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Fürstenstuhle sitzt und durch die Jahrhunderte hin sich so große Verdienste um dasselbe erworben hat, daß wir ihm unvergängliche Dankbarkeit und Treue schulden. Der Ursprung dieses Hauses ist in Dunkel gehüllt, aber es war schon im Anfang des 12. Jahrhunderts mächtig und reichbegütert in unserer Gegend, und seine Häupter führten den ehrenvollen Titel der Vögle, welcher so viel als Beschützer bedeutet und sie wohl als Landesherren bezeichnete, die vom Kaiser mit besonderen Vorrechten begabt waren. Davon hat das von ihnen beherrschte Land noch heute, den Namen Vogtland. Der erste aus diesem Hause, welchen die Überlieferung nennt, ist Erken-bert, angeblich Graf von Osterode. Er verkehrte in Geschäften des Kaisers häufig im Lande und erwarb durch Heirat die Herrschaft Weida. Er stellte mit seinen Söhnen die am Ende des 11. Jahrhunderts erbaute, aber von den Heiden mehrmals zerstörte Kirche zu Veitsberg wieder her und gründete die Stadt Weida, nach welcher er und seine Nachkommen Herren von Weida hießen. Sein Sohn und Nachfolger zeichnete sich im Dienste des Kaisers besonders durch seine kriegerische Tüchtigkeit aus und erhielt davon den Beinamen der Fromme d. i. der Tapfere. Mächtiger noch war sein Sohn Heinrich der Reiche, Herr von Weida, ein durch kriegerische Tüchtigkeit, Klugheit und Beredsamkeit gleich ausgezeichneter Held, der bei den Kaisern Friedrich I. und Heinrich Vi. in hohem Ansehn stand und oft in ihrem Gefolge weilte. In seiner Kindheit hatte er, so wird erzählt, durch Unvorsichtigkeit den Tod seines Bruders Bernhard verschuldet. Im Eifer des Spiels warf er einen schweren Thorflügel zu und quetschte seinen Bruder, so daß dieser von da an gebrechlich war und eines frühen Todes starb. In seinem Alter soll ihm diese Schuld schwer auf das Gewissen gefallen sein. Als er hochbetagt einst am Hofe Kaiser Heinrichs zu Magdeburg weilte, hatte er, tote berichtet wird, einen schweren und wundersamen Traum. Er sah in diesem Traume einen Kaiser, der, auf einem herrlichen Throne sitzend, umgeben von seinen Ratgebern und einer unzähligen Menge Bewaffneter, Gericht hielt. Der Kaiser aber war kein anderer als der Herr Christus. Vor ihm ward Heinrich angeklagt, er habe seinen Bruder ermordet. Er wurde zum Tode verurteilt und floh, von den Häschern des Kaisers verfolgt, nach einer nahen Kirche. Als er aber in seiner Todesangst um (Errettung betete, öffnete sich plötzlich die Thür der Kirche, und ein prächtiger Zug von Heiligen und Jungfrauen und Priestern kam daraus hervor, in ihrer Mitte aber die Jungfrau Maria. Auf ihre Fürbitte — man rief sie ja damals in der
Not weit mehr an als den Herrn Jesus •— erhielt Herr Heinrich
Vergebung, und der Kaiser verhieß ihm wie seinen Nachkommen, zeitliche und ewige Wohlfahrt, wenn er ein Kloster stifte.
— So träumte Herr Heinrich, und als er erwachte, war er tief
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Reiche Heinrich Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Bernhard Heinrichs Heinrichs Christus Heinrich Heinrich Maria Maria Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
gestärkt und erquickt, äußerte er: „Ach, wenn ich doch nach der jetzt vollbrachten Versöhnung mit Gott sterben sollte!" — sprach auch den bekannten Vers: „Wie bin ich doch so herzlich froh, dag mein Schatz ist das A und O u. s. w." Als er mit dem Stabssekretär Nehmiz allein war, sagte er: „Ach, wenn der liebe Gott wollte, daß ich vorletzt sterben sollte, ich stürbe gewiß selig!" und als dieser ihm ein langes Leben wünschte, erwiderte er: „Mein lieber Sekretär! Ihr und andere möget es zwar gut mit mir meinen, ich glaube auch wohl, daß allen den Meinigen mein Tod sehr zu Herzen gehn wird. Da ich aber doch einmal sterben soll und muß, so ist ja keine bessere Zeit dazu als diese, da ich vorerst Zeit und Naurn zur Buße habe und also ganz bereit zu meinem seligen Ende mich anschicken, und was den zeitlichen Ruhm betrifft, auf dem Bette der Ehre sterben kann. Laßt mich demnach gerne sterben und rufet mich nicht von Gott zurück, sondern betet für mich, daß er mein herzliches Verlangen erfüllen wolle."
