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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 181

1911 - Erfurt : Keyser
— 181 — nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken. (Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.) 63. Schiller in Erfurt. Zugult und September 1791. 1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals. Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren. Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen. Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. III

1911 - Erfurt : Keyser
Vorwort. est überzeugt, daß „die Heimatgeschichte dem Ge- schichtsunterrichte die st a r f e, Lebenssast zuführende A d e r" ist, hat Verfasser des vorliegenden Buches feit Jahren heimatgeschichtliche Stosse zur Anknüpfung, Veranschaulichung und Vergleichung benutzt und dadurch sicher den Erfolg seines Geschichtsunterrichtes gesteigert. Aus den in reicher Zahl vorhandenen Quellen und einschlägigen Schriften hat er für sich eine Reihe h e i m a t g e s ch i ch t-l i ch e r Bilder für den Unterrichtsgebrauch zusammengestellt, die er hiermit der Öffentlichkeit übergibt. Die Veranlassung dazu waren — neben mehrfacher äußerer Anregung — vor allem die Bestimmungen über „die Neuordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom 3. Febr. 1910", welche bezgl. des Geschichtsunterrichtes verlangen, daß er ein heimatkundliches Element in sich schließe. Der Lehrer kann aber dieser Forderung nur entsprechen, wenn ihm der Stoff zur Verfügung steht. Seine Darbietung sei darum der erste Z w e ck der vorliegenden „100 Geschichtsbilder usw.". Verfasser hofft aber, daß sein h e i m a t g e s ch i ch t l i ch e s Lesebuch auch in der Hand der Schüler Nutzen stiften wird; da es unter Anleitung des Lehrers — durch Benutzung in der Schule und beim Hausfleiß — dazu dienen soll, das im Unterricht Erarbeitete zum bleibenden Eigentum der Schüler zu machen. Selbst fürs Haus hält Verfasser sein Buch sür brau ch-b a r, insofern es den Eltern der Kinder die Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung ihres Wohnortes, der vielleicht gar ihre enge Heimat ist, vermittelt. Zu besonders großem Dank ist Verfasser Herrn Gymnasialdirektor Professor Dr. Johannes Biereye, dem gründlichen Kenner und Forscher der Geschichte unserer Stadt, der ihm seit Jahren mit seinem bewährten Rate zur Seite gestanden hat, verpflichtet, ebenso Herrn Knnstschnldirektor Professor Philipp Schmidt sür den Entwurf des Titelbildes und Herrn Rektor Hermann Schräder, dem Leiter der Mittelschule für Mädchen, für die eingehende Hilfe bei der Sichtung des Stoffes. Erfurt, im Herbst 1911. Egmont Sander.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 36

