Die deutschen Landschaften und Stämme. 45
ostwestlicher Richtung allenthalben breite Talwege öffnen, zumal über die Thü-
ringische Hochfläche hin, so war die Anlage eines vielverzweigten Schienennetzes
zur Verkettung von Nord und Süd möglich.
klimatische Gegensätze. Bodenbau. Die großen Unterschiede der relativen
Erhebung verursachen in Mitteldeutschland starke klimatische Gegensätze. Ungastlich
und rauh sind die Plateaus, und der naßkalte Fels- und Tonboden der Eifel, des
Hunsrück und Westerwald werden sogar vom Wald gemieden. Vom Vogelsberg
sagt ein Sprichwort: „Im Lande Hessen gibts hohe Berg, aber nichts zu essen", und
auch die Rhön gilt als ein Land armer Leute. Dagegen sind die tiefeingesenkten und
geschützten Täler und Becken sowohl durch hohe Temperaturen als auch durch
vortrefflichen Ackerboden begünstigt. Löß findet sich an den Berggehängen oft bis
zu einer Höhe von 300 in. Vor allem zeichnen sich das Rhein- und» Moseltal durch
ihr mildes Klima aus, und an ihren Berglehnen gedeihen die Traube, die Wal-
nuß und die Edelkastanie, ferner alle übrigen Obstsorten und Gartenfrüchte.
Die einzelnen Landschaften.
Das Rheinische Schiesergebirge. (Nenne die einzelnen Teile desselben und
ihre Begrenzung!) Die Rauheit der Bergländer ward hier zum Ansporn, nach
den Schätzen zu suchen, die im „lichtlosen Erdenschöße" verborgen sind, wodurch
diese Gebirge zu Musterschulen des Berg- und Hüttenwesens für die ganze Welt
geworden sind. In den rheinischen Landen hat die industrielle Tätigkeit auf
deutschem Boden ihre großartigste Entfaltung gefunden. Die reichen Kohlenlager
im Ruhr- und Saarbecken und ihre Zusammenlagerung mit Eisenerzen haben auch
eine Bevölkerungsdichte hervorgerufen, die im Düsseldorfer Regierungsbezirk bis zu
600 Bewohnern auf 1 qkrn steigt. Die wichtigsten unter den Erzeugnissen der rhei-
nischen Industrie sind die Gußstahlkanonen der Kruppschen Werke in Essen (300 000 E.),
in denen allein 30 000 Arbeiter und Beamte beschäftigt sind, die Stahlwaren von
Solingen und Remscheid, die Baumwollstoffe von Elberfeld-Barmen
(340 000 E.), die Samt- und Seidenstoffe von Krefeld (130 000 E.), die Tuche
von Aachen (155000 E.) und M.-Gladbach, die Weißwaren von Neuß. In
den vielfach von Vulkanen durchsetzten Gebieten findet sich auch eine Reihe viel-
besuchter Badeorte, so Wiesbaden (110 000 E.), Homburg v. d. Höhe, Selters,
Ems, Kreuznach, Neuenahr und Aachen-Burtscheid.
Die Rheinfranken. In den von ihnen bewohnten und vielfach reich gefeg-
neten Gebieten herrscht eine heitere Lebensauffassung vor, wie sie auch in den Kar-
nevalsvergnügen von Mainz und Köln und in mancherlei Sprichwörtern und Redens-
arten zum Ausdruck kommt, z. B. „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's l" „Erst mach deine
Sach', dann trink' und lach'!" Dabei ist der Rheinfranke sehr arbeitsam und sparsam
und hält viel auf seinen zwar meist kleinen, aber doch selbständigen Grundbesitz. Außer
der großen Rührigkeit zeichnet den Rheinfranken auch reiche Phantasiebegabung
aus; sie offenbart sich in der Fülle der Rheinsagen wie in der Pflege der Kunst und
Poesie. Hier ragt das stolzeste Werk deutscher Baukunst auf, der Kölner Dom, hier
wirkte die alte Kölner Malerschule und blüht noch heute die Düsseldorfer Kunst-
akademie, hier ist die Heimat vielgerühmter Dichter, von denen nur Karl Simrock,
Gottfried Kinkel, Emil Rittershaus, Klemens Brentano, Becker und Schneckenburger
genannt seien.
