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hältnissen aufrecht zu erhalten und führte sie gegen einen starken wohlgerüsteten Feind zu entscheidenden Siegen. So nötigte er England endlich, vom Kampfe abzustehen und seiner Herrschaft über Nordamerika zu entsagen. Nordamerika wurde ein unabhängiger Freistaat. Nach der Erreichung dieses Zieles legte der edle Held seine Feldhermstelle nieder und zog sich in die Einsamkeit des Landlebens zurück. ?
4. Washington, Präsident des Freistaales. Allein seine Mitbürger bedurften Washingtons noch ferner. Er erschien ihnen unter allen als der würdigste, dem neuen Staate vorzustehen. Sie erhoben ihn einmütig zu der obersten Stelle in seinem Vaterlande, zum Präsidenten des nordamerikanischen Freistaates. Auch dieses Amt bekleidete er in hohen Ehren. Als er nach achtjähriger Regierung von neuem auf sein Landgut zurückkehrte, um dort als einfacher Bürger seine letzten Tage zu vollbringen, folgte ihm der Beifall der ganzen Welt in seine Zurückgezogenheit. Er starb dort nach zwei Jahren. Ihm zu Ehren wurde die Stadt Washington gegründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates erhoben.
5. Der Buchdrucker Franklin. Neben Washington hat sich noch ein andrer Nordamerikaner große Verdienste um sein Vaterland erworben. Das war Benjaminfranklin,der Sohn eines Seifensieders in der Stadt Boston. Er erlernte die Buchdruckerkunst, beschäftigte sich aber in seinen freien Stunden bis spät in die Nacht hinein mit dem Lesen guter Bücher. Hierdurch erwarb er sich tüchtige Kenntnisse. Allmählich brachte er es in Philadelphia zu einer eignen Druckerei. Sein unermüdlicher Fleiß, seine Mäßigkeit und Sparsamkeit verschafften ihm ein gutes Auskommen, während er sich durch Rechtlichkeit und Einsicht die Liebe und Achtung feiner Mitbürger erwarb. Eine Zeitung, die er herausgab, fand weite Verbreitung, und ein Kalender, worin er gute Lehren und Ratschläge in der einfachsten Sprache mitteilte, wurde überall mit Eifer gelesen. Besonders verdient machte er sich durch die wichtige Erfindung desblitzableiters. Jetzt wurde Franklins Name weltbekannt, und feine Mitbürger übertrugen dem wackern Manne eine Ehrenstelle nach der andern. Da fand er Gelegenheit, für die Wohlfahrt feines Vaterlandes zu wirken. Manche nützliche Einrichtungen wurden von ihm ins Leben gerufen, manche wohltätige Anstalten verdankten ihm ihr Entstehen.
6. Franklins Verdienste. Als der Streit mit England begann, wirkte Franklin aufs kräftigste für Nordamerikas Befreiung. Schon ein siebzigjähriger Greis, begeisterte er feine Landsleute durch feurige
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gang, hatten sie ihrem Kaiser Napoleon zugejubelt, daß er ihn anfing; als aber Unglück über sie kam, sollte er an allem schuld sein. Sie entsetzten ihn der Regierung, erklärten Frankreich zur Republik und verlangten von den Siegern, daß sie nun ruhig wieder nach Hause gingen, denn sie hätten ja nur gegen den Kaiser Krieg geführt. Eine „Regierung der Nationalverteidigung" übernahm die Ausgabe, „Frankreichs heiligen Boden von den barbarischen Eindringlingen zu säubern." „Keinen Zollbreit Landes, keinen Stein einer Festung" wollte man ihnen abtreten. Da nahm der Krieg seinen Fortgang.