1911 - Erfurt : Keyser
— 36 — 3(l£ Gemahlin Chlotars: Als sie zur blühenden Jungfrau herangewachsen war, begehrte sie König Chlotar zur Gemahlin. Radegunde war darüber aufs höchste erschrocken. Sie hielt es für unmöglich, an der Seite des Mannes leben zu können, der den Untergang des Thüringer Königreiches und seines Herrscherhauses verschuldet hatte. Sie ergriff darum die Flucht. Doch sie wurde zum zweiten Male gefangen genommen und nach Soissons gebracht. Hier fand ihre erzwungene Vermählung mit Chlotar und chre Krönung zur Königin von Frankreich statt (nach 540). Halte Radegunde schon vor ihrer Hochzeit nur eine tiefe Abneigung gegen ihren Gemahl empfunden, so verwandelte sich diese bald in bitteren Haß; denn Chlotar hatte aus Furcht vor Blutrache ihren Bruder, der bisher die Leiden der Gefangenschaft mit ihr geteilt hatte, töten lassen. Die Königin führte an der Seite ihres Gemahls das Leben einer Nonne. Sie unterstützte die Armen, pflegte die Kranken und besuchte Gefangene und zum Tode Verurteilte, um sie zu trösten. An diesem nomtenhasten Leben Raöcgunöes sand Chlotar keinen Gefallen, und so wurde auf der Königin Wunsch die Ehe getrennt. Radegunde war wohl 24 Jayr alt, als die Scheidung stattfand (um 545). Als Nonne: Nun wurde die Königin, was sie bisher schon gewesen, eine Nonne. Zu Saix in Poitou nahm sie den Schleier, gründete aber später das Nonnenkloster zum heiligen Kreuz in Poitiers, wohin sie als einfache Nonne übersiedelte. Durch ihr gottseliges Leben erwarb sie sich den Ruf der Heiligkeit. Sie starb am 13. August 587 und wurde in der Krypta der Radegundiskirche, die sie gestiftet hatte, beigesetzt. Noch jetzt ist die einstige Thüringer Prinzessin die Schutzpatronin Poitiers, und die Bürger der Stadt meinen, daß sie ihr viel Gutes zu verdanken haben, z. B. die Nichteinnahme der Stadt durch die Deutschen im Kriege 1870 und 1871. Eine Gedenktafel verkündet heute diese Tat späteren Geschlechtern. (Nach Max Kön-necke.) 11. Die zwölf deutschen Schüler. (Sage.) Eine uralte Sage aus Erfurts Vorzeit erzählt, daß ein König in Frankreich zwölf fahrende Schüler hatte, die alle Johannes hießen und auf einer Glücksscheibe in allen Landen umherfuhren. Sie konnten in 24 Stunden alles erfahren, was in der Welt geschah. Aber der Teufel war mit im Spiele und ließ alle Jahre einen der Schüler herabstürzen. So begab es sich, daß der letzte der fahrenden Schüler auf dem Petersberge Hierselbst, der vordem Berbersberg hieß, seinen Tod fand. Als das der König hörte, ließ er an dem Orte, wo man den Jüngling gefunden, eine Kapelle erbauen, der er den Namen Corpus Christi gab. Es war

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 118

1911 - Erfurt : Keyser
- 118 — suchte die Stadt, Anschluß an Sachsen zu gewinnen. Durch die vereinten Bemühungen des Oberratsmeisters Adolarins Huttener und des berühmten Rechtslehrers Dr. jnr. Henning Goede, wurde mit Sachsen ein freundschaftlicher Vertrag geschlossen. Durch ihn wurden alle seit 1509 den Mainzern eingeräumten Rechte sür null und nichtig erklärt und der Zustand von diesem Jahre wieder hergestellt. — So hatte Mainz in dem großen Kampfe um Erfurt doch endlich verspielt. Es war der Stadt gelungen, ihre Unabhängigkeit zu behaupten, ob freilich zu ihrem Vorteil, das bleibt dahingestellt. Wenn auch von Sachsen mit Rat und Tat unterstützt, so war Erfurt doch in Wirklichkeit auf sich allein angewiesen und dies zu einer Zeit, in welcher es durch die großen Entdeckungen und die dadurch bedingte Aenderung der Verkehrsstraßen abseits der neuen Handelswege zu liegen kam. Auch wurde der Stadt durch die Einführung des Indigo großer Schaden zugefügt, da der Waidhandel immer geringer wurde. Außerdem erhielt sie in dem von den sächsischen Fürsten begünstigten Leipzig eine gewaltige Wettbewerberin, die allmählich einen großen Teil des Erfurter Binnenhandels an sich riß. Ihr war durch kaiserliche Gunst gleich Erfurt Niederlage und Stapel und noch das Recht geworden, daß „hinfüro" kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage fünfzehn Meilen rings um die benannte Staidt aufgerichtet und gehalten werden solle, in keinerlei Weise." Wäre Erfurt damals unter sächsische Herrschaft gekommen, dann wäre ihm sicherlich eine größere Zukunft befchieden gewesen; es wäre an Leip- zigs Stelle getreten. So aber ging es mit ihm in jeder Hinsicht weiter bergab. Auch auf wissenschaftlichem Gebiete ging es rückwärts. Zwar stand die Universität zur Reformationszeit noch auf der Höhe ihres Ruhmes. Eine Zahl junger, tüchtiger Gelehrter, um den hochgefeierten Dichter Eoban Hesse geschart, verbreitete den wissenschaftlichen Ruf der Hochschule im Reich und im Ausland (s. Nr. Ii). Bald aber kehrten viele Studenten wegen der durch die Reformation veranlaßten Streitigkeiten Erfurt den Rücken und wandten sich nach den aufblühenden Universitäten Leipzig und Wittenberg. Zumal die letztere hatte einen starken Zulaus, da Luther an ihr lehrte und wirkte, der vorher als Student und Augustinermönch in Erfurt geweilt hatte (f. Nr. 38a—c, 39, 40, 41, 45 u. 46). Der Bauernaufstand 1525 brachte der Stadt keine große Schädigung. Wohl ließen die Bauern ihre blinde Wut am Mainzer Hof, der damaligen Wohnung des Statthalters, aus und plünderten eine Anzahl Kirchen und Klöster. Als aber die Nachricht von der Niederlage ihrer Gesinnungsgenossen bei Frankenhausen eintraf, verließen sie eilig die Stadt (s. Nr. 42, 43 u. 44). Die Zeit vor dem 3vjährigen Kriege, die Renaissance-zeit: Die nun folgende lange Friedenszeit, die bis zum Beginn des 30jährigen Krieges dauerte, war der Stadt und dem Wohl-

