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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 37

1861 - Münster : Coppenrath
37 Das war ein sehr günstiger Umstand für Luther; denn jetzt konnte dieser unter dem Schutze seines hohen Gönners das Werk der Reformation ungefährdet fortsetzen. Den eifrigsten Mithelfer und Beförderer fand er an seinem gelehrten Freunde und Amtsgenossen Philipp Melanchthon. Als der Religionsstreit in Deutschland mit jedem Tage ernster und bedenklicher wurde, schickte der Papst einen zweiten Legaten, den sächsischen Edelmann Karl von Miltiz, dahin. Dieser beschied Luther zu einer Unterredung nach Altenburg. Im Januar 1519 kamen sie hier zusammen. Miltiz gewann durch sanftes, freundliches Zureden das volle Vertrauen Lu- ther's, so daß dieser gern versprach, von der ganzen Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern gleiches Schweigen auferlegt würde. Ja, es machte die Güte und Freundlichkeit des Legaten einen so tiefen Eindruck auf den so reizbaren und heftigen Charakter Luther's, daß dieser tief gerührt an den Papst selbst ein Schreiben richtete, in welchem es unter andern heißt: „Ich bezeuge vor Gott und allen Creaturen, daß ich nie Willens gewest, noch heutiges Tages bin, der römischen Kirche und Ew. Heiligkeit Gewalt auf einerlei Weise anzu- greifen, oder mit irgend einer List etwas abzubrechen." Allein jenes Schweigen wurde, wie auch voraus zu sehen war, nicht beobachtet. Der Streit hatte einmal die Geister über die Schranken der Mäßigung hinweggeführt, und es fehlte an einem Mittel, sie zu beschwichtigen. Einer der größten Gegner Luther's war Doctor Eck, Lehrer an der Universität Ingolstadt in Bayern, ein sehr gelehrter und in der heiligen Schrift vorzüglich bewanderter Mann. Dieser forderte einen der eifrigsten Kämpfer für die neue Lehre, den Andreas Karlstadt, Luther's Freund und Amtsgenossen, zu einem gelehrten Wettstreite in Leipzig heraus. Im Juni des Jahres 1519 wurde dieser in Gegenwart des Herzogs Georg von Sachsen und einer großen Volksmenge geführt und währte neunzehn Tage hindurch. Auch Luther selbst fand sich ein und

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 48

1861 - Münster : Coppenrath
48 und sobald die Kanonen donnerten, und die' Reiter heran- sprengten, warf sich die. ganze Rotte der Bauern in die wil- deste Flucht. Aber nun war die Neue zu spät. Fünftausend wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der ersten gewesen war, welche die Flucht er- griffen hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers klein- müthig und verzagt. So endete die neue christliche Gemeinde, und mit ihr der ganze Aufstand der Bauern, in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525, wo der Schlachtberg bis auf diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld fiel es in die alte Knechtschaft und Dienst- barkeit zurück. — Im Ganzen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100,000 berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigenthum, besonders auch an Kunstschätzen ist un- berechenbar. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Klöster Zeugen jenes Gewittersturmes, der über unser Vater- terland zerstörend dahin fuhr) 8. Die Wiedertäufer in Münster (1533—1535). Die eben erwähnte Secte der Wiedertäufer, welche alle Grundlagen nicht nur der kirchlichen, sondern auch der bür- gerlichen Gesellschaft zu zerstören drohete, schien seit dem Tode ihres Stifters völlig ausgerottet zu sein; als einige Jahre später der ganze Gräuel einer völlig ausgebildeten Umsturz- partei in Münster, der Hauptstadt Westfalens, sich enthüllte und jetzt von hier aus ganz Deutschland mit neuen Schrecknissen erfüllte. In dem benachbarten Holland fand sich noch eine große Menge Wiedertäufer, die alle festhielten an den Lehren, welche damals Thomas Münzer über die Gleichheit aller Menschen, über die Gütergemeinschaft und über die unmittel- baren göttlichen Eingebungen an einzelne Menschen vorgebracht

