Geschichte der ltesten Völker und Staaten.
3
Lehren der Religion und Staat vollendete. In der Folge wurde
das Volk der Reihe nach von den stammverwandten Assyriern, Me-
dern und Persern unterjocht; aber diese siegreichen Völker nahmen
die Religion und die Priesterkaste der Besiegten in sich auf. Durch
sie ist uns ein Bruchstck aus dem heiligen Buche, dem Zendavesta, Religion des
genannt der Vendidad, erhalten. Nach diesem zerfllt die ganze 3enbeoim-
Welt in zwei Reiche, in das Reich des Lichts oder des Ormuzd
(des guten Geistes) und das der Finsternis oder des Ahriman (des
bsen Geistes); diese Reiche werden in fortdauerndem Kampfe mit
einander gedacht, bis endlich das Reich des Ormuzd den Sieg be-
hlt. Im Staate des Zendvolks bestanden vier Kasten; Priester, Kasten.
Krieger, Ackerbauer und Gewerbsleute, von denen die Priesterkaste,
welcher alle Beamten angehrten, den hchsten Rang einnahm. Mit
dem Oberpriestertum war die Knigswrde verbunden. Die Priester-
kste besa schon einen gewissen Grad astronomischer Kenntnisse, wie Astronomische
die Eintheilung des Jahrs in zwlf Monate zu je dreiig Tagen Kenntnisse
mit fnf Schalttagen, sowie ferner die Festsetzung der Sonnenbahn
nach den Zeichen des Thierkreises beweist.
. Z. 3)ie Inifei;.
Die vorderindische Halbinsel wurde schon im hohen Altertum Geogra-der Mittelpunkt des Vlkerverkehrs. Sie umfat einen Flcheninhalt ^ffen^tt von 65,000 Quadratmeilen und bietet die grte Mannigfaltigkeit des Landes, der Bodenbeschaffenheit dar. Die Halbinsel wird von zwei Seiten vom Meere besplt; die Ostkste heit Koromandel, die Westkste Malabar. Im Norden hebt sich der Himalaya zu den hchsten Gipfeln der Erde und fllt dann in mehreren Terrassen, aber ziem-lich schnell, zum Tieflande herab, das sich von der Westseite der Halb-insel bis zur Ostseite hinzieht. Sdlich davon erhebt sich das Vindhya-gebirge, und diesem folgt das Plateau von Dekhan, das im Westen,
Osten und Sden von Bergketten begrenzt wird. Den sdlichsten Theil der Halbinsel bildet das Hochland Travankore, welches in das Kap Komorin ausluft. Bedeutende Strme durchschneiden mit ihren Nebenflssen befruchtend das Land, eben so sehr die Pflanzen- und Thierwelt, als das Menschenleben und seinen Verkehr frdernd. Der Indus umschliet mit seinen vier Nebenflssen das Pendschab (Fnf-stromland), der Ganges mit der Dschumna, der Brahmaputra und andere bilden gleichsam die Lebensadern des Landes. Das Klima bietet bei aller Regelmigkeit die grten Gegenstze dar. Die in ewigem Schnee und Eis begrabenen hchsten Gegenden des Himalaya
1*
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Erster Abschnitt.
grenzen an das Alpenklima der niederen Terrassen, an welche sich das heie fruchtbare Klima der Gangesniederung, das trocken heie in den Jndusgegenden anschlieen. Gemigter ist es auf dem Plateau von Dekhan, besonders bieten die sdlichen Gegenden ein sehr gesundes Klima dar. Kein Land der Erde kann sich an Reich-tum und Groartigkeit der Naturerzeugnisse, an Mannigfaltigkeit, Gre, Schnheit und Menge der Thierwelt, an Ueppigkeit und Pracht des Pflanzenwuchses, an edlen Metallen und kostbaren Ge-steinen mit Indien messen. Daher nhrte es von jeher eine ungemein groe Bevlkerung und war das Ziel aller Handel treibenden und erobernden Völker. In der reichen und lebendigen Phantasie der Bewohner, in ihrem Hange zu beschaulicher Betrachtung und starrer Regelmigkeit, in der Groartigkeit ihrer Werke prgt sich die Natur des Landes vollkommen ab.
