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parentgemälden hatte schmücken lassen. Sie stellten die Schönheit,
Weisheit und Stärke dar. Die Stärke verkörperte ein edler, kraft-
voller Jüngling in römischer Rüstung, der aus einem Löwen sah und eine Säule von blauem Jaspis (Edelstein) in der Hand hielt. Einige Züge des Gesichtes waren Napoleon ähnlich. Aus dem dreieckigen Gielielselde leuchtete Frankreichs Adler hervor. Alle Linien des Gebäudes waren durch mehrere Tausend Lampen erleuchtet, deren Glanz den weilen Platz mit Tageshelle erleuchtete. Unter dem Dache prangte die Inschrift:
Magnitudo illius stabilis, quem omnes
supra se et pro se noscunt.
In freier Uebersetzung: „Unerschütterlich ist die Größe desjenigen, den alle als ihren Herrn und Beschützer anerkennen."
Neben dieser Inschrift gab es noch viele andere, welche Verehrung und Unterwürfigkeit in hochtönenden Worten zum Ausdruck brachten. Hin und wieder hatte es aber ein Ersurter Bürger auch gewagt, seinem Mißmut freien Lauf zu lassen. So hatte ein Obsthändler den köstlichen Einsall gehabt, ein von Lampen gebildetes, riesiges „Ach!" an seinem Hause anzubringen. Eine recht zweideutige Inschrift! Doch der Mann konnte auf eine Anfrage, die man an ihn richtete, die Versicherung geben, daß er durch diesen Ausrus nur seiner Freude über die Anwesenheit des Kaisers habe Ausdruck geben wollen, während er in seinem Innern vielleicht ganz anders dachte.
Die Festbeleuchtung sollte nicht ohne einen kleinen Unfall vorübergehen, der leicht bedenklichen Umfang hätte annehmen können. Am Ratskeller auf dem Fischmarkt brannte der mit Lampen erhellte Namenszug des Kaisers ab. Die Flamme wurde zwar rasch gelöscht, sie hatte aber bereits den den Völkern Europas so furchtbaren Namen in Asche verwandelt. Dem Kaiser wurde dies ohne Zweifel verschwiegen; deun bei seiner abergläubischen Beanlagung würde er von dem Vorgänge höchst unangenehm berührt gewesen sein.
Anwesende Fürstlichkeiten: Von diesem Tage an füllte
sich Erfurt mit einer gewaltigen Zahl von Monarchen, Hofwür-denträgern, Ministern, Generalen und sonstigen vornehmen Personen. Im ganzen weilten damals in Erfurt: 2 Kaiser, 4 Kö-
nige, 1 Königin, 1 Großfürst, 1 Fürst-Primas, 17 regierende Fürsten und Fürstinnen, 6 Erbprinzen und Erbprinzessinnen, 1 königlicher Prinz (von Preußen) und 23 andere Prinzen, 34 Grafen, 20 Generale und über 50 Barone und Edelleute, ungerechnet die zahlreichen täglich ab- und zuströmenden, vornehmen Fremden. Aus dem Gefolge des Herzogs von Weimar sind besonders hervorzuheben die Geheimräte von Goethe und Wieland.
(Nach Arnold, Beyer u. a.)
13*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Goethe Arnold
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europas Erfurt Erfurt Weimar
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allen bekannten Vorschriften in größter Ordnung und Ruhe zur Besetzung der Außenwälle und inneren Stadtmauer ihrer Viertel ab. Für den ersten Augenblick standen der Stadt wohl gegen 2000 Bürger zur Verfügung. Rüstung und Waffen hatte jeder auf eigene Kosten zu beschaffen, und wurden diese alljährlich vor dem 1. Mai auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die reichen Bürger, namentlich die Stadtjunker, erschienen ganz in ritterlicher Ausstattung. Die Biereigen und wohlhabenden Handwerker führten als Waffen anfänglich die Armbrust, später vorwiegend Büchsen; den Leib schützten sie durch Harnisch, Kettenhemd und Eisenhut. Tie übrigen hatten nur Spieß, Eisenhut und Joppe, ein leichtes Kettenhemd.
