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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 124 — hältnissen aufrecht zu erhalten und führte sie gegen einen starken wohlgerüsteten Feind zu entscheidenden Siegen. So nötigte er England endlich, vom Kampfe abzustehen und seiner Herrschaft über Nordamerika zu entsagen. Nordamerika wurde ein unabhängiger Freistaat. Nach der Erreichung dieses Zieles legte der edle Held seine Feldhermstelle nieder und zog sich in die Einsamkeit des Landlebens zurück. ? 4. Washington, Präsident des Freistaales. Allein seine Mitbürger bedurften Washingtons noch ferner. Er erschien ihnen unter allen als der würdigste, dem neuen Staate vorzustehen. Sie erhoben ihn einmütig zu der obersten Stelle in seinem Vaterlande, zum Präsidenten des nordamerikanischen Freistaates. Auch dieses Amt bekleidete er in hohen Ehren. Als er nach achtjähriger Regierung von neuem auf sein Landgut zurückkehrte, um dort als einfacher Bürger seine letzten Tage zu vollbringen, folgte ihm der Beifall der ganzen Welt in seine Zurückgezogenheit. Er starb dort nach zwei Jahren. Ihm zu Ehren wurde die Stadt Washington gegründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates erhoben. 5. Der Buchdrucker Franklin. Neben Washington hat sich noch ein andrer Nordamerikaner große Verdienste um sein Vaterland erworben. Das war Benjaminfranklin,der Sohn eines Seifensieders in der Stadt Boston. Er erlernte die Buchdruckerkunst, beschäftigte sich aber in seinen freien Stunden bis spät in die Nacht hinein mit dem Lesen guter Bücher. Hierdurch erwarb er sich tüchtige Kenntnisse. Allmählich brachte er es in Philadelphia zu einer eignen Druckerei. Sein unermüdlicher Fleiß, seine Mäßigkeit und Sparsamkeit verschafften ihm ein gutes Auskommen, während er sich durch Rechtlichkeit und Einsicht die Liebe und Achtung feiner Mitbürger erwarb. Eine Zeitung, die er herausgab, fand weite Verbreitung, und ein Kalender, worin er gute Lehren und Ratschläge in der einfachsten Sprache mitteilte, wurde überall mit Eifer gelesen. Besonders verdient machte er sich durch die wichtige Erfindung desblitzableiters. Jetzt wurde Franklins Name weltbekannt, und feine Mitbürger übertrugen dem wackern Manne eine Ehrenstelle nach der andern. Da fand er Gelegenheit, für die Wohlfahrt feines Vaterlandes zu wirken. Manche nützliche Einrichtungen wurden von ihm ins Leben gerufen, manche wohltätige Anstalten verdankten ihm ihr Entstehen. 6. Franklins Verdienste. Als der Streit mit England begann, wirkte Franklin aufs kräftigste für Nordamerikas Befreiung. Schon ein siebzigjähriger Greis, begeisterte er feine Landsleute durch feurige

