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cius. Allmählig bildete sich eine förmliche Kunst, Redner zu werden, aus, die in Demosthenes die höchste Vollkommenheit erreichte.
Ii. Die Wissenschaft der Griechen. Das Forschen nach den Gründen und dem Zusammenhange der Dinge fing zuerst an in Milet, der Handelsstadt Joniens, die durch ihren ausgebreiteten Verkehr mit den Völkern so manches Fremde, Schöne, Wunderbare kennen lernte. Hier lebten zuerst die Naturphilosophen, deren berühmtester Thales war, der schon Sonnenfinsternisse vorhersagte. Er war einer der sieben Weltweisen, von denen Solen zu Athen noch besonders zu erwähnen ist. Der bedeutendste der griechischen Philosophen ist Pythagoras von Samos, der besonders die Mathematik, Arithmetik und Geometrie förderte und ausbildete. Sein Grundsatz war: „Alles ist Zahl". Er stellte auch zuerst ein astronomisches System auf, die sogenannte Sphärenharmonie. Einer der bedeutendsten Wahrheitsforscher ist Sokrates, dessen oberster Hauptgrundsatz war: „Erkenne dich selbst!" Die Selbsterkenntnis: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!" fördere den Trieb zur Tugend, zur Besserung, zum Forschen. Er musste seine Lehre mit dem Tode besiegeln, da dieselbe dem Götterglauben widersprach. Seine hervorragendsten Schüler sind Plato und Aristoteles. Athen war der Herd der Philosophie und blieb es auch nach Verlust feiner politischen Selbständigkeit. Die späteren Philosophen nannten sich nach verschiedenen Systemen, als Epikuräer, Stoiker, Cyniker. In der Schule der Sophisten artete die Philosophie aus, da biefe mit Scheingründen Scheinwahrheiten zu beweisen suchten.
Der älteste Geschichtsschreiber ist Herodot, der eine Geschichte bis zu dem Ende der Perserkriege schrieb. Den peloponnesischen Krieg verfasste Thucydides von Athen, in der Kunst der Darstellung übertrifft er Herodot. Zu merken ist noch Lenophon, welcher in feiner Anabasis den Rückzug der 10,000 Griechen aus Persien nach der Heimat schildert.
Die Medicin verdankt ihre erste Ausbildung dem Hyppokrates zu Athen, die Naturbeschreibung bildete Aristoteles wissenschaftlich aus.
Die Mathematik und Mechanik hatte in Euklides und Archim edes (210 Syrakus) ihre Meister.
Iii. Handel und Gewerbe. Die günstige Lage Griechenlands am Meere forderte die Bewohner der Küsten zum Handel aus. Derselbe gewann auch bald eine solche Ausdehnung, dass es den Griechen allmälig gelang, die Phönicier aus dem östlichen Mittelmeer zu verdrängen. Seit der Gründung der ionischen Eolonien versicherten sie sich des Weges durch den Hellespont, durch das Marmarameer zum schwarzen Meer und unterhielten mit den Völkern des südlichen Russlands einen lebhaften Handel. Auch nach Thracien, Ma-cedomen, Aegypten, Italien, Sicilien erstreckte sich ihr Handel. Ueberall legten sie Eolonien an, die zu eben solcher Blüte gelangten wie die Mutterstädte. In Süd-Italien und Sicilien waren der griechischen Eolonien so viele, dass diese Länder den Namen Groß-Griechenland erhielten. In Sicilien hatten die Griechen schwere Kampfe mit den Karthagern ;u bestehen, die schon vor den Griechen
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und das Volk zu unterrichten, besonders durch Fragen ihr Nachdenken zu erwecken; sie aufmerksam zu machen, dass man nur zum Glücke gelangen könne durch Weisheit und Tugend. Seine Schüler Alkibiadeö, Xenophon, Plato, Antistheneö Aeschineö u. a. hingen mit unwandelbarer Liebe an ihm.
