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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

3. Bergische Sagen - S. 25

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Bäuerin nicht verstand. Auch machten sie die Mutter auf mancher- lei aufmerksam, das sie die Kleinen lehren konnte. „Niemals", so ermahnten sie, „sollen die Kinder einen Hollunder oder einen Fliederbaum beschädigen. Ein Messer muß nie so auf dem Tisch liegen, daß die Schneide nach oben zeigt. Aus der Waldquelle sollen sie gebückt trinken. Nach dem bunten Bogen, der bisweilen am Himmel zu sehen ist, darf kein Kind mit dem Finger zeigen ' und ihn nicht Regenbogen, sondern Himmelsring nennen. Wenn es donnert, soll keins sagen „der Herrgott zürnet", sondern „der Herr waltet". Doch als das siebente Kind geboren wurde, blieben die Jungfrauen aus. Es war ein hätzlicher, ungestalteter Knabe. Alle nannten ihn „das Unglückskind". Die Landwirtschaft gedieh auf dem Oberbüscherhofs in wunderbarer Weise. Jede Arbeit, die man am Tage begonnen, wurde, während alles schlief, vollendet. Hatte der Bauer am Tage angefangen, das Korn zu schneiden, so sah man am andern Morgen das ganze Getreide in Reihen abgemäht liegen. Bei der Kartoffelernte brauchte der Bauer nur die erste Furche aus- Zunehmen, so standen tags darauf die Kartoffeln des ganzen Ackers in zahlreichen Säcken da. Jedes Körnlein, das der Bauer säte, ging auf und trug vielfältige Frucht. Das Korn auf dem Speicher nahm nicht ab, die Vorräte im Keller wurden niemals alle, wie viel auch die Bauersleute verkauften oder verschenkten. Die größte Freude erlebten sie an ihren Kindern. Diese gediehen prächtig und wuchsen zu tüchtigen Jünglingen und schöne Jungfrauen heran. Die Söhne wurden zu Edelleuten erhoben, und die Töchter heirateten adelige Männer und wohnten in prächtigen Schlössern. Nur die jüngste, die in ihrem Spieg- lein alles sehen konnte, was die Menschen dachten, nahm keinen Mann. Sie wurde Äbtissin in einem Kloster. Die Bäuerin, die wohl wußte, woher all der Segen kam, er- wies den unsichtbaren Helfern viel Gutes. Sie besaß eine Menge Töpflein und Näpflein. Die füllte sie mit den besten Speisen und stellte sie am Abend und am Morgen in der Scheune, auf dem Speicher und auf dem Felde auf. Sie legte kleine Messer, Gabeln und Lössel neben die Schüsselchen. So oft sie die Näps- lein leer fand, wusch sie dieselben aufs sorgfältigste und füllte sie aufs neue mit köstlichem Obst, mit Milch oder Honig.

4. Bergische Sagen - S. 27

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 27 - sagte der Schwarze und berührte den Kleinen mit seinem Stabe. Da fühlte unser Männlein einen so heftigen Schmerz in allen Gliedern, als wenn sie ihm auseinander gerenkt werden sollten. Vor Schrecken wäre er beinahe auf die Erde gefallen. In großer Angst lief er davon, so schnell ihn seine Beine nur trugen, und kam wieder nach Remscheid in sein Haus. Aber was war denn das? Als er durch die Haustüre gehen wollte, stieß er mit dem Kopf gegen den oberen Balken. An seiner Stubentür ging es ihm nicht besser, und als er in sein Schlafkämmerlein eintrat, wupp? da hatte er wieder eine arge Beule weg. Ganz dumm und wirbelig war es ihm im Kopse von allen Stößen, als er sich ins Bett legte. Da wollte er sich so recht behaglich ausruhen von allen Mühseligkeiten, aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oben stieß er mit dem Kopf gegen das Bett, und streckte er die Beine aus, so stieß er gegen das untere Bettende. Er mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, überall bekam er blaue Flecke. Zuletzt lag er im Bett zusammengeklappt wie ein Taschenmesser und verbrachte die Nacht in unruhigen Träumen. Der nächste Tag war ein Sonntag. Da sing sein Elend von neuem an. Überall stieß er sich Beulen. Er wollte wieder ein- mal zur Küche und suchte seinen Sonntagsanzug hervor. Aber o Schreck! Der war ihm viel zu eng und zu klein, und ganz traurig und mutlos hängte er die Sachen wieder in den Schrank, nicht ohne sich noch ein paarmal zu stoßen. Zuletzt besann er sich auf den Anzug, den er gestern abend getragen hatte, und rasch zog er ihn wieder an. Glücklicherweise paßten d i e Kleider, denn die waren ja mit ihm gewachsen. Ganz behutsam und vor- sichtig ging er durch die verschiedenen Türen und gelangte endlich auf die Straße. In der freien Luft konnte er sich nun fo recht nach Herzenslust dehnen und recken; denn da waren keine Decken und Balken, an denen man sich stieß. Aber sein Vergnügen währte nicht lange. „Ein Riese! Ein Riese!" tönte es von allen Seiten. Und als er sich nach dem Riesen umgucken wollte, da merkte er, daß die Leute mit den Fingern auf ihn zeigten. So schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Kirche. Da konnte er wohl schön aufrecht stehen, aber er merkte bald, daß alle Leute ihn anstaunten. Sobald es nur anging, schob er sich deshalb aus der Türe und eilte nach Hause. Dort vergaß er aber seine Größe meistens, wenn er aus einer Stube in die andere ging.