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 188

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 188 — gang, hatten sie ihrem Kaiser Napoleon zugejubelt, daß er ihn anfing; als aber Unglück über sie kam, sollte er an allem schuld sein. Sie entsetzten ihn der Regierung, erklärten Frankreich zur Republik und verlangten von den Siegern, daß sie nun ruhig wieder nach Hause gingen, denn sie hätten ja nur gegen den Kaiser Krieg geführt. Eine „Regierung der Nationalverteidigung" übernahm die Ausgabe, „Frankreichs heiligen Boden von den barbarischen Eindringlingen zu säubern." „Keinen Zollbreit Landes, keinen Stein einer Festung" wollte man ihnen abtreten. Da nahm der Krieg seinen Fortgang. 2. Die Belagerung von Paris. Nach der Schlacht bei Sedan stand kein französisches Heer mehr im Felde. Dagegen war noch keine der vielen französischen Festungen erobert. Die stärkste und wichtigste davon war die Hauptstadt Paris. Auf diese zog König Wilhelm mit dem bei Sedan siegreichen Heere und schloß sie ein. Die Deutschen glaubten, die große Stadt mit ihren Iv2 Millionen Einwohnern in wenigen Wochen aushungern zu können. Das war aber ein Irrtum. Die Belagerten hatten sich nicht nur mit Lebensmitteln aufs reichlichste versehen, sondern sie verteidigten sich auch auss tapferste. Die Bürger wurden zu „Mobilgarden" und „Nationalgardisten", und diese wuchsen zuletzt zu einem Heere an, das den Belagerern an Zahl bei weitern überlegen war, freilich nicht an Kriegstüchtigkeit. Da wurde die Belagerung von Paris zu einer Geduldprobe für die Deutschen, so im Felde wie daheim. Man scherzte wohl über die häufig wiederkehrende Meldung: „Vor Paris nichts Neues." 3. Fürsorge für die Soldaten. Den Soldaten aber, die in Feindesland bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter, Regen und Kälte Posten stehen und harten gefährlichen Dienst tun mußten, kamen von der Heimat her unzählige Beweise der Liebe und Fürsorge zu. Eßwaren, Getränke, Tabak, wärmende Kleidungsstücke und ähnliche „Liebesgaben" sandten Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, Freunde und Vereine in reicher Fülle. Welch ein Jubel, wenn der Ruf erschallte: „Feldpost, Feldpost!" Damals kamen zuerst die kurz zuvor eingeführten Postkarten recht in Gebrauch. Auf dem Rücken eines Pferdes, auf dem Tornister oder dem Kochgeschirr waren sie rasch geschrieben, und dann gingen sie fort in die Heimat. Wie sehnsüchtig oft wurden doa die wenigen Zeilen erwartet, und kamen sie, wie atmete da manch bedrücktes Vater- und Mutterherz auf: „Gott sei Dank, er lebt!" — Für die Verwundeten und Kranken aber, Freund und Feind, sorgten in den durch ein rotes Kreuz vor allen Feindseligkeiten ge-

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 191

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 191 — in der Luft schwenkend. Das war dem französischen Offizier doch zu seltsam; er ließ das Feuern einstellen und den Mann herankommen. Der keuchte dieworte hervor: „Mein Leutnant liegt im Walde! Schwer verwundet! Er will Wasser. Geben Sie mir etwas!" Der Offizier verstand ein wenig deutsch. Er und seine Leute waren gerührt von dem Mute des treuen Offizierburschen und riefen: „Braver Bursche, Braver Bursche, das." Alle boten ihm ihre Flaschen an. Erst als der deutsche Füsilier dankend im Holze verschwunden war, nahm die Batterie ihr Feuer wieder auf. 4. Die Schlacht an der Lisaine. Überall geschlagen, wagten die Franzosen noch einen überkühnen Versuch. Ein großes Heer wandte sich nach Südwesten, um den Rhein zu überschreiten und in Deutschland, zunächst in Baden, einzudringen. Ihnen konnte nur ein kleines Heer preußischer und badischer Truppen unter Führung des Generals Werder entgegengestellt werden, etwa 40 000 Mann. Die Niederlage der Deutschen schien diesmal unvermeidlich; schon glaubten die Franzosen, den Sieg in Händen zu halten. Allein als sie den Gegner an dem zugesrornen Flüßchen Lisaine unweit Belfort angriffen, da stand die deutsche Heldenschar unerschütterlich und undurchdringlich gleich einer Mauer. „Nicht durch! Nicht durch!" lautete der deutsche Schlachtruf. Drei Tage lang dauerte die Schlacht (15.—17. Januar 1871). End-lich mußte der Feind gänzlich geschlagen zurückweichen. Bald sah er sich nicht allein im Rücken verfolgt, sondern durch neue heranrückende Preußenscharen auch in der Front bedrängt und angegriffen. Jeder Ausweg auf französischem Boden war ihm versperrt; eine Waffenstreckung wie bei Sedan stand bevor. Da ist das französische Heer, 84000 Mann mit Roß und Wagen, auf das schweizerische Gebiet übergetreten und hat dort die Waffen niedergelegt. Die letzte ftanzösische Armee war zum Weiterkampfe unfähig gemacht. (\27.) 8h. Der Kall von Paris und Friede. 1. Der Fall von Paris. Nun leistete Paris keinen Wider stand mehr. Seit fünf Monaten war es von den Belagerem eingeschloffen. Alle Heere, von denen es Befreiung erwartet hatte, waren vernichtet. Jeder Versuch, durch Ausfälle den Kreis der Belagerer zu durchbrechen, war gescheitert. Immer stärker wurden die Verheerungen, welche die in den Festungsmauern oder in der Stadt selbst einschlagenden feindlichen Geschosse anrichteten. Endlich sah sich die Pariser Bevölkerung vom Hungertode bedroht. Schon aß man in der üppigen

