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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 205

1902 - Altenburg : Bonde
205 Mut, der sein großes Heer beseelte. Alles Ungemach des Krieges er- trug er gleich dem Geringsten aus dem Heere; mitten in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; allgegenwärtig mit seinem Blicke, vergaß er den Tod, der ihn umringte; stets fand man ihn auf dem Wege der furchtbarsten Gefahr. Seine natürliche Herz- haftigkeit ließ ihn nur allzuoft vergessen, was er dem Feldherrn schuldig war, und dieses königliche Leben endigte der Tod eines Ge- meinen. Aber einem solchen Führer folgte der Feige wie der Mutige zum Siege, und seinem beleuchtenden Adlerblicke entging keine Heldenthat, die sein Beispiel geweckt hatte. Der Ruhm ihres Beherrschers ent- ziindete in der Nation ein begeisterndes Selbstgefühl; stolz auf diesen König, gab der Bauer in Finnland und Gotland freudig seine Armut hin, verspritzte der Soldat freudig sein Blut, und der hohe Schwung, den der Geist dieses einzigen Mannes der Nation gegeben, überlebte noch lange Zeit seinen Schöpfer. Schiller. 93. Der deutsche Bauer vor und nach dem Dreißig- jährigen Kriege. 1. Deutschland galt um das Jahr 1618 für ein reiches Land. Selbst der Bauer hatte in dem langen Frieden einige Wohlhäbigkeit erlangt. Breiter Graben, Zaun oder Wand von Lehm und Steine umgrenzten oft die Stätte des Dorfes, an den Hauptstraßen hingen Thore, welche zur Nacht geschloffen wurden. Dorf und Flur wurden durch Tag- und Nachtwächter beschritten. Die Häuser waren zwar von Holz und Lehm in ungefälliger Form, aber sie waren nicht arm an Hausrat und Behagen. Alte Obstbaumpflanzungen standen um die Dörfer, in den eingefriedeten Höfen tummelten sich große Scharen von kleinem Geflügel, auf den Stoppeläckern lagen mächtige Gänseherden. Große Herden von Schafen und Rindern grasten auf steinigen Höhen- zügen und in den fetten Riedgräsern. Die Wolle stand gut im Preise, die deutschen Tuche waren berühmt und Tuchwaren der beste Ausfuhr- artikel. Dem Ackerbau lag man in vielen Gegenden mit großem Vorteil ob. Die Wiesen waren sorgfältiger behandelt als zweihundert Jahre später, Abzugs-, ja Bewässerungsgräben ziehen und erhalten war gebräuchlich. 2. Fast seit hundert Jahren waren wenigstens in allen Kirch- dörfern Schulen, und ein Teil der Dorfbewohner war des Schreibens

2. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 209

1902 - Altenburg : Bonde
209 verloren die Hälfte ihrer Bewohner, in manchen Dörfern Frankens und Thüringens blieben nur einzelne übrig. — Der Krieg aber wütete von dieser Schreckenszeit ab noch zwölf lange Jahre. Die Heerhaufen wurden kleiner, ihre Bewegungen aus Mangel an Lebensmitteln und Tieren unsteter und planloser; wo aber die Kriegsflamme aufloderte, da fraß sie erbarmungslos, was sich noch von Leben zeigte. Von den Landlenten ist aus dieser letzten Zeit wenig zu berichten. Sie waren verwildert und führten ein hoffnungsloses Dasein. 9. Es ist wahrscheinlich, daß sich das Landvolk ganz in schwärmende Banden aufgelöst hätte, und daß die Städte niemals iin stände gewesen wären, ein neues Volksleben hervorzubringen, wenn nicht drei Gewalten den deutschen Landmann vor der gänzlichen Zerstörung bewahrt hätten: seine Liebe zu dem väterlichen Acker, die Bemühungen seiner Obrigkeit und der Eifer seines Seelsorgers, des Dorspfarrers. 10. Des Bauern Liebe zur eigenen Flur war im siebzehnten Jahr- hundert noch um vieles mächtiger als jetzt. So lief er mit Zähigkeit immer wieder ans seinem Versteck nach dem zerstörten Hof und ver- suchte immer wieder die zerstörten Ähren zusammenzulesen oder in das niedergetretene Land den wenigen Samen zu streuen, den er sich gerettet hatte. Wenn sein letztes Zugtier geraubt war, spannte er sich selbst an den Pflug. Er hütete sich wohl, seinem Hause ein wohnliches An- sehen zu geben, er gewöhnte sich, in Schmutz und Ruinen zu hausen, und verbarg das flackernde Feuer des Herdes vor den raubgierigen Blicken, welche vielleicht durch die Nacht nach einem warmen Neste suchten. Die kärgliche Speise versteckte er an Orte, vor welchen selbst dem ruchlosen Feinde graute, in Gräber und Särge. 11. Fast ebenso großes Interesse als der Bauer selbst hatten sein Landesherr und dessen Beamte, die Dörfer zu erhalten. Von der Hauptstadt aus kümmerten sich die Regierungen durch ihre Amtleute, Vögte und Steuereinnehmer um das Schicksal der Dörfer. Berichte, Eingaben und Verfügungen liefen bei all dem Elend hin und her, und mancher arme Schulmeister verrichtete gehorsam seinen Dienst als Ge- meindeschreiber, während der Schnee durch die zerschlagenen Fenster in seine Schulstube hineinwehte und die Gemeindekasse zerbrochen auf der Straße lag. 12. Das höchste Verdienst aber um die Erhaltung des deutschen Volkes erwarben sich die Landgeistlichen in diesen Zeiten der Armut, der Trübsal und der Verfolgung. Sie waren den größten Gefahren ausgesetzt; die Roheiten, welche sie mit den Ihrigen zu erdulden hatten, trafen tödlich ihr Ansehen in der eigenen Gemeinde. Ihr Leben wurde B. Y. r. 14

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 168

1902 - Altenburg : Bonde
168 „Und dann?“ — „Dann werd ich mich zur Ruhe setzen, an meiner Kinder Glück mich freuen, ihre Liebe geniefsen und ein glückseliges Alter haben.“ „Und dann?“ „Dann ? — Nun — immer kann man nicht auf dieser Erde bleiben, und, wenn mans könnte, es wäre nicht einmal gut, — dann freilich, dann — muss ich sterben!“ — „Und dann?“ rief der Alte wieder, fasste ihn an beiden Händen und sah ihm in die Augen. „Mein Sohn! Und dann?“ — Da verfärbte sich der muntere Jüngling und fing an zu zittern, und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. — „Hab Dank, mein Vater,“ sprach er endlich, „ich hatte die Haupt- sache vergessen, dass dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben „und dann“ — das Gericht. Aber von heut an solls nicht mehr geschehen ! “ Caspari. 75. Die Kreuzschau. 1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen, Sah jenseits sck)on das ausgespannte Thal In Abendglut vor seinen Füßen liegen. 2. Auf duftges Gras im milden Sonnenstrahl Streckt' er ermattet sich zur Ruhe nieder, Indem er seinem Schöpfer sich befahl. 3. Ihm fielen zu die matten Augenlider, Doch seinen wachen Geist enthob ein Traum Der irdschen Hülle seiner trägen Glieder. 4. Der Schild der Sonne ward im Himmelsraum Zu Gottes Angesicht, das Firmament Zn sei.' nn Kleid, das Land zu dessen Saum. 5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt, Nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden, Wenn seine Schwächen er vor dir bekennt. 6. Daß jedes Menschenkind sein Kreuz hienieden Auch duldend tragen muß, ich weiß es lange, Doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 215

1902 - Altenburg : Bonde
215 der Regierungsbehörden wohnte er selbst bei. Seine Unterthanen hatten stets bei ihm Zutritt, und er hörte ihre Anliegen mit großer Freundlichkeit an; wo er konnte, half er schleunig in Güte und Ge- rechtigkeit. Er sorgte für gute Rechtspflege liitb hielt mit Ernst darauf, Posthumus - Denkmal. daß die Richter gerecht richteten und der Arme wie der Reiche fein Recht finden konnte. Bisweilen hielt er selbst Verhör ab, suchte zwischen den Streitenden zu vermitteln und entschied, wenn kein Ver- gleich zustande kam. Ein so gütiger Herr er aber war, übte er gegen