2. Die Belagerung von Paris. Nach der Schlacht bei Sedan stand kein französisches Heer mehr im Felde. Dagegen war noch keine der vielen französischen Festungen erobert. Die stärkste und wichtigste davon war die Hauptstadt Paris. Auf diese zog König Wilhelm mit dem bei Sedan siegreichen Heere und schloß sie ein. Die Deutschen glaubten, die große Stadt mit ihren Iv2 Millionen Einwohnern in wenigen Wochen aushungern zu können. Das war aber ein Irrtum. Die Belagerten hatten sich nicht nur mit Lebensmitteln aufs reichlichste versehen, sondern sie verteidigten sich auch auss tapferste. Die Bürger wurden zu „Mobilgarden" und „Nationalgardisten", und diese wuchsen zuletzt zu einem Heere an, das den Belagerern an Zahl bei weitern überlegen war, freilich nicht an Kriegstüchtigkeit. Da wurde die Belagerung von Paris zu einer Geduldprobe für die Deutschen, so im Felde wie daheim. Man scherzte wohl über die häufig wiederkehrende Meldung: „Vor Paris nichts Neues."
3. Fürsorge für die Soldaten. Den Soldaten aber, die in Feindesland bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter, Regen und Kälte Posten stehen und harten gefährlichen Dienst tun mußten, kamen von der Heimat her unzählige Beweise der Liebe und Fürsorge zu. Eßwaren, Getränke, Tabak, wärmende Kleidungsstücke und ähnliche „Liebesgaben" sandten Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, Freunde und Vereine in reicher Fülle. Welch ein Jubel, wenn der Ruf erschallte: „Feldpost, Feldpost!" Damals kamen zuerst die kurz zuvor eingeführten Postkarten recht in Gebrauch. Auf dem Rücken eines Pferdes, auf dem Tornister oder dem Kochgeschirr waren sie rasch geschrieben, und dann gingen sie fort in die Heimat. Wie sehnsüchtig oft wurden doa die wenigen Zeilen erwartet, und kamen sie, wie atmete da manch bedrücktes Vater- und Mutterherz auf: „Gott sei Dank, er lebt!" — Für die Verwundeten und Kranken aber, Freund und Feind, sorgten in den durch ein rotes Kreuz vor allen Feindseligkeiten ge-
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in der Luft schwenkend. Das war dem französischen Offizier doch zu seltsam; er ließ das Feuern einstellen und den Mann herankommen. Der keuchte dieworte hervor: „Mein Leutnant liegt im Walde! Schwer verwundet! Er will Wasser. Geben Sie mir etwas!" Der Offizier verstand ein wenig deutsch. Er und seine Leute waren gerührt von dem Mute des treuen Offizierburschen und riefen: „Braver Bursche, Braver Bursche, das." Alle boten ihm ihre Flaschen an. Erst als der deutsche Füsilier dankend im Holze verschwunden war, nahm die Batterie ihr Feuer wieder auf.
4. Die Schlacht an der Lisaine. Überall geschlagen, wagten die Franzosen noch einen überkühnen Versuch. Ein großes Heer wandte sich nach Südwesten, um den Rhein zu überschreiten und in Deutschland, zunächst in Baden, einzudringen. Ihnen konnte nur ein kleines Heer preußischer und badischer Truppen unter Führung des Generals Werder entgegengestellt werden, etwa 40 000 Mann. Die Niederlage der Deutschen schien diesmal unvermeidlich; schon glaubten die Franzosen, den Sieg in Händen zu halten. Allein als sie den Gegner an dem zugesrornen Flüßchen Lisaine unweit Belfort angriffen, da stand die deutsche Heldenschar unerschütterlich und undurchdringlich gleich einer Mauer. „Nicht durch! Nicht durch!" lautete der deutsche Schlachtruf. Drei Tage lang dauerte die Schlacht (15.—17. Januar 1871). End-lich mußte der Feind gänzlich geschlagen zurückweichen. Bald sah er sich nicht allein im Rücken verfolgt, sondern durch neue heranrückende Preußenscharen auch in der Front bedrängt und angegriffen. Jeder Ausweg auf französischem Boden war ihm versperrt; eine Waffenstreckung wie bei Sedan stand bevor. Da ist das französische Heer, 84000 Mann mit Roß und Wagen, auf das schweizerische Gebiet übergetreten und hat dort die Waffen niedergelegt. Die letzte ftanzösische Armee war zum Weiterkampfe unfähig gemacht.
(\27.) 8h. Der Kall von Paris und Friede.
