156 Das Deutsche Reich.
westlicher Richtung den fruchtbaren Rh ei n g au. Hier gedeihen auf den
Hügeln gegen den Taunus hin, die edelsten aller Rheinweine. — Von Bingen
ab beginnt das Durchbruchstal, das bis Bonn reicht. Es bildet das reiz-
vollste deutsche Stromtal, von Schieferselsmauern eng eingeschlossen. Nur
das fruchtbare Neuwieder Becken, eine abgesunkene Scholle, bildet eine Aus-
nähme. Das „Binger Loch" und der am rechten Ufer jäh als nackte Fels-
klippe vorspringende Lurleiselsen waren ehedem der Schiffahrt gefährlich.
Die hohen Userwände sind mit Rebengeländen geschmückt' düstere, s'agenreiche
Burgruinen (Rolandseck) oder schöne Schlösser (Rheinstein) erheben sich auf
den Felsen, ^und im Tal, an den Strom geschmiegt, liegen altertümliche,
turmreiche Städtchen (Bacharach) mit einer reichen Geschichte. Der auch im
sommer wasserreiche Strom ist stets belebt von Schleppdampfern, Personen-
dampfern und Kähnen. Zu beiden Seiten des Stromes führen Eisenbahnen
mit regem Verkehr.
4. Die Bewohner sind rheinfränkischer, in denn. Gebieten bereits
sächsischer Abstammung und gehören größtenteils der katholischen Kirche
an. Das Wuppertal ist evangelisch. Die Bevölkerungsdichte des
Gebietes ist sehr verschieden. Denn während im rheinisch-westfälischen
Jndustriebezirk auf 1 qkm bis 1600, im Becken von Neuwied auf 1 qkm
300 Menschen wohnen, weist die Eisel auf gleicher Bodensläche uoch uicht
40 Bewohuer auf. Die Flußtäler und besonders die Judustriebezirke sind
dicht, die Hochflächen z. T. sehr dünn bevölkert. — Die Nahrungs-
quellen sind im N. Industrie und Bergbau, iu den Tälern Wein- und
Ackerbau, Handel und Fremdenverkehr, auf den Höhen Waldwirt-
schaft, Viehzucht und Ackerbau.
5. Ortskunde, a) In der Rheinprovinz: Trier, R.-B.-H.*), in
einer größeren Moseltalebene gelegen, älteste deutsche Stadt, mit großartigen
Uberresten altrömischer Bauwerke, wie der Porta nigra.—Kreuznach a. d.
Nahe, Salinen und Solbad. — Ä-Aachen, Hst. des westlichsten preuß. R.-B.,
am Nordrande des Hohen Venn gelegen, einst Lieblingssitz Karls des Großen,,
dann lange Zeit Krönungsstadt der deutschen Kaiser**), jetzt wichtige Industrie-
stadt. Altberühmte Schwefelbäder — Koblenz, R.-B.-H., am?; sperrt als
wichtige Festung mit dem gegenüberliegenden Ehrenbreitenstein das Rhein
Mosel- und Lahntal. Knotenpunkt für den Verkehr. — Bonn, schön gelegene
Universitätsstadt am Austritt des Rheins aus dem Schiesergebirge. — Im
Industriegebiet: ^ Elberseld-Barmen, große, langgestreckte Fabrik-
städte für Baumwoll- und Wollweberei im Wuppertale. — Solingen,
Eisenwaren. «-Essen, weltberühmte Gußstahlfabrik, von Krupp begründet.
d) In dem gewerblichen Teil der Provinz Westfalen: * Dort-
mund, am Nordabhange des Gebirgsgebiets gelegen. Mittelpunkt des Berg-
baues auf Eisen und Kohlen; durch den D o rtmund-Ems-Kanal ist dies-
Kohlengebiet mit der See und Wilhelmshasen verbunden. Ein Schiffshebe-
werk vermittelt den Ubergang vom Dortmunder Stichkanal zum 16 m tiefer
liegenden Hauptkanal. — » Bochum, Fabrikstadt, Gußftahlerzengung. —
Iserlohn, Fabrikstadt für Nadel- und Messingwaren. — H age n, Industrie-
platz für Metall- und Webeivaren. — Arnsberg, R.-B.-H., an?
c) In der Provinz Hessen-Nassau, und zwar im R.-B. Wiesbaden:
* Wiesbaden, R.-B.-H. am südlichen Abhänge des Taunus, glänzendste Stadt
Nassaus. Berühmter Badeort. — Andere Badeorte: Ems a. d.^Lahn,
Selters, Soden, Homburg v, d. Höhe***). — Die besten Weißweine
Deutschlands liefern die Weinorte im Rheingau: Johannisberg und
Rüdesheim, den besten deutschen Rotwein Aßmannsha^usen.
d) Oldenburgisch: Fürstentum Birkenfeld am Südabhange des
Hunsrücks, ganz von preußischem Gebiet umschlossen, mit Achatschleiserei.
*) R.-B.-H. d. h. Hauptstadt des Regierungsbezirkes.
**) Schiller: Der Gras von Habsburg.
***) Die „Höhe" ist der landläufige ursprüngliche Name für den Taunus.
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Extrahierte Personennamen: Karls Krupp Fürstentum_Birkenfeld Schiller
174 Das Deutsche Reich.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elekrrifche Hochbahn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
Kaiser Wilh elm-D enkm al. das Reichtagsgebäude. ' Die schönste
Straße ist die „Unter den Linden". Ein Spaziergang durch den schönen,
schattigen Tiergarten und durch die Siegesallee mit den Denkmälern
samtlicher märkischer und preußischer Herrscher führt uns nach Charlotten-
bürg, reich an Villen und Gartenanlagen.*) — Spandau, Festung an der
Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt durch seine Gewehr
sabriken und Geschützgießereien und die Militärschießschule. Im Juliusturin
liegt der Reichskriegsschatz, 120 Mill. Ml in Gold. — Potsdam, R.-B.-H.,
zweite Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in
schöner Umgebung gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Neues
Palais u. a. — Brandenburg a. d. Havel, älteste Stadt der Mark^
Fahrradwerke. — Eberswalde, am Finow-Kanal, Forstakademie. —
Frankfurt a. £>., R.-B.-H., an der großen wö. Verkehrslinie. — Küftrin,
starke Festung an der Warthemündung. — Guben, gewerbreiche Stadt an
der Lausitzer Neiße. — Kottbus, Eisenbahnknoten.
