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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 11

1911 - Erfurt : Keyser
Dann tritt die Trauernde selbst heran, nimmt aus den Händen der Diener zuerst den Schild und legt ihn dem Gatten aus die Brust, sodann das Schwert und bettet es an seine Seite. So kann der Tote im Jenseits würdig auftreten. Aber noch sind die Beigaben nicht erschöpft. Alle die Gesäße, die zum Friedhos getragen wurden, werden rund um den Toten gestellt. Mehrere von ihnen sind mit Speise und Trank gefüllt; denn die Reise in das Jenseits denken sich diese Menschen weit und beschwerlich. Nachdem so der Liebe genug getan, treten die Männer herzu und füllen die Grust mit Erde. Das ist der letzte Liebesdienst der Verwandten, Freunde und Untergebenen, und schon in kurzer Zeit wölbt sich ein ganz flacher Hügel, über dem Grabe des Häuptlings. Das Totenmahl: Mittlerweile ward an einer entfernteren Stelle des Rockhäuser Berges ein mächtiges Feuer entzündet. Am Spieße werden gewaltige Fleischstücke gebraten und in bauchigen Urnen wird Met und gebrauter Gerstentrank, Honig und Brot herbeigetragen zum reichlichen Totenmahle, das die Witwe jenen spendet, die ihrem Gemahle die letzte Ehre erwiesen. So haben wir uns ein Begräbnis zur Bronzezeit, also vor ungefähr 2500—2800 Jahren zu denken. Leider ist aber die Ausbeute an Funden aus jener Zeit in unserer Erfurter Gegend, wie überhaupt in Thüringen, sehr gering. Wir müssen uns deshalb aus dcu Bronzegegenständen, die an anderen Orten, zumal in den Hügel- und Steinkistengräbern Nord- und Süddeutschlands gefunden worden sind, ein Bild jener Zeit entwerfen. Bei uns, wo man die Toten aus Mangel an dem nötigen Steinmaterial zur Schichtung des Grabhügels in flachen Gräbern beisetzte, ist durch die reiche Kultur des Bodens im Laufe der Jahrhunderte viel vernichtet worden. Vieles ist auch durch die Unkenntnis des hohen Wertes der Gegenstände für die Deutung der Kultur jener vorgeschichtlichen Zeiten sogar in den Schmelztiegel gewandert, anderes wieder ist durch planloses Ausgraben verloren gegangen. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.) 3. Was die Sage von den alten ühüringern berichtet. Deutung des Namens: Ueber die Herkunft der Thüringer vermag die Geschichte nichts Sicheres zu berichten, desto mehr aber die Sage. Nach ihr wohnten unsere Ururgroßväter als fleißige Ackerbauer und Viehzüchter da am Ostseestrande, wo jetzt die Städte Lübeck und Rostock liegen. Einst landeten daselbst zwölf fremde Schiffe. Sie waren mit stattlichen Helden bemannt, die den Namen Kesselinge führten, weil sie im Kampfe fo hart wie Kieselsteine waren. Sie stammten aus dem Heere Alexanders des Großen und hatten nach dem frühen Tode des Königs ihre alte Heimat verlassen. Auf der weiten Meerfahrt hatten Viele das Leben ver-

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1. Teil 3 = 6. u. 7. Schulj - S. 254

1911 - Breslau : Hirt
254 Gräber in Pommern. Wie wir unsern Toten zum Gedächtnis ein Kreuz aufrichten, so haben auch unsre Vorfahren den ihrigen häufig ein Denk- mal gesetzt, nur eins andrer Art. Wenn wir über zwei bis drei auf- gerichteten Steinblöcken einen mit Moos bewachsenen, aber behauenen Steinblock von riesiger Größe antreffen, dann können wir sicher sein, ein uraltes Grabdenkmal vor uns zu haben. Gräbt man an einer solchen Stelle in die Erde, so trifft man meist ein Steingewölbe von kreisförmiger Gestalt an, das sich gleichfalls als ein altes Grab kennzeichnet. Solche Gräber werden wegen ihrer steinernen Denkmäler Steingräber genannt. Hügel- und Steingräber faßt man unter dem gemeinsamen Namen Hünengräber zusammen. Man glaubte nämlich, daß Hünen, das sind Kiesen, in ihnen begraben lägen. Die ausgegrabenen Gebeine beweisen aber, daß die damaligen Menschen nicht größer als wir gewesen sind. Man nimmt heute an, daß in den Hünengräbern die alten Deutschen begraben liegen, die vor der Völkerwanderung in Pommern gelebt haben. An andern Stellen stehen zahllose Urnen im losen Sande nebeneinander. Diese Gräber hat man als Friedhöfe der Wenden erkannt, die nach der Völkerwanderung die Stelle der ausgewanderten Deutschen einnahmen. Daß diese Gräber nicht ein so hohes Alter haben wie die Hünengräber, ist aus ihrem Inhalte zu erkennen. Während die Geräte der Hünen- gräber aus Feuerstein bestehen, sind die der Wendengräber aus Bronze und Eisen verfertigt worden. 2. Was lehren uns nun diese Gräber? Aus dem Inhalte der Hünen- gräber ersehen wir, daß Pommern schon vor mindestens 2000 Jahren bewohnt war. Diese Bewohner hatten es aber lange nicht so gut wie wir. Sie verstanden es noch nicht, aus Eisen und Stahl Handwerkszeuge und Waffen herzustellen. Ihre Äxte, Beile, Messer, Pfeil- und Lanzenspitzen, ja sogar Sägen verfertigten sie aus dem sehr harten Feuerstein. Erst später lernten sie alle diese Dinge aus einem Metall zu gießen, das man Bronze nennt. Es wurde aus Kupfer und Zinn zusammengeschmolzen. Hieraus bereiteten sie aber auch schon allerlei Schmuckgegenstände, wie Knöpfe, Armbänder, auch Kämme. Erst nach langer Zeit lernten sie das Eisen kennen und bearbeiten. Schon frühzeitig wußten sie aus Ton Gefäße zu bereiten. Diese waren anfangs sehr roh und aus freier Hand geknetet; später wurden sie aber sorgfältig auf der Töpferscheibe gedreht und schön verziert. In diesen Gefäßen bewahrten sie ihre Nah- rungsmittel auf, wie Getreide, Beeren des Waldes, Holzäpfel, Holzbirnen, Bucheckern und Haselnüsse. Diese Bewohner Pommerns waren Heiden. Ihre Toten verbrannten sie. Die Asche und die Knocbenüberreste

2. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte des Altertums - S. 83

1896 - Leipzig : Roßberg
- 83 — der Gewässer der Unterwelt ruhelos umherirre, ohue Einlaß in die elyseischen Gefilde finden zu können, war ein tief empfundener und wohlthuender Zug im griechischen Volksleben, den religiöse Vorstellungen und Sitten zum Gesetz erhobeu hatten. Daher der fromme Brauch, den Toten zum letzten Gange zu schmücken, seinen irdischen Überresten ein ehrenvolles Begräbnis zuteil werden zu lassen, die Grabstätte als heilig zu achten und gegen jede Unbill zu schützen. Nur wer Verrat am Vaterlande geübt, wer eines todwürdigen Verbrechens sich schuldig gemacht hatte, dem wurde die Ehre des Begräbnisses versagt. Unbeerdigt blieb sein Leichnam liegen, ein Raub der wilden Tiere, und keine liebende Hand fand sich, um ihn wenigstens mit einer Handvoll Erde zu bedecken. Nachdem der Leichnam gewaschen, mit wohlriechenden Ölen gesalbt, und in weiße, feine, den ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfes, bedeckende Gewänder eingehüllt war, wurde er auf die Kliue gelegt, und nun begann die Totenklage. Mehrere Tage hindurch wurde der Tote ausgestellt und stets erneuerten sich n dieser Zeit die Wehklagen um den Gestorbenen, bis der Scheiterhaufen errichtet war, auf welchem der mit Festgewändern bekleidete und gesalbte Leichnam den Flammen übergeben wurde, während rings um den Holzstoß viele gemästete Schafe und viele krnmmhörnige Rinder geopfert wnrden. Die Gebeine aber und die Asche wurden, nachdem sie mit Wein und Öl benetzt waren, in llrnen oder kostbaren Kästchen gesammelt. Dann umhüllte man mit Purpurgewändern und prächtigen Decken diese Aschenbehälter und senkte sie in die mit Steinen übersetzte Gruft. Über diese Grabstätte aber türmte man einen hohen, weit sichtbaren Erd-hügel. In Attika sollen in älteren Zeiten die Feierlichkeiten bei der Bestattung höchst einfach und prunktos gewesen sein. Von den nächsten Anverwandten wurde das Grab gegraben, der Leichnam dem Schoß der mütterlichen Erde übergeben und der darüber gehäufte Erdhügel mit Getreide besät. Das daraus folgende Totenmahl, Bei welchem die Angehörigen den wahren Wert des Verstorbenen priesen, endete die einfache Feier. Diese alte schöne Sitte wurde aber später durch den zunehmenden Luxus und die Eitelkeit verdrängt, und jene großartigen Trauer-feierlichkeiten, welche in dem heroischen Zeitalter wohl nur den gefallenen Helden zu teil geworden waren, wurden allgemein im bürgerlichen Leben. Nachdem dem Toten ein Obolos als Fährgeld für den Sharon in den Mund gesteckt war, eine Sitte, deren Entstehungszeit nicht ermittelt ist, wurde der Leichnam von den nächsten Angehörigen, namentlich von den Frauen, gewaschen und gesalbt, in ein weißes Leichentuch gehüllt, mit Blumenkränzen, vorzüglich mit Kränzen von Eppich, welche von Verwandten und Freunden des Verblichenen gespendet wurden, geschmückt und für die übliche Ausstellung vorbereitet. Zu der erwähnten Ausstellung des Toten versammelten sich die Angehörigen und Freunde des Verstorbenen und stimmten die Totenklage an. Auch bezahlte Weiber, welche zu den Tönen der Flöten Klageweisen anstimmten, wurden häufig zu dieser Ausstellung des Toten bestellt. Unter dem Vortritt eines gemieteten Chors von Männern, welche Klagelieder anstimmten, oder einer Schar von Flötenbläserinnen gingen die männlichen Leidtragenden in schwarzen oder grauen Gewändern und mit abgeschnittenem Haare der gewöhnlich von Verwandten und Freunden getragenen Bahre voraus. Hinter