Fischer.g eistb eck-B ap p ert, Erdkunde f. höh. Schulen. Ausg. D. V. 4
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Extrahierte Personennamen: Karl_Simrock Karl Gottfried_Kinkel Emil_Rittershaus Klemens_Brentano Becker
Die deutschen Landschaften und Stämme. 51
Klimatisch und bodenwirtschaftlich ist das Südwestdeutsche Land-
decken der bevorzugteste Teil von ganz Deutschland. In den tieseinge-
senkten und gegen die rauhen Nordwinde geschützten Tälern beginnt der Frühling
zeitig, der Herbst ist milde und trocken, der Winter kurz, wenn auch manchmal hart,
so daß sich der Rhein mit Eis bedeckt. Da überdies der Talboden und vielfach noch
die untern Berghänge mit fruchtbarem Löß bedeckt sind, so vereinigen sich hier alle
Bedingungen zu fruchtreichem Gedeihen, am meisten in der Oberrheinischen
Tiefebene, „dem Garten Deutschlands". Da werden besonders gepriesen die
Weine des Elsaß, des Markgrafenlands, der Pfalz und namentlich des Rheingaus,
die Kastanienwälder am Donnersberg, die Kirschenhaine bei Frankenthal,
die Spargel von Schwetzingen, der Tabakbau in der Pfalz und die Hopfen-
kulturen Badens. Aber auch außerhalb des Rheintals fehlt es nicht an edlen Er-
Zeugnissen der gabenfrendigen Natur. Geschätzte Weine bringen noch hervor das
Moseltal, das Neckartal, besonders um Stuttgart, und Franken, namentlich um Würz-
bürg. Frankfurts Rosenzucht hat die der Riviera überflügelt, Bambergs feines
Gemüse beherrscht die Märkte in München und Nürnberg, aus dem Württember-
gischen Land kommt viel Ob st und Apfelwein, die Gegend um Hersbruck und Spalt
erzeugt gesuchten Hopfen. Überall aber in den fränkischen und schwäbischen Landen
strotzen die Talebenen von goldenen Ährenfeldern, die meist im Kleingrundbesitz
bewirtschaftet werden, der die stärkste Bodenbenutzung zur Folge hat. Doch finden
sich auch Striche, in denen Moor oder Sand der Bodennutzung im Weg stehen, so um
Kolmar, im f. Teil der Pfalz, um Nürnberg u. a.
Berkehrslage. Das Rheintal ist die wichtigste nordsüdliche Ber-
kehrsstraße Deutschlands, ja des Kontinents; zu beiden Seiten begleiten es
Bahnen, und die Fluten des Stromes selbst sind mit zahlreichen Passagier- und Güter-
dampsern bis Mannheim, auch noch bis Straßburg hinauf belebt. Das Tal verknüpft
die Niederlande und das w. Deutschland mit der Schweiz und weiterhin mit Italien
(Linie London—köln—basel—gotthard—mailand), und die nach O. und W.
weit ausgreifenden Seitenäste des Flußsystems, Main und Neckar, Mosel und Maas,
verketten auch die seitlichen Nachbarländer zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet.
Die Vereinigung so vieler Vorzüge der Natur erklärt die hohe Dichte der Bevölkerung,
die in Franken an 100 E., in Schwaben 120 E. auf 1 qkm beträgt und in der Oberrheini-
schen Tiefebene sogar auf 150 steigt. In den Schnittpunkten der wichtigsten Verkehrs-
linien sind volksbelebte Großstädte entstanden, deren rasches Wachstum dem der
mittel- und norddeutschen Städte nicht nachsteht, so Straßburg (180 000 E.),
Mannheim (200000 E.), Ludwigshafen, Mainz (115000 E.), Frankfurt a.m.
(415000e.), Nürnberg (330 000 E.), Stuttgart (285 000 E.).
