§. 76. Die pyrenäische Halbinsel.
217
Franken am Ebro und gegen die westgothischen Bewohner der
asturischen und biscayischen Gebirge und gegen Empörungen
im Innern zu kämpfen hatte.
Im 10. Jahrhundert gelangte dieses Chalifat durch Ab-
derrahman ih (912—961) zur höchsten Macht. Zwar
bekam dieser schwere Kämpfe mit den Christen; aber die
Tapferkeit, mit der er sie bestand und durch die er sich auch
ganz Mauritanien in Nordafrika unterwarf, so wie der
Glanz seines Hofes, und die Blüthe, zu der er und sein
Sohn die arabische Kunst und Wissenschaft em-
porhob , erhielt die allgemeine Bewunderung jener Zeit, so
daß selbst viele Christen aus verschiedenen Ländern Europa's
nach Cordova giengen, um sich dort Kenntnisse zu holen.
Der unausgesetzte Andrang der Christen, so wie der Ab-
fall arabischer Statthalter, welche eigene Reiche (z. B. in
Sevilla, Toledo, Saragossa, Granada re.) gründeten, brach-
ten das Chalifat in Verfall. Schon im 8. Jahrhundert hatte
sich aus Asturien und einem Theile von Galicien unter
Alfons I wieder ein christlicher Staat entwickelt, der
sich im 9. Jahrhundert erweiterte, und im Anfang des Io. Jahr-
hunderts unter Garcias (910) den Namen Königreich
Leon erhielt, das zwar nachher eine Zeit lang dem Chalifen
zinspflichtig, aber im Anfang des 11. Jahrhunderts unter
Alfons V wieder selbstständig wurde, mit Ausnahme der Graf-
schaft Castilien, die sich losgerissen hatte.
Anderseits giengen aus der von Karl dem Großen er-
oberten spanischen Mark im 9. Jahrhundert andere christliche
Staaten hervor, darunter das Königreich Navarra,
mit welchem Sancho der Große (1003—1035) im An-
fänge des 11. Jahrhunderts durch eine Heirath Castilien ver-
einigte. Bei seinem Tode theilte er das Reich unter seine
Söhne: ein Sohn erhielt Navarra (mit Biscaya rc.), das
im 13. Jahrhundert durch eine Vermählung an Frankreich
kam, im 14. Jahrhundert aber wieder ein eigenes Reich
wurde; — ein anderer Sohn erhielt Aragonien als König-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Toledo Alfons_I Garcias Leon Alfons_V Karl_dem_Großen Karl Biscaya
§. 78. Die pyrenaische Halbinsel.
219
folgen, die ihren politischen Ansichten irgend im Wege standen,
— so daß man die Inquisition in Spanien nicht eigentlich
als einen Eingriff der geistlichen Macht in die Staatsgewalt,
sondern als „einen königlichen, nur mit geistlichen Waffen
ausgerüsteten Gerichtshof", folglich als ein politisches
Institut betrachten muß. Daher waren alle Inquisitoren
Beamte des Königs, die nur er ein- und absetzen konnte, und
der Vortheil aus allen Gütereinziehungen, welche die Jnqui-
sitionshöfe verhängten, fielen nur der königlichen Kammer an-
heim. Oft -suchten selbst die Päpste vergebens die Strenge
dieses spanischen Gerichts zu mildern.
Als es der Negierung Ferdinand's und Jsabella's auch
gelang, 1492 der maurischen Herrschaft in Granada
ein Ende und Spanien dadurch vollends zu einem einigen
Staate zu machen, war es vorzüglich die Inquisition, durch
welche man die Zwangsbekehrung der Mauren bewerk-
stelligte und gleichzeitig die Juden aus Spanien ver-
trieb,— Maaßregeln, die jedoch weder der Kirche, noch dem
Staate wahrhaft förderlich waren.
