§. 85. Die Zeit der Miliiärherrschast von Commodus bis Konstantin. 83
Zeit die Bischöfe der Städte Rom, A n t i o ch i a, Alexandria, Ephesus
Korinth, und unter oiesen besonders der von Rvm in den Vordergrund.
Die Gemeinde oder Kirche als solche war nur Ein c und hieß im Gegen-
satz zu den sich absondcrnden Seelen die a ll g em e in e (calholica). Denn
es traten schon damals verschiedene Jrrlchrcr auf, welche entweder das Chri-
stenthum mit heidnischer Philosophie vermischten (die G n o st i k e v), oder in
unechter Ascetik das Heil suchten. Sie wurden aber durch die Kraft des in
der Kirche noch waltenden Gottesgeistcs überwunden.
8. Die Zeit der Militärherrschaft von Commodus bis Konstantin.
§.85. Mit Commodus beginnt mit den Jahren 180—305
eine Reihe meist schlechter, wenn auch kriegerischer Kaiser. Commodns"'^,r.
selbst überließ die Regierung seinen Prätorianerpräfecten und trat als
Herkules bei Thierhetzen und Stierkämpfen auf. Seine Grausamkeit
schonte auch seine Umgebung nicht. Um daher ihrer eigenen Hinrich-
tung zuvorzukommen, ließen ihn seine Bertranten durch seinen Fecht- und
Ringmeister erwürgen. Nach dein würdigen Pertinax, der bald er-
mordet wurde, und nach dem Didius Julianus, der den Thron
von den Prätorianern erkaufte, folgte der schlaue Septimins Se-
verus (107 — 211), der verschiedene glückliche Feldzüge im Orient
unternahm. Er starb im Krieg gegen die Scoten zu Eboracum (Pork)
in Britannien. Fast noch schlimmer als alle vorhergehenden waren
Caracalla (211—217) und Heliogabal (216 — 222). Erst der
treffliche Alexander Severus (222 — 235) schaffte wieder Ord-
nung und sicherte die Ostgränze dadurch, daß er das parthische Reich
stürzte. Er wurde aber ermordet.
Nach der nur kurzen Regierung mehrerer Kaiser erlangte der kräf-
tige, aber gegen das Christenthum mit Haß erfüllte D ec ins (240
— 251) den Thron. Unter ihm versuchten die Germanen, welche
zu jener Zeit in vier großen Völkerbündniffen, den Allemannen,
Franken, Sachsen und Gothen anstraten, einen allgemeinen Sturm
auf das Römerreich, welchem der Kaiser trotz seiner Tapferkeit erlag.
Hierauf trat bis 270 eine furchtbare Zerrüttung des Reiches ein. Erst
Aurelian (270 —275) wurde der „Wiederhersteller des Reichs" durch
die Wiederunterwerfung der abgefallenen Westtheile, durch die Zurück-
treibung der Germanen über die Donau und die Besiegung der Königin
Zenobia von Palmyras Er wurde aber, so wie auch sein tüchtiger
Nachfolger Probns (276—282), ermordet.
Divcletian endlich (284 — 305) machte sich zum unumschränkten
Herrscher, leitete aber die künftige Theilung des Reichs dadurch ein, daß
er zwei Mitregenten annahm. Zuletzt legte er zum Erstaunen Aller die
Regierung nieder und starb zu Salona in Dalmatien. Unter ihm brach
6 *
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Didius_Julianus Alexander_Severus Alexander Zenobia_von_Palmyras Divcletian
130
§. 129. Die drei Kriege mit Franz in Italien.
Württemberg durch Waffengewalt wieder in sein Land einzusetzen
(1534), wo derselbe nun die von Johann Brenz angesangene Re-
formation durchführte. Diesem Beispiele folgten mehrere Reichsstädte
sowohl ini Süden als Norden ohne große Hindernisse zu finden.
Dagegen gab es in dem westphälischen Bischofssitz Münster schwere
Kämpfe. Dort hatten sich aus dm Niederlanden her die (damals) sitten-
und staatsgesährlichen Wiedertäufer unter dem fanatischen Gcwandschneider-
d. i. Tuchmacher-Gesellen Johann von Leyden Eingang verschafft und
unter den verwerflichsten Ausschweifungen eine Zerrüttung aller sittlichen
und bürgerlichen Ordnung angerichtet, welche traurige Folgen nach sich zog.
