»>.,
18 Schleswig-Holstein.
Der Hamburger Hafen. Hamburg ist die größte und wichtigste
Handelsstadt Deutschlands, vie Hamburger Flotte ist größer als die irgend
einer andern Stadt. Das Fahrwasser der Elbe wird durch Laggerungen ver-
tieft- auch die größten Seeschiffe können bis zur Stadt kommen, vie Häfen
werden ständig erweitert- jetzt fallen ihnen auch die grünen Elbinseln Walters-
Hof und Zinkenwerder zum Opfer. Hn den Kais reiht sich Schuppen an
Schuppen, um die Schiffsladungen aufzunehmen. Eisenbahnen laufen an den
Schuppen entlang,- durch sie werden die Güter ins Inland befördert oder von
dort zur Verladung nach den Häfen. Schuten und Kähne nehmen andere Güter
auf und bringen sie nach den turmhohen Speichern an den Fleeten, die wie
ein Netz die Stadt durchziehen.
Werften. Elbtunnel. In Hamburg (Steinwerder) sind auch große
Werften entstanden, auf denen die größten Kriegs- und Handelsschiffe erbaut
werden. Mehr als 10000 Arbeiter finden auf den Werften lohnende Arbeit.
Um für diese Tausenden einen bequemen Weg nach der Arbeitsstätte zu
schaffen, hat Hamburg einen Tunnel erbaut. In einem großen Fahrstuhl
sinken Menschen und Fuhrwerke über 20 m in die Tiefe. Dann wandern sie
in einer 500 m langen--Köhre unter der Elbe durch und werden darauf durch
einen zweiten Fahrstuhl am jenseitigen Ufer wieder emporgehoben, von
einem merkwürdigen Gefühl wird man im Tunnel beschlichm, wenn man
bedenkt, daß über einem die Elbe rauscht und stolze Schiffe mit ihrer un-
geheuren Last trägt.
Verkehr. In der Stadt ist ein gewaltiger Verkehr, vie vielen elek-
irischen Straßenbahnen, die die Geschäftsstraßen durchziehen, genügten nicht
mehr, den Menschenstrom zu befördern- die hoch- und Untergrundbahn wurde
zu ihrer Entlastung angelegt. So flutet unter, aus und über der Straße der
Menschenstrom dahin.
Hamburg hat viele Sehenswürdigkeiten: den zoologischen und botanischen
Garten, die Kunsthalle, mehrere Museen, vie größte Sehenswürdigkeit ist und
bleibt aber der Hafen mit dem Mastenwald der Schiffe.
Bedeutung für Holstein. Ist Hamburg jetzt auch keine holsteinische
Stadt mehr, so übt es doch auf die Beschäftigung der Bewohner Holsteins den
größten Einfluß aus, wie im vorigen Abschnitt gezeigt ist. Auf den Hamburger
Viehmärkten verkauft der holsteinische Lauer seine Rinder, Schafe und Schweine.
Ein großer Teil wird davon weiter verschickt nach Sachsen, dem Rheinland
und andern Teilen Deutschlands. In Hamburg wohnen auch gegen 150 000 Le-
wohner, die in Schleswig-Holstein geboren sind. Es zählt mehr geborene
Schleswig-Holsteiner als die Großstädte Mona und Kiel.
Altona.
vie Stadt Altona verdankt der Nähe Hamburgs ihre Entstehung und ihr
schnelles Anwachsen.
Im Iahre 1536 erbaute ein Fischer, Jochim von Lohe, an dem Grenzbach gegen
Hamburg ein Haus, in welchem er eine Brauerei und Wirtschaft anlegte. Die ham-
burger wollten von dieser Nachbarschaft nichts wissen und verlangten den Abbruch
des Hauses. Lei den Streitigkeiten fiel von seiten der Hamburger wiederholt der 5lus^
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Extrahierte Personennamen: Mona Jochim_von_Lohe
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hamburg Deutschlands Walters-
Hof Hamburg Hamburg Hamburg Holstein Hamburg Sachsen Rheinland Deutschlands Hamburg Schleswig-Holstein Kiel Altona Altona Hamburgs Hamburg
§ 8. Das südliche Holstein. 21
Das hohe Elbufer findet seinen Abschluß bei Schulau (Wedel), Dort be-
ginnt das flache Marschland. In Schulau sind vi.'le Zabriken.
Zwischen Wedel und Ütersen ist die Gegend zu suchen, die in der Gudrun-
sage genannt wird. Oer Name der Hetlinger Schanze ist noch in dem Dorf-
namen Hetlingen erhalten.
Rbb. 9. Blankenese mit dem Süllberg. <phot. von T. Roth, Blankenese >
Nördlich von den Elbdörfern geht das Land in eine sandige und moorige
Ebene über. Die Ortschaften zeigen hier ganz andern Charakter. In Eidel-
stedt und Stellingen-Langenfelde sind viele Zabriken. In letzterem Orte ist der
berühmte Tierpark Hagenbecks.
Zusammenfassung: Auf dem hohen Steilufer der Elbe westlich von Altona
führt eine der schönsten Ströhen Deutschlands durch die Elbdörfer nach Blankenese.
