77
§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus.
kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der
Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans.
Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge-
meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume
heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin-
den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf
den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes
erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer-
den können.
Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des
hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers
Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere
Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite
Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja-
kobus der Aeltere seinen Tod fand.
Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine
ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte
und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei
Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben
neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt
Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das
Heil zu finden ist.
2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/
§. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten
in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit
des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be-
gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun-
kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil-
dung und Gesittung zu werden.
Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte
Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur
Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele
Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang
lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe
Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen,
trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän-
digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe,
Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich-
keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus.
Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod,
besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens-
gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Agrippa Apostel Heidenapostel_Paulus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Christum Gottes Syriens Kleinasien Macedonien Griechenland Weltstadt
Rom Donau Nordsee
162
§. 147. Die Schwäche des deutschen Reichs.
zweimal in Norwegen ein, um es Dänemark zu entreißen, wurde aber 1718
bei der Belagerung von Friedrichshall meuchlerisch erschossen.
In den darausfolgenden Friedensschlüssen verlor Schweden alle seine deut-
schen Länder, ferner Liesland, Esthland und Jngermannland und einen
Theil Finnlands und damit seine ganze vorige Bedeutung.
Zugleich traten innere Parteiungen des Adels auf, welcher wieder zur
Macht zu kommen suchte und daö Königthum schwächte, so daß Schweden
das Einemal unter Frankreichs, das Andremal unter Rußlands Einfluß ge-
rieth. Aehnliches trat in Polen ein.
Dagegen war Rußland durch diesen Krieg die erste Macht im
Norden geworden. Peter der Große nahm den Titel „Kaiser
aller Reußen" an, machte sich zum Haupt der russisch-griechischen Kirche,
eroberte noch einen Theil der kaukasischen Länder, und bahnte so seinen
Nachfolgern den Weg zur künftigen Größe Rußlands.
Seine nächsten Nachfolger (Katharina l., Peter Ii., Anna für Iwan Iii.)
regierten durch Günstlinge (Menzikow, Biron, Münnich), welche jedoch
Rußlands äußeres Ziel nicht ans den Augen ließen, bis die jüngste Tochter-
Peters des Großen, Elisabeth, 1741 die Zügel der Regierung ergriff.
12. Die Schwäche des deutschen Reichs in Folge des französischen Einflusses
seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts.
§. 147. Unter allen Staaten Europa's war Deutschland in seiner
Schwäche am meisten dem verderblichen Einflüsse Frankreichs ausge-
setzt, und machte sich durch seine Nachahmung französischer Sitte und
Bildung nur noch abhängiger von dem westlichen Nachbar.
Die meisten Fürsten suchten es Ludwig Xiv. in Glanz und Ueppigkeit
nachzumachen, und richteten dadurch ihre Völker zu Grunde. Sie waren stets
unter sich uneinig, verletzten die Rechte ihrer Unterthanen ohne Scheu, ver-
schleuderten die Staatseinkünfte und drückten das verarmte Volk. Nur der
brandenburgische Hof unter Friedrich Wilhelm und der österreichische
unter Leopold l. hielten sich von dem französischen Unwesen frei.
Die Religion in ihrem damaligen Zustande aber vermochte die Sittlich-
keit nicht zu stützen. Die Confessionen der evangelischen Kirche verfolgten sich
gegenseitig und ein todter Glaube war in derselben herrschend geworden;
sie wäre wohl in starrer Orthodoxie erstorben, wenn nicht in Deutschland
durch Spencr, Franke und Zinzendorf, in England durch Wes-
ley und Whitefield neue Säfte in dieselbe gekommen wären, die durch
die guten Früchte eines in Liebe thätigen Glaubens ihre Lebenskraft bewiesen,
wenn auch da und dort sich schädliche Auswüchse zeigten. -
Jakob Spener, geboren 1635 im Elsaß, war Oberhofprediger in
Dresden, dann Probst in Berlin, Stifter der collegia pietatis, durch die
er die evangelische Theologie wieder auf den biblisch-praktischen Standpunkt
der Reformatoren zurückzuführen suchte.
A. H. Franke, geb. 1663, Spener's reichbegabter Nachfolger in seinem
Wirken für biblisch-praktisches Christenthum, war Professor der Theologie in
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Extrahierte Personennamen: Katharina_l. Peter_Ii Anna_für_Iwan_Iii Biron Peters Elisabeth Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_l Leopold Franke Jakob_Spener A._H._Franke
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Schweden Esthland Finnlands Schweden Frankreichs Polen Deutschland Frankreichs Deutschland England Elsaß Dresden Berlin
18 § 13. Die Perser. §. 14. Die Phönizier.