1. Der Fall von Paris. Nun leistete Paris keinen Wider stand mehr. Seit fünf Monaten war es von den Belagerem eingeschloffen. Alle Heere, von denen es Befreiung erwartet hatte, waren vernichtet. Jeder Versuch, durch Ausfälle den Kreis der Belagerer zu durchbrechen, war gescheitert. Immer stärker wurden die Verheerungen, welche die in den Festungsmauern oder in der Stadt selbst einschlagenden feindlichen Geschosse anrichteten. Endlich sah sich die Pariser Bevölkerung vom Hungertode bedroht. Schon aß man in der üppigen
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preußischen Festungen dem Feinde bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten müssen. Aber wie die Generale der Feldarmee, so waren auch die meisten Festungskommandanten schwache alte Leute, und im Schreck über den Sieg des Feindes vergaßen die meisten Ehre und Pflicht. Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg wurden ohne Belagerung schimpflich übergeben. Eine flüchtige preußische Armee von 12 000 Mann ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not bei Prenzlau. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischen Landes bis zur Weichsel, und viele Beamte fügten sich mit verächtlicher Kriecherei dem fremden Machthaber. Selbst die Franzosen mußten solche Elenden verachten. Einer verriet dem französischen Befehlshaber einen großen Holzvorrat. „Laßt es liegen," antwortete der Franzose, „damit euer König übrig behalte, um solche Schurken daran aufzuhängen." Die Franzosen zogen ungehindert in Berlin ein. Napoleon ließ die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor, den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen.
3. Männer von Ehre. In dieser traurigen Zeit der Schande, die Preußen zu bestehen hatte, ragen aber doch eine Anzahl mutiger und ehrliebender Männer hervor. Der General Blücher schlug sich mit seinem Heerhaufen tapfer von Auerstädt bis Lübeck durch. Dort ergab er sich erst nach heldenmütigem Kampfe den weit überlegnen Frauzofen. Unter den Vertrag schrieb er: „Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe." — Den Kommandanten von Graudenz, General Courbiere, forderten die Franzosen zur Übergabe der Festung auf, indem sie sagten, es gebe keinen König von Preußen mehr. „Nun, so bin ich König von Graudenz," erwiderte der Alte und hielt die Festung bis zum Frieden. Dasselbe taten die Festungen Kosel und Glatz, und Neisse fiel erst nach harter Belagerung. — Am ruhmwürdigsten aber war die Verteidigung von K o l b e r g. Da griffen die Bürger selbst zu den Waffen, ihnen voran der greife Joachim Nettelbeck. Statt des unfähigen Kommandanten schickte ihnen der König den Major von Gneisen au. In der Nähe der Festung streifte der kühne Husarenführer v o n S ch i l l. Unerschütterlich hielten die braven Kolberger Stand. „Nettelbeck," schrieb Gneisenau damals, „ist allgegenwärtig: Zündet der Feind mit seinen Granaten ein Haus an, so steht er mit der Spritze hoch oben an der gefährlichsten Stelle. Greift der Feind ein Außenwerk an, so sitzt Nettelbeck zu Pferde und holt Munition herbei. Ist das Gefecht vorüber, so schafft er Lebensmittel für die ermatteten Truppen hinaus. Zeigt sich ein Schiff
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von Elba nach Frankreich rückte der Prinz noch einmal ins Feld, und zum zweitenmal zog er in die französische Hauptstadt siegreich ein.