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 64

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 64 — einwandernde Ansiedler gründeten deutsche Städte und verbreiteten deutsche Sitte. Sitz des Ordens wurde die Stadt Marien bürg. Etwa zwei Jahrhunderte dauerte seine Herrschaft. Dann mußte er sich nach der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg (1410) der polnischen Oberhoheit unterwerfen und die Hälfte seines Gebietes, Westpreußen, an P o l e n abtreten. 30» Das Tchießpulver und die Buchdruckerkunst. 1. Das frühere Kriegswesen. Das frühere Kriegswesen war von dem heutigen sehr verschieden, denn man kannte noch nicht die furchtbaren Waffen, die heutzutage die Schlachten entscheiden. Man kämpfte mit Schwert und Lanze oder mit andern Hieb- und Stichwaffen. Die Kraft und die Geschicklichkeit des Armes entschied den Kampf. Daher war der mutige, durch seinen Panzer geschützte Ritter beim Handgemenge stets im Vorteil. Wer ihn angreifen wollte, mußte an ihn herankommen, und war der Angreifer nicht ebenso gerüstet, so unterlag er im Nahkampfe. Die Ritterburgen, die auf unzugänglichen Felsen standen, galten als uneinnehmbar, denn aus der Feme konnte man sie nicht angreifen und zerstören. Diese Kampfesweise änderte sich, als das Schießpulver erfunden war. *: 2. Das Schießpulver. Die Chinesen sollen das Pulver schon vor 1600 Jahren gekannt haben. Von ihnen soll es zu den Arabern gekommen und durch diese nach Europa gebracht worden sein. Allein man verstand wohl, schöne Feuerwerke damit abzubrennen, wußte es aber noch nicht für den Krieg zu benutzen. Diesen Gebrauch entdeckte erst der deutsche Mönch Berthold Schwarz, der daher als der Erfinder des Schießpulvers gilt. Er beschäftigte sich, heißt es, in seinem Kloster zu Freiburg (in Baden) gern damit, allerlei Stoffe miteinander zu mischen, um dadurch auf neue Entdeckungen geleitet zu werden. Einst stampfte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser und legte einen Stein darauf. Indes war es Abend geworden, und der Mönch wollte sich mit Hilfe von Feuerstein und Zunder Licht machen, um besser sehen zu können. Da mit einem Male blitzte und knallte es ihm um die Ohren, und der Stein vom Mörser schlug heftig gegen die Decke; ein Funken war in den Mörser gefallen. Erschrocken stand Berthold da und staunte über das wunderbare Ereignis. Er wiederholte feine Versuche, und die Wirkung war immer dieselbe. Jetzt machte

