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Ein Arbeiter zeichnet aus Platten mittels Lineal und Kohle Vierecke und
hämmert mit einem kleinen Hämmerchen so lange aus den Strichen
hin und her, bis die Steine die gewünschte Form haben. Aus diese Weise
sind die Pflasterplättchen unserer Haustennen bearbeitet worden. Der
dünnste Schiefer wird zu Dachplatten verwendet. Dabei sind fort-
während Leute beschäftigt, die Abfälle an die Schuttwälle am Rand des
Berges zu schaffen. Von den Steinbrüchen aus treten nun die Soln-
hofer Steine ihre Reise zu Wasser und zu Land durch die ganze Welt
an; denn überall begehrt man diese feinen, fchönen Steine, die man in
der Güte fönst nirgends mehr findet. Soln Hofen ist durch feine
Kalkplatten weltberühmt geworden.
Zusammenfassung: Was die Soluhofer Steinbrüche
liefern. In den Solnhofer Steinbrüchen bricht man den Kalk-
schiefer. Dieser findet als Lithographieschiefer, zum Pflastern und
Dachdecken Verwendung. Die Solnhofer Steine find weltberühmt.
6. Wie wohl diese einzelnen Schichten des Kalkschiefers entstanden
sein mögen? Wie es wohl kommt, daß der Schiefer bald dünn, bald
stärker ist und in ganz ebenen Flächen unter der Erde liegt? — Seht, ich
bringe in dieses Glas Wasser gelben Sand, schüttle tüchtig und lasse
das Wasser eine Zeit lang ruhen*). Was bemerkt ihr? Der Sand setzt
sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Nun pulverisiere ich etwas
Kreide, nicht so viel, wie ich vorhin Sand genommen habe, werfe diese
in das Wasser und stelle es wieder ruhig hiu. Was seht Ihr? Auch
die Kreide setzt sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Vergleicht
diese Schicht in bezug aus ihre Dicke mit der vorigen! Etwas dünner. —
Warum? Weil es weniger Kreide war als Sand. — Jetzt werfe ich
nun dieses kleine Schneckenhans ins Wasser! Es sinkt unter. — Nun
schütte ich noch blauen Sand ins Wasser! Auch er setzt sich zu
Boden und bildet eine Schicht. — Und unser Schneckenhaus? Dieses
befindet sich zwischen der weißen und blauen Schicht eingeschlossen.
Wie viele Schichten seht Ihr jetzt im Glas? Drei. — Wie sind diese
entstanden? Aus dem Wasser abgesetzt. — Wie werden die Schichten,
wenn wir das Wasser abgießen und das Glas im Zimmer stehen lassen?
Fest, hart.
Der Solnhofer Kalkschiefer bildet nuu auch solche Schichten. Wie
werden wohl diese entstanden sein? Auch sie haben sich aus dem Wasser
abgesetzt. — Ja, dort, wo jetzt der Jura ist, war vor vieleu, vielen
Jahren ein großes, großes Meer. Dieses Meer war sehr reich an
Muscheln, Schnecken, Seesternen, Seeigeln, Fischen und sehr großen Ei-
dechsen. Die Kalkschalen und Knochen der Millionen Tiere, die im
Laufe der Jahrhunderte starben, sanken mit dem Kalkschlamm auf
*) Dieses Experiment machen wir am besten einige Tage vvr dieser Lektion,
vielleicht am Schluß des Unterrichts.
Geht mit der Donau rasch durch Bayern! Wo verläßt sie unser Vater-
land? Passau. — Sie gehört unserm Vaterland aus 53 Meilen an.
In welcher Richtung durchfließt sie unser Vaterland? Von Ulm bis
Regensburg ist ihr Lauf nordöstlich, von Regensburg an fließt sie süd-
östlich. — Warum verändert sie bei Regensburg ihre Richtung? Der
bayerische Wald zwingt sie dazu. —
Zusammenfassung: Don anquellen und Laus der Douau
durch Bayern. Die Donau entsteht aus dem Schwarzwald
in Badeu aus zwei Quellen. Bei Ulm tritt sie in Bayern ein.
Sie fließt nach Nordosten bis Regensburg, dann nach Südosten
bis Passau. Der bayerische Wald zwingt sie, ihre Richtung zu
ändern.