Die Elbdörfer bilden einen großen Landhausbezirk. Bei Wedel beginnt das flache
Elbufer.
Wandsbek.
Wie Altona im Westen, so schließt sich Wandsbek im Osten eng an Hamburg
an. Wandsbek ist eine wichtige Industriestadt mit 35 000 Einwohnern. Alle
Zabrikzweige sind vertreten. In Wandsbek lebte vor Wo Jahren der Dichter
Matthias Claudius. Nach einer Zeitung, die er herausgab, wurde er der Wands-
beker Lote genannt.
Die Dörfer in der Umgebung von Wandsbek nehmen schnell an Bewohner-
zahl zu. Da liegen die großen Zabrikdörfer Schiffbek (10 000) mit großen Jute-
spinnereien und Sande (7000). Nördlich von Wandsbek liegen große Dörfer
mit Landhäusern (Ahrensburg).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
§ 18. Größe. Volksdichtigkeit. — § 19. Die Bedeutung der Landwirtschaft. 59
fruchtbarer Lehmboden, hier wird auch ttornbau betrieben. Daneben blüht aber
Rinder- und Schweinezucht. Die nordschleswigsche Butter ist wegen ihrer Güte
berühmt. Die Bewohner sind Iüten; sie sprechen eine dänische Mundart. Die
wichtigsten Orte sind Sonderburg auf Alsen, Apenrade und Hadersleben.
Iii. Zusammenfassende Übersicht.
§ 18. Größe. Volksdichtigkeit.
Die Provinz Schleswig-Holstein ist 19 000 qkm groß und hat 1 620 000 Einwohner;
es wohnen im Durchschnitt 85 Bewohner auf 1 qkm. Gegenden, die viel Industrie
haben, zeichnen sich durch große Bevölkerungsdichtigkeit aus,- wo die Landwirtschaft
Haupterwerbsquelle ist, da wohnen die Menschen weniger dicht. Schleswig-Holstein
gehört zu der letzteren Gruppe. Wo die Landwirtschaft Grundlage des Erwerbs ist,
da spielt die Bodenfruchtbarkeit in Bezug auf die Volksdichtigkeit eine große Rolle,'
denn auf fruchtbarem Loden genügt eine kleinere Fläche zum Unterhalt einer Familie.
Im allgemeinen sind auch in Schleswig-Holstein die fruchtbaren Gegenden dicht be-
völkert (Angeln, Sundewitt und Alfen, Fehmarn), die unfruchtbaren dagegen nur dünn
(Km? Segeberg, Mittelschleswig). Doch nicht immer trifft dies zu, weil auch noch
andere Verhältnisse bestimmend auf die Volksdichtigkeit einwirken. Das fruchtbare
Eiderstedt übertrifft an Dichtigkeit der Bevölkerung die unfruchtbaren Heidegegenden
nur wenig, weil die Bewohner ausschließlich Viehzucht treiben und weil diese wenig
Arbeitskräfte erfordert. Dieselben Verhältnisse herrschen in Nordfriesland und im
westlichen Nordschleswig. In Gstholstein ist die Volksdichtigkeit geringer, als nach
der Fruchtbarkeit des Bodens zu erwarten steht. Die Ursache davon ist das vorherrschen
der großen Güter. Denn je mehr die Zahl der Kleinbauern steigt, desto mehr wächst
die Bewohnerzahl. In der Nähe von Hamburg-Altona schreitet die Zerlegung der
Bauernhöfe in kleine Stellen am schnellsten fort/ hier drängen sich deswegen die
Bewohner enger zusammen. Km meisten tritt dies an solchen Stellen in Erscheinung,
wo die Bewohner zum Gemüsebau übergehen,' denn dieser erfordert viele Arbeitskräfte,
und schon ein kleiner Landbesitz genügt zum Unterhalt einer Familie. Noch mehr
wächst die Bevölkerungszahl, wenn zu dem landwirtschaftlichen Betrieb andere Er-
werbsarten hinzutreten. An der Küste nähren sich viele vom Zischfang (Kiel, Eckern-
förde, Kappeln, Apenrade, Altona, Glückstadt) oder von Handel und Schiffahrt. Wichtige
Handelsstädte sind Altona, Kiel, Flensburg. Die größte Bevölkerungsdichtigkeit ruft
die Industrie hervor. Für die Industrie ist die Fruchtbarkeit des Bodens ganz neben-
sächlich- sie blüht, wo der Loden Schätze zur Verarbeitung bietet oder wo gute ver-
kehrswege die Zufuhr der Rohstoffe und Ausfuhr der Erzeugnisse erleichtern. Unser
Land bietet der Industrie nur an wenigen Stellen Stoffe zur Verarbeitung,' man findet
keine Kohlen, keine Erze. In Lägerdorf und an einigen anderen Stellen findet man
Kreide. Dort sind Zementfabriken entstanden. Auf Sundewitt findet sich eine große
Zahl Ziegeleien. Für die übrigen Fabrikzweige müssen die Rohstoffe aus der Ferne
bezogen werden. Die wichtigsten Fabrikorte sind: Altona, Wandsbek mit Umgebung,
Neumünster, Elmshorn, Itzehoe, Rendsburg, Kiel und Flensburg.