War eine Belagerung vorauszusehen, dann wurde auch das Landvolk aufgeboten, und in Notfällen griff man fogar auf die Handwerksgesellen, die Juden und selbst auf die Geistlichen zurück. Türme, Tore und die hölzernen Bohl- oder Bollwerke auf den Außenwällen besetzten die Armbrust- und Büchsenschützen. Die weniger gefährdeten Wallabschnitte und die innere Befestigung wurden den leichter bewaffneten Bürgern und Bauern anvertraut. Einige von ihnen mußten auch die Türme besetzen, um bei einem etwaigen Sturmangriff Kalk und Steine herabzuschleudern. Für den Fall eines Brandes durch feindliches Feuer war bestimmt, daß die Frauen und Lehrjungen in den Häusern Wasser zum Löschen und Kessel und andere Geräte zum Ersticken der Pechkränze und Brandpfeile bereit zu halten hatten.
An einem Ausfall beteiligten sich auch die Söldner. Für alle bildete dann das Stadtbanner, das weiße Rad im roten Felde, den Sammelpunkt. Die Rettung des Banners war Ehrensache: sein Verlust war das Zeichen zum Rückzug oder zur Flucht.
Das Zeughaus: Das städtische Zeughaus enthielt einen
großen Vorrat von Schutz- und Trutzwaffen. Es war zuerst im Blydenhofe, später in einem Hintergebäude des Rathauses eingerichtet. Als letzter Rest des ehemaligen Waffenvorrates der Stadt sind neben der Armbrust noch eine größere Zahl Schilde, mit denen sich die Schützen deckten, erhalten geblieben. Sie bilden ein ebenso seltenes, wie wertvolles Besitztum des städtischen Museums. Nahe dem Blydeuhofe stand auch einer der städtischen Kornhöfe (heute Magazin des Kgl. Proviantamtes), eine der großen Vorratskammern der Stadt zur Zeit des Krieges. (Nach Prof. Dr. Karl Beyer, Major Vollrath u. a.)
22. Rudolf von ßcibsburg in Erfurt 1289 — 1290.
Um auch Thüringen den langersehnten Landfrieden zu bringen, entschloß sich König Rudolf, selbst nach Norddeutschland zu kommen. Er erkor sich Erfurt für die Dauer seines Aufenthaltes
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Extrahierte Personennamen: Karl_Beyer Karl Major_Vollrath Rudolf_von_ßcibsburg Rudolf König_Rudolf Rudolf
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Blumenthal und den Kriegsminister von Roon. Hervorgehoben und gekrönt werden die Ecken des Unterbaues von in Stein gearbeiteten, altertümlichen Rüstungen mit Helmen, deren reiche Federzierden breit auf Panzer und Gewaffen niederwallen. Auf den Mittelfeldern des Unterbaues sind die Inschriften zu lesen, deren eine schon am Anfang erwähnt worden ist. Die eigentlichen Widmungsworte stehen an der Nordseile und lauten: „Den gefallenen Offizieren und Mannschaften aus dem Bezirk der 15. Infanterie-brigade zum ehrenden Gedächtnis." Auf der Westseite liest man weiter: „1866. Podol, Münchengrätz, Königgrätz, Preßburg, Langensalza." Königgratz und Langensalza sind gar blutige Namen in Deutschlands Geschichte. Dort haben, wie so oft vor Zeilen, deutsche Brüder miteinander gekämpft. Gebe ein gütiges Geschick, daß das damals zum letztenmale geschehen sei, und daß Deutschlands Einigkeit, die mit Strömen deutschen Blutes auf den Schlachtgefilden Frankreichs erkämpft worden ist, nie mehr ins Wanken geraten oder gar in Trümmer gehen möge! Darum müssen wir vor allem die Inschrift der Ostseite beachten: „1870—71. Beaumont, Sedan, Paris, Epinay, Pfalzburg." Glanzvolle Namen, welche uns laut und dröhnend zurufen, jener ruhmvollen Tage für und für zu gedenken, da die geeinten deutschen Völker gegen den gemeinsamen Erbfeind mit altem Löwenmute und stürmischer Tapferkeit kämpften, und wo mitten im lobenden Kampfe das deutsche Kaiserreich wieder aufgerichtet wurde!