Der vertriebene Bischof eroberte mit Hilfe mehrerer Fürsten die Stadt, be-
strafte die Hauptschuldigen und führte den Katholicismus in Stadt und Land
wieder zurück. Doch auch solche Erfahrungen dienten dazu, den Protestantis-
mus zu größerer Nüchternheit und Klarheit zu bringen.
2. Die Kämpfe Habsburgs mit Frankreich.
(Dittmar's histor. Atlas. Taf. Xiii.)
4. Die drei Kriege mit Franz in Italien.
§. 129. Maiser Karl V. hatte während dieser Zeit in Italien mit
dem kriegslustigen Könige Franz l. von Frankreich (1515—1547)
drei schwere Kriege zu führen. Dieser hatte nämlich aus Aerger, daß
ihm Karl als Kaiser vorgezogen worden war, ans Navarra und Mai-
land Ansprüche erhoben und die letztere Stadt nach einem glänzenden
1515 Sieg bei Marignano eingenommen.
Im ersten Kriege (1521—26) wurden jedoch die Heere der
Franzosen von den deutschen Landsknechten unter Georg von Frunds-
, berg geschlagen und Mailand wieder genommen; ja der Vetter des
Königs Franz, der Connetable von Bourbon, trat zum Kaiser über. Die
Franzosen mußten den Rückzug antreten, auf welchem auch der tapfere
Bayard (der Ritter ohne Furcht und Tadel) fiel. Während der kai-
serliche Feldherr P es cära Marseille belagerte, drang Franz aufs Neue *
in Italien ein und eroberte Mailand wieder, wurde aber bald dar-
nach von Bourbon und Frundsberg in der Schlacht bei Pavia
1525 geschlagen und gefangen, und mußte, um wieder frei zu werden, auf
Italien mrd Burgund verzichten.
Aber er hielt sein Wort nicht und schloß mit England, Venedig,
Mailand, Florenz und dem Papst die „heilige Ligue". So brach
denn der zweite Krieg aus (1527—29), in welchem Rom von
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Johann_Brenz Johann Johann_von_Leyden Johann Franz Franz Karl_V. Karl_V. Franz_l Franz Karl Karl Georg_von_Frunds- Franz Bayard Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Habsburgs Frankreich Italien Italien Frankreich Navarra Mailand Marseille Italien Mailand Frundsberg Pavia Italien Burgund England Venedig Mailand Florenz
82 §.83. Bildung u. Literatur. §.84. Das Christenthum in den ersten Jahrh.
Dieser Antoninus Pius (138—161) war ein zweiter Numa
und zierte den Thron durch Gottesfurcht, Uneigennützigkeit, Menschen-
freundlichkeit und edlen, ernst-sittlichen Sinn.
In seine Fußstapfen trat sein Adoptivsohn, der Stoiker Markus
Aurelius Antoninus (161—180), ein gegen sich selbst strenger, gegen
andere äußerst friedliebender Mann, das erste Beispiel eines „Weisen ans
dem Thron." Er hatte den blutigen Markomanenkrieg zu führen,
166 —180 in welchem germanische und sarmatische Völker mit Macht gegen die
n.chr.donaugränze stürmten. Vor Beendigung desselben starb er (180 n. Ehr.)
und hinterließ das Reich seinem unwürdigen Sohne Commodus, der
den Frieder: schimpflich erkaufte.
6. Stand der Bildung und Literatur seit August bis zu den Antoninen.
§. 83. In Beziehung auf die Literatur nennt man die Zeit von Augu-
stus bis Marens Aurelius das silberne Zeitalter der Literatur,
rveil trotz der furchtbaren Despotie und der' sittlichen Fäulniß noch manche
bessere Geister sich finden.,
Wir nennen die Redner Quinctilian und Plinius den Jüngern
die Geschichtschreiber Curtius, Suetonius und vor allen Tacitus,
den Geographen Mela und den Naturhistorikcr Plinius den Aelteren;
sodann die Philosophen Scneca, Epictet und Marc Aurel. In
Griechenland lebten injener Zeit die Geschichtschreiber Plutarch und Arrian
und die Geographen Strabo und Pausanias.