; c) In der Provinz Sachsen: Stendal, alte Hst. der Altmark.
4. Der südliche Landrücken besteht aus einzelnen, lose aneinander
gereihten Erhebungen, die sich von 80. nach Sw. erstrecken und in dieser
Richtung an Höhe abnehmen. Er zeigt sandigen, wenig fruchtbaren Boden.
Ihm fehlen die Seen. Vorwiegend trifft man magere Ackerfelder und Kiefern-
wälder an.
In Oberschlesien bildet der Landrücken auf der rechten Oderseite die
Tarnowitzer Höhe, die fehr reich an Zink, Steinkohlen und Eisen ist.
Die Eisenschätze haben hier den dichtbevölkerten oberschlesischen
Jndustriebezirk hervorgerufen mit zahlreichen, schnell gewachsenen Städten.
N. von Kosel erreicht der Landrücken seine höchste Erhebung, 400 in. Auf
der Feldmark Paruschowitz befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 in.
tief. S. S. 15.
Recht fruchtbar ist die zwischen Höhenzug und Sudeten gelegene, von
der Oder und ihren Nebenflüssen bewässerte schlesische Ebene. Aus ihr
erhebt sich zwischen Eulengebirge und Oder der Zobten. Etwa von der
Katzbachmündung ab beginnt das Oderdurchbruchstal. Zu den Hügelketten
dieses Gebietes gehören die weinreichen Grünberger Berge. In der Nw.=
Richtung des Landrückens folgen jetzt die niederschlesischen Heide-
gebiete und der Niederlausitzer Grenzwall, worauf der Landrücken
in den wasserarmen, kahlen Höhen des Flämings hervortritt. Jenseits der
Elbfurche und der fruchtbaren aus Löß bestehenden waldlosen Magdeburger
Börde zeigen sich, noch im Gebiete des ostdeutschen Tieflandes, die letzten
Ausläufer des südlichen Landrückens in den wellenförmigen Sandrücken der
Lüneburger Heide. Den südlichen Landrücken begleitet eine Reihe zu-
sammenhängender Niederungen, die noch jetzt durch Malapane, Oder (bis-
unterhalb Breslau), Schwarze Elster, Elbe (— Magdeburg), Aller, Uuter-
weser kenntlich sind. Man nennt sie das Breslau—bremer Haupttal.
Die Liineburger Heide ist eine starkgewellte, sandige diluviale Fläche.
Auf weiten Strecken herrscht eine traurige Öde, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten." ' Hin und wieder tritt Kiefernwald,
Ackerfeld oder Hochmoor auf; an einzelnen Stellen triffst du ein Hünengrabs
mit mächtigen Steinblöcken umstellt. Die Bewohner ernähren sich von der
*) Bedeutendste Vororte: Neu-Weißensee, Wilmersdorf, Pankow, # Rix-
dorf, 5 Schöneberg, Steglitz, Groß-Lichterfelde.
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Das Norddeutsche Tiefland. 181
und Heidestrecken. Die Bucht von Münster breitet sich zwischen dem Teuto-
burger Walde und dem Rheinischen Schiesergebirge aus, ist also das Gebiet
der obern Ems und der Lippe. Mit Ausnahme der sandigen Striche
an der holländischen Grenze und einzelner Moore ist der Boden sehr
fruchtbar. Die Fruchtbarkeit nimmt von N. nach S. zu. Am Abhänge der
Haar zieht sich der Hellweg hin, eine äußerst fruchtbare Ebene, zu der
auch die S o e st e r *) Börde gehört. Die Einförmigkeit des Münster-
landes wird durch seine herrlichen Eichenwälder weniger fühlbar. Der
Dortmund-Ems-Kanal verbindet das rheinische Industrieland und
das Ruhrkohleugebiet mit der See bei Emden.
Die Bauern dieses Landstrichs leben mit ihrem Gesinde nach sächsischer
Art auf Einzelgehöften, die gewöhnlich mitten in ihrer Feldmark liegen und
von schönen Obstgärten umgeben sind. Das Wohnhaus ist nach altsächsischer
Art gebaut und vereinigt unter seinem Dache die Tenne, die Stallungen für
das Vieh und die Wohnräume für die Meuscheu.
Die Bucht von Köln ist der s. Teil der niederrheinischen Tiefebene.
Sie breitet sich zwischen Eifel und Sauerland aus und wird ihrer ganzen
Ausdehnung nach, von Bonn bis zur holländischen Grenze, vom Rhein
durchströmt. Um Überschwemmungen vorzubeugen, sind die Stromufer
eingedeicht; Hie und da find in der Tiefebene niedrige Höhenrücken. Die
Tieflandsbucht ist fast durchweg sehr fruchtbar. Die Bewohner treiben aus-
gedehnten Getreidebau, ergiebigen Obstbau und lohnende Viehzucht. Da
jedoch einerseits das Ruhrkohlenbecken an der unteren Ruhr, andererseits das
belgische Kohlenbecken bei Aachen bis dicht an den Rand des Tieflandes
reichen, ist in den Städten auch bedeutende Industrie anzutreffen.