5. Bergische Sagen - S. 29

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 29 - und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ sie Nonne werden. Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde zu seiner Gemahlin. Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der Feinde. Sie zogen endlich ab.

6. Bergische Sagen - S. 34

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 34 - sich die Augen und sagte gähnend nach langem Besinnen: „Die Brote Hab' ich, so wie sie aus dem Backofen kamen, zu meinem Ochsenbrätlein gegessen. Wenn ihr mir alle Tage solche Mahl- zeit gebt, so will ich für euch arbeiten, so viel ich nur kann." Da sahen die Heiden einander an und meinten, nun sei es aber Zeit, ihn beiseite zu schaffen. Einer von ihnen sagte: „Geh hinab, Hermel, in unsern Hof, dort sollst du einen Brunnen reinigen, der wohl fünfzig Klafter tief ist. Dafür sollst du dann ein Abendbrot haben, wie du es gerne hast." Der gutmütige Bursche war's zufrieden. Er stieg getrost in den Brunnen hinab und füllte den Schlamm in Eimer, die dann hinaufgezogen wurden. Die falschen Gesellen wälzten eine Menge dicker Steine an den Rand des Brunnens. Als sie einen ganzen Haufen aufgeschichtet hatten, stießen sie die Steine hin- unter in den Brunnen, damit der gute Hermel zerschmettert würde. Der sang ein lustiges Liedlein bei seiner Arbeit unten in der Tiefe und ließ sich auch anfangs durch die herabfallenden Steine in seinem Gesang nicht stören. Als sie's ihm aber gar zu bunt machten, rief er mit lauter Stimme hinauf: „Jagt mir doch die Hühner dort oben weg, sie scharren mir so viel Kies und Staub in die Augen, daß ich nicht recht sehen kann." „Na," meinten oben die feigen Gesellen, „wenn du das Kies nennst, so wollen wir dir etwas anderes bringen, daß dir der Spott vergeht." Zehn Mann mußten mit Hebebäumen einen gewaltigen Mühlstein an den Rand des Brunnens schleppen und ihn hinein- rollen. Nun jubelten sie: „So, jetzt hat er sein Teil; nun wird ihm wohl der Spott vergehen!" Der starke Hermel lachte recht herzlich und rief munter hinauf: „Habt Dank, ihr Herren, für dt'n schönen, dauerhaften Halskragen, den ihr mir geschenkt habt?" Die Heiden trauten ihren Ohren nicht; doch als sie hinabschauten in den Brunnen, sahen sie ihn ruhig fortarbeiten. Den Mühlstein hatte er wie ein Kräglein um den Hals. Da entsetzten sich die Heiden und wurden noch zorniger. Sie dachten sich schnell noch einen Plan aus, um den übermütigen Burschen zu verderben. Auf einem Lastwagen, der von acht Pferden gezogen wurde, schafften sie eine große Turmglocke her- bei und stürzten sie hinab in die Tiefe. Sie dachten, nun werde der grobe Bursche gewiß zerschmettert in der Tiefe liegen, aber der ließ sich in seiner Arbeit und in seinem Gesänge nicht stören. Er rief nur hinauf: „Vielen Dank, ihr Herren, für die schöne