Industrie. Nicht zum wenigsten verdanken die Städte des Gebiets ihre heutige
Blüte dem gewaltigen Aufschwung ihres industriellen Lebens, das durch das
Saar und Ruhrkohlenrevier sowie durch die sächsischen und böhmischen Kohlenlager
gefördert wird. Im Wasgau hat die Baumwollweberei, deren Hauptsitz Mühl-
hausen ist, sich großartig entwickelt. Die Bewohner des Schwarzwalds hat der
Waldreichtum zur Holzschnitzerei, Uhren- und Musikinstrumentenfabrikation geführt,
besonders in Furtwangen und Lenzkirch. Pirmasens liefert Schuhwaren,
Ludwigshafen Erzeugnisse der Chemie, insbesondere Farben, Kaiserslautern
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Extrahierte Personennamen: Kolmar Maas Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Oberrheinischen
Tiefebene Rheingaus Donnersberg Frankenthal Schwetzingen Badens Stuttgart Frankfurts Bambergs Nürnberg Hersbruck Pfalz Nürnberg Deutschlands Mannheim Straßburg Niederlande Deutschland Italien O. Main Schwaben Oberrheini- Mannheim Ludwigshafen Mainz Frankfurt Stuttgart Furtwangen Lenzkirch Ludwigshafen
Höllentalbahn Bei Freiburg.
Die Höllentalbahn, die von Freiburg zum Titisee emporführt, wetteifert an Kühnheit des Baus und Schönheit der
Landschaft mit der Schwarzwaldbahn bei Offenburg. Sie gewährt einen trefflichen Änblick in die Natur des Schwarz-
Walds, seine Täler und Höhen, seine Schluchten und Wasserfälle, seine Matten und sein industrielles Leben und wird
daher auch von Bergnügungsreisenden viel befahren.
Photographie von Felix Luid, Straßburg.
Breuschtal mit Donongipfel.
Der Wasgenwald teilt die Natur des Schwarzwalds, mit dem er ja einst ein Ganzes bildete: das sonnige Laubgelände
am Fuße, die schönen Laub»und Nadelwälder an den Gehängen und auf den Höhen, die abgeglichene Form der ■öerge,
die Wasserfälle und Seen, den weiten Blick in die gesegnete Rheinebene, die erquickende Höhenluft und die rege
industrielle Tätigkeit seiner Bewohner. Das Brenschtal, das von Straßburg westwärts ins Gebirge fuhrt und in oas
von N. her der Mont Donon blickt, erschließt dem Wanderer die vielgepriesenen Zauber der Hochvogesen.
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Xi'abcu
Trarbach
Photographie bcr Neuen Phvtonr, (Üesellsch Stexilik Sperliit
Das Rheinische Schiefer Gebirge, ein altes S ch v l l e n g e b i r g e. Traben-Trarbach mit Gräfin bürg an der Mosel.
Schon ein flüchtiger Vergleich des Rheinischen Schiefergebirgs mit einer Alpenlandschaft läßt den gewaltigen Gegensatz zwischen einem jugendlichen Faltengebirge
und einem alten Schollenland deutlich hervortreten. Dort die überragenden Höhen, die wundersame Mannigfaltigkeit der Gipfel und Kämme, der Gletscher und Seen,
des Pflanzenkleids und der Klimaregionen, hier abgeglichene Plateau- und Bergrückenformen, langsam dahinziehende Flüsse, kleine, weltverlorene Bergsee». Die uralte»
Täler der Mosel und des Rheins prangen iin Schmuck grüner Reben, sie sind dicht bevölkert, von reiche»! Berkehrslebe» durchflutet und verklärt durch den Zauber der
Sage und Poesie.
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Phowflraphic von 3d)iiar it. Dlithc, Trier,
Rheinb rücke bei Bonn. (Zu Abschnitt Vii.)