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 123

1911 - Erfurt : Keyser
Staates betroffen, da er von Sachsen bequem zu erreichen war. Das merkwürdigste Ereignis jener sieben Kriegsjahre war der Einzug des großen Königs in Erfurt und sein Aufenthalt in mehreren Dörfern des städtischen Gebietes (s. Nr. 58, 59, 60 u. 61). Dalbergsche Zeit: Nach dieser schlimmen Zeit (seit 1772) war der Statthalter v. Dalberg unserm Erfurt ein treuer Helfer und Berater. Er war besonders ein eifriger Förderer der Künste und Wissenschaften, so daß unter seiner Statthalterschaft sogar die Universität noch einmal für kurze Zeit aufzublühen begann. Hervorragende Männer, die Brüder Humboldt, Schiller und Goethe, weilten damals häufig als Gäste in Erfurt, das die großen Naturforscher Trommsdorff, Bernhardt und Bucholz zu den Seinen zählte. Heute noch gilt die Dalbergsche Zeit als eine für die Stadt reich gesegnete, obwohl gesagt sein muß, daß es auch Dalberg nicht gelungen ist, einen dauernden Aufschwung herbeizuführen (s. Nr. 62 u. 63). Damals umfaßte der erfurtifche Teil des Mainzer Gebietes das Fürstentum Erfurt mit 2 Städten (Erfurt und Sömmerda), drei Marktflecken, 72 Dörfern und 4 Schlössern und die Grafschaft Blankenhain (seit 1794) mit 1 Stadt, 1 Marktflecken, 19 Dörfern und 1 Schloß. Die Landesregierung befand sich in Mainz, während in Ersurt besondere Ortsbehörden errichtet waren. Das Erfurter Gebiet war in folgende neun Aemter geteilt: Vargnla, Azmannsdorf, Tonndorf, Vippach, Großsömmerda und die für den jetzigen Landkreis in Betracht kommenden Aemter Mühlberg, Gispersleben, Alach und endlich das Stadtamt. Die Grafschaft Blankenhain iuntergleichen) mit Wandersleben verwaltete ein Regierungsrat in Erfurt. Der Ortsvorstand der einzelnen Gemeinden bestand aus dem Oberheimbürgen und 5 bis 8 Ortsvormunden, welche durch Stimmenmehrheit von der Gemeinde in der Regel auf Lebenszeit gewühlt und vom Kurfürstlichen Amt bestätigt und vereidigt wurden. Der Oberheimbürge war der erste Vorgesetzte der Gemeinde. Erfurt wird preußisch: Werfen wir nun wieder einen Blick auf die geschichtlichen Ereignisse am Ausgang des 18. Jahrhunderts. In dem wegen der französischen Revolution aufbrechenden ersten Bundeskriege wurde der rheinische Teil des Mainzer Gebietes hart betroffen. Die Hauptstadt Mainz selbst wurde von den Franzosen erobert, und der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Ehrthal, dem die Erfurter zum Gedächtnis seines Aufenthaltes in ihrer Stadt (1777) den Obelisken vor den Graden (Friedrich Wilhelmsplatz) errichtet hatten, sah sich zur Flucht nach hier gezwungen. Auch viele französische Flüchtlinge fanden in Erfurt ein sicheres Unterkommen (f. Französische Emigranten in Ersurt, Nr. 64). Der dem zweiten Bundeskriege folgende Friede von Lüneville (1801) bestätigte die schon im Frieden von Eampoformio (1797) beschlossene Abtretung des linken Rheinusers. Er gab den Welt-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 147