Ortskunde, a) In Westfalen: Münster, R-B.-H., mitten im Münster-
lande gelegen, altertümliche Bischofsstadt; wichtiger Getreidemarkt- Univ. —
Hamm, Fabrikstadt an der mittleren Lippe, die hier schiffbar wird- alte Hft.
der eifenrelchen „Grafschaft Mark". — Soest (sost), in der fruchtbaren soester
Börde- Getreidehandel.
b) In der Rh einprovinz: * Köln, größte und reichste Stadt am
Niederrhein, wichtige Handelsstadt und Festung ersten Ranges am l. Rhein-
ufer. Berühmt ist der Dom, das großartigste Denkmal deutscher Baukunst.
Als alte Erzbischofstadt ist sie reich an Kirchen, daher das „deutsche Rom".
„Kölnisches Wasser" ist ein bedeutender Handelsartikel. — & Düsseldorf,
Rheinhafen für das gewerbreiche Wuppertal. Kunstakademie und Malerschule.
— Ruhrort, einer der bedeutendsten Binnenhäfen der Welt mit gewaltigem
Verkehr an der Ruhrmündung. — * Krefeld, Mittelpunkt der deutschen
Seiden- und Samtindustrie, das „deutsche Lyon". — & Duisburg (Düs-
burg), Industriestadt am Rhein.
Das Klima des westdeutschen Tieflandes ist Seeklima.
Die Wärme des Jahres bleibt überall über 8°. Der Januar ist
wärmer als 0°, dem milden Winter entsvricht ein kühler Sommer (Juli 17 °).
Die Gegensätze zwischen der größten Sommerwärme und größten Winter-
kälte nähern sich einander (Hamburgs durchschnittlich größte Kälte ist — 12,
die größte Wärme 31«) mehr als im 0.
Der Regen fällt in größeren Mengen; die vorwaltenden Sommerregen
treten etwas zugunsten der Herbstregen zurück. Im Rheinischen Schiefer
*) fpr. Sohst, das e ist Dehnungszeichen.
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188
Das Deutsche Reich.
c) Ortskunde. S. 150: Saarbrücken — S, 156: Trier, Kreuznach,
Aachen, Koblenz mit Ehrenbreitenstein, Bonn, Elberfeld-Barmen, Solingen"
Essen. — S. 181: Köln, Düsseldorf, Ruhrort, Krefeld, Duisburg.' —
Höh enzollern S. 143.
10. Provinz Westfalen, a) Das Land umfaßt den nö. Teil des
Rheinischen Schiesergebirges (Sauerland mit Rothaargebirge), die west-
lichen Striche des Weserberglandes mit dem Teutoburger Wald
und die T i e s l a n d s b u ch t von M ü n st e r. Welche 3 Flußgebiete?
Welche Flüsse? Bedeutende Fruchtbarkeit herrscht im Münsterlande mit dem
Hellweg. Reichtum an Mineralien, besonders an Kohlen, Eisen,
Galmei, im Ruhrgebiet und Sauerland. Vom ganzen Bodengebiet ist
fast 3/10 Waldland.
b) Die Bew ohner sind nieder sächsischer Abstammung, die Hälfte
Katholiken. Hauptnahrungsquelle ist die Groß in du st rie,
die im Ruhrgebiet besonders als Metallindustrie, im nö. Teil der
Provinz als Leinenweberei und Maschinens pinnerei auftritt.
Bergbau und Viehzucht (Schweine) im Tieflande von Münster. Handel
und Verkehr werden durch ein sehr dichtes Eisenbahnnetz gefördert.
Dortmund-Emskanal.
c) Ortskunde. S, 156: Dortmund, Iserlohn, Bochum, Hagen, Arns
berg. — S, 158: Mindert, Herford, Bielefeld, Paderborn. — S. 181:
Münster, Hamm, Soest.
11. Provinz Hannover, a) Das Land umfaßt den Hauptteil des west-
deutschen Tieflandes und greift außerdem im 8. noch weit in das mitteldeutsche
Bergland ein. Es hat hier Anteil an den Weserketten, dem Ob er harz
und dem Eichsfeld, daß hier übrigens nicht so unfruchtbar ist, wie in
Sachsen. Der Hauptfluß des Landes ist die Weser mit der Aller, die die
Oker und Leine aufnimmt. Die östlichen Striche gehören zum Elbgebiet,
Ostsriesland zum Gebiet der Ems. Vor der flachen Nordseeküste die Ost
friesischen Inseln, von denen nur die östlichste Insel zu Oldenburg gehört.
Große Fruchtbarkeit herrscht in den Fluß- und Seemarschen, wenig
Ergiebigkeit in den Mooren auf der Geest und in der Lüne bürg er Heide
Wäldreichtum im Harz und an den Weserketten, Waldarmut in den Marschen
und Mooren. Erze im Oberharz, Kohlen im Deister, Wald Vö-
hl) Die Bewohner sind größtenteils Niedersachsen, in einzelnen
Küstengegenden und aus den Inseln Friesen. Weitaus die Mehrzahl (7/s)
evangelisch- geschlossene katholische Bevölkerung im mittleren Ostfriesland.
Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau und Viehzucht. In den Marschen
steht Vieh- und Pferdezucht auf hoher Stufe. Bergbau und Forstwirt-
schaft im Harze und in den Wesergebirgen. Die Industrie knüpft sich
namentlich an die Städte Hannover und Hildesheim.
c;) Ortskund e. S. 158: Osnabrück, Hildesheim, Göttingen. —
S. 163: Klaustal, Zellerfeld, Goslar. — S. 17»: Wilhelmshaven, Emden. —
S. 180: Hannover, Lüneburg, Harburg, Stade, Aurich.
12. Provinz Schleswig-Holstein. ->) Das Land ist das deutsche
Gebiet zwischen Ostsee und Nordsee. Es umfaßt die Ausläufer des
Baltischen Landrückens und die daran sich lehnenden Küstenstrecken der
Ostsee und Nordsee mit ihren Meerbuien (welchen?) und Inseln (welchen
im 0., W.?). Eiderkanal und der Kaiser Wilhelm Kanal verbinden
die beiden Meere — Die Mitte des Landes wird von der sandigen Geest,
das Gebiet an der Ostseeküste von fruchtbarem Hügellande, das Küstenland
der Nordsee von fetten Marschen eingenommen. Die Provinz ist die
wald ärmste aller Provinzen Preuß ens , J/ir. des Boden trägt Wald.
b) Die Bewohner sind der Hauptmasse nach friesischer und
an g e lsä ch sisch er in den n. Strichen dänischer Abstammung und sast aus
schließlich (97°/«) evangelisch. Haupt na hrungsmittel sind Ackerbau
und Viehzucht („Probsteier Getreide", „Holsteiner Viehrasie" haben im ganzen
Reich einen guten Ruf); sodann Küstenschiffahrt, Fischerei und
Seehandel. Industrie ist in den Großstädten Kiel und Altona, Reederei
in Flensburg.
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Königreich Preußen.
149
bevölkert und ungemein gewerbthätig, so daß der Gewerbfleiß in Metall-
waren den Hauptberuf bildet. Welchem Stamme gehört die Bevölkerung an?
Münster, Hst., bedeutender Getreidehandel und Sitz des westfälischen Adels
(1648). Minden an der Weserscharte; von hier führt die Straße nach Köln
über Bielefeld, den Hauptsitz der Leinwandweberei. Paderborn ist Bischofssitz.
Arnsberg, an der Ruhr, im Lande der Steinkohlen und des Eisens. Bochum
und Dortmund (110000 E.) sind Mittelpunkte der westfälischen Kohlen- und
Eisen-Industrie. Soest liegt in sehr fruchtbarer Umgebung, und Hamm ist
der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt der Provinz.
11. Die Provinz Hannover*) (R: Hannover, Hildesheim, Lüneburg,
Stade, Osnabrück, Aurich) reicht vom Harz und vom Weser-Berglande bis
znr Nordsee, von der Elbe bis zu den Niederlanden und ist durch Olden-
bürg in 2 Hauptstücke gegliedert.
Die Bevölkerung (zu welchen Volksstämmen gehörig?) nährt sich Haupt-
sächlich durch Landwirtschaft. Im N.w. liegen weite Moorflächen, im O.
die sandige Lüneburger Heide; aber an den Fluß- und Küstenrändern lagert
reichster Marschboden. Wo ist das Land reich an Sal^? Was liefert der
Bergbau? Im S.o. viel Zuckersiede.rei und Zementfabriken und auf dem >
Marschboden Ziegeleien. Nordseebäder sind Borkum und Norderney, das be-
denkendste unserer Seebäder. — Im Wesergebiete: Hannover, gewerbsleißige Hst.,
Mittelpunkt der u.w.-deutschen Bahnen, mit Linden 245000 E., an der Leine,
wie auch die Universität Göttingen; ferner die alte Bischossstadt Hildesheim,
„das Nürnberg des Nordens". Ter Harz hat zahlreiche Bergwerksstädte, unter
ihnen Goslar, mit der Kaiserpfalz (s. S. Iii). — Im Elbgebiete: Lüneburg,
in der Lüneburger Heide, und Stade, am Anfang der obstreichen Elbmarsch,
den? Alten Lande. — Im Emsgebiete, dem w., vom Hauptlande durch Oldenburg
fast ganz abgetrennten Teile, Osnabrück, mit bedeutender Eifenverarbeitnng,
Weberei und Spinnerei. — Zu Hannover gehört das von Oldenburg eiuge-
schlossene Jadcgcbict, mit Wilhelmshaven, dem deutschen Kriegshafen an der
Nordsee.
12. Die Provinz (Elbherzogtümer) Schleswig-Holstein**) mit Lauen-
bürg (R: Schleswig) erstreckt sich „meerumschlungen" von der Elbe über die
Eider bis an die Königsau.
Im O. wohnen Niedersachsen (Angeln, Holsten) und germanisierte Slawen,
im N. Dänen, im W. Nordfriesen, die zum Teil noch ihre alte Volkssprache
reden; unter ihnen haben sich die Bewohner von Dithmarschen, in der Ecke
zwischen der Eider und der Elbe, durch ihre Freiheitskämpfe ausgezeichnet. —
Der sehr fruchtbare, seeeu- und söhrdenreiche O. und die unfruchtbare hohe Geest
der Mitte sind Teile des n. Landrückens, der W. hat Marschland. Die Erwerbs-
quellen sind zumeist Ackerbau und Viehzucht (Rinder), sodann Fischerei***)
und Seehandel, in Holstein ist auch das Großgewerbe ziemlich entwickelt. —
Die nordfriesischen Inseln werden der Seebäder wegen viel besucht; so u. a. Sylt
und Föhr. — In Schleswig: Schleswig, Hst., und Flensburg, an den gleich-
namigen Buchten. Der Insel Alfen gegenüber liegt Düppel (1864-) auf der
Halbinsel Sundewitt. Die größte Stadt Holsteins ist Altona, 150000 E.;
sie grenzt unmittelbar an Hamburg und ist die erste Handels- und Fabrikstadt
*) Oehlmann, Landeskunde von Brauuschweig und Hannover. Breslau 1889.
**) Scholz, Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein. 2. Ausg. Breslau 1891.
***) S. Bilderanhang S. 183.
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144
Deutschland.