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 65

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 65 — er die Erfindung bekannt und zeigte, rote man das Pulver im Kriege zur Zerstörung von Festungsmauern gebrauchen könnte. Man fertigte mörserähnliche Röhren an, die daher auch Mörser genannt wurden, schüttete in die Mündung Pulver, schob Steine davor und entzündete das Pulver durch ein kleines Loch im Boden. Noch jetzt gebraucht man solche Mörser. Allmählich verlängerte man sie zu Kanonen, und in diese Donnerbüchsen, rote sie genannt wurden, lud man später statt der Steine eiserne Kugeln von gewaltiger Schwere. Später goß man auch dünne Rohre, die ein einzelner Mann tragen und nach Willkür regieren konnte. So entstanden die Handfeuerwaffen, die Büchsen und Flinten, die nach und nach immer mehr vervollkommnet wurden. 3. Umgestaltung des Kriegswesens. Durch diese neu erfundenen Waffen wurde das ganze Kriegswesen umgewandelt. Was hals jetzt den Rittern all ihre Kraft und Gewandtheit, wozu nützte ihnen der eherne Panzer und der mächtige Speer? Der geringste Fußsoldat konnte sie mit seiner Büchse aus der Ferne erlegen, und durch die Kugeln der Donnerbüchsen sanken die Mauern ihrer Burgen in Trümmer. Umsonst eiferten die Ritter gegen die Feuergewehre, die sie heimtückische, unehrliche Waffen nannten; sie mußten endlich vor der neuen Erfindung Schwert und Lanze niederlegen und erkennen, daß es mit dem Ritterwesen zu Ende und daß eine neue Zeit im Anzuge sei. 4. Die Duchdruckerlmnst. Wichtiger noch als die Erfindung des Schießpulvers ist die der Buchdruckerkunst, die ebenfalls von einem Deutschen gemacht wurde (1440). Bis dahin gab es keine andern, als geschriebene Bücher. Diese wurden meist in den Klöstern verfertigt, in denen sich die Mönche mit dem Bücherabschreiben beschäftigten; sie waren natürlich sehr teuer. Denn wieviel Zeit und Arbeit kostete es, ein einziges Buch abzuschreiben! Daher konnten nur reiche Leute Bücher besitzen. Selbst das Buch der Bücher, die heilige Schrift, war höchst selten; denn eine vollständige Bibel kostete an 1000 Mark. Man war daher schon längst darauf gekommen, die Buchstaben einer Seite im Buche in eine Holztafel einzuschneiden, mit Schwärze zu bestreichen und dann auf Papier abzudrucken. Nun konnte man diese Seite leicht hundertmal vervielfältigen. Aber hierdurch war die Erfindung der Buchdruckerkunst erst vorbereitet. 5. Johann Gutenberg. Endlich kam ein Bürger aus Mainz, Johann Gutenberg, der sich in Straßburg niedergelaffen hatte! 2nir», Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. B. 5

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 132

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 132 — preußischen Festungen dem Feinde bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten müssen. Aber wie die Generale der Feldarmee, so waren auch die meisten Festungskommandanten schwache alte Leute, und im Schreck über den Sieg des Feindes vergaßen die meisten Ehre und Pflicht. Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg wurden ohne Belagerung schimpflich übergeben. Eine flüchtige preußische Armee von 12 000 Mann ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not bei Prenzlau. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischen Landes bis zur Weichsel, und viele Beamte fügten sich mit verächtlicher Kriecherei dem fremden Machthaber. Selbst die Franzosen mußten solche Elenden verachten. Einer verriet dem französischen Befehlshaber einen großen Holzvorrat. „Laßt es liegen," antwortete der Franzose, „damit euer König übrig behalte, um solche Schurken daran aufzuhängen." Die Franzosen zogen ungehindert in Berlin ein. Napoleon ließ die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor, den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen. 3. Männer von Ehre. In dieser traurigen Zeit der Schande, die Preußen zu bestehen hatte, ragen aber doch eine Anzahl mutiger und ehrliebender Männer hervor. Der General Blücher schlug sich mit seinem Heerhaufen tapfer von Auerstädt bis Lübeck durch. Dort ergab er sich erst nach heldenmütigem Kampfe den weit überlegnen Frauzofen. Unter den Vertrag schrieb er: „Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe." — Den Kommandanten von Graudenz, General Courbiere, forderten die Franzosen zur Übergabe der Festung auf, indem sie sagten, es gebe keinen König von Preußen mehr. „Nun, so bin ich König von Graudenz," erwiderte der Alte und hielt die Festung bis zum Frieden. Dasselbe taten die Festungen Kosel und Glatz, und Neisse fiel erst nach harter Belagerung. — Am ruhmwürdigsten aber war die Verteidigung von K o l b e r g. Da griffen die Bürger selbst zu den Waffen, ihnen voran der greife Joachim Nettelbeck. Statt des unfähigen Kommandanten schickte ihnen der König den Major von Gneisen au. In der Nähe der Festung streifte der kühne Husarenführer v o n S ch i l l. Unerschütterlich hielten die braven Kolberger Stand. „Nettelbeck," schrieb Gneisenau damals, „ist allgegenwärtig: Zündet der Feind mit seinen Granaten ein Haus an, so steht er mit der Spritze hoch oben an der gefährlichsten Stelle. Greift der Feind ein Außenwerk an, so sitzt Nettelbeck zu Pferde und holt Munition herbei. Ist das Gefecht vorüber, so schafft er Lebensmittel für die ermatteten Truppen hinaus. Zeigt sich ein Schiff