Die hohe Entwicklung der Industrie hat in den Rheinlanden auch eine außerordentliche Steigerung des Verkehrs zu
Land und zu Wasser erzeugt, und die wachsenden Ansprüche stellen der Technik immer neue und schwierigere Auf»
gaben. Besonders im Brückenbau offenbart sich die verkehrstechnische Entwicklung eines Landes, und in dieser Hin-
sicht steht Deutschland mit England und Amerika in edlem Wettbewerb. Wahre Wunderwerke der Brückenbaukunst
überspannen den Rheinstrom bei Kehl, Mannheim—ludwigshasen, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Düsselvdrf und
Duisburg, die dem Eisenbahn-, Fuhrwerk- und Personenverkehr gleichermaßen dienen und deren Herstellung
Millionen gekostet hat.
Kaiser W i l h e l m - B r ü ck e bei M ü n g st e n. (Zu Abschnitt Vii.)
Alle Brückenbauten Teutschlands und in Hinsicht auf ihre Höhe (107,6 in) alle Brücken der Welt übertrifft die Kaiser
Wilhelm-Brücke bei Müngsten. Das schluchtartige Wuppertal vermag den Verkehr seiner zahlreichen Fabrikstädte
und insbesondere den direkten Verkehr zwischen Solingen und Remscheid nicht mehr zu tragen. Man erbaute daher
die Brücke bei Müngsten, einem kleinen, in der Richtung Solingen—remscheid an der Wupper liegenden Lrt. In
einem gewaltigen Bogen schwingt sich die 500 m lange Riesenbrücke über die Talenge der Wupper mit einer Spann«
weite von 170 m. Sie übertrifft in ihren Dimensionen die kühnsten Brückenbauten Amerikas und gilt mit Recht
als ein Wunderwerk der Technik.
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Extrahierte Ortsnamen: Trier Rheinb Bonn Rheinlanden Deutschland England Amerika Rheinstrom Kehl Mainz Koblenz Bonn Duisburg Wuppertal Solingen Remscheid Amerikas
>
114
C. Länderkunde.
und bildeten das „Niederungs- oder Niedermoor", aus dem Bruchwald
entstand, dessen absterbendes Holz feste Torfschichten bildete. Auf ihnen
siedelten sich die anspruchslosesten Pflanzen (Wollgras, Heide und besonders
Laubmoose) an, und damit begann die Bildung des Hochmoors, das sich
durch immer neue Pflanzenpolster vergrößerte und erhöhte. Das Wasser
des Sees wurde nach der Mitte zusammengedrängt, das Moor wölbte sich
nhrglassörmig und erhob sich bis 8 m über die Umgebung. Das Hochmoor
hat seine größte Ausdehnung in Nordwestdeutschland, im Regierungsbezirk
Stade, an der ostfriesisch-oldenburgischen Grenze und an der mittleren Ems.
§ 172. Ausnutzung. Jahrhundertelang diente das Moor nur dazu,
als Brennstoff dem Menschen den Torf zu liefern. Dann folgte die von
Holland her eingeführte Brandkultur, bei der das nmgehackte und von
der Sonne getrocknete Moor angezündet wird. Das ist die Ursache des
„Moordampfes", der als „Höhenrauch" ganze Teile Nord- und Mittel-
dentschlands belästigt. In die abgekühlte Asche wird der Buchweizen ge-
sät, dessen Ernte aber sehr unsicher ist. Eiu großer Fortschritt war die
gleichfalls von Holland her eingeführte Fehnknltnr. Sie besteht darin,
daß ein Kanal, der mit einem schiffbaren Gewässer in Verbindung steht, in
schnurgerader Richtung ins Moor hineingegraben wird. Auf ihm fährt
der Fehnbewohner mit dem Schiffe den Torf zur Stadt und bringt Dung-
ftoffe wieder zurück. So entstehen mit der Zeit blühende Ortschaften. Die
größte deutsche Moorkolonie ist Papenburg (8). Mit großem Eifer ver-
sucht man in der Gegenwart, die großen Moorflächen auch uoch auf audere
Weise zu kultivieren. Wenn alles Moor im Deutschen Reiche uutzbar ge-
macht wäre, brauchten wir weder Roggen noch lebendes Vieh einzuführen,
und der Wert des dann möglichen Rindviehbestandes würde sich gegen den
jetzigen um 1 Milliarde Mark steigern.
