Der Verkehr der neuesten Zeit. 73
Dampfroß auch durch den Simplon und über den Semmering usw. Ganz besonders
sind es aber jetzt die großen Überlandbahnen, welche Gang und Richtung des
Verkehrs mächtig beeinflussen, vorzugsweise den Personen-, Post- und Eilverkehr.
Weite Umwege zur See werden z. B. abgeschnitten durch die Linie London—paris—
Konstantinopel, die pazifischen Bahnen Nordamerikas, die transandinische Bahn
Südamerikas, die transsibirische Bahn, die in der Ausführung begriffene Bagdad-
bahn. In Mitteleuropa haben die nord-südlich verlaufenden Bahnen den Ver-
kehr mit Italien wieder außerordentlich gesteigert und zum Teil auch den Landver-
kehr auf Kosten des Seeverkehrs gehoben. Bedeutende Verkehrsverlegungen werden
ferner die großen außereuropäischen Nord - Südbahnen im Gefolge haben.
Von ihnen ist die Kap — Kairobahn fast zu 2/3 ausgeführt, die australische Über-
landbahn und die panamerikanische Bahn aber sind vorerst nur geplant.
Auch darauf sei hingewiesen, daß neuestens die Binnenwasserstraßen
und insbesondere die Kanäle weit mehr als früher gewürdigt werden.
Was aber vor allem hervorgehoben zu werden verdient, ist folgendes: Samt-
liche Weltmeere sind jetzt in das regelmäßige Verkehrsnetz einge-
flochten, und das Dampfroß durcheilt die Erdteile in ihrer vollen
Breitenausdehnung. Wir befinden uns nunmehr in der Periode des
eigentlichen Weltverkehrs, der ganz andere Gütermassen in viel kürzeren Zeit-
abschnitten bewältigt als der Verkehr früherer Zeiten. Eine Reise um die Erde kann
heute schon in 40 Tagen vollendet sein. (S. auch S. 78).
Bedeutung der modernen Werkeßrsmittel.
1. Der Handel hat eine früher ungekannte räumliche und fach-
liche Ausdehnung erfahren, er ist zum Welthandel, die Volkswirt-
schast zur Weltwirtschaft geworden. Gebiete, die ehedem völlig außer-
halb alles Verkehrs lagen, sind nunmehr infolge der Verbilligung und Beschleuni-
gung desselben in den Bereich des Güteraustauschs einbezogen, und Hunderte von
Gegenständen, die sonst nur dem Wohlhabenden zugänglich waren, bilden heute
Gebrauchsartikel der Massen. Belege hierfür gibt das tägliche Leben in Hütte und
Fülle, so in der Vielartigkeit und dem Preise unserer Lebensmittel, in der Art und
Weise unserer Kleidung, unserer Heizung und Beleuchtung usw. Ebenso lassen sich
nunmehr Bedarf und Überfluß an Nahrungsmitteln selbst auf die weitesten Ent-
fernungen hin ausgleichen, nicht minder die Warenpreise. Eine wirkliche Hungersnot
in einem modernen Kulturstaat ist kaum mehr möglich, da mit Hilfe von Telegraph,
Dampfschiff und Eisenbahn rasch Ersatz für die ausgefallene Ernte aus andern
Gebieten der Erde besorgt werden kann. Auch die Entwicklung zahlreicher Jndu-
striezweige ist erst unter dem Einfluß der modernen Verkehrsmittel möglich ge-
geworden, so z. B. die Baumwoll- und Seidenindustrie Deutschlands, der Schweiz.
2. Außerordentlich erleichtert ist die Ortsveränderung der Per-
sonen. Das beweisen vor allem die ins Große angewachsene Auswanderung wie
die Personenbewegung innerhalb der einzelnen Länder. Zudem hat sich die Sicher-
heit des Verkehrs wesentlich erhöht.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Nordamerikas Mitteleuropa Italien Nord Deutschlands Schweiz
Das alleinige Vertriebs- und Verlagsrecht obigen Bildes gehört der Firma August Thiel in Duisburg-Ruhrort.
77. Die Duisburg-Ruhrorter Häfen aus der Vogelschau. Die Hafenanlagen liegen zwischen der Mündung der Ruhr (im Vordergrund des Bildes) und
der kleinen vielgewundenen Emscher. Ihre zahlreichen Becken stehen mit dem Rhein in unmittelbarer Verbindung und sind mit allen neuzeitlichen Lösch- und Lade-
Vorrichtungen reichlich ausgestattet. Ihrem Verkehre nach (1910: 28,5 Mill. t) sind sie die größten Binnenhäfen der Welt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
238
B. Länderkunde. — V. Die deutschen Kolonien.
noch mehr Verbreitung zu verschaffen, hat das Kolonialwirtschaftliche Komitee
Muster- und Versuchsfarmen sowie eine Baumwollschule * (tu Nuatjä) gegründet;
es stellt ferner Entkörnungsmaschinen und geeignetes Saatgut zur Verfügung.