König Wilhelm Ii. ist gleichzeitig deutscher Kaiser. Die Verwaltung des
Staates steht unter 9 Fach - Ministerien; das der auswärtigen Angelegenheiten
fällt mit dem auswärtigen Amte des Reiches zusammen. — Der Landtag besteht
aus dem Herrenhause und dem Abgeordnetenhause. Der evangelische Ober-
kirchenrat zu Berlin ist die höchste kirchliche Behörde für die 9 älteren Provinzen.
Hesfen-Nasfau, Hannover und Schleswig-Holstein haben besondere evangelisch-
lutherische und reformierte Konsistorien. — Die Bistümer sind: Posen-Gnesen,
Ermeland, Kulm, Breslau, Hildesheim, Osnabrück, Paderborn, Münster, Köln,
Trier, Limburg, Fulda.
Der Staat zerfällt in 12 im allgemeinen wohl abgerundete Provinzen,*)
die, ohne die „Stadt Berlin", in 34 Regierungsbezirke**) eingeteilt sind;
dazu tritt als 35. der zu keiner der 12 Provinzen gehörende Regierungsbezirk
Sigmaringen. Die Regierungsbezirke zerfallen in Kreise (in Sigmaringen
Oberämter), worunter 56 Stadtkreise (größere Städte). Die 545 Kreise, dnrch-
schnittlich 640 qkm groß mit 55000 E., bestehen aus einer Anzahl Gemeinden.
— An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident, unter ihm die Präsidenten
der Regierungsbezirke, unter den Regierungspräsidenten die Landräte als Vor-
steher der für die Landkreise bestehenden Kreisämter. — Der Regelung provinzieller
Angelegenheiten dienen die Provinziallandtage, denen zu diesem Zwecke be-
stimmte Gelder "überlassen sind; die Selbstverwaltung der Kreise geschieht durch
die Kreistage.
4. Die Provinz Brandenburgs) (R: Berlin, Potsdam, Frankfurt)
hat Anteil am n. und am f. Landrücken und an der Senkung zwischen beiden,
geht im O. über die Oder hinaus, berührt im N.w. die Elbe und wird
in der Mitte von dem anmutigen Seeengebiete der Havel und der Spree
durchzogen.
Die Bevölkerung, überwiegend niedersächsischer Abstammung, treibt
meist Ackerbau; in den Flnßthälern hat „des heil, römischen Reiches Streusand-
biichse" fetten Getreideboden und herrliche Wiesengründe. Der N.o., die Ucker-
mark, liefert 1j3 der prenßifchen Tabaksernte; im Spreewald wird massenhaft Ge-
müfe gebant. Im S.o., n. a. bei Kroffen an der Oder, findet sich ansge-
dehnter Weinbau.
In der sehr bedeutenden Gewerbthätigkeit ragt die sog. Textilindustrie-f),
vor allem die Tuchweberei, hervor; sonderlich ist — abgesehen von Berlin —
der Osten und der Süden reich an Fabrikstädten.
In der Mitte Berlin, Hst. Preußens und des Reiches, mit 1700000 E.
die drittgrößte Stadt Europas, die erste Handels- und Gewerbestadt des preußischen
Staates und durch seine Universität und zahlreichen anderen Bildnngsanstalten
eine Hauptpflanzstätte der Kunst und Wissenschaft, daher „Spree-Athen" genannt,
wichtigster Punkt des mitteleuropäischen Schienennetzes und der erste Flußhafen
des Reiches. Zahlreiche Prachtbauten und Denkmäler zieren die Stadt, Schmuck-
platze und Parkanlagen bieten Erholungssuchenden angenehmen Aufenthalt. Die
*) Amtliche Reihenfolge der Provinzen: Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg,
Pommern, Posen, Schlesiens Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-
Nassau, Rheinprovinz oder Rheinland. — Größe und Bevölkerung der Provinzen
und Regierungsbezirke in der Übersicht S. 154.
**j Künftig mit Ü bezeichnet.
***) Scbwartz, Heimatkunde von Brandenburg und Berlin. 2. Aufl. Breslau 1893.
+) D. i, Verarbeitung von Faserstoffen zu Gespinsten und Geweben aller Art.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Hesfen-Nasfau Hannover Schleswig-Holstein Kulm Breslau Hildesheim Osnabrück Paderborn Trier Limburg Fulda Sigmaringen
Oberämter Brandenburgs Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Berlin Europas Westpreußen Brandenburg Pommern Posen Schlesiens_Sachsen Schleswig-Holstein Hannover Westfalen Rheinprovinz Rheinland Brandenburg Berlin Breslau
148
Frankfurt am Main, der Krönungsort der alten deutschen Kaiser, ist eine
alte, blühende Handelsstadt und zählt mit Vororten 230000 E. Taunusbäder
sind: Wiesbaden, Homburg, Ems, Selters. Am Südabhange des Taunus
der gesegnete Rheingau. Hier, auf dem Niederwalde bei Rüdesheim,
der stolze Bau des Nationaldenkmals. Im Lahnthal die Universität Marburg.
9. Rheinprovinz oder Rheinland*) (R: Koblenz, Köln, Düsseldorf,
Aachen, Trier), die volkreichste Provinz. Der Norden ist Tiefland, und
dieses reicht mit der niederrheinischen Bucht in den größeren gebirgigen Teil
im S-, das rheinische Schiefergebirge, tief hinein.
Die Bevölkerung, meist fränkischer Abstammung, treibt im Tieflande und
in den Flnßthülern Ackerbau und am Rhein, namentlich an der Mosel, Wein-
ban. Den Hauptreichtum bilden jedoch die Steinkohlen im Saarbecken, am
Nordsaum des Hohen 'Venn und im Ruhrbecken. Daher sind die meisten der
Bewohner im Großgewerbe — vor allem Metall Verarbeitung, sodann
Textilindustrie — thätig; es ist besonders im n. Drittel der Provinz in einer
Menge von Fabrikstädten heimisch.
