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1. Geschichte des Altertums - S. 136

1879 - Mainz : Kunze
136 Dritter Abschnitt. von ihm, er habe den berhmten Tempel des Jupiter auf dem Capitolium gegrndet, den groen Circus fr die ffentlichen Spiele gebaut und viele glckliche Kriege gefhrt. Im 80. Jahre wurde er ermordet. Die Shne des Ancus hatten aus Rache zwei Mr-der gedungen, welche als Holzhauer verkleidet vor dem kniglichen Palaste scheinbar Hndel mit einander anfiengen, so da der König herunter kam und ihren Streit zu schlichten suchte. Whrend er dem Einen zuhrte, schlug ihn der Andere zu Boden; Beide ent-flohen. In diesem Augenblicke trat Tanaquil auf den Balkon und bat im Namen des Knigs, das Volk mge bis zu seiner Genesung dem kniglichen Schwiegersohn, Servius Tullius, gehorchen; der König sei nicht tobt, aber schwer verwundet. Das Volk glaubte der schlauen Frau und entfernte sich. Allein der König war und blieb tobt. Servius Servius Tullius soll eigentlich ein Sclavenkind gewesen und befferttie ^ur(^ fe^nen Flei und seine Tchtigkeit Schwiegersohn des Knigs Lage des ar- geworden sein. Nachdem er angeblich eine Zeit lang im Namen men Volkes, Knigs regiert hatte, konnte der Tod desselben nicht lnger ver-heimlicht werden. Das Volk hatte inzwischen den Servius lieb-gewonnen und bertrug ihm die Knigswrde. Servius suchte die Not des Volkes auf alle Weise zu lindern, theilte Lndereien aus und gab vortreffliche Gesetze, welche die Anmaungen des Adels zgeln sollten. Allein in seiner Familie hatte der gute König viel Kummer; er besa keine Shne, sondern nur zwei Tchter. Beide hieen Tullia. Die eine war eine fromme, sanfte und edle Jung-frau, ihre Schwester erschien wilder, ungestmer und leidenschaftlicher. Seine Diese vermhlte Servius zwei ihnen hnlichen Mnnern, den Shnen ^fzateur' des erschlagenen Knigs, und zwar gab er die sanfte Tullia dem rohen Lucius Tarquinius, die ungestme Schwester dem gutmtigen Aruns. Allein Letztere hate ihren Gemahl und verstndigte sich bald mit ihrem gleichgesinnten Schwager, ihre Gemhte zu tdten und dann sich zu verbinden. Aruns und die ltere Tochter kamen wirklich um ihr Leben, und Tarquinius heiratete die jngere Tullia. Dem herrschschtigen hepar regierte der greise Servius zu lange, und es beschlo den Vater zu ermorden. Einige unzufriedene Senatoren boten Tarquinius ihre hlfreiche Hand zur schndlichen That. In dem Rathaussaale an den Stufen des Thrones ver-Servius griff sich Tarquinius an seinem Schwiegervater, lie ihn die Treppen $mnorbet,rb Rathauses hinunterwerfen und auf dem Markte ermorden. Als 534. die entartete Tochter herbeieilte, ihren Gemahl als König zu

2. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. 2c. 91 sich die versammelten Fürsten und ließen dem Reichsoberhaupte sagen, sie wollten den heiligen Vater in Rom ersuchen, im nächsten Februar nach Augsburg zu kommen, damit sie ihm alle Beschwerden vorlegen und seine Entscheidung vernehmen könnten. Bleibe aber der König durch seine Schuld ein Jahr lang im Banne, so sollte er sür immer die Krone verlieren. Da beschloß Heinrich nach Italien zu reisen, um sich mit Gregor pilgert nach auszusöhnen. In strenger Winterkälte brach er kurz vor Weihnachten 1076 aus, von seiner treuen Gemahlin Bertha, seinem Söhnchen und Wmlermte einigen treuen Dienern begleitet. Seine Feinde hatten ihm die deutschen Alpenpässe verlegt, damit er bis zum