I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
43
9. Welche Kriege weißt du aufzuzählen, die Deutschland im N, 0, S und W um
seine Grenzen geführt hat? 10. Welche europäischen Kriege wurden in Deutschland
ausgefochten? 11. Wie mußte die Lage Deutschlands auf die Art des Volkes,
auf den Handel, auf die Schulbildung, besonders auf die Sprachbildung wirken?
12. Vergleiche Teutschland hinsichtlich seiner politischen Lage mit Spanien,
England und Schweden!
§ 53. Bodengestalt und Bodenschätze. Das Deutsche Reich nimmt an
allen drei Höhenstufen Mitteleuropas teil. Zwischen Alpen und Mittel-
gebirgsgürtel schiebt sich eine große Hochfläche, das Alpenvorland, ein.
So sind die natürlichen Teile des Deutschen Reichs von 8 nach N folgende:
1. Deutsches Alpenland, 2. Deutsches Alpenvorland, 3. Deut-
sches Mittelgebirgsland, 4. Norddeutsches Flachland.
29. Die vier natürlichen Hauptteile des Deutschen Reiches.
1. Deutsches Alpenland. 2. Deutsches Alpenvorland. 3. Deutsches Mittelgebirgsland einschließlich der Süd-
deutschen Beckenlandschast. 4. Norddeutsches Flachland.
Während in manchen Ländern Europas eine Bodenform vorherrscht,
z. B. in Rußland die Tiefebene, in Spanien die Hochebene, in Italien
das Kettengebirge, ist Deutschland durch den Wechsel seiner Bodenformen
ausgezeichnet. Dabei ist auch der Gesteinsbau der deutschen Gebirge höchst
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Deutschlands Spanien England Schweden Mitteleuropas Europas Spanien Italien Deutschland
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
45
1. Das Deutsche Alpenland.
§ 57. Der Anteil des Deutschen Reiches an den Alpen liegt ganz im
Königreich Bayern und erstreckt sich vom Bodensee bis an die Salzach,
einen rechten Nebenfluß des Inn. Die Deutschen Alpen gehören den Kalk-
alpen an und zerfallen in drei durch Lech, Inn und Salzach getrennte
Grnppen:
1. Vom Bodensee bis zum Lech die Algäuer Alpen, in die das Tal
der Jller weit eindringt. Die leicht verwitternden Gesteine ließen zahlreiche
Matten entstehen, so daß eine ausgedehnte Viehzucht betrieben wird.
2. Vom Lech bis zum Inn die Bayrischen Alpen, auf denen die
Isar entspringt. Die beiden gewaltigsten Züge sind das Karwendel-
und das Wettersteiu-Gebirge, das in der Zugspitze (3000 m) den
höchsten Berg Bayerns und zugleich des Deutschen Reiches trägt.
30. Das Wettersteingebirge mit der Zugspitze (3000 m), von Norden aus gesehen.
Die Zugspitze erhebt sich jäh über den grünen Eibsee <370 m). Das in groben und feinen Schutt ver-
witterte Gestein spült der Regen aus den Rissen und Schluchten aus und setzt es als Schuttkegel an den
Flanken der Bergwand wieder an.
3. Der deutsche Teil der Salzburger Alpen zwischen Inn und
Salzach. Der herrlichste Schmuck hier wie in den Bayrischen Alpen sind
die Seen, unter ihnen ein Kleinod der Alpenwelt im äußersten 80 Deutsch-
lands, der vielbesuchte Königssee. Er ist 8 km lang und stellenweise
2 km breit. Steil stoßen fast auf allen Seiten die hohen Kalksteinwände
unmittelbar an das grüne, klare Wasser; majestätisch ragt der 2700 m
hohe Watzmauu empor. Auf dem einzigen, durch einen Bergbach ange-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Bayern Karwendel- Berg_Bayerns
4g
C. Länderkunde.
31. Der Königssee (600 m) bei Berchtesgaden, vom Malerwinkel aus gesehen.
schwemmten kleinen Vorlande steht die weißschimmernde Kirche von St. Bartho-
lomä und ein Forsthaus, wo die Fremden einkehren.
