind von O die malaiischen Howas in
Madagaskar, mohammedanische Araber in die nördlichen Küstenländer, spanische Juden
in die Atlasgebiete, in neuerer Zeit Europäer in alle Küstenländer, hauptsächlich in
Südafrika. Die Zahl sämtlicher Europäer beträgt aber wenig mehr als eine Million.
120. Rassenkarte von Afrika. 121. Religionskarte von Afrika.
(1:140 Millionen,) (1 ; 140 Millionen.)
Die Kultur der Eingeborenen ist sehr verschieden. Die Buschmänner und die
Zwergstämme sind Jagdvölker, die Bantuneger hauptsächlich Viehzüchter, die Sudan-
neger Hackbauern. Gewerbebetrieb und Handel sind zwar bei den eingewanderten
Völkern ausgebildet, aber die Gewerbe gehen infolge der europäischen Einfuhr
schnell zurück.
Der wirtschaftliche Wert Afrikas blieb bis vor kurzem unausgenutzt. Früher bildete
Elfenbein die einzige wertvolle Handelsware. Jetzt ist Afrika das erste Goldland
und das erste Diamantenland der Erde. Es birgt auch reiche Schätze an Kohlen, Erzen
und Salzen. Mit Vorderindien streitet Afrika um den ersten Platz in der Erzeuguug
von Pflanzenfetten (Palmkerne, Sesamöl, Erdnüsse). Es erzeugt auch viel Kaut-
schuk, Baumwolle und Datteln.
Die afrikanische Tierwelt versorgt Europa mit großen Mengen von Wolle, Straußen-
federn und Fellen, während das Elfenbein immer seltener wird. Afrika wird noch
mehr Handelsware liefern, wenn es gelingt, den Neger, der als Ackerbauer nur die
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrikas Niger Niger Afrika Sahara Madagaskar Südafrika Afrika Afrika Afrika Afrika Europa Afrika
Die Jhle. 15
tief in der Erde. Ehe sie losgehauen werden können, müssen erst die
oberen Schichten, die aus Dünensand, torfartigen Bildungen und dicken
Schichten von Geschiebemergel (Mergel ist eine Mischung von Ton und
Kalk) bestehen, abgeräumt werden. Wir steigen in den Bruch hinunter
und sehen hier, wie die quarzartigen Felsmassen noch mit Schichten
von Tonschiefer durchsetzt sind. Es macht also viele Mühe, ehe die
festen, klingenden, weißgrauen Steine an das Tageslicht befördert
werden können. Hier schlägt man sie in große und kleine Stücke.
Auf dem Wasserwege werden sie nach vielen Städten verschickt, wo
sie als Bau- und Pflastersteine verwendet werden. Daß sie wertvoll
sind, sehen wir daraus, daß sie selbst zum Bau des Kaiser-Wilhelm-
Kanals verwendet worden sind. Aber auch Erdfarben (Ocker- und Berg-
mehl, Kieselgur oder Jnsusorienerde, welche zum Bekleiden von Heiz-
röhren benutzt wird) werden gewonnen (Coswig). Ja, sogar den Sand
des Flämings weiß man an einzelnen Orten zu benutzen. Er wird zur
Glasbereitung nach Mähren und Böhmen versendet, oder er sindet, wie
der bei Elsterwerda gegrabene, in den Eisengießereien (Lauchhammer) als
Formsand Verwendung. In neuester Zeit stellt man aus dem seinen
Sande den künstlichen Sandstein her, der wie der Mauerstein ver-
wendet wird.
D. Ubersicht über die Beschäftigung der Kewohner des
rechtselbijchen Gebietes.
Der leichte Boden läßt sich ohne besondere Mühe bearbeiten. Er be-
darf aber häufigen Regens und der Düngung; dennoch ist der Ertrag an
Früchten und Stroh gering. Die meisten Bewohner sind zwar Ackerbauer;
viele müssen aber noch irgendeine Nebenbeschäftigung wählen, um leben
zu können. Am häufigsten treibt man nebenbei Bienenzucht (Imker).
Durch sie werden die zahlreichen Heideflächen nutzbar gemacht.
