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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 23

1913 - Breslau : Hirt
Moor und Marsch. 23 erheblich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutungen und Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Die „Moordamm- Kultur" besteht in der Bedeckung des Tiefmoors, das vorher entwässert sein muß, mit einer 11 cm starken Moorschicht, die aus Gräben entnommen ist, und dann mit Sand. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig gestaltet, daß die derartig behandelten Böden an Höhe und Sicherheit der Erträge dem besten Marschboden gleichkommen. Endlich aber hat der Chemiker das unan- gegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte, künstlichen Dünger in seine bare, blanke Narbe zu tun, und nunmehr wogen auf der ehemaligen Wüstenei die schönsten Roggenfelder, während die Niedermoore zu ertragreichen Wiesen oder Weiden aufgebessert werden. Dennoch beruht die zweckmäßigste Nutzung auf der Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn, Venn — Morast). „Sie bedingt^ zunächst die völlige Abtorfung der Fläche, wobei die oberste, als Brenntorf nicht verwendbare Schicht, die .Bunkerde' (Moostorf und Heiderde), in Stücken von 0,30 — 1 m ,abgebunkt', d. h. auf den schon abyetorsten Untergrund geworfen wird. Sodann wird sie mit mindestens 10 cm Sand bedeckt, der mit der obersten Schicht der Bunkerde durch mehrmaliges Pflügen eng vermischt wird. Die so gewonnene Ackerkrume verlangt in der ersten Zeit eine sehr starke Düngung, gibt dann aber vorzügliche und sichere Ernten. Die Bunkerde verzehrt sich in wenigen Jahrzehnten, und es bleibt, da der Untergrund des Moores meistens aus schwach eisenhaltigem Sand und nur ganz selten aus Lehm und Klei besteht, ein Humus- reicher Sand als Ackererde zurück." Damit aber dieses erfreuliche Ergebnis erzielt werden kann, ist eine umfangreiche Wasserwirtschaft Vorbedingung. Ein Hauptkanal vom abzutorfenden Moor nach dem nächsten Flusse oder einem andern Kanal muß gezogen werden, und wenn das Werk recht gedeiht, begleitet ihn später ein paralleler Wasserzug für die schnellere Hin- und Rückfahrt: beide werden durch rechtwinklig einlaufende Kanäle vereinigt. Die Hauptwieke ist „die Mutter der Fehntjers, die ihm Milch und Brot gibt". An sie gliedert sich das Netz der kleineren Wasserstraßen, der Inwieken und Hinterwieken, daneben auch der Landstraßen, und wenn da günstige Absatz- und auch Abwässerungsbedingungen vorhanden sind, entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von Gehöften, schließlich eine Stadt. In mustergültiger Weise ist die Fehnfrage gelöst worden von der holländischen Stadt Groningen, aber die niedersächsischen Fehne sind — mit Ausnahme der olden- burgischen und der älteren im Reg.-Bez. Stade ans dem 18. Iahrh. — weit hinter diesem Muster zurückgeblieben. Die meisten sind aus Mangel an Erfahrung oder an Mitteln in minder gelungenen Versuchen steckengeblieben; auch das Papenburger, eins der größten unter den deutschen, steht den holländischen stark nach. Die für alle nord- westlichen Moore wirkende Zentral-Moorkommission in Bremen und ihre Versuchs- station haben Wesentliches erzielt, aber große praktische Erfolge werden erst gewonnen werden durch holländische Lehrmeister, die ihr Werk im Burtanger Moor begonnen haben. Neuerdings hat eine starke, vom Staate geförderte Bewegung eingesetzt, die Moore der Besiedlung zu gewinnen, sie hat vor allem die Nutzbarmachung der Hoch- moore, nicht die Fehnwirtschaft zum Ziele, und in Hannover ist die erste amtliche „Moorstelle" ins Leben getreten. Ihre Aufgabe ist es, alle bisherigen Erfahrungen in der Moorkultur zu sammeln und zu verwerten. Da, wo die Flüsse langsam und an den Küsten durch die Flut gestaut zum Meere ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich führen, und dieser bildet dann das Marschland, das an den breiten Mündungsbusen unserer großen Ströme sich am weitesten ausgedehnt. Zwischen den Mündungen der Elbe und der Ems liegen 3386 qkm solchen Bodens, von dem etwa die Hälfte zweimal täglich von Salzwasser überspült werden würde, wenn er nicht künstlich geschützt wäre. ' E.stumpfe, Die Besiedelung der deutschen Moore. Leipzig 1903, S. 104 ff.