In diese vorderindische Halbinsel wanderte durch die sdwestlichen Psse des Hindukusch zuerst in das Pendschab, dann in die Gebiete der Dschumna und des Ganges jener oben (. 2) berhrte Zweig Das Volk des arischen Volkes, der nun von dem Lande, in dem er sich nieder-der Inder, ^en Namen Inder annahm. Die Ureinwohner unterwarfen sich den Einwanderern, oder zogen sich in die unwegsamen Gebirge zurck. Die Sprache der Eroberer war die Sanskritsprache (d. i. die voll-kommene), die nur noch in den Erzeugnissen der ltesten Literatur vorhanden ist und in jeder Hinsicht eine hohe Vollkommenheit bekundet. Der Religion der Inder liegt ursprnglich das Bewutsein von einem einzigen unpersnlichen Gotte zu Grunde, das aber in der Vorstellung des Volks sehr frhe zurcktrat und gnzlich verschwand. Religion Als Sinnbild desselben ward dann die Sonne betrachtet, die man sich der Inder. sgrcthma oder Frhlingssonne (die schaffende, lichte Kraft), als Vischnu oder Wintersonne (die befruchtende und erhaltende Kraft) und als Siwa oder Sommersonne (die durch ihre Glut zerstrende Kraft) dachte. Diese dreifache Auffassung der Sonne bildet die Tri-murti (Dreigestaltung). Da ein Theil des Volks mehr den Vischnu, ein anderer mehr den Siwa verehrte, so entstanden die Secten der Vischnuiten und Siwaiten. Unter den drei obersten Gttern stehen als Untergtter zunchst die acht Welthter, die Planeten, und als deren hchster Jndra, der Himmel. Da aber die ganze Natur als Ausflu der Gottheit betrachtet wird, so schuf die Phantasie der Inder allmhlich so viel Götter, da sich deren Zahl auf mehr als 300 Millionen beluft. Das Thier, die Pflanze, der Stein, Alles gestaltet sich dem Inder zu Gttern, von denen gerade diejenigen,
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Geschichte der Rmer.
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ablehnte, 27 v. Chr. den Alleinherrn des rmischen Staates mit dem Beinamen Augustus d. h. der Ehrfurchtswrdige, und drang,
so oft Oktavian scheinbare Miene machte, der lstigen Regierungs-geschfte sich zu entledigen, mit Bitten in ihn, Oberhaupt des Staates zu bleiben. Dadurch, da er sich bewegen lie, die Regierung noch zu behalten, gab er seiner Herrschaft den Schein der Gesetzmig-feit und befestigte sich darin immer mehr. Augustus richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf eine tchtige Verwaltung des ungeheuren Reichs und auf die Erhaltung der Ruhe und Sicherheit in dem-selben. Um die Gruel der Brgerkriege und seine eigne Grau-samkeit in Vergessenheit zu bringen, bte er jetzt die grte Milde, verwaltet das Er stellte die Ruhe und Sicherheit in Rom her, gab Gesetze zin;rmt^Heid' Verbesserung der Sitten und Beschrnkung der Putzsucht, fhrte prachtvolle Gebude in solcher Masse auf, da er sich wohl rhmen durfte, er habe das aus Backsteinen aufgefhrte Rom in ein mar- verschnert mornes verwandelt. Unter seiner Regierung wurde insbesondere b,e @tabtr Kunst und Wissenschaft gepflegt. In den Werken der Baukunst wetteiferte mit ihm sein Jugendfreund Agrippa, welcher als Feld-Herr und Staatsmann ihm zu jeder Zeit treulich beigestanden hatte.
Cilnius Mcenas, aus etruscischem Knigsgeschlechte entsprossen,
weilte am Hose des Kaisers und war der freigebige Beschtzer der pflegt Kunst Dichter Horaz, Vergil und Ovid. Durch seinen Einflu kam es und^fen* dahin, da Augustus ausgezeichnete Talente untersttzte und einen seltnen Kreis von Rednern, Dichtern, Geschichtschreibern und Staats-mnnern um sich versammelte, wodurch vorzugsweise der Ruhm der Augusteischen Zeit und Regierung auf uns gekommen ist. Im Staatsleben wollte Augustus als einfacher Brger erscheinen, wenn er in der Volksversammlung abstimmte oder vor den Gerichtshfen als Zeuge auftrat. Auch sein husliches Leben trug den Stempel brgerlicher Einfachheit. Er bewohnte ein Haus auf dem palati- und lebt nifchen Hgel, welches sich durch Prunklosigkeit auszeichnete, und einfo*' hielt streng auf Sitte und Anstand. Um so schmerzlicher muten ihn daher Vorflle in der eigenen Familie berhren, welche seinen Anschauungen von Wohlanstndigkeit geradezu widerstrebten. Augu-stus war dreimal verheiratet gewesen. Von seiner zweiten Frau Skribonia hatte er eine Tochter Julia, welche dem Agrippa ver- Husliches mhlt war und in der Folge sich durch ihr leichtfertiges Leben und 8etb freches Treiben so berchtigt machte, da der strenge Vater die ent-artete Tochter auf eine Insel im adriatischen Meere verbannte, wo sie noch 20 Jahre lebte. Als Augustus sich von Skribonia
Casfian's Geschichte. I. 5. Aufl, 13
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Agrippa Cilnius_Mcenas Augustus Augustus Augustus Skribonia Julia Agrippa Augustus Skribonia
Casfian's
10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das da athmet und
kreucht auf der Erde, als der Mensch!" Das ist ein Seufzer nach Er-
lösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht von Gott, der
Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten, um
zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche st'e machten, bis sic eine
bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht, wie
st'e ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht der
Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Ihr Schau-
platz ist das hintere Asten; allmalig rückt die Geschichte gegen Westen,
gleich dem Gange der Sonne.