3. Geschichte des Altertums - S. 75

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Das kulturelle Leben in Griechenland, besonders in der Blütezeit. 7o zu denen ein zuverlässiger Haussklave, der Pädagoge (jrmsaywyög), ihn begleitete, wie denn dieser überhaupt auf das Benehmen des Knaben zu achten hatte. Der Unterricht erstreckte sich auf die Elemente des Lesens, Schreibens und Rechnens, auf Musik und Gymnastik. Als unter dem Einfluß der Sophisten die Bildung umfassender und mehr vertieft wurde, traten als Lehrgegenstände die Rhetorik. Mathematik und Literatur hinzu. Die körperliche Ausbildung, wie sie durch die Gymnastik gepflegt wurde, steht namentlich in älterer Zeit in der Jugenderziehung im Vordergrund. Während aber die dorische Erziehung die körperliche Schulung als Mittel für die Kriegstüchtigkeit zu einseitig betonte, finden wir bei beit Ioniern als Erziehungsibeal die harmonische Ansbilbung von Körper und Geist. Das dem freien Verkehr zugängliche Gymnafion und die für die Gymnastik ausschließlich bestimmte Palästra bienten der körperlichen Ansbilbung. Im Gymnasion wirkten als die eigentlichen Lehrer der Leibesübungen die Gymnasien und Paibotriben und ein vom Staate bestimmter ocoqjgoviozrjg, eilt Aufseher, der Über die oaxpqoovv)], eine Tugend, der die mittelalterliche ml;s entspricht, zu wachen hatte. Während in der Blütezeit die Gymnasien eine Art Mittelpunkt des freien und ebleit Verkehrs waren, wo selbst Philosophen die Jugend in Vorträgen belehrten — haben sie doch den beiden athenischen Gymnasien, der Akademie und dem Lyzeum, zur Berühmtheit verholfen —, so entartete in späterer Zeit die Gymnastik; die Gymnasien wurden Stätten roher Athletik. § 66. Die Bestattung. Die feierliche Bestattung der Toten und die Heilighaltung ihrer Grabstätten galt als religiöse Pflicht; an die Bestattung war sogar die Ruhe des Toten gebunben. Dem Toten würde als Fährgelb (vavlov) sür Charon ein Obolus in den Mund gelegt. Nachdem der Leichnam dann gesalbt und in weiße Gewänber gehüllt war, stellte man ihn, mit Blumen geschmückt, int vorberen Teil des Hauses aus. Am Tage des Leichenbegängnisses würde der Tote im offenen Sarge, begleitet von gedungenen Klagesäugern und Flötenbläserinnen und von den Verwanbten itnb Frennben, vor das Stabttor hinausgetragen. Der Leichnam würde verbrannt und die Asche in einer Urne beigesetzt, baneben aber hielt sich die Sitte, den Toten zu begraben. Die Begräbnisstätten (Nekropolen) außerhalb der Stadt lagen meist in der Nähe der Landstraßen. Das Grabmal bezeichneten ein Hügel, Pfeiler, Säulen, Grabsteine und tempelartige Gebäude. Vor allem finden sich auf den Gräbern Sirenengestalten als Symbole des Todes. In das Grab gab man dem Verstorbenen allerlei Geräte mit, später nur noch Salb-gesäße (Lekythen), die darum auch oft als Denkmäler ans den Gräbern vorkommen. Der Bestattung folgte das Totenmahl im Trauerhause, später Totenopfer und an gewissen Tagen eine Totenfeier. War der Leichnam eines Toten, wie beim Schiffbruch, nicht anfznfinben, so würde ein Scheinbe-

4. Die Provinz Hannover - S. 70

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
- 70 - Nähe von Amelinghausen finden wir viele Spuren von dem Leben unserer Vorfahren aus einer Zeit, von der kein Geschichtsbuch etwas weiß. Auf freier Heide liegen im weiteren Umkreise Erdhügel von 1 bis 3 m Höhe unregelmäßig über die Ebene verstreut. Man hat fest- gestellt, daß in einem Umkreise von einer Stunde hier an beiden Seiten der Luhe mehrere hundert solcher Hügel aufragen, zwischen denen große Granitsteine umherliegen. Bei genauerer Untersuchung hat man ge- funden, daß diese Erdhaufen die Friedhöfe einer recht zahlreichen Be- völkerung aus alter Zeit darstellen. Bei dem Aufgraben dieser Hügel- gröber hat man im Innern große Thonkrüge (Urnen) gefunden, die mit der Asche der verbrannten Toten angefüllt waren. Nicht selten fand man um die Hügel kleinere Urnen in großer Zahl, alle mit Asche gefüllt. In den Gräbern ruhten die Helden eines alten Volkes, um- geben von ihren Volksgenossen. In den Aschenurnen und neben denselben hat man Schwerter, Spangen und Schmucknadeln gefunden, die aus Bronze, einem Gemisch von Kupfer und Zinn, hergestellt sind. Das Volk, welches diese Bronzewaffen gebrauchte, muß lange vor unsers Heilands Geburt diese Gegend bewohnt haben; denn die alten Deutschen, die etwa ein halbes Jahrtausend vor Christi Geburt hier einzogen, kannten schon das Eisen und seinen Gebrauch. Neben diesen Erdhügeln (Hünengräbern) lagen auch noch andere Grabstätten, auch aus mächtigen Granitsteinen kunstvoll aufgeschichtet. Man stellte zwei Reihen dieser Steine aufrecht und legte den gewaltigsten Stein als Deckplatte darüber. Diese Steinhäuser sind hier von Leuten, welche die festen Steine zum Häuserbau oder zum Straßenbau verwenden wollten, fast sämtlich zerstört. Für den Kenner haben aber diese Denkmäler alter Zeit das größte Interesse. Sie sind fast durch- weg noch älter als die Hünengräber aus der Bronzezeit. In ihnen hat man den Staub und die Knochenreste der unverbrannt beigesetzten Toten gefunden und daneben Waffen und Gerätschaften, die uns auf die Lebensweife dieser vor Jahrtausenden hier Begrabenen schließen lassen. Streitäxte, Messer, Spießenden sind aus geschliffenen Feuer- steinen hergestellt. Mit solchen mühsam gearbeiteten, rohen Waffen und Geräten ließ sich nicht viel ausrichten. An kunstvolles Zurichten von Holz zum Häuserbau, zu Spinnrädern und Webestühlen war nicht zu denken. Erdhöhlungen und Laubhütten mußten die Wohnungen, Felle die Kleidung, Wild, Wurzeln und Beeren die Nahrung der Menschen in dieser Steinzeit sein. Auch von unsern germanischen Voreltern, die nach den Menschen der Stein- und Bronzezeit in diesem einsamen Lande gelebt haben, zeigen das Luhethal und seine nächste Umgebung deutliche Spuren. Nicht weit von Amelinghausen nämlich fließt von links aus einem Teiche der Luhe ein kleiner Bach zu. Um den Teich und Bach herum steht die Erde rotbraun aus, denn sie ist stark eisenhaltig. Hier haben die alten Deutschen eine Eisenschmelze gehabt, wie man das an Schlacken, die in der Nähe gefunden wurden, nachgewiesen hat. Früher lieferten nicht die Bergwerke in den gebirgigen Gegenden dieses wertvolle Metall,