3. prin; Wilhelm bis zum Regierungsantritt. Von jetzt ab widmete sich Prinz Wilhelm ganz der Pflege des preußischen Militär-wesens, und mit freudigem Stolze schaute das Heer in dem ritterlichen Prinzen ein hohes Vorbild kriegerischer Tüchtigkeit. 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusia von Sachsen-Weimar, einer Fürstin von hoher geistiger Begabung und edelster vaterländischer Gesinnung. Zwei Kinder wurden ihnen geboren: Prinz Friedrich Wilhelm, am 18. Oktober 1831 (später Kaiser Friedrich Iii.), und Prinzessin Luise (später Großherzogin von Baden), am 3. Dezember 1838. Da Friedrich Wilhelm Iv. kinberlos war, so erhielt Prinz Wilhelm schon im Jahre 1840 als der mutmaßliche Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen". Er verlangte ein festes, zielbewußtes Regiment, erklärte sich im Jahre 1848 zwar mit der dem Volke gegebnen Verfassung einverstanben, wollte aber jebe schwache Haltung der Regierung währenb der unruhigen Zeit vermieben wissen. Deshalb forberte er, daß der verberbliche Volksausstanb in Berlin mit Waffengewalt rücksichtslos niebergefchlagen würde. Die Wut der Volksverführer richtete sich nun gegen den Prinzen, und der König hielt es für geraten, ihn nach England zu schicken. Hier aus der Ferne lernte er die beutfchen Verhältnisse beutlicher überblicken, und die Bestimmung des preußischen Staates in der deutschen Einheitsfrage würde ihm klar. Als er wieber nach Preußen zurückgekehrt war, brach im Großherzogtum Baden und in Rheinbayern eine Revolution aus (1849); Der Prinz von Preußen erhielt den Befehl, den Aufstanb zu unterbrücken, und in wenigen Wochen hatte er die Empörer niedergeworfen und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Durch feine echt deutsche Gesinnung, feine Aufrichtigkeit, Wahrheitsliebe und Entschiedenheit hatte der Prinz bald die Herzen des Volkes für sich gewonnen, und selbst feine Gegner zollten ihm die größte Achtung. Daher waren alle beutichgesinnten Männer voll freubiger Hoffnung, als der Prinz von Preußen währenb der schweren Krankheit des Königs die Regentschaft im Jahre 1858 übernahm.
7^. Kriege mit Dänemark und Österreich.
1. König Wilhelm von Preußen. Als Friedrich Wilhelm Iv. itn^ahre 1861 starb, bestieg König Wilhelm I. den preußischen Thron. Unter großer Pracht und Feierlichkeit setzte er sich am 18. Oktober 1861,
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konnten, was draußen in der Versammlung des Volkes vorging. Nun schritten die Bewerber einzeln vor dem Volke einher, und die Männer in dem Hause merkten sich, bei welchem der Vorübergehenden die Menge das stärkste Beifallsgeschrei erhob: dieser wurde in den Rat aufgenommen.
3. Spartanische Einrichtungen. Die Länd er eien verteilte Lykurgus gleichmäßig unter die Bürger. Jede spartanische Familie erhielt ein gleich großes Grundstück, das hinreichend war, sie zu ernähren. Dieses Grundstück durfte nicht verkauft werden, sondern vererbte sich vom Vater auf den ältesten Sohn. Daher konnte es in Sparta keine Reichen und Armen geben, und das Volk blieb frei von den Übeln, welche übermäßiger Reichtum und drückende Armut erzeugen. ■— Lykurgus verbot auch den Besitz von Silber und Gold und führte eisernes Geld ein. Dieses war so groß und schwer, daß man zur Aufbewahrung von wenigen hundert Mark nach unserm Gelde einen großen Platz im Hause nötig hatte und zum Fortbringen einen ganzen Wagen. Durch diese Einrichtung wurden manche Verbrechen verhindert: Diebstahl war kaum möglich. Aber auch der Handel wurde dadurch gelähmt und nach dem Auslande ganz verhindert. Ein solcher Verkehr mit andern Ländern sollte überhaupt nach Lykurgs Willen gar nicht bestehen; darum verordnete er, daß sich kein Fremder längere Zeit in Sparta aufhalten und kein Spartaner ins Ausland reisen dürfe, damit nicht fremde Sitte und Üppigkeit im Volke Eingang fänden; denn bei den Spartanern sollte in allen Stücken die größte Einfachheit und Mäßigkeit herrschen.
4. Die schwarze Suppe. Der Schwelgerei wirkte Lykurgus am meisten durch Einführung der gemeinsamen Mahlzeiten entgegen, an denen alle Männer, auch die Könige, teilnehmen mußten, immer fünfzehn an einem Tisch. Da gab es sehr einfache, derbe Kost. Das Hauptgericht war die schwarzesuppe, bestehend aus Schweinefleischbrühe, Blut und Essig. Ein König in Asien, der viel von dieser Suppe gehört hatte, trug Verlangen, sie zu kosten. Er ließ einen spartanischen Koch kommen, der sie ihm bereitete. Aber sie wollte ihm nicht schmecken. „Hab's mir gedacht," sagte der Koch, „unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die sich im Eurotas gebadet, sich tüchtig angestrengt und gehungert haben."