Der Hauptwert des deutschen Alpenanteils besteht im Walde, dessen
Holzreichtum zur Anlage zahlreicher Sägewerke führte und eine blühende
Holzschnitzerei begründete; die Gewässer dienen der Flößerei. Weitere Er-
werbsqnellen sind die Jagd, Salzgewinnung und der Fremdenverkehr. Am
meisten besucht ist das herrlich gelegene Berchtesgaden (vgl. Buntbild!)
und der Kurort Reichenhall mit bedeutender Saline.
Aufgabe. Beschreibe die Gegend aus dem Gedächtnis!
2. Das Deutsche Alpenvorland.
§ 58. Vor dem Nordrande der Alpen dehnt sich eine weite Hochfläche
aus: das Alpenvorland. Es zieht sich vom Genfer See durch die
Schweiz und durch Deutschland bis nach Österreich hinein. Der Teil
zwischen Bodensee und Inn ist das Deutsche Alpenvorland, auch Ober-
deutsche oder Schwäbisch-Bayrische Hochebene genannt. Es wird
umgrenzt von den Alpen und dem Bodensee, dem Deutschen Jura
und dem Bayrisch-Böhmischen Walde. Die Meereshöhe des Gebietes
ist etwa 500 m. Im tiefsten Teile, am Fuße des Jura und des Bayrisch-
Böhmischen Waldes, hat sich eine große Sammelader seiner Gewässer ge-
bildet: die auf dem Schwarzwald entspringende Donau. Ihre Nebenflüsse
sind von rechts: die Jller, der Lech, die Isar, der Inn; sie sind wegen
ihres starken Gefälles nur zur Holzflößerei geeignet; von links kommen
die Wöruitz, die Altmühl, die Nab und der Regen. An den Flüssen
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Berchtesgaden Berchtesgaden Deutschland Schwarzwald Donau
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
85
zellanindustrie betrieben. Unter den Badeorten ist Salzbrunn am besuch-
testen. Vorgelagert ist dem Gebirge ein besonders fruchtbares Gebiet an
der unteren Katzbach, daran Liegnitz mit den Schlachtfeldern von 1241,
1760 und 1813.
Aufgabe. Wie hat der Verlauf des Gebirges die Anlage der Ortschaften
beeinflußt? (Bild 53.)
§ 131. 3. Der Glatzer Gebirgskessel. — Aufgaben. 1. Welche
Form hat er? 2. Suche die Namen der ihn umgebenden Bergzüge auf der
Karte auf! 3. Welcher Fluß entwässert ihn?
Der Hauptort ist Glatz, früher Festung, jetzt ein durch die Höhen ge-
deckter Waffenplatz. Neiße, an dem Fluß gleichen Namens, ist Festung.
Durch den Westrand führt der Paß von Reinerz über Nachod nach Böhmen.
Um ihn kämpfte Steinmetz siegreich im Juni 1866. In der Nähe liegt
das merkwürdige Sandsteinlabyrinth der Adersbacher und Wekelsdorfer
Felsen. Sie ähneln Zuckerhüten, Baumstämmen usw. und sind durch Ver-
Witterung und Auswaschung des Sandsteins entstanden, genau wie im Elb-
sandsteingebirge, mit dem dieses Gebiet zusammenhängt.
4. Das Mährische Gesenke. Es ist ein Rechteck wie der Glatzer
Gebirgskessel, aber größer und doppelt so hoch wie dessen Inneres. Die
höchste Spitze ist der Altvater (1500 m). Die Gewässer vereinigen sich zur
Oder, die durch die Mährische Pforte nach Schlesien fließt.
$ 132. Rechts der Oder liegt im 80 des Reiches das Oberschlesische
Hügellaud. Es ist vou geringer Höhe, der Boden ist mit ausgedehnten
Wäldern bestanden, birgt aber in seinem Innern das zweitgrößte Kohlen-
lager Deutschlands. Zugleich ist hier die wichtigste Fundstätte der Erde
sür Zink, das in größter Menge bei Benthen gefördert wird. Außerdem
lagern hier Eisen und Blei. Ähnlich wip im Ruhrgebiet hat sich hier
städtisches Leben schnell entwickelt. Mittelpunkt des Bergbaues ist Königs-
Hütte (73), einst ein Dorf, jetzt die drittgrößte Stadt Schlesiens. Auch
Gleiwitz (67) und Zabrze (63) sind blühende Plätze.