6. Die Entwässerung und die Tieflandsbuchten.
§ 173. Die Entwässerung des Westelbischen Flachlandes geschieht durch
Rhein, Ems, Weser und Elbe.
Bei Bonn tritt der Rhein in die Kölnische Tieflandsbucht ein, die
zwischen Sauerland und Eifel südwärts bis zur Mündung der Sieg reicht.
Sie ist wegen der Nähe der reichen Bergwerks- und Industriegebiete dicht
bevölkert und städtereich. Neben den Städten am Rhein sind wichtige
Jndnstriemittelpunkte: München-Gladbach, der Hauptsitz der rheinischen
Banmwollindnstrie, und Krefeld (129; — 1840: 26), der erste Platz des
Deutschen Reiches für die Samt- und Seidenindustrie.
Am Rhein liegt Köln an der Stelle, wo die große Heerstraße jetzt
Eisenbahn — längs des Nordrandes der Ardennen den Rhein erreicht. Die
User sind hoch und fest, eine frühere Flußteilung erleichterte die Uberbrückung
an dieser Stelle, die noch sür kleine Seeschiffe erreichbar ist. Hier
entstand durch die Römer die nach der Gemahlin des Germanikus genannte
Colonia Agrippina. ■ Im Mittelalter wurde die Stadt der Sitz eines Erz-
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Heide Nordwestdeutschland Stade Holland Holland Papenburg Rhein Bonn Rhein Rhein München-Gladbach Krefeld Rhein Rhein
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich,
57
In der ersten großen Talweituug ans deutschem Boden, die bis Dieden-
Hofen reicht, liegt Metz (vgl. § 88). Die Schlachtfelder liegen westlich der
Mosel' Viouville, St. Privat, Gravelotte auf deutschem, Mars-la-Tour
auf französischem Gebiet. Zwei Fünftel der Bewohner von Metz sprechen
Französisch, die übrigen Deutsch.
§ 72. Die Fortsetzung der Vogesen bilden die Hardt und das Pfälzer
Bergland. Ihre Höhe entspricht dem Odenwald (Donnersberg, 700 m).
Im N vor der Hardt liegt Kaiserslautern, eine gewerbreiche pfälzische
Stadt, und im N des Pfälzer Berglaudes K reu zu ach mit salzreichen Quellen.
Zwischen den Vogesen und der Hardt verläuft die verkehrsreiche Einfeukuug
der Zaberner Steige. Hardt und Pfälzer Bergland tragen an ihrem
Ostabhange köstliche Weine; die Pfalz ist durch Tabakbau bekannt.
Im W streckt sich die Gegend zum Tal der Saar, das infolge seines
Kohlenreichtums ein Mittelpunkt für Industrie und Kohlenhandel geworden
ist. (Städte?)
§ 73. Staatlich gehören die deutschen Vogesen zum Elsaß, Hardt und
Pfälzer Bergland zur B a y ri sch eu Psalz, die nördlichen Ausläufer zu H esseit.
Das Saargebiet gehört teils zu E l s a ß -L o t h r i u g e u, teils zur Rheiuprovi u z.