Der wißbegierige Eeides z. B. ging oft 4 Meilen weit mit Lebensgefahr, um einen Tag bei Sokrateö sein und ihn hören zu können. — Sokrates lebte sehr mäßig, aß und trank das Gewöhnlichste, trug Sommer und Winter denselben schlechten Mantel, ging barfuß, suchte durch Laufen und Ringen seinen Körper abzuhärten und konnte Nachtwachen ohne Beschwerde ertragen. Ueber? Haupt war sein Grundsatz: Man muß so wenig bedürfen als möglich. „Denn", sagte er, „nicht im Ueberfluss und Wohlleben besteht die Glückseligkeit; sondern nichts bedürfen ist göttlich, und wer am wenigsten bedarf, kommt der Gottheit am nächsten." Dabei hatte er eine unerschütterliche Gelassenheit und ruhige Würde, so daß der Zorn nie Herr über ihn werden konnte (T antippe). — Indeß fehlte es ihm in dem verderbten Athen, das von jeher seine verdientesten Männer mit Undank belohnt hatte, nicht an Neidern und Feinden, die ihn lächerlich und verhasst zu machen suchten. Sie klagten ihn endlich vor Gericht an: er verachte die Götter und verführe die Jugend. Der 70-jährige Sokrates berief sich auf sein Leben; allein die Richter, gemeine Bürger, die ihn wenig kannten, vernrtheilten ihn mit nur 3 Stimmen Mehrheit als Religionsverächter und Volksverführer, den Giftbecher zu trinken. Seine Freunde wollten ihn aus dem Gefängnisse befreien: er verwies es ihnen, dass sie den Gesetzen nicht gehorchen wollten, und nach einem langen, ruhigen Gespräche über Leben, Tod und Hoffnung der Unsterblichkeit nahm er mit unverändertem Angesichte den Becher und trank. Seine Freunde weinten um ihn her; er tröstete sie. Opfert den Göttern einen Hahn, sprach er schon matt, ich genese! Darauf hüllte er sich in seinen Mantel: man fragte ihn, aber er antwortete nicht mehr. — Er starb im Jahre 399, ehe Christus geboren wurde, dessen Leben und Tod uns manche ähnliche Züge darstellt."
§. 17. Epammondas (380 v. Chr.).
Nach Athens Fall bekam Sparta die Hegemonie und erregte sehr bald die Unzufriedenheit der anderen Staaten durch die drückende Gewaltherrschaft, welches es gegen dieselben ausübte. (Die alte lykurgische Einfachheit hatte in Sparta auch weichen müssen, Prunksucht, Schwelgerei und Bestechlichkeit waren eingebürgert.)
Namentlich bedrückten die Spartaner Theben, welches sie widerrechtlich unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Aber die Thebaner erhoben sich mit Kraft gegen die Bedrücker und erwarben sich eine Zeitlang die Hegemonie. Der Hauptfeldherr von Theben gegen die Spartaner war Epammondas. Einer vornehmen, aber armen Familie entstammend, genoß er eine ausgezeichnete Bildung, so daß er nicht nur in allen kriegerischen Uebungen der tüchtigste, sondern auch hinsichtlich seiner wissenschaftlichen Leistungen und der trefflichen Eigenschaften des Gemüts und Charakters einer der hervorragendsten Griechen war. Man rühmte an ihm Wahrheitsliebe, Nachsicht gegen andere, Strenge
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46 Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschichte Makedoniens. Philipp.
Erzgießer Lysippus; die Maler Polygnötus, Zeuxis, Parrhasius und
Apelles.
Unter den Dichtern treten besonders die Dramatiker Aeschylus, So-
phokles, Euripides und Aristophanes hervor; sodann als Geschicht-
schreiber Herodot, Thucydides und Zeenophon.
Die ältere Philosophie nahm durch die Sophisten eine die Religion
und Sittlichkeit untergrabende Richtung, welcher Sokrates mit allem Ernst
entgegentrat. Aus seiner Schule giengen Männer wie Plato, Aristoteles,
Euklid es, Antisthen es und Aristippus hervor, welche mit ernstem
Sinn nach Wahrheit strebten und verschiedene Schulen gründeten.