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 57

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 57 — zucht trieb diese germanische Urbevölkerung schon weit mehr als die frühere vorgermanische. Dazu übte sie auch die Weberei, denn man hat viele tönerne Webstuhlgewichte aufgefunden. Am merkwürdigsten ist aber die Totenbestattung. Diese sächsischen Urgermanen verbrannten*) den Toten und setzten die Asche in einer großen Urne bei. Um sie stellten sie mehrere kleine Urnen mit Speise und Trank für den Toten. Auch gab man ihm Schmucksachen, Waffen und Kinder-Klappern mit ins Grab. Vielfach legte man eine Grube an, stellte darein die Urnen und bedeckte sie mit Steinen. Zuweilen hat man die Urnen auch auf die ebene Erde gestellt und dann einen Hügel darüber aufgehäuft. Daher unterscheiden wir Flach- und Hügelgräber. Vielfach nimmt man an, daß die Hügelgräber für Vornehme errichtet wurden; sie sind selten und einzeln. Die Flachgräber sind dagegen sehr zahlreich und bilden oft große Friedhöfe. Die Begräbnisstätten legte man auf Anhöhen an, wo sie gegen Überschwemmungen geschützt waren. Dieses Zeitalter währte etwa ein halbes Jahrtausend. c) In der Eisenzeit. Nach 500 verbreitete sich in der Schweiz, besonders am Neuenburger See (La Tene ist der wichtigste Fundort) die Kunst, eiserne Waffen und Geräte herzustellen. Von da aus haben sie auch in Sachsen Eingang gefunden, anfangs jedenfalls durch Tauschhandel. Bei den Kelten war die Verwendung des Eisens allgemein und die Schmiedekunst hoch entwickelt. Doch sind die Kelten nicht nach Sachsen gekommen, denn die Sudeten, sowie die sächsischen Grenzgebirge, samt dem Franken- und Thüringer Walde und Harz bildeten die Nordgrenze ihres Vordringens. Aus Gräberfunden ergibt sich, daß die sächsischen Germanen die Bronze allmählich zurücktreten ließen und dafür Eisen annahmen. Vor allem findet man eiserne Nadeln, die unseren Sicherheitsnadeln ähneln und zum Zusammenhalten der Kleidungsstücke dienten. Daneben finden sich eiserne Messer und Glasperlen. Von römischen Erzeugnissen hat man nur einige Münzen, Lanzenspitzen, Kleidernadeln, bronzene Schüsseln und ein bronzenes Rasiermesser gefunden. Den sächsischen Boden haben ja auch römische Heere nie betreten. 2. Die wechselnde germanische Bevölkerung vor der Slawenzeit. _ ^en Gräber-, Wohnuugs- und Einzelfunden hat man erkannt, datz die vorslawischen Germanen nur den flachländischen Teil von Nordsachsen besiedelt haben. Man kennt aber nicht die Namen der verschiedenen Germanenstämme, die von etwa 800 v. Chr. an unser Heimatland durchstreiften. Vor Christi Geburt siedelten die Her- *) Nicht den Wenden, sondern Germanen verdanken wir die Urnen, deren Alter daher gegen ein Jahrtausend höher anzusetzen ist.

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 3

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 3 — welchem man einen niedrigen Hügel wölbte. Noch später wurden die Urnen in flachem Boden unter der Erde beigesetzt und mit Steinen um häuft. 3. Die Eisenzeit. 1. Die vorrömische Zeit. — Um das Jahr 400 v. Chr. begann die Bronze einem andern Metall zu weichen, dem Eisen. Dasselbe war im südlichen Europa schon lange in Gebrauch und wurde jetzt auch nach dem germanischen Norden gebracht. Diese älteste Eisenzeit wahrt etwa bis zum Beginn unserer Zeitrechnung. Unter den germanischen Stämmen, welche in diesem Zeitraume Mecklenburg bewohnten, werden uns die Teutonen genannt. Sie verbrannten ihre Toten und stellten die Urnen in langen Reihen flach unter dem Erdboden auf. Solche Urnenfelder sind noch in größter Menge vorhanden, am zahlreichsten in der Gegend von Wittenburg und Hagenow. 2. Die römische Eisenzeit. — Im ersten Jahrhundert un-sererzeitrechnung machten auch die mecklenburgischen Germanen die nähere Bekanntschaft der Römer, welche als Händler unser Land durchzogen. Der römische Kultureinfluß macht sich besonders in den nach römischer Art gebauten Gräbern geltend, welche an vielen Orten z. B. in Häven bei Brüel, Bibow bei Marin, Gr. Kelle bei Röbel aufgedeckt worden sind. Ihre große Anzahl spricht gegen die Annahme, daß wir es hier mit den Grabstätten von römischen Kaufleuten zu thun haben, welche auf ihren Handelszügen in unserem Lande ihren Tod fanden und' von ihren Genossen bestattet wurden. Vielmehr ließ die enge Berührung zwischen Römern und Germanen letztere vielfach zur römischen Begräbnisweise greisen. Unter den verschiedenen Germanenstämmen, welche zur Römerzeit unser Land bewohnten, treten z. B. die Variner hervor. Ii. Die Wendenzeit. 550—1170. 4. Land und Leute. 1. Herkunft. — In der Völkerwanderung wurde auch Mecklenburg von seiner altgermanischen Bevölkerung verlassen. In das verödete, säst menschenleere Land traten um die l*

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 15

1911 - Erfurt : Keyser
— 15 — Zum Andenken wurden die Köpfe der Unglücklichen oben am Gesims der Kirche in Stein ausgehauen und ein Zeichen daneben angebracht. Es sind auch wirklich oben am östlichen Teile des Kirchenschiffes vier Köpfe zu sehen. Neben dem einen ist eine Schere, neben dem zweiten ein Messer und neben dem dritten ein Schäferstab (?) angebracht, der vierte hat kein Zeichen. Auch an dieser Stätte können wir wie auf unserm Petersberge ein Heiligtum des Donar vermuten, denn in dem Manne im roten Kleide auf dem mit Böcken bespannten Wagen ist Donar unverkennbar gezeichnet. (Nach Dr. Zschiesche.) 5. 'Was die Geschichte von den alten Uhüringern weih. (Geschichte Chüringens bis zum Ucihre 1000.) Besiedlung Thüringens und Deutung des Namens: Mehrere Jahrhunderte v. Chr. war Thüringen von Germanen, vielleicht von Hermunduren bewohnt, deren Reich sich von der Donau bis zum Harz erstreckte. Ihr Narrte wird aber erst zu Beginn unserer Zeitrechnung erwähnt. Sie waren ein kriegerisches Volk und standen mit den ihnen befreundeten Römern in lebhaftem Handelsverkehr. Das Wort Hermunduren bedeutet, wie allgemein angenommen wird, Groß- oder Gefamt-Thnren. Zum letztenmale werden sie gegen Ende des 2. Jahrhunderts u. Chr. erwähnt. Dann schweigt die Geschichte von ihnen zwei Jahrhunderte hindurch. Die Römer, die damaligen Geschichtsschreiber, hatten mit sich selbst zu schassen, und unser Volk machte noch keine Aufzeichnungen. Erst um 400 tritt wieder ein Name auf, der mit dem der Hermunduren wohl verwandt ist, der Narrte „Thüringer". Sie werden als treffliche Pferdezüchter gerühmt. 50 Jahre später zählt man die Thüringer mit bei den Heerhaufen aus, die dem Hunueuköuige Attila Heeresfolge leisteten. Von da ab begegnet man dem Namen häufiger. Der Name Thüringer umfaßt nicht einen einzigen Volksstamm, sondern ein Volk, das aus der Verschmelzung mehrerer Stämme hervorgegangen ist. Der Titel eines alten Volksrechtes „Gesetz der Angeln und Weriner, das ist der Thüringer" beweist aufs bestimmteste, daß sie ein Mischvolk sind. Beide, Angeln und Warnen, sind aus Norden, aus Jütland und Schleswig-Holstein, nach Thüringen gezogen (vgl. Was die Sage usw., Nr. 3) und sind dort Nachbarn der Hermunduren geworden. Mit ihnen verschmolzen, bildeten sie das neue Volk der Thüringer. Diesen Standpunkt vertritt ein Teil der Geschichtsforscher. Andere aber sagen, nicht die Hermunduren haben einst Thüringen bewohnt, sondern die Cherusker. Nach ihnen sollen die Hermunduren niemals über die Saale ostwärts oder über den Main nordwärts vorgedrungen sein. Aber auch sie nehmen ein Vor-