festgesetzten Tage (am 2. Febr. 1077) sich nicht vom Banne lösen könne. Darum mußte Heinrich durch Burgund und Savoyen über den Mont Cenis nach Italien zu gelangen suchen. Der ungewöhnlich strenge Winter (der Rhein war vom 11. November bis zum 15. März fest zugefroren) hatte auf den Alpen eine bedeutende Masse Schnee angehäuft, die Pfade verweht und unter großen Abgründe zugedeckt. Jeder Schritt war mit Lebensgefahr verknüpft, '^fahren, Auf Händen und Füßen kroch die königliche Familie die gefährlichsten Stellen hinaus und hinab, an steilen, glatten Abhängen mußte die Königin mit ihren Frauen in Ochsenhäuten genäht und an Seilen gezogen oder hinunter gelassen werden. Doch geschah kein Unfall. Als die Ankunft des Königs in Italien bekannt wurde, eilten ihm viele Grafen und Bischöfe entgegen und hofften, Heinrich werde den Papst absetzen: sie versprachen dem Könige ihren Beistand. Der König wollte aber Befreiung vom Banne, und als er hörte, daß Gregor bereits auf dem Wege nach Augsburg begriffen sei und bei der Gräsin Mathilde*) aus dem Schlosse Canossa weile, eilte er dahin und erlangte endlich, daß der Papst ihn vor sich lassen wollte. Nachdem Heinrich alle Zeichen seiner Würde abgelegt hatte, wurde er barfuß, im Büßer- und denm-gewande, in die zweite Ringmauer des Schlosses eingelassen. Hier ^chioßhofe" mußte der deutsche König vom 26. bis 28. Januar in der grimmigsten zu Canossa Kälte vom Morgen bis Abend stehen. Am 29. Januar endlich ließ Kl"' w) Mathilde war eine fein gebildete, schöne urti) führte Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Giriern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonisacins von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen. Sie gebot über Parma, Mantua, Modena, Reggio, Piaeenza, Verona, die meisten Städte Toskanas und reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl Gozelo der Bucklige lebte in Deutschland auf Heinrichs Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Sie war Heinrichs Iv. Base.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 191

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung ac. 191 Söhnten, als Erzmundschenk. Als Wahlort ward Frankfurt, als Kronungsort Aachen, als erster Reichshof Nürnberg festgesetzt. Zugleich veröffentlichte die goldne Bulle das ganze Ceremonie! bei der Wahl und Krönung des Kaisers, die Rechte und erforderlichen Eigenschaften der Kurfürsten, das Verbot der Fehde ohne Absagebrief rc. Für die Kräftigung und Einigung des deutschen Volkes war sie ohne alle Bedeutung, hinderte sie vielmehr, indem sie die Souveränität des Kaisers zu Gunsten der großen Reichsfürsten über Gebühr beschränkte, ia fast aufhob. 11 Earl Iv. bekümmerte sich mehr um sein Erbland Böhmen und die Verherrlichung des luxemburgischen Hauses als um das Reich, und Carl iv. des »-'Ta na""f ¥ 0,4 Saifct Maximilian „des heiligen römischen Su-L Re.ches Stiefvater." Auf Böhmen wandte er allerdings feine gameäw Sorgfalt. Durch strenge Rechtspflege und Abfassung eines Gesetz-"' ruche» hob er Sicherheit und Wohlfahrt, durch Anlage von Straßen Wmm. Schiffbarmachung der Flüffe, Förderung des Handels und der Gewerbe sorgte er für das Gedeihen des Landes. Unter Mitwirkung des berühmten italienischen Dichters Petrarca stiftete er 1348 die Universität Jßrag, die erste in Deutschland. Carls Ordnungssinn und Fürsorge tarn auch noch einige Jahre der unter bairischen Herrschern arq verwahrlosten Mark Brandenburg zu gut, die er 1373 mit Böhmen vereinigte. 