Ungünstig für den Handel Togos ist die Hafenlosigkeit der Küste und der
Umstand, daß der von britischen Dampfern befahrene Wolta in britischem
Gebiete mündet, so daß die deutschen Waren vom Schiff ins Jnuere und aus
dem Juueru ins Schiff mit der Eisenbahn befördert werden müssen.
142. Markt in Atakpame.
Die Märkte in Togo werden ein- bis zweimal wöchentlich auf großen Plätzen abgehalten, und zwar ganz
überwiegend von Frauen. Diese verkaufen die Erzeugnisse des Hausfleihes, der Gärten und Felder. Zahl-
mittel ist meist die Kaurimuschel, von der 1000 an der Küste, 1600 im Innern eine Mark werten. Da-
neben sind deutsche Münzen und Mariatheresientaler (4 bis 6 Mk.) im Gebrauch.
Die Eisenbahnen hatten 1910 eine Länge von 300km erreicht. Längs der Küste
führt die sogenannte Küstenbahn von Anecho nach Lome, das mit Palime am Fuße
des Togogebirges durch diejnlandbahn verbunden ist. Die Eisenbahnstrecke nach
Palime erschließt die küstennahen Ölgebiete, verfolgt aber auch den Zweck, dem Binnen-
Handel einen nicht durch englisches Gebiet führenden Weg zu bieten. Die dritte Schie-
nenstrecke von Lome nach Atakpame, die Hinterlandbahn, ist in der Ausführung
begriffen. Dampfer der Woermann-Linie, der Hamburg—amerika-Linie, der Ham-
burg—bremen—afrika-Linie vermitteln monatlich viermal in Hin- und Rückfahrt
die Verbindung der Kolonie mit dem Mutterlande (Fahrtdauer 20 Tage).
(1) Bewohner und Siedlungen. Mit Ausnahme der im N in zahlreichen kleinen
Niederlasfungen verbreiteten Fulbe find alle Bewohner Sudänneger. Am be-
kanntesten sind die Ewe (Buntbild) des Küstengebietes, kräftig gebaute, friedfertige,
arbeitsame und geschickte Menschen. Sie wohnen stammweise in Dörfern mit bienen-
korbähnlichen Wohnungen dicht beieinander. Meist sind sie noch Fetischanbeter. Es
1 Sie ist in eine Ackerbauschule mit „dem Charakter einer allgemeinen landwirtschaft-
lichen Versuchsstation" umgewandelt worden und steht jetzt unter Leitung der Regierung.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Atakpame Togo Lome Lome Niederlasfungen
Auf den preußischen Staatsbahnen beträgt das Fahrgeld für 1 Person
auf 1 km für die 4. Klasse 2 Pf.. 3. Klasse 3 Pf., 2. Klasse 43^ Pf. und
1. Klasse 7 Pf. Für die drei ersten Klassen erhöht sich der Preis noch um
die Fahrkartensteuer.
Wie teuer wird eine Reise von Gütersloh nach Leipzig? Wo die
Städte liegen, welche Bahnlinien benutzt werden können, welche Strecken
am kürzesten sind, wird festgestellt. Aus der Zahl der Kilometer berechnen
wir die Fahrpreise, aus den Verbindungen die Ankunftsmöglichkeiten,
dazu die Notwendigkeiten des Übernachtens und Essens. Wie kann man
am billigsten, am schnellsten hingelangen? Ähnliche Aufgaben!
Güterslohs Eisenbahnen»
Gütersloh liegt an der Köln-Mindener Eisenbahn. Name! Sie
wurde 1847 gebaut und gehört dem Königreich Preußen oder dem preußi-
schen Staate. Darum ist sie eine staatliche oder Staatseisenbahn. Vom
2lbb. 37.
Eifenbahnbrücke bei kletzmanns Höhe.
Bahnhofsgebäude kann man nach Nordosten oder Südwesten fahren. Will
jemand nach Berlin fahren, dann muß er nach Nordosten fahren, nach
Köln dagegen kommt man, wenn man nach Südwesten fährt. Zwei Gleise
führen nach beiden Richtungen, darum nennt man die Bahn zweigleisig.
