Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die neuere Zeit - S. 42

1855 - Koblenz : Baedeker
42 Elisabeth und Maria Stuart. lung mit Elisabeth, der letzten Erbin des Hauses Jork, die Ansprüche der beiden Rosen vereinigte, hob sich Englands Macht, Wohlstand und Bildung. Heinrich Viii., welcher die katholische Lehre von den 7 Sacra- menten gegen Luther in einer eigenen Schrift vertheidigt hatte, rächte sich nachher am Papste für die Verweigerung einer Ehescheidung dadurch, daß er alle Verbindung mit Rom abbrach, die Klöster auf- hob und sich von der Geistlichkeit und dem Parlamente zum Ober- haupte der anglikanischen Kirche erklären ließ. Seiner frühern Ab- neigung gegen die protestantische Lehre treu bleibend, behielt er im Uebrigen die Hauptlehren der römischen Kirche bei. Allein diese Re- ligion, bei deren Einführung er sich eben so streng und grausam bewies, als gegn seine (6) Gemahlinnen, erhielt sich unter der Re- gierung seiner drei ihm nach einander folgenden Kinder nicht. Sein Sohn Eduard Vi. ließ ein neues Glanbensbekenntniß ausarbeiten, worin manche Grundsätze Lnther's, Zwingli's und Cal- vins anfgenommei: wurden. Dessen Halbschwester und Nachfolgerin Maria stellte die katholische Religion und die Verbindung mit Rom wieder her und ließ die Häupter der Reformation (Cranmer, Erzbischof von Canterbnry, u. a.) auf dem Scheiterhaufen sterben. Doch ihre Nachfolgerin und Halbschwester Elisabeth (1558 — 1603) schaffte von Neuem die Oberherr- schaft des Papstes in England ab, behielt aber von der römischen Kirche die Bischöfe bei und gab der englischen Kirchenversassung die Gestalt, die sie noch jetzt hat. In Schottland wurde gleichzeitig durch Joh. Knox die Einführung des reinen Calvinismus, hier auch Presbyterianismus oder Puritanismus genannt, betrieben und sogar die Ausübung der katholischen Religion untersagt; nicht einmal der Königin Maria Stuart gestattete man freie Ausübung ihrer Re- ligion. Als der zweite Gemahl dieser Königin, Graf Darnley, mit dem Landhanse, worin er krank lag, in die Luft gesprengt worden und sie den von: Volke als Darnley's Mörder bezeichneten Grafen Bothwel heirathete, ward sie aus ihrem Reiche vertrieben und floh nach England, fand aber hier, da sie Elisabeth's Forderungen nicht eingehen wollte, eine 18jährige Gefangenschaft und wurde, der Mit- wissenschaft um eine Verschwörung gegen Elisabeth's Leben beschul- digt, im Gefängnisse enthauptet 1587. — Bei dem langwierigen

2. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 93

1852 - Koblenz : Bädeker
Wiedertäufer. Zug gegen Tunis. 95 Zugleich machten sich die Protestanten verbindlich, dem Kaiser Hülfe gegen die Türken zu leisten. Bald wurde die Ruhe abermals durch die Wiedertäufer gestört. Diese schon im Anfang der Reformation gestiftete Sekte war von den deutschen Regie- rungen beiderlei Konfession, besonders aber in den katholischen Ländern, mit aller Strenge verfolgt worden und schien seit Thomas Münzer's Tode ausgerottet, als sie plötzlich sich in Münster auf eine furchtbare Weise erhob. Ein Prophet dieser Secte, der Bäcker Johann Matthys aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten Apostel Jan Dockelsohn (früher Schneider, dann Schenkwirth und Dichter) aus Leiden (1534) nach Münster, wo kurz vorher die Protestanten sich der Herrschaft bemächtigt hatten; sie machten sich durch ihren zahlreichen Anhang nach Ver- treibung der Behörde zu unumschränkten Herren der Stadt, welche nun der Schauplatz der unsinnigsten Ausschweifungen und Frevel wurde. Nachdem Mat- thys bei einem verwegenen Ausfälle aus der vom Bischöfe belagerten Stadt um- gekommen war, wurde Bockelsohn zum Könige des „neuen Zion" ausgerufen, welcher Apostel nach allen Weltgegenden aussandte und außer der Gütergemein- schaft auch Vielweiberei einführte. Der Bischof, von einigen Fürsten unterstützt, eroberte die ausgehungerte Stadt, Bockelsohn nebst seinen Helfern Knipperbolling und Krechting wurde nach schrecklichen Martern hingerichtet und der Katholicis- mus hergestellt. Karl's Zug gegen Tunis 1535. Muley Hassan, König von Tunis, war von Chaireddin Barbarossa, einem Vasallen Soly- mans Ii. und Anführer von Seeräubern, der sich schon früher in Algier festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser die Küsten Spaniens und Süditaliens durch Seeräubereien heimsuchte und den Johannitern, denen Karl nach dem Verluste von Rhodus bei seiner Kaiserkrönung 1530 Malta, Gozzo und Tripoli in Afrika unter der Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen und Seeräuber als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, landete Karl mit einer spanisch-italienischen Flotte (von 420 Segeln), erstürmte Chaireddin's Hauptfestung Goletta, schlug sein Landheer vor Tunis, eroberte auch dieses, unterstützt durch die in der Stadt aus ihren Gefängnissen hervorbrechenden Christensclaven, gab das Innere des Landes dem Muley Hassan zurück und behielt für sich selbst Goletta und die Küste. Dritter Krieg mit Franz I. 1536 — 1538. Als 'Franz Sforza von Mailand kinderlos gestorben war und den Kaiser zum Erben eingesetzt hatte, erneuerte Franz I. seine Ansprüche auf Mai- land und verbündete sich mit dem türkischen Sultan zum Krieg ge- gen den Kaiser. Karl stel in Südfrankreich ein, mußte aber, da