7. Bergische Sagen - S. 36

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 36 - Wie sie den starken Gesellen beiseite schaffen könnten. Sie riefen ihn am Morgen herbei und sagten: „Hermel, du machst uns noch zu armen Leuten, wenn du länger bei uns bleibst. Drum gehe in die Hölle zum Teufel und sage ihm, er solle dir einen großen Sack voll Gold geben, so schwer du ihn nur tragen kannst. Wenn du uns den bringst, so sollst du immer gute Tage bei uns haben." Der gute Hermel war's zufrieden und bat die Herren nur noch, ihm den Weg zur Hölle zu zeigen. Sie gaben ihm einen Burschen mit, der ihn bis zum Heidenkeller bei Vollberg führte. Als der wieder heimkam, erzählte er den Heiden, daß der starke Hermel hinabgestiegen sei in die Teufelshöhle. Da jubelten die Heiden und riefen: „So, den sind wir nun glücklich los. Der Teufel wird dem Schlingel schon den Garaus machen." Der starke Hermel aber hatte inzwischen schwere Arbeit. Als er in den Heidenkeller hinabgestiegen war, befand er sich in einem langen, düstern Gang. Er mochte wohl eine Stunde gegangen sein, da kam er an eine geschlossene Tür, die ihm den Weg versperrte. Er schüttelte und rüttelte daran, aber umsonst. Dann trat er mit Macht gegen die Tür, und sie sprang mit gewaltigem Krachen aus. Der starke Hermel sah unten einen weiten Raum, der von vielen Feuern erleuchtet wurde. In dem flackernden Schein bewegten sich wunderliche Gestalten. Große Fledermäuse flatterten dem Wanderer um den Kopf. Der aber ließ sich nicht bange machen, sondern schlug mit dem mitgebrachten Sacke nach den Fledermäusen und ging keck und zuversichtlich die Treppe hinunter. Da hüpfte ihm der Teufel entgegen, dem er gestern das Bein abgerieben hatte. Der war wütend herbei- geeilt, um zu sehen, wer solchen Lärm an der Türe mache. Als er aber den starken Hermel erblickte, da hielt er sich ängstlich das Bein fest, das er noch hatte, und hopste heulend davon, so schnell er nur konnte. Nun wurde Hermel zu dem Obersten der Teufel geführt. Der sah gar grimmig aus und saß aus einem feurigen Thron. Er fragte den Jüngling nach seinem Begehr und faßte gleich nach seinem Halse. Hermel schlug ihn tüchtig auf die Finger und erzählte ganz treuherzig, weshalb er hergekommen. Der Teufel lächelte und sagte: „Du bist ein wackerer Bursche. Wenn du mir die drei Kunststücke nachmachen kannst, die ich dir vor- mache, so sollst du den Sack voll Geld haben. Kannst du's aber nicht, so bist du mein eigen." „Nur heraus damit, Herr Teufel?" sagte Hermel keck.

8. Bergische Sagen - S. 37

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 37 - Der Höllenfürst holte ein gewaltiges Jagdhorn herbei, das war unten so weit wie ein großes Faß. „So, nun wollen wir sehen," sagte er, „wer am besten blasen kann." Er setzte das Horn an und tutete so mächtig, daß der ganze Berg erbebte und sechs Feuer, die am nächsten waren, erloschen. Als der starke Hermel das Horn zum Blasen ansetzte, gab es keinen Ton, sondern einen Knall, und das Horn zerplatzte wie eine Seisen- blase. Die Metallstücke flogen dem Teufel an den Kopf, daß die Hörner wackelten und ihm die Nase blutete. Wohl hundert Flämmchen erloschen, und die beiden Bläser standen im Dunkeln. Der Teufel wunderte sich, holte einen schweren Stein, so groß wie ein Backhaus, und warf ihn fenkrecht in die Höhe, daß er wohl die Spitze eines Pappelbaumes erreicht hätte. Als nun Äer starke Hermel an die Reihe kam, wog er den Stein wie einen Ball sinnend hin und her und sagte endlich: „Ich will doch eben noch einmal in den Wald springen, ehe ich werfe, und ein paar Eichbäume ausreißen." „Was willst du denn damit?" fragte der Teufel. „Ich will das Gewölbe stützen," meinte Hermel. „Wenn ich werfe, könnte es einstürzen und uns alle begraben." Da wurde der Teufel recht kleinlaut und gab die Wette verloren. Er ließ sich's aber nicht merken, sondern brauchte eine Ausrede, an der es dem arglistigen Teufel ja niemals fehlt. Der wackre Bursche aber wurde auf seinen Befehl zu der höllischen Schatz- kammer geführt. Da füllte er sich seinen Sack mit Gold und Silber und zog wohlgemut zu seinen Herren. Die trauten ihren Augen und Ohren nicht. Sie sreuten sich wohl über den großen Schatz, aber sie fürchteten sich noch mehr als vorher vor dem gewaltigen Burschen. „Er wird uns über kurz oder lang alle totschlagen," meinten sie und überlegten wieder, wie sie ihn los werden könnten. Eines Tages schickten sie den starken Hermel in den Wald, um Holz zu hauen. In kurzer Zeit hatte er eine große Menge Baume gefällt und die zerkleinerten Stämme ausgeschichtet. Dann legte er sich hin, um wie gewöhnlich seinen Mittagsschlaf zu halten. Der war so tief und fest, daß auch das stärkste Geräusch ihn nicht störte. Er lag im Schatten der Holzstöße, die er auf- gerichtet hatte. Da schlichen die hinterlistigen Heiden herbei, häuften ringsum Stroh und Holz aus und zündeten es an. Bald loderten die Flammen hoch auf, und inmitten des feurigen Ringes schlief ahnungslos der gute Hermel. Zuerst hörte man