2. Eintritt der Donau in Mayern.
Lehrmittel: Abbilduug vom Ulmer Münster.
a. Vor ihrem Eintritt in Bayern ist die Donau zwar schou vou
beträchtlicher Breite, sie besitzt aber eine so geringe Tiefe, daß sie mit
größeren Fahrzeugen uicht befahren werden kann. Wir erblicken hin und
wieder nur kleinere Steinschiffe. Nicht ganz 1/i Stunde oberhalb Ulm
nimmt die Donau von rechts her einen Fluß aus. Zeige ihn! —
Woher kommt er? — Lies feinen Namen! Jller. — Diese ist hier
zeitweise ein recht wildes Wasser (60 m breit!), gegen das man sich durch
Schutzbauten sichern mußte. Sie führt manchmal fehr trübes Waffer
mit sich und verurfacht dann eine bedeutende Trübung der Donau, die
wir eine weite Strecke hin wahrnehmen. Sie tritt zwischen zwei
Städte. Zeige sie! —Lies deren Namen! Ulm und Neuulm. Diese
reichen sich in zwei mächtigen Steinbrücken die Arme. Was sagt uns
die Karte von der nördlichen Umgebung beider Städte? Der schwä-
bische Jura tritt ziemlich uahe an die Donau heran. — Wie ist es
in den übrigen Himmelsgegenden? Ebene. — Es ist dies eine fchöne
und fruchtbare Ebene. Beide Städte find in einem Umkreis von etwa
5 Stunden von gewaltigen Mauern, Wällen, Gräben und Türmen um-
geben. Die Abdachung der äußersten Wälle ist mit einem ganzen Walde
von Bäumen und Sträuchern besetzt, was sür die Städte eine Zierde ist.
In Ulm und Neuulm sind sehr viele Soldaten. Beide Städte bilden
eine Festuug. Wie sind sie auf uuserer Karte dargestellt? — Wir
werdeu später eine viel größere Festung au der Donau genauer be-
sprechen! — In Ulm, der größeren der beiden Schwesterstädte, erhebt
sich ein herrliches Münster, dessen 161 in hoher Turm der höchste
der Erde ist. Er gewährt eine prachtvolle Fernsicht, selbst die Alpen
sind sichtbar. — Nachdem die Donau die Jller aufgenommen hat, ist
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
unabsehbar dehnt sich die gewaltige Wasserfläche aus, und nicht mit
Unrecht wird der Chiemsee auch „bayerisches Meer" genannt. Seine
Länge beträgt 5 Stunden, seine Breite 3 Stunden, und sein Umfang
übersteigt sogar eine Tagreise, 14 Stunden. Reizlose Hügel, öde Moore,
stumme Fichtenwälder umgeben ihn. Dahinter jedoch erhebt sich im
Süden die prächtige, vielgipselige Alpen kette. Wir erblicken inner-
halb dieser weiten Wassermasse drei Flächen Landes, deren jede ringsum
von Wasser umgeben ist. (Hinweis aus die Darstellung im Sandkasten).
Man heißt solche Landstücke Inseln. Was ist also eine Insel? — Wie-
viele Inseln besitzt der Chiemsee. Drei. — Zeige die größte derselben!
Lies ihren Namen! Herrenwörth. — Wörth bedeutet soviel als Er-
Hebung, Insel. — Wie können wir die Insel also auch noch nennen?
Herreninsel. — Sie trägt auch den Namen Herrenchiemsee. — All-
jährlich kommen viele Tausende hieher, um dieses Eiland zu besuchen.
Warum wohl? — — — Auch wir schließen uns einer Reisegesellschaft
an. In kurzer Zeit hat der Dampfer die Insel erreicht. Jetzt erst
können wir das Eiland genauer betrachten. Namentlich wundern wir
uns über seine Größe: Es hat drei Stunden im Umfang. (Welchen
Umsang hat unsere Stadt?) Die Insel besitzt fruchtbaren Acker- und
Wiesenboden. Wald ist ihr reichster Schmuck. In früherer Zeit stand
aus der Herreninsel ein Mannskloster, daher der Name Herreninsel.
Großartig ist von hier der Blick auf die Alpen.
Im Nordosten erreicht unser Auge die zweitgrößte Insel des Sees,
die liebliche Fraueninsel. Frauenwörth, Frauenchiemsee. Wie eine
grüne Scheibe schwimmt sie auf dem Wasser. Hart am User erheben
sich die starken Mauern des uralten, 1000 jährigen Klosters mit der grau-
verwitterten Klosterkirche. Heute noch wohnen, wie schon in alter Zeit,
in dem Kloster Frauen. Jetzt können wir uns auch den Namen Frauen-
insel erklären. Freundlich grüßen da und dort zerstreute kleine Fischer-
Häuser herüber. Die Bewohner nähren sich vom Fischfang; denn wegen
feines Fischreichtums ist der See berühmt. In Kähnen, die oft nur
aus einem einzigen großen Eichenbaum gezimmert sind und daher „Ein-
bäume" genannt werden, fahren sie in den See und gehen ihrem Be-
rufe nach. Zum Feldbau ist hier kein Platz.