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 99

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 99 — mer zahlloser Burgen und stolzer Schlösser an die Zerstörungsgreuel der Franzosen. 5. Ludwigs Kriege. Dieser Raubkrieg um die Pfalz war nur einer der vielen Kriege Ludwigs, mit denen säst seine ganze Regierungszeit erfüllt war. Nachdem der Friede geschlossen war, setzte er die Beraubung Deutschlands fort. Eine Menge Orte auf der linken Rheinseite wurden vom Deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich vereinigt. So geriet die freie Reichsstadt Straßburg in die Gewalt der Franzosen und ging ans lange Zeit für Deutschland verloren (1681). Und doch hatte einst Kaiser Karl V. von dieser wichtigen Festung gesagt: „Wenn der Türke vor Wien und der Franzose vor Straßburg steht, werde ich zuerst dem bedrohten Straßburg zu Hilfe eilen." Aber der schwache Kaiser Leopold war nicht fähig, der Habsucht Ludwigs zu wehren. 6. Die Türken vor Wien (1683). In den Kriegen Lndwigs mit dem Deutschen Reiche kam es den Franzosen zu statten, daß der Kaiser in seinen Erblanden von den Türken arg bedroht wurde. Die Türken standen damals aus der Höhe ihrer Macht; die gauze Balkanhalbinsel hatten sie erobert. Begeistert für ihren Glauben, suchten sie die Fahne des Propheten noch weiter nach Norden zu tragen, zunächst in die österreichischen Länder. Einmal kamen sie sogar mit einem gewaltigen Heere vor die Hauptstadt Wien. Der Kaiser entfloh; aber in dem General Rüdiger von Star Hemberg hatte die belagerte Stadt einen Kommandanten, wie er nicht klüger und heldenmütiger sein konnte. Er bewaffnete die Bürgerschaft und begeisterte sie zu standhaftem Ausharren. Überall war er selbst: bei den Ausfällen, welche die Belagerten machten; an den Breschen, welche die Türken sprengten; auf dem Turme des Stefandomes, um die Fortschritte der Feinde zu beobachten. Acht Wochen dauerte schon die Belagerung; die Kraft der Verteidiger ging Zu Ende; in wenigen Tagen hätten sie erliegen müssen. Da erschien ein Entsatzheer unter dem Polenkönige Johann Sobiesky und schlug Me Türken in die Flucht. Sie setzten den Krieg zwar fort, wurden aber noch mehrmals besiegt, und das christliche Europa war von der Türkengefahr erlöst. 7. Protestantenverfolgung in Frankreich. So waren unter Ludwigs rühm- und ehrsüchtiger Regierung viele Völker Europas in Krieg und Not gekommen. Aber auch Frankreich wurde unter ihm nicht glücklich. Über die Protestanten verhängte er eine grausame Verfolgung. Man schloß ihnen die Kirchen, nahm den evangelischen Eltern 7*