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 29

1913 - Breslau : Hirt
7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29 Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken- und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover, abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un- glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles". 8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!) besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden. Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben. Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu- gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch, und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort- steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf- zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram- bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt- schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens 90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. — Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf, hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß- städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren, 1 S. Bilderanhang S. 67.

3. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 31

1913 - Breslau : Hirt
9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken. 31 Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im nördlichen und im östlichen Lüneburg auf, die ebenso Wie die Heide zum Südlichen Landrücken gehören, der erst bei Cuxhaven endet- ihr tonhaltiger Boden trägt vielfach schönen Buchenwald. Sie beginnen nördlich vom Bruchlande des Drömling, das auf künstlichem Wege nach der Aller und der Ohre hin (s. S. 22) entwässert wird, und ziehen in nordnordwestlicher Richtung zum Teil über die Elbe hinaus. Zu ihnen gehören: a) Der Lemgow [lemgö], rechts der Jeetzel. b) Der Drawehn (vom slawischen vrevjan — Holz), links vom Flusse, bis 142 m hoch. Den bewaldeten Höhen hat der leicht bewegliche Sand die weichen Formen gegeben. In der breiten Wiesenniederung der Jeetzel die drei kleinen Städte: das alte Lüchow [lüchö], vom slawischen Luch — Sumpfland, Hauptort der ehemaligen Grafschaft Lüchow, Dannenberg und auf einer Insel in der Einmündung in die Elbe Hitzack er. Die beiden letzten Städte sind um deutsche Zwingburgen im wendischen Lande entstanden,- im Schlosse von Dannenberg saß 1223-25 der König Waldemar Ii. von Dänemark gefangen. c) Der Name Göhrde im engeren Sinne kommt einem annähernd kreisrunden Waldlande von 10 km Durchmesser zu, sie ist bis 150 m hoch. Ihr glänzender Wildbestand hat von jeher die Herrscher des Landes zur Weidmannslust angelockt. 16. September 1813 Sieg der Verbündeten- Denkmal. Dieser östlichste Winkel Hannovers zwischen der Elbe und Sachsen erinnert durch seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Bewohner bis zu einer Linie von Bleckede südwärts einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch bewahrt im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der „Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen. 9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken. Die Marschen lagern an den Flüssen, vor allem an der Elbe und der Weser, aber auch an der Oste, der Medem und der Geeste wie an den kleineren, gewöhnlich durch einen breiten Streifen Moorlandes getrennt von der hohen „Geestkante". Das Moor dringt an vielen Stellen tief in die Geestrücken ein oder überlagert ihn als Hochmoor. Politisch gehört der weit- aus größte Teil dieser Randgebiete zu den Reg.-Bez. Lüneburg und Stade, kleinere Stücke zu Hamburg, Bremen und auch Oldenburg. Alte Landes- namen: die Herzogtümer Bremen und Verden, jenes den größeren nördlichen Teil von Stade bildend — ausgenommen das Land Hadeln, um die Medem dieses die südliche Ecke- beide waren bis 1648 Bistümer, wurden dann schwedisch, 1715 hannoversch. a) Die Elbmarschen von Schnackenburg bis Harburg mit dem rechtselbischen Anteile bis zur Rögnitz, nicht selten - so 1888 - von den Hochfluten der Elbe arg bedroht. Wie die meisten Städte in der Nähe unserer großen Flüsse und der See ist Har- bürg am Rande einer Geestzunge erbaut, so daß es zugleich die Marsch berührt (Grund?), und da diese Geestzunge bis an einen schiffbaren Elliarm vorspringt, so ist

4. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 36

1913 - Breslau : Hirt
36 Iv. Pflanzen- und Tierleben. monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm 28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%. Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem Sw, kommend. Iv. Pflanzen- und Tierleben. Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide (Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix). Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund- rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide- boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über- zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch- mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu- nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech- palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald- bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f. Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln, 8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden, verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen * Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder (Globus 1895, Bd. 70).

5. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. uncounted

1913 - Breslau : Hirt
Die Lüneburger Heide an der mittleren Luhe. Im Gegensatz zu den beträchtlichen Hügeln an der oberen Luhe zeigt hier die Landschaft eine sanftwellige Form. In ihrer tiefsten Rinne führt der Flusz seine stets klaren Wasser in Schlangenwindungen durch moorige Wiesen der Ilmenau zu. Wo der Sandboden lehmhaltig ist, liegen im Windschutz knorriger Eichen, öfter umhegt mit einem Walle von Findlingsblöcken, umgeben von Wiesen und Äckern, nieder- sächsische Langhäuser. Sie bilden zugleich Wohnstätte, Viehstallung und Scheuer der mühsam arbeitenden Heidebauern. Der Schäfer treibt seine Herde auf die feuchteren Landstriche, wo Binsen, Sauergräser und Sumpfheide (Erica) locken Die kiesreichen Stellen schmückt im Frühling gelbblühender Einster, der jetzt im Mittsommer dunkle Schoten trägt. Nun ist die Heide am schönsten. Sie schimmert und duftet im Purpurgewande des blühenden Sandheidekrautes (Calluna), soweit das Auge über die menschenleere Fläche mit silberstämmigen Birken, mit Eichen, Wacholdern und Kieferngehölzen dringt.

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 6

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
6 Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken unter Dach und Fach zu bringen. Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried- gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter- läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren. Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr- Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor. Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver- glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen, Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und viele andere duftende Blümchen. Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht: das Maiglöckchen und den Waldmeister.

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 13

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
13 Auf der Aller herrscht oft, wenn die Holzhändler aus Celle und Winsen a. d. A. ihre Holzflöße nach Bremen senden, ein reges Leben; denn Tannen und Fuhren bilden durch die ganze Heidegegend einen bedeutenden Handelsartikel. Der Floßmeister vereinigt etwa 29 Balken zu einem Floße, indem er am untern und obern Ende eines jeden Bauines ein Loch bohrt, um in dieses mit Holzkeilen einen aus Weiden geflochtenen Strang hineinzutreiben, so daß dieses Weidenband schließlich über das ganze Floß hinläuft und die einzelnen Balken zusammenhält. Bei der Mündnng der Wietze, welche ihre ersten Gewässer aus dem Grenzgraben der Eilenriede bei der List und durch kleine Zuflüsse aus dem Warmbüchener Moor erhält, verlassen wir die Aller, um die Teerquellen bei den Dörfern Wietze und Steinförde aufzusuchen. Es sind hier in letzten Jahren 7 Bohrtürme errichtet, durch welche, — freilich in bedeutender Tiefe — Petroleumquellen erschlossen sind und in noch tieferen Schichten auch Steinsalzlager. Daneben haben einige Hofbesitzer auch auf ihren Grundstücken Teerquellen, und das von ihnen angewandte einfache Verfahren bei der Gewinnung des Teeres ist folgendes: Man thnt die fette Erde aus den Quellen in große Kessel, gießt heißes Wasser darüber und füllt dann die oben schwimmenden Fetlteile ab. Aber sowohl die durch die Bohrtürme, wie auch durch diese Quellen gewonnen Petroleummassen werden ungereinigt als Wagenschmiere in den Handel gebracht. Auf dem Rückwege gehen wir an der Wietze entlang bis an die Aller. Der Wietzemündung gegenüber am rechten Ufer der Aller zieht sich stundenweit bis in die Nähe von Hudemühlen ein umfangreiches Moor hin, größer als das Neustädter und Warmbüchener Moor. Kein Baum unterbricht die unabsehbare Einöde, welche mit schilfigem Moorgras und Binsen bedeckt ist. Hier sind die Brutstätten der wilden Enten, Bekassinen und Kiebitze; ja selbst Kraniche, die sonst meistens weiter nach Norden ziehen, nisten in diesem großen Moore. Wenn du in später Abendstunde oder zur Nachtzeit an solch' ausgedehnten Moorflächen vorüber wanderst, auf welchen die. tiefe Stille nur durch den emtönigen Ruf der Wasser- und Sumpfvögel unterbrochen wird, dann zieht ein banges Gefühl der Einsamkeit in dein Herz hinein, und in deiner Einbildung erscheint dir das Glüh- würmchen im Moore wie ein Irrlicht. Aber wehe dir, wenn du in