Das Königreich Portugal bildete sich im 12. Jahr-
hundert aus einer castilischen Statthalterschaft durch Alfons l
(seit dessen Siege bei Ourique über die Mauren 1139),
und erhielt durch Alfons Iii in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts durch gänzliche Vertreibung der Mauren
den jetzigen Umfang. Durch Alfons Iv den Kühnen. und
Pedro! den Strengen erhob sich Portugal im 14. Jahr-
hundert schon zu bedeutender Macht. — Im Anfänge des
15. Jahrhunderts begannen mit der Auffindung der Inseln
Porto Santo und Madeira die Entdeckungen der Por-
tugiesen, welche Iohann's I dritter Sohn, Heinrich der
Seefahrer, besonders beförderte, so daß 1439 dieazoren
entdeckt, und in der Mitte des 15. Jahrhunderts das grüne
Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurde.
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TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Alfons Alfons_Iii Alfons_Iv Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Granada Spanien Spanien Portugal Portugal Sierra_Leone
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§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 15
verschiedenen Beschäftigungen, in gesonderte Kasten,
von denen jede die Kenntnisse und Fertigkeiten ihres einfachen
Berufes fort und fort vom Vater auf den Sohn vererbte.
Die, dem Range nach, der Priesterkaste zunächst stehende
Kaste war die Kriegerkaste, bestehend aus demjenigen
Volksstamme, dessen kriegerischer Sinn in Zeiten der Noth die
Landesvertheidigung allein übernahm; oder der, von Außen
eingedrungen, die Vorgefundene Macht der Priesterschaft an-
erkannte. Die Krieger machten dann den Adel der Nation aus.
Nach der Kriegerkaste kam die Kaste der Landbauer
und dann erst die Kaste der G e w e r b t r e i b e n d e n.
Wo endlich ein Stamm, einzelne Weidestellen des Landes
benützend, seine nomadische Lebensart (obwohl durch die
Bedingungen des Zusammenlebens mit Andern beschränkt)
fortführen konnte, da bildete er die letzte Kaste, die Hirten-
kaste, die theils wegen der mit der (Klein-) Viehzucht
verbundenen Unreinlichkeit, theils wegen ihrer Unbekannt-
schaft mit höherer Gesittung verachtet war.
Da, vermöge jenes Grundsatzes der Vererblichung der
Berufskenntnisse, vorzugsweise bei der Priesterkaste die eigent-
lich geistige Kraft anzutreffen war, so blieb bei ihr das Re-
giment, und um dieses desto leichter auszuüben, suchte sie die
Geschiedenheit der Kasten durch religiöse Verpflichtung auf-
recht zu erhalten, so daß jede Vermischung einer Kaste mit
der andern als eine Versündigung gemieden wurde.
Jede Kaste für sich bewegte sich in festabgegränzten Lebens-
formen, die, je höher die Kaste stand, desto mehr die einzelnen
Lebensverrichtungen umschloßen, und dieselben namentlich bei
der Priesterkaste durch das abgemessenste Ceremoniel beengten.
Staaten, in denen eine solche Kasteneinrichtung bestand,
nennt man Priefkerfiaaten, die, wenn darin die Priester-
herrschaft vollkommen ungetheilt war, zu den ältesten gehören.
Solche reine Priesterstaaten fanden sich bei dem Z end vo lk,
bei denjnd ern, bei den Äthiop en,— bei welchen dreien
die Kulturüberreste wohl auf die älteste Zeit zurückweisen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
tz. 7. Die Inder.
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verletztheit durch die empörendsten Strafen, ihre Herrschaft
durch die unerhörtesten Vorrechte zu sichern, und hatten auf
alle erdenklichen Fälle des bürgerlichen Lebens tiefst eingrei-
fenden Einfluß.
Die Priester- und die Kriegerkafte enthalten
die Nachkommen derer, die bei der frühesten Einwanderung
das Land eroberten, — die beiden untern Klassen
die Nachkommen derer, die als unterjochte Urbewohner jenen
dienten und sich der neuen Ordnung und Bildung gelehrig
fügten. Beweis dafür ist die weiße Haut und kaukasische
Gesichtsbildung der obern Kasten, dagegen die dunklere Farbe
und minder edle Gesichtsbildung der unteren Kasten.