7. Das Christenthum tut Kampfe mit dem Heidenthum in den beiden ersten
Jahrhunderten.
Z. 84. Das Christenthum, welches sich während dieser Zeit immer
weiter verbreitete, wurde theils von Einzelnen, theils vom Volke, theils
von der Staatsgewalt verfolgt. Diese Verfolgungen alle trugen aber
durch die Treue und Standhaftigkeit der meisten Bekenner nur zu seiner
weiteren Ausbreitung bei. Die Verfassung der Kirche war noch
die durch Paulus herbeigeführte apostolische, welche die Glieder der
Gemeine je nach den vom Herrn ihnen verliehenen Gaben zum Wirken
in Lehr- und Aufsichtsämtern berief.
An der Spitze der Gemeinde standen von Anfang an die Presbyter
oder Ael testen. Unter ihnen gewann später in der Regel einer der äl-
teren und erfahreneren größeres Ansehen und erhielt den Namen Episco-
pus (Bischof), hatte jedoch keine größere Macht als die andern. Erst im
zweiten Jahrhundert erhielt derselbe eine Stellung über den Presbytern und
es trat nach und nach eine Scheidung ein zwischen deni geistlichen und welt-
lichen Stand, dem Klerus und den Laien. Auch treten schon in dieser
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Extrahierte Personennamen: Markus
Aurelius_Antoninus August Marens_Aurelius Curtius Marc_Aurel Arrian Strabo
252 §. 89. Fortgang der Reformation.
Ulrich von Württemberg, —der als Landfriedensbre-
cher von dem schwäbischen Bunde (einer 1488 gestiftete
Vereinigung süddeutscher Fürsten zur Aufrechthaltung des
Landfriedens) aus seinem Lande vertrieben worden war,— in
dieses sein Land (das der Kaiser unterdessen seinem Bru-
der, dem König Ferdinand, zu Lehen gegeben hatte) durch
Waffengewalt (1534) wieder ein zu setzen, so
daß Ferdinand sich zu einem Vergleiche zu verstehen und das
Geschehene zu bestätigen genöthigt sah.
Unter solchen Umständen geschah es um so leichter, daß
die lutherische Reformation in Deutschland-noch weiter um
sich griff. Dem Beispiele Württembergs, wo Ulrich so-
gleich die bisher von Österreich niedergehaltene (lutherische)
Reformation durchführte, folgten alsbald Elsaß, Baden
und mehrere Reichsstädte (darunter Augsburg); und in
Norddeutschland traten viele Städte ohne große Hinder-
nisse der Reformation bei. Nur in Pommern und Weft-
p h a l e n erfolgte sie unter schweren Kämpfen mit dem Kle-
rus und dem Adel:
Am heftigsten war der Kampf in Münster. Hier hatte
man schon die Augsburger Confession durchgesetzt; bald aber
fanden 1531 von den Niederlanden her die sitten- und ftaats-
gefährlichen Schwärmereien der (damaligen) Wieder-
täufer Eingang, die durch den fanatischen Schneidergesellen
Johann von Leyden (oder Jan Bockelsohn aus dem
Haag) sich bis zu den entsetzlichsten Ausschweifungen steiger-
ten , in denen sich geistlicher Hochmuth, niedrige Selbstsucht,
gemeine Sinnenlust, Rohheit und Blutdurst abscheulich
mischten und eine weit um sich greifende Zerrüttung drohten.
Endlich wurde das Unwesen durch den vertriebenen Bischof
und die vereinigten Heere der Fürsten 1535 gedämpft, aber
auch der Katholicismus daselbst wieder zurückgeführt. —
Dieser neue Auswuchs, der die protestantische Sache zu ent-
stellen drohte, hat indeß nur dazu gedient, den wahren
Protestantismus zu desto größerer Nüchtern-
heit und Klarheit zu erheben.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Württemberg Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ulrich_so- Johann_von_Leyden_( Johann Jan_Bockelsohn Hochmuth
304 Z. 203. Die Schwäche des deutschen Reichs.
An der Religion in ihrem damaligen.zustande konnte
die Sittlichkeit nicht die nöthige Stütze finden, indem in der
protestantisch-evangelischen Kirche allmählich ein todter Glaube
herrschend geworden war: sie hatte im Streite mit sich selbst
längst die erste Liebe verlassen, und der Baum des evange-
lischen Christenthums drohte im saftraubenden Begriffswesen
zu ersterben, wenn er nicht für Deutschland in Spener,
Franke, Zinzendorf, für England und Nordamerika
in Wesley und Whitefield neue Zweige getrieben
hätte, die, weun sie auch im Fortwuchs hie und da Schwämme
ansetzten, doch vorzüglich durch die guten Früchte eines
liebethätigen Glaubens ihre Lebenskraft bezeugten.
