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1. Geschichte des Altertums - S. 101

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Griechen. 101 in das Feld, vor und nach der Schlacht, bei Spielen und Wett-kmpfen durfte das gebhrende Opfer nicht fehlen. Da gab es keinen bevorzugten Priesterstand: die Fürsten, Feldherrn und Aeltesten des Volkes waren an Tagen besonderer Feierlichkeiten die Priester, und auch die Frauen nahmen an dieser Ehre Theil; wenn das Fest einer Gttin feierlich begangen wurde, gebhrte den Frauen der Vorrang. Wie sehr diese heitere und einfache Verehrung des Gttlichen in allen Gemtern wurzelte, das beweisen insbesondere die pracht- frdert die vollen Tempel, welche an allen Orten sich erhoben, und die voll- unf* endeten Kunstgebilde, welche die heiligen Sttten schmckten. Wie unendlich reich an silbernen und goldenen Geschenken aller Art war das Heiligtum in Delphi, ehe die frevelnde Hand der Tempelruber sich an diesen Schtzen zu vergreifen wagte! Welche Kunstschtze standen in groartigen Denkmlern aufgestellt in dem heiligen Haine und verbreitet von Olympia! Sie fanden nicht Platz in dem Haine Altis, welcher -z^nkbar^it durch eine'mauer abgegrenzt war. Hier sah man die zahllosen und fromme Denkmler aller wichtigen Ereignisse, welche in dem Leben der grie- Denkmaler, chischen Staaten eingetreten waren. Sie drckten den Dank aus, welchen das Volk in Glck und Unglck dem Lenker der mensch-lichen Schicksale, dem Jupiter von Olympia, darzubringen sich beeilte. So schickten die Einwohner von Corcyra nach einem beson-ders reich gesegneten Fischzuge eherne Stiere nach Delphi und Olympia. Die vertriebenen Messenier (. 11) an der sicilischen Meerenge, welche jhrlich einen Knabenchor zum Feste nach Rhegium schickten, hatte einmal das Leid betroffen, da das Festschiff mit der Blte ihrer Jugend untergieng. Sie lieen die 35 Knaben sammt dem Chormeister und Fltenspieler in Erz gieen und schickten sie nach Olympia. Dort wurden sie, da im Haine Altis kein wrdiger Raum war, auf der Mauer desselben aufgestellt; und schon von ferne gab in der Folge die Gruppe der betenden Knaben, welche der die Wipfel der Bume die gefalteten Hnde gen Himmel richteten, Kunde von der Heiligkeit dieses Haines, von der Frmmigkeit und dem Kunstsinn der Griechen. Diese Einheit in religisen Dingen hatte groen Einflu auf den Gang der griechischen Angelegenheiten und fand ihren Mittel-punkt im gemeinsamen Orakel zu Delphi. Neben den uralten Orakeln des hellenischen Zeus zu Dodona Das Oraker und des Jupiter Ammon in der libyschen Wste stand das rhm- 5u Delphi, gekrnte Orakel zu Delphi am Fue des Parnaffus bei allen Griechen