3. Griechenlands spätere Zeit.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. Iii. Iv. u. V.
1. Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschickte Makedoniens. Philipp.
49. ^Aacedonien, durch welches Griechenlands Freiheit unter-
gehen sollte, war ursprünglich ein kleines Land, das von Dorern bewohnt
war, welchen sich viele andere, nichtgriechische Völkerbestandtheile beige-
mischt hatten. Die Könige des Landes wurden zur Zeit der Perser-
kriege den Persern zinsbar und erweiterten mit deren Hilfe ihre Herr-
schaft. Nach der Schlacht von Platää aber machten sie sich unab-
hängig, worauf der König Ar che laus griechische Bildung und Heeres-
ordnnng in seinem Lande einführte. Sein zweiter Nachfolger, Alexan-
der Ii., welcher sich in Thessalien festsehen wollte, wurde dort von den
Thebanern aufgehalten und mußte seinen jüngsten Brüder Philipp
als Geisel nach Theben schicken.
Dieser Philipp, ein scharfblickender, kluger und tapferer Mann,
erwarb sich, so lange er in Theben im Hause des Epaminondas war,
nicht blos viele Kenntnisse in der Staats- und Kriegskunst, sondern
lernte auch die Schwäche Griechenlands gründlich kennen. Als daher
sein Bruder Alexander eines gewaltsamen Todes gestorben und sein
zweiter Bruder Perdiccas Hl. im Kampfe gegen die Illyrier gefallen
war, floh Philipp aus Theben, bestieg den macedonischen Thron und
faßte den Plan, sein Reich bis ans Meer zu erweitern, Griechenland
zu unterwerfen und dann das Perserreich zu stürzen.
Zunächst eroberte er einige athenäische Küstenstädte, sowie einen
Theil Thraziens, in welchem reiche Goldminen ihm die Mittel zu
seinen Zwecken gaben. Darauf half er den Thessaliern gegen die tem-
pelränberischen Phocier, schlug diese in zwei schweren Treffen, und ließ
3000 derselben in einem See ersäufen. Als er Thessalien zur mace-
donischen Provinz gemacht hatte, wendete er sich nach der chalcidischen
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Aeschylus Herodot Ernst Aristoteles Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp
53
§. 57. Italien in der vorrömischen Zeit.
Unter diesen nennen wir den Epikureismus, der im behaglich-sinnlichen
Genüsse das Glück suchte; den Stoicismus, der die höchste Tugend in
Empfindungslosigkeit gegen alles Sinnliche setzte und auf sie ein System stolzer
Selbstgenügsamkeit erbaute; den Scepticismus, der alles Positive in Re-
ligion und Philosophie bestritt, und selbst am Zweifel zweifelte, und den Euhe
merismus, der nachzuweisen suchte, die Götter seien Menschen gewesen, und
so die Menge der Nichtglaubenden außerordentlich vermehrte.
Die Dichtkunst stand ganz im Dienste des Sinnengennsses; da-
gegen förderte die alexandrinische Wissenschaft Vieles und trat besonders
in der Sprachwissenschaft, Mathematik, Physik, Mechanik und Astro-
nomie mit wahrhaft schöpferischem Erfolge ans.
Unter den Mathematikern jener Zeit verdienen hervorgehoben zu werden:
Euklweö von Alexandria, der das erste wissenschaftliche Gebäude der
Geometrie aufstellte, und Archimedes in Syrakus, der sich in der Mecha-
nik und Statik den größten Ruhm erwarb.
Iv. Die römische Welt.
I. R o m ö A l t e r t h u m.
(Dittmar's histor. Atlas. Taf. Vi. a. u. b.)