Um dem dürftigen Ackerboden das tägliche Brot abzuringen und ihn
zu kräftigen, muß der Landmann den Acker vor der eigentlichen Ernte mit
Lupinen oder Seradella als Gründüngung bebauen, oder er muß ihn gar
eine Zeitlang brachliegen lassen. Der weiten Brachen wegen halten die
Ackerbesitzer große Schafherden (Schafzucht). Das Brotkorn und die
Kartoffeln gedeihen in den Sandgegenden noch am besten; hier und da
baut man auch Tabak, Hopfen, Flachs und Hirse. Der reiche Ertrag an
Kartoffeln begünstigt die Schweinezucht.
Viel besser sind die Ackerbauer in den gesegneten Gegenden an der
Elbe, der Schwarzen Elster, in den ehemaligen Brüchen daran. Zu ihren
großen, wertvollen Ackerwirtschaften gehören nicht selten Fabriken und
Brennereien, in denen aus der Zuckerrübe der Rohzucker, aus den
Kartoffeln Stärke und Spiritus gewonnen werden. Wasser, Wiese und
Feld weisen hier die Bewohner aus Pferde-, Rindvieh-, Geflügel-
und Fischzucht hin. Unweit Torgau werden in dem königlichen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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48
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
schmiere bereitet. Wird der Braunkohlenteer gereinigt, so liefert er das
feste, glashelle Paraffin, aus welchem die billigen Kerzen hergestellt werden.
Auch noch andere Schätze liefert uns das unter der Bodendecke an-
stehende Gestein. Die Arbeiter der im südöstlichen Teile der Börde
liegenden Kalkbrennereien und Zementfabriken erzählen uns, daß hier
Muschelkalk gebrochen wird. Der bei Westeregeln an der Bode zu-
tage tretende Gips hat zur Errichtung von Gipshütten Veranlassung
gegeben. Die Straßen Magdeburgs und besonders der Orte in der nörd-
lichen Börde sind mit Grauwacte, die in Olvenstedt und Nenhaldens-
leben gebrochen wird, und mit Porphyr gepflastert. Aus Grauwacke
und Porphyr, von den Leuten Bruchsteine genannt, stellt man den Unterbau
der Häuser und die Mauern her, welche die Gehöfte und Gärten um-
grenzen. Zahlreiche Ziegeleien brennen aus Ton Backsteine, die in großen
Mengen zum Häuserbau, und Ziegeln, die zum Decken der Dächer ver
wendet werden. Welche wertvollen Schätze liefert demnach das Erdinnere
dem Bördebewohner?
c) Industrie der Magdeburger Börde.
Die Industrie beschäftigt sich damit, die gewonnenen Rohstoffe in
Kunst Produkte umzuwandeln. Sie benutzt die Erzeugnisse der
Landwirtschast, besonders die Zuckerrüben und die Zichorien,
und der unterirdischen Schätze. In den Zuckerfabriken gewinnt man
aus den Zuckerrüben den Zucker und Syrup; die Rübenschnitzel
werden als Viehsutter benutzt. In der Provinz Sachsen arbeiten ungefähr
120 Zuckerfabriken; davon gehören V5 der Börde an.
Aus dem Rübenschuppen bringt man die Zuckerrüben in die Rüben-
Wäsche, wo sie durch besondere Vorrichtungen vom Schmutz gereinigt
werden. Von hier spazieren sie in die Schnitzelmaschine, aus welcher
sie zerschnitten als lange, dünne Streifen, Schnitzel genannt, heraus-
kommen. Um aus den Rübenfchnitzeln den süßen Saft zu gewinnen,
bringt man sie in große eiserne Zylinder. Nachdem der Saft durch
besondere Vorrichtungen gereinigt worden ist, fließt er in die Ver-
dampsapparate, in denen er sich zu einem dicken Safte verdichtet.
Schließlich bildet sich eine grobkörnige Masse, die durch wiederholtes
Einkochen und Schleudern sich zu dem sogenannten Rohzucker gestaltet.
Nachdem dieser in den Raffinerien noch gereinigt worden ist, wird
er dann als Brotzucker, Würfelzucker und Raffinade an die Kaufleute
verkauft. Obgleich die großen Zuckerrübenfelder der Börde dem Natur-
freunde eintönig erscheinen, so versüßen sie doch dem Menschen, ganz
besonders den Kindern, das Leben.
Wir haben gesehen, wie Landwirtschaft und Industrie in
inniger Beziehung stehen; denn wo Zuckerrüben gebaut
wurden, entstanden bald Zuckerfabriken, wo Zichorien angebaut
wurden, legte man Zichorien darren an, in der sie geschnitten und
62
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
schmiere bereitet. Wird der Braunkohlenteer gereinigt, so liefert er das
feste, glashelle Paraffin, aus welchem die billigen Kerzen hergestellt werden.