9. Die Perser.
§. 13. Die Perser waren ein anderer Zweig der alten Arier und bestan-
den aus 7 Stämmen, welche theils Nomaden, theils Ackerbauer waren.
Ihre religiöse und politische Einrichtung hatten sie von den Medern be-
kommen. Der König, als Stellvertreter der höchsten Gottheit, war von
7 obersten Hofbeamten, den Stellvertretern der 7 höchsten göttlichen
Kräfte, umgeben. Das ganze Land, welches in Satrapieen oder Statt-
haltereien eingetheilt war, gehörte ihm eigen, und jede Provinz mußte
eine gewisse Summe Geld und Naturalien in den königl. Schatz liefern.
Das persische Reich stand zuerst unter assyrischer, dann unter inedi-
scher Herrschaft, bis es sich um das Jahr
338 unter seinem König Cyrus unabhängig machte, welcher seine Herrschaft
v. Chrmber die meisten damals bekannten Länder Asiens ausdehnte.
Cyrus (Kores) war ein Enkel des Mederkönigs Astyages, welcher
seine Tochter Man da n e an einen Perserfürsten verheirathet hatte. Als er
herangewachsen war, führte er die abgehärteten und tapfern Perser gegen die
verweichlichten Bieder, schlug das Heer seines Großvaters und nahm sein Land
ein. Er behielt es jedoch nicht unmittelbar, sondern gab es seinem Oheim
Darius. Dann wendete er sich gegen den reichen König Krösus von Ly-
dien in Kleinasien, der durch Eine Schlacht sein Land an Cyrus verlor,
und sein Leben nur durch die Erinnerung an die weisen Lehren rettete, die ihm
einst Solon aus Athen gegeben hatte.
Nach seiner Zurückknnft aus Kleinasien wendete sich Cyrus, wie
wir oben gehört haben, mit seinem Oheim und Schwager Darius gegen
das stolze Babylon, eroberte es, und gab den dort gefangenen Juden
die Erlaubniß zur Heimkehr aus der babylonischen Ge-
fangenschaft. Nachdem er im Krieg gegen die Massageten gefallen
war, folgte ihm sein Sohn Kunrbyses, welcher
525 Aegypten eroberte, und aufs Grausamste in dem unglücklichen Lande
wüthete. Seine Züge gegen A nr m o n i u m und A e t h i o p i e n mißglück-
ten völlig. Nach Babylon zurückgekehrt, starb er bald darauf an einer-
zufälligen Verwundung. Nach der kurzen Zwischenregiernng des falschen
Smerdis folgte durch die Wahl voll sieben Perserfürsten Darius
Hystaspis, welcher die Verwaltung des Reichs auf wohlthätige Weise
ordnete, und uns in der Geschichte der Griechen wieder begegnen wird.
10. Die Phönizier.
§. 14. Indem nordwestlich vom gelobten Lande liegenden Küstenstrich des
mittelländischen Meeres, der vom Libanon durchzogen wird, wohnten
die Phönizier, zum Theil Nachkommen Ham's, welche im ganzen Alter-
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Darius Darius Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Schwager_Darius Darius Darius
Hystaspis Darius
49
§.51. Alexanders Zug nach Indien.
brachen, welche ihn bestimmten, sich mehr und mehr auf das orientalische
Element zu stützen.
3. Alerander's Zug nach Indien.
§. 51. Ehe er jedoch die Verwaltung seines Reiches ordnen und neu-
gestalten wollte, gedachte er erst noch Indien zu erobern und trat an
der Spitze von 120,000 Streitern den Zug nach Indien 327
an. Nachdem er über das Paropamisusgebirg gegangen war, denv.cbr.
Indus und Hydaspes (Dschelum) überschritten und das gewaltige
Heer des Königs P o r ns besiegt hatte und an den Hpphasis, dengränzfluß
des Fünfstromlandes, gekommen war, weigerten sich seine Macedonier, ihm
weiter zu folgen. Er mußte daher, wenn auch mit Schmerz den Rückzug
antreten.