§ 19. Die Bedeutung der Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft ist in Schleswig-Holstein Haupterwerbsquelle, und sie ist hier
so hoch entwickelt, daß sie kaum in einem andern Teile Deutschlands übertroffen wird.
Schleswig-Holstein liefert vorzügliche Pferde, und zwar Holstein besonders schnelle
Reit- und Wagenpferde, Schleswig schwere, grobknochige Pferde für Lastfuhrwerk.
Die schleswig-holsteinische Rinderzucht wird nirgends übertroffen, weder an Zahl
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Sonderburg Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Segeberg Nordfriesland Nordschleswig Gstholstein Hamburg-Altona Kappeln Altona Altona Kiel Flensburg Lägerdorf Altona Wandsbek Elmshorn Itzehoe Rendsburg Kiel Flensburg Schleswig-Holstein Deutschlands Schleswig-Holstein Holstein
32 Schleswig-Holstein.
Die Holsten sind groß gewachsen, haben blaue Augen und blondes haar- sie sind
langsam und bedächtig, aber auch fleißig und ausdauernd. In alter Zeit hatten sie viele
kämpfe mit den vithmarsen, Dänen und Wenden zu bestehen,- sie sind aber schließlich
doch Sieger geblieben. Sie haben das eroberte Land der Wenden größtenteils, das
südliche Schleswig bis zur Schlei ganz besiedelt und für das Deutschtum gewonnen.
In der Gegend von Neumünster, dem sogenannten Aukrug, sind viele wenden ge-
blieben und haben sich mit den Holsten vermischt? daher findet man dort mehr kleine
und mittelgroße Personen mit dunklem haar und braunen flugen.
Tmttelholstein ist ein rechtes Bauernland. Nur im (Dsten finden sich große Güter,-
das eigentliche Holstenland kennt nur Bauernhöfe. Die Besitzer heißen hufner. In
der ältesten Zeit gab es wohl nur ganze oder volle Hufen. Erst als mehr Wald gerodet
und in Ackerland verwandelt war, wurden die Hufen in halb- und Viertelhufen ge-
teilt, da diese Teilstücke nun hinreichten, eine Kamilie zu ernähren. Außer den hufnern
gibt es in jedem Dorf Kätner (Kleinbauern) und Insten oder Heuerlinge. Oer Stand
der Kätner ist wohl erst 200 Jahre alt. Er ist aus den jüngeren Kindern der hufner
hervorgegangen. Oer ältem Sohn erbte die Hufe,- ein jüngerer Sohn bekam nur ein
Haus mit etwas Land. Jetzt werden viele Hufen parzelliert, d. h. in Teilstücken ver-
kauft. Dadurch wird die Zahl der Landstellen größer, und es steigt damit die Le-
wohnerzahl. Nlittelholstein ist jetzt schon dichter bewohnt als das fruchtbarere (Dst-
Holstein.
Das holsteinische Dorf. Die holsteinischen Dörfer liegen geschlossen,
haben aber ganz unregelmäßige Straßenzüge. Nur in den Kirchdörfern stehen
die Häuser eng zusammen; sonst ist ein Bauernhof sehr geräumig und mit
zahlreichen Gebäuden (Wohnhaus mit Viehhausflügel, Scheune oder Schuppen,
Lackhaus, Schweinestall, verlehntshaus) besetzt. Ein holsteinisches Dorf mit
uralten Eichen, schattigen Linden und blühenden Kastanien ist ein hübscher
Anblick. Das alte Sachsenhaus (ein Rauchhaus ohne Schornstein und ohne
Oiehhausflügel) ist eine Seltenheit geworden. Leider wird das Strohdach
durch das Pappdach oder durch das noch häßlichere Zinkblechdach verdrängt.
Die Städte in Mittelholstein.
Die ältesten Städte der Landschaft sind Rendsburg, Itzehoe und Kiel? in
späterer Zeit erfolgte die Gründung von Kellinghusen, Segeberg und Neumünster.
Rendsburg liegt an der Eider und am Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die Stadt
ist aus einer Burg hervorgegangen, die auf einer Eiderinsel lag. Rendsburg
hat eine sehr günstige Lage, da die wichtigste Verkehrsstraße, die die Provinz
von Norden nach Süden durchzieht, über Rendsburg führt und dort die Eider
und den Kanal kreuzt. fln die Stelle der alten Verkehrswege sind Eisenbahnen
getreten. Zünf Eisenbahnlinien laufen in Rendsburg zusammen. Die Eider
war früher eine wichtige Wasserstraße, besonders nach Erbauung des Eider-
kanals. Bis hierher konnten Schiffe mit 3 m Tiefgang gelangen. Rendsburg
und die Dörfer an der Eider hatten zahlreiche Segelschiffe, und bei Rendsburg
waren mehrere Werften, die diese Segler bauten. Das ist nach Erbauung des
Kaiser-Wilhelm-Kanals anders geworden,- denn die Segler können den Idett-
kämpf mit den Dampfschiffen nicht aushalten,- ihre Zahl geht deswegen schnell
zurück. Auch hat die Eider als Wasserstraße durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal
verloren. Die Stadt selbst hat natürlich durch den Kanal an Bedeutung ge-
wonnen. Rendsburg war früher eine wichtige Festung; einzelne Reste der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Holstein Lackhaus Sachsenhaus Mittelholstein Rendsburg Itzehoe Kiel Segeberg Rendsburg Kaiser-Wilhelm-Kanal Rendsburg Rendsburg Rendsburg Rendsburg Rendsburg Rendsburg