5. Lykurgs Edelmut. Man kann sich leicht denken, daß den vornehmen und reichen Spartanern diese Einrichtungen nicht behagten. Sie haßten daher Lykurg und vertrieben ihn eines Tages unter wildem Geschrei und mit Steinwürsen vom Markte. Lykurgus floh einem
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und die Vornehmen und Reichen, die alle Gewalt in Händen hatten, übten gegen das niedere Volk harten, willkürlichen Druck. Darüber murrte das Volk laut und erregte heftige Unruhen, unter denen der Staat zu zerfallen drohte. Zum Glück für die Athener lebte ein Mann unter ihnen, der es verstand, dieser Zerrüttung abzuhelfen. Das war der w e i s e S o l o n, den wir schon in der Geschichte des Krösus kennen gelernt haben (s. Nr. 12).
2. Solons Gesetze. Solon hatte sich durch Reisen in anderen Ländern reiche Erfahrung gesammelt und besaß wegen seiner Einsicht und Vaterlandsliebe das höchste Ansehen und das Vertrauen aller seiner Mitbürger. Eines Tages hatten die Feinde den Athenern die Insel Salamis entrissen, und trotz aller Anstrengung gelang es ihnen nicht, ihr Eigentum wieder zu erobern. Nach vielen Verlusten beschlossen endlich die Führer in Athen vom Kampfe abzustehen und jeden Bürger, der dazu aufreizen würde, mit dem Tode zu bestrafen. Solon war über den Verlust der Insel und auch über den Beschluß des Adels aufs tiefste entrüstet. Da irrsinnige Menschen straffrei waren, so stellte sich Solon, als fei er dem Wahnsinn verfallen und hielt auf dem Marktplätze eine Rede, die aber so vernünftig war und die Bürger so sehr zu neuem Kampfe aufstachelte, daß es Solon gelang, die Insel Salamis zurück zu erobern. Die Bürger wählten ihn zum Führer oder Archon und beauftragten ihn, den Staat durch eine neue Gesetzgebung zu ordnen. Solon löste diese Aufgabe aufs beste (594). Er bestimmte, daß alle Bürger Anteil haben sollten an der Staatsverwaltung, aber nicht alle in gleichem Maße; wer dem Vaterlande das meiste zu leisten vermochte, der erhielt auch größere Rechte und konnte zu den höhern Stellen im Staate gelangen. Die wichtigsten Dinge aber mußten dem ganzen Volke vorgelegt werden; sie wurden indervolksverfamm-lung verhandelt und entschieden. Hier konnte jeder Bürger mitreden, mitraten und mitbefchließen und so zum Wohle des Staates beitragen. Und damit die Bürger dazu vorbereitet würden, war Solon auf eine sorgfältige Erziehung der Jugend bedacht. Die Erziehung war weit mannigfaltiger als bei den Spartanern. Zwar wurden auch die jungen Athener frühzeitig zu Leibesübungen angehalten; aber mehr noch kam es auf die Ausbildung der geistigen Kräfte an. Daher wurden Kunst und Wissenschaft, von den Spartanern als unnütz verschmäht, in Athen hoch geehrt; tüchtige Kenntnisse, feine Sitten galten als Schätze, nach denen man mit Eifer strebte.
3. Die Bildung der Athener. Dies edle Streben truq die
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es ihm zuvortun und ging, um recht viel Aussehen zu erregen, in einem zerrissenen Mautel einher. „Freund, Freund!" rief ihm Sokrates zu, „durch die Löcher deines Mantels schaut deine Eitelkeit hervor."
3. Wie Sokrates seinen feib übte und abhärtete. Durch seine einfache Lebensweise härtete sich Sokrates dermaßen ab, daß er jede Anstrengung aushalten konnte. Frost und Hitze, Hunger und Durst ertrug er mit Leichtigkeit; ohne Beschwerde konnte er eine Nacht durchwachen. Einmal beklagte sich ein Athener über die Mühseligkeiten einer Fußreise, die er eben gemacht hatte. „Hat dir dein Sklave folgen können?" fragte Sokrates. „Ja," antwortete jener. „Hat er etwas getragen?" — „Ein großes Bündel." — „Der muß recht müde sein."