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 37

1861 - Freiburg : Herder
Die Reformation außerhalb Deutschland. 37 eutwaffnete mit Mühe den Zorn ihres königlichen Eheherrn, den sie durch ihren Zweifel au dessen theologischer Unfehlbarkeit erregt hatte. § 93. Heinrich Viii. überlieferte jedoch nicht nur ihm mißfällig gewordene Weiber und Günstlinge dem Henkerbeile, sondern wüthete gleichzeitig gegen Katholiken und „Sektierer", nur mit dem Unter- schiede, daß er die ersten in der Regel köpfen oder hängen, die anderen verbrennen ließ; der gegenseitige Haß der beiden Glaubeusparteien arbeitete ihm dabei in die Hände, denn die eine diente ihm zuvorkom- mend gegen die andere, wie er es gerade wünschte. Die päpstliche Bannbulle brachte 1538 die Familie der Pole und Kourteuay, die letzten Sprößlinge des Hauses Aork, auf das Blutgerüst, weil sie mit dem Kardinal Pole einer Verschwörung gegen den König schuldig seien (1539); Geofsry Pole wurde zur Verbannung begnadigt, weil er aus Todesfurcht gegen die Seinigen Zeugniß ablegte, da aber der Kardinal nicht in die Gewalt des Königs zu bringen war, so ließ er dessen 70jährige Mutter enthaupten (1541). Mit den anderen Re- formatoren konnte er sich niemals befreunden, er versorgte dagegen das englische Volk mit einem eigenen Glaubensbekenntnis die „Artikel" betitelt, das 1539 durch die „sechs Artikel" ersetzt wurde, welche unter dem Namen der Blutartikel bekannt sind, weil sie zur Verfolgung der Protestanten und Katholiken gleich wohl paßten; ferner mit einem „gottseligen und frommen Unterricht für einen jeden Christen", zuletzt mit dem sogenannten „Königsbuch" oder „notwendige Lehre und Un- terricht für jeden Christen", womit das Maß der Rechtgläubigkeit end- giltig vorgeschrieben war. § 94. Im Jahr 1545 begann er im Bunde mit dem Kaiser noch einmal einen Krieg mit Frankreich, führte denselben aber ohne großen Ernst; er starb am 28. Januar 1547, im 56. Lebensjahre, nachdem er einige Tage vorher den Sohn des Herzogs von Norfolk hatte hin- richten und den Vater zum Tode verurtheilen lassen. Die Zahl der von dem König während seiner Regierung verhängten Todesurtheile berechnet man auf 72,000; sie trafen neben so vielen andern minder angesehenen Personen: 2 Königinen, 2 Kardinäle, 12 Herzoge und Earls, 18 Barone und Ritter, 77 Aebte und Prioren. Eduard Vi. (1547-1553). § 95. Für diesen neunjährigen Monarchen regierte ein Regent- schaftsrath, in welchem Lord Somerset (ein Seymour, also Ver- wandter des königlichen Knaben) alles vermochte. Durch das Par- lament wurde die Reformation des verstorbenen Königs refor- miert, die Blutartikel abgeschafft, in 39 Artikeln ein neues Glaubens- bekenntniß gegeben, ferner ein Katechismus, ein Homilienbuch, ein allgemeines Gebet- und Ritualbuch, aber das Episkopalsystem und einige Gebräuche der katholischen Kirche beibehalten (anglikanische Staatskirche oder Hochkirche). Als Lord Somerset gestürzt und hin- gerichtet war, beherrschte Lord Northumberland den kranken König 1552. und bewog diesen, daß er seine beiden Schwestern Maria und Eli- sabeth der Thronfolge für unfähig erklärte und sie der Johanna Gray, der Enkelin von Heinrichs Viii. jüngerer Schwester Maria, zu- sicherte, welche mit Northumberlands jungem Sohne vermählt war.

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 267

1845 - Heidelberg : Winter
§. 93. Die Reformation in England. 267 Grunde, dem Hause Österreich die kaiserliche Gewalt zu ent- reißen und Deutschland umzugestalten! 5. Die Reformation tu England. §. 93. Auch in England hatte die Reformation bald Ein- gang gefunden; aber die Trennung von der römischen Kirche geschah dort zunächst aus sehr weltlichem Grunde. Die unumschränkte königliche Gewalt, welche Heinrich Vh (§. 79) hinterlassen hatte, wurde in den Händen seines Sohnes, des leidenschaftlichen und störrisch - willkührlichen Heinrich s Vhf, zur völligen Despotie mißbraucht, in die sich das Parlament mit der niedrigsten Feigheit fügte. Ob- gleich dieser König selbst eine Schrift gegen Luther zur Vertheidigung der sieben Sacramente geschrieben und deß- halb vom Papste den Titel „Glaubensbeschützer" erhalten hatte, so sagte er sich doch vom Papste los, weil dieser die eigenmächtige Scheidung von seiner ersten Gemahlin und seine Verbindung mit Anna Boleyn als ungültig ver- warf. Er erklärte sich nun 1535 zum Oberhaupt der eng- lischen Kirche, zog alles Klostergut mit unglaublicher Rohheit ein und verschwendete es so sinnlos, daß nach einigen Jahren wenig mehr von dem also Gewonnenen vorhanden war; auch ließ er jeden, der die von ihm aufgestellte katho- lische Kirchenverfassung nicht beschwören wollte, hinrichten, und selbst des edlen Kanzlers Thomas Moore's (Mo- rus) Haupt mußte aus diesem Grunde unter dem Beile fallen.' Bald schickte der argwöhnische Tyrann auch Anna Boleyn auf's Schaffet, und dieses Schicksal traf auch noch die vorletzte der sechs Gemahlinnen, die er nach einander gehabt hatte. — Obgleich vom Papste abgefallen, haßte er doch Luthern und dessen Lehre bis an sein Ende: denn er wollte selber Reformator seyn. Er starb 1547 im 56. Jahre seines Alters.

5. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 268

1845 - Heidelberg : Winter
268 tz. 93. Die Reformation in England. Erst unter seinem Sohne Eduard Vi wurde mit Hülfe des Erzbischofs Cranmer die Protest. Reformation eingeführt, die Bischöffe jedoch und ein Theil der katho- lischen Cultusformen beibehalten. Seine Nachfolgerin aber, die eifrigkatholische Maria, führte die alte Ordnung wie- der ein und ließ viele Protestanten auf's grausamste hin- richten; selbst der allgemein verehrte Cranmer mußte den Flammentod erleiden. Weil man ihn, den 67jährigen Greis, durch List zur Unterschrift eines Widerrufs vermocht hatte, erklärte er öffentlich, daß er dieß nur aus Todesfurcht ge- than habe, streckte, als er den Holzstoß bestieg, die rechte Hand, welche unterschrieben hatte, zuerst ins Feuer und starb mit unerschütterlicher Standhaftigkeit. Nach Maria's Tode aber trat ihre Halbschwester, die mit fast männlichem Geiste und großem Herrschertalente begabte Königin Elisabeth, (Tochter Heinrich's Viii und der Anna Boleyn) von der katholischen Kirche wieder ab und richtete mit Hülfe des Parlaments Issn die englische Episkopalkirche ein, wie sie noch jetzt besteht. Weil aber diese Kirche von der katholischen Form noch Vieles beibehielt, so stellte sich ihr die Secte der Puritaner (so genannt wegen ihrer äußersten Einfach- heit und strengen Kirchenzucht) entgegen; diese verwarf den Suprematseid d. i. wollte die königliche Oberhoheit in Kirchenfachen nicht anerkennen, weßhalb sie gleich den Katho- liken verfolgt wurde. Unterdessen war die calvinistifche Reformation seit 1542 auch in Schottland besonders durch den strengen Eifer des kühnen Johann K n o r verbreitet und eben vom schot- tischen Parlament als presbyterianische Kirche öffentlich eingeführt worden, als 1561 die Königin Maria Stuart nach dem Tode ihres Gemahls, Königs Franz Ii von Frankreich, nach Schottland znrückkehrte und sich für das Papstthum erklärte. Sie gab thre Hand und den Kö- nigstitel ihrem Vetter, dem Grafen D a r n l e y. Zwei Zahre darauf wurdo dieser ermordet. In leidenschaftlicher Verblen-

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 76

1840 - Münster : Coppenrath
76 von seiner Frau und heirathete die Anna. Und als jetzt der Papst über ihn den Bann aussprach, sagte er sich völlig von ihm los, übernahm selbst die Würde eines Oberhauptes der Kirche in England und führte den Supremat-Eid ein, durch welchen Jeder, der in ein Amt trat, sich verpflichten mußte, ihn als Oberhaupt der Kirche anzuerkennen. Wo nur der geringste Wi- derstand sich zeigte, gebrauchte er schonungslose Gewalt. Unter vielen anderen wurden auch der edle Kanzler Thomas Morus, und der Bischof von Rochester, Joh. Fisher, enthauptet, weil sie weder seine zweite Ehe als gültig, noch ihn als geistliches Ober- haupt anerkennen konnten. Mit gleicher Wuth verfolgte er Ka- tholiken und Protestanten; er wollte, daß alle seine Unterthanen eben so schnell, als er, ihren bisherigen Glauben ablegen und sich zu demjenigen bekennen sollten, welchen ihnen ihr König vorschreibe. Er machte sich eine Religion nach eigenem Gutdünken, die sich eben so sehr von den lutherischen als katholischen Glaubenssätzen entfernte, und drohete Jedem, welcher sich einem oder anderem Artikel widersetzen würde, die härtesten Strafen. Dann hob er die Klöster und Stifter auf und theilte sich mit seinen Günst- lingen in die reiche Beute. Als' der Kaiser Karl der V. von der rücksichtlosen Verschleuderung der geistlichen Güter hörte, rief er verwundernd aus: „Der König von England hat die Henne todtgefchlagen, welche ihm die goldenen Eier legte!" Denn nun sielen die reichen Abgaben weg, welche ec bisher jährlich von ihnen erhoben hatte. Bald ward der König auch der Anna Boleyn wieder über- drüssig, und seine Neigung ging nach der Johanna Seymour (sp.. Simor), einer Hofdame der Anna. Um sich mit dieser ver- binden zu können, ließ er seine Gemahlin wegen Untreue, wie er vorgab, hinrichten. Gleich den Tag nach der Hinrichtung vollzog der blutgierige Wollüstling die Ehe mit der Johanna Seymour. Diese starb schon im folgenden Jahre, und Heinrich dachte gleich wieder an eine neue Heirath. Man rühmte ihm eine protestanti- sche Prinzessin, Anna, die Tochter des Herzoges von Eleve, und