Jetzt werden das dritte und das vierte Gleise gebaut. Was für eine Bahn
wird es also? Fahren wir nach Nordosten, dann hält der Zug zuerst in
Jsselhorst. Da ist ein Bahnhof oder eine Station; die andern Stationen
heißen Ummeln, Brackwede, Bielefeld. Die erste Station nach Südwesten
ist Rheda. Die Bahn befördert Personen und Güter aller Art; daruiu
gibt es einen Personen- und Güterverkehr. Für jeden hat man einen
besonderen Bahnhof, den Personenbahnhof und den Güterbahnhof. Die
Personenzüge, Eilzüge und v-Züge befördern die Personen, die Güterzüge
die Güter.
Außer der Staatseisenbahn hat Gütersloh noch eine Privat-Eisen-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Güterslohs
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Berlin Jsselhorst Brackwede Bielefeld Rheda Güterbahnhof
80
Erste Periode des Mittelalters.
sehenere Vasallen abtraten, um es als Lehen wieder zu empfangen, wodurch sie gleichfalls vom Heerbann loskamen. Desto mehr vergrößerte sich aber das Lehensgefolge.
Die Ausgaben bestritt Karl aus den Erträgen seiner Hos-güter, sowie aus Zöllen, die auf einzelne Waren (z. B. Salz) gelegt waren. Direkte Steuern wurden nicht entrichtet, dagegen wurden auf den Reichstagen jährlich von den Unterthanen Geschenke dargebracht, die allmählich die Form von Abgaben annahmen.
Karl als Beförderer der Kultur. Wie Karl groß war als Kriegsheld, so auch in dem edlen Streben, Wohlstand und Bildung unter seinen Völkern zu befördern. Dem Ackerbau kam er zu Hilfe, indem er Wälder, Sumpfe und Einöden in fruchtbares Ackerland umbilden ließ und die Errichtung von Höfen und Dörfern unterstützte. Auf feinen Krongütern ließ er Mu st erwirtschaften anlegen, um zu zeigen, wie die Landwirtschaft zu betreiben fei. Für dieselben gab er Vorschriften, wie es mit der Zucht der Haustiere und der Bienen, der Bereitung des Mostes, Bieres, Weines, der Bestellung der Felder, der Pflege und Wartung des Federviehs, dem Obstbau, dem Fischfang und der Jagd gehalten werde sollte. Er ließ sich genaue Verzeichnisse von allen Vorräten geben, über den Gang der Wirtschaft berichten, prüfte die Rechnungen, suchte selbst die Güter aus und zeigte sich in allem als ein das Kleinste wie das Größte umfassender Geist. Dem Verkehr schuf er neue Straßen. Er begünstigte die Binnenschiffahrt, brachte durch eine Handelsstraße den Rhein entlang Mittelmeer und Nordsee in Verbindung und ließ eine andere von der Elbmündung zur Donau führen, von wo sich dieselbe nach dem schwarzen und adriatifchen Meere verzweigte. Bei Boulogne wurde ein Leuchtturm errichtet, bei Mainz eine hölzerne Brücke über den Rhein geführt, deren Herstellung 10 Jahre erforderte, die aber 813 wieder abbrannte. Die Erbauung steinerner Brücken über den Rhein und die Donau wurde durch seinen Tod verhindert. Während des Avarenkrieges wurde mit der Anlage eines Kanals begonnen, der die Altmühl mit der Regnitz und dadurch Rhein und Donau verbinden sollte. Mangel an Werkgeräten, Ungeschick der Bauleute und kriegerische Zeiten hemmten jedoch die Ausführung; erst im 19. Jahrhundert wurde diese Verbindung hergestellt. Handel und Gewerbe fanden eifrige Förderung. Er gewährte den Kaufleuten allerlei Vorrechte und schützte sie durch angemessene Gesetze auf ihren Reifen. Mit den Slawen und Griechen knüpfte er Handels-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl
— 34 —
Im Laufe von 1^/z Jahrtausenden ist er mehrmals in Versall geraten und wiederhergestellt
worden, bis ihn im 8. Jahrhundert n. Chr. ein arabischer Kalif aus Gründen der Landes-
Verteidigung zerstörte. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden von dem öfter-
reichischen Ingenieur Negrelli sehr sorgfältige Baupläne ausgearbeitet, die dann nach
seinem Tode der Franzose Ferdinand Lesseps erwarb. Nachdem dieser vom Sultan
die Erlaubnis zum Bau des Kanals erlangt hatte, gründete er eine Aktiengesellschaft, die
die erforderlichen Mittel ausbrachte. Die Ausführung des großen Werkes nahm 10 Jahre in
Anspruch (1859—1869) und war mit unsäglichen Schwierigkeiten verbunden. Alles, was
zum Bau erforderlich war, Werkzeuge, Maschinen, Kohlen, Eisen, ja selbst die Holzbaracken
für die Arbeiter, mußte man aus Europa kommen lassen. Sehr schwierig gestaltete sich
in der Wüste die Versorgung der 20—25000 Arbeiter mit Lebensmitteln und Trinkwasser.