3. Theil 3 - S. 13

1861 - Leipzig : Teubner
* — 13 — Reichsstadt Mühlhausen den Pöbel zur Vertreibung des Ma- gistrats und wollte mit Gütergemeinschaft und allgemeiner Gleich- heit das Reich Gottes aufrichten. Weit griff der Aufstand in Thü- ringen , Niedersachsen und Braunschweig um sich, bis die Fürsten 1525 bei Frankenhausen siegten und die Urheber hinrichten ließen. — Die Bauernaufstände schreckten Schwachsichtige von der Reformation zurück, schadeten aber ihrem Fortgange nicht, ja ihrer Wirksamkeit ist es zuzuschreiben, daß die gegründeten Beschwerden der Niedern durch die Hohen selbst genügende Ab- stellung fanden. Fortgang der Reformation. § 11. Außer l) in Kursachsen, wo auf Friedrich den Wei- sen 1525 sein noch entschiedner evangelisch gesinnter Bruder Johann der Beständige folgte, fand die Reformation Ein- gang 2) in Hessen-Kassel, wo Landgraf Philipp der Groß- mütige 1525 sich für sie erklärte, 1526 die neue Kirchenordnung einführte und 1527 die evangelische Universität Mar bürg gründete. 3) bei vielen Fürsten und freien Städten Norddeutsch- lands durch Johann Bugenhagen. 4) in Preußen, wo der Hochmeister Alb recht von Brandenburg-Anspach 1525 das Land in ein von Polen lehensabhängiges weltliches Herzog- tum verwandelte und 1526 die evangelische Kirchenordnung ein- führte. Von hier aus verbreitete sich das Evangelium nach Kur- und Livland. Da mehrere Fürsten 1525 in Dessau Rat pflogen wider die neue Lehre und der Reichsstatthalter Erzherzog Ferdinand einen Bund zu Stande zu bringen suchte, schloßen 1526 Johann v. Sachsen, Philipp v. Hessen, mehrere andere evangelische Fürsten und Magdeburg zu Torgau ein Bündnis, aber auf Luthers An- dringen nur zur Verteidigung im Fall eines Angriffs. Auf dem Reichstag zu Speyer 1526 bewirkten sie den Beschluß, jeder Fürst möge es mit dem Wormser Edikt halten, wie er es vor Gott und seinem Gewissen verantworten könne, und das Versprechen einer allgemeinen Kirchenversammlung. Wärend die politischen Verhältnisse äußere Störungen von der Reformation fern hielten, räumte Luther im Innern der Kirche, was dem Evangelium hindernd war, hinweg und führte ein, was zu seiner Förderung diente. Verworfen wurden die Bil- derverehrung, das Meßopfer, die Klostergelübde (1524 legte Lu- ther die Mönchskutte ab, die Klöster entleerten sich von selbst), das Gölibat (1525 Luthers Vermälung mit Katharina von Bora), eingeführt die Austeilung des Abendmahls unter bei- derlei Gestalt, deutsche Predigt und deutscher Kirchengesang. Die Errichtung christlicher Schulen folgte. Die in Kursachsen vorgenommenen Kirchenvisitationen 1528 u. 29 hatten den segen- reichsten Erfolg und veranlaßten die erste Bekenntnis- schrift, den Lut berschen Katechismus. Die Kirchen-

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 243

1845 - Heidelberg : Winter
§. 88 Anfang der Reformation. 243 Tod eines Freundes, dem Klosterleben, und suchte durch ängstlich-gewissenhafte Beobachtung aller vorgeschriebenen kirchlichen Gesetzeswerke den Frieden der Seele. Er vermochte ihn aber auf diesem Wege nicht zu finden, und war in der äußersten Gefahr, sich durch Selbstquälerei geistlich und leib- lich aufzureiben. Da kam er zufällig an eine lateinische Bibel und lernte daraus die ursprüngliche Lehre des Evan- geliums kennen. Das ernste Forschen in der Schrift führte ihn, nach noch vielen innern Kämpfen, auf den Weg der vor Gott geltenden Gerechtigkeit, welche allein dem durch die wahre Herzensbuße hindurchgegangenen Glauben an Christi Verdienst von Gott zugerechnet wird, aus welchem lebendigen Glauben dann die guten Werke als eben so viele gesunde Früchte hervorgehen m ü s s e n. Da einige Jahre zuvor (1502) der Kurfürst Friedrich der Weise, welcher überhaupt mit seinem durchdringen- den Geiftd die Bedürfnisse des Reichs und der Kirche am klarsten erkannte, die Universität Wittenberg errich- tet hatte, so wurde Luther für dieselbe durch einen seiner Vor- gesetzten, Staupitz, zunächst zum Lehrer der Weltweiöheit vorgeschlagen und vom Kurfürsten 1508 angestellt. Einige Jahre darauf (1512) wurde er zum Doctor der heili- gen Schrift ernannt und zum Predigtamt verpflichtet. Da er die heil. Schrift nicht, wie Andere, bloß nach den Kirchen- vätern und Scholastikern, sondern unmittelbar aus ihr selbst auslegte, so brachte er dadurch große Wirkung unter seinen Zuhörern hervor. Eine Reise nach Rom in Angelegenheiten des Augustinerordens, welchem Luther noch angehörte, machte ihn mit dem damaligen geistlichen Leben daselbst in einer Weise bekannt, die einen sehr ungünstigen Eindruck in seinem Gemüthe zurückließ. Als nun Tetzel kam und mit seinem Ablaßverkauf so gefährlich wirkte, trat Luther in der oben angegebenen Art auf, ohne jedoch damit eine Kirchen- trennung zu beabsichtigen. Run erhob sich ein Schriftenstreit zwischen ihm und seinen 16*

5. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 334

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
334 ihm vorlegte, fest zurückgewiesen, man überzeuge ihn denn zuvor des Jrr- thums. Lurher versprach zu schweigen, wenn seinen Feinden auch Stillschwei- gen auferlegt werde. Das geschah nicht und der Hader dauerte fort. Eine Disputation zwischen Luther und dem kampfberühmten Dr. Joh. Eck blieb ohne weiteren Erfolg, als daß die beiden Theologen arg aneinander geriethen, weil jeder Sieger sein wollte. Endlich wurde es dem Papst ernst und er erließ eine Bulle, worin Luthers Lehre verworfen und er selbst zum Widerrufe aufgefo- dert wurde. Zur Antwort zog Luther mit Magistern und Studenten vor das Msterthor von Wittenberg, ließ einen Holzstoß errichten und warf die Bann- bulle und päpstlichen Decretalen ins Feuer den 11. Dez. 1520. Nach diesem Schritte trat er in Predigt und Schrift viel entschiedener auf; er eiferte gegen die sittliche Verdcrbniß, den Aberglauben, sprach von der christlichen Freiheit und von Pfaffentrug, und darüber schrieb er an Volk und Adel in deutscher Sprache und in einer Weise, wie man es noch nie gehört hatte. Das Feuer, das in seinem Innern glühte, entzündete Hörer und Leser. Ritter Franz von Sickingen, Ulrich von Hutten boten Luthern Burg und Schwert an, denn die Ritter haß en die Fürsten, die geistlichen und weltlichen, und hofften bei der großen Bewegung den Adel von der Obergewalt der Fürsten wieder frei zu machen. Auch in den Städten fand Luther vielen Beifall, den Bauern aber klangen die Worte „christliche Freiheit" wie die Stimme Gottes, die ihnen Er- lösung aus ihrem Elende verkündete. So stund es, als der Kaiser den Reichs- tag in Worms versammelte und auch den Dr. Luther vorlud. Dieser machte sich auf mit sicherem Geleite und dichtete in diesen Tagen sein berühmtes Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott" u. s. w., und als man ihn vor Worms warnte und an Joh. Huß erinnerte, erwiderte er: ich gehe nach Worms und wenn so viel Teufel darin sind, als Ziegel auf den Dächern. Luther und der junge Kaiser waren es, auf welche alles Volk schaute; denn von dem mächtigen Kaiser erwartete man die Zeilen Karls des Großen, die Vertreibung der Türken, die/ Dämmung der französischen Macht, und was aus Luthern und seinem Werke werden sollte, das getraute sich niemand vorauszusagen. Als er vor dein Reichstage zum unbedingten Widerrufe vorgefordert wurde, weigerte er sich abermals fest, man widerlege ihn denn zuvor aus der heiligen Schrift, oder mit öffentlichen, hellen und klaren Gründen und Ursachen, „denn," fuhr er fort, „ich glaube weder dem Papst noch seinen Concilien, weil es offenbar und am

6. Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit - S. 177

1899 - Leipzig : Teubner
43. Die Anfnge der deutschen Kirchenverbesserung. Bruch mit dem Papsttum. 177 Cotta in ihrem behaglichen Heim aufnahm. Im Jahre 1501 bezog er die Universitt zu Erfurt, wo er sich der scholastischen Philosophie, weniger humanistischen Studien hingab. Vier Jahre darauf Magister der freien Knste geworden, hatte er gerade das Brotstudium, die Rechts-Wissenschaft, aufgenommen, als er, von schwerer Sorge um sein Seelen-heil erfllt, ins Augustiner-Eremitenkloster in Erfurt eintrat. Mit heiligem Eifer kam er hier seinen mnchischen Pflichten nach, fand aber hierdurch ebenso wenig die ersehnte Rnhe wie in der scholastischen Philosophie oder in der Bibel, die er samt den Schriften des heiligen Augustinus und Bernhard las. Im Frhjahr 1507 empfing er die Priesterweihe. Endlich gewann er, von Johann von Staupitz, dem zweiten Generalvikar der deutschen Augustinerkongregation, beeinflut, nach langer, bitterer Seelennot die Zuversicht, da durch Christi Leiden dem an ihn glaubenden Christen der Weg zu Gottes Liebe und Gnade offen stehe. Durch Staupitz erhielt er eine Berufung an die im Jahre 1502 vom Kurfrsten Friedrich dem Weisen gegrndete Universitt zu Wittenberg (1508), wo er der die Psalmen, den Rmer-, Galater- und Hebrerbrief las und in der Pfarr-kirche predigte. In Angelegenheiten seines Ordens wurde er im Jahre 1511 als Reisebegleiter eines hochgestellten Augustinermnchs nach Rom gesandt. Im Jahre 1512 erlangte er die theologische Doktorwrde. Immer strker und lebendiger wurde in ihm die berzeugung, da der Mensch allein durch den Glauben Rechtfertigung und ewige Seligkeit erlangen knne. Ohne sich dessen voll bewut zu werden, verneinte er damit die herrschende Lehre der Kirche, deren Heilsvermittlnng durch seine Auffassung berhaupt beseitigt wurde. Luthers Eigenart war vor allem dadurch bestimmt, da er ein Deutscher, im besonderen ein Thringer, und der Nachkomme eines freien Bauerngeschlechts war. Als Deutscher gefiel er sich zeitig in grblerischem Sinnen und Zweifeln, befa er eine gewisse Weichheit der Empfindung, sehnte er sich spter nach einem trauten Familienkreise. Der Thringer aber zeigte sich in seiner Liebe zur Frau Musika"; er konnte die Laute schlagen, die Flte blasen und mit seiner krftigen und wohltnenden Altstimme andere begleiten. Auf der Hochschule ein hurtiger, froher Geselle", hatte er auch ferner Wohlgefallen an ehrbarem, heiterem Lebensgenu. Den Bauernsohn aber verriet feine gewaltige, erdgeborne Kraft, sein eisernes Wollen, seine oft rcksichtslose und sehr derbe Art im Handeln und Schreiben. Als Bauernsohn wute er sich in die Empfindungen und die Gedankenwelt seines Volkes hineinzuversetzen und in volkstmlicher Weise zu lehren und zu predigen. Hochbegabt und durch umfassende Studien eben so hochgelehrt, empfing er von der Scholastik her geschrftes Denken und Gewandtheit und Schlagfertigkeit im Disputieren", freilich auch einen Hang zur Rechthaberei. Durchaus furchtlos, lie er sich niemals von irgend welcher Rcksicht auf feine Sicherheit beeinflussen. Sein Gewissen war es, das ihn in den Kampf mit der Kirche trieb. Ich glaube, darum rede ich." Aber eine echte Kampfesnatur, fhlte er sich wohl, wenn ihn der Sturm umtobte. Sehr wertvoll fr ihn war es, da der gelehrte Philipp Melanchthon fein Freund und Helfer wurde. Scheu!, Lehrbuch. Viel Mittelalter. A. 12

