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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1897 - Leipzig : Hirt
40 Schwyz, Unterwalden und Lnzern sich nnterthnig machen wollte. Sie sollten nicht mehr den jedesmaligen deutschen König, sondern den Herzog von sterreich als ihren Herrn anerkennen. Es war ein Mibrauch seiner kaiserlichen Wrde, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu Habs-burgischem Hausbesitz machen wollte. Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsbnrgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Staussachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 27

1897 - Leipzig : Hirt
27 dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen." Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-land zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere auf-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen und sein Schwert mit der andern Hand und lies, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein un-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo." Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschlagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingefhrt ward, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir unter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen. Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilse lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.

3. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 27

1910 - Leipzig : Hirt
7. Alarich, Attila, Theoderich der Groe. 27 Begrbnis bereiteten sie ihrem Könige. Ein Flu, der Bufento, wurde abgeleitet. Mit dem Leichnam, der mit dem kniglichen Kriegsschmuck angetan war, wurden sein Lieblingsro und viele Kostbarkeiten ins Grab versenkt. Dann wurde der Flu in sein altes Bett zurckgeleitet, damit keines Rmers schnde Habsucht des Gotenknigs Grabesfrieden stren knne, und noch jetzt rauschen die Wogen der den Gebeinen Alarichs. Eine Gnadenfrist war dem Rmischen Reiche noch beschieden. Wohl hatten die Hunnen eine gewaltige Herrschaft begrndet, denn unter ihnen trat ein Welteroberer auf: König Attila (Etzel oder Gottesgeiel", wie er sich selbst nannte). In Ungarn war der Mittelpunkt seiner Macht; von hier aus gebot er bis an die Wolga, die Ostsee und den Rhein der viele Völker. Reiche Schtze waren von den Hunnen zusammen-geraubt worden, doch blieb der Herrscher den alten einfachen Sitten seiner Vter treu. Er wohnte in einem hlzernen Gebude; seinen Gsten setzte er zwar auf goldenen und silbernen Schsseln auserlesene Lecker-bissen vor, er selbst aber a nur von Holztellern einfache Speisen und trank keinen Wein. Unscheinbar war seine Gestalt, hlich waren seine Gesichtszge, aber aus den Augen leuchtete Tatenlust und Herrscherkraft. Auch er gedachte Rom zu erobern. Zuerst zog er der den Rhein nach Gallien, um den letzten tchtigen rmischen Feldherrn Aetius zu vertreiben. Doch dieser gewann mit Hilfe der Westgoten in der Riesen-Schlacht aus den Katalaunischen Feldern (im Jahre 451) den Sieg, allerdings erst nach hartnckigem Kampfe. Eine Sage erzhlt, der Streit sei so erbittert gewesen, da sogar die Geister der Erschlagenen in der Luft noch weiter gekmpft htten. Attila verzweifelte an seiner Rettung; er lie einen Scheiterhaufen aus hlzernen Stteln errichten, um sich zu verbrennen, wenn die Rmer ihn von neuem angriffen. Aber die Ver-lfte der Rmer waren zu groß, sie waren zufrieden, von Attila nicht besiegt zu sein, und dieser zog sich nach Ungarn zurck. Bald brach er mit einem noch strkeren Heere in Italien ein, erreichte aber Rom nicht und starb bald darauf. Bei der Totenfeier schoren sich die Heerfhrer das Haupthaar ab und zerschnitten sich das Gesicht mit Messern; der Leichnam wurde in drei Srge von Gold, von Silber und von Eisen eingeschlossen und mit vielen Schtzen beim Schein der Sterne in die Erde versenkt. Kein Hgel, kein Denkmal zeigte den Ort des Begrb-nisses. Seine Herrschaft zerfiel mit seinem Tode, da seine Shne un-einig waren und des Vaters Tchtigkeit nicht besaen. Das Rmerreich wurde immer schwcher; endlich zerstrte es ein germanischer Heerfhrer, Odoaker, im Jahre 476. Aber wieder befeindeten

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 33

1844 - Stuttgart : Metzler
Die olympischen Spiele. 33 Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge- sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin- gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles, Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte. Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge- zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven- kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan- gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt; ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich- ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf die Nachwelt. Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge- schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker- schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett- eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei- len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt- vaterlande gebracht hatten. Hugendubel, Weltgeschichte. 3

5. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 35

1844 - Stuttgart : Metzler
3s oder die Erbauung der Stadt Rom. suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute, die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen, Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war- teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand, Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn könnten. Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge- liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen. Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone ulld Leben. Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht, ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent- schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu 3 *

6. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 202

1844 - Stuttgart : Metzler
202 Der Bund im Rütli. berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte, welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz- ten die Vögte. Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver- letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge- ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan- gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben, Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht- los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er- geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde verwandeln. / Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be- schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts- ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen ausstechen und Hab und Gut wegnehmen. In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau- samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes. Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs- hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß

7. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 204

1844 - Stuttgart : Metzler
— 204 Der Bund im Rütli. freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An- schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö- den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen hätte. Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin- reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be- rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be- schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm, zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen. Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich, und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft. Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un- ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu, drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege- den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant- wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."

8. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 206

1844 - Stuttgart : Metzler
206 Der Bund im Rütli. That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht, wo er sich verborgen hielt. Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof- fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308 begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück- lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd, an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm. Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu- jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel, Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn. Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt, aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her- bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über die Grenze. Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre. Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be- kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den wackern Schützen gehalten wird.

9. Theil 1 - S. 117

1839 - Leipzig : Fleischer
117 Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver- sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien, wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An- gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste, hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus. Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so- gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf, 364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau- samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo- pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä (Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie- ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt. Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami- nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust. Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei- nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen, die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba- ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm- mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben. Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde

10. Theil 1 - S. 155

1839 - Leipzig : Fleischer
155 sich entschließen, dem Könige zu schmeicheln. Jetzt hatte ihn der König feige gescholten. „So?" rief Klitos aufgebracht, „meinst du etwa die Feigheit, mit der ich einst am Granikos dem schon fliehenden Götter- sohn das Leben rettete? Nur durch das Blut und die Wunden der Macedonier bist du der geworden, der du bist, und nun weißt du dich vor Stolz nicht zu lassen, so daß du deinen Vater Philipp verläug- nest, und dich für einen Göttersohn hältst!" — „Wie?" schrie Alexan- der, „du Bösewicht! glaubst du, daß dir solche Reden so hingehen sollen?" — Der Wortwechsel wurde immer heftiger; endlich ergriff der König einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitos an den Kopf, und suchte nach dem Schwerte, welches aber bereits auf die Seite gebracht war. Einige Freunde des Klitos brachten diesen aus dem Zimmer; wüthend stürzte er aber zu einer andern Thüre wieder hinein, schrie ärger als zuvor, und überhäufte den König mit Schmä- hungen, bis dieser, außer sich vor Zorn, aufsprang, einer Wache den Spieß wegriß, und diesen dem Klitos durch den Leib rannte. Röchelnd stürzte Klitos nieder, und war in wenigen Augenblicken todt. So- gleich verschwand des Königs Zorn und Rausch. Er warf sich, seine rasche That schmerzlich bereuend, auf den Sterbenden nieder, rief ihn schmerzlich beim Namen, und hätte sich selbst erstochen, hätte man ihn nicht gehalten. Man führte ihn in sein Zimmer. Hier brachte er die ganze Nacht in trostloser Verzweiflung zu. Er erinnerte sich, wie des Klitos Schwester ihn so liebevoll erzogen, und er selbst ihm das Leben gerettet hätte, und diesen Mann hatte er nun ermordet! Man hörte die ganze Nacht, wie er auf dem schlaflosen Lager mit dumpfer Verzweiflung den Namen: „Klitos! Klitos!" rief. In diesem Zu- stande brachte er mehrere Tage zu; dann zerstreuten ihn nach und nach neue Züge und Arbeiten. Nun unternahm er den abenteuerlichsten aller seiner Feldzüge. Es ging nach Indien, das heißt demjenigen Theil Ostindiens, der diesseit des Ganges liegt, und jetzt Vorderindien heißt. Eine tollkühne Unternehmung, ein von Macedonien 700 Meilen weit entferntes Land, welches von tapfern und zahlreichen Völkern bewohnt war, mit eini- gen tausend Menschen, die nicht einmal an das heiße Klima gewöhnt waren, erobern zu wollen! Aber je größer die Schwierigkeiten, desto heftiger war Alexanders Begier, und er zeigte wie Demosthenes, nur in einem ganz verschiedenen Sinne, was der Mensch alles vermöge, wenn er seine ganze Kraft an die Erringung Eines Zielpunctes setzt. Wirklich waren die Schwierigkeiten, ehe er nur an die Gränze die- ses weiten Landes kam, ungeheuer. Er mußte über ein steiles Ge- birge (Paropamisos, jetzt Hindukusch), welches von wilden Thieren bewohnt wurde, ziehen, über breite Ströme setzen, feste Städte bela- gern und sich beständig mit feindseligen Völkern herumschlagen. Aber
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