2. Geschichte des Altertums - S. 103

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Griechen. 103 schenke nach Delphi und lie zum dritten Male fragen, wie lange seine Herrschaft dauern werde. Der Gott antwortete: Wenn dem Meder dereinst als König Bietet ein Maulthier, Dann, zartsiger Lyder, entflieh zu dem steinigten Hermos! Halte nicht Stand, noch frchte die Schmach feigherziger Eile!" Darber freute sich Crsus noch mehr; denn er glaubte, ein Maulthier werde nimmer König werden. Er begann also den Krieg und verlor. Das Orakel hatte nmlich den Cyrus darum als Maulthier bezeichnet, weil er von vterlicher Seite ein Perser, von mtterlicher ein Meder war. Crsus hatte einen stummen Sohn; der diesen hatte er einst folgenden Spruch erhalten: Lyder, wiewohl ein gewaltiger Fürst, doch thrichten Herzens, Sehne dich nicht zu vernehmen in deinem Palast die erflehte Stimme des sprechenden Sohnes. Das wird traun besser dir frommen; Wisse, er redet zuerst an dem unglckseligsten Tage." Auch dieser Spruch soll in Erfllung gegangen sein. Als am Tage der Eroberung von Sardes ein persischer Krieger in den kniglichen Palast eindrang und das Leben des Crsus bedrohte, lsten Furcht und Schrecken die Zunge des stummen Sohnes, und er rief aus: Mensch, tdte den Crsus nicht!" Das war sein erstes Wort, und seitdem konnte er reden. Einen bedeutenden Einigungspunkt der smmtlichen griechischen Die Staaten gewhrten ferner die verschiedenen Festspiele, zu denen die ^Spiele'" Griechen aus allen Gegenden, sogar aus Asien und Afrika zusammen- ewigen alle zustrmen pflegten. Diese Spiele wurden zu Ehren der Götter an ^t?mme" verschiedenen Orten, insbesondere auf der Landenge von Corinth und in dem heiligen Haine des Jupiter zu Olympia veranstaltet; die Sieger w ersteren nannte man die isthmischen, die letzteren waren die hoch= berhmten olympischen. Sie wurden alle vier Jahre gefeiert. Den Barbaren war der Zutritt nicht gestattet. Der Platz, auf welchem die olympischen Spiele gehalten wurden, war geebnet und in zwei Hlften geschieden. Die eine, das Stadium, war 600 Fu lang und diente zu den Wettkmpfen. Ringsum waren die Sitze der Zuschauer, welche die Streiter anfeuerten, lobten oder tadelten. Mit Sonnenaufgang nahmen die Spiele ihren Anfang; in der Nacht zuvor hatte man den Gttern zu Ehren Opfer veranstaltet und Festgesnge angestimmt. Mit Oel gesalbt traten die Athleten aus den Kampfplatz und schwuren laut zu den Gttern, da sie sich zehn Monate lang zu den Kampfspielen vorbereitet und ein unbescholtenes Leben gefhrt htten. Darauf winkte der Herold, und der Wettlauf begann. Wer zuerst das Ziel erreichte, dessen Name und Vaterland

3. Geschichte des Altertums - S. 104

1879 - Mainz : Kunze
104 Zweiter Abschnitt. wurde laut ausgerufen und von allen Zuschauern mit donnerndem ^zubel wiederholt. Im Hippodrom gab es Wettrennen mit dem Zwei- und Viergespann. Zwlfmal muten die mutigen Kmpfer ihre Wagen durch die Bahn führen und geschickt um zwei Spitz-sulen lenken, welche am Ziele standen. Könige hielten es nicht unter ihrer Wrde, ihr schnstes Gespann nach Olympia zu senden und unter den Siegern genannt zu werden. Auf das Wettrennen folgte das Ringen, der Faustkampf und das Wersen mit einer metallenen Scheibe, dem Diskus. Der einfache, aber um so ehren-vollere Siegespreis war ein Kranz aus Zweigen des heiligen Oel-baumes. Lauter Beifall ertnte den Siegern zu Ehren, deren Heimat gleichen Ruhm erntete. Sie wurden besungen, auf festlich geschmckten Wagen herumgefhrt und der jauchzenden Volksmenge gezeigt; man gab ihnen festliche Gelage, errichtete ihnen Statuen und holte sie feierlich ein, wenn sie ihrer Vaterstadt sich naheten. Bei Festen und Schauspielen erhielten die olympischen Sieger die wohlverdienten Ehrensitze. Kmmen ^ auch zu musischen Kmpfen war neben den gymnastischen werden hoch- und Gelegenheit bei solchen Spielen. Viele Dichter und geehrt, Geschichtschreiber lasen ihre Werke vor und wurden dadurch dem hellenischen Volke rasch bekannt. So soll Herodot Abschnitte aus seinem so schn erzhlten Geschichtswerke vorgetragen und dadurch den grten griechischen Historiker Thukydides zur Nachahmung an-gespornt haben; der berhmteste griechische Dichter Pindar pries in seinen Lobgesngen (Epinikien) die Sieger in den Festspielen von Olympia. ^Griechen Die olympischen Spiele fanden alle vier Jahre einmal Ende Olympiaden^ und whrten fnf Tage. Die Griechen richteten ihre Zeitrechnung nach denselben ein und nannten einen Zeitraum von vier Jahren eine Olympiade; das erste Jahr der ersten Olympiade ist das Jahr 776 vor Chr. Der Amphik- An die Festversammlungen und Orakel schlssen sich auch Völker-^beschtz^ Bndnisse. Unter diesen war der Amphiktyonenbund in Delphi der Delphi und einflureichste, welcher schon frhe zwlf Völker und deren Colonien Strefiig- umfate und seine Strke in Thessalien und Hellas hatte. Die reiten. Amphiktyonen bten das Schirmrecht der das Orakel zu Delphi, wachten der das Tempelgut, ordneten die Feste und schtzten die Wallfahrer. Die Bundesversammlungen fanden jhrlich zweimal statt, im Frhjahr zu Delphi, im Herbste bei den Thermopylen; bei denselben stimmten alle aus den Bundesstdten anwesenden Brger mit. Ein