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 224

1902 - Altenburg : Bonde
224 2. Hat die Göttin auch des Glückes Fürstengüter euch beschert, So daß demutvollen Blickes Alt und jung Verehrung schwört — Wenn euch deutscher Sinn gebricht, Acht ich aller Schütze nicht. 3. Eure höflichen Gebärden, Eure schöne Redekunst, Ob sie laut gepriesen werden, Sind nur Spiel und eitel Dunst Und bestehn, ihr Jungfraun, nicht, Wenn euch deutscher Sinn gebricht. 4. Kämt auch edlen Stammes wegen Ihr den Königinnen gleich, Dennoch wahrhaft überlegen Bleibt ein deutsches Mädchen euch. Hoher Stand beliebt uns nicht, Wo der deutsche Sinn gebricht. 5. Deutscher Sinn, das ist die Gabe, Wahrheit, Zucht und Redlichkeit, Die ich auserkoren habe, Und wenn einst ein Gott verleiht Mir ein Weib von deutscher Art, Glücklicher kein Mann noch ward. Nach Heyden. c) Nikolaus Runzel, der gelehrte Bauer. Nikolaus Künzel, später Schmidt genannt, war 1606 zu Roten- acker bei Tanna geboren. Er erweckte durch sein großes Talent um so mehr Interesse, als dasselbe in seiner Selbstentwickelung sogar noch mit äußeren Hindernissen zu kämpfen hatte. Der junge Schmidt war bereits 16 Jahre alt, ohne lesen zu können. Um diese Zeit nahm sein Vater einen Jungen in Dienste, welcher zwar nicht flott zu lesen ver- stand, aber doch wenigstens sämtliche Buchstaben kannte. Schon dieses notdürftige Zusammenbuchstabieren erschien dem Jüngling als ein un- endliches Glück, und er faßte den Entschluß, es im Lesen bis zur Fertigkeit zu bringen. Der Knecht ging zwar gern darauf ein, ihm Unterricht zu geben; aber der Vater, welcher fürchtete, daß dadurch

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 225

1902 - Altenburg : Bonde
225 die Haus- und Feldarbeit leiden würde, litt es nicht und jagte die beiden zuletzt unter harter Bestrafung auseinander. Der lernbegierige Nikolaus hatte aber bereits die Kenntnis der Buchstaben erlangt und sein Lehrer ihm heimlich ein Abc-Buch verschafft. Zu seinem Glück bekam der Schüler ans einige Zeit einen lahmen Fuß, mußte nun das Bett hüten und hatte die schönste Gelegenheit, seinen Selbstunterricht fortzusetzen. Mit Hilfe seiner außerordentlichen Fassungsgabe konnte er in kurzer Zeit lesen und hörte, um richtig aussprechen zu lernen, Sonntags mit Aufmerksamkeit auf die Predigt. Nach damaligem Brauche waren die Predigten stets sehr viel mit Latein durchflochten, und dies veranlaßte den jungen Schmidt, sich der lateinischen Sprache zu befleißigen. Mit Hilfe eines Rechtsgelehrten gelang ihm die Er- lernung derselben ebenfalls leicht. Zeit zum Lesen und Studieren hatte er bloß mittags bei Tische, Sonntags und des Nachts. Von dem Schullehrer zu Mislareuth bekam Schmidt später einen Katechismus in deutscher, lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache zum Geschenk. Dies gab ihm die erste Veranlassung, das Griechische und das Hebräische zu lernen. Die Kenntnis der Schristzüge eignete er sich beim Dreschen an, indem er die Buchstaben mit Kreide an die Scheunenwand schrieb. Dasselbe Verfahren wandte er auch bei Erlernung aller ferneren Alphabete an. Seiner Lebensbeschreibung nach erlernte Nikolaus Schmidt ferner noch rein durch Selbstunterricht nur mit Hilfe verschiedener Grammatiken nach und nach die Kenntnis der chaldä- ischen, syrischen, arabischen, ägyptischen, armenischen, äthiopischen, illyrischen, jakobitischen, türkischen, persischen, medischen und tartarischen Sprache. Diese auf solche unerhörte Weise errungene Kenntnis verbreitete den Ruf des gelehrten Bauern bald in weite Ferne. Verschiedene aus- wärtige Professoren ließen den begabten Mann zu sich kommen, um sich selbst von dem, was sein Ruf verkündigte, zu überzeugen. Im Jahre 1633 wurde er nach Weimar an den Hof des Herzogs Ernst gerufen. Der Herzog interessierte sich so für ihn, daß er ihn ganz an seinem Hofe behalten und ihm allen möglichen Vorschub gewähren wollte. Schmidt blieb auch längere Zeit dort, kehrte dann aber in sein Dorf zurück. In gleicher Absicht ließ ihn dann Kurfürst Johann Georg I. nach Dresden kommen und beschenkte ihn mit Geld und Büchern. Überhaupt machte man ihm überall, wohin er gerufen wurde, Geschenke an Büchern fremder Sprachen, so daß Schmidt zuletzt eine starke und zugleich höchst seltene Bibliothek besaß. Er dagegen mußte an den Höfen, die er besuchte, stets in allen ihm bekannten Sprachen B. Y. R. 15