Die Vermischung dieser vier Kasten mit einander wurde
als ein Abfall von der Urvollkommenheit angesehen. Durch
Verheirathung von Gliedern einer höhern Kaste mit Gliedern
einer nieder« entstanden mindergeachttte Mittelklassen; durch
Verheirathung aber eines Mannes der letzten Klasse (d. i.
der Handwerker oder S o u d r a s sspr. Schudris) mit einem
Weibe aus einer der drei obern Kasten entstand eine völlig
unreine, verachtete Kaste. — Wer sein Fortkommen in seiner
Kaste nicht fand, durfte nur zum Gewerbe der nächst niedern
Kaste greifen, so daß einer aus der Kaste der Handarbeiter
oder Soudra's sich zu einem Gewerbe der unreinen Kaste
entschließen mußte. Der verworfenste Volksstamm der Inder
sind die Paria's, d. i. der Abkömmlinge derjenigen Ur-
einwohner Indiens, die in der Urzeit von den Einwanderern
als wild vorgefunden worden waren und, weil sie sich keiner
Kultur fügen wollten, mit unmenschlicher Verachtung behan-
delt und dadurch großcntheils nur zu noch tieferer Rohheit
hinabgedrückt wurden.
Ursprünglich waren die Könige (Fürsten), deren das
große Land stets mehrere zugleich hatte, bloß aus der Bra-
minenkaste; nachher kamen Könige aus der Kriegerkaste em-
por, die aber von den Priestern abhängig waren. Königen
aus einer niederen Kaste durften die Brammen keine Ehr-
furcht bezeugen. — Der König setzte über jede Provinz ein
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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§. 78. Die pyrenälsche Halbinsel.
reich, das gegen das Ende des 13. Jahrhunderts unter
Pedro Iii, durch dessen Vermahlung mit der Tochter Man-
freds Iii (Bruders Kaiser Konrad's Iv), den Besitz von
Sizilien erwarb; — der älteste Sohn erhielt Castilien als
Königreich, an das nachher Leon durch Erbschaft fiel.
Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts lebte in Castilien
der durch seine heldenmütige Tapferkeit in den Kämpfen gegen
die Mauren berühmt gewordene Cid, der Eroberer von
Valencia (gest. 1099). — Die Kämpfe der Christen gegen
die Mauren in Spanien hatten immer mehr Erfolg, besonders
durch die Tapferkeit der im 12. Jahrhundert dort entstandenen
geistlichen Ritterorden, bis durch die verbündete Macht der
Könige von Castilien, Aragonien und Navarra (seit dem
Siege bei Tolosa 1212) die arabische Herrschaft auf
Granäda beschränkt wurde, wo sie sich noch einige Jahr-
hunderte lang erhielt, weil Castilien und Aragonien selbst
häufige Kriege mit einander führten.
Castilien besonders litt unter Alfons dem Weifen
und seinen Söhnen viel durch innere Zerrüttungen, welche
meist durch die anmaßlichen Eingriffe der Großen in die
königlichen Rechte verursacht wurden, bis endlich die Ver-
mähluung Jsabella's von Castilien mit Ferdinand
von Aragonien die Vereinigung dieser beiden
Königreiche 1474 zur Folge hatte. Die Regierung Ferdi-
nands und Jsabella's und ihres großen Ministers, des durch
Thätigkeit, Scharfsinn, Einfachheit und Frömmigkeit ausge-
zeichneten Cardinals Zbimenes, befestigte die königliche Macht
im Reiche durch kräftige Maaßregeln, besonders durch die Ein-
führung der Jnquifitionsgerichte. (S. §. 73 a. E.)
Die Inquisition oder das Ketzergericht war in Spa-
nien seit 1481 zunächst eigentlich gegen die Juden und Mo-
hammedaner, so wie gegen solche Christen, die zu diesen Seelen
übertraten, gerichtet, wurde aber bald von den spanischen
Königen dazu gebraucht, den Adel und den Klerus im Zaum
zu halten und überhaupt alle diejenigen Personen zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Pedro_Iii Alfons Ferdinand
von_Aragonien Ferdinand Cardinals_Zbimenes