38 Schleswig-Holstein.
3n dem lvasser der Flüsse und Meere befindet sich immer eine ungeheure Zahl
kleiner Lebewesen, die wir zwar mit bloßem Auge nicht sehen können, wohl aber unter
dem Mikroskop. In Fluß- und Meerwasser leben aber nicht dieselben Arten. Die Arten
des Meeres können im Flußwasser nicht leben, die aus dem Flußwasser aber auch nicht
im Meer- oder Brackwasser. Bei dem Wechsel von Ebbe und Flut geraten sie in Wasser,
in dem sie nicht leben können,' sie sterben und sinken auf den Grund. Aus den Kalk-
und Nieselresten ihres Körpers entsteht fruchtbarer Schlamm, aus dem sich die Marsch
aufbaut. An der Küste bleiben zur Ebbezeit auch Schnecken, Muscheln, Krebse usw.
zurück, deren Körper ein ähnliches Geschick haben. Natürlich werden auch Senkstoffe
der Flüsse mit angespült und tragen zur Landbildung bei.
Oie Seemarschen liegen höher als die Elbmarschen,' sie wurden deswegen auch
viel früher besiedelt. Anfangs wurde die Marsch von dem Geestrand aus bewirt-
schaftet? hier entstanden darum große Dörfer, flls die Marsch breiter wurde, entstanden
auch hier Ansiedlungen. Oas Haus wurde auf einem Hügel aus Erde, Luschwerk und
Dünger errichtet. Ein solcher Hügel hieß wurt oder warft. Sie lagen so hoch, daß
die Fluten das Haus nichl bedrohten. Auf manchen wurten steht nur ein Bauern-
Haus,' in vielen Fällen steht aber eine ganze Ortschaft auf einer gemeinsamen wurt.
viele Drtsnamen tragen die Endung wurt (Ammerswurt, volkerswurt, Poppen-
wurt usw.). Die einzeln stehenden Häuser sind meistens von tiefen Gräben umschlossen
und gleichen einer Wasserburg. Zum Schutz gegen die weststürme sind sie mit Pappeln
und Eschen umgeben. Solche Höfe bilden einen Schmuck der sonst einförmigen Marsch.
Ledeichung, wahrscheinlich sind auch hier zugewanderte Holländer und Friesen
die Lehrmeister im Deichbau gewesen. Nach und nach wurde das ganze Marschen-
gebiet durch Deiche geschützt. Die Oithmarscher Landesgeschichte berichtet aber von
vielen Oeichbrüchen und Überschwemmungen. Oie jetzigen Deiche gewähren größere
Sicherheit, weil sie höher und zweckmäßiger angelegt sind. Sie unterscheiden sich
von den früheren besonders durch den allmählichen Anstieg von der Seeseite her.
Dadurch wird es der Brandung erschwert, den Deich zu unterspülen. Es wird sorg-
fältig darauf geachtet, daß der Deichabhang stets mit einer Rasendecke bekleidet ist.
Ist diese zerrissen, dann haben die Fluten leichtes Spiel. Oie Unterhaltung der
Deiche kostet jährlich große Summen.
Die Köge. Vor den Deichen baut die See neues Land auf. wenn sich das
öde Watt soweit erhöht hat, daß es von der gewöhnlichen Flut nicht mehr oder nur
kurze Zeit überspült wird, dann überzieht es sich mit einer Pflanzendecke. Zuerst er-
scheint der (Hueller, eine pflanze, die Salzwasser verträgt und aus der Ferne der Heide
ähnlich sieht. Sie hält mit ihren Zweigen den Schlick fest und bewirkt dadurch
schnellere Landbildung. Nun greift auch der Mensch ein. Er zieht Gräben durch das
Watt. Oie Grabenerde erhöht die dammartigen Flächen zwischen den Gräben,' in
diesen selbst aber sammelt sich aufs neue der Schlick. Ist das Land höher geworden,
so wird der Queller durch andere Salzpflanzen verdrängt. Endlich erscheinen auch
Gräser, die gern von Schafen und Gänsen abgeweidet werden. Oieses grüne Vorland
heißt Außendeichsland.
wenn das Vorland sich mit weißem Klee überzieht, ist es reif für die Eindeichung.
Natürlich muß das deichreife Land groß genug sein, die ungeheuren Oeichbaukosten
zu lohnen. Oas neugewonnene Land zwischen den Oeichen nennt man Koog. Fast
an keiner einzigen Stelle unserer Küste bildet der älteste Oeich die Grenze gegen das
Meer,' überall sind Köge vorgelagert. Oen älteren Oeich läßt man zur größeren
Sicherheit stehen,' viele Linnendeiche dienen als Verkehrswege.