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 228

1902 - Altenburg : Bonde
228 Weil die Hände des Türken reichlich gefüllt waren, so benutzte Heinrich die Gelegenheit, die berühmtesten Schlachtfelder Griechenlands und einige seiner an alten Kunstdenkmälern reichen Städte zu besuchen. Kaum war er nach dreijähriger Abwesenheit im Schoße der Familie ein wenig heimisch geworden, so ließ er sich von seinem Vetter, Heinrich dem Feldmarschall, bereden, mit diesem gegen Ludwig Xiv., den räuberischen König von Frankreich, zu Felde zu ziehen. Bei der Belagerung von Mainz, das in den Händen der Franzosen war, stürzte Graf Heinrich so unglücklich vom Pferde, daß der alte Schaden am Beine wieder aufbrach und Heinrich vom langen Krankenlager als ein lahmer Mann aufstand. An die Stelle der Kriegsfahrten traten nun die Friedensjahre. Schon 1678 hatte sich Heinrich mit seinen Brüdern in das väterliche Erbe geteilt. Während der eine Lobenstein, der andere Hirschberg überkam, erhielt er als der Jüngste die übrigen vom Vater neu erworbenen Besitzungen. Da aber in denselben weder eine Stadt, noch ein Schloß war, so baute sich Heinrich in Ebersdorf, das Heinrich I. von Schleiz schon 1682 für sein Mündel gekauft hatte, auf der Stelle des alten Rittersitzes in den Jahren 1690 bis 1693 ein schönes Residenzschloß. Eine wahre Herzensfreude war es für ihn, daß sein treuer Türke bald nach dem Einzuge in das neue Heim durch die heilige Taufe in die Gemeinschaft der christlichen Kirche sich aufnehmen ließ und nun Herr und Diener durch den Glauben an den gemeinsamen Herrn sich um so enger verbunden fühlten. Heinrich starb in Ebersdorf 1711. Die von ihm gegründete Linie Ebersdors ist mit Fürst Heinrich Lxxii. erloschen, der 1855 zu Dresden starb, nachdem er schon am 1. Oktober 1848 die Regierung zu Gunsten des Hauses Schleiz freiwillig niedergelegt hatte. Nunkwitz. 100. Aug. Herrn. Francke. In Glaucha, dem Teile der Stadt Halle, in welchem Aug. Herrn. Francke Pastor war, galt die Sitte, dass die Armen an einem bestimmten Wochentage sich ihr Brot vor den Thüren der Leute holten. Als sie einst auch an Franckes Haus kamen, liess er sie eintreten, unterredete sich mit ihnen über den Katechismus und wiederholte das, so oft sie kamen. Da er aber je länger, je mehr sich von der schrecklichen Unwissenheit, be- sonders auch der Kinder, überzeugte, gab er den Eltern ein wöchentliches Schulgeld für diese. Aber das Geld holten sie nun wohl ab, doch die Kinder schickten sie nicht zur Schule. Doch nur um so mehr dachte der treue Mann daran, wie ihnen