4. Geschichte des Altertums - S. 207

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Rmer. 207 einander gegangen und nur zu einem gemeinsamen Abendmahle wieder zusammengekommen. Aber auch diese Versammlungen htten sie unterlassen, als ein kaiserlicher Befehl gegen Privatvereine erschienen sei. Um so ntiger hielt ich es aber, zwei Sclavinnen auf die Folter zu bringen, erfuhr aber nichts weiter, als einen ver-kehrten, unbegreiflichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen." Trajan erwiderte: Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Antwort des Denn es lt sich fr diese Untersuchung keine allgemein gltige $raian Norm angeben. Man mu die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und berwiesen werden, mu man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift knnen nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefhrliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wre." Unter Trajans Regierung erlitten viele Christen den Mrtyrer- Viele Chri-tod, insbesondere der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, f^n ^r6en welcher gekreuzigt wurde, und der ehrwrdige Bischof Ignatius von wrertod, Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhrte. Trajan war zornig der den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bsen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reie noch Andere mit ins Verderben. Ignatius entgegnete dem Kaiser in freudigem auch Bischof Todesmute: Wer Jefum freudig im Herzen trgt und seine Gebote treulich hlt, ist nicht vom bsen Geist besessen; wohl aber Jeder, der Jesum verlugnet! Eure heidnischen Götter sind bse Geister, welche die Menschen mit schdlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser lie den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom abfhren, wo er im Colofseum zur Belustigung des heidnischen Pbels zwei Lwen vorgeworfen wurde. Christliche Brder sam-melten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Mrtyrers und brachten sie als heilige Reliquien nach Antiochien. Auch unter Trajans Nachfolger Hadrian (117138), welcher Kaiser dem rmischen Reiche viele sorgfltige Verbesserungen angedeihen lie, Hadrian, und, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, alle Provinzen desselben grtenteils zu Fu bereisete, gestaltete sich die Lage der Christen nicht viel besser. Nach ihm verbot der milde Antoninus Pius wiederholt alle Ueberslle des aufgeregten Volkshaufens auf die Christen. Antoninus Pius (138161) war ein vortrefflicher Kaiser, mnu^pws

5. Geschichte des Altertums - S. 218

1879 - Mainz : Kunze
218 Anhang. einer groen Snde Anla gab, indem dieser, um in ihren Besitz zu gelangen, ihren Gemahl im Felde den Tod finden lie; die grau-maiia' fame Knigin Athalja, welche, um den Baalsdienft zu sichern, ihre Verwandten hinrichtete, zuletzt aber auf Befehl des Hohenpriesters getdtet wurde; die schne Esther, welche, zur Gemahlin des Knigs Susanna. Ahasverus erhoben, ihr Volk rettete; die fromme Sufanna, welche, zum Tode verurtheilt, durch den jungen Daniel gerettet und unschuldig befunden ward. Die Geschichte der jdischen Frauen nach ihrer Rckkehr aus der Gefangenschaft zeigt herrliche Beispiele von der treueften Anhnglichkeit an den Glauben der Vter. König Antiochus wollte sie zum Abfalle von ihrer vterlichen Religion zwingen und lie die Mtter, welche ihre Kinder zum Tempel brachten, ermorden. Die fromme Da war auch eine Mutter mit sieben Shnen, welche der König Zwingen wollte, Schweinefleisch zu essen. Als Alle sich dessen wei-gerten, wurden sie eingekerkert, gegeielt und zum Tode gefhrt. Die Mutter litt Alles mit groer Geduld, trstete ihre Kinder und folgte ihnen in den Tod. Solche Mtter waren die Vorfahren der Maria, heiligen Frauen, welche in dem Leben des Welterlfers glnzen; wir nennen vor Allen die holdselige Mutter Jesu und die bende, Magdalena, reuige Maria aus Magdala; die Mutter Johannis des Tufers, Herodias, dessen Kopf einer eitlen Herodias und ihrer tanzlustigen Tochter zum Opfer fiel; die ungleichen Schwestern Martha und Maria und das durch fernen festen Glauben an Jesus bewunderungswrdige Cananische Weiblein. . 1 Die gcicfiifcfieii irtiiieii. Die homeri- Wenn wir die Gedichte Homers, die Jlias und Odyssee, auf-schen Frauen, met^am lesen, fo treten uns in denselben mancherlei Frauengestalten entgegen, deren Loos ein glcklicheres gewesen sein mu, als das der orientalischen Frauen. Bei den Griechen der Heroenzeit wurden die Frauen hochgeehrt; die Helden schtzten in ihnen die klugen, verstndigen Lebensgefhrtinnen, welche dem Hauswesen vorstehen frei und hoch-und die sorglichen Pflegerinnen der Jugend sind. Jeder Mann, geehrt, ^er klug und weise ist, liebt und pflegt feine Frau, fagt der gttliche Achilles. Nichts ist besser, nichts erfreulicher," uert der herrliche Dulder Odysseus, als er Nausikaa spricht, die knigliche Phaken-sind die tochter als wenn Mann und Frau eintrchtigen Sinnes sind und ^Haufts^ )r Haus verwalten, zum Verdrusse ihrer Feinde, zur Freude der Wohlgesinnten." Bei den Griechen der ltesten Zeiten finden wir