Umgebung: Um die vier Kanonenrohre, welche man beim
Kriegerdenkmal aufgestellt hat, blühen die Blumen jeden Frühling und Sommer aufs neue in lieblicher Farbenpracht; die Vög-lein in den Gezweigen der Bäume und Sträucher singen und zwitschern in lebensfrohen Weisen; sie singen wohl auch ein seines Lied zum Ruhme der braven deutschen Streiter, denen man die Denksäule im grünen Hirschgarten gewidmet hat. K. Lürtzing.
99. Das Kalferdenkmal.
Wie so viele Städte des ersten Kaisers im jungen Deutschen Reiche gedacht haben, so hat auch unsere Vaterstadt dem weisen und gütigen Herrscher inmitten duftiger, bunter Blumenpracht, wie es sich für eine Blumenstadt gebührt, aus Erz und Granit-stein ein einfaches, doch würdiges Denkmal errichtet, das in seiner Schlichtheit zu dem anspruchslosen Wesen unseres frommen Heldenkaisers paßt.
In schmuckloser Uniform, den Degen zur Linken, die rechte Hand auf den Schenkel gestützt, sitzt der Herrscher auf dem gemächlich ausschreitenden Rosse. Das Haupt ist etwas nach rechts gerichtet; gütig und milde blickt es dem Beschauer, der aus dem Stadtinnern kommt, entgegen. An dem mit Rundbogen und kurzstämmigen Säulen gezierten Unterbau aus rotem Granit ist we-
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Extrahierte Personennamen: Blumenthal Roon
Extrahierte Ortsnamen: Nordseile Preßburg Langensalza Langensalza Deutschlands Deutschlands Frankreichs Sedan Paris Epinay Pfalzburg
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ba£ östliche Ende des Angers vom Lutherberttmal bis zur Ober-postbirektion (zwischen bett Häusern „zum Linbwurm" und zur Sperrstange"). Der Rat hatte ein „Schauhaus" errichten, b. h. er hatte tmbebeefte Tribünen bauen lassen, einstöckig ttttb 12 Klaftern (72 Fuß = 22,50 m) lang. An bett Häusern selbst waren Wappen, Fahnen und Waffen angebracht. Quer über die breite Straße wallten brei lange -Lückier, die matt bottt Schauhause uach den gegenüber-liegenben Häusern ausgespannt hatte. Das mittelste Tuch war mit den Wappen der anwesenben Fürsten geziert. Der Turnierplatz selbst war mit Planken umzäunt und im Innern mit Sanb bestreut, 500 Wagen voll, wie der Chronist berichtet. Die Stadt hatte ein großes Aufgebot von 500 gepanzerten Knechten („Wapp-nern ) ausgestellt, ebenso waren die Fürsten in Stahlrüstnng und mit Streitaxt und Lanze bewehrt. Die Orbnnng hielt der Stabt-hauptmann Erf mit 80 Knechten in blankem Helm ttttb Harnisch ausrecht. Die Tore waren wohlbesetzt, ebenso die Cyriaksburg, ttttb in allen Klöstern würde Tag ttttb Nacht gute Wacht gehalten. Auch hatte man zur allgemeinen Sicherheit angeorbnet, wäh-renb der Nacht die alten, großen Eisenketten quer über die Straßen Zu spannen ttttb Hüter dabei auszustellen. Die gesamten Vorbereitungen halten zehn Wochen gebauert.