^ 133. Der Verkehrsmittelpunkt Schlesiens ist Breslau (512), die
Hauptstadt der Provinz. Es entstand da, wo die Oder schon schwerere Lasten
tragen kann, und wo die große nordsüdliche Straße von der Donau zur
Ostsee sich mit der von Polen und Posen nach Böhmen und dem W führenden
Straße kreuzt. In neuerer Zeit wurde Breslau Mittelpunkt der schleichen
Eisenbahnen, die in acht Linien an die Stadt herankommen; der Handel,
besonders mit Wolle, ist sehr bedeutend, auch ist Breslau der Markt für den
Jndustriebezirk rechts und für das Webergebiet links der Oder. Breslau ist
die zweite Residenz der preußischen Könige, Sitz einer Universität und einer
Technischen Hochschule, nach der Einwohnerzahl die siebente Stadt des Reiches.
Zeichnung: Die Sudeten. Das Gebirge kann durch Querstriche in
die einzelnen Teile zerlegt werden. Rechts wird der Laus der Oder mit
der Katzbach, links die Elbe, im Sw die March angedeutet.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich.
89
§ 136. Bodenschätze. An Mineralien ist das Flachland ärmer als das
Mittelgebirge. Diejenigen Bodenschichten, die Steinkohlen oder Erze ent-
halten können, liegen in außerordentlicher Tiefe. Dagegen ist Norddeutsch-
land reich an Braunkohlen und Salz.
An mehreren Stellen ragt das Gestein des Mutterbodens aus der
Schuttbedeckung hervor, wie in den Sandsteinklippen von Helgoland und in
56. Tagebau einer Senftenberger Braunkohlengrube.
Durch gewaltige Baggermaschinen werden die Lehm-, Sand- und Tonmassen, die das etwa 20 m mächtige
Flöz bedecken, weggeräumt, so daß die Kohle im Tagebau gewonnen werden kann. Riesige Baumstümpfe,
die bis 3 m Durchmesser aufweisen und oft noch sehr gut erhalten sind, schälen sich aus der lockeren Kohle,
die fast durchweg zu Briketts verarbeitet wird, heraus und geben Zeugnis von den Riesenbäumen der Vorzeit.
den Kreidefelsen von Rügen. Hier und da bieten sie den Bewohnern
wichtige Mineralien, wie namentlich der „Kalkberg" bei Lüneburg, der
eiuen vorzüglichen Gips liefert, und au dessen Fnß eine wichtige Salzquelle
entspringt. Die Kalkbrüche bei Rüdersdorf sind von großer Bedeutung
für die Bautätigkeit Berlins.
§ 137. Einteilung. Die Elbe, der wichtigste Strom Niederdeutsch-
lauds, zerlegt das Tiesland in das größere Ostelbische und das kleinere
Westelbische Flachland.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Helgoland Lüneburg Berlins Niederdeutsch- Westelbische_Flachland
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
49
§ (il. Tie wichtigste Verkehrsader für das betrachtete Gebiet ist die
Douau. Sie stellt die Verbindung Süddeutschlands mit dem Osten her.
An landschaftlicher Schönheit ist das Donautal reich und erinnert hier und
da au das Rheintal. Aber im Schiffsverkehr hat der Rhein die Donau
weit überflügelt, denn er mündet in das Weltmeer, die Donau aber in ein
Binnenmeer.
An der Donau liegt das württembergische Ulm, eine starke Festung.
Sein gewaltiges Münster hat den höchsten Kirchturm der Welt (160 m).
Douauabwärts folgt die bayrische Festung Ingolstadt. Regensburg
liegt am nördlichsten Punkte der Donau. Es wurde durch die Kreuzzüge,
von denen die beiden ersten donanabwürts gingen, eine Vermittlerin des
Handels von Konstantinopel nach dem deutscheu Norden. Damals war es
die wichtigste Stadt Bayerns, jetzt ist es die Hauptstadt des Regierungs-
bezirks Oberpfalz, Schnittpunkt der großen Bahnen Wien—frankfurta. M.
und Berlin—münchen, Anfangspunkt der Donaudampfschiffahrt. Am
Zusammenfluß vou Inn und Donau entstand die malerisch gelegene Grenz-
stadt Passau im Regieruugsbezirk Unterbayern.