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 231

1902 - Altenburg : Bonde
231 Freiherrn von Canstein zur wohlfeilen Herstellung der Heiligen Schrift gegründete Bibelanstalt. Eine lange Reihe von Jahren war es Branche noch ver- gönnt, an seinem geliebten Waisenhause zu wirken, und teils durch den Ertrag der Buchhandlung und der Apotheke, teils durch reiche Vermächtnisse wurde es möglich, die sämtlichen Anstalten, die allmählich entstanden waren, ohne Unterstützung der Regierung zu erhalten. In seinem 64. Lebensjahre wurde der unermüdlichen Liebes- thätigkeit Eranckes durch den Tod ein Ziel gesetzt. Nachdem er schon längere Zeit gekränkelt hatte, entschlummerte er sanft und selig, umgeben von seiner treuen Gattin und von seinen Kindern, am 8. Juni 1727. Inmitten seiner Stiftungen hat ihm die dankbare Nachwelt ein Denkmal errichtet, ein lebensgrosses Standbild in Bronze, mit der einfachen Inschrift: „Er ver- traute Gott!“ Nach Verschiedenen. 101. Friedrich der Große und der Siebenjährige Krieg. Nicht eroberungslustig zog Friedrich 1756 in den Kampf; daß er um seines Staates Dasein zu kämpfen hatte, war ihm schon lange vorher deutlich geworden. Aber um so höher wuchs ihm der Mut. Wie der Sturmwind wollte er in die Wolken brechen, die sich von allen Seiten um sein Haupt zusammenzogen; durch die Kraft eines unwiderstehlichen Angriffs gedachte er die Wetter zu zerteilen, bevor sie sich entluden. Er war bis dahin nie geschlagen worden; das war eine Hoffnung, die einzige. Aber gleich bei dem ersten Zusammentreffen mit den Österreichern, seinen alten Feinden, sah er, daß auch sie von ihm gelernt hatten und andere geworden waren. Bis zum äußersten spannte er seine Kraft, und bei Kollin versagte sie ihm. Es war der verhängnisvollste Tag in Friedrichs Leben. Nach einer kurzen Betäubung erhob er sich in neuer Kraft. Aus dem Angriffskriege war er auf eine verzweifelte Verteidigung angewiesen; von allen Seiten brachen die Gegner gegen sein kleines Land, mit jeder großen Macht des Festlandes trat er in tödlichen Kampf, er, der Herr über nur vier Millionen Menschen und über ein geschlagenes Heer. Jetzt bewährte er seine Fähigkeit als Feldherr, wie er sich nach Verlusten den Feinden entzog und sie wieder packte und schlug, wo man ihn am wenigsten erwartete; wie er sich bald dem einen, bald dem anderen Heer entgegenwarf, unübertroffen

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 233

1902 - Altenburg : Bonde
233 Selbst in Paris und Petersburg nahmen viele warmen Anteil an dem Geschicke des Königs; ja bis in die Türkei reichte die Begeisternng. Dem Maler Hackert wnrde mitten in Sizilien bei der Durchreise durch eine kleine Stadt von dem Magistrat ein Ehrengeschenk von Wein und Früchten überreicht, weil man gehört hatte, daß er ein Preuße wäre. Und der Kaiser von Marokko ließ die Schiffsmannschaft eines Bürgers von Emden, den die Seeräuber nach Mogador geschleppt hatten, ohne Lösung frei, schickte die Mannschaft nengekleidet nach Lissabon und gab ihnen die Ver- sicherung, ihr König sei der größte Mann der Welt, kein Preuße solle in seinen Ländern Gefangener sein, seine Kreuzer würden nie die preußische Flagge angreifen. Jetzt empfanden die Deutschen ans einmal, daß auch sie teilhatten an der Ehre und Größe der Welt, daß ein König und sein Volk, alle von ihrem Blute, dem deutschen Wesen eine goldene Fassung gegeben hatten, der Geschichte der Menschheit einen neuen Inhalt. Jetzt durch- lebten sie alle selbst, wie ein großer Mensch kämpfte, wagte und siegte. Unterdes rang der König ohne Ende gegen seine Feinde, nicht ohne Schmerz und herzzerreißende Sorge. Zehn Tage nach der Schlacht bei Kollin starb seine Mutter, das Jahr darauf sein Bruder August Wilhelm, kurz darauf erhielt er die Nachricht vom Tode seiner Schwester, der Markgräfin von Bairenth; einer nach dem andern von seinen Generalen sank an seiner Seite; seine alten Soldaten, sein Stolz, fielen zu Tausenden. So lebte er fort, die Jahre kamen und gingen, riesig war die Arbeit, unermüdlich sein Denken; das Fernste und Kleinste übersah prüfend sein Adlerauge, und doch keine Änderung, nirgend eine Hoffnung. Aber der König, in dessen Lage jeder andere verzweifelt wäre, war fest entschlossen, keinen demütigenden Frieden zu unterzeichnen. „Niemals werde ich den Augenblick erleben, der mich verpflichten wird, einen nachteiligen Frieden zu schließen. — Ich werde mein Land retten oder mit ihm untergehen." Und er hielt aus. Die Kraft seiner Feinde wnrde geringer, auch ihre Feldherren nutzten sich ab, ihre Heere wurden zerschmettert; endlich trat Rußland von der Verbindung zurück. Dies und die letzten Siege des Königs gaben den Ansschlag. Friedrich hatte überwunden, er hatte das eroberte Schlesien für Preußen gerettet, sein treues Volk frohlockte. Allein und still kehrte er nach Sanssouci zurück. Er wollte den Rest seiner Tage, wie er sagte, im Frieden für sein Volk leben. Ergänzungen zum Seminarlesebuch.