Das Turnier: Am Dienstag, bett 5. Juli 1496, waren die Fürsten angekommen, begleitet von 200 Reisigen in schöner Rüstung, dazu 18 Grafen ttttb viele Ritter in glanzvollem Aufzuge, begrüßt vom Jubel des Volkes und dem Geschmetter der Trompeten. Das
Turnier begann am 6. Juli mit einer kirchlichen Feier, zu welcher
die Klänge der Gloriosa die Festteilnehmer nach der Kirche U. L. F., dem Dom, riefen. Hier warb um 8 Uhr ein feierliches Hochamt gehalten, ttttb um 11 Uhr ritten alle wohlgewappnet in die Bahn. Zahllose Zuschauer füllten die Räume ttttb bett Turnier-Platt, ttttb das Holzhaus bei dem „gülbeueu Hirsche" (Anger 68, jetzt
Post) war von den Frauen und Jungfrauen, von Marfchällen,
Hofmeistern, Kanzlern und Fürsten, sowie den Weitesten des Stabt-rates bicht besetzt. Ganz oben war der Stadt Gesinbe ttttb das gemeine Volk von den Fürsten. Nachbetn die am Turnier Beteiligten aus dem öffentlichen Festplatze das Mittagsmahl eingenommen hatten, begann das Kampfspiel bamit, daß von 20 Rittern je zwei und zwei mit scharfen Lanzen gegeneinanber ritten. Die Fürsten hatten babei den Vortritt. Brach eine Lanze in Stücke, so würden die Schwerter gezogen uttb mit ihnen auf Harnisch, Helm und Schild geschlagen. Als alle 10 Paare in dieser Weise gekämpft hatten, stellten sich 10 Ritter in der Nähe des „Lindwurms" (Warenhaus „Römischer Kaiser", Ecke Mehsartstraße), 10 bei der „Sperrstange" (Anger 12) auf und sprengten auf ein gegebenes Zeichen mit voller Macht aufeinander. Da gab es einen harten Zusammenstoß und manche Lanze brach in Splitter. Als die Staubwolke sich verzogen hatte, begann der Schwertkampf und
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1. Erfurt in der Steinzeit.
Heitere Jugend: Zum Ufer der Gera fällt ein weitausge-
behnter Abhang ziemlich steil hinab. Ueppiger Graswuchs bebeckt ihn. Knaben und Mäbchcn, bunkel von Luft und Sonne gebräunt, das blonbe Haar wirr um den Kopf, tummeln sich hier. Hurtig klettern sie die Höhe hinan und legen sich am Ranbe des Abhanges platt hin. Ein Ruck, und sie kollern in fteigenber Schnelligkeit den hohen Abhang hinunter, kreifchenb und lachenb, um hochroten Gesichtes, boch ohne Spur von Schwinbel trotz des raschen Umsichfelbst-wälzens, das Spiel von neuem zu beginnen. Ist die Gewalt des Vorwärtsschießens so groß, daß der Rollenbe, unten angelangt, sich nicht einzuhalten vermag und in das Wasser stürzt, so lachen alle laut auf, auch der Knabe ober das Mäbchen, dem der Zufall begegnet.
Ihre Kleibung leibet ja keinen Schaben, ba sie aus Fell hergestellt und karg im Maß ist. Bestänbiges Leben im Freien, beim nur zur Winterzeit fchlafen sie am Herbfeuer in der Hütte, haben sie so abgehärtet, daß sie die Nässe nicht störenb empfmben.
Die rückkehrenden Jäger: Da ertönt ein gellenber Pfiff.
Der Spitz, der das übermütige Spiel der Kinder fläffenb geteilt hat, hebt bic Ohren hoch und stürzt dann mit lautem, freubigem Gebell die Höhe hinan. Auch die Kinder unterbrechen ihr wilbes Tummeln, und als jetzt abermals ein Pfiff ertönt, noch näher als vorher, ba springen sie fchreienb und jnbelnb dem vorausgeeilten vierbeinigen Gefährten nach. Doch schon teilt sich das Gebüsch. Eine kleine Gruppe von Männern wirb sichtbar. Unter ihnen einer in der Vollkraft der Jahre, über fünfzig wirb er zählen, und mehrere jüngere Genossen von einigen zwanzig bis breißig.
Ihre Kleidung: Ihre Kleibung ist die gleiche. Um Schul-
ter, Brust und Leuben schmiegt sich ein ärmelloser Ixeberwuxf von Tierfell, die Beine frei lassenb bis zu den muskulösen Schenkeln. Die Füße stecken nackt in Fell, das mit Riemen über den Fuß um den Knöchel geschnürt ist. Ein breiter Gurt von ungegerbter Tierhaut hält den Leibrock um die Hüften zusammen.