1911 - Erfurt : Keyser
— 147 — konnten, das wurde von den Frauen und Kindern für spätere Zeiten in Zubern nach Haufe geschafft. Leider find damals viele wertvolle Schriften vernichtet worden. Der Chronist berichtet: „Unnd über das alles, so zerrissen die baur und die mit inen waren uf sankt Walpurgen tagk in der Lauwengassen mehr dan zwene wagen soll bucher und wurffens auss den heussern auff die gassen; die trugen der burger gesynnde in grossen korben heym. Als dieselben am besten die zerrissenen bucher auffluden unnd in die korbe tratten unnd an die seyle wie man strau byndent, da erhübe sich ein wynndt wirbell unnd füret die zerryssene bucher, brieffe und bappire auff in die hohe über alle heuser hynwegk, das mans eyn theyll in den wyngartte an den pfehlen hernach gefunden.“ Erfurt erklärt sich für unabhängig von Mainz: In dieser Zeit des Aufruhrs hörte die amtliche Tätigkeit des Rates auf. Viele der Ratsherren blieben aus Furcht vor der aufgeregten Menge dem Rathaufe fern, einige ergriffen sogar die Flucht. Das Wahrzeichen der mainzifchen Landeshoheit, das steinerne Bild des heiligen Martin vor dem Rathaufe, wurde zerschlagen und auch die sonstigen Hoheitszeichen des Erzbifchofs entfernt. Die Stelle des Rates vertraten jetzt zwei Ausschüsse: einer für die Bürgerschaft auf dem Rathause, der andere sür die Bauern auf dem Petersberge. Auch das alte Ratsfiegel wurde durch ein neues ersetzt. Man wollte nicht mehr „die getreue Tochter des Mainzer Stifts" fein (f. S. 5 und Nr. 16) und fetzte an die Stelle des heiligen Martin den Heiland, thronend auf dem Regenbogen, und dazu die Umschrift: Recte iudicate filii hominum ut non iudicemini“. Das Vorbild dazu hatte man im Rathaus selbst gefunden, wo über der Tür zum Sitzungszimmer des Rates Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen zu schauen war. Das Gemälde zeigte dieselbe lateinische Umschrift. Der Ansicht der aufgeregten Volksmenge entsprach es vollständig, daß die Leiter der Bewegung jenes Gemälde als Sinnbild für das neue Siegel der Stadt wählten. Der Rat sollte immer an die strenge Ausübung einer unparteiischen Gerichtspflege erinnert werden: „Richtet recht Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet." — Ferner wurde die neue Lehre eingeführt. In sämtlichen Kirchen der Stadt, von denen man die kleinsten schloß, wurde evangelischer Gottesdienst gehalten; katholischer dagegen war bei Strase selbst in Klöstern und Stiftern verboten (f. Nr. 41). Rückschlag: Nach acht Tagen kehrten die Bauern an den heimischen Herd zurück, hoffend, daß ihre Forderungen erfüllt werden würden. Und der Rat tat auch, was er konnte. Aber schon nach Monatsfrist wurde das alte Regiment wieder eingesetzt. Da kam auch der hinkende Bote für die Bauern nach. Sie mußten die Zeche bezahlen: jeder, der beteiligt gewesen war, hatte für den angerichteten Schaden 10 Gulden Strafe zu entrichten. io*