1. Italien in der vorrömischen Zeit.
§. 57. Das Volk der Römer hatte die Bestimmung, durch Gründung
des vierten großen Weltreiches (Dan. 2, 40; 7, 23.) gleich einem Welt-
strome allmahlig die verschiedenartigsten, neben ihm bestehenden Völker
und Reiche wie Bäche und Flüsse in sich aufzunehmen, um nach der
Absicht Gottes dem Heile, das die Völker bis an der Welt Enden er-
leuchten sollte, eine unbehindertere Bahn zu machen.
Schon viele Jahrhunderte vor Roms Erbauung war die 150 deutsche
Meilen lange und 30—80 Meilen breite Halbinsel Italien von meh-
reren Völkern bewohnt, welche nach Ursprung, Sitte und Sprache sehr
verschieden waren.
Sie gehörten theils dem hellenisch-illyrischen, theils demiberisch-
keltischeu, theils dem tyrrheuisch-pelasgischeu Stammgeschlechte au.
Das erstere war in uralter Zeit aus Jllyrien und Epirus eingewandert
und hatte sich hauptsächlich an den Ausstüssen des Po, wie auch in Mittel-
und Unteritalien festgesetzt, während die Kelten aus Jberien (Spanien und Süd-
frankreich) herübcrkamen und in Mittelitalicn Wohnsitze sich auswählten. Unter
ihnen waren die Sabiner und Samniten die sittlich- und leiblichtüchtigsten. —
Die tyrrhenischen Pelasger wurden von den Römern Etrusker oder
Tusker genannt und siedelten sich von den Alpen aus hauptsächlich in dem
heutigen Toskana an, von wo sie Colonieen nach Süden sendeten. Zwölf
Städte diesseits des Apennins bildeten einen B u n d es st a a t und zwölf Städte
jenseits desselben einen gleichen. Jeder stand unter einem Oberkönige (später
Imperator), der stets von zwölf Lictoren begleitet war. Ihre Religion beruhte
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84 Kap. 82. Hadrian. Die Antonine. Kap. 83. Bildung u. Literatur seit Augustus.
Die Christenverfolgung, die er veranlate, weil er die Religion der Christen fr staatsgefhrlich hielt, war die dritte und eine der heftigsten.
Sein Nachfolger Hadrian (117 138) verbesserte die Rechtspflege und Verwaltung, bereiste, meist zu Fu, viele Provinzen des Reichs, stellte allent-halben Mibruche ab, hinterlie in vielen Stdten Denkmler seines Kunst-sinns und bemhte sich, den Frieden zu erhalten, indem er die jenseits des Euphrat und der Donau gemachten Eroberungen des Trajan aufgab. Zu-letzt trieb Krankheit und Argwohn den unruhig thtigen Kaiser zu manchen Bluturtheilen, deren Opfer jedoch sein treuer Adoptivsohn Antonin meist heimlich rettete.
Hadrian's Nachfolger M. Antonmus |!tus (138161) war ein zweiter Numa, indem er den Thron durch Gottesfurcht, Menschenfreundlichkeit und ernst-sittlichen Sinn zierte, auch die Christen in Ruhe leben lie.
Ihm folgte der Stoiker Marcus Aurelms Antonums Philosophus" (161 bis 180), der vor allem streng gegen sich selbst, auch bei seinen Unterthanen die Sitten zu verbessern suchte. Im Wahn, in seiner Tugendlehre die Wahr-heit zu haben, verhngte er der die Christen eine schwere Verfolgung, die vierte (167177), in welcher Polycarpus den Mrtyrertod starb. Dafr hatte er einen neuen Krieg mit den Parthern, und einen noch schwereren Krieg mit den Markomannen und anderen germanischen Vlkern zu be-stehen, die mit vereinter Macht der die Donaugrenze strmten. Marc Aurel starb noch vor Beendigung dieses Krieges und hinterlie das Reich seinem unwrdigen Sohne Commodus (f. K. 85).
Kap. 83. Stand der Bildung und Literatur seit Augustus bis zu dm
Antoninen.