Ihre Waffen: Und wie fonberbar die Waffen biefer Leute! Rechts im Gurt steckt das Wurfbeil. Aber im oberen Ende des Schaftes glänzt kein blinkenbes Metall, fonbern ein fcharf Angeschliffenes Steinbeil. Links am Gurt baumelt ein kurzes Messer, ebenfalls aus Stein, und zwar aus gelbgrauem, hartem Feuerstein, so scharf zugefchliffen, daß sich die allzuhastig zugreifenben Kinder schon oft bamit verwunbeten. In den Hänben tragen die Männer einen langen Stab aus Efcheuholz, am Feuer gehärtet, an besten Spitze ein mit boppelter Schneibe zugeschliffener Feuerstein steckt, also ein Wurfspeer. Um den Hals haben sie den Bogen geworfen, bessen Sehne aus getrocknetem Tierbarm gewun-ben ist, und ein plump geschnitzter Köcher trägt die Pfeile, bereu
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Spitzen wiederum aus Feuerstein gebildet sind. Hat der Jäger einen solchen Pfeil verschossen, so daß er nicht im Körper des Wildes steckt, dann sucht er sorgsam das Schußfeld ab, denn der Pfeil ist wertvoll für ihn wegen der geraumen Zeit, die seine Herstellung erfordert.
Ihre Jagdbeute: Gewiß sind die Waffen gar einfach und
kunstlos im Vergleich zu denen einer späteren Zeit, in welcher der Mensch schon die Verarbeitung der Metalle kennen gelernt hatte, aber sie erfüllten bei der großen Gewandtheit der Menschen jener Tage, bet der Schärfe ihrer Augen, der Kraft ihrer Arme und Beine und bei der genauen Kenntnis aller Schliche und Gewohnheiten der Tiere doch ihren Zweck. Auch heute haben sie es ge-tan; denn mit reicher Beute kehren die Jäger vom frohen Weid-gang heim. Auf zwei frisch gefällten, jungen Tannen tragen sie einen feisten Hirsch und an einer der Stangen baumelt ein gelbbrauner Fuchs, der schon den wärmeren Winterpelz angelegt hat. Reinekes Balg wird nun in Streifen geschnitten werden, um das Gewand des glücklichen Jägers zu schmücken. Jubelnd umspringen die Kleinen die Heimkehrenden, den Großvater, Vater, Bruder und die sonst Versippten.
Auf dem Wege zum Heim: Mit den Jägern kehren die
Kinder zum eigentlichen Heim der Sippe zurück. Aus dem Wege, den sie einschlagen, läßt das Oberhaupt der Gesamtfamilie das
scharfe Auge, überall umherspähend, nach dem Rechten schauen. Aus einmal zeigt einer der Knaben hinunter zum Fluß. Und wie die anderen der weisenden Hand mit dem Auge folgen, sehen auch sie, wie einer aus ihrer Sippe in schwerfälligem Rachen — ein dinbaum ist's, mühsam mit Feuerbrand und Steinkeil ausgehöhlt — im Fluß umherfährt, um in den Buchten Reusen aus geflochtenen Weiden zum ergiebigen Fischfang auszulegen. Und dort erblicken sie, auf einem über das Wasser hängenden, zur Hälste verdorrten Baumstamm liegend, einen halbwüchsigen Jüngling, der die Flachsschnur mit dem Angelhaken aus Knochen in das Wasser senkt.
Die Jäger aber schreiten auf dem Rücken des Abhanges weiter. Hier sind fast alle Bäume fortgeschafft — welche Arbeits-
leistung für diese Menschen mit ihren geringen Werkzeugen! — und ein großer Platz ringsum mit Pfahlwerk eingeschlossen, zur Ausnahme des Viehes bestimmt. Zur Stunde aber ist der eingefriedete Raum leer. Die Rinder und Schafe weiden unten auf
den schönen Weideplätzen ant Talufer, die Schweine tummeln sich im Waldfmttpfe, und die Ziegen klettern unter der Aussicht zweier Knaben an den kräuterreichen Abhängen umher.
Im Heim: Ganz in der Nähe liegt auch die Heimstätte der
Sippe. Eine stattliche Zahl einfacher Hütten erhebt sich an Ort und Stelle (Steinzeit-Ausiedlung hinter dem Petersberge). Sie sind aus Holz erbaut und mit Stroh oder Schilf bedeckt. Die Fächer
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Dann tritt die Trauernde selbst heran, nimmt aus den Händen der Diener zuerst den Schild und legt ihn dem Gatten aus die Brust, sodann das Schwert und bettet es an seine Seite. So kann der Tote im Jenseits würdig auftreten. Aber noch sind die Beigaben nicht erschöpft. Alle die Gesäße, die zum Friedhos getragen wurden, werden rund um den Toten gestellt. Mehrere von ihnen sind mit Speise und Trank gefüllt; denn die Reise in das Jenseits denken sich diese Menschen weit und beschwerlich.