1862 waren 1600 Kamele zur Herbeischaffung des Wassers erforderlich, was täglich
6400 Mk. kostete. Um dem Übel abzuhelfen, grub man vom Nil aus einen Kanal, der
das nötige Trinkwasser herbeiführte. Unter den Arbeitern forderten schlimme Krankheiten,
Typhus und Cholera, viele Opfer. 1869 wurde unter großen Feierlichkeiten, zu denen
u. a. auch die Kaiserin Eugenie von Frankreich, der österreichische Kaiser und der Kronprinz
Friedrich Wilhelm von Preußen erschienen waren, die neue Wasserstraße dem Verkehr
übergeben.
Der Kanal beginnt bei dem neu angelegten Hafen Port Said am Mittelmeer und
endet bei Sues. Er ist 160 km lang und durchschneidet mehrere Seebecken. Er hat jetzt,
nachdem er in der letzten Zeit vergrößert worden ist, eine Wassertiefe von 9^—10 m.
Die Breite beträgt an der Sohle 60—70, am Wasserspiegel 100—130 m. An mehreren
Stellen befinden sich Ausbuchtungen, wo die Schiffe einander ausweichen lönnen. Die
Baukosten des Kanals beliefen sich auf 380 Mill. Mk. 1872 wurde zum ersten Male ein
Gewinn (1,6 Mill. Mk.) erzielt, der sich trotz der gewaltigen Kosten, die die Instandhaltung
des Kanals verschlingen, stetig gesteigert hat und 1911 108 Mill. Mk. betrug.
Durch den Sueskanal wird der Weg von Europa zu den Ländern am Indischen Ozean
um ein Viertel bis zur Hälfte gekürzt. Das bedeutet bei dem gewalligen Kohlenverbrauch
der heutigen Dampfer eine große Ersparnis, die die Zollabgaben weit übertrifft. Diese be-
tragen jetzt 9 Franken für die t, bei Ballast führenden Schiffen 6,5, für jeden Reisenden
10 Franken. Ein großes Schiff hat 30—40000 Mk. Abgaben zu zahlen. Segelschiffe nehmen
auch heute noch den Weg um Südafrika, da für sie die Fahrt durch das Rote Meer wegen
der dort sehr unregelmäßigen Winde und der vielen Klippen zu gefährlich ist.
Der Kanal kann Tag und Nacht benutzt werden. Zur Nachtfahrt müssen die Schiffe
mit einer elektrischen Leuchtvorrichtung versehen sein. Die Fahrt dauert 15—20 Stunden.
1870 benutzten den Kanal 486 Schisse mit einem Raumgehalt von 437000 t; 1900 war ihre
Zahl auf 3441 mit 9,7 Mill. t, 1911 auf 4969 mit 24 Mill. t gestiegen. Darunter waren
3089 engliche (62,3 °/„), 667 deutsche (14,3 %) und 284 holländische (5.8 °/0).
Siedlungen. Die Hauptstadt Kairo (660000 E.), die größte Stadt Afrikas, liegt
rechts vom Nil, 20 km aufwärts vom Beginn des Deltas, und lehnt sich an den West-
abhang des etwa 200 m hohen Mokattamgebirges. Die in der Ebene sich ausbreitende
Neustadt gleicht fast in allem einer europäischen Großstadt, während sich die an den Berg-
abhängen liegenden älteren Stadtteile noch größienteils ihr morgenländisches Gepräge bewahrt
haben. Die Stadt zählt über 400 Moscheen, darunter prächtige Werke arabischer Baukunst
aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Kairo, „die Perle des Morgenlandes", „ist im Gegen-
fatze zu Alexandrien der volle Orient. Alles, was man sich davon träumt aus den Märchen
der „Tausend und Eine Nacht", ist hier Wirklichkeit. Kairo ist eine Wunderstadt mit ihren
dichtgedrängten Häusermassm, ihren engen Gassen und vortretenden Hänsern voll wunder-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Negrelli Ferdinand_Lesseps Ferdinand Eugenie_von_Frankreich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Indischen_Ozean Kairo Afrikas Kairo Kairo
— 292 —
erwies sich der Landstrich zwischen Kolon und Panama, einmal, weil sie die kürzeste
Verbindung zwischen beiden Meeren ist, und zum andern, weil der Boden hier nur zu einer
Höhe von 85 m ansteigt. Der Kanal war als Schleusenkanal gedacht. Seine Länge wurde
auf 73 km berechnet, die Kosten auf 675 Mill. Mk. veranschlagt. Aber der Ausführung,
mit der man 1881 begann, stellten sich ungeahnte Schwierigkeiten in den Weg. Es crgab
sich, daß nicht, wie man berechnet hatte, 75, sondern 150 Mill. edw Erde ausgehoben
werden mußten. Das Gestein erwies sich als viel härter, als man angenommen hatte.
