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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 11

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden. 11 £) Allgemeine Kultur und Religion. Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes, die die Germanen vor dem Schicksal der Gallier bewahrte, blieb die äußere Lebenshaltung dürftig, erzog aber ein starkes Kriegergeschlecht von unverwüstlicher Lebenskraft. Zur Kleidung dienten die Felle erlegter Jagdtiere oder einfache wollene und leinene Gewänder; Schmucksachen kamen aus dem Auslande. Die Häuser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh bedeckte Holzhütten, der Hausrat überaus einfach. Die Nahrung bestand in dem Fleisch der Haus- und Jagdtiere; auch aß man Früchte, Wurzeln, Beeren und, als man den Acker zu bebauen anfing, Brot; als Getränk diente außer Wasser Milch, Met aus dem Honig wilder Bienen, auch eine Art Bier. Den Tugenden der Tapferkeit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunksucht und Spielsucht gegenüber, zu denen der Grundsatz verführte daß der freie Mann keine Beschäftigung außer Krieg und Jagd haben dürfe. Auf geistigem Gebiete zeigt eine bei dem Mangel der Schrift1 durch mündliche Überlieferung gepflegte und in einer eigenartigen Kunstform, dem Stabreim, gehaltene Poesie und eine tiefsinnige, von sittlichen Gedanken erfüllte Religion2 die reiche Beanlagung dieses Volkes auch in der Zeit jener noch unentwickelten Kultur. Ursprünglich gab es verschiedene Kulte: bei der herminoni-schen Volksgruppe war der oberste Gott der alt-arische Himmelsund Kriegsgott Tiwaz (griech. Zeus, ahd. Zlo), bei den Seegermanen war der Dienst der Wanen (Frö und Frouwa oder Nerthus) entwickelt, bei den Rheingermanen der des Windgottes Wuotan oder Wodan (in der Edda Ödhinn), bei den Nord- und Ostgermanen der des Thor (ahd. Donar). Zwar waren die Götter zunächst nur Verkörperungen der Naturkräfte; zwar war der Kultus zum Teil schrecklich: brachte man doch den Göttern sogar Menschenopfer 1) Die Runenschrift, frühestens im 2. Jh. n. Chr. aus der lateinischen entwickelt, wurde nur zum Teil als wirkliche Schrift, sonst auch beim Zaubern und Losen benutzt. 2) Die Edda (= Poetik) ist keine Quelle für die altgermanischc Religion.

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 126

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Fünfte Periode. Von 1517—1648. Zeitalter der Reformation und der Religionskriege. Erster Abschnitt. Von 1517—1555. Die deutsche Reformation bis zu ihrer reichsgesetzlichen Anerkennung im Augsburger Religionsfrieden von 1555. I* Die deutsche Reformation Ibis zur Höhe ihrer inneren Entwickelung (1521). 1. Martin Luther bis 1520. § 101. a) Sein Lebensgang bis 1517. Der Sproß einer thüringischen Bauernfamilie, der Sohn des von Möhra nach Eisleben gezogenen Bergmanns Hans Luther und seiner Frau Margarete geb. Ziegler, wurde Martin Luther am 10. Nov. 1483 geboren. Unter harter, ja grausamer Zucht im Elternhause und in den Schulen zu Mansfeld, Magdeburg und Eisenach, früh bekannt mit des Lebens Not und seinen Unterhalt erbettelnd (Frau Ursula Cotta), wuchs er heran und bezog 1501 die Universität Erfurt, um nach dem Willen seines hochstrebenden Vaters Jurist zu werden. Aber seine nach Erkenntnis ringende Seele trieb ihn zur Theologie. Weder das Studium der scholastischen Philosophie, deren Baccalaureus und Magister (1505) er wurde, noch die Berührung mit dem Humanismus gaben ihm Antwort auf die Frage: wie kann ich sündiger Mensch selig werden. Früh verschüchtert und verdüstert in seinem Gemüt, voll glühender Leidenschaft, eine tiefinnerliche Natur voll angeborenen sittlichen Zartgefühls, trat er 1505 in das Augustiner-Eremitenkloster zu Erfurt, fand aber auch hier trotz der fast bis zur Selbstvernichtung gesteigerten Askese keine Gewissensruhe. Erst allmählich gesundete der (1507) zum Priester Geweihte unter dem Einfluß rastloser Arbeit, der Lektüre der Bibel und des Augustinus und des Zu-