9fnchbetn Carl die Freude erlebt hatte, daß fein Sohn Wenzel zum Eonig gewählt worden war, starb er 1378. Man sagt, er habe K«»ig vor der -Wohl die Kurfürsten je mit 100,000 Gulden und mit Sser "*b Pfändung der noch übrigen Zolle und Reichsgüter gewonnen, obwohl >e goldene Bulle jede Bestechung streng verbot. 4- Die letzten Luxemburgischen Kaiser. Wenzel regierte von 1378-Uoo. Seine Regierung war wegen der w.lden Ausbrüche des Faustrechts und wegen der in der Kirche B , elenden Spaltungen eine stürmische. Hatte er auch den guten 5«" killen, diesen gefährlichen Unruhen abzuhelfen, so fehlte es ihm gerade 13,8~“” 11 Umf4‘ Und Thatkraft, und darum führt er nicht mit tnmfr J6" r,Cn "b“ S0ule'" er w°r =in leideuschastlicher und mbmse dem V-rgnüg-n der Jagb zu viel Zeit ridz\ ft Um9e6un0 befanden sich gewöhnlich bet Schars-®C”atter 5“ "enucn pflegt-, und eine Koppel » n Lt 3h?iec “,Uct betcn Biss-N s-ine zweite Gemahlin Elisabeth L-ben aushauchte. Mit dem Erzbischof von Prag grausam und willkürlich.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 192

1878 - Mainz : Kunze
192 Vierte Periode des Mittelalters. überwarf er sich über die Grenze weltlicher und geistlicher Gerichtsbarkeit. Da der Erzbischof entfloh, so mißhandelte Wenzel den erzbischöflichen Dfficial Puchnik und dessen Vicar Johann Pomuk und ließ sie zuletzt vom Henker in die Moldau werfen. Daraus bildete sich die Sage, der Die Sage heilige Nepomuk fei der Königin Beichtvater gewesen und in die Moldau ^Nepomuk"" geworfen worden, weil er dem Könige die Beichte feiner Gemahlin nicht habe verrathen wollen. Wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeiten zerfiel Wenzel mit den böhmischen Landständen; es entstand eine 23 er-Wenzel in schwörung gegen ihn, an welcher auch sein Bruder Siegmund von Brandenburg*) und sein Vetter Jobst von Mähren sich betheiligten, verhaßt, Wenzel wurde verhaftet; sobald er sich aber wieder frei wußte, folgten neue Gewaltthätigkeiten. Die deutschen Reichsstände wurden ihm ebenfalls gram, weil er, ohne sie zu befragen für 100,000 Gulden die wird Mailänder Herzogswürde verkauft hatte. Darum wurde er 1400 vor abgesetzt. die { rheinischen Kurfürsten geladen, um über feine Regierung Rechen- Ruprecht von > 1 ' 11 y, ... 2 der Pfalz fchaft abzulegen. Da er nicht erschien, so erwählten fte aus ihre (1400-1410) sjjjitte den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, einen tapfern, milden und gerechten Herrn, zum Reichsoberhaupt (1400 1410). Wenzel machte feinem Gegner die Krone nicht streitig. Es zeigte sich aber bald, daß auch Ruprecht den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war; denn ein doppeltes Urtheil lastete damals auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Türken Einfall in Europa, hat wegen Was zunächst die große Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 Schismas 1417) Betrifft, so war sie 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier der Türken Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon seinen L>itz Ee^el hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der giernng. Kirche z^ sein; jeder fxmnte und verfluchte den Gegner und fernen Anhang.' Zwar fetzte 1409 die Kirchenverfammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und eben so viele Parteien. *) Brandenburg war durch Kauf