Aufgaben. 1. Welche von 0 kommenden Völker haben bei Angriffen
gegen Deutschland die Donau als Heerstraße benutzt? 2. Wann ist das
Tonautcil in der Richtung von W nach 0 als Straße in der Geschichte auf-
getreten? 3. Welche Nebenflüsse der Donau bilden politische Grenzen?
3. Das Deutsche Mittelgebirgsland.
A. Das Süddeutsche Bergland.
Die Gberpfälzische Hochebene, das Bayrisch-Böhmische Waldgebirge.
§ 63. Zwischen dem Fränkischen Jura und dem Bayrisch-
Böhmischen Walde setzt sich das Alpenvorland in der Oberpfälzischen
Hochebene über die Donau nach N bis gegen das Fichtelgebirge fort.
Welche Gebirge umgeben sie? Der Lauf der Flüsse zeigt, daß sie sich
im Gegensatz znr Schwäbisch-Bayrischen Hochebene nach 8 senkt. Die
Ebene ist rauh und unfruchtbar, ein Fünftel ist Wald. Vorhandene Eisen-
lager haben Bergbau und Hüttenbetrieb hervorgerufen, wofür Amberg
(Gewehrfabrik! der Mittelpunkt ist.
§ 64. Das Bayrisch-Böhmische Waldgebirge ist der hohe Wall
im 0 der Oberpfalz. Sein westlicher Abhang gehört zum Deutschen Reiche.
Vom Fichtelgebirge erstreckt es sich südöstlich. Es ist ein Mittelgebirge
mit breitem, knppenreichem Rücken. Endlose Wälder, die in der Mitte teil-
weise noch Urwäldern gleichen, große Moore und zahlreiche Seen wechseln
miteinander ab. Der Reichtum an Onarz und Holz ließ eine blühende
Glasindustrie entstehen. Ein wichtiger Übergang ist der Paß von Taus,
der Prag, Pilfeu und Regensburg in gerader Linie verbindet und für die
Hering, Erdkunde für Präparandenanstalten. 4
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
54
C. Länderkunde.
von Genua—augsburg über Nürnberg nach Norddeutschland führte. Seine
Spielwaren, der „Nürnberger Tand", waren weltberühmt; Handel und Kunst-
gewerbe machten Nürnberg im 15. und 16. Jahrhundert zur ersten Stadt
Deutschlands Meistersinger). Der Sinn für Gewerbe, Handel und Verkehr
erhielt sich im Lauf der Jahrhunderte, und so entstand zwischen Nürnberg und
dem benachbarten Fürth die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. Jetzt
ist Nürnberg neben Stuttgart der erste Handels- und Jndustrieplatz Süddeutsch-
lands. (Germanisches Museum!) An der Fränkischen Saale liegt der Badeort
Kissingen mit kräftigen Salzquellen.
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
§ 70. Aufgaben. 1. Bestimme nach dem Maßstabe die Länge und die
Breite der Tiefebene und berechne daraus ihre ungefähre Größe! 2. Wie verläuft
der Rhein—rhone-Kanal? 3. Vergleiche die Strecken Bafel—straßburg und
Straßburg—mainz in Rücksicht auf die Zahl der am Rheiu liegenden Ortschaften!
4. Welche Flüffe strömen von rechts, welche von links in den Rhein?
Die einschließenden Gebirge gleichen einander wie Zwillingsbrnder.
Zur Ebene ist der Abfall steil, die Abhänge nach außen fenken sich in
Wellen völlig gleichmäßig zur Mosel wie zum Neckar. Im 3 sind die
Gebirge höher als im N. Der Schwarzwald erscheint von der Ober-
rheinischen Tiefebene aus als gewaltiger Wall. Den Namen hat er von
seinen dunklen Nadelwäldern. Der höchste Gipfel, der Feldberg (1500m!,
liegt im S. Auf dem Ostabhang entspringen Donau und Neckar. Der
große Holzreichtum des Gebirges gibt vielen Bewohnern Beschäftigung.
Die Flüffe erleichtern die Beförderung des Holzes zum Rhein; Köhlerei,
Teerschwelerei blühen, zahlreiche Sagemühlen zerkleinern das Holz, ans
dem it. a. die bekannten Schwarzwälder Uhren und andere Holzschnitzereien
hergestellt werden. Außer den Uhren sind die Musikwerke des Schwarz-
Wäldes weithin bekannt. Großartige Eisenbahnen führen über das Gebirge,
deffen herrliche Täler und schön gelegene Badeorte zahlreiche Fremde anlocken.