Während die erneuerte katholische Kirche noch bis in die
Mitte des 17. Jahrhunderts in Errichtung vieler neuen geist-
lichen Körperschaften und Verbrüderungen, so wie in Ver-
pflanzung des christkatholischen Glaubens nach andern Welt-
theilen (namentlich durch die Jesuiten nach dem portugie-
sischen Ostindien und nach China) eine rege Thätigkeit
bewies, — führte jetzt auch im Protestantismus der wieder-
erwachende practische Glaube zum Zusammentritt christlicher
Gemeinschaften, denen neben dem eigenen Wachsthum im
Christenthume auch die Verbreitung des Evangeliums unter
den Heiden am Herzen lag: und nachdem schon 1647 Eng-
land die erste Missionsgesellschaft gestiftet hatte,
bezeugten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die
dänische Mission und vorzüglich die Mission der Brüderge-
meinde, daß ein frischer Pfingsthauch die erstarrte Kirche zu
beleben angefangen habe.
Die politische Ohnmacht des deutschen Reichs
wurde durch die Selbstsucht der Reichsglieder gemehrt, in-
dem jeder Reichsstand nur für sich sorgte und, wo es
seinen Vortheil galt, seine Pflicht gegen Kaiser und Reich
aus den Augen setzte. Führte ja eine Gefahr zu dem Ent-
schlüsse gemeinsamer Abwehr, so war die Hülfe, die jeder
leistete, so langsam und träge, daß gewöhnlich Verlust und
Schmach das Ende der Unternehmung war.
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§. 89. Fortgang der Reformation.
247
krieg in Thüringen und Franken, wobei eine Menge
Ritterburgen und Klöster geplündert und zerstört wurden.
Als Luther dieses heillose Beginnen erfuhr, schrieb er im
äußersten Unwillen mehrere Schriften gegen die Aufrührer,
worin er sie zum Gehorsam gegen ihre Obrigkeit anwies
und die Fürsten aufforderte, diesen Gräueln zu steuern.—
Beide Aufstände wurden auch bald von den fürstlichen Heeren
gedämpft und die Empörer hart, zum Theil grausam gestraft,
wozu allerdings der religiöse Gegensatz mitwirkte.
Obgleich diese traurigen Vorfälle in Vielen die Theil-
nahme für die Reformation schwächten, so befestigte sich
diese doch immer mehr, zumal einerseits Karl wegen seiner
Kriege mit Frankreich beständig von Deutschland abwesend,
und dessen Bruder Ferdinand, als Reichs v er Weser,
gewaltsamen Maaßregeln nicht geneigt war. Zugleich erwies
sich der Nachfolger Friedrichs des Weisen, Johann der
Beständige, mit seinem ernsten, tiefreligiösen Gemüthe
besonders thätig für die Reformation, indem er in Sachsen
die erste Kirchenreform einführte, welche sich bald auch
andere evangelische Fürsten zum Muster nahmen, besonders
seit die (vorzüglich ihm zu verdankende) Fassung des Reichs-
abschieds von 1526 der Ausbildung der Landes-
kirchen Vorschub leistete.
Ein Jahr zuvor, 1525, hatte auch Markgraf Al brecht
von Brandenburg, als Hochmeister des deutschen Or-
dens, seinen geistlichen Stand aufgegeben und bei seinem
Übertritt zur lutherischen Lehre das Ordensland Preußen,
mit Einwilligung der Stände desselben, als ein erbliches
Herzogthum in weltlichen Besitz genommen.