Der Kraut- oder Gemüsegarten der Bewohner von Frauenchiemsee
befindet sich auf der kleinsten Jnfel, die zwischen den beiden genannten
Inseln liegt, aus der unbewohnten Kraut insel. Auch diesen Namen
können wir uns jetzt erklären.
Betrachtet nun uoch die Karte! Woher bekommt der Chiemsee sein
Wasser? Von den Salzburger Alpen. — Wie heißt sein Zufluß? Achen.
— Wie heißt fein Abfluß? Alz. — Diese ist fehr breit und Wasser-
reich. Wohiu mündet die Alz? Inn. — Wohin schickt also der Chiemsee
sein Wasser? Inn — Donau.
Geographie von Bayern. 7
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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— 14 —
selbe ist bald weißer, bald brauner^ bald grauer oder schwarzer
Jurakalk." Mitten aus der weiten Ebene erheben sich da und dort
Hügel und K a l k s e l s e n; dieselben enthalten eine Menge v e r st e i n e r t e r
Schnecken und Muscheln. „Es gibt sogar einzelne Felsstücke, welche
aus lauter winzig kleinen Schneckenhäuschen und Muschelschalen zusam-
mengesetzt sind. Staunend bleibt der Wanderer davor stehen, und wie
von selbst kommt ihm der Gedanke: Hier muß einst das Wasser gehaust
haben. Es ist aber auch wirklich so. Das Ries war in grauer
Vorzeit ein mächtiger See."*)
Z n s a m m e n s a s s u u g: Von: merkwürdigen Aufbau des
Riesbodens. Unter der schwarzen Ackererde liegt eine dicke
Schicht von gelbem Lehm und blauschwarzem Thon. Aus dem-
selben kommt schwefelhaltiges Heilwasser hervor, wie bei Wemdiug
und Nördlingen. Unter der Thonschicht stößt man aus Braun-
kohlenflötze. In den Steinbrüchen am Rande der Ebene treten
weiße, braune und schwarze Kalksteine zu Tage. Auf der Ebene
erheben sich hie und da Muschelkalkfelsen, die aus wiuzig kleinen
Schneckenhäuschen und Muschelschalen zusammengesetzt sind. Das
Ries war einst ein See.
2. Vom Riessee.
Wovon werde ich Euch nun erzählen sollen? Vom Riessee. —
Die ganze weite Riesebene war einst mit Wasser angefüllt; sie war ein
großer See. Die Höhen, die jetzt die Ebene umschließen, waren damals
die Gestade des Riessees. Lange mag hier das Wasser geschaltet und
gewaltet haben. „Da durchbrach es endlich die Jurafelsen." Wo der
Durchbruch erfolgte, das könnt Ihr selbst erraten? Im Süden bei Har-
bürg. — Woraus schließt Ihr das? Die Wöruitz durchbricht hier deu
Jura. — Wann sich der See entleert haben soll, darüber weiß eine alte
Sage folgendes zu vermelden:
Ein Graf von Öttingen hielt sich zu derselben Zeit in Jerusalem
aus, als mau dort Christus ans Kreuz schlug. Der Herr von Öttingen
teilte dieses denkwürdige Ereignis seinem Bruder in der Heimat mit.
Von demselben erhielt er als Neuigkeit die Botschaft, daß der große
Riesfee nach Süden abgelaufen fei.
„Zwei Dinge ließ jedoch das abfließende Wasser in der Gegend
zurück: unzählige Schalen von Tierchen und eine Menge
Schlamm." Tierchen und Schalen häuften sich massenhaft an,
besonders am Rande des Rieses, „und geben jetzt als Versteinerungen
Kunde von dem ehemaligen See und seinem Leben". Aus dem zurück-
gelassenen Schlamme, auf dem hohes Schilf und Waffergräfer
*) Nach den neuesten Forschungen ist das Ries ein erloschener Vnl-
kan, an dessen Stelle ein See trat. Gntbrod: Schwaben.
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— 156 —
Zusammenfassung: Am Rhein.
Die Rheinebene liegt nicht viel höher als der Rhein. Dämme
schützen die Ebene vor Überschwemmungen. Der Rhein fließt rasch.