Dazu kam, daß das ungesunde Klima Tausende von Menschen hinwegraffte und Arbeiter
darum uur zu unglaublich hohen Löhnen zu gewinnen waren. So gingen die Geldmittel
rasch zu Ende, und 1889 mußten die Arbeiten eingestellt werden. Der Panamakrach hatte
dann noch eine Reihe böser Prozesse im Gefolge, durch die große Unterschlagungen ausge-
deckt wurden und die beinahe auch den Leiter des Unternehmens, den verdienten Lesseps,
ins Gefängnis gebracht hätten. Um wenigstens einen Teil der aufgewendeten Gelder zu
retten, bildete sich 1894 die Panama-Baugesellschaft, die aber ihre Arbeiten auch nicht
zu Ende führen konnte. Inzwischen waren die Nordamerikaner mit dem Plan hervorgetreten,
einen Kanal an andrer Stelle, nämlich durch die Nikaraguasenke, zu bauen. Ter Plan kam
aber nicht zur Ausführung, da die Panamagesellschaft 1904 alle ihre Rechte gegen die Summe
von 168 Mill. Mk. an die Union verkaufte, die nun den weiteren Bau auf Staatskosten
übernahm, nachdem sie sich schon 1900 durch einen Vertrag mit England das alleinige
Recht zum Bau und Betrieb eines mittelamerikanischen Kanals gesichert hatte. Der Kanal
wird nach den neuen Plänen 79 km lang werden und soll eine Tiefe von 12,5, eine
Sohlenbreite von 46 und eine Spiegelbreite von 67 m erhalten. Durch gewaltige Schleusen
werden die Schiffe bis zu einer Höhe von 26 m gehoben. Die Kosten hat man auf
1500 Mill. Mk. veranschlagt. Man hofft den Kanal bis zum Jahre 1914 fertigstellen zu
können.
Der Bau des Kanals wird als technische Leistung den des Sueskanals weit übertreffen,
an Bedeutung für den Verkehr aber beträchtlich hinter ihm zurückbleiben. Die europäischen
Schiffe werden nach Süd- und Ostasien und Australien auch ferner den kürzeren Weg durch
den Sueskanal nehmen. Nur die Westküste Amerikas wird durch den Panamakanal Europa
bedeutend näher gerückt. Die Wegkürzung beträgt z. B. von Hamburg nach Valparaiso
2400, nach Gnayaquil 6800, nach San Franzisko 13000 km. Den Hauptgewinn werden
die Vereinigten Staaten haben, die durch den Kanal nicht nur eine kürzere Verbindung nach
der Westküste Südamerikas, sondern auch nach Ostasien erhalten, wo sie wahrscheinlich dem
europäischen Handel empfindliche Verluste bringen werden.