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 85

1871 - Münster : Coppenrath
— 85 — »on der lutherischen als reformirten ab. Diejenigen, welche sich ihren Neuerungen nicht fügen wollten, wurden von ihren Posten verjagt, andere mit harter Geldstrafe oder Gefangenschaft belegt, in welcher die Opfer ihrer Verfolgungswuth nicht selten einen martervollen Tod fanden. Allmälig legte sich der Widerstand vor der unerbittlichen Strenge der Königin, und die Meisten wechselten, nun schon zum dritten Male, die Religion nach den Launen ihrer Gebieter. 24. Maria Stuart, Königin von Schottland. Der schwärzeste Punkt in Elisabeth's Leben ist ihr Betragen gegen ihre unglückliche Verwandte, Maria Stuart, -Königin von Schottland. Diese war erst acht Tage alt, als ihr Vater, Jakob V., starb (1542) und ihr, als einziger Erbin, das Reich hinterließ. Wegen innerer Unruhen führte ihre Mutter sie als fünfjähriges Kind nach Frankreich, wo sie am Hofe der Katharina von Medici erzogen wurde. Herrlich entfaltete sich hier unter der sorgfältigsten Erziehung der schöne Keim, und sie ward bald wegen ihrer Schönheit und Herzensgute der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. Kaum sechzehn Jahre alt wurde sie mit dem Dauphin, dem nachmaßen Könige Franz Ii., vermählt. Dies war die glücklichste Zeit ihres Lebens. Dichter priesen wetteifernd die bezaubernde Anmuth, den Geist und die Talente der jungen Königin und fohen einer langen Verkettung von Glückseligkeiten für sie entgegen. Allein biefe Täuschung fchivanb balb. Schon nach achtzehn Monaten starb ihr königlicher Gemahl; und als die junge Wittwe kurz nachher auch ihre Mutter verlor, entschloß sie sich, Nach Schottland zurückzukehren. Hier, in biesem Gebirgslanbe, war währenb der Regierung er Königin Mutter die Gährnng der Gemüther aufs Höchste gestiegen. Johann Knox, ein schwärmerischer Anhänger Joluin’s, hatte durch seine heftigen Prebigten das Volk zu fol--)er Glanbenswnth entflammt, daß es die katholischen Kirchen