Auch noch andere Schätze liefert uns das unter der Bodendecke an-
stehende Gestein. Die Arbeiter der im südöstlichen Teile der Börde
liegenden Kalkbrennereien und Zementfabriken erzählen uns, daß hier
Muschelkalk gebrochen wird. Der bei Westeregeln an der Bode zu-
tage tretende Gips hat zur Errichtung von Gipshütten Veranlassung
gegeben. Die Straßen Magdeburgs und besonders der Orte in der nörd-
lichen Börde sind mit Grauwacke, die in Olvenstedt und Nenhaldens-
leben gebrochen wird, und mit Porphyr gepflastert. Aus Grauwacke
und Porphyr, von den Leuten Bruchsteine genannt, stellt man den Unterbau
der Häuser und die Mauern her, welche die Gehöfte und Gärten um-
grenzen. Zahlreiche Ziegeleien brennen ans Ton Backsteine, die in großen
Mengen zum Häuserbau, und Ziegeln, die zum Decken der Dächer ver-
wendet werden. Welche wertvollen Schätze liefert demnach das Erdinnere
dem Bördebewohner?
c) Industrie der Magdeburger Börde.
Die Industrie beschäftigt sich damit, die gewonnenen Rohstoffe in
Kunstprodukte umzuwandeln. Sie benutzt die Erzeugnisse der
Landwirtsch aft, besonders die Zuckerrüben und die Zichorien,
und der unterirdischen Schätze. In den Zuckerfabriken gewinnt man
aus den Zuckerrüben den Zucker und Syrup; die Rübenschnitzel
werden als Viehsntter benutzt. In der Provinz Sachsen arbeiten ungefähr
120 Zuckerfabriken; davon gehören X/B der Börde an.
Ans dem Rübenschuppen bringt man die Zuckerrüben in die Rüben-
Wäsche, wo sie durch besondere Vorrichtungen vom Schmutz gereinigt
werden. Von hier spazieren sie in die Schnitz elmaschine, aus welcher
sie zerschnitten als lange, dünne Streifen, Schnitzel genannt, heraus-
kommen. Um aus den Rübenfchnitzeln den süßen Saft zu gewinnen,
bringt man sie in große eiserne Zylinder. Nachdem der Saft durch
besondere Vorrichtungen gereinigt worden ist, fließt er^ in die Ver-
da mpfapp arate, in denen er sich zu einem dicken Safte verdichtet.
Schließlich bildet sich eine grobkörnige Masse, die durch wiederholtes
Einkochen und Schleudern sich zu dem sogenannten Rohzucker gestaltet.
Nachdem dieser in den Raffinerien noch gereinigt worden ist, wird
er dann als Bratzucker, Würfelzucker und Raffinade an die Kaufleute
verkauft. Obgleich die großen Zuckerrübenfelder der Börde dem Natnr-
freunde eintönig erscheinen, so versüßen sie doch dem Menschen, ganz
besonders den Kindern, das Leben.
Wir haben gesehen, wie Landwirtschaft und Industrie in
inniger Beziehung stehen,' denn wo Zuckerrüben gebaut
wurden, entstanden bald Zuckerfabriken, wo Zichorien angebaut
wurden, legte man Zich oriend arren an, in der sie geschnitten und
Die Jhle, 29
tief in der Erde. Ehe sie losgehauen werden können, müssen erst die
oberen Schichten, die aus Dünensand, torfartigen Bildungen und dicken
Schichten von Geschiebemergel (Mergel ist eine Mischung von Ton und
Kalk) bestehen, abgeräumt werden. Wir steigen in den Bruch hinunter
und sehen hier, wie die quarzartigen Felsmassen noch mit Schichten
von Tonschiefer durchsetzt sind. Es macht also viele Mühe, ehe die
festen, klingenden, weißgrauen Steine an das Tageslicht befördert
werden können. Hier schlägt man sie in große und kleine Stücke.