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 11

1871 - Münster : Coppenrath
— 11 — Unterdessen hatten Luther's Anhänger den Ausgang der Zusammenkunft in ängstlicher Spannung erwartet; seine rasche Rückkehr in Wittenberg ward von ihnen als Triumph gefeiert. Cajetan aber beschwerte sich bitter über jene heimliche Entweichung und bat in einem dringenden Schreiben den Kurfürsten, Luther entweder nach Nom zu schicken, oder doch wenigstens aus seinem Lande zu verweisen. Zu dem letztem schien der Kurfürst anfänglich geneigt; bald aber änderte er seine Gesinnung und schrieb dem Kardinale: „Die Gerechtigkeit verbiete ihm, vor erwiesener Schuld zu strafen; auch dürfe er seine neue Universität nicht ihrer glänzendsten Zierde berauben." Mitten unter diesen Gährungen — im Januar des Jahres 1519 *) — rief der Tod den edelen Kaiser Maximilian vom Schauplatze seines thatenreichen Lebens; und der Kurfürst Friedrich der Weise übernahm verfassungsmäßig bis zur Wahl eines neuen Kaisers die Verwaltung der sächsischen Länder. Das war ein sehr günstiger Umstand für Luther. Jetzt konnte er unter dem Schutze seines hohen Gönners das Werk der Reformation ungefährdet fortsetzen. Den eifrigsten Mithelfer und Beförderer fand er an seinem gelehrten Freunde und Amtsgenoffen Philipp Melauchthon. Als der Religionsstreit in Deutschland mit jedem Tage ernster und bedenklicher wurde, schickte der Papst einen zweiten Legaten, den sächsischen Edelmann Karl von Miltiz, dahin. Dieser beschied Luther zu eiuer Unterredung nach Altenburg. Im Januar 1519 kamen sie hier zusammen. Miltiz gewann durch sanftes, freundliches Zureden das volle Vertrauen Luthers, so daß dieser geru versprach, von der ganzen Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern gleiches Schweigen auf-erlegt würde. Ja, es machte die Güte und Freundlichkeit des Legaten einen so tiefen Eindruck auf den sonst so reizbaren und heftigen Charakter Luther's, daß dieser tief gerührt an den Papst *) In demselben Jahre entdeckte Cortez Mexiko.

8. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 23

1886 - Dresden : Höckner
23 3. Der Kirche an sich standen somit die Humanisten nicht feindlich gegenber, doch zur Opposition gegen die damalige Kirche trieb sie bald der Grundsatz der freien Forschung und ihr deutsches Nationalgefhl. Zum Bewutfein kam dieser Gegen-satz zuerst den Humanisten in Ersurt, die sich um Mutianus Rusus scharten (Crotus Rubianus, Helius Eobanus Hessus). Mit ihnen in Verbindung stand Ulrich von Hutten.*) 4. Den unvershnlichen Widerspruch zwischen der Scholastik und dem Humanismus, der kirchlich gebundenen und der freien Wissenschaft enthllte die Reuchlinistensehde (seit 1510).**) wegung wegen nach Freiburg i/B. der, starb aber in Basel 1536. Mehr ein Mann des scharfen Verstands als warmer Empfindung und energischen Willens, ohne Heimat und fast ohne Nationalgefhl, ein Weltbrger des habsburgischen Weltreichs, krnklich und schchtern, wirkte E. fr die Sache des Humanismus weniger als Lehrer wie als Schriftsteller durch eine un-geheure wissenschaftliche Korrespondenz mit Gelehrten aller Lnder, die Heraus-gbe fast aller antiken Autoren und die Abfassung von Lehrbchern, und fr eine wissenschaftliche Reform der Kirche, indem er die Christenheit zu den echten Quellen ihrer Lehre zurckfhrte, daher die Herausgabe der lteren Kirchenvter und des griechischen N. T. 1516, wie geistlicher Handbcher (Enchiridion militis christiani). Gegen die Verkommenheit der Scholastik und des Klosterwesens wandte sich seine feine Satyre Encomion moriae 1509. *) Genosse eines weitverzweigten, reichsritterlichen Geschlechts in Fran-ken, geb. 1488 auf der Steckelburg bei Fulda, und weil krnklich 1499 diesem Kloster zugefhrt, flchtete er von dort 1505 und whlte, deshalb vom Vater verstoen, das unruhige Wanderleben des Humanisten. Immer arm und oft schwerkrank besuchte er die meisten norddeutschen Universitten und kam 1512 der Wien nach Italien. 1513 zurckgekehrt vershnte er sich mit seinem Geschlechts, dessen Interesse seine Feder in Sachen des Hans v. Hutten gegen dessen Mrder Herzog Ulrich von Wrttemberg verfocht und trat durch Vermittlung Ethelwolfs v. Stein in Verbindung mit dem Erzbischof Albrecht von Mainz, spter in dessen Dienste. Eine zweite Reise nach Italien , 15151517 fhrte ihn bis Rom, aber er studierte nicht, wie seine Gnner wollten, die Rechte, sondern blieb Humanist und wurde auf der Rckreise von Kaiser Maximilian in Augsburg 1517 zum Dichter gekrnt. Seine wei-tere Laufbahn ist eng mit der Geschichte der Reformation verflochten (t 1523). Hutten, mehr schneidiger Publizist als Gelehrter, ist der leidenschaftliche und pathetische Vertreter des deutschen Nationalgefhls sowohl gegen Italiener und Franzosen wie gegen das entartete Papsttum, dessen Stellung in Deutschland er als schmachvolle Fremdherrschaft energisch bekmpft, be-sonders seit 1519. **) Den Namen gab ihr Johann Reuchlin (Capnio), geb. 1455 in Pforzheim, armer Leute Kind und nur durch Untersttzung des markgrflich badischen Hofes in den Stand gesetzt, sich wissenschaftlichen Studien in fast allen Fchern in Basel und Frankreich zu widmen, dann im Dienste Eberhards von Wrttemberg und mit ihm 1482 in Italien, das er 1496 nochmals be-