Zweites Kapitel.
Indien.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasten reicht, geschieden
wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert wurde,
kann nicht geschichtlich bestimmt werden. Nach den eigenen uralten
Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Iaphets (den Noah
nennen die Indier Men», seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus- und Gangesquellen am
Göttergebirge Meru. Von da zogen sie in die große Halbinsel, welche
von dem Indus, dem Ganges und Bramaputra bewässert wird, und
breiteten sich von den Quellen des Indus und Ganges bis zu deren
Mündungen aus, und über die Hochflächen und Thäler des Dekhan, an
den Küsten von Malabar und Koromandel bis auf die Insel Sinhala
(Ceylon, Taprobane bei den Griechen). Diese arischen Einwanderer sind
aber nicht die Urbewohner der Halbinsel; sie trafen dort bereits andere
Stämme von chamitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten
oder unterjochten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten,
wie denn auch in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten" bedeutet.
Doch haben sie cs selbst nie dahin gebracht, daß sich ihre Stämme zu
einer Nation vereinigten und die ganze Halbinsel ein indisches Reich
bildete. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten
Stämme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle
und vielfach verwirrte Sagen, und die Bücher der Brammen, der Priester
jener Stämme des indischen Volkes, das die eigenthümlichste Entwicklung
erreichte, sind größtentheils ein Gewebe von Mythen; die beglaubigte
Geschichte scheint nicht über 800 Jahre vor Christus hinaufzureichen. —
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Indien.
11
Indische Reiche gab es einige Jahrhunderte vor Christus mehrere; eines
derselben soll noch nordöstlich von ihrem Stammlande, auf der großen
mittelasiatischen Hochebene, unter dem Namen Kusthana bestanden haben.
Andere Königreiche waren im Lande der Fünf Ströme: Indus, Hpdaspes,
Acesines, Hparotis, Hpphasis (indisch Pantschanada, bei den Griechen
Pentapotamia, heutzutage englisch als Pendschab), ohne braminische
Einrichtungen und deßwegen als nicht ebenbürtig betrachtet. Auch im
schönen Gebirgsthale von Kashmir (indisch Kasjapamura) war ein
uraltes Fürftenthum und an dem untern Laufe des Indus das Reich der
Aratta (Adraiftä). Das mächtigste von allen war das der Prasier (indisch
Pratsja) mit der Hauptstadt Patalipatra, im eigentlichen Gangeslande.
Am oberen und mittleren Laufe des Ganges ist der eigentliche Schauplatz
des Braminenvolkes; dort lagen oder liegen noch in ihren Trümmern
die uralten Königsstädte Hastinapura, Indroprastha, Mathura.
Nach der Lehre der Braminen war ein Urwesen, das alle Keime
der-Geister- und Körperwelt in sich enthielt und aus dem Alles hervor-
ging; zuerst die Götter Brama, der schaffende Gott, dann Bishnu, der
erhaltende, und Siwa oder Mahadewa, der zerstörende. An sie reihen
sich unzählige Götter und Göttinen, welche alles Wesen durchdringen
und bewegen; denn alles ist göttlicher Natur, weil hervorgegangen aus
dem göttlichen Urwesen. Diese ganze Welt mit Himmel und Erde, mit
Göttern, Menschen, Thieren, Pflanzen, den Elementen, Metallen
und dem verschiedenen Gestein, wird einst, wenn das letzte (jetzige) Zeit-
alter, Kalijuga, in dem alles mehr und mehr entartet, vollendet ist, zu
Grunde gehen und nichts übrig bleiben als jenes Urwesen, das die Keime
aller Dinge in sich bergen und Wieder zu einem neuen, anders gestalteten
Dasein siervorgehen lassen wird.