8. Geschichte der Neuzeit - S. 32

1883 - Freiburg : Herder
32 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. verfgen konnte. Insgeheim untersttzte er alle Feinde Spaniens und sterreichs mit Geldmitteln. Als sich Deutschland immer mehr spaltete, leitete er Verbindungen mit deutschen Fürsten ein, deren Habsucht und Kuflichkeit er sonst grndlich verachtete, wie in Sullys Denkwrdigkeiten zu lesen ist. Er wollte Deutschland und sterreich auseinandersprengen, die Macht Spaniens brechen, und Frankreich zur einzigen Gromacht in Europa erheben. Schon hatte er mit der protestantischen Union in Deutschland einen Bund geschlossen, sein Heer gerstet und furchtbare Kriegsmittel jeder Art ausgehuft, als er am 14. Mai 1610 von dem Fanatiker Ravaillac durch einen Messerstich gettet wurde. 3. Die Reformation auf den britischen Inseln. (1532-1603.) König Heinrich Viii. (15091517.) 39. Heinrich Viii., welcher in jungen Jahren den Thron bestieg, erbte von seinem Vater eine despotische Macht und einen reichen Schatz, vergeudete diesen aber in kurzer Zeit, denn er war prachtliebend und nicht nur fr sich, sondern auch fr seine Gnstlinge verschwenderisch. In seinen Verhltnissen zu anderen Reichen leiteten ihn lngere Zeit weder Grundstze noch die Interessen Englands, sondern Leidenschast und augenblickliche Stimmung, die seine Gnstlinge zu erregen oder zu benutzen verstanden; daher war er bald Bundesgenosse des Kaisers Karl V., bald der franzsischen Könige. Mit Karl V. war er verwandt, denn er hatte dessen Tante, Katha-rina von Aragonien, zur Ehe und lebte mehrere Jahre mit ihr glck-lich. Er machte Ansprche auf die Ehre eines gelehrten Theologen, und als Luther in seiner Schrift Gegen die babylonische Gefangenschaft der Kirche" die katholische Lehre von den Sakramenten angriff, verffentlichte Heinrich Viii. eine Gegenschrift, fr welche ihm der Papst den Titel Defensor fidel (Verteidiger des Glaubens) verlieh, Luther aber in einer eigenen Schrift sehr grob angriff. Das reichte hin, um den eiteln König fr immer gegen Luther und dessen Anhnger zu erbittern. Zu gleicher Zeit wurde er aber seiner Gemahlin Katharina berdrssig und begehrte das Edelfrulein Anna Boleyn zu heiraten; deswegen wollte er von Katharina geschieden sein und verlangte, der Papst solle die Ehe scheiden, weil sie ungiltig sei, da Heinrich Viii. Katharina als Witwe seines Bruders geehelicht habe. Da aber die Ehe unzweifelhaft eine gltige, also nach katholischer Lehre unauflslich war, konnte und durfte der Papst Klemens Vii. dem Verlangen nicht entsprechen; da erhielt der König von