In den letzten Jahrzehnten sind an der holsteinischen Küste einige kleine Inseln
entstanden, von wo die Landbildung dem Festland entgegenwächst.
Ooch geht das Anwachsen nicht gleichmäßig vor sich. Visweilen nehmen die
Abflußrinnen im Watt (Prielen) eine andere Richtung an, und ihre Strömung reißt
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
§ 11. Othmarschen. 39
aufgebautes Land wieder fort. Die Deiche an der Lidermündung müssen jetzt wegen
der veränderten Strömung durch Steindecken und Buhnen geschützt werden. In der
vithmarscher Bucht wurde durch solche Strömungen Klt-Büsum mit anderen Grt-
schaften zerstört.
(Dld Lüsen liggt int wille Haff,-
De Zlot de keem un wöhl en Grafs.
De $lot de keem un spöl un spöl,
Bet se de Insel unnerwöhl.
(Klaus Groth.)
Viehzucht. In Othmarschen blüht die Viehzucht in jeder Korm. Es
liefert in großer Zahl vorzügliche Reit- und Wagenpferde. Kein Gebiet der
Provinz kommt Othmarschen an Zahl der Rinder gleich. Man züchtet eine
schwere Rasse, die milchreich ist, sich aber besonders zur Mast eignet, Auf den
Außendeichsländereien werden fleischige Schafe geweidet. Auf der Geest hat
auch die Schweinezucht einen hohen Stand erreicht? in der Marsch ist diese
Zucht nicht lohnend, weil die Schweine dort zu oft von einer Seuche befallen
werden.
Korn bau. In der Marsch blüht aber auch der Kornbau. Weizen, Hafer,
Gerste, Bohnen und Rapssaat gedeihen hier so gut, wie kaum sonst an andern
Orten. Zür die Erntezeit fehlt es an Arbeitskräften im Lande. Sie strömen
von allen Seiten herzu und stellen sich am Sonntagmorgen neben den Kirchen
auf, um ihre Arbeitskraft für hohen Lohn wochenweise anzubieten (Menschen-
markt). Sie bleiben im Lande, bis die Ernte geborgen und abgedroschen ist.
Oie Lauern bedürfen dieser Arbeiter (Monarchen),- sie bilden aber eine Land-
plage- die Sicherheit auf den Straßen und in den Gehöften leidet, und die
Polizei mutz während dieser Zeit verstärkt werden, damit man sich ihrer erwehre.
Zuckerrüben. In Süderdithmarschen ist noch eine Zuckerfabrik. Oer
Anbau der Zuckerrüben erfordert auch viele Hilfskräfte, polnische Arbeiter und
Mägde strömen im Vorsommer ins Land, um die Rüben zu pflanzen, zu ver-
ziehen und zu hacken. Sie fallen auf durch ihre grellfarbigen Kleider und
Kopftücher.
Gemüsebau. In anderen Gegenden, besonders bei Wesselburen, ist
man zum Gemüsebau übergegangen. Ungezählte Eisenbahnladungen Weißkohl
werden von hier ins Innere von Deutschland verschickt (Magdeburger Sauer-
kraut). In Iahren mit hohen Kohlpreisen haben einzelne Lauern schon für
mehr als 100 000 Mark Kohl verkauft.
Othmarschen gehört zu den reichsten Landschaften des Deutschen Reichs.
Oie Bewohner. Oie Othmarsen sind mit den benachbarten Holsten
verwandt- sie sind Sachsen, aber mit Holländern und Friesen vermischt.
Man findet dort viele große, stattliche Männer. Oas blonde, oft rötlich
schimmernde und gekräuselte haar, sowie die blauen oder grauen Augen zeigen,
das sie ein reiner Germanenstamm sind. Oie Othmarsen sind ein Lauernvolk-
sie duldeten keine Ritter im Land (Gedicht von Klaus Groth: Graf Rudolf
von der Lökelnburg). Sie waren ein freihetliebendes, tapferes, aber ge-
Walttätiges Volk, das oft durch Raubzüge die Holsten und Eiderstedter kränkte,
viele trieben auch Seeraub. Es ist deswegen kein Wunder, daß ihre Nachbarn
sie nicht liebten und sich freuten, als sie endlich ihre Freiheit verloren. Vorher
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Grafs Klaus_Groth Klaus_Groth Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Othmarschen Süderdithmarschen Wesselburen Deutschland Sachsen Lökelnburg
42 Schleswig-Holstein.
gezüchtet/ die Schweinezucht ist bedeutungslos- es wird dadurch nur reichlich
der eigene Bedarf gedeckt. Es werden zwar Rinder von vorzüglicher Le-
schaffenheit gezüchtet (Shorthorn, d. i. Kurzhorn von mehr als 1000 kg Ge-
wicht), aber die Zahl ist nicht groß. Es ist eben bequemer, das Vieh für
die Zettweiden von den Geestbauern oder auf den husumer Magervieh-
markten zu kaufen. Alle Teile der Provinz liefern hierher Jungvieh, von
Husum verteilen sich die Triften über das ganze Land. Auf den fruchtbaren
Weiden wird das Vieh schnell fett. Schon nach drei Monaten kehren die
ersten nach Husum zurück und werden dort auf den Zettviehmärkten verkauft.