8. Deutschkunde - S. 29

1917 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Jüngere Bronzezeit und Hallstattkultur 29 Halle acht kleine Hütten nebeneinander. Sonst baute jeder, wie und wo es ihm gefiel. Die meisten Häuser sind wohl durch Brand zerstört worden. Eine dicke, etwa 25 cm starke Brandschicht liegt heute unter der Ackerschicht an dem Platze der alten Siedlung. Jede Erinnerung an die einstige Dorfstätte war geschwunden. (Die Funde und die als Modelle wieder aufgebauten Häuser können im Märkischen Museum zu Berlin besichtigt werden.) 6. Die Hallstattkultur. Während des jüngeren Zeitabschnittes der nordischen Bronzezeit blühte in Mitteleuropa, namentlich im Alpengebiet und seinen Nachbarländern, eine Kultur, die sich von der nordischen Bronzekultur nicht unwesentlich unterschied und mit den Kulturen Süd- und Südosteuropas in mannigfacher Beziehung stand. Den Namen hat diese Kultur von dem durch hervorragende Funde so berühmt gewordenen Gräberfelde von Hallstatt im Salzburgischen erhalten. Der Salzreichtum der Umgebung war die Ursache eines mehr als behaglichen Wohlstandes der Bewohner, von dem alle Beigaben in den zahlreichen Gräbern Zeugnis ablegen. Mehr als tausend Gräber sind bei Hallstatt aufgedeckt worden. Teils enthielten sie Skelette, teils Leichenbrand; auch Zerstücklung des Leichnams und eine nur teilweise erfolgte Verbrennung des Körpers wurde beobachtet. Die Beigaben bestehen aus Bronze und Eisen, ein Beweis dafür, daß die Gräber von Hallstatt auch noch in die Eisenzeit hineinreichen. Bronzene-nnd eiserne Langschwerter, Kurzschwerter, Dolche, Lanzen, Pfeilspitzen, Äxte, Beile und Schildbuckel kommen in den Gräbern neben allerlei Schmuckstücken, Geräten, Bronzekesseln, Schalen und Tongefäßen vor. Von deutschen Gebieten sind am reichsten Österreich und Süddeutschland an der Hallstattkultur beteiligt. Aus Schlesien, Posen, Mittel- und Westdeutschland haben ihre Ausstrahlungen noch starke Einflüsse ausgeübt. Irr Norddeutschland sind sie immerhin weniger wirksam gewesen. Die norddeutsche Hallstattzeit fällt zusammen mit den letzten Ausklängen der nordischen Bronzezeit und dem ersten Auftreten des Eisens. Am stärksten sind Hallstatteinflüsse noch maßgebend gewesen für die Lausitzer Kultur, deren Verbreitungsgebiet weit über die Lausitz hinausgeht. Für sie sind bezeichnend ausgedehnte Urnenfriedhöfe mit Hunderten und aber Hunderten von Hügel- und Flachgräbern, die als Beigaben wenig Metall enthalten, desto mehr aber Tongefäße aller möglichen Formen und Größen. 3n einem einzigen Grabe sind gegen hundert Gefäße gefunden worden; 20—30 Beigefäße sind gar keine Seltenheit. Die Gefäße stehen im Grabe nebeneinander-, ineinander- und übereinandergestellt. Nur ganz wenige enthalten Leichenbrand, die meisten waren zur Ausstattung des Grabes beigesetzt oder enthielten ursprünglich Speisen, die man dem Toten mit auf den letzten Weg gegeben hat. Die Freude an den oft mit großer Sorgfalt und hoher Kunstfertigkeit hergestellten Tongefäßen führte bis zu sonderbaren Spielereien, so daß neben Kinderklappern und allerlei Vogel- und Tierfiguren sogar Zwillings-, Drillings- und Etagengefäße zahlreich vorkommen. Nicht wenige der Gefäße Lausitzer Keramik erinnern an Metallvorbilder. 7. Die vorrömische Eisenzeit (800—1 v. Chr.). Das Eisen wurde zur Herstellung von Waffen und Geräten schon um die Mitte des letzten vor-

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 84

1916 - Erfurt : Keyser
— 84 — b) Ullterrichtsergebnisse: 1. Der Stadtplan ist die Zeichnung aller Straßen, Gassen und Plätze einer Stadt im verjünglen Maßstab. 2. Die Stadt ist die Stätte oder die Ortschaft mit Markt und besonderen Rechten, den Stadtrechten. 3. Eine Festnng oder eine Feste ist ein (durch Wall, Graben usw.) be- sestigter Ort. 4. Eine Zitadelle ist eine kleine Festung innerhalb einer größeren. 5. Eine Großstadt ist eine Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern. c) Zum Lesen: 1. Was der Name „Erfurt" bedeutet. Der Name wird verschieden gedeutet. Zunächst berichtet die Sage vom Müller Erpo. Seine Mühle stand an der Furt, durch die er die Reisenden geleitete. Nach ihm und der Stelle seiner Wohnung hieß der Ort Erpesfnrt, Auch der erste König Thüringens, die Sage nennt ihn Erpes, soll der Stadt den Namen gegeben haben. Soweit berichtet die Sage über die Entstehung des Namens Erfurt. Seine wirkliche Deutung steht nicht fest. Vielleicht bedeutet Erfurt einfach Gerafurt oder auch Furt in einem großen Wasser, vielleicht auch Furt in einem Erph, d. i. in eiuem fließenden Wasser, oder der ältere Name war Eorphesfurt und bedeutete Viehfurt. Alle diese Erklärungen entsprechen der Wirklich- keit, denn Erfurt ist von altersher die Fnrtstadt an der Gera. 2. Die Entwicklung der Stadt. Erfurt gehört zu den ältesten Städten im Reiche. Schon Bonifatius erwähnt 742 Erphesfnrt. Die alten Geschichtsschreiber berichten, daß Erfurt aus mehreren Dörfern entstanden sei. Es lassen sich tatsächlich anch verschiedene Siedlungen nachweisen, so die Siedlung am Petersberg, die Marktsiedlung an der Gera und die Dorfsiedlung im Brühl. Schon unter der Regierung Karls des Großen erhielt Erfurt das Stapelrecht (802) Die Kaufleute, die mit den Slawen jenseits der Saale und Elbe Handel treiben wollten, mußten in Erphesfnrt Niederlage halten und seinen Einwohnern das Vorkaufsrecht einräumen. Damit begann Erfurts Entwicklung als Handelsplatz. Heinrich I. machte Erphesfnrt zur Burg und die Einwohner zu Bürgern. Er gab der Stadt die erste Umwallung. Sie folgte dem linken User des Bergstromes und des Breitstromes. Seit dem Jahre 1000 gehörte Erfurt mit allen seinen Einkünften dem Erzbischof vou Mainz. Sein Vertreter, der Vitztum (vice dominus), ließ es sich angelegen sein, den städtischen Grund und Boden zu besiedeln. Jeder fremde Mann konnte gegen eine geringe Abgabe, einen Erbzins von gleichbleibender Höhe, Bürger werden. In jener Zeit war die Aus- Übung der Künste und des Handwerks noch abhängig von den Kloster- leuteu. Was die Bürger konnten, das hatten sie den Mönchen abgesehen. Die Bauart der Häuser war die dörfliche. Es waren einstöckige Bauern-