Nach dem Glauben der Indier sind sie das erlesene Volk, das sich
von den andern streng abgeschlossen halten muß und sich mit denselben nicht
vermischen darf, wenn es nicht seiner Vorzüge verlustig gehen will.
Doch ist auch unter ihnen selbst eine große Abstufung, und diese Stufen
sind von einander durch unübersteigliche Schranken getrennt; denn
Brama hat die Menschen nicht zu gleicher Würde und zu gleicher Be-
stimmung geschaffen, sondern schon in den Stammeltern einen Unter-
schied für alle Zeiten angeordnet. Er schuf nämlich Braminen (Brah-
manas), Kshatrijas oder Rajahs, Vaisas (Vaisjas) und Sudras. Die
Nachkommen derselben folgen ihren Vätern in allen Verhältnissen des
Lebens und dürfen diese in keiner Weise abändern; daher rührt die
Eintheilung in erbliche Stände oder Kasten, wodurch das Volk mit
Insekten Aehnlichkeit erhält, welche, wie die Bienen, in Königin,
Drohnen und Arbeiter, oder, wie die Termiten, in König und Königin,
Krieger und Arbeiter geschieden sind. Die vornehmste Kaste ist die der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Die Erfüllung der Zeit.
323
es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen
Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen
Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben
uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und
Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung
des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten
Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen
kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius,
Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele
in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge-
mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö-
mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er-
halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili-
narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist
seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens-
bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in
dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige
Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an-
nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des
Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens
in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden;
zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was
den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der
Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius
die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger
müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung
zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten
bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner.
Zweites Kapitel.
Die Erfüllung der Zeit.
Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer
Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter
Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch
da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte?
Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere
umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand-
meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter-
nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther;
21 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Cicero Antonius Cäsar Cäsars Kornelius_Nepos Augustus Augustus
14 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gion des Buddha, den Buddhaismus, stiftete. Nach ihm stnd alle Menschen
gleich, also kann es keine Kasten geben und ebenso wenig ein aus-
schließliches Priesterthum der Braminen. Durch blutige Verfolgungen
wurde der Buddhaismus in Vorderindien ausgerottet, wo er sich nur
auf der Insel Ceylon erhielt; dagegen verbreitete er sich in Hinterindien,
über Tibet, China, in die mongolischen Gebirge und Steppen und gehört
zu den Religionen, welche die zahlreichsten Anhänger haben. Der Budd-
haismus ist aber noch ausgearteter als die Religion der Braminen; er
vergöttert die Natur nicht minder, stempelt selbst Menschen zu Göttern,
indem solche in menschlichen Leibern ihre Wohnungen nehmen sotten und
erzeugt bei dem gemeinen Volke gränzenlose Abgötterei, die bis zum
gemeinsten Fetischdienst herabgesunken ist.
Fremder Eroberer haben sich die Braminenstaaten nie erwehren
können; denn durch die Kasteneintheilung war es unmöglich gemacht,
daß sich die ganze Kraft der Nation entfaltete; war die Kriegerkaste
durch einige verlorene Schlachten verblutet, so war auch jeder bewaffnete
Widerstand gebrochen, weil die untergeordneten Kasten aus religiöser Ver-
pflichtung die Hand nicht an Schwert und Speer legen durften. Indem
die Halbinsel des Ganges durch die himmelhohen Berge des Himalaya
gegen die Einfälle der wilden Hirtenvölker des mittelasiatischen Hoch-
landes geschützt war, die vielgetheilten Stämme Hinterindiens aber keine
Macht vereinigten, welche zu einem erfolgreichen Angriffe stark genug
gewesen wäre; da ferner im Osten des alten Asiens keine seefahrende
Nation sich entwickelt hatte, welche die Küsten angriff und von da aus
in das Innere drang, wie dies in den späteren Jahrhunderten geschah:
.so kamen alle Stürme gegen das Braminenland vom Westen her über das
Gebirge des Hindukusch. Dort im Lande der Fünf Ströme saßen aber
als Vorwache kriegerische Stämme indischer Abkunft, ohne braminische
Verfassung, welche lange Zeit den ersten Stoß fremder Eroberer brachen.