— „Nein, ich habe ihn gleich wieder mit einem Aufträge fortgeschickt."
— „Siehe," sagte Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Glückes; er hat vor dir Vorzüge der Natur. Du bist reich und frei, aber schwach und weichlich; er ist arm und leibeigen, aber stark und gesund. Sage selbst, wer der Glücklichere ist."
4. Sokrates und Fanthippe. Von Natur heftig, erwarb jich Sokrates durch stete Achtsamkeit und Strenge gegen sich selbst einen edeln Gleichmut, den nichts erschüttern konnte. Als ihm ein jähzorniger Mensch einen Backenstreich gab, sagte er ruhig lächelnd: „Es ist doch recht schade, daß man nicht voraussehen kann, wann es gut wäre, einen Helm zu tragen!" — Einmal dankte ihm ein vornehmer Bürger nicht, den er freundlich gegrüßt hatte. Seine jungen Freunde wurden darüber unwillig. „Nicht doch," versetzte Sokrates, „ihr würdet ja nicht zürnen, wenn mir einer begegnete, der häßlicher wäre, als ich. Was ereifert ihr euch also, daß dieser Mensch weniger höflich ist, denn ich?" — Auch feine eigene Frau, die zänkische Xanthippe, gab dem Weisen manchmal Gelegenheit, seine Geduld zu beweisen. Eines Tages war sie bei sehr übler Laune und schalt tüchtig auf ihn. Er aber blieb ganz gelassen. Endlich jedoch, da sie es zu arg machte, stand er auf und ging weg. Da ergriff das erzürnte Weib ein Becken mit Wasser und goß es ihm "ach. „Ich dachte es wohl," sagte Sokrates, „bei einem Donnerwetter bleibt ja der Regen nicht aus." — So zeigte sich Sokrates nie mürrisch und verdrießlich; seine Rede war stets mit anmutigem Scherze gewürzt. Wenn er aber von dem Werte und der Schönheit der Tugend und von dem Walten der Gottheit sprach, dann drangen seine erhabenen Worte tief in die Seele.
5. Die Hauptbeschäftigung des Sokrates. Seine Hauptbeschäftigung war es, Jünglinge zu unterrichten. Er lehrte, ohne dafür
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\2. Karl der Große. Seine Kriege.
1. Karls Bedeutung. Dem kleinen Pippin, der mit so kräftiger Hand das Reich der Franken regiert hatte, folgte auf dem Throne sein Sohn Karl der Große (768—814). Mit Recht führt er diesen ehrenvollen Beinamen. Denn er ist einer der größten Männer in der ganzen Weltgeschichte. Nicht allein als Kriegsheld hat er sich hervorgetan und seine Herrschaft durch Eroberungen weit ausgedehnt; er hat auch die verschiedenen Völker, die er unterwarf, zu einem friedlichen, wohlgeordneten Ganzen verbunden, hat das mächtige Reich mit Weisheit gelenkt, durch treffliche Einrichtungen beglückt und feine Untertanen gleich einem sorgsamen Vater zu christlicher Frömmigkeit und Bildung erzogen. Bis in ferne Länder drang sein Ruf, über Europas Grenzen hinaus strahlte der Glanz seines Namens, und Jahrhunderte hindurch haben sich die Volker von dem großen Karl erzählt und seinen Ruhm in Liedern gesungen.
2. Der Sachsenkrieg. Fast während seiner ganzen Regierung hat Karl Krieg geführt. Sein schwerster Krieg war gegen diesachsen gerichtet. Dreißig Jahre hat er gedauert. Denn die Sachsen waren ein tapferes Volk, das feine Freiheit, feine Götter und alten Sitten hochhielt und einem fremden Herrn und dem Christengott nicht dienen mochte. Sie wohnten im nördlichen Deutschland, von den Grenzen des Frankenreiches in der Nähe des Rheins bis zur Elbe und Nordsee hin. Von jeher hatten sie mit den Franken in Streit gelegen; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um fein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herrschaft mit Gewalt zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen, nach mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugte sich der streitbare Sachfenherzog Widukind vor dem mächtigen Frankenkönig, da unterwarfen sich die oftmals besiegten Sachsen der fränkischen Herrschaft und ließen sich taufen. Die Franken und Sachsen wurden Brüder und ein Volk durch den christlichen Glauben.