In Husum finden sich Schlächter und Händler aus ganz Deutschland ein, um sich mit
Schlachtvieh zu versorgen. Zede Woche werden lange Eisenbahnzüge, mit Fett-
vieh beladen, ins
Jnnereoeutschlands
verschickt. Das meiste
Vieh geht nach dem
Rheinland und nach
Westfalen.
Kein Landesteil
Schleswig-Holsteins
hat soviele Schafe
aufzuweisen. Die
meisten weiden im
Kußendeichsland;
denn wenn das Gras
von den salzigen
Fluten der Nordsee
überschwemmt wor-
den ist, taugt es
nicht mehr für Kin-
der. Oie Eiderstedter
Schafe haben keine
wertvolle Ivolle,
dafür um so mehr Fleisch. Ein Marschschaf wiegt oft mehr als drei Heide-
schafe. Oie Schafe werden auch häufig gemolken, wenn die Lämmer heran-
gewachsen sind. Oie Itttlch ist außerordentlich fett und unverdünnt nicht zu
trinken. Man gewinnt daraus Schafkäse.
Oie Bewohner. Oie Eiderstedter Lauern sind reich,' doch wird das
müßige Leben manchem zum Verderben. Manche Marschbauern verpachten
ihre Ländereien und ziehen nach den Städten, weil das städtische Leben mehr
Kurzweil bietet, hochmütig schaut der Marschbauer auf den Geestbauern
herab, der schwer arbeiten muß, um seinem Loden Ertrag abzuzwingen. Aber
ein Marschgrundstück nach dem andern geht in die Hände fleißiger und spar-
samer Geestbauern über, die dann ihre Kufzucht selbst gräsen.
Eiderstedt ist von Bewohnern verschiedener Abstammung besiedelt. Friesen,
Sachsen und Züten haben sich vermischt- doch ist der Knteil der Friesen über-
wiegend. Oie Eiderstedter haben gleich den Oithmarsen lange Zeit ihre Selb-
ständigkeit und Freiheit behauptet,- sie haben mannhaft gegen die eroberungs-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Husum Husum Husum Deutschland Rheinland Westfalen Schleswig-Holsteins Nordsee Sachsen
52 Schleswig-Holstein.
griffen ist und in fruchtbares Ackerland umgewandelt wird, geht diese Um-
Wandlung in Mittelschleswig nur langsam vor sich. Oer feinkörnige, graue
Sand, der in der Tiefe zu Grtstein oerkittet ist, ist viel schwerer zu kultivieren
und verweigert an manchen Stellen trotz sorgfältigster Bearbeitung den ge-
ringsten Ertrag. Und doch finden sich bei jedem Dorf Ausbauerstellen. Fleißige
Knechte haben sich dort mitten in der Heide ein Stück Land erworben und
urbar gemacht. Ist der Landertrag auch nicht groß, so finden die genügsamen,
fleißigen Bewohner doch ihr Fortkommen. Können sie auf dem mageren
Boden auch nicht viel Großvieh halten, so liefern doch Bienen- und Schafzucht
einen reichlichen Ertrag. Solch einen Heidebauern hatte Theodor Storm vor
5lugen, als er die Heide in seinem Gedicht „Ubseits" besang.
Ivo aber die Wiesen nicht fehlen, da ist der Bauer ein wohlhabender Mann.
Das hier gezüchtete Jungvieh ist in der Marsch außerordentlich begehrt, weil
es auf den Marschweiden das beste Gedeihen zeigt. In solchen Dörfern blüht
auch die Pferdezucht. Große Gebiete des Südens versorgen sich hier mit
starken Acker- oder Lastpferden der schleswigschen Rasse.
Besiedlung. Mittelschleswig ist nur spärlich bewohnt, hier liegt
keine einzige Stadt. Oje Bewohner setzen ihre Erzeugnisse in den Städten
der benachbarten Landschaften im Westen und Gsten ab. Eine größere Zahl
von Eisenbahnen, die das Land durchqueren, erleichtern den Absatz.
Geschichtliches. Auf den Heiden Mittelschleswigs haben sich die
meisten Kämpfe zwischen Holsten und Dänen abgespielt. Die Dänen legten
zum Schutz gegen die vordringenden Deutschen das Oannewerk an, einen lvall,
der sich von Schleswig bis zur Treeneniederung hinzieht. 1864 mußten die
Dänen das Oannewerk bald preisgeben und hinter den Oüppeler Schanzen
Schutz suchen. Nördlich von Schleswig liegt der Schlachtenort Jdstedt- hier er-
litten die Schleswig-Holsteiner 1850 eine entscheidende Niederlage.
Zusammenfassung: Mittelschleswig ist eine weite, öde, baumlose, unfruchtbare
Ebene, voll von Heide- und Moorflächen. sin der Oberfläche ist feinkörniger,
grauer Sand, der in der Tiefe zu Ortstein verkittet ist. Die Landschaft wird von
zahlreichen kleinen Flüssen durchströmt. Kn diesen liegen fruchtbare weiden und
lviesen: an ihnen liegen auch die dünn gesäten Dörfer. Die Bewohner treiben
Viehzucht. Sie liefern starke Ackerpferde, gute Ochsen für die Marschen und viele
Schafe. Die Kleinbauern treiben Bienenzucht. Das Land ist sehr dünn besiedelt.