V. Westindien.
Allgemeines. Die Westindischen Inseln bilden einen gewaltigen, gegen
4000 km langen Bogen, der sich von den Halbinseln Dukatan und Florida bis
zur Nordküste Südamerikas hinzieht. Sie stellen eine zweite, wenn auch unter-
brochene Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika her und begrenzen gegen
N.--O. und O. das große amerikanische Mittelmeer. Dieses besteht aus zwei
ungleichen Teilen, dem gewaltigen, 1,5 Mill. qkm umfassenden Busen von
Mexiko und dem doppelt so großen Karibischen Meere, die durch die
200 km breite Aukatanstraße zusammenhängen. Die Inseln gliedern sich in
3 Gruppen oder Reihen: die Balmmainseln, die Großen Antillen (Kuba,
Haitis Portoriko, Jamaika) und die Kleinen Antillen. Die erstgenannte Gruppe
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Haitis_Portoriko
Extrahierte Ortsnamen: Panama England Ostasien Australien Amerikas Europa Hamburg Valparaiso San_Franzisko Ostasien Westindien Florida Mexiko Kuba Jamaika
— 362 —
ober durch Villenbau in irgendeiner Kolonie sich das Familienhaus retten
und seinen Geschmack, wenn er welchen hat, oder den seines Architekten daran
erweisen. So entstanden auch schon vor Jahrzehnten gleich außerhalb des
engeren Weichbildes der Stadt nicht wenige Villenviertel, und zwar, wegen
der Nähe des Tiergartens und später auch wegen der des Grunewaldes,
vorzüglich im Westen; allmählich jedoch, sie verdrängend, rückte die Miet-
stadt nach, und zwar im Westen wiederum mit vornehmen und teuren
Straßen, während der Osten und besonders der Norden den Ärmeren und
der unangenehmen Nachbarin, der Industrie, zufielen und die Villen sich
ringsum in die Wälder und Felder zurückzogen. Das Zentrum aber, das
alte Köllu-Berliu, beginnt allmählich sich zu entvölkern: seine Häuser ver-
waudeln sich vom Keller bis zum Speicher in Läden, Magazine, Speditions-
und Fabrikräume, die bei Tage vom Menschengetriebe überfüllt sind, während
zur Nacht die Besitzer nach der einen, die Arbeiter nach der andern Seite
aus ihnen auswandern und nur die Wächter am Orte verbleiben.
(3. Verkehrs leben.) Gesteigert wird dieser große Eindruck nnn noch
durch die imposanten Mittel des Verkehrs, die sich allenthalben dem Berliner
darbieten. Ein starker Verkehr bedeutet hochentwickelte Arbeit, nur ausge-
uommeu natürlich der, der an Orten und zu Zeiten stattfindet, da man sich
erholt oder Außergewöhnliches vor sich geht; und zu dem Bilde der Bauten
von Berlin gehören unbedingt die Anlagen, die seinen Verkehr bewältigen.
Wenn in frühester Zeit die Reisenden und die Warenballen entweder auf
dem Rücken von Lasttieren herankamen oder auf der Spree, die wohl uoch
der bequemste Trausportweg war, dahersuhren, und im Innern der Städte
nur selten ein Pferd und kaum jemals ein Wagen sich zeigte, wenn auch iu
späteren Jahrhunderten nnr wenige feste Straßen Berlin mit der Außen-
welt verbanden, und wer den Gassenschmutz vermeiden wollte, sich der
Sänfte bediente, Karossen und Reitpferde aber den Staudespersouen und
Offizieren überließ, so dringen jetzt nicht weniger als elf Hauptlinien der
Eisenbahn von allen Seiten in die Weltstadt ein, münden in ungeheuren,
weitverzweigten Bahnhofsbauten und vermitteln, wie der doppelte Kreislauf
des Blutes in nnserm Körper, das ununterbrochene Zu- und Abströmen
srischer Kräfte und unermeßlicher Werte aus der ganzen Welt und in sie hinein;