Mehr noch als ein äußerst gnädiges kaiserliches Handschreiben, in welchem seine Verdienste aufs höchste anerkannt wurden, und seine Ernennung zum königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Generalfeldmarschall erfreute ihn die Ankunft seiner geliebten Gemahlin, welche auf die Kunde von seiner Verwundung schleunigst von Hause abgereist war und am 7. Oktober bei ihm anlangte. Grade damals war eine scheinbare Besserung eingetreten, aber er ließ sich dadurch nicht
täuschen. sondern sprach mit seiner Gemahlin viel von seinem Ende,
von seinen Kindern, von der Lage seines Landes und seiner Diener
und sah dem Tode ruhig entgegen.
Am 18. Oktober verlor sich der Schlaf, heftiges Wundfieber und infolge dessen gesteigerte Schmerzen und stetes Erbrechen stellten sich ein. Der Graf sagte darum am 20. Oktober: „Kinder, nun werde ich sterben!" — und bat, ihm fleißig vorzulesen und für ihn zu beten. Der Generalstabssekretär las einige Sterbegebete, schloß aber mit einer Bitte um Genesung und Verlängerung des Lebens; da verwies ihm Graf Heinrich solches ernstlich und fragte, warum er nicht vielmehr bete, daß Gott ihn bald auflösen und sein herzliches Verlangen nach dem ewigen Leben erfüllen wolle. Als daraus seine Gemahlin Anlaß nahm, von der Freude des ewigen Lebens zu reden, richtete er sich lächelnd empor, indem er sich auf den linken Arm stützte, und brach in die Worte aus: „Ach, meine Amalie, die redet schön, die redet recht! Mein Schatz, du sollst mich ferner trösten und mir vorbeten !" — Den 21. Oktober verbrachte er von 11 Uhr mittags bis 4 Uhr nachmittags in steter Andacht, indem er auf alle Worte feiner Gemahlin genau acht hatte, daß ihm keines entginge. Da stellte sich ein starker Schlucken ein, der sein Herz heftig bewegte, und er seufzte: „Ach, wenn doch mein Gott nicht so lange außen bliebe, mich verlanget so sehr nach dem Himmel!" Da erinnerte ihn seine Gemahlin,
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Extrahierte Personennamen: Stabssekretär_Nehmiz Gott Heinrich Heinrich Anlaß Amalie
20 Ii Kreis: Der Heimatort.
der Rückseite steht die Widmung: „Dem ersten Kanzler des neuen Reiches,
in Verehrung Magdeburgs Bürger." Das ganze Denkmal ist 8 m hoch,
davon entfallen auf das Standbild 4,25 in. Granitpfosten mit Kettengehängen
fassen das Denkmal ein.
Das goldene jdflugeisen.
An der Stelle des „goldenen Pflugeisens" am Breitenwege stand einst
eine einfache Herberge. Sie gehörte zu dem nördlichen Vororte Magdeburgs; denn
die Stadt reichte damals nur bis in die Gegend des heutigen Ratswageplatzes.
In der Herberge suchte eiumal ein armer Handwerksgesell, namens Kaspar,
Unterkunft. Er hatte aber keinen Pfennig Geld, um Hunger und Durst zu stillen.
Da nahm sich des Wirtes Tochter Brigitte seiner an und versorgte ihn mit Speise
und Trank. Er versprach, später seine Zeche zu bezahlen, und ließ als Pfand ein
altes Pflugeisen zurück. Es war ein Erbstück der Familie und sollte, so glaubte
man, dem Eigentümer Glück bringen. — Jahre vergingen. Brigittens Vater starb,
und Brigitte hatte mit Not und Sorgen zu kämpfen. Das Pflugeisen bewahrte sie
aber getreulich auf als Erinnerung an bessere Zeiten.