6. Geschichte des Altertums - S. 243

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Frauen des Altertums. 243 deren Vaterland und Herkunft nicht feststeht, ward die Gemahlin des Constantius Chlorus, welcher den Oberbefehl der das rmische Heer in Britannien fhrte und spter den kaiserlichen Thron bestieg. Sein Sohn war Constantin, der ihm auch in der Kaiserwrde nachfolgte. Schon oben ist erzhlt worden, wie Constantin fr das Christen-tum gewonnen ward. Um dieselbe Zeit scheint auch seine Mutter Helena den christlichen Glauben angenommen zu haben. Ihre ^eteno^ Bekehrung war aufrichtig und vollkommen, und herrliche Tugenden Butter, waren die Frucht derselben. Ihr Sohn erwies ihr die grte Ehre, lie sie in allen Provinzen des Reiches als Augusta (Kaiserin) aus-rufen und Mnzen prgen, auf denen sie Flavia Julia Helena heit. Die fromme Frau war schon bejahrt, als sie die christliche Wahrheit erkannte, aber ihr Feuereifer ersetzte, was sie durch ihre spte Bekehrung versumt hatte. Uneingedenk ihrer Wrde, setzte sie sich unter das gemeine Volk, um in der Kirche ihre Gebete zu verrichten und dem Gottesdienst beizuwohnen. Die Schtze des Reiches benutzte sie nur zu guten Werken: sie war die Mutter aller Unglcklichen, lie viele Kirchen bauen und bereicherte sie mit kostbaren Gefen. Schon achtzig Jahre alt, unternahm Helena (326) eine Reise nach Palstina, um die durch Christi Leiden und Sterben verherrlichten Sttten zu besuchen. Dabei hegte sie das glhende Verlangen, das heilige Grab aufzufinden, und ihr Wunsch ward erfllt. Auf ihren Befehl ri man einen Tempel nieder, durch welchen die Heiden die heilige Sttte entweiht hatten, rumte die Erde weg und fand end-lich das heilige Grab. Es fanden sich, wie die Sage berichtet, drei Sie findet Kreuze fammt den Ngeln, mit denen der Leib des Herrn angeschlagen Grab, worden, und die Inschrift, die der dem Kreuze gestanden hatte. Da diese aber vom Kreuze getrennt lag, so wute man das Kreuz Christi von den beiden anderen nicht zu unterscheiden. Man brachte es daher zu einer Sterbenden, die durch dessen Berhrung ihre Gesundheit wiedererlangte, wodurch das rechte Kreuz erkannt wurde. Nun lie Helena eine prachtvolle Kirche an der Sttte bauen, welche die Kirche des heiligen Grabes heit. Seitdem pilgerten Tausende dahin, um am Grabe des Erlsers zu beten und Vergebung der Snden zu erflehen. Nachdem Helena auch die anderen heiligen Sttten besucht und viele Werke der Barmherzigkeit gebt hatte, kehrte sie nach Rom zurck, wo sie im Jahr 328 starb. Ihre irdischen Heber-teste ruhen in einem ihr zu Ehren erbauten Thurm in einer Urne, und Constantin lie zu Constantinopel ein Kreuz mit zwei Bildsulen errichten, von denen eine ihn selbst, die andere seine Mutter vorstellte 16*

7. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1878 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis znr (Erneuerung rc. 41 Theodora war die Tochter eines Wärters am kaiserlichen Hofe, Theodora, welcher die Bären für die öffentlichen Spiele zu verpflegen hatte. Das Wohlgefallen an den Spielen im Cirkus, namentlich an Wett- wird Kaiserin, rennen und Thierhetzen, hatte sehr zugenommen. Die Wagenlenker theilten sich in vier verschiedene Parteien, die ihre eigenen Farben trugen, sich darnach die Blauen, Weißen, Rothen und Grünen nannten und eigentümliche Regeln hatten, eigne Vorsteher, Dichter, Musiker, Tänzer, ja sogar Theater und Cirkus hielten. Die gegenseitige Eifer- Streitigkeiten sucht hatte unter Anastasius blutige Tumulte hervorgerufen. Später im Cirkus, vereinigten sich die Weißen mit den Blauen, sowie die Rothen mit den Grünen. Theodora war in ihrer Jugend bei den Grünen als Tämerin s^eoboi'a§ - r , 0 Herkunft und aufgetreten. Als aber nach dem Tode ihres Vaters die Mutter aber- Umwand-mals einen Thierwächter heiratete, bat Theodora die Grünen um eine Iun3' . Stelle für ihren Stiefvater. Diese schlugen ihr Gesuch ab, die Blauen erhörten es, und Theodora hielt seitdem zu den letzteren. Man wirft Theodora schwerlich mit Unrecht ein sittenloses Leben in ihrer frühesten Jugend vor; aber alle Berichte melden auch, daß plötzlich eine auffallende Umänderung mit ihr vorgegangen fei, daß sie ihr Gewerbe aufgegeben, vom Wollespinnen sich erhalten und ein stilles, eingezogenes Leben geführt habe. Ob ein Traum oder ein Verhältnis zu Justinian diese Aenderung veranlaßt habe, wollen wir nicht untersuchen. Gewiß ist/ daß Justinian, von Theodoras Schönheit und Klugheit hingerissen, die ehemalige Tänzerin zur Kaiserin erhob und vom Patriarchen von Constantinopel krönen ließ. Theodora wurde als Mitkaiserin anerkannt und bei allen Gesetzen und Inschriften ihr Name nie vergessen. 532 waren abermals blutige Streitigkeiten zwischen den Blauen ^ufstcmd^ und Grünen des Cirkus ausgebrochen. Als der Kaiser dagegen ein- der Nika schritt, einigten sich die Entzweiten wider die Regierung und plünderten die Hauptstadt; viele Gebäude, namentlich der Sophientempel Konstantins, dämpft gingen in Flammen auf. Bei diesem Aufstande, die Nika genannt, gerieth Justinian in große Gefahr. Vegebens hatte er Amnestie versprochen, die Menge setzte ihn ab und bedrängte den kaiserlichen Palast. Justinian dachte an Flucht, allein Theodora war muthiger und hielt ihn zurück. Auf ihr Geheiß sammelte der berühmte Feldherr Beusar 3000 alte Soldaten und stellte das Ansehen der Regierung wieder her. An 30000 Menschen sollen bei diesem Aufstande um ihr Leben gekommen sein. Fremdes Verdienst war es vorzüglich, was die Regierung Justinians zu einer so gefeierten machte. Während Belisar und Narses die Ver- Justinians größetung des Reiches durch die Unterwerfung der Ostgothen und Van- ®ieae und

8. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1878 - Mainz : Kunze
146 Dritte Periode des Mittelalters. Eine Menge neuer Festtage zu Ehren Marias und der Heiligen kamen viele Feier-auf, z. B. Mariä Geburt, Allerheiligen, Allerseelen, das Frohn-^derbare^Feste. leichnamsfest zur Verherrlichung des Abendmahlwunders. Unbegreiflich erscheint uns aber das Aufkommen derjenigen Feste, wo der Spott und Uebermuth des Volkes sich am Heiligen und Ehrwürdigen vergriff, wie das Narren- und Eselsfest*). Gegen die Anmaßungen des Papsttums und der Geistlichkeit und die Aenderungen der alten apostolischen Kirche erhoben sich im Mittelalter verschiedene Bestrebungen, insbesondere die einiger strengen Mönchsorden, so wie die des Arnold von Brestia, der Waldenser und Albigenser. Das Kloster- Es gab damals ehrwürdige und fromme Männer genug, welchen Ie6en das weltliche, üppige und hochfahrende Wesen des Papstes und der Klerisei im Herzen zuwider war. Die Klöster hatten mit ihrer strengen Zucht und ihrer einfachen Lebensweise von Anfang an einen entschiedenen Gegensatz gegen das in der Kirche allmählich eingerissene weltliche Wesen gebildet. Es ist bekannt, daß das Klosterleben aus dem Einsiedlerwesen, welches die Christenverfolgungen hervorgerufen hatten, hervorgegangen war. Mehrere zerstreute Einsiedler Aegyptens hatte der heilige Antonius in Hütten, die neben einander standen, geeinigt, und fein Schüler Pachomius gemeinschaftliche Wohnungen unter einem Vorsteher eingeführt. Von Aegypten hatte sich das Kloster- und Mönchsleben nach dem Abendlande verbreitet, wo es Benedikt von (515) durch Benedikt von Nursia eine neue Gestaltung erhielt. Er Scurfta 5io. ^langte, daß die Mönche nicht blos mit Feldbau und Handarbeiten sich beschäftigen, sondern auch wissenschaftlichen Studien und der Erziehung und dem Unterricht der Jugend sich widmeten, ©eine Ordensregel, welche er für das Kloster Monte Cassino bei Neapel entworfen hatte, ging nach und nach in andere abendländische Klöster über; sie verpflichtete die Eintretenden lebenslänglich im Kloster zu bleiben und zum dreifachen Gelübde der persönlichen Armut, der Keuschheit und des unbedingten Gehorsams. Seitdem waren überall im Abendlande Klöster entstanden; fleißige Mönche hatten sich in *) Am Narrenfeste traten Narrenpäpste, Narrenbischöfe und Narrenäbte auf und ahmten in der Kirche deren Amtsverrichtungen in possenhafter Weise nach, wobei die niedere Geistlichkeit sich gern betheiligte. Am Eselsfeste, welches man zu Ehren des Thieres beging, aus dem der Heiland seinen Einzug in Jerusalem gehalten hatte, wurde ein mit dem Chorhemde geschmückter Esel in die Kirche geführt und in einer besonders spöttischen Liturgie verherrlicht.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 157

1878 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes k. 157 Jahreszeiten, den Mai mit seinen Blüten und seinem Vogelgesang, den Winter mit seinen Freuden, die Verehrung der heiligen Jungsrau, das Vaterland, das Lob der Fürsten rc. Die größeren Heldengedichte behandelten verschiedene Stoffe, zunächst vaterländische. Dieser Sagenkreis enthält Ueberlieferungen von den alten Helden der Hunnen, Gothen, Franken, Sachsen, Burgunder, Langobarden, vom König Etzel, von Dietrich, Siegsried, Günther und Odoaker. Die vorzüglichsten hierher gehörigen Epen sind das Nibelungenlied und die Gudrun. Andere behandeln ausländische Sagen entweder von Carl dem Großen und seinen Paladinen oder vom König Artus und von der Tafelrunde des heiligen Grals*) oder die antiken Stoffe des Aeneas, den trojanischen Krieg rc. Die vier bedeutendsten epischen Dichter waren Heinrich von Heinrich Veldeck, welcher an dem Hose zu Cleve den größten Theil seiner Eneittion 5m6erf' dichtete und das ihm entführte Werk am thüringischen Hose wiedererhielt und 1189 vollendete; Hartmann von der Aue, ein schwäbischer Hartmann Ritter, welcher an einem Kreuzzuge sich betheiligte und zuerst mit Glück 6on der die Artussage durch Erec und Jwein, den Ritter mit dem Löwen, in unsere Literatur eingeführt und außerdem die Legende Gregorius aus dem steine und die Erzählung von dem armen Heinrich hinterlassen hat, Wolfram von Efchenbach, der größte Dichter des deutschen Mittel- Wolfram von alters, ein armer fränkischer Ritter, welcher gleichzeitig mit Walther ewen6ad>' von der Vogelmeide am thüringischen Hose zu Eisenach lebte, und um 1212 den Parzival, sein größtes, vollendetes Werk, welches die Artus-und Gralfage verbindet, und den sogenannten Titurel dichtete, wovon er nur zwei Bruchstücke hinterlassen, welche zu dem Besten gehören, was die mittelhochdeutsche Kunstpoesie geschaffen hat; Meister Gottfried Meister von Straßburg, welcher um 1210 nach einem französischen Epos^"^ü0rt Tristan und Jsi.lt verfaßte, welches sich durch tiefe Einsicht, inniges " *"*° Gefühl und glänzende Darstellung auszeichnet. Der größte Lyriker ist der schon genannte Walther von der Vogelweide. Seine Lieder verbinden tiefernste Frömmigkeit mit glühender Vaterlandsliebe. Ein Freund des Papstes und feiner Pfaffen ist er ebensowenig wie der 100 xjahre nach ihm lebende große Italiener Dante. *) Der heilige Gral ward als eine kostbare Schale angesehen, deren pch Christus Beim letzten Abendinahle bedient und in die Joseph von Arimathia bei der Grablegung das Blut des Herrn aufgefangen haben soll. 10 1 9