3. Das Fangobardenreich. Einen zweiten Krieg führte Karl gegen die Langobarden in Italien, deren König Defiderlus ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die Alpen. Ein Spielmann, erzählt man, zeigte ihm den Weg übers Gebirge und erhielt dafür soviel Land zum Geschenk, als man rings im Umkreise das Blasen seines Hornes hörte. Den Langobarden-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls Karls Pippin Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl_Krieg Karl Karl Karl Sachfenherzog_Widukind Karl Karl König_Defiderlus
Extrahierte Ortsnamen: Europas Sachsenkrieg Sachsen Deutschland Rheins Nordsee Sachsen Italien
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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so rief er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los, so lasse ich euch alle ans Kreuz schlagen." Endlich brachten seine Leute das Lösegeld, und die Räuber setzten ihn in Kleinasien ans Land. Kaum war er frei, so verschaffte er sich einige Schiffe, überfiel die Räuber, nahm ihnen sein Geld wieder ab und ließ sie alle kreuzigen, wie er gedroht hatte.
4. Casars Erfolge. Nicht lange danach kehrte Cäsar nach Rom zurück und wußte sich durch Leutseligkeit und Freigebigkeit viele Freunde zu erwerben. Von einer Stelle zur andern stieg er empor, und alle Ämter, die ihm übertragen wurden, verwaltete er ruhmvoll. Sie dienten ihm zugleich, seinen Anhang im Volke immer zu vergrößern. Denn sie brachten ihm Geld ein, das er mit vollen Händen unter die Menge verteilte oder ans glänzende Lustbarkeiten verwandte, die er dem Volke bereitete. Das größte Vergnügen gewährten den rohen Römern die Fechterspiele, in denen eigens dazu abgerichtete Menschen vor ihren Augen auf Tod und Leben gegeneinander kämpften. Nach solchen blutigen Schauspielen verlangte das entartete Volk eben so heftig wie nach dem täglichen Brot. Aber nie hotte es einen so prächtigen Wettkampf gesehen, wie ihn Cäsar veranstaltete. Er ließ nicht weniger als 320 Paar Fechter, alle in prachtvollen, silbernen Rüstungen, gegeneinander auftreten. Da war fein Name auf allen Lippen; jeder rühmte den freundlichen, freigebigen Mann, und feine Stimme galt beim Volke alles.
5. pompejus im Bunde mit Casar. Pompejus, der sich bisher für den ersten Mann in Rom gehalten hatte, sah Cäsars steigendes Ansehen mit Besorgnis. Er erkannte, daß er ohne ihn nichts vermöge. Wollte er feine Macht nicht allmählich verlieren, so mußte er sich an Cäsar anschließen und sich mit ihm in die Herrschaft teilen. Dies geschah: beide Männer verbanden sich und beherrschten eine Zeitlang den römischen Staat gemeinschaftlich. Cäsar bekam so die beste Gelegenheit, sich Kriegsruhm zu erwerben. Er ging mit einem Heere nach Frankreich,
das damals Gallien hieß.
6. Cäsar und Ariovist. In Gallien war ein germanischer Fürst, Ariövisi, mit einer tapferen Kriegers char eingefallen, hatte sich dort festgesetzt und drohte feine Herrschaft weiter auszubreiten. Cäsar beschloß, ihn nach Deutschland zurückzutreiben. Als es zum entscheidenden Kampfe kommen sollte, da ängstigten sich wieder die römischen Soldaten vor der Wildheit und der gewaltigen Kraft der Deutschen, sodaß sie dem Feldherrn nicht ins Gefecht folgen mochten. Doch Cäsar verstand es, ihr Ehrgefühl zu entflammen; angeführt von einem so großen Meister
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