9. Neue Zeit - S. 28

1897 - Stuttgart : Neff
28 Staupitz’s, eine Union zwischen den Konventualen und den Observanten zu erzielen, hervorgerufene) Zwist führte Luther Herbst 1511 als socius itine- rarius des Dr. Joh. v. Mecheln nach Rom. Die Eindrücke und Beobachtungen dieser Romreise wirkten aber erst später auf seine Stellung zur herrschenden Kirche ein. Wieder nach Wittenberg zurückgekehrt, wurde Luther, von Staupitz, welcher der Universität einen Ersatz für seine eigene Lehrkraft be- schaffen wollte, genötigt, Oktober 1512 Licentiat und dann Dr. theologiae. Dem Brauche zuwider las er exegetische Kollegien (Psalmen, Römer-, Galater-, Hebräer-Brief), wobei er sich aber noch überwiegend an die Vulgata hielt. 1515—18 erfüllte er die Pflichten eines Distriktsvikars für 11 Klöster in Sachsen und Thüringen mit grosser Hingebung; er wirkte als Prediger an ■der Pfarrkirche, wobei seine praktisch-volkstümliche und in die zentralen Anschauungen der christlichen Heils Wahrheit vordringende Weise bald die scholastischen Formen überwand. Wie in seinen religiösen Grundanschauungen, so wurde er auch in seiner Sprache und seiner Predigt beeinflusst, aber nicht massgebend geleitet von seinen Studien der deutschen Mystik (Taulers und eines Traktats des Xiv. Jahrhunderts, den er als „Deutsche Theologie“ 1518 vollständig herausgab). Immer mehr wandte er sich von der Scholastik ab und den Kirchenvätern und der Bibel (vor allem Augustin und Paulus) zu; den Aristoteles begann er als „heidnische Bestie“, „Feind Ghristi“, „giftigen Verwüster der reinen Lehre“ mit der ihm eigenen Leiden- schaft zu bekämpfen. Immer mehr befestigte sich in ihm die Ueberzeugung, dass der immer sündhafte Mensch von sich aus durchaus unfähig sei zur Er- langung des Heils und nur durch vertrauensvollen Glauben an Gottes frohe Verheissung und Christi Werk seines Heils gewiss werden könne („Recht- fertigung allein durch den Glauben“). Dass er damit in scharfen Gegensatz zur Lehre und Verfassung der Kirche trete, indem seine Grund- anschauung die kirchliche Heilsvermittelung ausschloss, war er sich noch nicht bewusst; dagegen bekämpfte er schon (wie damals manche andere) in Predigten und Vorlesungen das Uebermass und die Ueberschätzung von Heiligenkult, Wallfahrten, guten Bruderschaften und guten Werken. § 12. Der Ablassstreit. Luthers Bruch mit der herrschenden Kirche. Papst Leo X., ein Mann feinen Lebensgenusses, Förderer der Renaissance und ebenso erfinderischer als bedenkenfreier Finanzpolitiker, hatte dem Bruder des brandenburgischen Kur- fürsten Joachim I., Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Mainz, Administrator von Halberstadt, gegen eine bare Summe die Verkündigung des von Julius Ii. 1500 für den Neubau der Peterskirche ausgeschriebenen Ablasses (in forma Jubilaei) in seinen Sprengeln und den kurbranden- burgischen Landen auf die Dauer von acht Jahren übertragen. Die Hälfte des Ertrags wurde dem Erzbischof bestimmt, damit er dem Bankhaus der Fugger die Schuld heimbezahlen könne, welche er für die von ihm persönlich übernommenen Mainzer Pallien- gelder aufgenommen hatte. Der Dominikaner Joh. Tetzel aus Leipzig, ein erfahrener Ablassagent, wurde 1517 von Al- brecht mit der Sache betraut. Die (keineswegs unge-