Eines Abends trat ein fremder Reitersmann von stattlichem Aussehen in die
Wirtsstube. Er begrüßte Brigitte herzlich und gab sich als Kaspar zu erkennen,
dem sie einst Gutes erwiesen hatte. Beim Abschied legte er ein großes Geldstück
als Bezahlung der alten Zeche auf den Tisch. Das Psiugeisen aber wollte er am
andern Tage mit sich nehmen, und Brigitte stellte es hinter den Schenktisch. Dort
fiel es dem Nachbar Waffenschmied auf, er nahm es in die Hand und verwunderte
sich über die ungewöhnliche Schwere. Ein anderer Gast, ein Goldschmied, prüfte
es mit ebenso erstaunten Augen. Jeder suchte nun Brigitte heimlich zu überreden,
das alte Gerät ihm zu überlassen. Aber sie wollte es nur dem Reitersmann aus-
liefern, der ja versprochen habe, wiederzukommen. Bald darauf kam auch Kaspar,
und sogleich berichtete ihm Brigitte, wie sie dem Drängen der beiden widerstanden
hätte. Er lachte lustig und fragte scherzend den Waffenschmied und den Goldschmied,
wieviel sie ihm für das alte Eisen zahlen wollten. Nun überbot einer den anderen.
Plötzlich machte ein Fremder, der inzwischen herangetreten war, ein Gebot von
tausend Goldgulden. Er hatte den Wert des alten Pflugeisens erkannt, es bestand
aus reinem Golde. Nun wurde ein Sachverständiger gerufen, und dieser schätzte
das goldene Gerät auf dreitausend Goldgulden.
Kaspar verkaufte die goldene Pflugschar und wurde dadurch ein reicher Mann;
er gab den Reitersdienst auf und vermählte sich mit Brigitte. Sie ließen sich ein
neues, schöneres Haus bauen und über dem Eingang das Bild eines „goldenen
Pflugeisens" anbringen als Gedenkzeichen an ihr Glück.
Der Lindwurm und Rothensee.
Da, wo jetzt die Große Schulstraße in den Breitenweg einmündet, stand der
Sage nach eine Burg, die zum Schutze der Stadt dienen sollte. Der Burgherr
Wilderer von Wildburg hatte eine Tochter, namens Berta, die so schön war,
daß viele Ritter von nah und fern sich um ihre Hand bewarben, aber immer ver-
gebens.
i) Nach W. Leinung und R. Stumvoll: „Aus Magdeburgs Sage und Ge-
schichte." Verlag von Julius Neumann, Magdeburg, 1894.
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A. Die Altstadt, 21
So erging es auch dem Ritter Wolf von Rüdenstein, der nördlich von
der Stadt, wo heute das Dors Rothensee liegt, eine feste Raubburg im Waldes-
dickicht bewohnte. Dieser wollte sich aber durchaus in den Besitz der schönen Jung-
frau fetzen, und es gelang ihm auch mit Hilfe listiger Zigeuner, die schöne Berta
heimlich zu entführen und auf feine Burg zu bringen. Hier wußte aber die Ent-
führte durch ihre Lieblichkeit und Herzensgüte einen Boten zu dingen, der ihren
Eltern das Geschehene mitteilte und den Aufenthalt der Tochter verriet.
Nun rüstete Graf Wildburg einen Zug gegen die Feste des räuberischen Ritters
zur Befreiung seiner Tochter und zog an der Spitze der Schar, die aus den tapfersten
seiner Mannen bestand, aus der Stadt gen Norden. Als die Kämpfer in den Wald
kamen, der die Burg von allen Seiten umgab, zeigte sich ein greuliches Ungetüm,
ein Lindwurm mit sieben Köpfen und einem riesigen Leibe. Sobald die uner-
schrockenen Ritter sich ihm nahten, spie das Ungetüm aus seinem siebenfachen Rachen
Feuer und Flammen und fchlug gewaltig mit dem Schweife um sich, so daß im
Nu ganze Reihen der Tapferen am Boden lagen und ihre Rosse sich im Blute
wälzten; die übrigen Rosse aber waren nicht mehr zu halten, sondern jagten zitternd
mit gesträubten Mähnen zurück, und der Graf mußte den erfolglosen Kampf auf-
geben.