Der nach August immer mehr zunehmende Verfall der Sitten bei Hoch und Nieder hatte auch auf Sprache und Geschmack und dadurch auf die Li-teratur einen verderblichen Einflu. Dennoch fanden sich noch einzelne bessere Geister, deren Werke in Poesie und Prosa noch von solchem Werthe waren, da dieses Zeitalter der Literatur das silberne genannt wird.
In der Dichtkunst lassen sich auer dem epischen Dichter Lucanus (dem Verfasser der Phursalia) nur noch die Satiriker Persius, Auvenal und Marti al angeben, welche die herrschenden Laster und Verkehrtheiten straften. In der Beredsamkeit zeich-neten sich utnrtiltan und Plinius d. I., in der Philosophie Stenern und Marc Aurel aus. Als Geschichtschreiber find Vellejus Paterculus, Valerius Maximus, Curtius, Suetonius und vor allen Tacitus (c.52 c. 120 tt. Chr.) hervorzuheben; als Geograph ist Mela, als Naturforscher Plinius d. Ae. zu nennen. (Zu den griechischen Geschichtschreibern dieser Periode gehren Plut-arch und Arrian, Diodorus Siculus und Dionysius von Halicarna; zu den griechischen Geographen Strabo und Pausanias. Die griechische Philosophie trat in zwei grundverderbten, dem Christenthum feindlichen Formen auf, dem wunderschtigen und aberglubigen Neupythagoreismus und dem Heid nische und biblische Weisheit fein vermengenden Neuplatonismus.)
Kap. 84. Das Christcnthum im Kampfe mit dem Heidenthum in den beiden ersten Jahrhunderten.
Unter den Strmen der Auenwelt hatte das Christenthum seit der Apo-stelzeit durch die Aposteljnger eine weitere Ausbreitung gewonnen, welche
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Extrahierte Personennamen: Hadrian Augustus Hadrian Antonin Marcus_Aurelms_Antonums Marc_Aurel Augustus August Lucanus Persius Marti Marc_Aurel Vellejus_Paterculus Valerius_Maximus Curtius Plinius Arrian Diodorus_Siculus Dionysius_von_Halicarna Strabo
§. 35. Die Perserkriege.
85
die wichtigsten sind) und der Philosophen Pythagoras
(Stifters der in Großgriechenland oder Unteritalien bis zum
Jahre 504 blühenden, durch ihre religiös-politische Richtung
bedeutsamen pythagoräischen Schule) , Lenophanes u. a.
bezeichnet werden kann.
Als aber die Pisistratiden in Athen anfiengen, sich willkühr-
liche Handlungen zu erlauben, bildete sich eine geheime Ver-
schwörung gegen sie, in welcher Hipparchus von Har -
m o d i u s und A r i st o g it o n, die von ihm schwer gekränkt
worden waren, bei einem öffentlichen Festaufzuge ermordet
wurde.
Weil aber Hippias nun aus Mißtrauen die strengste Ge-
waltherrschaft übte, rief die Adelspartei die Spartaner zu
Hülfe, welche ein Heer sendeten, mit dessen Beistand sämmtliche
Pisistratiden vertrieben wurden (510 v. Chr.).
In dem sich hierauf wieder erneuernden Streite zwischen
den adeligen Grundbesitzern und den Geldbesitzern erlitt die
Verfassung Athen's manche Änderungen, durch welche die
Kraft des Adels immer mehr gebrochen, und> das Unabhängig-
keitsstreben der Athener so gesteigert wurde, daß Sparta, als
die Beschützerin aristokratischer Verfassungen und als das
mächtige Haupt des peloponnesischen Staatenbundes, immer
deutlicher erkannte, welch' eine gefährliche Nebenbuhlerin es
an dem demokratischen Athen haben würde.
2 Griechenlands mittlere Zeit.
1. Die Perserkriege.
1. Der Aufstand der Ionier.
^ald erregte das Aufstreben der Athener die Eifersucht
der Spartaner, so daß sie darauf dachten, den Hippias mit
Gewalt wieder einzusetzen. Allein die Bundesgenossen verwei-
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lui- ' §. 41. Griechenlands Abspannung.