Nachdem er den Kr ater mit einer Heeresabtheilung auf dem
nächsten Wege nach Persien vorausgeschickt hatte, fuhr er selbst mit
dem Hauptheer den Indus hinab. Während sodann Nearch mit
Der Flotte in den persischen Meerbusen hinein und an der Küste hin-
schiffte, zog Alexander mit dem Landheer durch Gedrosien, wo das-
selbe auf dem Zuge durch die Wüste durch Hunger und Durst, Hitze
und Staub, vor Entkräftung beinahe erlag.
Nachdem er mehrere untreue persische und macedonische Satrapen
strenge bestraft hatte, suchte er die Verschmelzung des persischen und
hellenischen Wesens durch die große Hochzeit zu Susa zu voll-
enden, indem er selbst zwei persische Königstöchter zu Gemahlinnen
nahm und 10,000 Macedonier sich mit Perserinnen vermählen ließ.
Nach einem Tumulte seiner Veteranen (zu Opis), den er mit großer
Geistesgegenwart dämpfte, schickte er sie nach Macedonien zurück und
bereitete sich zu einem Zug gegen Arabien vor.
Da starb sein Freund Hephästion. Der Schmerz über den Tod
desselben, die außerordentliche körperliche und geistige Anstrengung , ver-
bunden mit diätetischem Unmaß bei Gastmählern, die er zu Ehren des
arabischen Feldzugs hielt, zogen Alexandern ein Fieber zu, das ihn 323
im dreiunddreißigsten Jahre seines Lebens wegraffte, ohne daß von ihm
über einen Nachfolger Anordnung getroffen worden war.
4. D i e Auflösung des macedvnisch-griechifchen
Weltreichs.
1. Die Diadochenkämpfe; die vier hellenistischen Reiche.
§. 52. Unmittelbar nach Alexanders Tod entbrannten unter seinen
Heerführern die langwierigen Kämpfe um die Thronnachfolge, Diadochen-
Leitfaden der Weltgeschichte. 4
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander Alexanders
184 Kap. 153. Joseph Ii. Die sog. Aufklrung. Jesuitenorden.
^ Durch sewe gewaltsamen Reformen in der katholischen Kirche zog er sich den Un-willen der Geistlichkeit und selbst des grten Theils der andern Stnde, - und durch fem unnatrliches Bestreben, allen seinen Vlkern die deutsche Sprache und eine gleich-frmige Gesetzgebung aufzudrngen, die allgemeine Unzufriedenheit zu, die bei den Ungarn tn dumpfe Ghrung, in den Niederlanden in einen offenen Aufstand ber-s. faft alle seine Neuerungen widerrufen; nur das Toleranz-
edict, das he Lage der Akatholiken wesentlich verbesserte, und die Aufhebung der Leibeigenschaft trug ihm Segen ein.
Der Schmerz der das Milingen fast aller seiner wohlgemeinten Vlker-beglckungsplane, sowie ein seine Gesundheit schwchender Kriegszug gegen die Trken fhrte seinen frhen Tod herbei (1790). Sein Bruder und Nachfolger Leopold Ii. (17901792) konnte nur durch Nachgeben und Ein-lenken die aufgeregten Gemther beruhigen.
(3.) Der in Frankreich begonnene Kampf der Aufklrung gegen Aber-glauben und Despotie blieb aber nicht bei der Tilgung wahrer Gebrechen stehen, sondern untergrub zugleich mehr und mehr auch den rechten Grund des Christenthums und aller auf demselben ruhenden Institutionen in Staat und Kirche selbst.
Ursprnglich war der Kampf gegen den Kirchenglauben von England ausgegangen, wo durch Hobbes, Locke und Shaftesbury die englischen Deisten anfiengen mit Grnden des plattesten Verstandes die sog. natrliche Religion" an die Stelle der geoffenbarten zu setzen und am Ende auch den Glauben an Gott und Unsterblichkeit fr Aberglauben zu erklären und damit auch den Glauben an alle Tugend zu erschttern.
Der Same dieser gefhrlichen Grundstze hatte einen besonders empfnglichen Boden in Frankreich gefunden, wo Ludwig's Xiv. Absolutismus und Heuchelei alle besseren Regungen der Wahrheit und Freiheit unterdrckt hatte, so da nach seinem Tode der geknechtete Geist alle Zgel wegwarf und sich zunchst gegen die Kirche, bald aber auch gegen die Religion selbst richtete, mit deren^Versall auch die Grundlagen des Staates unterwhlt wurden.