Nachdem der Gras durch einen Priester erfahren, daß der Lindwurm von einem
tugendhasten und frommen Ritter, der durch Gebet am Grabe des Heilandes sich
zu einem wahren Streiter Gottes geweiht habe, getötet werden könne, ließ er die
Ritterschaft im ganzen Lande zum Kampfe gegen den Lindwurm auffordern und
setzte als Preis die Hand seiner Tochter. Darauf kam ein junger, schöner Ritter,
Georg vonjngenheim, in glänzender Rüstung auf fchneeweißem Rosse; er hatte
in der Ferne von dem Abenteuer gehört und wollte die Jungfrau befreien und er-
ringen. Ungeachtet der Feuerströme aus den Mäulern des Lindwurmes und der
gewaltigen Schwanzschläge, davon die Erde erbebte, schlug der kühne Streiter dem
Ungeheuer mit wuchtigen Hieben einen Kopf nach dem andern ab, daß dunkle Blut-
ströme hervorquollen und das Blut ringsum den aufgewühlten Boden bedeckte. In-
zwischen hatten die übrigen, geführt vom tavsern Grafen, die Burg eingenommen,
und Wolf von Rüdenstein und die gesamte Burgbesatzung wurden nach verzweifelter
Gegenwehr erschlagen.
Die schöne Berta von Wildburg war nun befreit und vermählte sich mit ihrem
Befreier, dem edlen Georg von Jngenheim. Zur Verherrlichung der Heldentat ward
über dem Burgtore ein Steinbild des Lindwurms angebracht, das nachdem immer
das Wahrzeichen der Häufer blieb, die an der Stelle erbaut wurden. Die Raub-
bürg aber wurde dem Erdboden gleich gemacht, und später entstand dort ein Dorf;
dieses erhielt, wie die Sage erzählt, den Namen „Rothensee", weil der See, der
sich am Platze des Lindwnrmkampfes bildete, noch lange Zeit vom Blute des Lind-
wurms eine rötliche Färbung behielt.
Das weiße Roß.^)
Im Anfang des 17. Jahrhunderts stand am Breitenwege das Haus des Dom-
Herrn Heinrich von Asseburg. Seine geliebte Gemahlin Sophie wurde ihm
durch einen plötzlichen Tod entrissen. Sie wurde im Dome aufgebahrt und dann
in der Familiengruft dort beigesetzt.
In der darauffolgenden Nacht stieg der Totengräber mit Hilfe einer Leiter in
die Gruft hinab, um die kostbaren Schmucksachen, welche die Tote trug, zu entwenden.
*) Nach W. Leinung und R. Stumvoll.
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A. Die Altstadt. 23
10. Der Kaiser-Wilhelm-Ulatz und das Haiser-Wilhelm-Denkmat.
Der Kaiser-Wilhelm-Platz liegt im N der Altstadt. Er ist durch die
Kreuzung mehrerer ueuer Straßen entstanden. Der rundliche Platz hat eine
Länge von etwa 100 und eine Breite von 56 m. Er wurde etwas erhöht,
wodurch seine schönste Zierde, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, mehr hervortritt.
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist ein aus Bronze gegossenes Reiter-
standbild. Es erhebt sich auf einem 3 m hohen, schlichten Sockel, der auf
vier Stufen ruht. Das Denkmal führt uns den Heldenkaiser Wilhelm I. in
edler Einfachheit und lebensvoller Wahrheit vor Augen. Das kräftige Pferd,
das den Kaiser trägt, steht in ruhiger Haltung da. Der Kaiser sitzt Hochauf-
gerichtet im Sattel. Er trägt den einfachen Waffenrock und hat deu Reiter-
mautel umgehängt. Den Kopf bedeckt der schlichte Helm. Die linke Hand
hält den Zügel. Der Blick des leicht geneigten Hauptes ist ein wenig nach
rechts gewendet. Roß und Reiter messen bis zur Helmspitze 5 in. Der ein-
fache Sockel des Denkmals ist aus rotbraunem Granit gearbeitet. Seine
Vorderseite zieren der Reichsadler und die Kaiserkrone, seine Hinterseite zeigt
das Wappen unserer Stadt. Die lateinische Inschrift des Wappens bedeutet:
„Das Wort des Herrn bleibet ewig." In die Längsseiten des Sockels ist
folgende Widmung eingegraben: „Dem großen Kaiser, dem Begründer des
Reiches, dem Vater des Volkes, die dankbare Bürgerschaft." Vor dem Denk-
male befindet sich eine Kaskadenanlage *). In mächtiger Fülle strömt das
Wasser in ein halbkreisförmiges Becken. Das Denkmal ist von gärtnerischen
Anlagen nmrahmt, wodurch der edle und hohe Eindruck, den das herrliche
Standbild im Beschauer hervorruft, wesentlich verstärkt wird.