und sie werden ergänzt dnrch die zwar immer noch schwerfällige, aber keines-
wegs unbedeutende Schiffahrt auf der Spree und den beiden großen Kanälen,
dem Landwehr- und dem Schifsahrtkanal, die im Nord- und im Humboldt-
Hasen ihre Ruhepunkte hat. Im Innern der Stadt jedoch und für die
Verbindung mit den Vororten genügen die Stadt- und die Ringbahnen,
die hundert elektrischen Linien und die zehntausend Droschken nun auch nicht
mehr, um den Verkehr zu bewältigen, und die Fahrbahnen der wichtigsten
Strecken werden verdreifacht, indem man ein Stockwerk über ihnen und
kellertief unter der Erde neue Wege eröffnet. Selbst damit ist es noch nicht
genug: das Wort, der Gedanke kann längst dnrch Telegraph und Telephon,
die Rohrpost und den Briefboten überholend, in Augenblicken feine Wirkung
tun und weltbewegend in den Verkehr eingreifen. Die Summe vou Scharf-
sinn, Wissen, Geschick, Kapital und Leistung, die in allen diesen Einrichtungen
dem Verkehr dient, läßt auch von ihr aus auf deu Umfang der produktiven
Arbeit in Berlin schließen, von der der Verkehr ja nur eine Begleit- und
Folgeerscheinung ist.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
11. Italien, eine länderkundliche Skizze.
103
-alle Straßen über die Westalpen; Mailand dagegen ist die Hauptstadt des ganzen
Festlands-Jtalien, der Sitz und Knotenpunkt aller Beziehungen desselben nach West
und Ost, uach Süd und Nord, namentlich aber nach Norden, wie sich dies in der sehr
bedeutenden deutscheu Kolonie Mailands schon ausprägt. Der Handel und die Ge-
Werbtätigkeit, welche die reiche Umgebung schon nährt, haben Mailand zugleich zum
großen Geldplatz Italiens, in mancher Hinsicht, wie schon in spätrömischer Zeit zu
dessen Hauptstadt gemacht. Mailand hat seiner Lage nach viel Ähnlichkeit mit Berlin;
wie dieses liegt es im Flachland als Knotenpunkt zahlreicher, meist künstlicher Wasser-
straßen und noch zahlreicherer Landstraßen, die Beziehungen nach Ost und West, aber
auch nach Nord und Süd vermitteln, mitten zwischen zwei größeren meridionalen
Flüssen und zwischen zwei natürlichen Grenzlinien, Apennin und Alpen, die den:
Mittelgebirgsrande und der Ostseeküste entsprechen. Doch sind alle Verhältnisse
bei Mailand räumlich beschränktere. Der gewaltige Aufschwung von Mailand prägt
sich am besten darin aus, daß sich seine Bevölkerung in den letzten 30 Jahren, also eben-
falls ähnlich Berlin, verdoppelt hat und jetzt 400 000 beträgt. Und Mailand verdankt
diesen Aufschwung nur sich selbst, während Rom, das seit 20 Jahren seinen Charakter
sehr wesentlich geändert und seiner Bevölkerung nach sich bereits Mailand nähert,
dies nur seiner Eigenschaft als Hauptstadt verdankt.
Schon in dem raschen Wiederaufblühen dieser und fast aller Städte Italiens, in der
Vermehrung der Bevölkerung erkennen wir, daß dies Land, wenn wir es noch einen
Augenblick als Staat betrachten, in fortschreitender Entwickelung begriffen ist. Der
Staat Italien ist heute trotz aller Schwierigkeiten, die sich zeitweilig namentlich in der
üblen Finanzlage auftürmen, als völlig in sich gefestigt, als selbst einen starken Stoß
von außen zu ertragen befähigt anzusehen. Die Schwierigkeiten, mit welchen man
heute ringt, gehen alle auf die Art und Weise zurück, wie der Einheitsstaat geschaffen
worden ist. An den so kleinen Kern des sardinischen Königreichs hat sich das ganze
übrige Italien ankristallisiert, durch den Willen des Volks, nicht durch Eroberuug.
Damit mußte eiue Menge veralteter Einrichtungen, ein ungeheures Heer schlecht-
bezahlter und vielfach unfähiger Beamter übernommen, Empfindlichkeiten jeder Art
geschont werden. In der Hälfte des Landes mußten alle Kulturaufgaben, die dort
geflissentlich vernachlässigt worden waren, Straßen, Eisenbahnen, Häfen usw., so rasch
wie möglich, selbst unter den ungünstigsten Bedingungen und dem schwersten Lehr-
geld geschaffen werden. Schulen waren im Süden so gut wie gar uicht vorhanden.
Das fluchwürdige bourbonifche System hatte eine ungeheure Korruption, geheime
Gesellschaften, Räuberwesen und dergleichen großgezogen. So stieg die Schuldeulast
von Staat und Gemeinden ins Ungeheure! Weun dennoch heute eiu großer Teil
jener Aufgaben gelöst ist — in der kurzen Spanne Zeit vou kaum 30 Jahren —, der
Staatskredit befestigt, die Fehlbeträge gemindert, fo ist das eine Leistung, auf welche
Italiens Herrscher und Volk stolz sein können. Das italienische Volk arbeitet heute
rastlos auf allen Gebieten des materiellen und des geistigen Lebens, die schmarotzenden
Müßiggänger der höchsten wie der niedrigsten Schichten früherer Zeiten sterben aus,
ein neues Geschlecht wächst heran und ist zum Teil schon herangewachsen. Man
wandle nur eine Stunde offenen Auges durch die Straßen von Mailand, Genua oder
selbst Palermo, und man wird sich, natürlich der Landesnatur entsprechend Rechnung
tragend, von der Richtigkeit dieser Beobachtung überzeugen. Überall herrscht Leben
und Vorwärtsschreitet!. Die italienische Nation steht heute mitten in einer Wandlung
ihres ganzen nationalen Daseins. Die Zeit der übergroßen Abhängigkeit von Frank-
reich, mehr noch in: gesamten Geistesleben als im wirtschaftlichen, der blinden Be-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Nord Mailands Mailand Italiens Mailand Berlin Ost Nord Mailand Mailand Berlin Mailand Rom Mailand Italiens Italien Italien Italiens Mailand Genua Palermo Frank-