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 125

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 125 — Schriften zum Freiheitskampfe. Dann ging er als Gesandter nach Paris, um seinem Volke die Freundschaft und Hilfe der Franzosen zu verschaffen. Sein schlichtes würdevolles Wesen gewann ihm in der glänzenden Hauptstadt allgemeine Verehrung. Durch seine geschickte Unterhandlung kam ein Bündnis mit Frankreich zustande, und einige Jahre später konnte er auch denfriedensvertragmitengland unterzeichnen, der Nordamerikas Freiheit anerkannte. Als er nach langer Abwesenheit in seine Heimat zurückkehrte, wurde er mit lautem Jubel empfangen; alles wetteiferte, ihm Beweise der Dankbarkeit und Hochachtung zu geben. Trotz seines hohen Alters verwaltete er dann noch mehrere wichtige Ämter und blieb bis an seinen Tod unermüdlich für das Gedeihen des jungen Freistaates tätig. Er starb, 84 Jahre alt, vom ganzen Volke betrauert. „Ich habe," sagte er vor seinem Ende, „lange gelebt und einen großen Teil von dieser Welt gesehen. Jetzt fühle ich das Verlangen, auch eine andre Welt kennen zu lernen, und überlasse fröhlich und mit kindlichem Vertrauen meine Seele dem großen und guten Vater der Menschheit, der mich von meiner Geburt an so gnädig beschützt und gesegnet hat." Die Grabschrift, die er sich selbst gesetzt hat, lautet: „Hier ruht der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus dem der Inhalt herausgenommen und der feiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren fein, sondern dermaleinst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser." 57. Die französische Revolution. 1. Der französische Hof. Dem prachtliebenden und eroberungssüchtigen Ludwig Xiv. (Nr. 45) war auf dem Throne Frankreichs fein Urenkel Ludwig Xv. gefolgt, ein König, dem es an Herrscher-kraft und Herrschertugend fehlte. Die Verschwendung seines Vorgängers setzte er fort, so daß dem Lande eine ungeheure Schuldenlast aufgebürdet wurde. Entsetzlich war die Sittenverderbnis, die an feinem Hofe herrschte; man spottete da leichtfertig aller Zucht und Ehrbarkeit und überließ sich dem schändlichsten Lasterleben. Die Folge davon war, daß die Liebe zum Königshause im Herzen des Volkes erlosch, daß sich allenthalben Haß und Verachtung gegen die Negierung verbreitete. 2. Anfang der Revolution. Eine bessere Zeit schien zu kommen, als nach Ludwigs Xv. Tode dessen Enkel Ludwig Xvi. den Thron bestieg. Der war ein Fürst von guter Sinnesart und hatte den redlichen

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 20

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 20 - So machten sie aus dem Bernstein zierliche Halsketten und Armbänder und fertigten aus Gold und Elfenbein die kostbarsten Geräte und Schmucksachen. Weithin berühmt waren ihre Webereien, und in der Färberei übertrafen sie alle Völker der Welt. Die hochgeschätzte glänzende Purpurfarbe ist ihre Erfindung. Ein Hirt soll sie zufällig entdeckt haben. Dieser hütete nicht weit vom Meeresufer seine Herde, als sein Hund mit hochroter Schnauze zu ihm kam. Der Hirt meinte, der Hund habe sich verwundet, und wischte ihm das vermeintliche Vlut mit Wolle ab; aber siehe, da fand sich nicht die geringste Verwundung, doch die Wolle war glänzend rot gefärbt. Der Hirt entdeckte nun, daß der Hund Schnecken zerbissen hatte, die vom Meere ausgeworfen waren, und von diesen Schnecken rührte der rotfärbende Saft her. Die Phönizier wußten bald diesen Saft künstlich anzuwenden. Sie färbten damit die wollenen Tücher, die ihre vortrefflichen Webereien lieferten. Kleider dieser Art galten für so kostbar, daß nur Könige und sehr reiche Leute sie tragen konnten. Außer dem hochroten gab es auch Purpur von anderen Farben, namentlich der violette wurde sehr geschätzt. 2. Die Erfindung des Glases. Eine andere Erfindung, die den Phöniziern zugeschrieben wird, ist die des G l a s e s. Einst landeten phönizische Schiffer an einem sandigen Ufer. Sie waren hungrig und wollten sich eine Mahlzeit bereiten, aber es fehlte ihnen an Steinen, um ihre Töpfe über das Feuer zu stellen. Da holten sie aus ihrem Schiffe Salpetersteine, die sie als Ladung mit sich führten. Am Feuer aber schmolz der Salpeter, vermischte sich mit der Asche und dem seiuen Sande, und als die Flüssigkeit erkaltet war, lag am Boden ein Heller durchsichtiger Stein — Glas. So lernte man das Glas bereiten. Man wußte jedoch lange nichts weiter daraus zu machen, als allerlei blinkende Putzsachen, gegen die man bei fremden Völkern kostbare Waren eintauschte. Später machte man auch Spiegel, Fenster und Gesäße aus Glas; aber es war noch um Christi Zeit so teuer, daß kaum ein König ein Haus mit Glasfenstern bezahlen konnte. 3. Weitere Erfindungen. Ferner sollen die Phönizier noch die wichtigen Erfindungen der Rechenkunst und des gemünzten Geldes gemacht haben. Auf beide sührte sie der Handel. Aber wodurch sie sich das größte Verdienst für die Menschheit erwarben, das war die Buchstabenschrift, die ebenfalls von ihnen erfunden sein soll. Denn dadurch erst ist es möglich geworden, daß wir jetzt noch lesen, was vor Jahrtausenden geschah und von den weisesten Männern