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist von der Bürgerschaft der Stadt
Magdeburg dem großen Kaiser aus Dankbarkeit errichtet worden. Am
26. August 1897 wurde es im Beisein Sr. Majestät Kaiser Wilhelms Ii. und
seiner Gemahlin feierlich unter großem Jubel der Bevölkerung enthüllt.
W. Las Königin - Luise - Denkmal.
Das Königin-Luise-Denkmal steht am südlichen Haupteingange des präch-
tigen Königin-Luise-Gartens. Das weiße Marmorstandbild ist Überlebens-
groß. Es zeigt die Königin in ihrer Einfachheit und Schönheit. Die Rosen
in ihrer Linken und in der Einfassung erinnern an die Begegnung der Königin
mit Napoleon I., wobei sie ihn um Rückgabe der Stadt Magdeburg bat.
12. Die Jakobs- und die Neustcidterstraße.
Die Jakobsstraße ist eine neuere Straße (1882). Sie verbindet die
Altstadt mit der Neustadt und mündet am Jakobikirchplatze und Thränsberge
in die Gustav-Adolfstraße. An das Haus Nr. 24, Ecke der Wagestraße,
knüpft sich die Sage von der goldenen Wage (si Sage S. 24); weshalb auch
die angrenzende Straße Wagestraße heißt.
*) Kaskade — Wasserfall.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. August Wilhelms Wilhelms Napoleon_I.
32 Ii. Kreis: Der Heimatort.
berühmten Kloster Berge, das die Franzosen 1812 zerstörten. In dem
Kloster befand sich eine berühmte Schule, aus der viele gelehrte Männer
hervorgingen. Eine Seitenstraße der Schönebecker Straße ist zum Andenken
an das Kloster benannt. Die Steinsäule mit einer Sonnenuhr in der
80-Ecke des Gartens bezeichnet die Lage des Klosters. Die Inschrift lautet:
Kloster Berge
gegründet 937, hierher verlegt 965, aufgehoben 1810, zerstört 1812.
Friedrich - Wilhelms - Garten
auf dessen Trümmern für Magdeburgs Bewohner angelegt 1825.
Eine besondere Sehenswürdigkeit hat der Friedrich-Wilhelms-Garten
durch die Gewächs- und Palmenhäuser erhalten, die der Stadt 1895 von
der Familie Gruson geschenkt worden sind.
Die städtischen Wasserwerke.
Die städtischen Wasserwerke liefern der Stadt Magdeburg und allen Vor-
städten das Wasser. Durch mächtige Maschinen wird es aus der Elbe in große
Sammelbecken geleitet, dann gereinigt (filtriert) und nun durch Dampfdruck mittels
besonderer Leitungsröhren (Haupt- und Nebenrohre) in die Wohnhäuser und die
Fabriken getrieben. Die an vielen Häuseru angebrachten blauen Schilder (W. Sch.
= Wasserschieber) bezeichnen die Lage der Wasserröhren.
Geschichtliches. Buckau wird schon zu Kaiser Ottos Zeiten als ein Ort ge-
nannt. Zum Schutze gegen die räuberischen Wenden, von denen Buckau wahr-
scheiulich den Namen erhielt, soll hier bald nach Magdeburgs Gründung eine Burg
erbaut worden sein. Buckau blieb lange Zeit sehr klein und gehörte größtenteils
zum Kloster Berge. Erst im Jahre 1857 wurde das Dorf Buckau zur Stadt er-
hoben. In den letzten dreißig Jahren sind hier viele große Fabriken erbaut worden,
wodurch Buckau sich bedeutend vergrößerte, so daß es heute eine der volkreichsten
Vorstädte Magdeburgs ist. Im Jahre 1887 wurde Buckau mit der Stadtgemeinde
Magdeburg vereinigt.
Das Rote Horn.
Vor vielen Jahren lag auf dem linken Elbufer bei Buckau eine feste Burg.