§74. Die Oberrheinische Tiefebene bildet den tiefsten Teil Süd-
dentschlands. Abgesehen von dem schön bewaldeten Kaiserstuhl ist sie
völlig ebeu und wird durchströmt vom Rhein, der sie bei Basel (250 mi
betritt und bei Mainz (80 m) verläßt. Im Sw begleitet die vom Schweizer
Jnra kommende Jll den Rhein, bis sie sich nördlich von Straßburg in ihn
ergießt. Vou rechts erhält der gewaltige Strom außer der Kinzig deu
Neckar bei Mannheim, den Main bei Mainz. Bis Kehl ist das Gefälle
stark, der Strom hatte früher bis hierher den Charakter eines wilden Berg-
stroms, veränderte oft seinen Lauf und überschwemmte seine Ufer. Da hier
infolgedessen die Schiffahrt unmöglich war, mußte der Rhein—rhone-Kanal
angelegt werden. Aus demselben Grunde findet sich auf dieser Stromstrecke
keine größere Niederlassung außer der Festung Alt-Breisach auf einem
Ausläufer des Kaiserstuhls. In neuerer Zeit ist diese Rheinstrecke reguliert
worden. Vou Kehl an belebt sich der Fluß mit Schiffen, altberühmte
Städte schmücken seine User: Speyer, unter dessen Dom die fränkischen
Kaiser die Kaisergruft anlegten, und Worms, wo die Gegend der Edel-
weine begiunt. An seine einstige Macht und Bedeutung eriunert der
Tom. Mainz (Iii), gegenüber der Mainmündung, ist eine Grün-
dmtg der Römer. Durch Bonifatius wurde die Stadt Sitz eiues
Erzbischofs. Jetzt ist Mainz eine Festung ersten Ranges und ein Mittel-
Punkt der Rheinschiffahrt und des Eisenbahnverkehrs. An der Neckar-
mündung liegt Mannheim (193), Industrie- und Handelsstadt, der
wichtigste Hafen Badens und Süddeutschlands. Gegenüber entstand
Ludwigshafen (83), die größte Stadt Rheinbayerns, Mittelpunkt
einer weitverbreiteten und wichtigen chemischen Industrie. Freiburg im
Breisgau (83) ist eine schöne Universitär- und Erzbischofsstadt, Ausgangs-
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60
C. Länderkunde,
c) Städte. — Aufgaben. 1. Was ist über Lage und Anlage der Haupt-
ftadt zu sagen? 2. Welche Städte liegen a) am Rhein, b) am Neckar,
c) am Westrand des Schwarzwaldes, d) an der Donau, e) am Bodensee?
$ 81. 4. Das Großherzogtum Hessen.
Halb so groß wie Baden, l,:s Mill. E., Dichte 167. Über 2/3 Evangelische.
Aufgaben. 1. In welche beiden Teile zerfallt das Großherzogtum?
2. Gib an: Lage, Grenzen, die natürlichen Landschaften und Flüsse des schon
besprochenen südlichen Teiles Rheinhessen. Der kleinere nördliche Teil des
Staates, Oberhessen, liegt schon im mitteldeutschen Gebirgslande.
a) Beschäftigung. ■— Aufgabe. Wo sind Obstbau, Weinbau, Wald-
reichtum die wichtigsten Erwerbsquellen?
b) Städte. — Aufgabe«. 1. Wo liegt die Hauptstadt? 2. Welche
Städte liegen a) am Rhein, b) am Main?
$ 82. 5. Elsaß-Lothringen.
14500 qkm, 1,9 Mill. E., Dichte 129. Reichlich 3/4 Katholiken, mehr als 1/5 Evangelische,
l3/4% Inden. 200000 mit Französisch als Muttersprache.
Aufgaben. 1. Welche Gegensätze zeigt die Bodengestalt? 2. Welche Ge-
birge füllen den Ay und N? 3. Erkläre aus Lage und Größe, daß Elsaß-
Lothringen eins der ersten Weinländer Teutschlands ist! 4. Wo ist Industrie,
besonders die Webindustrie, vorherrschend? 5. Ordne die Städte nach ihrer
Größe! 6. Welche Orte treten in der Geschichte auf?
Elsaß-Lothringen bildet einen Winkelhaken, füdlich von Metz durch-
schnitten vom 49. Breitenkreis, unter dem Paris, Karlsruhe und Regensbnrg
liegen. 1911 wurde es eiu deutscher Bundesstaat.
Tas Elsaß wird im N begrenzt vou der Lauter, dereu Quereinschnitt
von alters her die politische, kirchliche und sprachliche Grenze gewesen ist.
Der wichtigste Fluß ist uicht der Rhein, fouderu die Jll (§ 74). Zwischen
ihr und dem Rheiu führt von Straßbnrg der Rhein Rhoue-Kaual durch
die Burgundische Pforte, die tiefe Lücke zwischen Jura und Wasgenwald.