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 2

1911 - Erfurt : Keyser
— 2 — Cftjeitß des Petersberges über. Zuletzt waren die neuen Anbauer sogar gezwungen, die bisher wegen der Überschwemmungsgefahr gemiedene Geraebeue auszusuchen. Nun vollzog sich an der Gera-surt zwischen einheimischen und fremden, zumal slawischen und auch jüdischen Händlern, ein reger Marktverkehr. Auf dem jetzigen Wenigen Markt, der bequemen Anfuhr zur Furt, tauschten und handelten die fremden Kaufleute schon vor mehr als 1400 Jahren mit den alten Erfurtern. Es ist darum auch nicht ausgeschlossen, daß der Name des Platzes eine Zusammenziehung des Namens „Wendischer Markt" ist und an die alten Beziehungen zwischen Erfurt und den wendischen oder slawischen Kaufleuten erinnert. Deutung des Namens: Die alten Chronisten berichten uns von mehreren Dörfern, aus denen sie die Stadt entstehen lassen. Eins derselben soll Schilderode geheißen haben, und die Gegend, in der es lag, zeigt heute wohl noch die Schildchensmühle an. Das andere ist die weit ältere Siedlung am Petersberge. Infolge ihres steten Wachstums, zu dem besonders die vorübergehenden Märkte und vielleicht auch die Flüchtlinge aus Burg Scheidungen (s. Der Sturz des thüringischen Königreiches, Nr. 9) beitrugen, vereinigten sich bald beide Orte. Dabei nahm Schilderode den Namen der älteren Siedlung, welche „ze dem Erphesberge" hieß, an. Dadurch wurde aus der Siedlung am Berge in der Nähe eines Erphes, d. H. eines fließenden Wassers, eine Furtstadt. Sie hat den Namen Erphesfurt, d. i. Furt im fließenden Wasser, für immer behalten und nennt sich heute Erfurt. Doch wird der Name auch anders gedeutet: Erpesfurt = Furt des Erpes, des ersten Thüringer Königs oder eines Müllers, den die Sage im Brühl oder in der Furtmühle wohnen läßt; Erfurt = Gerfurt, d. i. Furt in der Gera; Eorphesfnrt — Viehfurt. Erfurts weitere Entwicklung: Die Gründung Erfurts durch den ersten Thüringer Kriegskönig Erpes (f. S. 12) ist ebenso sagenhaft wie die Person des Gründers; ebenso gehört die Vergrößerung der Stadt durch König Merwig, einen seiner Nachfolger, und der Bau des Palastes auf dem Petersberge, sowie die Errichtung der Merwigsburg bei Möbisburg*) durch ihn ins Gebiet der Sage. Doch lassen diese, wenn auch sagenhaften Berichte erkennen, daß in jener Zeit das Schicksal Erfurts mit den Geschicken Thüringens eng verbunden war und daß die Geschichte Erfurts in jenen Tagen mit der Thüringens zusammenfällt (s. 1. Was die Sage usw. u. 2. Was die Geschichte von den alten Thüringern weiß, Nr. 3 n. Nr. 5; s. a. Sage von der Merwigsburg bei Möbisburg, Nr. 4). An der Stelle, an der Erfurt liegt, an dem günstigen Kreuzpunkt „zweier großer Straßen, von denen die eine vom Harz nach dem Thüringer Wald, die andere aus den Slawenländern im 9 Hat mit König Merwig nichts zu tun, wie ihr alter Name Meinwartis-burc beweist.

11. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 48

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 48 — Gretesch hergestellten Papiere .gehen weit in die Welt, bis nach Amerika. Kein Land liefert so viel Papier wie unser deutsches Vaterland. Von den Hünengräbern. Bei Gretesch und Lüstringen liegen merkwürdige Steinmale, die im Volksmunde vielfach Teufelssteine genannt werden. Auch an anderen Orten unserer Heimat findet man in der Heide, unter krausen Kiefern, oft halb versteckt unter braunen Brombeerranken oder mitten in dichtem Gebüsche -ähnliche Steingruppen. Man nennt sie auch Hünengräber. Hünengrab bei Gretesch. Mehrere riesige Steinplatten ruhen auf zwei Reihen von aufgerich- treten kleineren Steinen (Trägern). Oft sind die Deckplatten zerborsten und halb versunken. Das Hünengrab- liegt zuweilen auf einem Hügel und ist häufig mit einem Steinkranz umgeben. Auch runde oder längliche Grab- hügel ohne Steine kommen in unserer Gegend, z. B. in Düstrup, Evers- bürg und nördlich von Bramsche, vor. Keine Kunde meldet, wer diese Gräber gemacht hat. Sie sind gewiß schon mehrere tausend ^ahre alt. Viele sind im Laufe der Zeit zerstört. Jetzt sind aber die noch vorhandenen Gräber unter den Schutz des Staates gestellt worden. Man hat Nachgrabungen vorgenommen und fand unter den Steinen und in den Hügeln häufig Grabkammern mit Tongefäßen. Das sind die

12. Geschichte des Altertums - S. 2

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
2 Jüngere Von der älteren istdiejüngeresteinzeit durch einen weiten, Jahrtausende umfassenden Zeitraum getrennt. Jetzt hat der Mensch gelernt, auch andere, härtere Steinarten als den Feuerstein zu bearbeiten, sie mit Hilfe des Sandes zu durchbohren und zu polieren; so werden Beile, Messer, Hämmer, Meißel, Sicheln, Lanzenspitzen und andere Gegenstände hergestellt, die manchmal von großer Schönheit sind. Man lernt den Ton formen und brennen und verziert die Gefäße in mannigfachster Weise?) Man kennt feste Wohnsitze. Neolithische Wohngruben sind an vielen Stellen aufgedeckt worden; in Schweizer und anderen Seen hat man die Neste von Pfahlbauten aufgefunden, zugleich mit Abfällen verschiedenster Art, Werkzeugen aus Stein und Holz, Knochen der verzehrten Tiere und anderen Nahrungsüberbleibseln, z.b. Getreidekörnern. Auch Haustiere sind damals bereits gezähmt worden; unter ihnen begegnet der Hund, das Schaf, die Ziege, das Rind und das Schwein. Man hat auch bereits gelernt den Boden zu bearbeiten?) Weizen, Gerste, Hirse, Flachs anzubauen, man versteht zu spinnen und zu weben und Woll- und Leinwandkleidung herzustellen. Auch die Anfänge des Handels gab es bereits; wir finden Beile und Hämmer aus besonders wertvollen Gesteinsarten weit von deren Ursprungsort. Die Toten begrub man; gewaltige Steinkammern (Dolmen) dienten zur Bestattung der Fürsten. Die Reste neolithischer Kultur finden sich ebenso an den verschiedensten Stellen Europas wie z. B. in Ägypten und in den beiden ältesten Kulturschichten des Hügels von Troja. Sie wurde durch die Bronzezeit abgelöst, in Ägypten bereits im vierten Jahrtausend, in Mittel- und Westeuropa erst um das Jahr 2000 v. Chr. Jetzt lernte der Mensch die Metalle schmelzen, zuerst das Kupfer;3) um es zu härten, gab man ihm bald einen Zusatz von Zinn und stellte Bronzezeit, so B ro n i e her. Allermeist aus Grabfunden stammen die bronzenen Äxte, Messer, Schwerter, Dolche, Lanzenspitzen, Nadeln, Fibeln (Sicherheitsnadeln), die Arm- und Halsringe, die unsere Museen enthalten; oft sind die Gegenstände reich und geschmackvoll verziert. Die Töpferei entwickelte sich weiter; die Gefäße erhielten zuweilen, zumal in den Mittelmeerländern, reiche Bemalung. Neben der Bestattung der Toten wurde die Verbrennung üblich; weite Urnenfriedhöfe zeugen von der Pietät, 1) Man unterscheidet je nach der Dekorationsweise eine Stichkeramik, eine Bandkeramik, Schnurkeramik und andere Formen. 2) Der Ackerbau hatte die Form des Hackebaus, die er noch heute z. B. bei Negervölkern hat. 3) Das Kupfer hat seinen Namen von der Insel Cypern.

13. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. X

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— X — unserer Zeit aus leicht begriffen werden, nicht so leicht aber die des Nibelungenliedes, welches eine dem Kinde fremdere Welt aufzeigt. Ferner geschieht der Eintritt in die menschliche Gesellschaft, deren Entwickelung doch von jetzt an —_ wenn auch in der Beschränkung auf das eigne Volk das Kind beschäftigen soll. von unseren Sagen aus viel einfacher und leichter, als von den Nibelungen aus mit ihrem Stoßen und Drängen. Wohl zu bedenken ist weiterhin die Gliederung der Thüringer Sagen in kleine, leichtfaßliche Geschichten, während die Nibelungen ein großes, gewaltiges Drama darstellen. Wertvoll erscheint auch, daß das Kind gleich anfangs aus den Thüringer Sagen eine richtige Vorstellung über das Rittertum gewinnt, daß es nicht zuerst mit der Mischung von Rittertum und Heldentum, wie es die Nibelungen bieten, bekannt gemacht wird; auf diese Weise wird beim Auftreten der Völkerwanderung das Kind schneller zur Klarheit kommen, und Verwechselungen, welche gerade hier häufig sind, werden leichter vermieden. Vor allem aber erhalten die Thüringer Sagen ein bedeutendes Übergewicht dadurch, daß das Land, in dem sie sich zugetragen haben, als Teil des Reichsganzen erscheint, daß seine Fürsten Reichsfürsten sind. Und solcher Art muß der erste Eindruck sein, den ein Zögling einer deutschen Schule erhält, wenn deutsche Länder, deutsche Fürsten ihm zum erstenmal, wenn auch in sagenhafter Weise, vorgeführt werden. Nimmt man diesen Gesichtspunkt als Maßstab, so erscheinen die Thüringer Sagen sogar berechtigter, deutsche Sagen zu heißen, als die Nibelungen. Vgl. zu diesem wichtigen Punkte Th. Knochenhauer, Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhauses; Perthes, 1871; S. 95 ff. Über die Anlage der folgenden Präparattonen nur wenige Worte. Nicht von einer Mißachtung „des Erzählens", sondern von der Erwägung aus, daß in der Verwertung und Ausbeutung des geschichtlichen Stoffes die Hauptleistung des Lehrers besteht, halte ich es für erlaubt, die Sitte des Vortragens zu durchbrechen. Nicht als ob der Lehrer nun gar nicht mehr erzählen dürfe; aber wenn es triftige Gründe giebt,.unter Umständen hiervon abzuweichen, so soll man das Erzählen nicht als Dogma betrachten. Hat man für das Kind passende gedruckte Erzählungen, — warum soll der Lehrer thun, was das Kind selbst thun kann? Man hat mit Recht gesagt, das Kind soll lernen, aus den Quellen schöpfen. Daß dabei nicht an Wattenbachs Geschichtsquellen zu denken ist, scheint nicht von jedermann eingesehen worden zu sein. Der Lehrer muß gar häufig dem Zögling gegenüber die Quelle fein, darum sollte er, so oft es angeht, die Gelegenheit ergreifen, ihm Anleitung zu geben, historische Stoffe denkend zu lesen, zu durchdringen und sich anzueignen; stehen wir Deutschen doch nach Bismarck (Reichstagsrede vom 9. Oktober 1878) hinsichtlich der Fähigkeit des praktischen Urteils über Gelesenes hinter Franzosen und Engländern zurück. Sollte aber jemand an dem altertümlichen Text Anstoß nehmen, so möchte ich hier nur aus folgendes hinweisen: in ein altdeutsches Zimmer gehören auch altdeutsche Möbel; und unserer flachen Zeit mit ihrer oft flachen Fortbildung der Sprache kann eine Erinnerung an die volkstümliche Sp rech weife unserer

14. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 53

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
12. Die wirtschaftliche Bedeutung der Bagdadbahu. 53 urbar machen helfen. Geschieht das, so werden die Früchte davon in reichsten: Maße uns und unserer Industrie zugute kommen. Es müssen sich Plantagen- gesellschasten unter türkischer Beteiligung bilden, die möglichst große Landstrecken, am besten in langjähriger Pacht, vom türkischen Staate, dem alles herrenlose unkultivierte Land gehört, an sich bringen; sie müßten dann ihr Terrain parzellieren und sei es, an kleinere Pächter weitergeben, sei es, ans eigene Rechnung von ein- geborenen Arbeitern bewirtschaften lassen. Der erste Weg wird, glaube ich, der besser gangbare und wenigstens für den Anfang rascheren Erfolg versprechende sein. Gelingt es auf diese Weise, mit der Zeit den Hanptbedars Deutschlands an Baumwolle statt aus Amerika aus Mesopotamien zu beziehen, so hat das den großen Vorteil, daß wir in der Bevölkerung des Landes, die dadurch reicher und kaufkräftiger gemacht worden ist, Abnehmer für die Erzeugnisse unserer Industrie haben. Amerika gegenüber sind wir mit unserer Handelswirtschaft sowieso stark nn Nachteil, und die Amerikaner tun alles, was ihnen möglich ist, um die Einfuhr europäischer, insbesondere deutscher Waren im Austausch gegen ihre Baumwolle zu erschweren. In der Türkei kann von solchen Tendenzen, wie sie die amerikanische Wirtschaftspolitik versolgt, zunächst natürlich noch nicht die Rede sein, und es ver- steht sich von selbst, daß, wenn das Land durch deutsches Kapital erschlossen wird, die deutsche Industrie auch für die Lieferung der notwendigsten Dinge dorthin sich den Vorzug zu wahren wissen wird. Insofern also kann die Entwicklung der Dinge, das nötige Geschick von unserer Seite hin vorausgesetzt, in wirtschaftlicher Beziehung hier eine durchaus ähnliche werden wie im russischen Mittelasien, das auch nach einer langen und glänzenden Epoche der Kultur und des Reichtums viele Jahrhunderte laug zun: großen Teil wüste und brach gelegen hat, bis die russi- scheu Ingenieure kamen, die Eisenbahner und Straßenbautechniker und danach Kapital und Unternehmungsgeist. Unter den wirtschaftlichen Zukunftsaussichten im Gebiete der Bagdadbahn muß auch die Bedeutung der Petroleumlager jenseits des Tigris erwähnt werden. Genauer auf sie einzugehen und weiterblickende Erwägungen anzustellen, ist so lange nicht möglich, wie keine Bohrungen und sonstige systematische Unter- suchungen angestellt sind. Wir bemerkten bereits, daß es leider den Anschein hat, als ob auch hier wieder fremder Unternehmungsgeist und sremdes Kapital mutiger und mehr vorausblickend sind als die deutschen „führenden" Kreise. Bei weitem am wichtigsten sür die Abschätzung der kommenden Entwicklung im Gefolge der Bagdadbahn sind natürlich diejenigen Gebiete, aus deren Reichtum und Volkszahl im Altertum die materielle Kultur Borderasiens am meisten be- ruht hat. Dazu gehörten Kleinasien und Zilizien, ungeachtet ihrer früheren Blüte, nicht; auch Syrien kann nur bedingt dorthin gerechnet werden, denn seine Be- deutung war mehr die eines wichtigen Durchgangslandes für Handel und Verkehr, als die eines Gebietes wirtschaftlicher Urproduktion im großen Stil. Diese Rolle spielten vielmehr die Euphrat- und Tigrisländer, Mesopotamien und vor allen Dingen Babylouien. Hierbei muß betont werden, daß ibre alte Kultur in:

15. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 394

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Frühling, Duft und Sonnenschein; aber man übereile sich nicht. Dieser Name hat mit dem Lenz nichts gemein; er ist einfach eine Verstümmelung des altpreußischen Lansania. So ist es in nnserm Preußeulaude mit vielen alten Namen gegangen. Braunsberg hängt weder mit braun noch mit dem Namen des Bischofs Brun zusammen; denn es ist ans Brüse- bergun entstanden. Heiligenbeil bedeutet heiliger Berg (pile, peil — Berg, Burg). Mehlsack gar hat weder etwas mit Mehl noch mit einem Sack zu tun und ist aus Malsekuce korrumpiert. — Steigt man von dieser Höhe gerade herunter, so gelangt man durch die „heiligen Hallen", ein mit Buchen dicht bewachsenes Tal, nach Panklau. Von hier ist es nach Cadinen nickt weit, und vielleicht kehrt man dorthin zurück, um die gewaltige Eiche zu sehen, welche im Innern hohl ist und viele Personen aufnimmt, auch durch eine hölzerne Tür verschlossen werden kann. Vielleicht geht man auch gleich weiter, und dann kommt man über Sukase, das wegen seines Obstes be- rühmt ist, durch Täler und über Hügel ohne Ende nach Reimannsfelde. Ich war recht müde, als ich mit Sonnenuntergang dort anlangte. Wir hatten den ganzen Tag über eine fürchterliche Hitze (26° R) bei einem glühenden Südwinde gehabt, und da wollte mir nicht weit von Reimanns- felde die Geduld fast ausgehen. Da siel mir noch beizeiten ein, daß ich vor zwei Jahren, als ich den Vesuv bestiegen, mir vorgenommen hatte, ich wollte, wenn mir einmal etwas recht schwer würde, an diese schwerere Arbeit denken. Das gab mir neuen Mut. Am folgenden Morgen waren ohnehin alle Beschwerden vergessen. X. Die Kurische Mehrung. („Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde", im Auftrag der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland herausgegeben von Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität zu Halle. Dritter Band. Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn, 1889. Heft 4 „Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner" von Dr. Adalbert Bezzenberger, Professor an der Universität zu Königsberg i. Pr. Mit einer Karte und acht Textillustrationen. 476 Seiten, Iii. Band = 21,60 Mark, Heft 4 = 7,50 Mark. S. 171—172, 231, 238-240, 279-282.) (1. Aufbau.) Flach wie die Knrische Nehrung anfangs ist, bleibt sie dies bis etwa eine Meile jenseits Sarkau. Alsdann aber beginnen — etwa da, wo die Sarkauer Plantage aufhört — hohe Dünen und erstrecken sich, anhebend mit den „weißen Bergen", in fast ununterbrochener Kette bis nicht ganz 112 Meile vor dem nördlichen Ende der Nehruug. Sie sind selten uuter 100, vielfach beinahe 200 Fuß hoch und steigen von der See her im allgemeinen allmählich (unter 5—10° Steigung) auf, während ^sie nach Osten zu oft überraschend steil abstürzen (vgl. Berendt, Geol. Tas. Iv, Abteilung 3)*). Von der See überall durch einen mehr oder weniger breiten, flachen, mit zahlreichen Sandhügeln**) — den Resten verwehter Dünen — teils besäten, teils besäumten Landstreifen und durch eine vor diesem befind- liche künstliche Vor- oder Schutzdüne, strichweise auch durch eine Plantage***) *) Die steil abfallenden Dünen heißen „Sturzdünen". **) Man pflegt dieselben „Knpsen" (richtiger „Kupsteu", lit. küpstas, „kleine Er- höhung auf Wiesen") zu nennen. Die lettischen Bewohner der Kurischen Nehrung nennen sie kauguri. ***) „Plantagen" heißen in der Dünenbaukuust die hinter der Vordüne angelegten Anpflanzungen.