§ 16. Ostschleswig.
Das östliche Schleswig ist in semer Lodengestaltung dem östlichen Holstein
durchaus ähnlich, hier wie dort ist das Land von hügeliger Beschaffenheit-
der lehmige Loden zeigt hier dieselbe Fruchtbarkeit, und prächtige
Luchenwaldungen schmücken die höhen. Doch gibt es neben diesen Ähnlichkeiten
auch große Unterschiede. Der Seereichtum ist nur noch im Süden vorhanden
(Wittensee) und nimmt nach Norden hin schnell ab. An die Stelle der Seen
treten die tiefeinschneidenden Förden, an die sich meistens seeartige Lecken
anschließen; man nennt sie Noore. Solche Noore sind mit der Eckernförder
Lucht, der Schlei, Flensburger und haderslebener Förde verbunden. Die
Wasserscheide nähert sich der Ostseeküste oft auf wenige Kilometer: darum ist hier
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Theodor_Storm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Holstein
12 Schleswig-Holstein.
worden ist, weiß man nicht sicher. Durch den Wald führen gute Chausseen und Zahr-
straßen. Oer größte Teil des Waldes besteht aus schönen Eichen- und Buchenbeständen.
Kuf den sandigen Stellen gibt es aber auch Bestände aus Birken und Nadelholz. Im
Walde ist viel wild; in einem eingehegten Teil findet sich auch noch Schwarzwild (wild-
schweine).
Der Wald war früher im Besitz der herzöge von Lauenburg. Oft genug mutzten
sie den schönen Besitz gegen die Hamburger und Lübecker verteidigen. Nach dem
großen Kriege 1870/71 verschenkte Kaiser Wilhelm I. ihn an den Zürsten Bismarck
„in Anerkennung seiner großen Verdienste um das Vaterland als Dotation zum Eigen-
tum". Bismarck ließ ein früheres Jagdhaus zu dem Schlosse Zriedrichsruh umbauen,
hier hat der große Mann gern geweilt, wenn er von den Negierungsgeschäften Er-
holung suchte. Und als er 1890 aus dem Dienst schied, zog er sich ganz hierher zurück,
hier ist er am Zi. Juli 1898 aus dem Leben geschieden und auf seinen Wunsch auch
in dem geliebten Walde begraben worden. Seine Ruhestätte (Mausoleum) steht in
der Nähe des Herrenhauses. Das dankbare Volk wallfahrtet hierher, besonders an
seinem Geburts- oder Sterhetgg.
wo Bismarck liegen soll.
Nicht in vom oder Zürstengruft,
Er ruh' in Gottes freier Luft.
Draußen auf Berg und Halde,
Noch besser tief, tief im Walde,-
widukind lädt ihn zu sich ein:
Ein Sachse war er, drum ist er mein,
Im Sachsenwald soll er begraben sein!
Zontane.
Seen. Verkehrswege. Lauenburg ist sehr reich an lieblichen Seen.
Die größten sind der Ratzeburger und Schaal-See. von besonderer Schönheit
sind die Seen bei Mölln.
Oer Sachsenwald und die waldgekrönten Hügel zwischen Mölln und Lauen-
bürg sind reich an Naturschönheiten,' deswegen richten die Großstädter aus
Hamburg-Altona und Lübeck an schönen Sommertagen hierher ihre Ausflüge.
Die Verkehrsverhältnisse sind günstig. Im Süden stellt die Elbe eine gute ver-
bindung mit Hamberg her, und seit 1900 durchschneidet der Elb-Trave-Nanal
das Land auf einer Ecklinie und stellt so die Verbindung mit Lübeck her. Trotz-
dem sind Handel und Schiffahrt noch nicht stark entwickelt. Zahlreiche Eisen-
bahnen durchschneiden das Land und erleichtern den Absatz der Erzeugnisse.
Besiedlung. Oer Boden liefert keine Rohstoffe für Fabriken irgend-
welcher Art, darum gibt es hier wenig Industrie, und aus diesem Grunde fehlen
auch größere Städte. An der Elbe und am Elb-Trave-Kanal liegt Lauenburg
mit sehr schöner Umgebung. Zwischen zwei Seen und von bewaldeten höhen
umkränzt, liegt das freundliche Städtchen Mölln, hier wird das Grabmal Till
Eulenspiegels gezeigt. (Welche Streiche Eulenspiegels sind dir bekannt?) Oie
Hauptstadt des Landes ist Katzeburg. Oie Stadt liegt auf einer Halbinsel im
Ratzeburger See.