Überall, wo die Grundsätze der Reformation Annahme
fanden, wurde daher der Cölibat und das Klosterwesen auf-
gehoben, der Gottesdienst in der Landessprache gehalten,
den Laien der Antheil am Kelch zurückgegeben, die bis dahin
von Luther übersetzten Theile der Bibel verbreitet, und der
christliche Unterricht der Jugend und des Volkes, wofür
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ferdinand Ferdinand Friedrichs Johann Luther
Extrahierte Ortsnamen: Thüringen Frankreich Deutschland Sachsen Brandenburg
176 §. 65. Der Sieg des Christentums über das Heidenthum.
wurden vom 3. Jahrhundert an nur diejenigen Bi schösse
als Stellvertreter Christi angesehen, die von der Kirche
zu ihrem Amte verordnet, d. i. von don versammel-
ten Bischöffen der Provinz, jedoch stets nur mit Zuziehung
der betreffenden Gemeinde, gewählt waren. (Denn vorher
hatten die Kirchengemeinden allein das Recht gehabt, ihre
Bischöffe zu verordnen.)
Obgleich alle Bischöffe gleiche Rechte hatten, so waren
doch diejenigen unter ihnen die angesehensten, welche in den
Hauptstädten Rom und Constantinopel, und in den
Muttergemeinden Jerusalem, A n t i o ch I a und Al e r a n-
d r7a ihren Sitz hatten und deßwegen die Synoden (Con-
eilien, Kirchenversammlungen) leiteten. Auf diesen Synoden
wurden die allgemeinen Angelegenheiten der Kirche besprochen
und die Reinheit der Kirchenlehre gewahrt.
So z. B. hatte sich eben unter der Regierung Constantinos
durch den Bischof Arius ein Streit über das Verhältniß
Christi zu Gott erhoben, der die ganze Kirche zu spalten
drohte: daher Constantin
32ñ die allgemeine Kirchenversammlung zu Nicaa be-
rief, auf welcher die schriftwidrige Lehre des Arius verworfen
und das nicänischeglaubensbekenntniß aufgestellt
wurde. Und als der römische Bischof, der bereits das höchste
Ansehen in Anspruch nahm, sich den Begünstigungen, die der
Bischof von Constantinopel erfuhr, entgegensetzte, so bestimmte
das allgemeine Concilium zu Constantinopel (381) dem letz-
tern den Rang gleich nach jenem, weil Constantinopel Neu-
Nom sey.
Von Constantin's drei sittenlosen Söhnen, unter die er
bei seinem Tode das Reich getheilt hatte, vereinigte zuletzt
Confiantius wieder das ganze Reich, erhöhte den Glanz
der christlichen Kirche und räumte besonders der Geistlichkeit
viele Macht ein. Doch mit der Gunst, welche das Christenthum
bei den Mächtigen der Erde fand, und mit dem steigenden äußern
Glanz und Reichthum der Kirche nahm bald die hohe Einfalt
und Demuth, die innere Kraft und Lauterkeit des Lebens und
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Extrahierte Personennamen: Christi Constantinos Constantin Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Hauptstädten_Rom Constantinopel Jerusalem Christi Nicaa Constantinopel Constantinopel Constantinopel
268
tz. 93. Die Reformation in England.
Erst unter seinem Sohne Eduard Vi wurde mit Hülfe
des Erzbischofs Cranmer die Protest. Reformation
eingeführt, die Bischöffe jedoch und ein Theil der katho-
lischen Cultusformen beibehalten. Seine Nachfolgerin aber,
die eifrigkatholische Maria, führte die alte Ordnung wie-
der ein und ließ viele Protestanten auf's grausamste hin-
richten; selbst der allgemein verehrte Cranmer mußte den
Flammentod erleiden. Weil man ihn, den 67jährigen Greis,
durch List zur Unterschrift eines Widerrufs vermocht hatte,
erklärte er öffentlich, daß er dieß nur aus Todesfurcht ge-
than habe, streckte, als er den Holzstoß bestieg, die rechte
Hand, welche unterschrieben hatte, zuerst ins Feuer und
starb mit unerschütterlicher Standhaftigkeit.
Nach Maria's Tode aber trat ihre Halbschwester, die
mit fast männlichem Geiste und großem Herrschertalente
begabte Königin Elisabeth, (Tochter Heinrich's Viii und
der Anna Boleyn) von der katholischen Kirche wieder ab
und richtete mit Hülfe des Parlaments
Issn die englische Episkopalkirche ein, wie sie noch jetzt
besteht. Weil aber diese Kirche von der katholischen Form
noch Vieles beibehielt, so stellte sich ihr die Secte der
Puritaner (so genannt wegen ihrer äußersten Einfach-
heit und strengen Kirchenzucht) entgegen; diese verwarf
den Suprematseid d. i. wollte die königliche Oberhoheit in
Kirchenfachen nicht anerkennen, weßhalb sie gleich den Katho-
liken verfolgt wurde.