an Carl Iv. gekommen- Dieser belehnte erst feinen Sohn Wenzel und als derselbe König geworden war, fernen Sohn Siegmund damit. Dieser verpfändete die Mark an ^obst von Mähren und als derselbe 1411 starb, fiel sie an Kaiser Sregmun zurück. Er übertrug die Mark Brandenburg sogleich an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern und überließ sie demselben 1415 auf dem Constanzer Concil erb- und eigentümlich. Friedrich von Hohenzollern ist dadurch der Ahnherr o regierenden preußischen Königshauses geworden.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung k. 193 Die durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken waren schon 1359 von Asien aus ins griechische Kaiserreich eingefallen und hatten 1360 Adrianopel erobert. Siegmund, welcher sein Königreich Ungarn gegen die unaufhaltsam vordringenden Scharen der Ungläubigen hatte schützen wollen, war in der blutigen Schlacht bei Nikopoli an der Donau (1396) vom Sultan Bajazet geschlagen worden. Nichts schien Ruprecht ist nun mehr ihren Siegeslauf zu hemmen; am allerwenigsten hätte das inn^"en damals König Ruprecht von der Pfalz vermocht. Er war zwar ein nehmungen edler Mensch, von untadeligen Sitten, ein rechtlicher Herrscher, allein m auch schwach und ungeschickt. Unbegreiflicher Weise hatte er sich zu emem Zuge nach Italien bestimmen lassen. Allein der Herzog Johann Galeazzo Visconti, welchem Wenzel das Herzogtum Mailand für 100,000 Goldgulden verkauft hatte, schlug ihn aus dem Felde und nötigte ihn zur Rückkehr. Dieser unglückliche Zug schadete ihm viel. Er war ernstlich bemüht, in Deutschland den gesunkenen Rechtszustand wiederherzustellen. Allein die Fürsten und Städte sahen in diesen Bemühungen Anmaßung, Härte und Gefährdung der Freiheit und schlossen den Marbacher Bund, um ihm Widerstand zu leisten. Gegen diesen vermochte er nichts auszurichten. Da starb er 1410 in Oppenheim, und stirbt Zu Heidelberg in der Marienkirche liegt er begraben; wahr schildert 141(X ihn seine Grabschrist: Er war gerecht, liebte Frieden und Religion und wart) vor Gott würdig erfunden, Gerechtigkeit zu leiden. Als die Kurfürsten zu einer neuen Wahl in Frankfurt zusammen- Siegmund getreten waren, sprach Siegmund von Brandenburg, der Bruder des das An-Königs Wenzel, zur Versammlung: „Ich bin König von Ungarn') Leben und Kurfurst von Brandenburg; es ist kein Fürst irrt Reiche, den ich f0 wenig zu befser kenne als mich selber, keiner mächtiger als ich, keiner erfahrener, (uu-hst.) ^5ch habe zwar genug zu regieren an meinen Erblanden und sehe ein, daß die Kaiserkrone bei diesem traurigen Zustande des Reiches eine Burk tfi Allem aus treuer Sorgfalt für Kirche und Reich bin ich erbotig, diese Last auf meine Schultern zu nehmen, und so gebe ich als Kurfürst zu Brandenburg dem König Siegmund meine Stimme und will mich selber hiermit zum römischen Kaiser erwählt haben." Und die Kurfürsten ertheilten ihm alle ihre Stimme. , Slegmrmd weilte häufiger in Ungarn als in Deutschland. Daß er die Mark Brandenburg an den Grafen Friedrich von Hohenzollern vorbehaltlich späterer Einlösung für 400,000 Goldgulden Überlassen *) Siegmuud hatte durch feine Heirat mit Maria, der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig, das Königreich Ungarn erworben. Cassian's Geschichte, n. 4. Aufl. o