Nachdem so der Liebe genug getan, treten die Männer herzu und füllen die Grust mit Erde. Das ist der letzte Liebesdienst der Verwandten, Freunde und Untergebenen, und schon in kurzer Zeit wölbt sich ein ganz flacher Hügel, über dem Grabe des Häuptlings.
Das Totenmahl: Mittlerweile ward an einer entfernteren
Stelle des Rockhäuser Berges ein mächtiges Feuer entzündet. Am Spieße werden gewaltige Fleischstücke gebraten und in bauchigen Urnen wird Met und gebrauter Gerstentrank, Honig und Brot herbeigetragen zum reichlichen Totenmahle, das die Witwe jenen spendet, die ihrem Gemahle die letzte Ehre erwiesen.
So haben wir uns ein Begräbnis zur Bronzezeit, also vor ungefähr 2500—2800 Jahren zu denken. Leider ist aber die Ausbeute an Funden aus jener Zeit in unserer Erfurter Gegend, wie überhaupt in Thüringen, sehr gering. Wir müssen uns deshalb aus dcu Bronzegegenständen, die an anderen Orten, zumal in den Hügel- und Steinkistengräbern Nord- und Süddeutschlands gefunden worden sind, ein Bild jener Zeit entwerfen. Bei uns, wo man die Toten aus Mangel an dem nötigen Steinmaterial zur Schichtung des Grabhügels in flachen Gräbern beisetzte, ist durch die reiche Kultur des Bodens im Laufe der Jahrhunderte viel vernichtet worden. Vieles ist auch durch die Unkenntnis des hohen Wertes der Gegenstände für die Deutung der Kultur jener vorgeschichtlichen Zeiten sogar in den Schmelztiegel gewandert, anderes wieder ist durch planloses Ausgraben verloren gegangen. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.)
3. Was die Sage von den alten ühüringern berichtet.
Deutung des Namens: Ueber die Herkunft der Thüringer
vermag die Geschichte nichts Sicheres zu berichten, desto mehr aber die Sage.
Nach ihr wohnten unsere Ururgroßväter als fleißige Ackerbauer und Viehzüchter da am Ostseestrande, wo jetzt die Städte Lübeck und Rostock liegen. Einst landeten daselbst zwölf fremde Schiffe. Sie waren mit stattlichen Helden bemannt, die den Namen Kesselinge führten, weil sie im Kampfe fo hart wie Kieselsteine waren. Sie stammten aus dem Heere Alexanders des Großen und hatten nach dem frühen Tode des Königs ihre alte Heimat verlassen. Auf der weiten Meerfahrt hatten Viele das Leben ver-
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heute noch der Wodansvogel verzehrt wird, der hauptsächlichste Stellvertreter des mit dem Wolkenmantel im Sturm dahinsahrenden obersten Gottes. Von den Wochentagen war der Mittwoch Wodan heilig.
Frija: Hohe Verehrung wurde auch seiner Gemahlin Frija,
der freundlichen Erdgöttin, zuteil. Ihr war der Freitag heilig. Die christliche Kirche setzte an die Stelle der Göttin die Mutter Maria, und die Sonnenkälbchen der Frija wurden zu Marienkäfern. Unsern Altvordern galten die ersten zwölf Tage des Maimonds wegen der in der Walpurgisnacht vollzogenen Vermählung des Götterpaares als eine besonders hohe Feierzeit, und heute noch besteht die uralte Sitte, den Anfang des Wonnemonats festlich zu begehen. So schmückt in manchem Thüringer Dorf der Bursche das Haus der Geliebten in der ersten Mainacht mit frischem Grün. Auch holt man heute noch den Maibaum ein und umtanzt ihn, nachdem er mit bunten Bändern geschmückt ist; und voller Sehnsucht erwartet der Erfurter die Maisonntage, um einen Spaziergang in den Steiger zu unternehmen. Dabei kommt es ihm jetzt wie ehemals nicht darauf an, einen Abend oder eine Nacht für einen Gang in den Maitau zu opfern.