Auf dem Wasserwege werden sie nach vielen Städten verschickt, wo
sie als Bau- und Pflastersteine verwendet werden. Daß sie wertvoll
sind, sehen wir daraus, daß sie selbst zum Bau des Kaiser-Wilhelm-
Kanals verwendet worden sind. Aber auch Erdfarben (Ocker- und Berg-
Wehl, Kieselgur oder Infusorienerde, welche zum Bekleiden von Heiz-
röhren benutzt wird) werden gewonnen (Coswig). Ja, sogar den Sand
des Flämings weiß man an einzelnen Orten zu benutzen. Er wird zur
Glasbereitung nach Mähren und Böhmen versendet, oder er findet, wie
der bei Elsterwerda gegrabene, in den Eisengießereien (Lauchhammer) als
Formsand Verwendung. In neuester Zeit stellt man aus dem seinen
Sande den künstlichen Sandstein her, der wie der Mauerstein ver-
wendet wird.
I). Ubersicht über die Beschäftigung der Kewohner des
rechtselbijchen Gebietes.
Der leichte Boden läßt sich ohne besondere Mühe bearbeiten. Er be-
darf aber häufigen Regens und der Düngung; dennoch ist der Ertrag an
Früchten und Stroh gering. Die meisten Bewohner sind zwar Ackerbauer;
viele müssen aber noch irgendeine Nebenbeschäftigung wählen, um leben
zu können. Am häufigsten treibt man nebenbei Bienenzucht (Imker).
Dnrch sie werden die zahlreichen Heideflächen nutzbar gemacht.
Um dem dürftigen Ackerboden das tägliche Brot abzuringen und ihn
zu kräftigen, muß der Landmann den Acker vor der eigentlichen Ernte mit
Lupinen oder Seradella als Gründüngung bebauen, oder er muß ihn gar
eine Zeitlang brachliegen lassen. Der weiten Brachen wegen halten die
Ackerbesitzer große Schafherden (Schafzucht). Das Brotkorn und die
Kartoffeln gedeihen in den Sandgegenden noch am besten; hier und da
baut man auch Tabak, Hopfen, Flachs und Hirse. Der reiche Ertrag an
Kartoffeln begünstigt die Schweinezucht.
Viel besser sind die Ackerbauer in den gesegneten Gegenden an der
Elbe, der Schwarzen Elster, in den ehemaligen Brüchen daran. Zn ihren
großen, wertvollen Ackerwirtschaften gehören nicht selten Fabriken und
Brennereien, iu denen aus der Zuckerrübe der Rohzucker, aus den
Kartoffeln Stärke und Spiritus gewonnen werden. Wasser, Wiese und
Feld weisen hier die Bewohner auf Pferde-, Rindvieh-, Geflügel-
und Fifchzucht hin. Unweit Torgau werden in dem königlichen
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Creufj'fche Verlagsbuchhandlung in Magdeburg.
Jn unserem Verlage erschienen ferner:
Technologilche Sammlungen
oon Sternftein und Wurthe.
Die Cehrpläne der Volks-, Bürger- und Jtuttelschulen schreiben eine
eingehendere Behandlung derjenigen Stoffe aus der Industrie und dem
Gewerbe vor, die für das tägliche Leben unentbehrlich geworden sind,
z. B. Zucker, Bier, Papier, Seife, Glas, Porzellan usw.
Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung hat es nun unternommen,
Sammlungen von Roh-, Zwischen- und Endprodukten der Technologie
in den fiandel zu bringen. £s ist bei der Zusammenstellung derselben
zunächst auf die Bedürfnisse der oben genannten Schulen Rücksicht ge-
nommen worden.
Jede Sammlung befindet sich in einem eleganten Karton, eine
beigefügte kurze Rnleitung gibt über die Gewinnung des betreffenden
Erzeugnisses Aufschlug. Soweit es erforderlich war, sind die Stoffe,
haltbar präpariert, in handlichen Gläsern untergebracht, die bequem im
Unterrichte herumgereicht werden können. Der Preis ist von uns so
niedrig bemessen worden, dah die Anschaffung der Sammlungen auch
den weniger günstig gestellten Schulen möglich sein dürfte.
Bis jetzt find folgende Sammlungen komplett:
1. Die Rohzuckerfabrikation:
10 Gläser, enthaltend: Rübenschnitzel, Rohsaft, Scheidesaft, Saturierter Saft,
Dicksaft, Mimalle, Rohzucker I. und Ii. Produkt, Ablauf, Trockenkhnifzel.
Preis Ulk. 7.50.