Nördlich an den Schwarzwald schließt sich das niedrige, wohlangebaute
Neckarbergland. Die Bedeutung dieser Senke für den Verkehr kommt
zum Ausdruck in dem Namen der Stadt Pforzheim — Pfortenheim, be-
kannt durch ihre Goldwaren.
Jenfeit des Neckars folgt bis an den Main der Odenwald (Katzen-
buckel, 600 m); feine nordöstliche Fortsetzung ist der das Mainviereck füllende
Spessart. Beide sind waldreiche, hochflächenartige Erhebungen.
Der südliche Schwarzwald gehört fast ganz zum Groß Herzogtum
Baden, in den nördlichen teilen sich Baden und Württemberg, ebenfo
in das Neckarbergland. Der Odenwald ist überwiegend im Besitz des
Großherzogtnms Hessen, der Spessart ist bayrisch.
Aufgabe. Welche Schwierigkeiten waren beim Bahnbau zu überwinden?
§ 71. Der Wasgenwald oder die Vogesen, auf deren Kamm die
deutsch-französische Grenze verläuft, steigen nördlich von der Burgundischen
Pforte empor: der höchste Punkt ist der Sulzer Belchen, fast so hoch
wie der Feldberg. Auf dem französischen Westabhange entspringt die Mosel.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich. 117
bischofs und eines Kurfürsten. Unter den zahlreichen kirchlichen Bauten ist
weltbekannt der Kölner Dom, das schönste gotische Bauwerk Deutschlands,
begonnen im 13. Jahrhundert und vollendet nach Gründung des Deutschen
Reiches. Jetzt ist Köln Sitz der Rheinischen Dampffchiffahrtsgesellschast
und Hauptverkehrspunkt auf den großen Strecken Berlin—paris und Belgien—
England. Starke, weit hinausgeschobene Forts decken die Stadt, die mit dem
Vorort Deutz reichlich 72 Mill. Einwohner hat und damit die zweitgrößte
Stadt Preußens ist.
Stromabwärts liegen die Häfen des „bergischen" Landes' Düsseldorf
(358), weitberühmt durch seine Malerakademie und seine Musikfeste. In
der Nähe liegt Kaiserswerth, wo aus kleinen Anfängen die ausgedehnten
Fliednerschen Anstalten sür innere Mission entstanden, deren Diakonissen
in drei Erdteilen tätig sind. Es folgt der Jndustrieplatz Duisburg ldus-
bürg] (229), der mit dem Hafen Ruhr ort zu einer Großstadt verwachsen
ist. Ruhrort1 ist großer Jndustriemittelpunkt und besitzt den größten Fluß-
Hafen des Festlandes (Bild 77). An der Mündung der Lippe liegt Wesel
und nahe der deutschen Grenze links vom Rhein Kleve.
§ 174. Die Ems, der kleinste unter den deutschen Hauptflüssen, ent-
springt am Südwestabhange des Teutoburger Waldes. Sie ist kürzer als
die Mosel, fließt durch den Dollart und mündet in zwei Armen bei Borkum,
das zum Schutze der Mündung befestigt ist.
In ihrem Oberlauf durchfließt die Ems die Münstersche Tieflands-
bucht. Sie ist eingelagert zwischen Teutoburger Wald und Haar und wird
entwässert durch die Ems und die Lippe. Im 3 hat das reiche Steinkohlen-
lager zahlreiche Bergwerke und Eisenindustrie ins Leben gerufen. Hier,
„wo der Märker Eisen reckt", liegt Hamm, die alte Hauptstadt der Graf-
schast Mark, jetzt Knotenpunkt der westfälischen Eisenbahnen, reich an Eisen-
gießereien. Im innersten Winkel der Tieflandsbucht gründete Karl der
Große Paderborn (30) neben Münster und Minden als Bischofssitz im
westfälischen Sachsen. Am Rande des Gebirges, in der fruchtbaren Soester
Börde, folgt Soest [soft], in der Hansezeit eine der ersten deutschen Handels-
städte; jetzt hat es bedeutenden Getreidehandel. Den Mittelpunkt bildet
Münster, eins der von Karl dem Großen im Sachfenlande angelegten
Bistümer, jetzt Sitz der Regierung und Universitätsstadt.