Walpe.rzug: Sicher ist diese Maifahrt noch der kümmerliche Rest jenes mittelalterlichen Volkssestes, das die Erfurter zu Walpurgis feierten und Walperzug nannten. Im Glanz der Waffen und mit fliegender Fahne zogen die Biereigen durchs Löbertor in die Wawet, wohin schon am Abend vorher die Bierträger Kuchen und Bier gebracht hatten. Sie hielten in der Walpurgisnacht am Lagerfeuer auf der Kuhweide strenge Wacht, um eine etwaige Rückkehr der Winterriefen zu verhindern, und fällten nach üblichem Brauch vier Eichen. Nachdem dann am Festmorgen der Zug der Gewappneten die Wawet erreicht hatte, lagerte man sich in bunten Gruppen unter die Bäume oder tat sich in den errichteten Zelten gütlich an Speise und Trans. Besondere Freude erregten bei alt und jung die Waffenspiele, die als Sinnbild eines Kampfes zwischen Winter und Frühling aufgeführt wurden. Spät am Abend kehrten die Bürger, beladen mit einer Bürde Maien, die zum Schmuck des Hauses dienen sollte, in die Stadt zurück. Matt führte aber im Zuge zwei Knaben zu Pserde mit sich, welche die beiden Jahreszeiten verkörperten. Das Frühlingsfest dauerte drei Tage; am Abend des dritten ging es mit dem Einziehen der Fahne durch die Walperherren, den 4 Vorstehern der Biereigen (für jedes Stadtviertel einen), zu Ende.
Donar: Verehrt wurde von unsern Ururväteru auch Donar,
der Sohn Wodans und der Frija. Er war der Gewittergott und der Donner das Rollen seines Wagens und der Blitz seine Waffe. Doch war er den Menschen auch freundlich gesinnt, schützte ihnen das Vieh, segnete ihre Feldarbeit und war ihnen ein lieber, hoher Familiengast, daher auch der Hochzeitsgott. Seine Farbe war
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Extrahierte Personennamen: Frija Frija Maria Maria
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dem Hemde mit Biberfell besetzt, seine Lederstrümpfe mit bunten Riemen geschnürt, und nur die würdige Haltung und die Ehrfurcht, mit welcher die anderen zu ihm sprachen, ließen erkennen, daß er der Wirt war. So saß er umgeben von seinen Bankgenossen und schaute zufrieden auf zwei wohlgenährte Stiere, welche von den Knechten vorbeigetrieben wurden, weil sie zu Opfertieren ausgewählt waren für ein bevorstehendes Festmahl der Landgenossen.
Jetzt trat er in das Haus und setzte sich auf den Herrensitz, der geschnitzt aus Eichenholz der Tür gegenüberstand, belegt mit dem schwarzen Fell eines jungen Bären. Die Füße des Herrn
ruhten auf einem Schemel, in der Hand hielt er den weißen Herrenstab.
Vor dem Fürsten: Draußen am Hoftor stiegen die Reiter
ab, der Fremde lehnte seinen Speer an den Pfosten und fetzte sich schweigend auf den Sitz außerhalb des Tores. Der Sprecher trat heraus und lud ihn mit feierlichem Gruß vor den Herrensitz.
„Heil dir, Fürst Answald, Jrmsrids Sohn!"
„Heil sei auch dir!"
„Spende wegmüdem Mann den Trunk aus deinem Born, die Frucht von deiner Flur, den Schirm deines Daches. Ich komme freundlos, heimatlos und schutzlos zu deinem Herde; verleihe mir, was dein Wanderer das Gastrecht deines Volkes gewährt."
Da ihm zunächst drei Tage Rast und drei Tage Kost gewährt
wurden, so trugen drei Jünglinge das Gerät herbei, der eine den Schemel, auf dem der Fremde niedersaß, der andere zwei Schalen Brot und Salz, der dritte einen Holzkrug, mit dunklem Bier gefüllt. Dieser bot zuerst den Trunk dem Fürsten, der den Krug mit den Lippen berührte, dann dem Fremden. Darauf gab der Sprecher dem Gefolge einen Wink, und alle verließen den Raum.