Namentlich schonte fjoltniics 2bi| und Spott auch das Heiligste nicht, und wenn er auch viele Mibruche mit Recht angegriffen hat, so hat er doch durch die Art und den frivolen Geist seiner Angriffe den Grund der Religion und Tugend selbst untergraben. Auch Rousseau schadete bei all' seiner Erkenntni des verdorbenen socialen Zustandes in seinem idealistischen Streben dadurch, da er die republikanische Verfassung als die beste pries, Kunst und Wissenschaft als verderbliche Gter verwarf, die uere Gleichheit der Menschen und die irdische Wohlfahrt als hchsten Staatszweck aufstellte. Auf dieser von ihm erffneten Bahn berholten ihn fodann die platt aufkl-rerischen, nur dem Materialismus huldigenden Encyclopdisten, die ohne Scheu vor etwas Hherem und Heiligem die Umwlzung alles Bestehen-den vorbereiteten.
Zunchst schien sich der Kampf der Gegenkirchlichen blo gegen die Jesuiten, als Hauptsttzen der Hierarchie, zu richten, welche an katholischen Hsen den meisten Einflu hatten. Den Anfang zu ihrer Vertreibung machte Portugal (durch den Minister Pombal), und diesem Beispiel folgten nach einander Frankreich, Spanien, Neapel und Parma, bis selbst Papst Clemens Xiv. (Ganganelli) 1773 den Jesuit eno rden aufhob. (Nichts destoweniger verfolgte der Orden im Stillen und unter andern Formen seine Zwecke und wartete nur auf gnstigere Zeiten. Auch wurde er 1814 vom Papst Pius Vii. wieder hergestellt).
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Hobbes Clemens_Xiv
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Niederlanden Frankreich England Frankreich Portugal Frankreich Spanien Neapel Parma
tz. 7. Die Inder.
19
Den schädlichen Einfluß der Letztem durch Opfer und Süh-
nungen abzuhalten, war das Hauptgeschäft der Priester.
Die ganze Religion bat eine astronomische und astrolo-
logische Grundlage, und an die Erscheinung und Bewegung
der Gestirne waren die wichtigsten Verrichtungen des reli-
giösen und bürgerlichen Lebens der Altbaktrer geknüpft.
Auch hatten sie nicbt nur die Erntheilung des Jahrs in
zwölf Monate oder in 360 Tage mit noch 5 Ergänzungs-
tagen, sondern auch die Eintheilung des Himmels durch die
Sonnenbahn nach den bekannten zwölf Sternbildern, oder
den sogenannten Thierkreis (Zodiakus).
Der Gestirndienst des Zendvolks war noch der lauterste,
obgleich er schon alle Anfänge des Aberglaubens cnthielr,
der bei den übrigen sabäischen Völkern zuletzt mehr oder
weniger ins Gräuelhafte sich ausbildete. Die Religions- und
Staatsverfassung des Zendvolks gieng nachher durch seinen
Priesterstand auf die Meder und von diesen auf die Perser
über. (§§. 12 u. 13.)
2. Die Inder.
7. Hon den Ouellgegenden des Indus und Ganges,
ja wohl gar von den nördlich von denselben liegenden Ge-
birgen, gieng die Bevölkerung und Bildung Indiens aus.
Als die ersten festen Stammsitze der, durch körperliche und
geistige Vorzüge sich auszeichnenden, alten Inder sind mit
Sicherheit die fruchtbaren Alpenthäler des o st p e r si sch e n
Hochlandes (des heutigen Afghanistans mit Kabuliftan)
anzunehmen. Durch dessen Engpässe sind sie dann, ebenfalls
in urvordenklicher Zeit, in das jetzige Ostindien (Hindustan)
eingedrungen, wo sie die dem negerartigen (ha-
mitischen) Stamme angehörigen Ureinw ohner
theils verdrängten, theils (bis auf einige der rohsten Stämme
im Dekhan) unterwarfen, zahlreiche Städte anlegten und
einen mächtigen P r i e st e r st a a t gründeten, zu dessen ältester
2*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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§. 39. Der peloponnesische Krieg. 97
Sparta forderte nun Athen auf, alten seinen bedrückten
Bundesgenossen die Freiheit zu geben, und den Perikles zu
verbannen, und da natürlich Athen das nicht that, erklärte
Sparta den Krieg.