§ 175. Von steigender Bedeutung für den deutschen See- und Binnen-
verkehr ist in jüngster Zeit Emden geworden. Hier mündet der Dort-
mnnd—ems-Kanal, durch den die rheinisch-westfälischen Jndnstriebezirke
mit der Nordsee in schiffbare Verbindung gefetzt sind, während dieser Ver-
kehr früher nur über den Rhein und durch Holland ging. Emden ist als
Handels- und Freihafen, zugleich als Hafen für die Hochseefischerei auf
Heringe bedeutend'.
Zeichnung: Die Ems und der Dortmund — Ems-Kanal. Der
Oberlauf der Lippe ist aufzunehmen.
1 Ort = Spitze. (Ssergt. Brüsterort, Schwarzort.)
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Rheinischen_Dampffchiffahrtsgesellschast Belgien England Kaiserswerth Jndustrieplatz_Duisburg Wesel Rhein_Kleve Borkum Sachsen Soest Sachfenlande Rhein Holland Dortmund
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich,
57
In der ersten großen Talweituug ans deutschem Boden, die bis Dieden-
Hofen reicht, liegt Metz (vgl. § 88). Die Schlachtfelder liegen westlich der
Mosel' Viouville, St. Privat, Gravelotte auf deutschem, Mars-la-Tour
auf französischem Gebiet. Zwei Fünftel der Bewohner von Metz sprechen
Französisch, die übrigen Deutsch.
§ 72. Die Fortsetzung der Vogesen bilden die Hardt und das Pfälzer
Bergland. Ihre Höhe entspricht dem Odenwald (Donnersberg, 700 m).
Im N vor der Hardt liegt Kaiserslautern, eine gewerbreiche pfälzische
Stadt, und im N des Pfälzer Berglaudes K reu zu ach mit salzreichen Quellen.
Zwischen den Vogesen und der Hardt verläuft die verkehrsreiche Einfeukuug
der Zaberner Steige. Hardt und Pfälzer Bergland tragen an ihrem
Ostabhange köstliche Weine; die Pfalz ist durch Tabakbau bekannt.
Im W streckt sich die Gegend zum Tal der Saar, das infolge seines
Kohlenreichtums ein Mittelpunkt für Industrie und Kohlenhandel geworden
ist. (Städte?)
§ 73. Staatlich gehören die deutschen Vogesen zum Elsaß, Hardt und
Pfälzer Bergland zur B a y ri sch eu Psalz, die nördlichen Ausläufer zu H esseit.
Das Saargebiet gehört teils zu E l s a ß -L o t h r i u g e u, teils zur Rheiuprovi u z.
§74. Die Oberrheinische Tiefebene bildet den tiefsten Teil Süd-
dentschlands. Abgesehen von dem schön bewaldeten Kaiserstuhl ist sie
völlig ebeu und wird durchströmt vom Rhein, der sie bei Basel (250 mi
betritt und bei Mainz (80 m) verläßt. Im Sw begleitet die vom Schweizer
Jnra kommende Jll den Rhein, bis sie sich nördlich von Straßburg in ihn
ergießt. Vou rechts erhält der gewaltige Strom außer der Kinzig deu
Neckar bei Mannheim, den Main bei Mainz. Bis Kehl ist das Gefälle
stark, der Strom hatte früher bis hierher den Charakter eines wilden Berg-
stroms, veränderte oft seinen Lauf und überschwemmte seine Ufer. Da hier
infolgedessen die Schiffahrt unmöglich war, mußte der Rhein—rhone-Kanal
angelegt werden. Aus demselben Grunde findet sich auf dieser Stromstrecke
keine größere Niederlassung außer der Festung Alt-Breisach auf einem
Ausläufer des Kaiserstuhls. In neuerer Zeit ist diese Rheinstrecke reguliert
worden. Vou Kehl an belebt sich der Fluß mit Schiffen, altberühmte
Städte schmücken seine User: Speyer, unter dessen Dom die fränkischen
Kaiser die Kaisergruft anlegten, und Worms, wo die Gegend der Edel-
weine begiunt. An seine einstige Macht und Bedeutung eriunert der
Tom. Mainz (Iii), gegenüber der Mainmündung, ist eine Grün-
dmtg der Römer. Durch Bonifatius wurde die Stadt Sitz eiues
Erzbischofs. Jetzt ist Mainz eine Festung ersten Ranges und ein Mittel-
Punkt der Rheinschiffahrt und des Eisenbahnverkehrs. An der Neckar-
mündung liegt Mannheim (193), Industrie- und Handelsstadt, der
wichtigste Hafen Badens und Süddeutschlands. Gegenüber entstand
Ludwigshafen (83), die größte Stadt Rheinbayerns, Mittelpunkt
einer weitverbreiteten und wichtigen chemischen Industrie. Freiburg im
Breisgau (83) ist eine schöne Universitär- und Erzbischofsstadt, Ausgangs-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
60
C. Länderkunde,
c) Städte. — Aufgaben. 1. Was ist über Lage und Anlage der Haupt-
ftadt zu sagen? 2. Welche Städte liegen a) am Rhein, b) am Neckar,
c) am Westrand des Schwarzwaldes, d) an der Donau, e) am Bodensee?