Koblenz, an Rhein und Mosel, Festung: gegenüber die Bergfeste Ehren-
breitstein. B-onn; Köln, 320 000 E., sehr starke Festung; Mittelpunkt der
Rheinschiffahrt und der Rheinbahnen; daher großer Handel. Maschinen, Schoko-
lade. Düsseldorf, 175000 E., Malerstadt, Rheinhafen für die Fabrikstädte
des Wuppergebietes; die größten sind Elberseld-Barmen, 265000 E., in
denen vornehmlich Baumwolle, Wolle und Seide verarbeitet wird, Solingen
und Remscheid, die vorzügliche Stahlwaren erzengen. Jin Ruhrgebiet: Duis-
bürg und Essen; hier die Kruppschen Werke. An der Mündung des Flusses
Ruhrort, eiuer der größten Flußhäfen des Festlandes; Kohlenverschisfnng.
L. vom Rhein Krefeld <105000 E.), Hauptsitz des deutschen Seidengewerbes,
und München-Gladbach, Hauptort der rheinischen Baumwollverarbeitung.
Aachen, 110000 E., Lieblingssitz Karls des Gr., mit heißen Schwefelquellen.
Trier, an der Mosel, die alte, an Denkmälern reiche Römergründung;
Weinhandel. Die Doppelstadt St. Johann-Saarbrücken (1870) ist Haupt-
ort des Saar-Kohlenbezirkes. An der Nahe Kreuznach, mit heilkräftigen Sol-
quellen; in Heffen-Naffau die Exklave**) Wetzlar.
Hohenzollern ein hakenförmiger Streifen vom Neckarthale über
die Rauhe Alb bis ins Donauthal, von Württemberg und Baden um-
schlössen, bildet den R. Sigmaringen.
Hechiugen am Fuße der Hohenzollernburg, Sigmaringen an der Donau.
10. Die Provinz Westfalen s) (R: Münster, Minden, Arnsberg) ist
ein Viereck, das sich vom Teutoburger Wald und der mittleren Weser bis
an den Westerwald und fast an den Unterrhein erstreckt.
Im N.w. liegt die sehr fruchtbare Tieflandsbucht von Münster, im N.o.
ein Teil des Weser-Berglandes, im Dreieck s. der Lippe das hochflächenartige
Sauerland, außerordentlich steinkohlen- und erzreich, daher aufs dichteste
*) Pahde, Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 2. Aufl. Breslau 1894.
**) Exklave ist ein von dein Hauptteil getrennt liegendes Stück eines Staatsgebiets.
***) Kapff, Landeskunde von Württemberg und Hohenzollern, Breslau 1891.
t) Wormstall, Landeskunde von Westfalen, Waldeck und beiden Lippe. Bres-
lau 1894.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Lieblingssitz_Karls Karls
Landeskunde. 87
c) Nahrungsquellen: Wie im ostdeutschen Tieflande, so ist auch
hier der hauptsächlichste Erwerbszweig die Landwirtschaft. Sehr ertrag-
reich sind die Marschen, die Tieflandbuchten von Münster und Köln und die
Gegenden vor dem Gebirgsfuß, unfruchtbar die Geestländer und Moorflächen.
In deu Marschländern von Schleswig-Holstein, Oldenburg und Friesland
werden ausgezeichnete Rinder gezüchtet; Westfalen und Brauuschweig lieferu
viele Schweine. Die Torfgewinnung blüht in den Moorgegenden. —
Die Iudustrie ist besonders in den Städten des niederrheinischen Tief-
landes vertreten. — Der Handel knüpft sich als Seehandel an die großen
Seehäfen, als Binnenhandel an die großen Städte des Binnenlandes.
d) Die Bevölkerungsdichtigkeit übertrifft in den Marschländern
und Rheingegenden diejenigen des ostdeutschen Tieflandes, ist dagegen sehr
gering iu den Moorgegenden und in der Lüneburger Heide. Dort wohneu
öfters weniger als 30 Menschen auf 1 qkm. Schleswig-Holstein und Hannover
leiden unter einer starken Auswanderung.
f. Ruckblick auf die Ztaaten Norddeutschlands.
I. Königreich Preußen.
(350000 qkm, 30 Mill. Emw., 86 auf 1 qkm, 2/3 Evangelische.)
1. Provinz Brandenburg. g,) Das Land. Es nimmt ungefähr die Mitte der
ganzen Monarchie ein und breitet sich zwischen den beiden Landrücken im
Gebiete der mittleren Oder und der Havel-Spree aus. Im N. greift es ans den
baltischen, im 8. auf den südlichen Landrücken (Fläming) über und erreicht im
äußersten Nw. die Elbe. Die genannten Flüsse sind durch Kanäle verbunden,
welche den Schiffsverkehr zwischen Oder und Elbe ermöglichen. — Die Fruchtbarkeit
ist nicht bedeutend. Mageres Sandland und schattenarme Kiefernwälder sind vor-
herrschend. Fruchtbare Niederungen oder Brüche an den Flüssen (Oder- und Warthe-
bruch, Spreewald, Havelland).
_ b) Die Bewohner sind bis anf den kleinen Rest von Wenden im Spreewalde
deutscher Abstammung und fast ausschließlich evangelisch. Hanptnahrnngs-
quelle ist die Landwirtschaft. Die Jndustriethätigkeit ist in der Hauptstadt
Berlin nach jeder Richtung hin großartig entwickelt. Der Gewerbefleiß blüht auch
besonders im s. Landesteile. Handel und Verkehr haben ihren Knotenpunkt in
dem Berliner Eisenbahnstern.
c. Einteil nng und Ortskunde: Stadtbezirk Berlin, Rbz. Potsdam und
Rbz. Frankfurt a. d. O.