Oie Bewohner. In alter Zeit war Lauenburg von einem wendischen
Volksstamm, den polaben (Elbanwohner), bewohnt. Sie sind von den
holsteinischen Sachsen bezwungen und zum Teil verdrängt worden. Oas
Bauernhaus ist dem holsteinischen Sachsenhaus vollständig gleich. Oie Oorf-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Bismarck Bismarck Till
Eulenspiegels
14 Schleswig-Holstein.
Kisöorfer Wohlds. Dieser ist ein (Huellenmittelpunkk. Kuf ihm oder in seiner
Nähe entspringen Alfter, Pinnau, Kriicfau und kleinere Zuflüsse der Stör und
Trave. Ein Ausläufer vom Kisöorfer Wohld zieht nach Süden bis Altona und
biegt dann nach lvesten um. hier bildet er das Steilufer der Elbe bis Wedel.
Er ist reich an Naturschönheiten. In Blankenese trägt er seine höchsten Er-
Hebungen (Laursberg 92 m, Süllberg 87 in).
Nach Ivesten senkt sich das Land allmählich und geht in eine sumpfige
Niederung über, die noch reich an Heide- und Nloorflächen ist. Noch weiter nach
Westen und Süden schließen sich die fruchtbaren Elbmarschen an.
Einfluß der nahen Großstadt auf die Beschäftigung. Abgesehen
von den Elbmarschen und den östlichen Teilen des Hügellandes ist Südholstein nicht
fruchtbar. Es ist aber doch dicht bewohnt, und die Bebauung, auch der unfruchtbaren
Heide- und Moorflächen, schreitet schnell vorwärts. Das rührt her von dem Städte-
gebiet Hamburg—altona—wandsbek. Don der Nähe Hamburgs wird die Erwerbs-
weise der Bewohner beeinflußt, und je mehr die Städte anwachsen, desto größer wird
das Gebiet, in welchem dieser Einfluß zu spüren ist. Alle wichtigeren Verkehrs-
wege, die Eisenbahnen und Ehausseen, weisen auf diesen Mittelpunkt hin, und an
diesen Straßen wächst das Häusermeer gleich großen Zangarmen über die Stadtgrenzen
in das Land hinaus. Hamburg hat jetzt eine Million Einwohner, Altona 180 00o,
Wandsbek 35 000. Die Städte sind von einem Kranz großer Dörfer umrahmt, die
kleinere Städte an Volkszahl übertreffen. Da liegen Mein- und Groß-Zlottbek, Nien-
stedten, Dockenhuden, Blankenese, .Eidelstedt, Stellingen-Langenfelde, Lokstedt und die
hamburgischen Dörfer im Alftertal. Nach Osten schließen sich an Wandsbek volkreiche
Zabrikorte an: Schiffbek, Sande, Bergedorf. Und auch nach Süden schreitet die Ent-
Wicklung fort. Die Insel lvilhelmsburg hat schon 30 000 Einwohner, und die west-
lichen Elbinseln werden jetzt in Hafen- und Industriegebiete umgewandelt. Selbst
auf dem Südufer der Elbe setzt sich die Städtebildung fort,' dort ist die Mittelstadt
Harburg (60 000) entstanden.
Die große Menschenmenge muß jeden Tag gesättigt werden, und die nächst-
gelegene Landschaft sorgt in erster Linie dafür. Daher rührt es, daß die Bewohner
dieser Landschaft ihre alte Wirtschaftsweise aufgeben, den Kornbau und die Aufzucht
von Vieh, und dafür Gemüsebau und reine Milchwirtschaft einführen. Aus diesem
Grunde werden auch die großen Bauernhöfe in Kleinbauernstellen zerschlagen.
Beschäftigung der Bewohner. Die Kleinbauern nähren sich vom Gemüse-
bau, vom (Obstbau und von der Geflügelzucht. Die größeren Besitzer und die entfernter
wohnenden Landleute ziehen ihren Hauptgewinn aus der Milcherzeugung. Jeden
Morgen schicken sie die gewonnene Milch mit der Lahn oder auf Fuhrwerk in die
Stadt, hier wird sie für hohen preis abgesetzt (1 1 = 20—24 Pf.). Da die Milch
so den höchsten Ertrag liefert, wird sie nicht mehr in Meiereien verarbeitet. Butter
und Käse würden einen geringeren Gewinn bringen. Aus demselben Grunde mag
der Bauer auch keine Zeit und kein Zutter mehr zur Aufzucht von Jungvieh ver-
wenden. In der Nähe der Stadt hält er nur Milchkühe. Die Kälber werden kurze
Zeit mit Milch getränkt und dann an den Schlachter verkauft. Dagegen steht die
Aufzucht und Mast von Schweinen in hoher Blüte.
Gemüse- und (Obstbau. Der Gemüsebau steht seit alten Zeiten auf den
Elbinseln in hoher Entwicklung. Die Vierlande nennt man mit Recht Hamburgs
Küchengarten. Auf Elbkähnen bringen die Bewohner die Zrüchte ihrer Arbeit an den
Markt. Dort versorgen sich zuerst die Grünwarenhändler, die dann die lvare an die
Hausfrauen weitergeben. Immer seltener sieht man die Vierländerinnen in den
Straßen der Stadt, um selbst den Bürgern die Ware ins Haus zu bringen.
Immer mehr gehen auch die Bewohner der übrigen Elbinseln und der nahen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]