9. Geschichte der Neuzeit - S. 33

1883 - Freiburg : Herder
König Heinrich Viii. von England. 33 seinen Vertrauten, dem rechtsgelehrten Minister Thomas Cromwell und dem Erzbischof Thomas Cranmer von Canterbury, einem heim-lichen Protestanten, den Rat, sich zum Oberhaupt der englischen Kirche zu erklären (rote die deutschen protestantischen Fürsten) und jede Appellation von einem englischen geistlichen Gerichte an den Papst bei Todesstrafe zu verbieten. Er folgte ihnen, und jedermann gehorchte aus Furcht still-schweigend. Darauf lie er sich von Katharina scheiden, seine Tochter Maria aus der Ehe mit ihr der Thronfolge unfhig erklären (1533) und nahm Anna Boleyn zur Gemahlin, welche ihm eine Tochter, Elisabeth, gebar, deren Berechtigung zur Thronfolge er von dem Parlamente feierlich anerkennen lie. Zugleich verhngte er der jeden, welcher gegen die Oberhoheit (Supremat) des Knigs der die englische Kirche und gegen die Ungltigkeit seiner Ehe mit Katharina von Aragonien Zweifel erheben wrde, die Todesstrafe. Dieses Schicksal traf mit einigen andern Geistlichen den greisen Bischof Fisher von Roch est er und den in ganz Europa verehrten Kanzler Thomas Morus (1535). Das folgende Jahr lie er Anna Boleyn als Ehebrecherin an-klagen und enthaupten, hielt den Tag nach der Hinrichtung Hochzeit mit Johanna Seymour, die im folgenden Jahre nach der Geburt des Prinzen Eduard starb. Sein viertes Weib, Anna von Cleve, entlie er, weil sie ihm nicht gefiel, behandelte sie jedoch gut, weil sie sich in ihr Schicksal geduldig fgte; den Minister Cromwell aber, der sie ihm empfohlen hatte, lie er als Hochverrter anklagen und enthaupten (1540). Das fnfte Weib, Anna Howard, schien die katholische Partei zu begnstigen und wurde von Cranmer wegen strflichen Lebenswandels vor der Ehe angeschuldigt und auf Befehl des Knigs enthauptet; das sechste endlich, Anna Parr, berlebte glcklich, jedoch nicht ohne Gefahr, den furchtbaren kniglichen Eheherrn. Gleichzeitig wtete Heinrich Viii. gegen die Katholiken, die er enthaupten oder hangen, und die Sektierer", welche er verbrennen lie. Seinen Zorn der die ppstliche Bannbulle (1538) khlte er durch die Hinrichtung der aus kniglichem Geschlechte stammenden Familien Courteuay und Pole, und weil er den Kardinal Pole nicht erreichen konnte, lie er dessen siebenzigjhrige Mutter enthaupten. Die Zahl der von ihm während seiner Regierungszeit verhngten Todesurteile wird auf 72 000 berechnet; sie trafen neben den vielen minder angesehenen Per-sonen 2 Kniginnen, 2 Kardinle, 12 Herzoge und Lords, 18 Barone und Ritter, 77 bte und Prioren. Mit den anderen Reformatoren konnte Heinrich Viii. sich niemals befreunden, sondern er versorgte das englische Volk mit einer eigenen Re-formation, in welcher er manches aus der katholischen Kirche beibehielt, Bumller, berblick. Iii. 3. Aufl. 3