3. Geschichte des Altertums - S. 20

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Griechische Geschichte. §16. Athen wurde sie verehrt; ihr war die Eule und der Ölbaum heilig; dargestellt wurde sie in kriegerischer Rüstung, die Brust von der Ägis mit dem Haupt der Gorgo (Medusa) bedeckt. Apollo, der Sohn des Zeus und der Leto, ursprünglich wohl der Mondgott, dann ein Sonnen- und Lichtgott, ist auch der Gott der Weissagung und der Künste, als solcher Führer der Musen; er führt Bogen und Pfeile; vor allem war ihm seine Geburtsstätte Delos heilig. Seine Schwester Artemis, ursprünglich die Mondgöttin, wurde zur Beschützerin der Jagd und als Jägerin dargestellt. Hephästös ist der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, Hestia die Göttin des Herdfeuers, die Beschützerin von Haus und Staat. Hermes, der Sohn des Zeus und der Maja, ist der Götterbote, der Gott der Wege, der Kaufleute und Reisenden; auch geleitet er die Seelen in die Unterwelt; Stab, Hut, Flügelschuhe sind seine Attribute. Dionysos (Bakchos) ist der Weingott, Demeter die Göttin des Ackerbaues, deren Tochter Persephone (lat. Proserpina) von Hades geraubt wurde. Aphrodite, die Tochter des Zeus und der Dione oder dem Schaum des Meeres entsprossen, ist die Göttin der Schönheit und Liebe; sie ist begleitet von ihrem Sohne Eros (lat. Amor), dem geflügelten, Bogen und Pfeile führenden Knaben; sie wurde namentlich in Kythera, Knidos und Cypern (Amathusia) verehrt, wo ihr Kultus von demjenigen semitischer Göttinnen stark beeinflußt wurde. Zu nennen ist noch der Heilgott Asklepios (lat. Äskulap), der Hirtengott Pan und die große Schar niederer Gottheiten, der Musen, Nymphen, Charitinnen (lat. Grazien), Horen. Eine große Rolle im Kultus spielte der Geheimdienst der Mysterien; die berühmtesten waren die Eleusinischen zu Ehren der Demeter, Persephone und des Dionysos. b) Die Nationalfeste. Zu Ehren der Götter veranstaltete man in gewissen Zeiträumen Kampfspiele. Von solchen Festlichkeiten wurden für das ganze griechische Volk wichtig die lsth-mischen zu Ehren des Poseidon, diejff thische_n (unweit Delphi) zu~Ehren des Apollo, die nemeischen (zu N6mea in Argolis) zu Ehren des Zeus und namentlicltdle olympischen, die zu Ehren des olympischen Zeus am Alpheios in Elis der Festplatz hieß Olympia, der heilige Bezirk mit seinen Tempeln und Schatzhäusern