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1876 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 115 auszuliefern. Sobald die Gräfin der Rückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Güsten, welche sehr höflich von ihr Abschied nahmen. Ohne Zweifel war es diese Begebenheit, die der Gräfin den Beinamen der Heldenmüthigen erwarb. Man rühmt noch an ihr die Standhaftigkeit, mit welcher sie die Reformation in ihrem Lande förderte. Vielen protestantischen Geistlichen, welche um der Religion willen verfolgt wurden, gewährte sie Schutz und Beistand. Sie starb allgemein verehrt und betrauert im 58. Jahre ihres Lebens." In anderer Weise war damals für das Wohl ihrer Heimat uttmann thätig ein armes Mädchen, Barbara Uttmann aus Annaberg. Sie war 1514 geboren und gilt als die Erfinderin der Spitzenklöppelei, worin sie dem armen Landvolk im Erzgebirge Unterricht ertheilte. Dadurch ward sie die Veranlassung, daß seitdem Tausende in jener Gegend Beschäftigung und Brot fanden. Ihre uneigennützigen Bemühungen würdigte ein reicher Grubenbesitzer und wählte sich das fleißige, fromme Mädchen zur Lebensgefährtin. Als begüterte Hausfrau setzte sie bis zu ihren letzten Lebenstagen die Unterweisung des armen Landvolks im Spitzenklöppeln fort, und gesegnet von Kindern, Enkeln und Taufenden, welche sie vor Noth und Elend gerettet hatte, starb sie 1561. Ihr Grab ziert ein prachtvolles Monument von Alabaster mit der Aufschrift: Ein thätiger Geist, eine sinnige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland. Wie Philipp der Großmüthige und Wilhelm V. von Hessen der Hasche Sache des Protestantismus sich ganz hingaben, so sehen wir auch „m(^en filj) mehrere hessische Fürstinnen von gleichem Eifer für die gute Sache um die Re-beseelt. Philipps Gemahlin Christina, eine Tochter des Herzogs Georg verdient, von Sachsen, eine würdige Mutter ihres Landes, führte während der insbesondere Gefangenschaft ihres Gemahls die Regierung von Hessen, nachdem sie zweimal fußfällig den Kaiser um Gnade angefleht hatte. Sie hatte 1540 ihrem Gemahl die Erlaubnis gegeben, sich das edle Fräulein von der Saal zur linken Hand antrauen zu lassen, weshalb diese gewöhnlich die linke Landgräsin genannt wird. Christina erhielt von Philipp viele Briefe aus seiner Hast, welche alle mit den Worten „liebes Weib" beginnen. Sie erlebte die Freilassung ihres Gemahls nicht mehr, sondern starb bereits 1549 vor Gram und Sehnsucht. Von ihrem Vater hatte sie die Strenge und Festigkeit des Gemüths, nicht aber den Haß gegen das Lutherthum geerbt. Erwähnung verdient auch die Landgräsin Juliane von Hessen als die erste deutsche Fürstin, 3u(mu-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1876 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 117 Wohlgefallen und fühlte sich tief gekränkt, wenn aus weiser Spar-samkeit der Gemahl ihre Lieblingsneigungen unerfüllt ließ. Die gegen- von Hessen seitige Abneigung ward immer größer, und zuletzt erfolgte eine Schei-düng (1656). Charlotte zog sich nach Cassel zurück und lebte daselbst Gemahl ge-noch bis 1689. In ihrem Testamente bedachte sie ihre treuen Diener ^tcbeil reichlich; andern hinterließ sie — ihren letzten Unwillen und befahl ihnen darüber zu weinen. Einer ihrer Kammerfrauen vermachte sie nichts, weil sie bei ihren Lebzeiten zu viel Besoldung gehabt habe, und ihrem Geheimschreiber 50 Gulden, weil er sein Lebtag überflüssig gewesen sei. _ Gustav Da wir schon oben die Geschichte der bedeutendsten Frauen Adolfs Ge- Frankreichs