Ost bildet er Inseln. Am Rheinufer stehen schöne Wäldchen. Ans
dem schlammigen Boden der Rheininseln wuchern Schilf, Busch-
werk und Bäume. In den Rheinauen brüten zahlreiche Singvögel,
Sumpf- und Schwimmvögel.
b. Gleich den Rheinauen ist auch die Rh ein ebene mit feinem
Sand- und Schlammboden bedeckt; denn die Ebene war in
uralter Zeit wie das Ries vom Wasser überflutet. Daher ist auch
die Rheinebene sehr fruchtbar. In freundlichem Wechsel dehnen sich
wogende Getreidefelder, üppige Wiesen, saftige Kleefelder und
prächtige Tabakspflanzungen aus. Weite Strecken dienen als Garten-
land, auf dem alle Arten von Gemüse gebaut werden. Am ergiebigsten
ist der Gemüsebau im Norden der Ebene. Die Gegend um die
Stadt Frankenthai wird das „ G e m ü s e l a n d " der Pfalz genannt.
Zeigen! — Hier gedeiht auch in großer Menge die süße Zuckerrübe,
aus der in einer Frankenthaler Fabrik unglaublich viel Zucker
— jährlich über eine Million Zentner— hergestellt wird. Berühmt
ist diese pfälzische Stadt auch noch durch ihre anderen großen
Fabriken, in denen schöne, bequeme Schulbänke, Turngeräte und
Maschinen aller Art hergestellt werden. Was für eine Stadt ist dem-
nach Frankenthal? Fabrik st ad t. — Im nördlichsten Teil der
Borderpsalz gräbt man ans großen Gruben vorzüglichen Thon,
der iu gewaltigen Ziegeleien und Thouwareusabrikeu verarbeitet
wird. Der bei Grünstadt gegrabene Thon wird als „ Grün st ad t er
Erde" zur Thouwarensabrikation (jährl. l1/^ Million Ztr.) weithin
verschickt.
In zahlreichen, weit ausgedehnten Obstanlagen, die man in
allen Teilen der Borderpsalz findet, werden riesige Massen von feinstem
Obst geerntet. Große Dörfer mit stattlichen Häusern und
gepflasterten Straßen, oft ganz versteckt zwischen prächtigen Obst-
gärten, erheben sich in reicher Anzahl auf der fruchtbaren Ebene. Viele
Dörfer haben wie im Ochfenfnrter Gau das Aussehen einer Stadt.
Zusammenfassung: Von der Fruchtbarkeit der Vorder-
Pfalz.
Der Boden der Rheinebene war einst vom Wasser überflutet.
Er ist deshalb sehr fruchtbar. Hier gedeihen in großen Mengen
Getreide, Tabak, Gemüse, Zuckerrüben und Obst. Weite Strecken
der Borderpsalz gleichen einem Garten. Der nördliche Teil der
Ebene ist das Gemüseland der Pfalz. Dort liegt die Fabrikstadt
Frankenthal. Bei Grünstadt gräbt man vorzügliche Thonerde aus
dem Boden. Zahlreiche, stadtähnliche Dörfer erheben sich auf der
Ebene.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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— 130 —
Zusammenfassung: Was die Karte vom Bodenfee und
Rhein erzählt.
Der größte See aus unserer Karte ist der Bodensee. Durch
ihn fließt der Rhein. Er kommt von Süden aus den Alpen.
Nach seinem Ausfluß aus dem Bodensee hat er eine westliche Rich-
tung bis Basel, dann eine nördliche bis Mainz, dann bis zu seiner
Mündung ins Meer eine nordwestliche.
b. Nun zur Stadt Lindau! Sie liegt auf einer Insel im Boden-
fee, aber nicht mitten im See, fondern in der Nähe des Ufers. Wie
kommt man wohl vom Ufer nach der Insel und umgekehrt? Vermutungen
der Schüler: Schiff, lange Brücke. — Eine 200 m lange Brücke
(Veranschaulichung der Länge!) verbindet die Insel mit dem User und
ein über 1i2 km langer und ziemlich breiter Damm, aus dem auch
die Eisenbahn nach Lindau fährt.
Z u f a m m e n f a f s n n g: Lindaus Lage.
Lindau liegt auf einer Jnfel im Bodensee. Die Stadt ist durch
eine Brücke und einen breiten Damm mit dem User verbunden.
c. Vor allem werden wir uns nnn den Hafen von Lindau
betrachten! Große Dämme sind in den See hinaus gebaut und schließen
eine ungefähr 4 ha große Fläche desselben so ein, daß nur eine schmale
Einfahrt für die Schiffe bleibt. (Zeichnung oder Darstellung im
Sandkasten!) An dieser Einfahrt steht auf einer Seite ein gewaltiger
Löwe aus Marmor (das Zeichen der bayerischen Landeshoheit; Erinnerung
an den Löwen im bayerischen Wappen!), auf der andern ein 33 in hoher
Leuchtturm. Welchen Zweck der Turm hat, sagt uns sein Name.