4. Geschichte des Altertums - S. 19

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Land und Volk. 19 Dieser Umstand mußte für die Entwickelung des künstlerischen Sinnes der Bewohner von hoher Bedeutung sein. 2. Das griechische Volk. § 14. Allgemeiner Charakter. Die Natur des Landes kam der ursprünglichen Anlage des Volkes fördernd entgegen. Dieser gemäß waren die Griechen — sie nannten sich Hellenen, die Römer nannten sie Graeci — ein beispiellos begabtes Volk auf allen Gebieten geistigen und zumal künstlerischen Schaffens. Auf staatlichem Gebiete haben sie die weltgeschichtliche Bedeutung, daß sie zuerst den Begriff der Freiheit gefunden und verwirklicht haben. Jedoch die Eifersucht der Stämme und ihrer Teile zerrüttete die politische Kraft der Nation. In der Urzeit, von der uns nur die Sage Kunde gibt, war der mächtigste Stamm derjenige der Achäer. In der geschichtlichen Zeit traten hervor die Ionier, die Dorier und die Äolier. Die Stämme lösten sich wieder in Stadtstaaten auf (§ 12; pölis = Stadt und Staat). Nur Lakonien und Attika waren Landschaftstaaten unter ihren Hauptstädten Sparta und 'Athen. Trotz aller politischen Zerrissenheit blieb aber doch das nationale Bewußtsein lebendig: alle Nichtgriechen hießen Barbaren. Insbesondere wurden die religiösen Einrichtungen das stärkste Förderungsmittel des Bewußtseins der nationalen Zusammengehörigkeit. a) Das Göttersystem (vgl. § 22). Das ältere Göttergeschlecht, § 15. die Titanen, Söhne des Uranos und der Gäa, wurde gestürzt von Zeus, dem Sohne des obersten der Titanen Kronos. Zeus ist der Himmelsgott, der Gebieter über Wind und Regen, Donner und Blitz, der die Ägis als Schild führt; er ist der Beschützer staatlicher Ordnung, der Schirmer des Rechts; ihm ist der Adler und die Eiche heilig. Seine Schwester und Gattin Hera beschützt Ehe und Familienleben. Wie Zeus im Himmel und auf Erden, so herrscht der den Dreizack führende Poseidon über das Meer und Hades (Pluto) in der Unterweir^Zeus’ jungfräuliche Tochter Pallas Athene, seinem Haupte entsprungen, ist eine Göttin des besonnenen Kampfes — der wildstürmende Kriegsgott ist Ares , aber auch der Weisheit; besonders in 2*

5. Geschichte des Altertums - S. 29

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Sparta bis 500. 29 2. Der Rat der Alten (Gerusie = lat. senatus) war die oberste Regierungsbehörde. Er bestand aus 28 über 60 Jahre alten, aus den vornehmsten Geschlechtern gewählten Männern und den beiden Königen als Vorsitzenden. 3. Die Volksversammlung, bestehend aus allen über 30 Jahre alten Vollbürgern, besaß keinen großen Einfluß. Sie wählte die Beamten und entschied über die Anträge des Rates der Alten und über Krieg und Frieden. 4. In späterer Zeit gewannen die höchste Regierungsgewalt die 5 jährlich gewählten Ephoren (d. h. Aufseher); sogar die Könige durften sie vor ihr Gericht fordern. Eine Verfassung ist ihrer Form nach entweder eine Monarchie (griech. mönos == allein, ärchein — herrschen), wenn ein Einziger die Herrschaft im Staate ausübt, oder eine Republik (lat res publica^, wenn die Herrschaft in den Händen von mehreren liegt. Gibt es in einer Republik einen herrschenden Adelsstand, so nennt man sie eine Aristokratie (griech. äristoi = die Vornehmsten, kratein = herrschen) oder auch Oligarchie (griech. öligoi = wenige); übt das ganze Volk die Regierung aus, so ist der Staat eine Demokratie (griech. demos = Volk). Die spartanische Verfassung war also eine Aristokratie (Oligarchie). b) Lebensordnung und Zucht. Die Lebensordnung der Voll -bürger war von der frühesten Kindheit bis zum Grabe durch Gesetze geregelt; sie mußten sich einer strengen Zucht unterwerfen. Schwächliche Kinder wurden gleich nach der Geburt ausgesetzt. Vom 7. bis zum 18. Lebensjahre dauerte die von Staatsbeamten geleitete Erziehung der Knaben und Jünglinge. Das einzige Ziel dieser Erziehung war die Erweckung kriegerischer Tugenden: körperlicher Kraft und Ausdauer, unbedingten Gehorsams und opferfreudiger Vaterlandsliebe. Diesem Ziele dienten die unausgesetzten körperlichen Übungen, die Gewöhnung der Knaben an die Ertragung von Entbehrungen (sie schliefen auf hartem Binsenlager) und Schmerzen (jährlich wurden sie am Altar der Artemis gegeißelt), sowie an die Ehrfurcht vor dem Alter. Auch die Männer lebten ganz dem Staate. Sie speisten nicht

