1911 -
Elberfeld
: Bacmeister
- Autor: Schillmann, Otto, Schieferdecker, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Bergisches Land
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sich die Augen und sagte gähnend nach langem Besinnen: „Die
Brote Hab' ich, so wie sie aus dem Backofen kamen, zu meinem
Ochsenbrätlein gegessen. Wenn ihr mir alle Tage solche Mahl-
zeit gebt, so will ich für euch arbeiten, so viel ich nur kann."
Da sahen die Heiden einander an und meinten, nun sei es aber
Zeit, ihn beiseite zu schaffen. Einer von ihnen sagte: „Geh
hinab, Hermel, in unsern Hof, dort sollst du einen Brunnen
reinigen, der wohl fünfzig Klafter tief ist. Dafür sollst du dann
ein Abendbrot haben, wie du es gerne hast."
Der gutmütige Bursche war's zufrieden. Er stieg getrost
in den Brunnen hinab und füllte den Schlamm in Eimer, die
dann hinaufgezogen wurden. Die falschen Gesellen wälzten eine
Menge dicker Steine an den Rand des Brunnens. Als sie einen
ganzen Haufen aufgeschichtet hatten, stießen sie die Steine hin-
unter in den Brunnen, damit der gute Hermel zerschmettert
würde. Der sang ein lustiges Liedlein bei seiner Arbeit unten
in der Tiefe und ließ sich auch anfangs durch die herabfallenden
Steine in seinem Gesang nicht stören. Als sie's ihm aber gar
zu bunt machten, rief er mit lauter Stimme hinauf: „Jagt mir
doch die Hühner dort oben weg, sie scharren mir so viel Kies
und Staub in die Augen, daß ich nicht recht sehen kann." „Na,"
meinten oben die feigen Gesellen, „wenn du das Kies nennst,
so wollen wir dir etwas anderes bringen, daß dir der Spott
vergeht." Zehn Mann mußten mit Hebebäumen einen gewaltigen
Mühlstein an den Rand des Brunnens schleppen und ihn hinein-
rollen. Nun jubelten sie: „So, jetzt hat er sein Teil; nun wird
ihm wohl der Spott vergehen!" Der starke Hermel lachte recht
herzlich und rief munter hinauf: „Habt Dank, ihr Herren, für
dt'n schönen, dauerhaften Halskragen, den ihr mir geschenkt habt?"
Die Heiden trauten ihren Ohren nicht; doch als sie hinabschauten
in den Brunnen, sahen sie ihn ruhig fortarbeiten. Den Mühlstein
hatte er wie ein Kräglein um den Hals.
Da entsetzten sich die Heiden und wurden noch zorniger.
Sie dachten sich schnell noch einen Plan aus, um den übermütigen
Burschen zu verderben. Auf einem Lastwagen, der von acht
Pferden gezogen wurde, schafften sie eine große Turmglocke her-
bei und stürzten sie hinab in die Tiefe. Sie dachten, nun werde
der grobe Bursche gewiß zerschmettert in der Tiefe liegen, aber
der ließ sich in seiner Arbeit und in seinem Gesänge nicht stören.
Er rief nur hinauf: „Vielen Dank, ihr Herren, für die schöne