S. 81: Berlin.
Charlottenburg, Spandau, Potsdam, Frankfurt a. O., Küstrin.
2. Provinz Pommern, a) Das Land. Es ist ein schmales Küstenland zwischen
Mecklenburg und Westpreußen im Gebiete des baltischen Landrückens. Die breite
Oderfurche teilt es in das größere östliche Hinterpommern und das kleine
westliche Vorpommern. Zu letzterem gehören auch die Inseln Rügen, Usedom
und Wollin. Die Ostsee, die Oder, zahlreiche Küstenflüsse und Seen bilden die
Bewässerung des Landes. - Die Fruchtbarkeit ist in Hinterpommern gering
und weist hier größtenteils dürftigen Sandboden mit Kiefernforsten ans. Vorpommern
hat fruchtbaren, thonig gebundenen Boden, blühende Landwirtschaft jeder Art, zum
Teil Laubwald.
b) Die Bewohner sind mit Ausnahme der Kassuben im nordöstlichen Teile
Hinterpommerns Deutsche und fast ausschließlich evangelisch. Hauptnahrungs-
quelle ist die Landwirtschaft. Bosonders stark ist der Großgrundbesitz in der Provinz
vertreten. Bezüglich der Schafzucht ist Pommern das erste Land
Deutschlands. Die Großindustrie ist wenig entwickelt. Der Handel knüpft
sich besonders an die großen Küstenstädte Stettin und Stralsund. An der Küste liegen
besuchte Seebäder. *
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Oldenburg Friesland Westfalen Rheingegenden Lüneburger_Heide Schleswig-Holstein Norddeutschlands Spreewald Berlin Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Charlottenburg Spandau Potsdam Frankfurt Mecklenburg Hinterpommern Wollin Hinterpommern Hinterpommerns Deutschlands Stettin Stralsund
90
Landeskunde.
8. Provinz Hessen-Nassau, a) Das Land. Der W. gehört mit Taunus
und Westerwald zum rheinischen Schiefergebirge, der 0. zum hessischen
Berglande. Bewässert wird das Land vom Rhein, Untermain, der Lahn und
Fulda._ Das Klima ist rauh im Westerwalde und hessischen Berglande, sehr milde
im Rhein- und Mainthal. Diese Thäler sind auch die fruchtbarsten Gebiete der
Provinz. Westerwald und Hessen sind wenig ergiebig. An nutzbaren Mineralien liefert
die Provinz Eisen, Braunkohlen und Dachschiefer/ Die Provinz ist die Wald-
reichste aller preußischen Provinzen.
l>)^Die Bewohner, 8/4 Evangelische, sind durchweg Deutsche (Mainfranken
und Hessen). Hauptnahrungsquelle ist die Landwirtschaft; besonders sind
Wein- und Obstbau sehr hoch entwickelt (Rheingau!), aber auch die Viehzucht ist
nicht unbedeutend. Der Handel ist hoch entwickelt und hat in Frankfurt a. M. seinen
Mittelpunkt. Berühmte Bäder an den Heilquellen.
c) Einteilung und Orts kund e. Reg.-Bez.: Kassel und Wiesbaden.
S. 62: Frankfurt a. M.
S. 70: Wiesbaden, Ems, Selters, Soden, Homburg. — Johannisberg,
Rüdesheim.
S. 71: Kassel, Marburg.
_ 9. Rheinprovinz. a) Das Land umfaßt den Westflügel des rheinischen
Schiefergebirges, Ausläufer des Ostslügels desselben und die Tieflands-
baucht von Köln. Bewässert wird es vom Rhein als Hauptfluß, der Mosel,
Sieg, Wupper, Ruhr und Lippe. — Das Klima ist rauh auf dem Hunsrück
und der Eifel, sehr milde im Rhein- und Moselthal. Die Fruchtbarkeit ist iu den
genannten Flußthälern und im rheinischen Tieflande bedeutend (Wein-, Obst- und
Getreidebau), auf den Höhen des Hunsrücks und der Eifel sehr gering. Die Provinz
ist reich an Wald und weist großen Reichtum an Steinkohlen (Saargebiet und
Anteil am Ruhrbecken) auf.
b) Die Bewohner, 3/4 Katholiken, sind deutsche Rheinfranken, die im
Tieflande aber bereits niederdeutsch reden. Im Grenzlande des Aachener Bezirks
Wallonen. Hauptnahrungsquelle ist Großiudustrie. In dieser Hinsicht
nimmt die Rheinprovinz die erste Stelle im Staate ein. Der Mittelpunkt
der Industrie ist das Wupperthal. Die Landwirtschaft blüht im niederrheinischen
Tieflande und als Obst- und Weinbau im Mosel- und Rheinthal. Viehzucht ziemlich
bedeutend. Der Handel ist hochentwickelt. Die Hauptverkehrsader bildet der rechts
und liuks von Bahnlinien begleitete Rheinstrom. Mittelpunkt des Handels ist Köln.
c) Einteilung und Orts künde. Reg.-Bez.: Köln, Düsseldorf, Koblenz,
Trier, Aachen.
S. 70: Trier, Aachen, Koblenz, Elberfeld, Barmen, Bonn, Solingen, Essen.
S. 86: Köln, Deutz, Düsseldorf, Krefeld, Duisburg, Wesel.
Zum Verwaltungsbezirk der Rheinprovinz gehört auch in mancher Hinsicht das
Fürstentum Hohenzollern, welches einen eigenen Regierungsbezirk Sigmaringen
ausmacht. S. 60.