und Englands berührt haben, so bleibt uns nur noch übrig die beiden schwedischen Frauen näher kennen zu lernen, welche Gustav Adolf zunächst stehen, seine Gemahlin und seine Tochter. Marie Eleonore, eine geborene brandenburgifche Prinzessin, vermählte sich 1620 mit Gustav Adolf und folgte ihm nach Deutschland, als er für die protestantische Sache das Schwert zog. Sie soll eine schöne Frau gewesen sein und durch ihre Bevorzugung Gustavs den Polenkönig, welcher ebenfalls um ihre Hand angehalten hatte, so sehr erzürnt haben, daß derselbe seitdem ein Todfeind ihres Vaters und ihres Gemahls war. Als 1631 Gustav seinen feierlichen Einzug in Frankfurt hielt, drückte sie ihren Gemahl fest in ihre Arme und sprach: „Nun ist der große Gustav endlich ein Gefangener geworden." Während gleichzeitige Chronisten eine sehr günstige Schilderung von Gustav Adolf hinterlassen, weil er dem katholischen Glauben überall Achtung erwiesen habe, fügen dieselben eine sehr ungünstige von seiner Gemahlin bei. Der Prior des Klosters Seligenstadt am Main erzählt: „Als Eleonore zu Seligenstadt einzog, hatte sie einen Affen bei sich, welcher zu Pferde saß, wie ein Kapuziner gekleidet und geschoren war und einen Rosenkranz in der Hand hielt — ein Aufzug, der eines lächerlichen Weibes würdig war!" Vor der Schlacht bei Lützen nahm Eleonore Abschied von ihrem Gemahl; den Leichnam sandte sie nach Stockholm, das Herz ließ sie in ^ eine goldene Kapsel legen und nahm es selbst mit. Ihre einzige Tochter Tochter Christine hat durch ihre gründliche Gelehrsamkeit*), ihren männ- te^ti"e *) Eine ebenso berühmte deutsche gelehrte Dame jener Zeit war Anna Maria von Schurmann aus Köln. Sie war Dichterin und Künstlerin und verstand 14 Sprachen. Dabei war sie sehr bescheiden, heiter und lebenslustig. Von ihren Büchern ist ihre Biographie das anziehendste. Sie starb 1678.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 170

1876 - Mainz : Kunze
170 Zweite Periode der neueren Geschichte. Unter diesen Verhältnissen ist es nicht zu verwundern, daß Friedrich, welcher für seine Liebhabereien bedeutende Schulden gemacht hatte und wider seine Neigung vermählt werden sollte, den Entschluß faßte, nach emcnterun- ^ugland P feinem Dhetin zu entfliehen. Seine Schwester Wilhelmine gluckten und seine Freunde, die Lieutenants Keith und Katte, waren in das Fluchtversuch, Geheimnis eingeweiht. Auf einer Reise versuchte der Prinz im Dorfe Steinfurth, zwischen Heilbronn und Heidelberg, zu entkommen; allein ein Brief hatte bereits alles verrathen. Der König war außer sich vor Wuth, siel über den Sohn her und schlug ihm mit seinem Stocke das Gesicht blutig. Mit verbissenem Schmerz rief Friedrich aus: „Nie hat ein brandenburgifches Gesicht solche Schmach erlitten!" Als der König mit dem gefangenen Prinzen nach Wesel kam, forderte er denselben vor sich und fragte ihn, warum er habe desertiren wollen-„Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sondern wie einen Sclaven behandelt haben," entgegnete Friedrich. „Du bist ein ehrloser Deserteur" — ries der König — „und hast kein Herz und feine Ehre im Leibe!" „Ich habe dessen so viel, wie Sie, und ich that nur, was Sie mir hundertmal gerathen haben," versetzte der Kronprinz. Nun hielt sich der König nicht mehr, zog seinen Degen und würde den unerschrockenen Sohn durchbohrt haben, wenn nicht der General von Mose^ dazwischen getreten wäre. In Berlin ward