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 182

1911 - Erfurt : Keyser
— 182 — mehrere Wochen, Egerbrunnen trinkend, hier verweilt. Sie hatten im Hause der Witwe des Biereigen und Holzhändlers Beyer am Plänchen, jetzt Langebrücke 36, mietsweise eine Privatwohnung inne, die Wohl Professor Dominikus ausfindig gemacht hatte. Noch ist eine Glasscheibe der damaligen Wohnung (im Erfurter Städtischen Museum befindlich) erhalten, in die, vermutlich von des Dichters eigner Hand, der Name „Schiller" eingeritzt ist. Vorhanden ist auch noch das im ersten Stock gelegene Erkerstübchen, die Arbeitsstätte des teuren Mannes, aus deren südlichem Fenster man einst in einen duftenden Garten und gerade auf einen herrlichen Apfelbaum hinabsah. Geblieben ist auch der durch eine schmale Galerie (Gang) vom Schillerzimmer aus zu erreichende Vorsaal, unter dessen Stuckdecke der fleißige Forscher so oft mit über den Rücken hängendem Zopfe sinnend hin und her gewandelt ist. Da sich der Egerbrunnen von wohltuender Wirkung auf Schillers Befinden erwies, so zog neue Kraft bei ihm ein. Bereits am 6. September meldete er an Körner nach Dresden, daß er imstande sei, zwei bis drei Stunden des Tages zu lesen, ohne sich anzustrengen, und in der zweiten Hälfte des Septembers diktierte er täglich vier, auch fünf Stunden an der Fortsetzung seines „Dreißigjährigen Krieges". Aber nicht nur der Geschichtsschreiber, sondern auch der dramatische Dichter Schiller sand in jenen Erfurter Tagen Beschäftigung. Die Gesellschaft des Weimarer Hoftheaters führte damals in Erfurt etwa 20 Stücke aus, darunter am letzten Tage, am 25. September, aus des Dichters eigene Veranlassung den „Dom Karlos". Der Erfurter Theaterzettel besagte, daß die Ausgabe, nach welcher das Stück aufgeführt werde, von dem Herrn Verfasser eigens neu bearbeitet fei (eine Theaterbearbeitung in Versen, wie eine solche schon am 6. April 1788 in Mannheim über die Bühne gegangen war); und aus einem Briese eines mitwirkenden Schauspielers wissen wir, daß Schiller gewissermaßen als Dramaturg (Bühnenkenner) mit der Besetzung der Rollen für diese Aufführung zu tun hatte. Einen Tag später wurde hier auch der „Fiesko" ausgeführt, doch nicht von den Weimaranern, sondern von der „hiesigen Nationalgesellschaft", einer Vereinigung Erfurter Dilettanten (Liebhaber). Während des Erfurter Aufenthaltes pilgerten verschiedene ausrichtige Verehrer des Dichters, vornehmlich seurige Jünglinge, doch auch Männer, nach hier, um Schiller ihre Huldigung darzubringen. Leider drückten den Dichter damals Geldsorgen. Der Koadjutor, welcher „recht freundlich um ihn bekümmert" war, und bei dem er die Abende zuzubringen pflegte, konnte ihm, da er selbst einen unverhältnismätzigen Aufwand machte, in dieser Beziehung nicht Helsen. Doch bat Schiller auf sein Anraten den Herzog von Weimar brieflich nm eine Besoldung, die hinreichend wäre, ihn im äußersten Notfälle außer Verlegenheit zu setzen. Der Herzog

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 75

1902 - Karlsruhe : Lang
75 -— Luther war, unterstützt von seinem Freunde Philipp Melanch-t£)on, für die Ausbreitung und Befestigung des von ihm gestifteten Kirchenwesens tätig bis zu seinem Tode, der am 22. Februar 1546 erfolgte. Xviii. Kart der Künste. 1. Die ersten Zeiten seiner Regierung. Nach dem Tode Kaiser Maximilians 1. wurde 1519 dessen Enkel Karl, König von Spanien*), zum deutschen Kaiser gewählt. Karl war der mächtigste Fürst der damaligen Zeit; man sagte mit Recht, in seinen Ländern gehe die Sonne nie unter. Er besaß als Erbe seines Vaters Holland, Belgien und die Freigrasschast Burgund, als Erbe seiner Mutter das Königreich Spanien, Neapel, Sizilien und die spanischen Kolonien in Amerika und gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand die österreichischen Lande in Deutschland. Karl V. trat die Regierung in einer gar schweren Zeit an. Die deutschen Reichs-" fürsten hatten keinen Sinn für die Größe des gemeinsamen Vaterlandes, sondern strebten nach völliger Unabhängigkeit vom Kaiser und nach unbeschränkter Macht in ihren Ländern. Gegen die Fürsten waren die niederen Adeligen, die Reichsritter, verbunden; an ihrer Spitze standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Diese Karl v. gingen daraus ans, die alte Verfassung des Reiches umzustürzen; die Fürsten sollten ge- demütigt und dem Kaiser wieder unterworfen, die geistlichen *) Maximilian war mit Maria, der Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, vermählt. Sein Sohn, Philipp der gehörte, besaß als Muttererbe die Niederlande und die bnrgnndische Freigrafschaft und heiratete Johanna, die Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien. Philipps und Johannas Söhne waren die deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand I. /