Die Perserherrschast drang unter Darius Hystaspis nicht über die Schwelle
des Landes und erst der große Makedonier trug seine Waffen bis an
den letzten der fünf Ströme und gründete dort eine Statthalterschaft,
aus welcher später ein indisch-griechisches Fürstenthum erwuchs, das
durch religiöse und politische Einrichtungen an seinen griechischen Ur-
sprung erinnerte und der fortdauernden Einwirkung griechischen Elementes
durch die Nachbarschaft des Seleukidenreiches genoß.
Wären die Griechen Alexanders aber selbst in das Braminenland
eingedrungen, so hätten sie in Brama ihren Zeus, in dem Indra ihren
Apollo gefunden, — sie hätten in den Pagoden der Braminen gebetet
und geopfert, gerade wie sie es in den Tempeln am Nil thaten; hier
sahen sie gleich Wunderbares in Tempelbau, Priesterschaft, Götterdienst
und Kasteneinrichtung, wie sie es dort am Ganges gefunden hätten, wenn
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Extrahierte Personennamen: Darius_Hystaspis Darius Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Hinterindien Tibet China Indra
428
Die Zeit von 1815 bis 1857.
in protestantischer Propaganda arbeitete, und Pacifico, ursprünglich ein
portugiesischer Jude, hatten durch Volkstumulte einigen Schaden erlitten
und ihre unverschämten Entschädigungsforderungen wurden von der grie-
chischen Regierung unbeachtet gelassen. Sie klagten bei Lord Palmerston,
dem Minister des Auswärtigen in London, der nun sogleich gegen die
griechische Regierung eine solche Sprache anstimmte, wie es nur der zer-
tretende Uebermuth thun kann, eine Sprache, welche der Minister eines
Monarchen gegen eine Monarchie nie führen sollte, weil sie dieselbe herab-
würdigt. Die griechische Regierung verweigerte den englischen Fuß zu
küssen, der ihr eben einen Tritt gegeben hatte, aber nun nahm die eng-
lische Flotte die griechischen Schiffe weg, blockierte alle Häfen und zu
allem verlangte Palmerston noch einige kleine Inseln an der Küste des
Peloponneses, die angeblich vor Zeiten zu Cerigo gehört hatten (Jan.
1850). Da schritt Frankreich vermittelnd ein, setzte die Entschädigung
des Pacifico auf ihr Maß herunter, strich Palmerstons Jnselforderungen
und dieser ließ es sich gefallen, weil er Frankreich nicht vor den Kopf
stoßen durfte. Er hatte doch hinlänglich gewonnen, indem er dem grie-
chischen Handel einen auf Jahre fühlbaren Schlag gegeben hatte; warum
zählte aber auch die griechische Handelsmarine trotz aller Wirren 3800
Schiffe mit mehr als 15,000 Seeleuten? warum wollte Griechenland
kein Krüppel bleiben, wie es doch das englische Interesse fordert? 1822
hatte Griechenland 675,000 Einwohner, 1856 über 1 Million; davon
kamen auf den Peloponnes über % Mill., auf Hellas 287,000, auf
die Inseln 249,000.
Äie Türkei (1812-1848).
Den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) erkaufte Sultan
Mahmud Ii. mit der Abtretung des Landstriches vom Dniefter bis zum
Pruth deßwegen so wohlfeil, weil Napoleon damals seine furchtbaren
Waffen gegen Rußland trug, aber in den folgenden Friedensjahren be-
festigte sich das erschütterte türkische Reich nicht, sondern die Auflösung
machte immer weitere Fortschritte. Die Türkei zeigt hierin die gleichen
Erscheinungen, wie die verschiedenen großen asiatischen Monarchien,
welche vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von glücklichen Eroberern
gegründet wurden. So lange das erobernde Volk (Assprer, Meder, Per-
ser, Parther, Neuperser, Araber, Türken) die rohe Kraft bewahrt, welche
ihm den Sieg über ein verweichlichtes Volk nach dem andern verschaffte,
so lange dauert seine Herrschaft unbestritten fort; hat es aber durch den
Genuß einer despotischen Herrschaft seine ursprüngliche Energie verküm-
mert (das geschieht immer zuerst bei der Dynastie und den Großen),
so beginnt die Empörung der Theile des Reichs und bereitet dasselbe
für die Eroberung durch eine fremde Macht vor. Daß das türkische
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: London Cerigo Frankreich Frankreich Griechenland Griechenland Bukarest
England.
449
fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer-
ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga
in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster.
Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom-
missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verweilen und dem
Pascha von Ianina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus-
wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter
heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeitcn zusammen und
wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die
weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre
wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die
englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und
27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen,
künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an-
deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals
schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf eine höhnische Weise.
Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen,
begnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mann-
schaft gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern
als Kriegsgefangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr das-
selbe werth sein mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel
erhält.
In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den
Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen
außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver-
fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in
blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und
ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in
ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche
Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur
bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen
stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran-
gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und
gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des
Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß
des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge-
hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So
dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlüsse vom 25. Fe-
bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So-
mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch
fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die
Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen-
Bumüller, Neue Zeit. qq
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Extrahierte Personennamen: Ianina Ermouth August
Extrahierte Ortsnamen: England Algier England Ostindien Nepal Birma Birma Assam Arrakan Martaban
Britischindien.
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der südlichen Halbinsel und in den sumpfigen Wildnissen vielnamige
Stämme erhalten (Bhils, Santals, Ghonds, Khonds, Khattis, Birdars,
Pulindas re.), die zum Theil noch als Halbwilde leben; mit den mo-
hammedanischen Eroberern sind Araber, Perser, Afghanen und Mongolen
eingezogen, seit Vasko de Gama auch Europäer, deren Anzahl aber
lange noch keine halbe Million erreicht. Die meisten Hindu, weit über
100 Millionen, gehören der braminischen Religion an, die Sikhs bekennen
die Lehre Nanaks, die Urbewohner haben fast ohne Ausnahme ihre eigenen
meistens blutigen Kulte; die Zahl der einheimischen und europäischen
Christen beträgt keine Million, dagegen sind die Mohammedaner in Folge
der gewaltsamen Bekehrungen, die sie zur Zeit ihrer Oberherrschaft un-
ternahmen, wenigstens 15 Millionen stark. Britischindien ist ein erober-
tes Reich, keine englische Kolonie und kann auch von den Engländern
niemals kolonisiert werden, nicht allein weil das tropische Klima der
Niederungen einen europäischen Arbeiter bald aufreibt, sondern auch sei-
ner starken Bevölkerung wegen, welche es an Gewerbe- und Handels-
thätigkeit den Europäern fast gleich thut; es bleibt also auch in Zukunft
ein erobertes Land und muß deßwegen durch Militärmacht in Unterwür-
figkeit erhalten werden. Diese betrug bisher 30,000 Mann europäischer
königlicher Truppen und 20,000 Mann Europäer, die von der Kom-
pagnie geworben und unterhalten wurden, im Ganzen also 50,000 Eu-
ropäer; außerdem unterhielt die Kompagnie ein Heer von 240,000 Mann,
die aus den Eingeborenen geworben, aber europäisch geschult und von
europäischen Oberoffizieren befehligt wurden (Sipahis). Diese ganze
Heeresmacht war in drei selbstständige Armeen getheilt: in die der Prä-
sidentschaft Madras, die der Präsidentschaft Bombay und die der
Präsidentschaft Bengalen, welch letztere allein 174,000 Mann stark
war, denn diese Präsidentschaft umfaßt das ganze Gebiet des Ganges
sowie des obern und Mittlern Indus; in ihr liegen deßwegen auch von
den 188 Stationen, auf welche das ganze Militär verlegt ist, nicht
weniger als 128, während auf Madras 33, auf Bombay nur 27 kom-
men. Die einheimischen Truppen der bengalischen Armee stammen größ-
tentheils aus den höhern Kasten der Hindu, besonders aus der Bra-
mineukaste (denu diese Kaste ist nicht auf Priesterthum und Wissenschaft
beschränkt, sondern vermeidet nur die Geschäfte der nieder« Kasten);
in den Armeen der zwei andern Präsidentschaften dienen dagegen auch
viele Leute aus den niederen Kasten und viele Urbewohner. Die Reiterei
besteht fast ausschließlich aus Mohammedanern, weil der Hindu bramini-
scher Religion ohne die größte Verunreinigung kein Lederzeug berühren
kann, das von einem Thiere aus der Klasse des Rindviehs herrührt;
doch dienen auch Sikhs in eigenen Reiterregimentern, die kleinen muthi-
gen Gorkas aus Nepal dagegen nur als unregelmäßiges Fußvolk. Alle
Bumüller , Neue Zeit. äk
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Extrahierte Personennamen: Gorkas
Extrahierte Ortsnamen: Madras Bombay Bengalen Madras Bombay Nepal