Unterdessen war die calvinistifche Reformation seit 1542
auch in Schottland besonders durch den strengen Eifer
des kühnen Johann K n o r verbreitet und eben vom schot-
tischen Parlament als presbyterianische Kirche
öffentlich eingeführt worden, als 1561 die Königin Maria
Stuart nach dem Tode ihres Gemahls, Königs Franz Ii
von Frankreich, nach Schottland znrückkehrte und sich für
das Papstthum erklärte. Sie gab thre Hand und den Kö-
nigstitel ihrem Vetter, dem Grafen D a r n l e y. Zwei Zahre
darauf wurdo dieser ermordet. In leidenschaftlicher Verblen-
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Vi Eduard Maria Maria Anna_Boleyn Johann Maria
Stuart Maria Franz_Ii
von_Frankreich Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland
6z6
Europa.
i) Der berühmte Berg Athos, auch der heilige Berg
genannt, ohnstreitig das berühmteste Heiligthum, welches die
griechische Kirche in Europa besitzt. Man zählt hier in einem
Umfange von 7-10 deutschen Meilen, 20 Mönchsklöster
(darunter 2 Priorate oder Abteyen), an 500 Capellen undein-
stedeleyen, und in allen diesen an 4ooo Religiösen. Außer den
frommen Hebungen beschäftigen sie sich nnt Wem - und Oeldau,
auch mit verscktednen Handwerksarbeiten. Da ihnen der Ge-
mlß des Fleisches verboten ist, so leben sie von Wurzeln,
Früchten und Milchspeise», an manchen Tagen allein von Fischen.
Um vor den Räubern sicher zu ftyn, sind ihre Klöster mit ho-
hen Mauern und Thürmen verwahrt. Alle Sonnabende ist
unter diesen ein Markt, wo die Arbeit von der Woche gegen
Mnndoorrath ausgetauscht wird. Diejenigen Klöster, welche
durch die Almosen, welche sie von den Griechen, selbst aus
Rußland bekommen, reich geworden sind, bezahlen ihre Lebens-
mittel mit Geld?. Jedes Kloster hat seinen Gasthof, auch viele
Kramladen. Frauenspersonen dürfen Diesen heiligen Berg nicht
besuchen, in welcher Rücksicht ein hölzernes Kreuz als ein
Gränzzeichen hingestellt ist, über welches keine Frauensperson gehn
darf, weil die Mönche vermöge ihrer Ordenspflicht keinen Umgang
mit ihnen haben dürfen. Dieses Gesetz wird so strenge beobachtet,
daß selbst der türkische Aga, welcher hier das Commando hat, keine
Weiber mitbcingen darf. Dieser Aga ist verpflichtet, die Ein-
Ivohner gegen alle Ungerechtigkeiten der Türken, und vornemlich
gegen die Seeräuber zu schützen. Er wird ans gemeinschaftliche
Kosten der Klöster unterhalten, und bey jedem Kirchfeste von
Kloster zu Kloster eingeladen, mit seinen Leuten gut bewirthet,
und mit einem Beutel voll Geld beschenkt. Man findet hier
Religiösen fast von allen Nationen, Ungarn, Pohlen, Deutsche,
Franzosen, Spanier, Jtaliäner, sogar Holländer, Schweden,
besonders auch seit einigen Jahren Russen. Die Klosterkirchen
enthalten unter andern Kostbarkeiten, insonderheit auch viele
silberne Lampen; und man rechnet, daß deren überhaupt an 2000
seyn sollen. Die Griechen dürfen bey den hiesigen Kirchen und
Klöstern Glocken haben, welches ihnen sonst an wenigen Orten
verstattet wird. Mitten auf dem Berge liegt der Flecken Sa-
ridies.
2) Salom'kt oder Selamki, am Meerbusen gleiches
Namens, der Sitz eines Paschas, auch eines griechischen Erz-
bischofs
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Ungarn Schweden