Deutsch-Lothriugen liegt zwischen Mosel und Saar. Mildes Klima,
Reichtum an Wem, Salz und Eiseu habeu zu reichlicher Besiedlung ange-
lockt. Der Grenzstreifen wird von Franzosen bewohnt, an der Saar
eutlaug sitzeu, wie in der Pfalz, Frauhit.
Zeichnung: Elfaß-Lothringen. Beachte, daß das Land ans zwei
Rechtecken besteht, die sich bei Straßburg berühren!
§ 83. 6. Die Hohenzollernschen Lande.
Etwa 70000 E., 95% Katholiken.
Aufgaben. 1. Welcher Fluß durchquert die Hohenzollernschen Lande?
2. Bon welchen Ländern sind sie eingeschlossen? 3. Wo liegt Sigmaringen,
wo Hechingen?
Das Ländchen ist 1849 gegen ein Krongeld an Preußeu abgetreten und
wird als Regierungsbezirk Sigmaringen vom Oberpräsidenten des Rhein-
lands verwaltet.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich. 61
B. Die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle.
§ 84. Allgemeines. Durch die Mitte Deutschlands verläuft eiu Zug
vou Mittelgebirgen, die im W Nord- und Süddeutschland, im 0 das
Deutsche Reich und Österreich voneinander scheiden. Von N her schneiden
Tieflandsbuchten in das waldreiche Gebirge ein, das durch reichen Wechsel
der Bodenformen belebt ist. In zahlreichen Sommerfrischen bietet es den
Bewohnern der Ebene Erfrischung und Stärkung, es liefert Bausteine für
das an Felsgestein arme Flachland, seine Bodenschätze an Stein- und Braun-
kohlen haben am Nordrand eine rührige Industrie hervorgerufen und eine
große Volksdichte bewirkt. Die Hauptteile sind: 1. das Rheinische
Schiefergebirge, 2. das Hessische Bergland und das Weserberg-
land, 3. Thüringen und der Harz, 4. das Sächsische Gebirgs-
land, 5. die Sudeten.
Aufgabe. Welche Hauptrichtung haben die einzelnen Gebirge?
Das Rheinische Schiefergebirge.
§ 85. a) Übersicht. Das Rheinische Schiefergebirge bildet ein
Trapez mit einer Tieflandsbucht im N. Es hat seinen Namen von dem
Schiefer, aus dem es großenteils besteht, und dem Rhein, der es durchbricht.
Sein westlicher Teil, die Ardeunen, liegt schon in Belgien und Frankreich.
Das Gebirge ist eine durchschnittlich 500 m sich erhebende Hochfläche, deren
höchste Punkte nicht ganz 900 m erreichen. Durch die tiefen Täler des Rheins
und seiner Zuflüffe wird der deutsche Teil des Gebirges folgendermaßen
gegliedert: Der linksrheinische Flügel wird geteilt durch die Mosel in
Hnnsrück und Eifel mit dem Hohen Venn (= Moor), der rechts-
rheinische Flügel besteht aus dem Taunus zwischen Rhein, Main und
Lahn, dem Westerwald zwischen Lahn und Sieg, dem Sauerland zwischen
Sieg und Ruhr und dem niedrigen Haarstrang nördlich der Ruhr. Östlich
von Sauerland und Westerwald liegt die quellenreiche Erhebung des Rot-
Haargebirges. Der höchste Gipfel des ganzen Schiefergebirges ist der
Feldberg im Taunus (fast 900 m).
§86. b) Gepräge des Gebirges. Die Hochebene ist eine einförmige
Landfläche mit rauhem, unwirtlichem Klima, schutzlos den Winden aus-
gesetzt, besonders im W reich an Niederschlägen. Die Kartoffel ist die
Hauptfrucht der Felder, die zerstreut zwischen Wäldern liegen. Die spärliche
Bevölkerung lebt von Ackerbau, Waldertrag und hier und da von Bergbau.