Theben, das nur in Epaminondas groß war, kannte
bloß die Genüsse niedriger Schwelgerei; Sparta hatte
mit der Änderung seiner alten Einrichtungen allen sittlichen
Halt verloren, und Üppigkeit, Habsucht, Geldstolz, Be-
drückung der Armen war in ihm herrschend geworden;
Athen, obwohl durch seine geistige Bildung in Kunst,
Philosophie und Beredtsamkeit noch immer weit über alle
hervorragend, vermochte doch weder aus den Lehrspstemen
seiner Philosophen, eines Plato, Aristoteles re., noch
aus den Anschauungen der Werke seiner Künstler, eines
Praxiteles, Z e u r i s n\, noch aus den Darstellungen
seiner Redner, eines Isokrates, Demosthenes re.—
jene höhere Kraft zu ziehen, die zur Abwehr
eines durch Genußsucht, Habsucht und Herrsch-
sucht herbeigeführten Verfalls nöthig gewesen
w ä r c.
Was jedoch von den Bestrebungen jener edlen Geister
übrig blieb, sollte noch späten Zeiten zur Hebung ihrer
sittlichen und geistigen Bildung dienen. Vor allen sind cs
(der ideale) Plato und (der kritische) Aristoteles, die
als die zwei höchsten, obgleich sich entgegengesetzten, nichts
desto weniger aber gleich nothwendigen und gleich werthvollcn
geistigen Größen der alten (heidnischen) Welt dastehen, über
die hinauszukommen ihr zwar nicht vergönnt war, um die
sich aber alles Suchen nach Wahrheit auf dem Wege bloß
menschlicher Forschung ewig bewegen wird. Ja, von
Pl at o muß anerkannt werden, daß nicht nur seine religiöse
Ansicht von Gottes Daseyn, Wesen, Namen, Eigenschaften
und Werken d e m E h r i st e n t h u in auffallend nahe
st e h t, sondern auch daß seine Moral in Betreff der Lehren
vom Wesen und Werth der Seele, von der Natur und Wir-
kung der Sünde, von dem Zusammenhang zwischen Unglauben
und Unsittlichkeit, von dem Adel und der Beschaffenheit der
Tugend und von der Fortdauer und Vergeltung nach dem
Tode nicht selten auf eine überraschende Weise mit der christ-
lichen Sittenlehre übereinstimmt. Dazu kommt bei ihm noch,
daß er nirgends sagt, er habe diese Überzeugungen rein aus
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
nach dem Religion sfriederr. 199
wurde enthauptet. Seine Unschuld bei den ihm bcigemesse--
nen Landesverrathereien ist jetzt völlig erwiesen; er und andre
würdige Mannner fielen als Opfer der religiösen Parteiwuth.
Wer nicht blind eiferte, hieß ein heimlicher Katholik oder
Kalvinist, was den vortrefflichsten Männern widerfuhr,
auch wenn sie nur einen Versuch zur Vermittelung machten.
So entzweiten sich sogar die Universitäten: Jena galt für
den Sitz der Lutherischen Rechtglaubigkeit, und die mit Me«
lanchthon unzufriednen Wittenberger waren dort willkommen;
ja es theilten sich sehr bald die Studenten in solche Parteien
und geriethcn in blutige Faustkampfe für ihre Lehrer, bis
endlich traurige Erfahrungen weiser machten.