Vorbereitungen zum Fest der Landgenossen: Im Hofe des Fürsten wurde den Landgenossen das Fest gerüstet. Die Hausfrau schritt mit den Mägden durch die Räume, wo die Vorräte
der Küche bewahrt wurden, in langer Reihe hingen dort die Schinken, runde Würste und in Rauch gedörrte Zungen der Rinder; sie freute sich des guten Vorrats, ließ abheben sür die Küche und befahl den Mägden in die besten Stücke ein Zeichen zu ritzen, damit der Vorschneider diese den Tischen der Aeltesten aussetze. Dann ging sie in den kühlen Keller, der von Stein gewölbt in einer Ecke lag, wo das Sonnenlicht wenig hinkam, hochbedeckt mit Erde und Rasen, dort wählte sie die Fässer mit starkem Biere und Die Krüge mit Met und sah zweifelhaft auf einige große fremdartige Tongefäße, die halb im Boden vergraben in einer Ecke standen. „Ich meine nicht, daß mein Herr des Weines begehren wird, doch wenn er danach ruft, so sagt dem Schenken, daß sie das kleine nehmen, denn die anderen stehen und harren aus einen größeren Festtag. Und sehet selbst zu, daß die ungeschickten Gesellen mir
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den teuren Ton nicht zerschlagen, denn was mühsam im Stroh durch Rosse und Männer herbeigeführt wurde aus dem welschen Lande, dem könnte die lange Reise durch das Mißgeschick der met-gefüllten Knaben Wohl verdorben werden."
Die Herrin schritt nun zu dem Küchenhause, darin brannten mächtige Feuer auf steinernen Platten. Die Jünglinge waren vor dem Hanfe beschäftigt, die Opfertiere zu zerlegen, große Hirsche und drei Eber des Waldes, und das Fleisch an lange Spieße zu stecken. Die Mägde aber saßen in langer Reihe, vieles Geflügel rupfend, oder sie rundeten mit den Händen gewürzten Weizenleig zu ansehnlichen Ballen. Und die Knaben des Dorfes warteten mit lachendem Antlitz aus die Zeit, wo sie die Spieße drehen würden, damit auch ihnen vom Fest der Helden ein wohlschmeckender Anteil werde.
Unterdes schafften die Mannen des Häuptlings um die große Halle. In der Mitte des Hofes stand der mächtige Bau, aus dichten Fichtenbalken gefügt, eine Treppe führte zu dem geöffneten Tor, im Innern trugen zwei Reihen hoher Holzfäulen die Balken des Daches, von den Säulen bis zu den Wänden liefen auf drei Seiten erhöhte Bühueu; in der Mitte, gegenüber der Tür stand darauf der Ehrensitz des Wirtes und der vornehmen Gäste, daneben ein schön geschmückter Raum, einer Laube gleich, für die Frauen des Hauses, damit sie dem Festmahl der Männer zuschauen konnten, solange sie begehrten. Und die jüngsten der Mannen schmückten die Holzlaube mit blühenden Zweigen, die sie in der Flur abgehauen. Auch fuhr man einen großen Wagen mit Binsen und Kalmus heran, um den Fußboden zu bestreuen.
Empfang der Landsassen: Der Fürst stand bei Beginn des
Mahles vor dem Herrenhause und empsing dort die Edlen und die freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fuß und zu Roß heranzogen und am geöffneten Tor vom Sprecher begrüßt wurden. Wer zu Roß nabte, stieg dort ab, und die Jungen führten fein Roß in ein wildes Gehege und banden es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Haser in die Krippe schütteten. Würdig war Gruß und Anrede, in weitem Ringe standen die Gäste auf dem Hofe, eine stolze Genossenschaft, ansehnliche Männer aus zwanzig Dörfern der Gegend, alle in ihrem Kriegsschmuck, den Eschenspeer in der Hand, Schwert und Dolch an der Seite, in schöner Lederkappe, die mit Zähnen und Ohren des wilden Ebers geschmückt war; mancher ragte unter dem Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer über dem weißen Hemd und in hohen Lederstrümpfen, die bis zum Leibe reichten, mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen Krämer beachtete, trug einen Ueberwnrs von fremdem Zeug, das feine Haare von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines Raubtiers glänzte. Lange währte die Begrüßung, denn immer noch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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