$ 81. 4. Das Großherzogtum Hessen.
Halb so groß wie Baden, l,:s Mill. E., Dichte 167. Über 2/3 Evangelische.
Aufgaben. 1. In welche beiden Teile zerfallt das Großherzogtum?
2. Gib an: Lage, Grenzen, die natürlichen Landschaften und Flüsse des schon
besprochenen südlichen Teiles Rheinhessen. Der kleinere nördliche Teil des
Staates, Oberhessen, liegt schon im mitteldeutschen Gebirgslande.
a) Beschäftigung. ■— Aufgabe. Wo sind Obstbau, Weinbau, Wald-
reichtum die wichtigsten Erwerbsquellen?
b) Städte. — Aufgabe«. 1. Wo liegt die Hauptstadt? 2. Welche
Städte liegen a) am Rhein, b) am Main?
$ 82. 5. Elsaß-Lothringen.
14500 qkm, 1,9 Mill. E., Dichte 129. Reichlich 3/4 Katholiken, mehr als 1/5 Evangelische,
l3/4% Inden. 200000 mit Französisch als Muttersprache.
Aufgaben. 1. Welche Gegensätze zeigt die Bodengestalt? 2. Welche Ge-
birge füllen den Ay und N? 3. Erkläre aus Lage und Größe, daß Elsaß-
Lothringen eins der ersten Weinländer Teutschlands ist! 4. Wo ist Industrie,
besonders die Webindustrie, vorherrschend? 5. Ordne die Städte nach ihrer
Größe! 6. Welche Orte treten in der Geschichte auf?
Elsaß-Lothringen bildet einen Winkelhaken, füdlich von Metz durch-
schnitten vom 49. Breitenkreis, unter dem Paris, Karlsruhe und Regensbnrg
liegen. 1911 wurde es eiu deutscher Bundesstaat.
Tas Elsaß wird im N begrenzt vou der Lauter, dereu Quereinschnitt
von alters her die politische, kirchliche und sprachliche Grenze gewesen ist.
Der wichtigste Fluß ist uicht der Rhein, fouderu die Jll (§ 74). Zwischen
ihr und dem Rheiu führt von Straßbnrg der Rhein Rhoue-Kaual durch
die Burgundische Pforte, die tiefe Lücke zwischen Jura und Wasgenwald.
Deutsch-Lothriugen liegt zwischen Mosel und Saar. Mildes Klima,
Reichtum an Wem, Salz und Eiseu habeu zu reichlicher Besiedlung ange-
lockt. Der Grenzstreifen wird von Franzosen bewohnt, an der Saar
eutlaug sitzeu, wie in der Pfalz, Frauhit.
Zeichnung: Elfaß-Lothringen. Beachte, daß das Land ans zwei
Rechtecken besteht, die sich bei Straßburg berühren!
§ 83. 6. Die Hohenzollernschen Lande.
Etwa 70000 E., 95% Katholiken.
Aufgaben. 1. Welcher Fluß durchquert die Hohenzollernschen Lande?
2. Bon welchen Ländern sind sie eingeschlossen? 3. Wo liegt Sigmaringen,
wo Hechingen?
Das Ländchen ist 1849 gegen ein Krongeld an Preußeu abgetreten und
wird als Regierungsbezirk Sigmaringen vom Oberpräsidenten des Rhein-
lands verwaltet.
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