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 271

1902 - Altenburg : Bonde
271 114. Königin Luise in Tilsit. Der Kaiser Napoleon Bonaparte hatte gewünscht, daß die Königin Luise in Tilsit erschiene, teils um seinen Stolz zu befriedigen, dann aber auch aus Neugierde, um die schöne Frau, die gedemütigte Königin, von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Seine nächste Umgebung hatte seine Zusammenkunft mit der Königin zu verhindern gesucht und legte allerlei Schwierigkeiten, um sie zu verhüten, in den Weg. Sie kam aber doch zustande, weil der Kaiser sie wollte, und die Königin war willig, sich diese Demütigung mit Selbstverleugnung gefallen zu lassen. „Was mich das kostet," schrieb die Königin auf dem verhängnisvollen Wege nach Tilsit in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott; denn wenn ich gleich den Mann nicht hasse, so sehe ich ihn doch als den an, der den König und sein Land unglücklich gemacht hat. Seine Talente be- wundere ich; aber seinen Charakter, der offenbar hinterlistig imb falsch ist, kann ich nicht lieben. Höflich und artig gegen ihn zu sein, wird mir schwer werden; doch das Schwere wird einmal von mir gefordert; Opfer zu bringen bin ich gewohnt." Vollkommen mit sich einig, voll von der Würde, welche ein ruhiges Selbstbewußtsein giebt, ging sie mit der Unbefangenheit, die ihr eigentümlich unter allen, auch den traurigsten Verhältnissen und schwersten Ausgaben blieb, nach Tilsit, um den Kaiser Napoleon zu sehen und zu sprechen. Um das Demütigende dieser unnatürlichen Zusammenkunft zu verstecken, ließ der reiche Kaiser die Königin, sie äußerlich zu ehren, in einem prachtvollen achtspännigen Staatswagen unter einer zahlreichen und glänzenden Bedeckung von den Dragonern der Garde abholen. Der König, der die äußerliche Herrlichkeit nicht wollte, weil er ihrer nicht bedurfte, fuhr in einem einfachen Wagen; auch nachher, wieder groß und reich, wenn er nicht ans Reisen war, fuhr er immer nur mit zwei Pferden, ohne Bedeckung und mit einfach gekleideter, nur nötiger Be- dienung. Es lag in seiner Natur, einfach zu sein und alles Unnötige von sich zu thun. Wo zwei Pferde hinreichten, um schnell und sicher von einem Ort zum anderen zu kommen, brauchte er nie vier. Auf- sehen zu machen und die Augen der Menge auf sich zu ziehen, liebte er nicht, und sein Inneres gab sich kund und trat hervor in allem, was ihn umgab. Er war wahr in allen Stücken; nie konnte er etwas scheinen, was er nicht war. Ein wahrhaft deutscher Charakter! Der König war, wie wir wissen, in der Regel ernst, voll innerer und äußerer Haltung, die Königin voll herzgewinnender Anmut und Unbefangenheit. Diese verließ sie auch in dem Augenblicke nicht, der
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