6. Geschichte des Altertums - S. 78

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Römische Geschichte. Erste Periode (bis 284). Juno = Hera, Neptun us = Poseidon, Mars = Ares, Minerva = Athene, Ceres = Demeter, Diana = Artemis, Yolcanus=He-phästos, Yesta = Hestia, Mercurius = Hermes, Yenus = Aphrodite. Römische Gottheiten waren u. a. Saturnus (später = Kronos) und der doppelgesichtige Janus. Die Religion war Staatsanstalt, die Priester Staatsbeamte. Einige besorgten den Dienst eines einzelnen Gottes, andre den Kultus im allgemeinen (die Pontifices). Die Augurn suchten den Willen der Götter aus dem Fluge der Yögel, dem Fressen heiliger Hühner oder aus Himmelserscheinungen zu erkennen. Die Priesterinnen der Yesta hießen Yestalinnen (vestalische Jungfrauen); sie unterhielten im Tempel der Yesta ein ewiges Feuer. d) Rom und Latium. Infolge glücklicher Kriege gewann Rom nach der Zerstörung von Alba longa die Herrschaft über die Städte Latiums und geriet gegen 600 unter die Herrschaft eines etruskischen Königsgeschlechts. 66. 3. Die Republik und ihre ersten Kämpfe. Nach der Vertreibung des Tarquinius wurde Rom eine Republik und zwar eine aristokratische: die Patrizier waren im Alleinbesitz aller politischen Rechte. Die obersten Beamten des Staats wurden zwei jährlich gewählte Konsuln. In Zeiten äußerster Gefahr wählte man einen Diktator mit völlig unbeschränkter Macht, doch auf höchstens sechs Monate. Die junge Republik hatte schwere Kämpfe zu bestehen: 1. mit dem etruskischen Könige Porsenna von Clusium, 2. mit den Latinern, 3. mit den Yejentern, den Bewohnern der etruskischen Stadt Yeji, 4. mit den Yolskern, 5. mit den Äquern. Von diesen Kriegen ist geschichtlich wenig bekannt. Nur so viel ist sicher, daß die Römer in ihnen schwere Niederlagen erlitten haben. Doch erzählt die römische Sage mannigfache Heldentaten. 1. In den Krieg mit Porsenna jehört die Sage von Ho-ratius Codes, der die Pfahlbrücke so lange verteidigte, bis sie

7. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 23

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
I. Germanische Art und Sitte. 23 Alle diese niederen Wesen stehen an Kraft unter dem Menschen. Anders die Riesen, die Feinde der Menschen und Götter, die in düsteren Wäldern Hausen voll ungeschlachter Kraft, die Verkörperung der erstarrten Erde, der Eisfelder, der unzugänglichen Gebirge, des Nebels und der Finsternis. Loch oben im Äimmelsraum, im Asengard, thronen die höheren Gottheiten, die menschenfreundlichen Äsen, die Lenker der Welt. Ihr Wohnsitz liegt im Geäst der Weltesche, an deren Fuße der Äimmels-quell sprudelt. An seinem Rande sitzen schweigend die Nornen. Zn Asengards Mitte liegt Walhalla, die Kampfeshalle, die goldstrahlende Burg des Asenkönigs und Kriegsgottes Wodan (Odin). Der Norden nennt ihn gern Heervater, Walvater, Sigvater und brachte ihm Menschenopfer dar- Schweigend thront „Allvater" mit seinem einzigen Auge (der Sonne) im glanzerfüllten Saale und schaut als „Totengott" den Kampfspielen seiner Helden zu, die auf irdischer Walstatt gefallen, aber von den jungfräulichen Walküren, seinen Heldenmädchen, auf schnellen Rossen nach Walhalla getragen worden sind, wo sie, zu neuem Leben erwacht, sich weiter am Kampf ergötzen. Wer dagegen den „Strohtod" gestorben ist, verfällt dem..Nif lh eim (Nibelungenreich), dem Reiche der Hela. Nach anderer Überlieferung lebt der Tote nur dann fort, wenn er beerdigt oder die Asche des Verbrannten aufbewahrt wird (Urnen und Hünengräber). Damit das Jenseits dem Diesseits gleiche, wurden auch Waffen und Rosse mit begraben oder mit verbrannt, so daß auch deren „Seelen" mit in das Jenseits wanderten. Umwallt vom blauen Luftmantel, das Haupt mit dem Wolkenhute bedeckt, das Zepter in der Rechten, so thront der langbärtige Wodan unter den Äsen. Über alles liebt er des Krieges Abbild, die wilde Jagd. Wenn er am stürmischen Herbsttag auf achtfüßigem Rosse an der Spitze des Afengefolges als „Sturmgott" und „wilder Jäger" durch die Wälder rauscht, dann wehe dem, der dem „Wode", dem „wütenden", wilden Luftdämon in den Weg tritt trotz der Warnung des „getreuen Eckart"! Aber nicht immer fährt er so furchtbar einher. In den zwölf geweihten Nächten, zur Zeit der Wintersonnenwende, besucht er, als Wanderer verkleidet, friedlich die menschlichen Wohnungen und sieht sich mit alles durchdringendem Blicke prüfend um; dann erscheint er der „Watende", der „Durchdringende". Als solcher ist er seiner Natur gemäß auch der Erfinder der Runen und aller Listen. Steigt die Lenzessonne höher, so überwindet er die Eisriesen, wirft sie gebunden in Bergklüfte, feiert mit der bräutlich geschmückten Erdgöttin Ostara sein Hochzeitsfest und übernimmt aufs neue die Herrschaft über die Erde: der Luftdämon wurde allmählich zum Gotte der Fruchtbarkeit. Wie naturfroh ist die Phantasie des Germanen!

8. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 24

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
24 I. Germanische Art und Sitte. Die übrigen Hauptgottheiten stellen bloß Verstärkungen einzelner Merkmale Wodans dar. Sein Sohn Donar (Thor) ist der wilde Gewittergott, der, mit dem zermalmenden Äammer bewaffnet, auf seinem von Ziegenböcken gezogenen Wa^en dahinfährt und im Wettersturme Feldsegen spendet. Mit dem Übergang der Germanen vom Äirten-leben zum Ackerbau wandelte sich auch der düstere Gewittergott Donar zum segnenden Feldgott, dessen Schutze alle sittlichen und rechtlichen Ordnungen befohlen waren. Ihm trank man beim Festmahle den ersten Gedächtnistrunk, die „Minne". Dagegen wurde der rothaarige 3iu (Tyr, Er, Saxnot), ursprünglich ein gütiger, Fruchtbarkeit und Frieden spendender Äse, zum schrecklichen Kriegsgott, dem der kriegerische Stamm der Cherusker (von Cheru, d. i. Schwert) angehörte; ihm galten die Ziugesänge (woher unser „Zetergeschrei") vor beginnender Schlacht. Die weiblichen Gottheiten sind mild und gütig; das verraten schon ihre Namen, z. B. Freia (Frau), Lulda, Lolda, Bertha (die „Glänzende") u. a. Äuldvoll schirmen sie Familienleben, Äaushalt und Feldbau. Darum sind Spindel und Spinnrocken, Webstuhl, Lerd und Ackerpflug ihnen heilig. Auch sie halten Umzüge, so Nerthus auf der Insel Rügen. In schlichter Form ehrten die Germanen ihre Gottheiten auf luftigen Löhen, in stillen Lainen und an rauschenden Wassern; denn auch die Gottheiten liebten Freiheit und Natur. Auf Steinaltären nahmen sie die Geschenke der zum Walde kommenden „Wallfahrer" entgegen: Tiere, Früchte, Feindesblut. An die Opferung schloß sich der Opferschmaus, die „Gilde", mit Gesängen und Tänzen. Sache der Priester war es, den Willen der Götter durch Weissagung und Loswerfen zu erforschen. — Ausgelassene Sonnenfreude liegt den Festen der Germanen zugrunde: dem Iulfeste (Jul ist Rad, Sonnenscheibe), der Wintersonnenwende, dem Frühlingsfeste der Ostara und dem Sommersonnenwendfeste. Singend und schmausend zog man bei der Feier des Lenzesanfangs von Äaus zu Laus, zündete Feuer auf den Äöhen an, rollte brennende Räder herab und freute sich bei Mummenschanz und Spielen der Flucht des Winters vordem siegreichen Sonnenhelden. Noch heute erinnern manche Volksfeste an diese Bräuche, auf die auch die Anfänge des Dramas zurückgehen. Nicht ewig sollte nach altgermanischem Edda-Glauben die Welt dauern. Einmal kommt die Zeit ihres Unterganges. Und mit ihr vergehen auch die Götter. Schreckliche Vorzeichen leiten das Ende ein: endlose Winter, Äungerjahre; sittliche Gebrechen nehmen überhand; Feindschaft entzweit die Gesippten, selbst Väter und Söhne. Der heimtückische Loki erschlägt den unschuldigen Asenjüngling Baldur; die Sterne fallen herab, das Meer überflutet das Land, und die

9. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 22

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
22 I. Germanische Art und Sitte. „Ding" mitzuraten. Nicht einmal Ehegemeinschaft verband ihn mit dem Stande der Freien. Von den Gemeinfreien hoben sich wieder die Edelinge ab. Sie genossen aber keine politischen Vorrechte; nur durch größeren Besitz und höheres, auf Waffentaten gegründetes Ansehen zeichneten sie sich aus. Gern führten sie ihr Geschlecht auf einen göttlichen Stammvater zurück. Den Familien der Edelinge entstammten die Lerzöge, Häuptlinge und besonders die „Könige", die aber nur für die Dauer eines Kriegszuges gewählt wurden. Berühmten Häuptlingen unterstellten sich gern Scharen von Jünglingen als dauerndes Gefolge, besonders die jüngeren Söhne der Freien, die vom väterlichen Erbe ausgeschlossen waren. Sie waren in Krieg und Frieden um ihren Gefolgsherrn und durch das gegenseitige Gelübde der Treue bis zum Tode mit ihm verbunden. Ehrlos war für Lebenszeit, wer den Tod des Äerrn in der Schlacht überlebte. Auch in der Religion bekundet sich der germanische Volkscharakter. Die Götter teilen die Vorliebe der Germanen für Jagd und Krieg, für Berge und Wald, Lame und Quellenrauschen. Freilich liegen nur über die religiösen Vorstellungen und Bräuche der nordgermanischen Völker reichere Nachrichten in den altisländischen Sagas, den Eddaliedern und der „jüngeren" Edda vor; von den Ost-und Westgermanen wissen wir in dieser Beziehung fast nichts, da Tacitus darüber sehr schlecht unterrichtet ist und spätere Geschichtsschreiber nur einzelne wertvolle Mitteilungen enthalten. Allerdings scheinen ja die religiösen Vorstellungen aller Germanen ursprünglich die gleichen gewesen, also aus gemeinsamer Grundlage erwachsen zu sein. Auch der Germane sah sich Schritt für Schritt von einer Fülle niederer göttlicher Wesen umgeben; es sind die Elfen (Alfen, Alben, Elben), die Wasser- und Lausgeister. Im Erdinnern Hausen die Schwarzelfen, die mißgestalteten Zwerge, die der Zauber der Tarnkappe und des Gürtels mit allerhand Kräften und Künsten ausstattet. Sie fertigen funkelnde Waffen, wie das Schwert Balmung, und kunstreichen Schmuck. Im Dienste verschiedener Zwergkönige (Alberich, Gibich, Laurin) bewachen sie das verderbliche „rote Gold". Ihre lichten Geschwister, die Luftelfen, erfüllen den Luftraum; in mondhellen Nächten tanzen sie auf nebelumflorter Wiese. Täuschende Ähnlichkeit mit dem Menschen zeigen die goldhaarigen, listigen Wasserelfen (Nixen, Mummeln), die in die Tiefe ziehen, wer sich von ihnen betören läßt. Im Namen so manches deutschen Flusses oder Sees lebt die Erinnerung an sie fort. — Bald gutmütig, bald tückisch zeigt sich das Leer der Hausgeister, die als Heinzelmännchen, Kobolde, Katermann nachts in die Wohnungen der Menschen eindringen.

10. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 19

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
I. Germanische Art und Sitte. 19 Die Frau war auch nicht nur „Lernn des Laufes", sondern ebenso in Not und Tod des Mannes treue Genossin. Taeitus berichtet, daß oft wankende Schlachtreihen durch den Zuruf der Frauen zur Ausdauer ermutigt worden seien. Man schrieb ihnen die Gabe der Weissagung zu. Daher wurde kein wichtiges Geschäft ohne ihren Rat begonnen. An dem germanischen Manne tadelt Taeitus lebhaft die leidenschaftliche Trunk-, Spiel- und Händelsucht sowie den Lang zum Müßiggang. An das, was mit Blut und Waffen zu erbeuten ist, setzt man nicht Arbeit und Schweiß, so lautete nach ihm der Grundsatz des freien Mannes. Darum die Verachtung der Feldarbeit und die Vorliebe für Jagd und Krieg, die würdigsten Geschäfte des Freien. Im Kriege entfalteten sich seine bezeichnenden Vorzüge: kaltblütige Tapferkeit und eine Abhärtung, die jeglichem Angemach trotzte. Im Frieden konnte der Römer besonders die Gastlichkeit, die Treue, die List und Betrug verabscheut, die Schlichtheit in Nahrung, Wohnung und Kleidung und die Leilighaltung altväterlicher Sitte bewundern. „Mehr gelten bei ihnen gute Sitten als anderswo strenge Gesetze." Reich besungen wurde zu allen Zeiten besonders die germanische Freiheitsliebe. And doch entsprossen gerade ihr schon in ältester Zeit allerhand üble Folgen. Der üppige Freiheitstrieb verdarb die Staatsgesinnung. Einen germanischen Gesamtstaat gab es nicht; das Volk zerfiel nach Taeitus in etwa 50 Völkerschaften oder Stämme, denen jede politische Zusammengehörigkeit fehlte; sie befehdeten vielmehr einander gern, zur Freude der Römer. Nur in Zeiten der Not schlossen sich hie und da mehrere vorübergehend zu einem Bunde zusammen. Auch innerhalb der Stämme waren die staatlichen Bande lose. Fest war dagegen der natürliche Zusammenhang der Blutsverwandten untereinander in Familie und Sippe, den „Keimzellen" des Staates. Die Familie, der engste Kreis der Volksgenossen, bestand aus Vater, Mutter, Kindern und Gesinde. Der Vater war, wie bei den Römern, der unbedingte Äerr des Äauses, der vrö (vgl. Fronleichnam), der über das Schicksal seiner Äausgenossen frei verfügte; er konnte sie verheiraten, verkaufen, züchtigen, töten. Er war, weil er allein das Schwert führte, aller „Muntwalt", d. H. Vormund, und sie waren seine Mündel. Als Vormund war er zu ihrem Rechtsschutze verpflichtet; ihm lag es z. B. ob, für sie Rache zu üben und als Erbe ihre Feindschaften zu übernehmen; er war aber auch verantwortlich für ihre Vergehen. Die Mädchen und Frauen blieben zeitlebens unmündig, die Söhne nur bis zur Schwertumgürtung; dann waren sie ihre eigenen Lerren. War die Mutter Witwe, so ging die Muntpflicht auf den ältesten Sohn über.
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