Die tief eingeschnittenen Flußtäler bilden zur Hochebene einen scharfen
Gegensatz. In ihnen drängt sich der Verkehr zusammen, zumal im Rheintal;
hier liegen zahlreiche kleine und große Ortschaften, bei denen die von
der Hochebene zu den Flüssen führenden Straßen enden. Fast alle sind
reich an denkwürdigen Bauten und geschichtlichen Erinnerungen. Von den
Bergeshöhen grüßen die Ruinen zahlreicher Burgen, bei den langgestreckten
Ortschaften steigen von den Flüssen Weinberge und Obstgärten bis an den
Rand der Hochebene hinan. (Vgl. Buntbild S. 60!)
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Deutsche_Reich Rheinische
Schiefergebirge Hessische_Bergland Weserberg- Rheinische_Schiefergebirge Rhein Belgien Frankreich Rheins Hnnsrück Taunus Rhein Main Westerwald Westerwald Taunus Niederschlägen Rheintal
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
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Das Tal zerfällt in zwei bei Koblenz zusammenstoßende Abschnitte. Der
südliche ist eng und felsig, auf längere Strecken ohne Ackerbau und ohne
Ortschaften. Bei Bingen befand sich früher eine störende Stromschnelle,
deren Beseitigung man im späteren Mittelalter versuchte; aber erst seitdem
das Tal zu Preußen gehört, sind die Hindernisse beseitigt worden. Hier,
am „Binger Loch", war srüher eine Zollstätte; eine solche war auch die
„Pfalz" bei Kaub. Sie ist mitten im Rhein auf einer Felsenklippe
erbaut, wo eine in den Uferstein gegrabene Inschrift die Erinnerung an
Blüchers Rheinübergang in der Neujahrsnacht 1813 14 festhält. An
der engsten Stelle liegt der Felsen der Lurlei (—Lauerschiefer), 130 m
über dem Rhein. Hier legt sich eine Reihe von Klippen durch deu Strom,
über die er in wilden Wirbeln hinwegsetzt. (Vergleiche das Gedicht
„Lorelei".)
Koblenz (Hauptstadt der Rheinprovinz) liegt an der Mündung der
Mosel (56). Hier hat der Rhein durch den Zufluß von Mosel und Lahu so
viel Tiefe, daß größere Fahrzeuge von Köln bis hierher gelangen können.
Der Name entstand aus dem lateinischen confluentes, d. i. die Znsammen-
fließenden. Gegenüber liegt die Bergfeste Ehrenbreitstein; auch Koblenz
ist Festung.
Von Koblenz an folgen Engen und Talerweiterungen, bis der Rhein
nahe bei der Universitätsstadt Bonn (88) in die Tiefebene eintritt. Hier, wo
das Siebengebirge sich dem Rhein nähert, bietet sich dem Blick eine
Landschaft von majestätischer Schönheit.
Aufgabe. Beschreibe Bild 41 aus dem Gedächtnis!
Aufgaben. 1. Suche ans den einzelnen Teilen des Schiefergebirges
die höchsten Punkte! 2. Vergleiche den höchsten Punkt mit der Zugspitze,
mit München, dem Großen Arber, dem Feldberg! 3. Suche die Wasser-
scheiden (Ederkops, Kahler Astenberg) und gib an, welche Flüsse von dort
kommen!
Zeichnung: Das Rheinische Schiefergebirge. Benutze als äußerste
Puukte die Mündung der Sambre bei Namur, Paderborn, Diedenhofen und
die Südostecke des Taunus!
§ 97. d) Politische Übersicht. In staatlicher Hinsicht zerfällt das
Rheinische Schiefergebirge in fünf Teile. Im W liegt Luxemburg, ein
selbständiges kleines Großherzogtum mit deutscher Bevölkerung. Tie Haupt-
stadt Luxemburg (—Lützelburg, Kleine Burg) war früher eine Festung des
Deutschen Bundes. Von 0 her reichen die preußischen Provinzen Westfalen
und Hessen-Nassau hinein. Im Sw liegt das kleine oldenburgische Fürstentum
Birkenfeld. Der Hauptteil fällt in die Rheinprovinz, amtlich „Provinz
Rheinland" genannt.
Aufgabe. Gib nach der Karte an, welche preußischen Städte dem Gebiete
des Schiefergebirges angehören!
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TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]