10. Geschichte der Neuzeit - S. 34

1883 - Freiburg : Herder
34 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. namentlich die Bischfe und die Sakramente. Das Glaubensbekenntnis fate er in sechs Artikel, erlie ferner einen gottseligen und frommen Unterricht fr jeden Christen", zuletzt das Knigsbuch" oder not-wendige Lehre und Unterricht fr jeden Christen". Heinrich starb den 28. Januar 1547. Zu seinem Nachfolger hatte er Eduard, Sohn der Johanna Seymour, erklrt. -duard Vi. (1547-1553.) 40. Im Namen des minderjhrigen Knigs regierte ein Regent-schaftsrat und als dessen Haupt Lord Somerset. Die Reformation des verstorbenen Knigs wurde alsbald reformiert, in 39 Artikeln ein neues Glaubensbekenntnis gegeben, ferner ein Katechismus, ein Homilien-buch, ein Rituale und ein allgemeines Gebetbuch, doch wurden das Epi-skopalsystem (bischfliche Gewalt) und manche Gebruche aus der katholi-fchen Kirche beibehalten. Damit erhielt die englische Kirche (anglikanische Staats- oder Hochkirche) ihre bis heute bestehende Form; ihr Oberhaupt ist der König. Lord Somerset wurde gestrzt und hingerichtet; an seiner Stelle beherrschte Lord Northumberland den kranken jungen König und bewog denselben, seine beiden Schwestern Maria und Elisabeth der Thronfolge fr unfhig und Johanna Gray, die jugendliche, hochgebildete Enkelin von Heinrichs Viii. Schwester Maria, welche mit einem Sohne des Lord Northumberland vermhlt war, als Thron-folgen zu erklären. Knigin Maria. (15531558.) 41. Nach Eduards Tode traten Adel und Volk fr Heinrichs Viii. Tochter Maria ein, welche den alten Northumberland durch das Beil hinrichten, Johanna Gray und deren Gemahl erst in den Tower bringen lie und dann der Sicherheit des Thrones wegen ebenfalls dem Henker berlieferte. Maria war katholisch und erlie durch das Parlament Gesetze fr die Wiederherstellung der katholischen Kirche; Cran-mer und mehrere thtige Protestanten starben auf dem Scheiterhaufen, als eine Verschwrung entdeckt wurde. Deswegen nennen die Englnder diese Knigin Maria die Blutige", obwohl sie nicht der 300 Hinrichtungen verhngte, nicht den zehnten Teil soviel als Heinrich Viii. vor ihr und Knigin . Elisabeth nach ihr. Maria hatte den König Philipp Ii. von Spanien zum Gemahl erkoren, der zwar mit der Regierung Englands nichts zu thun hatte, jedoch in seinem Kriege gegen Frankreich von einer englischen Streitmacht untersttzt wurde, wogegen die Franzosen Calais, die letzte englische Besitzung an der franzsischen
   bis 10 von 32 weiter»  »»
32 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 32 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 46
2 7
3 3
4 23
5 6
6 5
7 4
8 2
9 2
10 72
11 63
12 3
13 1
14 0
15 0
16 1
17 1
18 0
19 3
20 14
21 1
22 1
23 1
24 0
25 9
26 6
27 262
28 1
29 0
30 0
31 32
32 3
33 3
34 2
35 0
36 16
37 98
38 0
39 8
40 3
41 0
42 18
43 2
44 3
45 82
46 5
47 7
48 7
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 3
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 8
18 0
19 0
20 23
21 0
22 0
23 2
24 0
25 1
26 6
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 3
34 1
35 0
36 0
37 1
38 1
39 1
40 0
41 3
42 0
43 3
44 0
45 1
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 0
59 0
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 4
69 9
70 0
71 2
72 0
73 0
74 1
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 6
87 0
88 0
89 1
90 15
91 0
92 5
93 0
94 1
95 0
96 4
97 0
98 9
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 5
2 14
3 6
4 16
5 19
6 0
7 24
8 2
9 85
10 18
11 9
12 5
13 0
14 0
15 0
16 401
17 0
18 8
19 35
20 1
21 5
22 0
23 0
24 5
25 6
26 37
27 0
28 0
29 1
30 20
31 49
32 0
33 92
34 2
35 2
36 1
37 0
38 1
39 32
40 103
41 1
42 3
43 8
44 39
45 70
46 1
47 5
48 33
49 227
50 4
51 9
52 3
53 39
54 24
55 63
56 0
57 9
58 32
59 181
60 6
61 34
62 16
63 16
64 61
65 15
66 0
67 2
68 2
69 0
70 0
71 16
72 3
73 109
74 2
75 27
76 4
77 22
78 0
79 149
80 56
81 90
82 2
83 2
84 0
85 5
86 2
87 27
88 105
89 0
90 0
91 36
92 2
93 10
94 0
95 0
96 0
97 4
98 30
99 1
100 56
101 1
102 21
103 223
104 0
105 6
106 3
107 0
108 2
109 2
110 7
111 9
112 2
113 2
114 1
115 0
116 13
117 2
118 43
119 0
120 0
121 11
122 4
123 3
124 9
125 2
126 11
127 13
128 13
129 15
130 0
131 31
132 9
133 0
134 2
135 0
136 28
137 0
138 1
139 1
140 29
141 1
142 5
143 40
144 12
145 12
146 1
147 2
148 96
149 0
150 213
151 7
152 15
153 2
154 3
155 20
156 45
157 20
158 25
159 3
160 1
161 3
162 0
163 0
164 0
165 28
166 39
167 4
168 1
169 17
170 3
171 16
172 4
173 17
174 4
175 42
176 77
177 157
178 5
179 8
180 2
181 0
182 120
183 28
184 26
185 0
186 18
187 7
188 5
189 10
190 0
191 210
192 5
193 4
194 18
195 0
196 1
197 61
198 31
199 1