Wem leuchtet er wohl? Dem Schiffer. — Was würde der Schiffer in
finstrer Nacht ohne den Leuchtturm nicht finden? Die Hafeneinfahrt.
Viele Kähue, Segelschiffe und Dampfschiffe fahren täglich in den
Hasen; er hat für 09 große und 200 kleine Schiffe Platz. Uber den
Bodensee brausen ost heftige Stürme und türmen hohe Wellen auf. Kähnen
und kleinen Schiffen würde solch' ein Sturm sehr gefährlich werden;
sie flüchten daher beizeiten in den Hafen; da sind sie sicher. Während
der warmen Jahreszeit bringen die Dampfer Tag für Tag Huuderte
von Fremden nach Lindau, und Hunderte verlassen mit ihnen wieder die
Stadt. Da geht es am Hafen fehr lebhaft zu; stundenlang könnte man
sich die Zeit damit vertreiben, das Aus- und Einsteigen der Fremden,
das Aus- und Einladen von mancherlei Waren zu beobachten.
Zusammeusassuug: Der Hasen.
Der Hasen von Lindau wird durch große Dämme eingeschlossen,
die weit in den See hinausgebaut find. An der Einfahrt steht
ein marmorner Löwe und ein Leuchtturm. Viele Kähne, Segel-
schiffe und Dampfschiffe fahren im Hasen ein und aus. Fremde
kommen an und fahren ab; Waren werden aus- und eingeladen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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— 18 —
und vereinzelt in Bayern und im Böhmerland perlenführende Gewässer an
— und weil durch sie eine ganz neue Erwerbsquelle, die Muschel-
bearbeitung, nach Adorf verpflanzt worden ist." Diese letzten Worte
hatte der Alte mit sichtlichem Stolze gesprochen; er brach sodann auf und
empfahl uus beim Abschiednehmen, die Adorser Muschelfabrik von F. A.
Schmidt und Sohn aufzusuchen.
6. In der Mnschetwarenfabrik.
Seit dem Bestehen der vogtländischen Muschelfabriken ist ein wahrer
Vernichtungskrieg gegen die harmlosen Wasserbewohner ausgebrochen. Tausende
der waffenlosen Tierchen verenden jährlich in heißer Sonne oder im dumpsigen
Keller. Kistenladuugeu von Muscheln werden durch bayrische und böhmische
Händler nach Adorf gebracht. Dazu kommen aber noch größere Sendungen
von Seemuscheln aus fernen Meeren. Verarbeitet doch eine einzige Fabrik
in Adorf jährlich 150 000 Muscheln. Bei einem Gang durch die Fabrik
wurde uus gezeigt, wie aus den Muschelschalen reizende Geldbörsen herge-
stellt werden. Die kalkigen Schalen wandern durch viele Häude. Zunächst
werden sie geschliffen. Auf rohem Saudsteiu beseitigt ein Knabe in einigen
Minuten die äußere, schwarze Schale, bis die Perlmutter zum Vorschein
kommt. Hierauf erfolgt das Zufammenschleifen der Mnschelpaare, sodaß sie
genau aufeinander passen; die scharfen Kanten werden beseitigt. Jetzt mischt
der Schleifer Gips und Leim zu einem Kitt und bestreicht damit die innere
Fläche des Muschelpaares. Ein anderer Knabe empfängt nun die grob-
geschliffenen und angekitteten Muscheln und sucht mit einer seinen Feile die
beim Schleifen verbliebenen Unebenheiten zu beseitigen. Seine Arbeit er-
fordert 5 Minuten Zeit. Die Striche der Feile schabt ein anderer mit
einem dreiseitigen, glatten Eisen heraus und ist anch in wenigen Minuten
damit fertig. Es folgt das Abreiben der Muscheln mit Sandpapier. Um
auch die Sandpapierstriche verschwinden zu lassen, kommt die Muschel zur
Drehbank. Diese hat das Aussehen eines Schleifsteines; nur hat sie statt
des Steines ein mit Filz besetztes Holzrad. Auf der Drehbank erhält die
Muschel einen matten Glanz, und auf dieses zweite Schleifen folgt das
Polieren. Man tröpfelt auf die mattglänzende Seite Öl, drückt sie auf
Trippel und reibt nun mit einem Filzstabe, bis der volle Glanz kommt.