10. Geschichte des Mittelalters - S. 197

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung 2c. 197 Lehre ungemein thätig waren.*) Um derselben leichter Eingang zu verschaffen, hingen sie zwei Gemälde auf; das eine stellte Christi Einzug zu Jerusalem und das Gefolge seiner armen, barfuß gehenden Jünger, das andere des Papstes Einzug in Rom und seine von Gold und Seide strotzende Umgebung der Cardinäle dar. Auf dem ersteren war Christus mit der Dornenkrone, auf dem andern der Papst mit der dreifachen goldenen Krone abgebildet. Dies veranlaßte den Erzbischos von Prag die Lehre Wikliffe's als irrig zu bezeichnen und das Lesen seiner ketzerischen Schriften zu untersagen. Indessen fuhr Hus fort, Wikliffe's Schriften zu lesen und öffentlich in diesem Sinne zu wirken, griff laut die sittliche Verdorbenheit der Geistlichen und mancherlei Misbräuche der Kirche an und predigte gegen den Ablaß. Papst Johann Xxiii. schleuderte, als Unruhen in Böhmen ausbrachen, welche das Ansehen der Geistlichkeit untergruben und dem Papsttum selbst gefährlich zu werden drohten, den Bannfluch auf Hus und Hieronymus und verhängte zugleich über den Ort ihres Aufenthaltes das Interdikt. Hus begab sich nach Hussineez, wo er unter freiem Himmel bei einem Grundzüge großen Zulaufe des Landvolks predigte und kraftvolle Trost- und Er-mahnungsbriese an seine Gemeinde nach Prag schrieb. Die Hauptsätze Hus. seiner Lehre waren etwa folgende: 1) Petrus war nicht und ist nicht das Haupt der Kirche; 2) der Papst ist nicht der wahre Stellvertreter Petri, sondern wenn er sündig lebt, der wahre Nachfolger des Judas Jschariot; 3) Schriftgelehrte, welche einen Ketzer zur Todesstrafe verurtheilen und dem weltlichen Arme überliefern, gleichen den Pharisäern, welche Christus an Pilatus übergaben; 4) die Priester lehren allerlei Grundloses von den Sakramenten, von der Schlüsselgewalt, von den Kirchenrechten, von den Ceremonien, von den Reliquien, vom Ablasse, von den Weihen; 5) es ist ein verdienstliches Werk, wenn die Fürsten dem Klerus die weltlichen Güter als teuflische Lockungen abnehmen. Auf das Begehren des Königs Siegmund sollte auf dem Concil -§lls er'*eint zu Constanz auch die Lehre des Prager Professors geprüft werden. se^Lehre"u König Wenzel erhielt von seinem Bruder eine Aufforderung, Hus mit rechtfertigen einem kaiserlichen Geleitsbrief dorthin zu senden. Man warnte Hus, und obwohl er selbst kein großes Vertrauen zum kaiserlichen Worte *) Durch die Vermählung des englischen Königs Richard Ii. mit Anna, der Tochter Kaiser Karls Iv., war ein reger besonders wissenschaftlicher Verkehr zwischen England und Böhmen eingeleitet worden.
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