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1902 - Karlsruhe : Lang
— 102 — und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlügen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Vater aus einer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt *) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinem Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wurde der Prinz freigelassen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden ausgenommen und erhielt feine Ossi-ziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich daraus bedacht, sich aus seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten. Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Taler. Das tüchtige Heer zählte über 70000 Mann. In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi. Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollem früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt. Im Jahre 1756 erhielt er durch eiueu sächsischen Beamten geheime Brieffchaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschlossen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen. Er beschloß, dem befürchteten Angriffs zuvorzukommen und rückte am 29. August 1756 mit einem Heere von "*) Bei Sinsheim in Baden.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 199

1902 - Karlsruhe : Lang
— 199 — durch den Indischen und den Atlantischen Ozean wieder nach Spanien. Damit war erreicht, was Kolumbus so viele Jahre vergeblich angestrebt hatte, und zugleich die erste Weltumsegelung vollbracht. Im Lause des 17. Jahrhunderts entdeckten holländische See-sahrer das Festland von Australien, und von 1769 bis 1779 durchforschte der Engländer Cook den Großen Ozean, die Südsee und das südliche Eismeer. Unter den Seesahrern, die sich durch Entdeckungen neuer Länder Ruhm erworben haben, ist kein Denscher; gleichwohl haben schon zur Zeit des Kolumbus Deutsche nicht wenig zur Förderung der Entdeckungen beigetragen, so vor allem der Nürnberger Martin Behaim, der um das Jahr 1480 den ersten Globus, gute Land- und Seekarten herstellte und den etwa 150 Jahre zuvor erfundenen Kompaß verbesserte; serner der Sternkundige Johannes Müller aus Königsberg in Franken, der ein Instrument ersand, mit dessen Hilse die Seefahrer die geographische Breite messen konnten. In den nächsten hundert Jahren wurden von Deutschen die besten Karten gefertigt, so von dem Nürnberger Maler Albrecht Dürer und dem Kartenzeichner Gerhard Kremet:.*) Tu. König Ludwig der Vierzehnte von Arankreich. Zur Zeit, da der 30jährige Krieg begann, regierte in Frankreich König Ludwig Xiii. Er überließ seit dem Jahre 1624 die Regierungsgeschäfte seinem ersten Minister, dem Kardinal Richelieu. Richelieu war ein Mann von großem Scharfblick und von unbeugsamer Willenskraft; er setzte sich zum Ziele, daß die Gewalt des Königs eine unumschränkte und daß Frankreich der gebietende Staat in Europa sein müsse. Dieses Ziel erreichte er während seiner 18jährigen Verwaltung vollständig; der Adel, die hohe Geistlichkeit und der Bürgerstand verloren ihre politischen Rechte; Gesetz war der Wille des Königs, der nur noch in den hohen Gerichtshöfen**) eine Schranke hatte. Um die Macht des deutschen Kaisers zu vernichten, nahm Frankreich an dem 30jährigen Kriege teil, zuerst dadurch, daß Richelieu dem Könige Gustav Adolf von Schweden Hilfsgelder zahlen ließ, dann durch Aufhetzen der Mitglieder der Liga gegen Wallenstein und den Kaiser, zuletzt durch bewaffneten Einbruch in das deutsche Reichsgebiet. Richelieu erlebte den westfälischen Frieden nicht *) Nach der Sitte der Zeit übersetzte er feinen Namen ins Lateinische: Mercator. Von ihm rührt die in jedem Volksschulatlas zu findende Erdkarte „in Mercators Projektion" her. Er starb 1594 zu Duisburg. **) Sie hießen Parlamente; eine königliche Verordnung hatte nur dann Gesetzeskraft, wenn sie von den Parlamenten registriert, d. h. gebilligt und dem Gesetzbuch einverleibt wurde.
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