Sie war zum Schutze gegen die heidnischen Wenden erbaut, die östlich der Elbe
wohnten. Zur Zeit Kaiser Ottos I. war der junge und tapfere Ritter Wilfried
Burgherr der Grenzseste. Es war ihm gelungen, in heißen Kämpfen den Wenden
große Verluste beizubringen, so daß sie ihre Raubzüge immer seltener unternahmen. —
Wenn der Kampf ruhte, jagte Wilfried gern in den großen Wäldern, die sich auf
dem Wolfswerder und dem Roten Hörne damals ausdehnten. Auf seinen Jagd-
zügen traf er der Sage nach häufig die wunderschöne Wasserjungfrau Elwine, die
Beherrscherin der Elbe. Sie trug immer ein korallenrotes Horn an ihrer Seite
und fuhr meistens in einem von zwei Schwänen gezogenen kostbaren Muschelkahne.
Wilfried und Elwine wurden bald gute Bekannte und schlössen Freundschaft. Wil-
fried hatte der Wasserfee aber geloben müssen, nie nach ihrem Tun und Treiben zu
forschen. Viele glückliche Stunden verlebten beide in dem Zauberschlosse des Wasser-
reiches, und Nixen und Elsen dienten ihnen.
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B. Die Vorstädte. 33
Eines Tages aber trieb die Neugier Wilfried, die geheimnisvollen Beratungen
zu belauschen, die die Wasserjungfrauen auf dem Roten Hörne hielten. Plötzlich
knackte ein Zweig unter seinen Füßen. Die Wassergeister fuhren erschrocken auf
und erblickten Wilfried. Ein Schrei — und alle waren verschwunden, auch El-
wine. — Wilfried sah die Freundin nie wieder, so sehr er auch wehklagte und um
Verzeihung flehte. Nur ihr korallenrotes Horn hatte Elwine ihm zurückgelassen.
Wilfried nahm das teure Andenken an sich und trug es stets an seiner Seite. Der
sonst so fröhliche Ritter lebte nun still und zurückgezogen in seiner Burg. Zur Er-
innerung ließ er an Elwinens Lieblingsaufenthalt ein Haus erbauen und über der
Haustür das rote Horn anbringen. Die Leute nannten das einsame Waldhaus
nach dem Wahrzeichen „das Rote Horn". Es soll da gestanden haben, wo jetzt
die Salzquelle sprudelt. Haus und Horn sind zwar längst verschwunden, doch der
Name hat sich bis heute erhalten und dient znr Bezeichnung des Landes zwischen
der Salzquelle und dem alten Hafen.
2. M Sudenburg.
Der Markt- oder Airchplatz.
Der Kirchplatz ist viereckig. Er wird im — und im — von Bürger-
häusern begrenzt, im — von der Halberstädter Straße und im — von dem
Rathause mit dem Feuerwehrgebäude und der Sparkasse. Er ist — Schritte
lang und — Schritte breit. Mitten auf ihm steht die Kirche. Auf dem
Platze und in seinen Seitenstraßen wurden früher jährlich zwei Viehmärkte
abgehalten. Die Sudenburger Märkte waren weit und breit bekannt.
Die Ambrosiuskirche.
Die jetzige Kirche ist noch nicht alt (1878). Nach dem heiligen Am-
brofius, dem sie geweiht ist, wurde sie wie auch der umliegende Platz be-
nannt. Wohl wegen der Halberstädter Straße stehen die zwei Türme der
Kirche nach Süden, während sie bei den meisten Kirchen nach W zeigen.
Das Gotteshaus hat als Grundform eine Kreuzgestalt.
Nach welcher Himmelsgegend steigt die Halberstädter Straße? — Zeichne den
Plan vom Marktplatze und deute die Lage der Kirche und des Rathauses au!
Die 5traßen.
Die eine Hauptstraße ist die Halberstädter Straße, früher Halber-
städter Heerstraße genannt, weil sie nach der Stadt Halberstadt führt. Sie
beginnt beim Sudenburger Tore. An ihr liegen der Justizpalast und
mehrere große Eisenwaren-, Zucker- und Zichorienfabriken. Die Halber-
städter Straße trennt die Stadt in zwei fast gleich große Teile, die sich
zwischen Buckau inach 8) und der Wilhelmstadt (nach W) ausbreiten. Von
den vielen Seitenstraßen, die von ihr ausgehen, ist die Westendstraße
die schönste. Die zweite Hauptstraße zweigt sich in der Nähe des Süden-
burger Tores von der Halberstädter Straße ab und durchzieht in südlicher
Henze und Martini, Heimatkunde. 4. Aufl. Z
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Extrahierte Personennamen: Wilfried Wilfried Wilfried Wilfried Martini