10. Provinz Westfalen, a) Das Land umfaßt das Sauerland, die westlichen
Striche des Weserberglandes mit dem Teutoburger Wald und die Ties-
landbucht von Münster. Bewässert wird die Provinz von Sieg, Ruhr, Lippe,
Ems und Weser. — Fruchtbarkeit herrscht im Münsterlande und Hellweg;
Reichtum an Mineralien im Ruhrgebiet und Sauerlande. Die Provinz gehört
zu den waldreichen Ländern Preußens.
b) Die Bewohner sind durchweg Deutsche, und zwar niedersächsischer Ab-
stammung. Mehrzahl katholisch. Hauptnahrungsquelle ist die Großindustrie,
welche im Ruhrgebiet besonders als Metallindustrie austritt; im nordöstl. ^.eil
der Provinz Leinweb erei. Bergbau (Kohle und Eisen) und Hüttenwesen im
Ruhrgebiet und Sauerlande. — Ackerbau und Viehzucht im Niederlande. Handel
und Verkehr werden durch ein dichtes Eisenbahnnetz sehr gefördert.
c) Einteilung und Ortskunde. Reg.-Bez.: Münster, Minden, Arnsberg.
S. 70: Dortmund, Iserlohn, Arnsberg.
S. 71: Minden, Bielefeld.
S. 86: Münster, Hamm.
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
70 Landeskunde.
leben in der Eisel auf 1 qkm nur 40. Im allgemeinen weisen die Flnß-
thäler und der nördliche Jndnstriebezirk sehr dichte, die rauhen Gebirgsflächeu
sehr dünne Bevölkerung ans. — Die Nahrungsquellen sind im N.
Industrie und Bergbau, im Rheinthal und den Gebirgsuebenthälern
Weinbau und Ackerbau, Haudel und Fremdenverkehr, ans den
Höhen Waldwirtschaft, Viehzucht und Ackerbau.
5. Ortskunde, a) In der Rheinprovinz: Trier, alte Stadt an der
Mosel, unterhalb der Saarmündung; Knotenpunkt aller Straßen, die in das schöne
Moselthal führen; großartige Überreste altrömischer Bauwerke. Rgb.-Hst.— Aachen,
Hst. des westlichsten preußischen Regierungsbezirks, einst Lieblingsresidenz Karls des
Großen, dann lange Zeit Krönungsstadt der deutschen Kaiser, jetzt wichtige Fabrikations-
statte für Tuchwaren, Papier und Maschinen. Altberühmte Schwefelbäder. —
Koblenz, Rgb.-Hst., Festung in wichtiger Lage an der Moselmündung; wichtigste
Stadt inmitten des Schiefergebirges, an der Mündung des Mosel- und des Lahnthals
in das Rheinthal. Knotenpunkt für den Verkehr. - Bonn, schöngelegene Universitäts-
stadt am Austritt des Rheinstroms aus dem Schiefergebirge. — Elberfeld-Barmen
(Doppelstadt), großartige Fabnkstätte für Baumwoll- und Leinenweberei im Wupper-
thale. — Solingen, Fabrikstadt für Schneidewaren. - Essen, weltberühmte Guß-
stahlfabrik (Krupp).
b) In Westfalen: Dortmund, am Nordabhange des Gebirgsgebietes gelegen,
Mittelpunkt des Bergbaues auf Eisen und Kohlen. — Iserlohn, Fabrikstadt mit
reger Metallindustrie. — Arnsberg, Rgb.-Hst. an der oben: Ruhr.
c) In d er Provinz Hessen-Nassau, (und zwar im Rbz. Wiesbaden):
Wiesbaden, Rbz.-Hst. am südlichen Abhänge des Taunus, glänzendste Stadt Nassaus.
Berühmter Badeort. Andere Badeorte: Eins an der Lahn, Selters, Soden,
Homburg vor der Höh'. — Weinorte: Johannisberg, Rüdesheim.
2. Das hessische Bergland und die Wesergebirge.
I. Das hessische Bergland lagert sich zwischen dem rheinischen Schiefer-
gebirge im W. und dem Thüringerlande im 0. Im allgemeinen macht das
Gebiet den Eindruck einer flachen Hochebene, ans welcher an einzelnen Stellen
Berggruppen und niedrige Gebirgszüge sich erheben. Solche find der hohe
Meißner und der Habichtswald im N. und der Bodelsberg und die Rhön
im 8. Die Rhön weist in ihren nördlichen Vorbergen noch ergiebige Acker,
gnte Weiden und schöne Waldungen ans. Die s. „hohe Rhön" (welche zum
Teil auf bayrisches Gebiet reicht) ist felsig und kahl, unfruchtbar und voller
Hochmoore. Ortsnamen wie Wüstensachsen, Kaltennordheim, Dürrfeld,
Schmalenau u. a. erinnern an die Dürftigkeit des Gebirges. Die höchste
Erhebung ist die Wasserkuppe (950 m), zugleich die höchste Erhebung
des hessischen Berglandes. Hier entspringt der Hanptfluß des Berglandes,
die Fulda. Beschreibe ihreu Lauf uach der Karte bis zu ihrer Vereinigung
mit der Werra. Diese heißt von hier ab Weser.
Die Thäler des hessischen Berglandes sind freundlich und fruchtbar.
Doch kann Weinbau fast nur auf der Abdachung nach dem Main zu getriebeu
werden. Die fruchtbarste Landschaft, Hessens Kornkammer, ist die Wetter an.
Die Höhen des Berglandes sind reichlich mit Laub- und Nadelwald bestanden.
Die Bewohner gehören zum Volksstamme der Hessen (Abkömm-
liuge der alteu Chatten) und bekennen sich größtenteils zur evangelischen
Kirche. Man rühmt besonders ihre Treue und ihren Fleiß („Wo Hessen
und Holländer verderben, kann niemand mehr Brot erwerben!") Die Haupt-
nahrungsquelle ist die Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht. Hessen
ist vorwiegend ein Bauernland. Daneben gewährt auch die Hausindustrie,
besonders die Leineweberei, vielen Leuten die Mittel zum Lebensunterhalt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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