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 16

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
16 1. Um größere Heideflächen zu durchwandern. 2. Um die sieben Steinhäuser aufzusuchen. 3. Um in einem Bauernhause Einkehr zu halten. 1. „Es ist so still, die Heide liegt Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale. Die Kräuter blühn, der Heidednst Steigt in die blaue Sommerlust. 2. Lauskäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelheide Glöckchen. Die Vöglein schwirren ans dem Ärant, Die Lust ist voller Lerchenlaut." Wir sind jetzt im Herzen der Lüneburger Heide. Schattenlos und einsam ist unser Weg, und mühevoll ist das Wandern im losen Wüstensande. Ringsum herrscht tiefe Stille, welche aber ab und an wohlthueud unterbrochen wird durch das Zirpen der Grille, das Summen der Bienen und durch den fröhlichen Gesang der Heidelerche. Auf weiten Strecken sehen wir nur Himmel und Erde vor uns; während au anderen Stellen Birken- und Fuhrenwälder, der zierliche Wachholderstranch, der gelbblüheude Ginster oder auch die wilde Rose willkommene Abwechselungen in die Eintönigkeit der öden Heideflächen bringen. Wir stecken uns einen duftenden Rosenstrauß au deu Hut und singen das Lied von dem Heideröslein: „Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein aus der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah zu sehn, Sah's mit vielen Freuden."■ Man hat diese ausgedehnten Heideflächen verglichen mit dem weiten Meere, und in Wahrheit ist in ganz früher Zeit, wie wir das schon beim Lindener Berge gesehen haben, die ganze „Norddeutsche Tiefebene" vom Meere bedeckt gewesen. Die stummen Zeugen für diese Annahme sind dort am Lindener Berge die versteinerten Meer- schneckenhäuser und hier neben versteinerten Seeigeln, die auf Eisschollen von Schweden und Norwegen hierhergetragenen umfangreichen Granit- blöcks.

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 30

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
30 der Landesherrschaft der Antrag gestellt, in Uelzen eine höhere Schule zu errichteu. Der letzte Landtag hierher wurde im Jahre 1635 ans- geschrieben, aber schließlich wegen der Unsicherheit durch deu dreißig- jährigeu Krieg (1618—1648) in Celle abgehalten. Im Schoten sind die klaren Quellen der sorellenreichen Hardan, welche wir iu ihrem geschlängelten Lause durch ein drei Stunden langes Wiesenthal begleiten bis an die Ilmenau. Tie Xtfer des Baches sind eingefaßt mit Erlen und Weiden, diesen Schildwachen der Flüsse, und aus dem frischgrünen Grase blickt uns überall das Vergißmeinnicht, dieses Sinnbild der Liebe und Treue, freundlich entgegen. Mit empfänglichem Herzen gedenken wir dabei des Dichter- wortes: «Es blüht eilt schönes Blümchen auf nns'rer grünen An, Sein Aug' ist wie der Himmel, so heiter und so bleut, Es weiß nicht viel zu sagen, und alles, was es spricht, Ist immer nur dasselbe, ist nur: Vergißmeinnicht!" Tie vielen, in regelmäßigen, kleinen Feldern dachförmig angelegten Beriefelnngswiefen können aber von der kleinen Hardan nicht alle gleichzeitig bewässert werden, weil das Wasser nicht reichen würde; die Berieselung ist jedoch dadurch ermöglicht, daß die Besitzer der Wiesen durch besondere Gesetze das ganze Jahr hindurch die Tage festgestellt haben, an welchen der Reihe nach jeder einzelne seine Schleusen zusetzen dars. Daher sehen wir auf unferem Wege, daß einige überrieselte Wiesen im Silberscheine des krystallhellen Wassers erglänzen, während die oberhalb und unterhalb liegenden vollständig trocken sind, und daß uach eiuigeu Tagen dieselbe Erscheinng um- gekehrt ist. Die Anlage der Wiesen ist sehr kostspielig, und das Reiuigeu der zahlreichen Gräben erfordert viele Arbeit; aber dem entsprechend sind auch die reichen Graserträge. Es gilt hier das Wort: „Sauer verdient, gedeiht doppelt, und mühsam erworben, bringt Segen." In der Hardan und Ilmenau findet man Perlmuscheln. Die besten Perlen, welche die Größe einer Erbse und die Farbe des Milch- glases haben, kosten 20 Mk., minderwertige 10 Mk. Noch um das Jahr 1700 waren in Uelzen drei beeidigte Perlenfischer angestellt. Die Arbeit würde aber jetzt für diese Männer nicht mehr lohnend sein, da die Zahl der Mufchelu immer mehr abnimmt; denn mit dem Öffnen der Mnfchel stirbt auch die darin wohnende Schnecke.

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 41

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
41 Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten. Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer. Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet: „Gott bewahre Damm und Dieken, Siel und Bulwerk und derglieken, Dato uuse Land und Good Und en ehrlich Wurster Blood." Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern. Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde. Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen, wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen, wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz. Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen Absatz findet.
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