20. Gesamtbild der Wirtschaft der Union und ihrer Hauptteile.
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betrieben wird. In dieser Beziehung haftet der Union noch etwas von dem Wesen
eines Koloniallandes an, und der Ertrag des gesamten Außenhandelswertes, in dem
es nur von Großbritannien überboten und nur vom Deutschen Reiche erreicht wird,
fällt ihr nicht ganz zu. Gewaltig sind die Mengen und Wertbeträge, die der Binnen-
Handel in Bewegung setzt. Wohl werden zahlreiche und massenhafte Rohstoffe an
oder in der Nähe ihrer Ursprungsstellen verbraucht und verarbeitet, aber es bleiben
immer noch viele und wichtige übrig, welche einen weiten Weg bis zu den Orten
ihres Verbrauchs und ihrer Verarbeiwng zurückzulegen haben. Die meisten Fabri-
kate, mancherlei Früchte des Feld-, Obst- und Gemüsebaues zerstreuen sich über das
ganze Land oder über größere Teile desselben und gehen durch viele Hände, ehe sie
zum Verbraucher kommen. Daher gibt es in den größeren Städten wie in den klein-
sten Siedelungen Kansläden (Stores) mit allen erforderlichen Gegenständen, in den
ersteren auch riesige Warenhäuser mit enormen Vorräten. Der dadurch bedingte
Geldverkehr ist nach den neuesten Grundsätzen organisiert und wird von ungewöhn-
lich zahlreichen Banken besorgt. Eine Bank hat jede Siedelnng, mag sie auch nur aus
wenigen Häusern oder Bretterhütten bestehen und den denkbar dürftigsten und flüch-
tigsten Eindruck machen.
Auf die Bedürfnisse der Ortsbewegung von Gütern und Personen sind auch die
Verkehrsmittel zugeschnitten, oder vielmehr sie sind, wenigstens was den Land-
verkehr anbelangt, so geschickt und zweckmäßig ausgewählt und angewendet, daß sich
jene auf dieser Grundlage ausgestalten konnte. Gegenüber der Größe der zu be-
wältigenden Entfernungen und bei der vielfach ungemein günstigen Beschaffenheit
des Geländes ist es begreiflich, daß man sich nicht erst aus die langwierige und kost-
fpielige Anlage von Landstraßen einließ, sondern in den älteren wie in den neu auf-
geschlossenen und neu aufzuschließenden Gebieten gleich das jüngste und wirksamste
Hilfsmittel: die Eisenbahn, in Anwendung brachte. Im Eisenbahnwesen hat denn
auch die Union den höchsten Gipfel ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erklommen,
und in keinem Wirtschaftszweige gleicher Art, gleichen Umfangs und gleicher Wert-
bedentuug überragt sie die andern Erdteile dermaßen, wie in den Eisenbahnen. Unter
den gleich großen Gebieten der Erde hat sie das dichteste und das tüchtigste Bahnnetz.
Alle Einzelländer, auch die fortgeschrittensten, stehen weit hinter ihr zurück. Im
Laude selbst ist der Einfluß und die Macht der Eisenbahnen und ihrer Besitzer so be-
deutend und tiefgreifend, daß sich viele Wirtschaftszweige in ihrer Betriebsform und
in ihrer Unternehmungsweise geradezu danach richten müssen, und daß sich als Gegen-
Wirkung die viel angefochtene Unternehmungsform der Trusts dagegen erhob. An
dem Eisenbahnwesen hat sich auch der Multimillionarismns in kräftigster Weise groß-
gezogen, und vor der Ausbreitung der Trusts waren die „Eisenbahnkönige" die reich-
sten Leute der Union. Unter der Allgewalt der Eisenbahnen hat namentlich die
Binnenschiffahrt auf den Flüssen schwer zu leiden gehabt und ist dadurch sehr zurück-
gegangen. Unberührt bleibt nur der Schiffsverkehr auf den Großen Seen, weil die
zu befördernden Frachten von der Art sind, daß die Eisenbahnen wegen der Fracht-
sätze damit nicht in Wettbewerb treten können.
In der Schiffsbewegung auf den Großen Seen und an den Küsten liegt über-
Haupt der Schwerpunkt des Wasserverkehrs der Union, nicht in der Hochseeschiffahrt.
Denn trotz aller Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, die großen europäischen
Seemächte, in erster Linie Großbritannien und Deutschland, aus dem Felde zu
schlagen und ihnen den Verkehr auf dem Atlantischen Ozeane, der weitaus der wichtigste
ist, zu entwinden. Das ist, wie bereits angedeutet wurde, der einzige Punkt, worin
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Atlantischen_Ozeane