die Sache untersucht und der Kronprinz*) Kronprinzen nach Küstriu aus die Festung gebracht. Das Kriegsgericht, welches Festungs- der König bestellte, erklärte sich für incompetent, einen richterlichen Spruch über den Kronprinzen zu fällen. Lieutenant Keith war von Wesel nach England entflohen, da ihn der Prinz noch zeitig hatte warnen können. Katte aber ward, obwohl er in Berlin geblieben war, wegen versuchter Desertion zu mehrjähriger Festungsbaustrafe verurtheilt. Der König verhängte die Todesstrafe und ließ sie unter dem Fenster des Prinzen vollziehen. Als der Freund zum letzten Gange geleitet wurde, mußte der Kronprinz ans Fenster treten. „Verzeihe mir, mein und dem theurer Katte!" rief ihm Friedrich zu. „„Der Tod für einen so liebens-Erdigen Prinzen ist süß"" erwiderte Katte — und hauchte bald sein Tod zu^og. junges Leben aus dem Schaffet aus. Friedrich versank über das Unglück seines Freundes in tiefen Gram, aus welchem ihn der ehrwürdige Pfarrer Müller allmählich wieder aufrichtete. Noch war über fein eigenes Schicksal nicht endgültig ' *) Zum Glücke für Friedrichs Schwester waren alle kompromittirenden Briefe verbrannt und falsche untergeschoben worden.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 205

1876 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 205 tigungen und Unternehmungen voran, spendete Armen und Bedrängten mit vollen Händen und unterstützte, die es bedurften, auch gern mit ihrem Troste und Rathe. Ihren Kindern war sie eine liebende, fromme Mutter, welche über der Arbeit nie das Gebet vergaß und sich selbst im Kirchenliede mit Erfolg versuchte. Das schöne Lied: „Jesus, meine Zuversicht rc." hat sie gedichtet. Als der Wunsch ihres Herzens nach einem Kronprinzen erfüllt war, that sie das Gelübde, an jedem Dienstag, als an dem Geburtstage des Kronprinzen, einen Buß- und Fasttag zu halten. Der Hofprediger mußte darum jeden Dienstag bei ihr erscheinen, ihre Bekenntnisse hören und mit ihr erbauliche Gespräche führen, wobei es ihm zur Pflicht gemacht worden war, feinen ihrer Fehler ungerügt zu lassen. „Auf diese Weise," sagte Stosch in der Leichenrede, „habe ich viele Stunden bei ihr zugebracht, die ganze Theologie mit ihr durchlaufen, und nicht leicht wird eine Frage oder Lehre, die zur Prüfung unserer selbst und zur Erweckung und Uebung der Gottseligkeit dient, vorgebracht werden mögen, welche sie nicht aus innerlicher Erfahrung erläutert hätte." Leider starb die edle Kurfürstin schon 1667. Ihr Gemahl schloß 1668 eine zweite Ehe mit Sophia Dorothea, Tochter Doe,e^ die des Herzogs von Glücksburg und seit 1665 Wittwe des Herzogs zweite Ge-von Lüneburg. Auch sie wird als eine sorgsame, zärtliche Mutter gro6en Unrund Gattin geschildert, welche einen unbeschränkten Einfluß auf ihren fürsten. Gemahl geübt habe. Die Unterthanen, deren Liebe sie nicht gewann, verdächtigten sie, nannten sie eine selbstsüchtige, harte Stiefmutter und gaben ihr sogar Schuld, den Tod der beiden Söhne des Kurfürsten aus seiner ersten Ehe veranlaßt zu haben. Solches Gerede verleidete ihr den Aufenthalt in Berlin, und sie veranlaßte darum ihren Gemahl feine Residenz nach Potsdam zu verlegen, welches damals noch ein armseliges, ungepflastertes und schmutziges Städtchen war, so daß bei Regenwetter die Hofleute auf Stelzen nach Hofe gehen mußten, um erträglich durch den Schmutz zu kommen. Die Kurfürstin hatte ihren Gemahl kurz vor seinem