9. Bergische Sagen - S. 1

1911 - Elberfeld : Bacmeister
1. Die Schatzgräber auf dem Engelnberg. Vor vielen, vielen Jahren war es auf dem Engelnberg recht öde. Da wuchs nur niederes Gestrüpp zwischen den Steinen. Auch gab es dort manche Schluchten und dunkle Höhlen.' In diesen Schlupfwinkeln hielten sich Räuber auf und versteckten dort ihre Schätze. Wenn nun in Elberfeld den Leuten etwas abhanden kam, so sagten sie: „Et geiht dem Engelenberg herop?" Später erzählten sich die Leute auch, man könne auf dem Engeln- berg Schätze in der Erde finden. Nun wohnte am Rommelspütt ein Mann, der wollte mit seinem Sohn auf dem Engelnberg einen Schatz graben. Vor Mitternacht brachen sie auf und gingen hinauf zum Engelnberg. <£§ war eine stürmische, düstere Nacht. Die beiden Schatzgräber kamen an einzelnen kleinen Bauernhäusern vorbei, und vor jedem bellte ein Hund. Sie gingen ganz still weiter, denn wenn man einen Schatz graben will, darf man nicht sprechen. Auf einmal merkten sie, daß ein schwarzes Ungetüm wie ein großer Hund mit feurigen Augen ihnen nachging und immer um sie herum- lief. Sie hatten beide so große Angst, daß ihnen die Schweiß- tropfen auf der Stirne standen. Keiner aber wollte es den andern merken lassen, und so gingen sie mutig vorwärts. Als sie fast oben waren, kam wieder das Ungetüm mit den feurigen Augen ganz dicht an sie heran. Da wurde ihnen so unheimlich zumute, daß sie umkehrten und schnurstracks den Berg hinunter- liefen. Die Lust zum Schatzgraben war ihnen vergangen. Sie arbeiteten aber von nun an fleißig und wurden wohlhabende Leute. Da lernten sie, daß die Arbeit der beste Schatz ist.

10. Bergische Sagen - S. 2

1911 - Elberfeld : Bacmeister
2. Vom Zwergenloch an der Kluse. Es gab einst eine Zeit, da sah's hier im Wuppertal ganz anders aus als heute. Von Häusern war nichts zu sehen. Waldige Berge begleiteten die Wupper auf ihrem Lauf. In dem klaren Wasser des Flusses spiegelten sich Himmel und Bäume. Am dichtesten traten bei der Kluse die Berge an die Wupper heran. Das stille Tal mit seinen waldigen Hügeln hatten sich Zwerge zum Wohnorte ausersehen. Am liebsten hielten sie sich an der Kluse und im Island auf. Am Tage arbeiteten sie fleißig im Innern der Berge, schmiedeten kostbare Waffen und Geräte oder gruben in der Erde nach Schätzen, nach edlen Steinen und Perlen. Abends, wenn die Männlein müde von der Arbeit waren, lustwandelten sie im Walde oder ruhten unter schattigen Bäumen aus. Auch als einzelne Leute ihre Hütten im Wupper- tal bauten, blieben die guten Zwerge. Mancher Wanderer, der in der Abenddämmerung durch den Wald an der Kluse ging, hat die Männlein gesehen. . Häufig hielten dann die Zwerge die Vorübergehenden an und plauderten gemütlich mit ihnen. Aber die Leute mußten gut und fromm sein. Ungezogenes Reden oder Tun duldeten die Zwerge nicht in ihrer Nähe. Nach und nach zogen immer mehr Leute hierher. An Stelle der kleinen Häuser, in denen die Garnbleicher wohnten, entstanden Fabriken. Das Wasser der Wupper ward trübe und müde von der vielen Arbeit; es floß nicht mehr so munter dahin. Die Leute holzten manchen Wald ab; die Hügel wurden mit Häusern bebaut. Auch der Kluser Wald verschwand. Da wurde es den Männlein ungemütlich. Sie verließen das ehemals so stille Tal und kehrten niemals wieder. 3. Warum ein reicher Mann nach seinem Tode keine Ruhe fand. Am Kerstenplatz in Elberfeld wohnte einst ein reicher Mann, den die Leute Konellges nannten. Er war aber sehr unehrlich und betrog oft die Leute, die bei ihm Recht suchten, um Hab und Gut. So konnte er sich ein Haus nach dem andern kaufen, und endlich gehörten ihm alle Häuser am Kerstenplatz. Auch besaß er Gärten und Felder am Kirdel. So hieß früher der Berg auf dem rechten Ufer des Mirkerbaches.
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