2. Die Bierbereitung:
10 Oläler, enthaltend: Braugerlte, Spitzende Oerlte, Grünmalz, Darrmalz,
Itlalzkeime, Ulalzfchrot, Würze, Hopfen, Hefe, Treber. Preis Itlk. 7.50.
3. Die Seifenbereitung:
10 öläler, enthaltend: Talg, Palmkernöl, Cottonöl, Cocosöl, Ätznatron, Kali-
leife, Flatronleife, Glyzerin, Wallerglas, Harz. Preis Ulk. 7.50.
4. Die Papierfabrikation:
enthaltend: seines Leinen (roh geschnitten und gebleichter Halbltoff), weihe
Baumwolle (roh geschnitten und gebleichter Halbstoff), Bast (roh geschnitten
und gebleichter Halbstoff), Stroh (zerschnittenes und gekochtes Stroh, ge-
bleichter Strohstoff), Holz (zerkleinertes und gekochtes Holz, gebleichte
Holzzellulose), die wichtigsten Papiersorten. Preis Itlk. 6.50.
5. Die Ölfabrikation:
14 Glöler, enthaltend: Oliven, Olivenöl, Baumwollsamen, Baumwoiilaat-
mehl, Cottonöl, Raps, Rapsöl, Rapskuchen, Itlohn, Mohnöl, Mohnkuchen,
Ceinlamen, Leinöl, Leinkuchen. Preis Mk. 10.50.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Das Kulturbild.
17
rauhen Winden) in Betracht zu ziehen. Bei der Beurteilung des
Bodens ist dessen Nährkraft, seine Zusammensetzung und Dicke,
ferner sein Verhalten gegen Wärme und Feuchtigkeit zu prüfen.
Ubersicht über die wertvollsten Anbaugebiete.
Landschaften
Anbaugebiete Ursache der Fruchtbarkeit
Wichtige
Anbaugewächse
Schwäbisch-
bayerische
Hochebene
Ober-
rheinische
Tiefebene
und
Lothrin-
gisches
S t n s e n l a n d
Schwäbisch-
fränkisches
S t u s e n l a n d
Rheinisches
Schiefer-
gebirge und
Cölner Bucht
Gebiet an der un-
tern Isar und
am untern Inn.
Gebiet am Boden-
See(derhegau)
Die meisten Ge-
biete der Ober-
rheinischen Ties-
ebene.
Lothringen.
Neckarland.
Tiefe Lage, mildes Klima,
Lößboden und Schwemm-
boden.
Tiefe und gegen Nordwinde
geschützte Lage
Tiefe und sehr geschützte Lage,
daher sehr mildes Klima,
fruchtbarer Schwemm-
boden, streckenweise auch
Lößboden.
Schwerer Tonkalkboden (vom
brauneu Jurakalk), weißer
Jurakalk (geeignet für
Weinbau).
Tiefe und geschützte Lage,
mildes Klima, fruchtbarer
Keuperbodeu (Mergel-
boden), Muschelkalkbodeu
(letzterer günstig für Wein-
bau).
Tiefe und geschützte Lage,
mildes Klima, Keuper-
bodeu u. Muschelkalkbodeu
(letzterer günstig für Wein-
bau), Schwemmboden.
Südabhang des Schutz vor Nordwinden, starke
Maintal.
Taunus (Rhein-
gau).
Täler des Rheim
scheu Schiefer-
gebirges.
Bestrahlung durch die Mit-
tagsfonue, mildestes Klima
iu Deutschland, in den nn-
teru Lagen abgeschwemm-
ter Boden.
Tiefe, geschützte Lage, starke
Sonuenbestrahlung, sehr
mildes Klima, Schiefer-
boden.
Weizen, Gerste,
Hopfen.
Getreide, Obst,
Wein,
Getreide, Wein,
Obst, Tabak.
Hopfen,Gemüse,
Hanf.
Getreide, Wein.
Getreide, Wein,
Obst, Hopfen.
Getreide, Obst, Ge-
müse (bei Bam-
bergauf Keuper-
boden), Hopfen,
Wein (besonders
bei Würzburg
aufmuschelkalk).
Wein (herrlichstes
Weinland
Deutschlands),
Obst, Getreide.
Weiu, Obst, iu
den Talwei-
tuugeu auch Ge-
treibe.
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C Iii.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Weiu
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Mergel- Taunus_(Rhein- Rheim Deutschland Deutschlands