Tode bewogen, ein Testament zu machen und die meisten neueren Erwerbungen an ihre Söhne fallen zu lassen. Zum Glücke kam dieser Plan nicht zur Ausführung; der Kurfürst starb 1688 an der Wassersucht, und seine Gemahlin folgte ihm ein Jahr darauf. Bei ihrem Tode zeigte sich eine große Gleichgültigkeit im Volke, welches in ihr eine stolze, selbstsüchtige und jähzornige Fürstin gefürchtet hatte. Eine eben so vortreffliche Frau wie die Kurfürstin Louise war Die Königin die Königin Sophie Charlotte, die Gemahlin Friedrichs I. von Preußen.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 207

1876 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten ftanzösischen Revolution. 207 verlebte, da sie den Kronprinzen über Alles liebte, höchst kummervolle Tage während dessen Haft in Küstrin; vergeblich waren ihre Bemühungen, den königlichen Gemahl zur Milde und Aussöhnung zu bewegen. Um so größer und darum unbeschreiblicher war der Jubel, als am Vermählungstage der Prinzessin Wilhelmine ihn der Vater heimlich kommen ließ und ihn der hochbeglückten Mutter mit den Worten in die Arme führte: „Da ist nun wieder Fritz!" Es war ein Lieblingswunfch der Königin gewesen, eine Vermählung ihrer beiden ältesten Kinder mit den Kindern ihres Bruders, Georgs Ii. von England, zu Stande zu bringen. Allein von einer Heirat des Kronprinzen mit einer englischen Prinzessin wollte der König nichts wissen, und ohne diese war dem englischen Hofe die Vermählung der Srkbri(f)g be§ Prinzessin Wilhelmine mit dem Prinzen von Wales gleichgültig; die ©ro&cn @e= Verhandlungen wurden abgebrochen und die Prinzessin 173) mit dem Erbprinzen von Baireuth vermählt. Kurz daraus forderte der von Braun-Äönig den Kronprinzen auf, sich mit Elisabeth Christine, einer braun- ,d)toel!5' schweigischen Prinzessin, zu vermählen. Sie war eine Nichte der Gemahlin Kaiser Karls Vi. Der König schilderte sie seinem Sohne als „wohl aufgezogen, mobefte und eingezogen, nit häßlich, auch nit schön; sie ist ein gottessürchtig Mensch, und dies ist Alles, und comportable sowohl mit Euch, als mit den Schwiegereltern." Der Prinz erklärte sich zu Allem bereit, obwohl er versichert hatte, er werde sie nie lieben können. Am 12. Juni 1733 wurde die Vermählung vollzogen. Zwischen ihr und dem Könige gestaltete sich kein inniges Verhältnis. Friedrich hatte seiner Gemahlin kurz nach seiner Thronbesteigung das Lustschloß Schönhausen bei Berlin geschenkt; dahin kam der König nie, sie nie nach Sanssouci. Dies Verhältnis mußte sie natürlich tief betrüben; ihre Briefe an ihren Bruder Ferdinand sind mit Kummer und Gram erfüllt, zeigen aber doch ihre Verehrung, welche sie für ihren Gemahl im Herzen trug. Friedrich bezeigte seiner Gemahlin die größte Achtung, die Königin ihm die teilnehmendste Besorgnis. „Man muß Sie lieben, wenn man Sie kennt, und Ihre Herzensgüte verdient, daß man Sie hochschätzt," schrieb ihr Friedrich selbst. In seinem Testamente sorgte er väterlich und freigebig für feine Gemahlin und forderte feinen Neffen auf, der .Königin nicht nur Alles genau zu entrichten, was er ihr festgestellt habe, sondern ihr auch eine anständige Wohnung im Schlosse zu Berlin frei zu lassen und jene Hochachtung zu beweisen, welche ihr als der Wittwe seines Oheims und als einer Fürstin gebühre, die nie vom Tugendpfade abgewichen sei. Die Königin war eine fromme, wohl-
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