Weil Athen durch seine Seemacht, Sparta aber durch
seine Landmacht das Übergewicht hatte, so überließen die
Athener auf des Perikles Nath das platte Land den Pelo-
ponnesiern zur Verwüstung, während sie ihre Städte ver-
theidigten und mit ihren Flotten die peloponnesischen Küsten
verheerten.
Zum Unglück brach gleich im nächsten Jahre in der mit
Menschen überfüllten Stadt Athen eine furchtbare Pest
aus, die einen großen Theil der Einwohner und darunter
selbst den Perikles, die Hauptstütze Athens, dahin-
raffte.
An die Stelle dieses Mannes, der bei allen seinen Unter-
nehmungen mehr sein Vaterland; als sich, im Auge gehabt,
und durch seine Geisteskraft und Mäßigung, so wie durch
seine hinreißende Beredtsamkeit das unruhige und begehrliche
Volk stets zu zügeln gewußt hatte, traten nun einerseits
Nikias, anderseits der rohe Kleon, der sich nur durch
niedrige Mittel in der Gunst der Menge zu hatten wußte.
Der Krieg dauerte nun mit abwechselndem Glücke fort,
wiewohl Athen im Ganzen die Oberhand hatte. Als aber
421 in der Sch lacht-bei Amphipölis auf Seite der be-
siegten Athener Kleon, und auf Seite der siegenden Spar-
taner deren edler Feldherr B r a sl d a s gefallen war, so gelang
es dem Nikias einen Frieden zu vermitteln, der jedoch nur
eine kurze Waffenruhe gewährte.
Immer schwieriger wurde es, das athenische Volk zu re-
gieren, das nur auf den hörte, der seinen Launen und Leiden-
schaften, seiner Eitelkeit und seiner Lust am Sinnengenuß
zu schmeicheln verstand. Vergebens geißelte Aristophsires
in seinen Lustspielen die Thorheiten der Athener; vergebens
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$. 43. Alexanders Zug nach Persien. ttl
334 den Zug gegen das persische Reich an, indem er
mit einem auserlesenen Heere von 34,000 Macedoniern und
Griechen über den Hellespont setzte.
Kaum in Kleinasien angekommen, stellte sich ihm ein
großes persisches Heer entgegen, das er aber
333 in der Schlacht am Grainkus (einem Küstenflusse),
vorzüglich durch seine eigene persönliche Tapferkeit schlug, so
daß ihm nun ganz Kleinasien offen stand. Zuerst befreite er
die Städte der kleinasiatischen Griechen; dann nahm er eine
Provinz Kleinasiens nach der andern ein. Zu Tarsus in
Cilieien zog er sich bei einem unvorsichtigen Bade im
Flusse Cydnus eine lebensgefährliche Krankheit zu, wurde
aber von seinem Arzte Philippus gerettet.
Auf seinem Weiterzuge schlug er in demselben Jahre
333 in der Schlacht bei Jssus (in den syrischen Pässen) das
600,000 Mann starke Hauptheer der Perser, welches vom
Könige Darius Iil Codomannus selbst angeführt war,
so gänzlich, daß das reiche persische Lager sammt des Darius
Mutter, Gemahlin, Töchtern und Sohn in die Hände des
Siegers fiel. Doch behandelte er die Gefangenen mit solcher
Großnuüh und Milde, daß selbst Darius, der in das Innere
seines Reiches geflohen war, ihm Dank dafür sagen und ihm
Frieden und die Hälfte seines Reiches anbieten ließ.
Alexander aber wollte nichts halb, und zog, um sich erst
aller Küstenländer zu versichern, durch Syrien nach Phö-
nizien, wo ihn der verzweifelte Widerstand der festen und
reichen Jnselstadt (Neu-) Tyrus lange aufhielt. Nach
ihrer Eroberung und Zerstörung, die dem phönizischen
Welthandel ein Ende machte und zugleich die Weis-
sagung Ezechiel's (K. 27.) erfüllte, durchzog er Judäa und
näherte sich Jerusalem, das sich ihm unterwarf. Da
Alerander's Politik es mit sich brachte, die religiösen Ge-
bräuche jedes Volkes nicht nur zu ehren, sondern wohl auch
mitzumachen, brachte er auch im Tempel zu Jerusalem dem
Iehovah ein Opfer nach jüdischem Gebrauche, schenkte den
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Darius_Iil_Codomannus Darius Darius Darius Darius Darius Alexander Alexander
§. 37. Die Perserkriege.