Damit ist der erste Teil der Arbeit vollendet, und es kommt der andere,
das „Anschlagen" und das „Portefeuilliereu" der Muscheln. Unter dem
Anschlagen versteht man das Annieten der messingnen, neusilbernen und
silbernen Beschläge an die Muschel. Die Nietlöcher wurdeu bereits auf
der Drehbank mittelst eines feinen Stahlstistes gebohrt. Hat man sodann
an das beschlagene Muschelpaar noch das Futter und die Tasche angebracht,
so ist endlich ein reizendes Geldtäschchen zum Verkaufe fertig.
Die Muscheliudustrie blieb aber bei der Herstellung von Geldtäschchen
nicht stehen. Sie fertigte aus der Flußperlmuschel bald Broschen, Ohrringe,
Knöpfe, bald Feuerzeuge, Aschenbecher, Armbänder und Halsketten.
Die großen Seemuscheln, die jetzt in großen Mengen in den Adorser
Muschelwareufabriken verarbeitet werden, schneidet man oft in kleine vier-
eckige Stückchen. Diese setzt man auf den Außenflächen eines Geldtäschchens,
den Schalen eines Buches, eines Albums, der Platte eiues Tischchens u. s. w.
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
In der Nähe von Kauschwitz ging im Syragrnnde ein Wolkenbruch nieder.
Der Syrabach wurde im Nu zum wütenden Strome und wälzte seine
Wellen wie tobende Meereswogen dahin. Alles, was ihnen im Wege stand,
rissen die Fluten mit sich fort. Da, wo die Syra beim Syraner Thore in
die Stadt eintrat, lagen vor der Lohmühle zahlreiche Baumstämme. Diese
wurden vom Wasser emporgehoben und quer vor das Thor gelegt. Dadurch
staute sich das Gewässer zu bedeuteuder Höhe auf, bis der furchtbare Druck
das altersschwache Gemäuer über den Hausen warf. Furchtbar war, was
nun geschah. Der am Thor liegende Gasthof „Zum Herz" war in wenigen
Minuten verschwunden. Haushoch wälzten sich die Fluten durch die enge
Gasse uach dem „Komturhofe". Die an der Syra stehenden Häuser wurden
von den mit Blitzesschnelle dahinschießenden Baumstämmen durchlöchert, so
daß sie einstürzten. Mit zahllosen Trümmern, ganzen Dächern, Balken,
Gerätschaften war der Strom bedeckt. Und mitten unter diesen Trümmern
erblickte man schwimmende Tiere, selbst Menschen, welche mit dem empörten
Elemente um ihr Leben kämpften. Es war ein herzzerreißender Anblick!
An den Ufern standen die Leute und jammerten. Vor dem Brausen der
Fluteu und dem Krachen der einstürzenden Gebäude hörte man kaum den
Hilferuf der Unglücklichen. Aus den oberen Stockwerken, von den Dächern
schrie es um Hilfe. So sehr sich auch edle Menschen anstrengten, den Ge-
sährdeten Hilfe zu bringen, war es doch nicht möglich, alle zu retten.
Ganze Häuser wurden mit allem, was darin und darauf war, vou den
Fluten verschlungen. 26 Menschen fanden in dieser Unglücksstunde einen
jähen Tod.
Ein Bürstenbinder, Namens Reiher, stürzte mit seiner siebzehnjährigen
Tochter in den Strom; die Tochter ertrank und wurde vou der Flut hinweg-
gespült; doch dem Vater gelang es, sich von Zeit zu Zeit aus den Wellen
emporzuarbeiten. Nach jedem wiederholten Versuche, durch die um ihn
schwimmenden Trümmer und Balken sich zu retten, wurde er immer von
neuem in die schauerliche Tiefe hinabgestoßen. Schon begann seine Kraft zu
ermatten, da glückte es ihm endlich, einen Baumstamm zu umklammern,
der ihn auf den über 400 Schritte entfernten Weidenanger trug, wo er
sich rettete. Wie schwer es ihm ward, fein Leben zu erhalten, davon zeugte
seine Gestalt. Seine Kleider waren ihm vom Leibe gerissen, und von dem
Treibholz war sein Körper über und über mit Wunden und Beulen be-
deckt. Noch wunderbarer war es, daß selbst eine Frau, Namens Petzold,
der Gewalt des Stromes entgehen konnte. Nach dem Einstürze ihrer
Wohnung wurde auch sie von den Wellen über den Mühlgraben, ja sogar
bis über die Elster fortgerissen. Gleichwohl aber wußte sie sich immer
wieder über dem Wasser zu erhalten und wurde auf dem jenseitigen Elster-
user mittelst eines Hakens aus der Strömung gezogen. Leider aber wurde
ihr die Freude über ihre eigene Rettung durch den Verlust dreier Kinder
verbittert.