16. Geschichte des Altertums - S. 52

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
52 Iv. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer. Sümpfe), sind später entstanden, als die Wälder ausgerodet worden waren; infolge davon verloren die Küstenflüsse an Wasser, sie waren nicht mehr imstande, die Schuttmassen zum Meere zu führen, sondern stauten sich an der Küste, so daß Sümpfe entstanden. In der geschichtlichen Zeit hat sich das Landschaftsbild Italiens sehr verändert, weil nach Ausrodung des Waldes fremde Pflanzen und Bäume eingeführt wurden. Wein und Ölbaum brachten die Griechen, später kam die Aprikose aus Armenien, der Pfirsich aus Persien, die Kirsche aus Kleinasien. Eichen, Buchen und Nadelhölzer wurden verdrängt durch Kastanien, Lorbeer, Zypressen und Pinien. Die jetzt bekannten Südfrüchte wie Orangen, Zitronen kamen erst im Mittelalter auf. Kapitel Iii. Die Entstehung Horns. Mehrere Umstände haben dazu geführt, daß Rom entstehen konnte. 1. Es erhoben sich mehrere Hügel über der weiten snmpsreichen Ebene am Tiber und ermöglichten eine verhältnismäßig gesunde Siedelnng, 2. lag diese weit genug vom Meere, um vor plötzlichen räuberischen Überfällen sicher zu sein, 3. wurde hier der Tiber schiffbar, 4. ging hier die alte Handelsstraße vom Norden zum Süden Italiens hindurch. Die Sage hat das Jahr 753 festgelegt. Die Zeit der Entstehung ist ungewiß. Romulus ist eine Gestalt der Sage. Kapitel Iv. Die Entwickelung römischer Kultur. § 1. Rom, eine Hcherbauftadt. Die Römer waren zuerst Ackerbauer. Den Acker gab ihnen die weite Ebene um Rom. Jedoch die römische Bevölkerung war sehr verschiedenartig zusammengesetzt. Der größere Teil bestand aus Leuten der weiteren Umgebung, die gezwungen worden waren, sich in Rom anzusiedeln, nachdem man ihre alten Dörfer und Städte zerstört hatte. Die ältere, schon vorhandene Bevölkerung besaß die Herrschaft. Alle Ämter waren in ihren Händen. Diese vornehmen Geschlechter hießen Patrizier. Das übrige Volk bildeten die Plebejer. Sie waren ohne Rechte, mußten aber Kriegsdienst tun und bekamen von der Beute nur wenig. ' § z. Die Königstage. Ju dieser ältesten Zeit sind die Römer von Königen beherrscht gewesen, deren die sagenhafte Überlieferung 7 mit Namen nennt: Romulus, Numa Pompilins, Tullus Hostilius, Aucus Marcius, Tarquiuius Priskus, Servius Tullius und Tarqninins Superbus. Die ersten 4 sollen abwechselnd von den Römern und den mit ihnen verschmolzenen Sabinern stammen, die 3 letzten über aus Südetrurien (aus der Stadt Tarqninii) gewesen sein. Von den ersten 4 sind sich immer ein kriegerischer und ein friedlicher König gefolgt. Eine hohe Blütezeit erlebte Rom unter den Tarqniniern. Die Stadt unter-

17. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 369

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
369 des treuen Eisenhardts und der andern. Wie mancher Mann von den Kriegern fand hier seinen Freund; dem hätte er Ueber lebendig die Hand geschüttelt und sein letztes Hab' mit ihm geteilt. So geht's im Bürger- krieg. Da rühmten sie die Toten, und die härtesten Männer weinten. Dann, nach Kriegesart, gruben sie drei Gräber nebeneinander — ein Priester segnete die Toten — und legten sie hinein in die kühle Erde. Den Vater und seine drei Söhne in eines, das hieß noch lange nachher der Uchtenhagen Grab. Und zu Füßen ihnen den treuen Eisenhardt; den wollten sie auch im Tode nicht von denen trennen, von denen er im Leben nimmer wich. Aber dem alten Uchtenhagen ließen sie den Degen in der Hand. Die Priester wollten das nicht, denn es schicke sich nicht, daß einer mit dem Degen vor Gott komme. Aber er hielt den Griff so fest, sie hätten die Handgelenke brechen müssen. Da meinten die Fürsten, Gott wird's ihm nicht verargen, er war kein Rebell gegen den Herrn im Himmel, wie er keiner war gegen seinen ans Erden; und das Schwert hat er immer mit Ehren geführt im Leben, also wird's ihm auch jenseits keine Schande sein. Die Priester murrten wohl, aber sie mußten's doch zulassen. In das andere Grab ward Ulrich Pfuel gelegt und ein Jtzenplitz; sie waren Nachbarn und Freunde. In das dritte aber die Knechte; die hatten keine Namen. Auf die Gräber wälzten sie Steine, über das der Uchtenhagen ihrer so viel, daß ein Hügel ward. Die Bauern nachmals haben sie fortgetragen. Aber das ist nicht recht, denn nun weiß keiner, wo die letzten Uchtenhagen ruhen. Wilibald Alexis. 211. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. 1. Zu den Zeiten des Mittelalters war die Kunst, Bücher zu drucken, noch nicht erfunden; man mußte sie schreiben, Wort für Wort, Blatt für Blatt, Buch für Buch. Sie kosteten den Schreiber viel Zeit und hohe Sorgfalt; und hatte er eine kunstfertige Hand, so belebte er die Seiten mit farbigen Linien und Figuren und legte die großen Buchstaben, wo ein Kapitel begann, mit Not und Blau und Blattgold an. In den Klöstern rührten die Mönche fleißig den Federkiel und stellten in den Büchereien viele Bände auf, groß und klein, voll erbaulicher und gelehrter Schriften, in Eichenholz und Leder schwer und dauerhaft gebunden; vornehme Herren und Frauen ließen sich Nittergeschichten abschreiben und mit bunten Bildern schmücken, und Buchbinder und Goldschmied faßten sie in kostbare Einbände mit Elfenbein und Juwelen. Sonst waren Bücher ein seltenes Ding und die Kunst des Lesens auch. Aber die Zeiten wandelten sich; in den deutschen Städten blühte Handel Dietleins Deutsches Lesebuch. Ausg. v. Teil Iii. P. 3. Ausl 24

18. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 150

1912 - Stadthagen : Heine
— 150 — sowie die Steinbrüche und Kalksteinbrennereien der begleitenden Berge, euch mancherlei Fabriken, z. B. die Zuckerfabriken in Hess.- Oldendorf und Vlotho, bieten neben anderen größeren Betrieben lohnende Beschäftigung. In Hess.-Oldendorf blüht die Leder- und Schuhfabrikation. Sehr verbreitet ist iu der Umgegend von Rinteln und Vlotho die Zigarrenindustrie (meist Hausbetrieb). In den Weserdörfern Engern, Hohenrode, Großenwieden, Exten n. a. trifft man viele Korbmacher. Sie arbeiten teils im Hause, teils auf deu Glasfabriken Schaueusteiu, Neuhütte und Porta. Die nötigen Weiden kaufen sie zentnerweise für 1,30 bis 1,50 Ji. Im Hause fertigen sie namentlich Ballonkörbe an, die in ganzen Bahnladungen nach auswärtigen Glashütten und chemischen Fabriken versandt werden. Ihr täglicher Verdienst beträgt 2 bis 2,40 Ji, doch währt dabei die Arbeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Die Umgegend von Minden liefert Sand für unsere Glashütten und Torf zum Brennen. Soweit unsere Heimatkarte in Frage kommt, führen nur bei Hamelu (Rattenfängersage), Hess.-Oldendorf (Denkmal der Schlacht am 28. Juni 1633), Rinteln, Vlotho (— flach; Flutstau), Rehme, Porta, Minden und Stolzenau Brücken über den Strom. Bei den übrigen Weserorten wird der Verkehr von einem zum audereu Ufer durch Fähren vermittelt. Außer jenen Orten sind noch erwähnens- wert Fifchbeck (Stift), Möllenbeck (mit fchöner Kirche, Domäne und alten Klostergebäuden), Petershagen (Seminar und Taubstummen- Anstalt) und Schlüsselburg (Fettweiden). Von geschichtlicher Bedeutung ist das Wesergebiet zwischen Eisbergen und Hausberge. Hier vermutet man in neuerer Zeit, nachdem dort Reste alter Befestigungen aufgefunden sind, das Schlachtfeld Jdistavisus. Im Kirchdorfe Holtrup am Buhn findet sich nämlich eine eigentümliche Befestigung, die fogen. Insel, ein von einem Graben umgebenes Erdwerk. In der Nähe des Dorfes wird eine andere befestigte Stelle gezeigt, der Ringwall auf dem Schlußbrink. In der Feldmark Uffeln find ein großer Kunsthügel und zahlreiche Hügelgräber aufgefunden worden. Mitten in Lohfeld liegt dicht neben der von Hausberge uach Eisbergen führenden Straße ein Hügel, von den Anwohnern Papenbrink genannt. Hier fanden in alten Zeiten Volksver- sammlnngen statt, und auch heute uoch wird dort alljährlich am Himmelfahrtstage das Maifest gefeiert. Der Name des Hügels Bockshorn läßt vermuten, daß hier einst eine Stätte für Oster- fener und altgermanische Kultur war.

19. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 79

1910 - Berlin : Salle
Karl der Große. 79 ließ sich keine Mühe und Arbeit verdrießen, unsere Vorfahren gut und fromm zu machen. Vorzugsweise hielt sich Bonifatius in Hessen und Thüringen auf, wo er viele Leute taufte und bestrebt war, alle heidnischen Sitten und Gebräuche auszurotten. So kam er einstmals auch nach Geismar in Hessen, wo eine mächtige, weit schattende Eiche stand, die seit uralten Zeiten dem Himmelsgotre Wotan heilig gewesen. Zu diesem Baume wallfahrten nicht bloß die Heiden, sondern auch die neubekehrten Christen noch immer gerne, denn er war ihnen lieb als Vermächtnis ihrer Väter; sie brachten unter ihm ihren Göttern Opfer und erforschten die Zukunft. Als nun eines Tages die Heiden in großer Menge um den Baum versammelt waren, trat Bonifatius unerschrocken mitten unter sie und schlug im Namen Jesu Christi tue Axt in die Eiche. Da erwarteten alle, daß Wotan seinen Baum beschützen und den Frevler zerschmettern werde. Aber Bonifatius und seine Gefährten blieben unversehrt, doch die Eiche stürzte, in vier Teile zerspalten, zu Boden. Jetzt ergriff alle Heiden ehrfürchtiges Grausen vor der Macht des Christengotles, und ihr alter Glaube zerfiel gleich der Eiche. Aus dem Holze derselben aber erbaute Bonifatius ein Kirchlein zu Ehren des Apostels Petrus. Noch gar viele Kirchen und Klöster hat er in Hessen und Thüringen gestiftet. Sein Werk unterwarf er dem Papste; diesem hatte er einst zu Rom am Grabe des heiligen Petrus Treue gelobt und hielt sie sein ganzes Leben lang. Als hochbetagter Mann unternahm Bonifatius noch einen Bekehrungszug zu den Friesen, die weiter nach Norden wohnten. Diese wollten jedoch nichts von der Lehre des Heilandes wissen und erschlugen den Heidenapostel (754). Bonifatius' letzte Worte an die Seinen waren: „Seid stark, meine Brüder, und laßt euch nicht schrecken von denen, welche den Leib töten, aber die Seele nicht können töten. Hofft auf den ewigen Lohn, der euch dereinst zuteil wird!" In dem Kloster zu Fulöa, das er selbst erbaut hatte, wurde später die Leiche des Apostels beigesetzt. In Fulda ist seinem Andenken zu Ehren auch ein Bonifatiusdenfmal errichtet worden. Karl der Große. (768—814.) Von den deutschen Stämmen hatten zuerst die Franken einen festen Staat, mit einem König an der Spitze, gegründet. Unter den Frankenkönigen gewann Karl der Große eine hervorragende Bedeutung.

20. Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe - S. 183

1907 - Detmold : Meyer
183 9. Der See Genezareth oder das Galiläische Meer ist rings non Bergen umgeben, nur an wenigen Stellen treten sie vom Ufer zurück und geben einer kleinen Ebene Raum. Das Wasser ist so klar und hell, daß der blaue Himmel sich herrlich darin spiegelt. Oft aber wird es auch von plötzlich hervorbrechenden, heftigen Stiirmen aufgewühlt Noch heute ist der See fischreich und von zahlreichen Fischerbooten belebt, wie zur Zeit Jesu; noch heute malt die auf- und untergehende Sonne seinen Berges- kranz mit den schönsten Farben in Blau und Gold. Aber noch schöner waren die Ufer, als die Berge noch bewaldet waren und am Gestade Dörfer und Städte sich drängten, wie Kapernaum, die Stadt Jesu, Chorazin und Bethsaida, Liberias und Magdala. Heute liegt alles tot und öde; die Stätte jener Orte kennt man nicht mehr; nur Liberias, die Stadt des Herodes, steht noch, aber ihre früheren Marmorpaläste sind in Staub und Schmutz versunken. 10. Jerusalem ist der Hauptort vou Judäa und war lange die Haupt- stadt des ganzen Landes. Sie liegt fast 800 in über dem Meere auf einer kleinen Hochebene, die im Osten, Süden und Westen von liefen Tälern eingefaßt wird und nur im Norden mit den umgebenden Höhen zusammen- hängt. Im Osten der Stadt liegt das Kidrontal und jenseit desselben der Ölberg. Am Fuße desselben zeigt man den Garten Gethsemane. Der älteste Teil der Stadt ist der Berg Zivil, aus dem der Tempel stand. Heute steht hier eine türkische Moschee. Im Westen liegt die Kirche des Heiligen Grabes, der Sage nach über dem Hügel Golgatha und dem Grabe Christi, die aber wahrscheinlich an andrer Stelle nördlich von der Stadt gelegen haben. Im Jahre 1898 hat unser Kaiser mit seiner Gemahlin das Heilige Land und die Stadt Jerusalem besucht und die evangelische Erlöserkirche eingeweiht. Vom Ölberge aus bietet Jerusalem einen schönen Anblick; aber das Innere der Stadt ist eng, unrein und unfreundlich. Von ihrer früheren Herrlichkeit ist nichts mehr vorhanden. Sie hat jetzt 50 000 E., darunter viele Juden und Christen; seit einigen Jahren ist sie durch eine Eisenbahn mit Jaffa verbunden. — Südlich von Jerusalem liegt Bethlehem, eine freundliche Stadt mit fleißigen Bewohnern. Außer der Geburtskirche, die über der Stätte der Geburt Jesu erbaut sein soll, hat Bethlehem auch eine evangelische Kirche. — Ganz im Süden von Judäa liegt Hebron und im Jordantal nicht weit vom Toten Meere Jericho. 8. Arabien. 1. Das Land. Arabien ist die südwestlichste von den großen Halb- inseln Asiens. Das Rote Meer im Westen trennt Arabien von Afrika. Im Süden liegt der Golf von Aden, im Osten der Persische Meerbusen. Im Norden grenzt Arabien an Mesopotamien und Syrien. Das Innere Arabiens ist eine 500 bis 1000 m über das Meer sich erhebende Hoch- fläche. Nach Süden und Westen steigt dieselbe an und wird hier von steilabfallenden Randgebirgen begrenzt, welche am Meere nur einen schmalen Küstensaum übrig lassen, vielfach auch bis ans Meer reichen. — In seiner Natur gleicht Arabien ganz der Wüste Sahara in Nordasrika. Es fällt zuweilen noch Regen und selbst Schnee, aber die größte Zeit des Jahres hindurch ist das Land trocken und unter der Glut der Sonne ver- brannt. Ein immer fließender Fluß findet sich aus der ganzen Halbinsel