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 128

1888 - Leipzig : Engel
— 128 - Hingebung dem Studium der hebräischen Sprache zugewandt; der kaiserliche Leibarzt Loans und der Arzt Obadja Sforno in Rom waren seine Lehrer im Hebräischen; mit ändern jüdischen Gelehrten, wie Jakob Margolit in Regeis-burg, stand er in brieflichem Verkehr. Als Professor in Ingolstadt, Tübingen und Stuttgart förderte er die Kenntniss des Hebräischen unter den Christen, und eine Reihe von Jüngern, wie Sebastian Münster, Cellarius und besonders Melanchthon wurden durch ihn zum Studium der hebräischen Sprache angeregt, Reuchlin, auf Vorschlag der Dominicaner vom Kaiser um ein Gutachten über den Werth oder Unwerth des jüdischen Schriftthums angegangen, trat für dasselbe mit aller Entschiedenheit ein; gelegentlich brandmarkte er auch Pfefferkorn und seine Genossen, die er sammt und sonders als böswillige und unwissende Menschen bezeichnete. So sah sich Reuchlin in einen Streit verwickelt, der die ganze gebildete Welt zur Parteinahme für ihn und die jüdische Literatur aufrief. Auf .der Seite der Gegner standen Hoogstraten und die Universitäten von Paris, Löwen, Erfurt und Mainz, auf Seite Reuchlürs die gelehrtesten Männer aller Länder; selbst Fürsten, wie Herzog Ulrich von Würtemberg, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, und hohe Geistliche, wie Egidio de Viterbo, der Schüler Elia Levita’s, standen für ihn ein. Unbekümmert um die Sophismen, Schmähschriften und selbst die Bannstrahlen seiner Gegner, verfocht Reuchlin muthvoll die gerechte Sache und brachte sie endlich vor den Richterstuhl zu Rom, wo angesehene Juden, wie Bonet de Lates, der Leibarzt Leo’s X., ebenfalls für ihn thätig waren. Da trat endlich der Kaiser Maximilian auf, bereuend, dass er zu so widrigem Streit Veranlassung gegeben, und erklärte, dass Reuchlin ein wackerer und gelehrter Mann sei und dass der Papst gutthun würde, seinen bissigen Gegnern das Maul zu stopfen. Neben des Kaisers Wort ertönte auch das der edlen Ritter Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten, dem auch die einschneidende Schrift der ,.Dunkelmännerbriefe“ angehört; sie erklärten sich bereit, falls die Zunge nicht ausreichen würde, in diesem Streit auch ihre Schwerter zu gebrauchen. Die Angelegenheit wurde in Rom zu Gunsten Renchlin’s entschieden; der Talmud war gerettet: anstatt ihn zu verdammen, ermunterte der Papst Leo selbst den reichen christlichen Druckereibesitzer Bömberg, den ganzen Talmud zu drucken. Der Reuchlin-Pfefferkorn’sche Streit hatte der Reformation tüchtig vorgearbeitet. Ehe er noch beendet war, hatte Luther die Aufmerksamkeit der Machthaber und Gelehrten auf sich gezogen. Als aufrichtiger Anhänger Reuch-lin’s und Freund Jossel Rosheim’s gehörte der deutsche Reformator, wenigstens anfangs, nicht zu denjenigen, welche die Juden vertilgt sehen wollten; in seinem Buche „dass Jesus ein geborener Jude gewesen“ sprach er sich sogar entschieden gegen den Judenhass aus. Erst in seinen letzten Jahren, wo durch mannichfache Kränkungen seines eigenen Lebens sein Blick getrübt war, liess er sich zu erbitterten Aeusserungen über die Juden hinreissen. Es bedurfte nicht erst der Aufreizung Einzelner gegen die Juden; überall war das deutsche Volk aufs tiefste gegen sie erbittert. Infolge eines Hostien-processes liess Kurfürst Joachim I. von Brandenburg 38 Juden schrecklich foltern und sämmtliche bis auf zwei, welche die Taufe annahmen, am 19. Juli
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