Ein Knabe von 11 Jahren, der Sohn des obengenannten Bürsten-
binders Reiher, ward in den Garten der Superintendentnr, durch welchen
der Strom ein zweites Bett gerissen hatte, getrieben. Schon war er unter-
gesunken, da erfaßte er einen Baumstamm, kletterte an ihm hinauf und
saß dort, von der Anstrengung sich erholeud. Aber ach! der Baum wurde
entwurzelt, und der arme Knabe, der sich schon gerettet glaubte, sank von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
— 17 —
in einem zehnjährigen Zeiträume begangen werden. Doch bald sollte Karl
über die Perlfischerei noch mehr hören; denn der ergraute Fischer setzte sich
zu uns, um sein Frühstück zu verzehren. Während des Essens griff er in
die Tasche und zeigte uns eine herrlich glänzende, milchfarbene und dabei
durchsichtige Perle. Sie hatte die Größe eines Haselnußkernes. „Ein groß-
artiges Kunstwerk ist eine solche Perle," rief Karl vor Bewunderung aus,
„gar zu gerne möchte ich wissen, wie die stillen Muschelu in ihrer dunklen
Werkstatt so hellstrahlende Kleinode herstellen können." Daraufhin erzählte
der Fischer: „Wie die Teichmuschel, so besteht auch die Perlmuschel aus
dem kopflosen Weichtiere und den beiden Schalen. Die letzteren sehen außen
schwarz aus; innen aber sind sie von silberartigem Glänze oder, wie man
gewöhnlich sagt, „perlmutterartig". Beim Öffnen der Schalen kommt nun
manchmal ein kleiner Gegenstand, z. B. ein Sandkörnchen oder eine Wasser-
alge ins Innere der Muschel und setzt sich darin fest. Da der Eindring-
ling ein ungewöhnliches Reizen und Jucken aus das Weichtier ansübt, so
überzieht ihn dieses mit Schleim. Anfangs entsteht nur ein Bläschen mit
roter Flüssigkeit; später verhärtet dieses, nimmt an Glanz und Größe immer
mehr zu, bis endlich die Perle fertig ist. Nicht alle Perlen haben eine ruude
Form wie diese hier; manche sind oft an einer Seite ganz flach gedrückt.
Dies ist dann der Fall, wenn der fremde Körper sich nicht in dem weichen
Mantel des Tieres, sondern auf der Innenseite der Schale festgesetzt hat.
Leider habe ich auf dieser Strecke fast nur verkrüppelte, halbhelle Perlen
gefunden.
Als ich vor 10 Jahren dieses Gebiet durchstreifte, da verhieß es reiche
Beute. Aber Hochwasser und Eisgang haben den Grund verändert und
die Muscheln hinweggeschwemmt. Dort unten besonders, wo die Eisenbahn
dicht au die Elster herantritt, war ein reicher Bestand zu finden; aber der
Bahnbau hat ihn sehr gelichtet. Die Muscheln wollen eben ungestört sein.
Gut gedeihen sie in der Trieb, im Rauuer-, Marieueyer und auch im
Schönlinder Bach, weil sie da dnrch keine Fabrikanlage gestört werden.
Dort ist der Boden, über den das kalkhaltige Wasser ruhig hinfließt, gleich-
sam mit Muscheln gepflastert. Freilich sind die Muscheln selbst in diesen
einsamen Gewässern nicht vor jenem fadenförmigen Wasserwurm sicher, der
sich durch die Schale bohrt, als wenn eine Stecknadel durchgestochen würde
und sich bis in das Tier hineinfrißt. Feinde der Perlmuscheln hat es stets
gegeben, und die Klagen darüber siud so alt wie die Perlfischerei selbst.
Zur Zeit meiner Vorfahren waren es bald die geflößten Hölzer, welche die
Ruhe der Muschelbäuke störten; bald wurde durch die Hammer- und Poch-
werke das Wasser verunreinigt; zudem thaten auch die damaligen Kriege
dem Friedeuswerke der Perlfischerei großen Abbruch. Trotzdem aber haben
meine Vorfahren die Blütezeit der Perlfischerei durchlebt; denn im Jahre 1650
betrug die Ausbeute an Perlen 224 Stück, im Jahre 1681 zwar nur 105,
darunter befanden sich aber 73 helle. Heutigentags ist der Ertrag an
Perlen weit geringer. Wohl konnte ich vor einigen Jahren anch einmal
147 Stück abliefern, aber unter diesen waren nur 7 von der edelsten Sorte.
Obwohl die Ausgabe für die Perlfischerei größer ist als die Einnahme durch
die Perlen selbst, so läßt unsere Regierung die Sache doch nicht eingehen,
weil die Perlfischerei eine alte, hochgeschätzte Eigentümlichkeit des Vogtlandes
ist außer im Vogtland trifft man nur uoch in der Lüneburger Heide
Unser Vogtland. 3. Neudruck. 2
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Fischer Karl Karl Fischer
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geringer Tiefe auf festes Gestein. Deruntergrunddesvogtlandes
ist felfig.