Die lutherische Kirche hat seit 1555 keinen bedeutenden
Zuwachs aus der katholischen Kirche erhalten. Die Rcfor«
mirten beklagten mit Wehmuth, daß durch solche Schriften,
wie die Eintrachtsformel war, die Trennung beider Kirchen
nur noch mehr befestiget werde, statt daß man auf Annähe-
rung denken sollte. Es gingen auch mehrere lutherische
Fürsten und Lander zu den Reformirten über; die Pfalz >585,
Brandenburg i6i4. Dadurch wurde aber der Haß gegen
die Reformirten vergrößert, und die gemeinschaftliche Ver«
rheidigung der Religionsfreiheit erschwert; denn eifrige Luthe«
raner wollten lieber Freunde nur den Katholiken seyn. Es
hat aber auch unter den Reformirten nicht an gelehrten
Streitigkeiten gefehlt, wobei sich vorzüglich die eigentlichen
Kalvinisten oft hart und unduldsam bewiesen, sie haben je-
doch ihre Lehre von dem unbedingten Rathschluß Gottes über
die Seeligkeit der Menschen, nicht allgemein machen können,
ob sie gleich auf einer berühmten Kirchenversammlung zu
Dortrecht in Holland i6i3, wo es freilich nicht viel besser
herging als auf den alten Concilien, und Gewalt mehr als
Recht vermochte, mit der Behauptung dieser Lehre siegten.
Die Reformirten haben kein allgemein geltendes symbolisches
Buch, ob sie gleich in einzelnen Ländern Bekenntiiißschriftcn
herausgcgeben haben; jedoch hat der ziemlich einfache Hei-
delberger Katechismus, den Kurfürst Friedrich Ii. von der
Pfalz i563 abfassen ließ, ein großes Ansehen erhalten. Erst
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Gottes Holland Pfalz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
in dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert 275
zum bessern Fortkommen dienen. Um den in der Kindheit
Vernachlässigten nachzuhelfen, hat die Menschenfreundlich-
keit Kunst - und Handwerks - auch Sonntagsschulen gestiftet,
bei welchen letzter» nur zu wünschen ist, daß die eigentliche
Bestimmung des christlichen Sonntags nicht übersehen wird.
Auch für Blinde und Taubstumme hat man in christlicher Liebe
wohlthatige Unterrichtsanstalten gestiftet. In Landschulen
hat man ebenfalls durch zweckmäßigere Lehrbücher, unter
dem Namen der Kinder- und Schulfreunde bekannt, die
Kinder der Landleute, außer dem, was allenthalben der
Anfang und der Grund aller Weisheit seyn soll, außer der
Religion, auch zu einer weitern Kenntniß der Erde und ihrer
Bewohner und zu nützlichen Fertigkeiten zu führen gesucht,
und es ist bewundernswerth, was treue Lehrer, oft mit we-
nigen Aufmunterungen und Hilfsmitteln leisten. Wie einst
Pestalozzi und noch jetzt Fellenberg in der Schweiz, Becker
in Gotha, bekannt durch das treffliche Noth- und Hülfs-
büchlein, durch seine Nationalzeitung sich um die Jugend-
bildung verdient gemacht haben, so Stephani in Baiern durch
seinen Schulfreund; Salzmann in Schnepfenthal und beson-
ders der durch vielfache Kenntnisse, auch als Prediger und
vorzüglich als Schulmann ausgezeichnete vr. Dinter, der
auf einigen königlich sächsischen Pfarren und zuletzt als
Regierungs- und Schulrath in Königsberg in Preußen an-
gcstellt war (st. ilza). Die Splitterrichter, die ihm weder
an Talent noch an Verdiensten nahestanden, beurthcilten
zwar seine Lehre nach ihren Vorurtheilen und seine Mensch-
lichkeiten mit Lieblosigkeit, aber die Lehrer und Schüler, die
er gebildet, die Lehrbücher, die er über Unterrichtsgegen-
siände hinterlassen, besonders auch seine Schullchrerbibel,
wenn sie auch, wie es nicht anders seyn kann, Wünsche übrig
läßt, seine treffliche Lehrmethode, seine Faßlichkeit, Ge-
wandtheit und uncrmüdctc Lebhaftigkeit, seine Geduld gegen