89
dessen Ehrgeiz in dem wachsenden Emporstreben des demokra-
tischen Athens volle Nahrung fand. Da er auf einem er-
neuerten Plünderungszuge gegen die Inseln glücklicher war,
als Miltiades, und mehr nach der Gunst der Volkspartei
strebte, so wurde er bald ihr Liebling.
Mit ihm zugleich lebte ein anderer bedeutender Mann
in Athen, Aristides, welcher nicht so demokratisch gesinnt
war, und in seiner Würde als Archon einen durchaus unpar-
teiischen Charakter zeigte, so daß ihn der Beiname der Ge-
rechte zierte. Diesen Mann konnte der ehrgeizige Thcmisto-
kles nicht neben sich dulden und brachte es beim Volke dahin,
daß Aristides als Feind der Freiheit durch das Scherbengericht
(den Ostracismus) verbannt wurde.
Da jetzt Themistokles den meisten Einfluß im Staate
hatte, so bestimmte er die Athener, vor Allem ihre Flotte
zu vergrößern, weil er wohl dachte, daß sie das Haupt-
bollwerk der Rettung Griechenlands gegen die nun andrin-
gende Gesammtmacht der Perser werden könnte.
». Dritter Feldzug der Perser.
§. 37. bereits seit drei Jahren rüstete sich Darius mit großen
Anstrengungen zu seinem dritten Rachezug gegen Athen
und Griechenland, starb aber, ehe er ihn ausführen konnte,
und sein Sohn und Nachfolger Lerxes unternahm ihn nur
ungern und auf vielfache Anreizungen Solcher, die Gewinn
davon hofften, besonders des Hippias.
Nach unermeßlichen Rüstungen setzte sich endlich der Zug
des persischen Landheeres, unter Serres persönlicher
Führung, gegen Griechenland in Bewegung und gieng nach
einem feierlichen Opfer über die Brücke, die man zu
diesem Ende über den H e l l e s p o n t geschlagen hatte.
Voraus ein unzähliger Troß von Lastträgern und Pack-
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90
§. 37, Die Perserkriege.
knechten, Marketendern, Mastvieh und Hunden: dann eine
auserlesene Schaar von 1000 Reitern und 1000 Fußgän-
gern; dann die heiligen Sounenrosse; dann der Himmels-
wagen mit acht weißen Rossen bespannt; dann des Königs
Wagen; dann wieder eben so viel auserlesene Reiter und
Fußgänger; dann das Hauptbeer nach den verschiedenen
Völkerschaften, jede in ihrer eigenthümlichen Tracht und
Waffenrüstung, — zusammen ein Zug von anderthalb Mil-
lionen Menschen, der 7 Tage und 7 Nächte hintereinander
währte.
Während die Flotte an den thrazischen Küsten hin-
segelte, und durch den Kanal fuhr, welchen Xerres zur Vermei-
dung eines abermaligen Schiffbruchs, durch das Vorgebirg
A t h o s hatte graben lassen, — zog das Landheer unauf-
gehalten durch Thrazien rmd Macedonien und rückte
in Thessalien ein.
Unterdessen hatten die meisten griechischen Städte den
vorausgesandten Boten des Serres ihre Unterwerfung er-
klärt ; nur Athen, T h e s p i ä, P l a t ä ä, Sparta und
die mit ihm verbundenen peloponnesischen Städte hatten
die Huldigung verweigert, alle Fehden unter einander auf-
gehoben und sich zum Widerstand entschlossen.
Das griechische Landheer sollte das persische Landheer
bei den Gebirgspässen von Thermopylä aufhalten,
die Flotte sollte sich an der Nordspitze von Euböa aufstel-
lcn; bei dem Landheere waren besonders die Spartaner,
bei der Flotte die Athener. Da Sparta noch die Hege-
in o n i e d. i. die Oberanführung oder Vorortschaft hatte,
so wurde das Landheer von dem Spartaner Leoni das,
die Flotte von dem Spartaner Eurybi3des befehligt.
Es war im Juli des Jahres
v. Ehr., als Leonidas beithermopylä an der Spitze
des kleinen griechischen Heeres mit der persischen Übermacht
zusammentraf. Lange hielt die Tapferkeit der Griechen die
in den Engpaß eindringenden feindlichen Massen auf, bis
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