Weiter fagt der gelehrte Steinkundige: Als das ganze Vogtland ehemals
mit Wasser bedeckt war, da seukte sich iu gewissen Zeitabschnitten Schlamm
in bald dünnen, bald dicken Schichten zu Boden. Nach und nach zu Stein
geworden und wie die Blätter eines großen Bnches aufeinander gebettet, lagern
diese Thon schieferschichten über dem größten Teil des Vogtlandes.
Deutlich treten sie auf im Osten und Westen. Langgezogene, slache Hügel
wechseln dort mit größeren oder kleineren Hochflächen. Schon von fern
sieht der Kundige, daß sie im Innern grünlichen, schwarzen, grauen oder
rötlichen Thonschiefer bergen. Dort sucht er auch uach versteinerten Über-
resten winzig kleiner Tierchen, die in jenen längstvergangnen Zeiten im Schlamin
ihr Grab fanden, wie im weichen, schwarzen Alaunschiefer bei Thiergarten.
Die großen Brüche bei Theuma liefern den in ganz Sachsen bekannten
Fruchtschiefer.
Die Thonschiefergebiete verschwinden nach der Mitte des Vogtlandes
hin von der Oberfläche; sie werden dort durch eiu neues Gestein bedeckt.
An beiden Ufern der Elster breitet sich der Grünstein über die Land-
schaft aus. Er giebt ihr ein anderes Aussehen. Überall schaueu dort die
abgerundeten Grüusteinknppen hervor. Sie enthalten ein körniges, bald
grünliches, bald granes Gestein. Häusig ist es mit kugelrunden oder läng-
lichen Knollen durchsetzt. Mit den kleinen nuß- oder faustgroßen spielen die
Kinder; die größten kann ein starker Mann nicht vom Platze tragen. Wir
begegnen den Grünsteinbergen in der Elsterlandschaft von Elfterberg an auf-
wärts, namentlich rings um Plauen und Olsnitz.
Die Elster hat ihr Thal mitten hindurchgearbeitet. Im „Steinicht"
zwischen Jocketa und Elsterberg fallen die hohen Grünsteinwände steil ab
zum Fluß. Unten im raufcheudeu Wasser aber ruhen abgestürzte Blöcke,
so groß, als hätten gewaltige Riesen damit ihr Spiel getrieben. Nach Osten
reicht das Gebiet des Grünsteins bis Herlasgrün, Neueusalz und Vogtsberg,
nach Westen über Kauschwitz und Rodersdorf bis nach Guteufürst lburgstein!)
und hinauf uach Hof. Scharf abgegrenzt liegt hier und da, z. B. bei
Plauen und Ölsnitz, in den Grünstein Kalkstein eingebettet, der fleißig
abgebaut wird. Weiter sind an der Elster die Anwohner eifrig dabei, mächtige,
bisweilen haushohe Kieslager auszubeuten. Hier find besonders die
Plauenschen Kiesgruben an der alten, der neuen Ölsnitzer und an der Meß-
bacher Straße zu nennen. Wie im Thonschiefer findet der Sammler anck?
in den Vogtländischen Kalksteinen und in gewissen Grünsteinen die Reste
von zahlreichen Arten vorweltlicher Tiere, bald Schneckenhäuschen und
Muschelu, bald zierlich gebaute Korallenbänmchen,
Wie eine große Insel erhebt sich mitten aus den emporgehobenen
Thonschiefern von Lauterbach etwa bis Bergen ein drittes Gebiet, der
„ Lanterbacher G r a u i t st o ck." Weiler erstrecke:: sich reichbewaldete
Granitberge östlich von Auerbach bis hinauf zur Landesgrenze im Süden.
Getrennt von seinen Gefährten im benachbarten Erz- und Fichtelgebirge
steht hoch oben ein vereinsamter Granitkegel, der Kapellenberg bei Bram-
bach. Nach allen Seiten hin eilen ans den wasserreichen Granitlagern des
Vogtlandes klare Forellenbäche hinab zur Elster, Trieb, Göltzsch und zur
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