Schwache, seine Milde gegen Andersdenkende und gegen
Widersacher, so wie sein sittlicher Wandel werden ihn bei
Allen in Andenken erhalten, die in Licht und Wahrheit das
Heil der Menschheit suchen. Diese unsre Regsamkeit und
18*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Genossen das Spiel geendet hatte, warf er sich vor den Wagen und rief: „Nun fahre zu, wenn du Mut hast." An seinem Lehrer Sokrates hing er mit großer Liebe, und sie retteten sich in der Schlacht gegenseitig das Leben: aber den Uebermut und die Leidenschaften des Jünglings vermochte auch Sokrates nicht zu zügeln. So wettete Alcibiädes einst, er wolle auf öffentlicher Straße einem angesehenen Manne eine Ohrfeige geben; er führte es aus, gewann aber sogleich des Schwerbeleidigten Verzeihung und Freundschaft. Durch seine Klugheit, Beredsamkeit und Tapferkeit, seine Schönheit und Freigebigkeit wurde er der Liebling des Volks, dem er an Leichtsinn und Wankelmut ähnlich war. — b. Er beredete die Athener, eine Flotte gegen die Stadt Syrakus auf Sicilien zu senden; er selbst wurde zu einem der Anführer ernannt. Von seinen Feinden verklagt und deshalb abberufen, ging er rachedürstend nach Sparta und reizte dielacedämonier, den Krieg gegen seine Vaterstadt wieder aufzunehmen. Heer und Flotte Athens wurden in Sicilien nach schrecklichen Kämpfen vernichtet, viele Bundesgenossen fielen ab, und Alcibiädes brachte sogar ein Bündnis zwischen Sparta und Tissaphernes, dem persischen Statthalter in Kleinasien, zu Stande. Inzwischen wurde Alcibiädes den Spartanern verdächtig und floh zu Tissaphernes. — c. Da rief ihn die athenische Flotte zurück; er übernahm den Oberbefehl, erfocht mehrere glänzende Siege und kehrte im Triumph nach Athen zurück. Er wurde zum unumschränkten Feldherrn zu Wasser und Lande ernannt; als aber in seiner Abwesenheit sein Unterfeldherr durch die Spartaner eine Niederlage erlitt, wurde er des Oberbefehls entsetzt und ging nach Thracien. Hier sah er im folgenden Jahre 405 die gänzliche Niederlage der athenischen Flotte durch Lysander bei Aegos-potamos (westl. Küste des Hellespont). Er floh nach Kleinasien, wo er auf Befehl des persischen Statthalters durch die Pfeile der Meuchelmörder seinen Tod fand. — Athen, zu Wasser und zu Lande eingeschlossen, ward endlich durch Hunger zur Uebergabe gezwungen; es mußte alle Kriegsschiffe bis auf 12 ausliefern, die Hafenmauern niederreißen und die Oberleitung der griechischen Streitkräfte an Sparta abgeben. So sank Athen von feiner Höhe, weil die Besonnenheit und die Tugend aus seinen Mauern gewichen war.
399 §. 31. a. Sokrates, der Sohn eines Bildhauers zu Athen, hatte
nach des Vaters Wunsche sich gleichfalls dieser Kunst gewidmet; aber er hielt es für edler, Menschenseelen zu bilden als Bildsäulen zu formen. Er sah mit Betrübnis, daß die Furcht vor den Göttern geschwunden war und die Laster überhand nahmen. Er glaubte an einen allmächtigen, heiligen Gott und hielt Selbsterkenntnis und Tugend für die höchsten Güter. Große Schuld an dem Sittenverderben trugen die Sophisten (d. h. Weifen), welche Unterricht in den Künsten und Wissenschaften erteilten, aber auf spitzfindige Art Wahrheit als Lüge, Recht als Unrecht und Tugend als Thorheit darstellten und dadurch namentlich die Herzen der Jugend vergifteten. Ihnen besonders trat Sokrates entgegen. Nicht in langen, künstlichen Vorträgen, sondern durch Fragen und Antworten zeigte er ihre Irrtümer; er lehrte unentgeltlich, auf offener Straße und in der freien Natur, in den Bädern und in den Werkstätten der Handwerker. Und er lebte, wie
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