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 66

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 66 — auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln aus Holz zu schnitzen, aneinander zu reihen und abzudrucken. Waren so einige Seiten vollendet, so konnte man die Buchstaben wieder auseinander nehmen, zu andern Seiten benutzen und so ein gauzes Buch zustande bringen. Die ersten Versuche befriedigten noch nicht, weil die Holzbuchstaben sich schnell abnutzten und leicht zerbrachen. Aber Gutenberg ward nicht müde, seine Kunst weiter auszubilden. Er kehrte nach Mainz zurück und verband sich dort mit Johann Fust, einem Goldschmied, und mit dem sehr geschickten Peter Schösser aus Gernsheim zu neuen Versuchen. Gutenberg und Schösser erfanden die Kunst, die Schriftzeichen aus Metall in Formen zu gießen, während bisher jeder einzelne Buchstabe geschnitzt wurde. So machte die wichtige Erfindung immer weitere Fortschritte, und bald war man imstande, ganze Bücher mit einzelnen Lettern zu drucken. Das erste so gedruckte große Werk war eine lateinische Bibel. Alles staunte über die neue Kunst, welche die Erfinder sorgfältig geheim hielten. Die Mönche, die ihre Klöster in der einträglichen Arbeit des Bücherabschreibens bedroht sahen, verschrieen sie als Schwarzkünstelei. Allein das Geheimnis konnte nicht lange bewahrt bleiben. Durch die Druckergesellen der Mainzer Werkstätte wurde die Erfindung weiter verbreitet. Bald entstanden Buchdruckereien in mehreren andern Städten, und nach kaum 50 Jahren druckte man Bücher in fast allen Ländern Europas. 6. Wichtigkeit der Duchdruckerlrunst. Welche gewaltigen Folgen diese Erfindung haben mußte, läßt sich leicht begreifen. Was weise Männer Großes und Herrliches dachten und ersannen, das konnte nun in kurzer Zeit allen bekannt werden. Das Wort Gottes konnte aus den Bücherschätzen der Kirchen und Klöster auch in die Hände des Volkes, ja in die Hütten der Armen gelangen. Der Unterricht in den Schulen wurde durch die gedruckten Bücher sehr erleichtert. Erst durch sie ist es möglich geworden, daß die geistige Bildung in immer weitere Kreise dringen, immer mehr zu einem Gemeingute der Menschen werden sonnte. (.: 3v Entdeckungsfahrten der Portugiesen. 1. Der Handel mit dem Morgenlande. Seit den Kreuzzügen waren die Völker Europas wieder in lebhaften Verkehr mit dem Morgenlande getreten. Vor allen trieben die Seestädte Italiens, Venedig und Genua, mit den kostbaren Erzeugnissen Indiens einen höchst ge-
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