§. 3. Die Noachiten.
9
oder weniger abgeschlossenen, auf sich selbst beschränkten Hal-
tung die Aufgabe liegt, zuerst die eigenen Kräfte zu üben
und auszubilden, und dadurch sie zu späterer freier Wieder-
vereinigung mit den andern geschickt zu machen, damit zu-
letzt Eine Heerde unter Einem Hirten werde. '
Aus Iaphet's Geschleckt entstanden die Völker indi-
scher, griechischer, lateinischer, germanischer, slavischer und
verwandter Zunge; aus Scm's Geschlechtc die Völker
chaldäischer, syrischer, hebräischer, arabischer und verwand-
ter Sprache; aus Ham's Geschlechte die Völker kanaani-
tischen, mongolischen, (zum Theil) äthiopischen und ägyp-
tischen, so wie sonst afrikanischen Bluts.
Sämmtliche Sprachen japhetitischen Ursprungs nennt man
auch den indogermanischen S p r a ch st a m m, der sich
von der Südspitze Vorderindiens in nordwestlicher Richtung
bis Island hinzieht, und zu welchem die Vorderindier, die
Perser und alle Europäer (mit Ausnahme der Türken, Un-
garn, Lappen, Finnen und Basken) gehören. Dem semi-
tischen S p r a ch st a m m e gehört das Hebräische, Arabische
und Aramäische an, welches letztere in's Syrische und Chal-
däische zerfällt. Andere Sprachstämme sind der nro n go-
tische, mit dem das Türkische zusammenhängt; der fin-
nische, dem das Ungarische zugehört; der chinesische,
mit dem die hinterindischen Sprachen Zusammenhängen; end-
lich die afrikanischen und amerikanischen Sprachstämme.
So verschieden die Wohnsitze waren, die sie bei ihrem
Weiterwandern wählten oder fanden, so verschieden bildeten
sich auch in größeren Familien und Volksstämmen ihre Lebens-
weisen und Schicksale aus.
Die sich in fruchtbaren Ebenen (wie in Mesopotamien)
oder in Flußthälern (wie am Euphrat, am Ganges,,
am Jordan, am Nil re.) niederließen, fanden sich allmählig
zum A ck e r b a u und zu dem mit ihm verbundenen ruhigen
und bequemen Städteleben mit seinen Gewerben und
Künsten, jo wie zu dem damit verbundenen Land- (Ka-
rawanen-) Handel eingeladen.
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§. 8. Die Äthiopen.
25
hundert vor Christo die noch weiter verbreitete Secte des
B u d d h a i s m u s auf, der, als eine Art Reform des vor
der Einwanderung des Brahmaismus in Indien einheimisch
gewesenen Aberglaubens, zunächst aus dem Wischnudienst her-
vorgieng. Obgleich er einen vollen Gegensatz gegen den Brah-
maismus bildete, verwendete er doch die ganze Mythologie
desselben zur Einkleidung seiner philosophischen Grundsätze
und entwickelte einen überaus glänzenden Cultus. Weil er
aber durch seine Nichtachtung der Kasteneinrichtung die brah-
mahnische Staatsverfassung gefährdete, brach eine allgemeine
Verfolgung gegen ihn aus. Er mußte endlich ganz Vorder-
Indien räumen und sich in fremde Länder flüchten, so daß er
sich nun mit seinen 150 Millionen Anhängern von Ceylon nach
Hinterindien, Tübet, China, Japan, der Mongolei und dem
nordöstlichen Sibirien hinzieht.
Die Äthiopen.
8. Aas heutige Nubien war in den ältesten Zeiten im
Besitze vieler Negerstämme, von denen einige als wilde
Iägervölker die Ufer des heutigenatbar's, eines östlichen
Nebenflusses des Nils, andere als rohe Fischervölker
(Ichthyphagen) die Küste des arabischen Meerbusens, wieder
andere als halbgesittete Hirtenvölker die Thäler und
Höhlengrotten des vom Nil östlich gelegenen Gebirgs be-
wohnten und daher von den Griechen Troglotyden ge-
nannt wurden.
Nachher wanderten aus Indien oder von der Nordküste des
persischen Meerbusens her, vertriebene indische und zwar ku-
sch i t i s ch e Priester- und Kriegerstämme ein, von deren griechi-
schem Namen Äthiopen das Land Äthiopien (in der Bibel
Kusch) genannt ward.
Diese Einwanderer stifteten, wahrscheinlich nach vielen
Kämpfen mit den Ureinwohnern, zwischen dem östlichen der
beiden den Nil bildenden Flüsse und dem Anfang des Nils
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Extrahierte Personennamen: Christo Kusch
Extrahierte Ortsnamen: Indien Indien Ceylon Hinterindien China Japan Mongolei Sibirien Indien
28 §. 9. Die Ägypter.
Die Ägypter.
§. 9. ^Per Namen Ägypten (in der Bibel Mizraim ge-
nannt) bezeichnte zunächst das durch die jährliche Überschwem-
mung des Nils fruchtbare Thalland, welches im Westen
durch einen mäßigen Felsdamm gegen den Sand der libyschen
Wüste geschützt, und im Osten längs des arabischen Meer-
busens von schroffen Gebirgszügen begränzt ist. Sein mitt-
lerer und unterer Theil war einst Meeresboden und wurde
erst nach und nach durch das Zurücktreten des Meeres frei.
Ursprünglich war es gleichfalls von nomadischetl Völkerstäm-
men bewohnt, die der Negerraye angehörten.
Allmählig wurde es von Meroö aus, und zwar zuerst
Obcrägypten, später Mittelägypten, endlich das zuletzt
vom Meer verlassene Unterägypten, durch Priestercolo<
nieen besetzt, von welchen die bildungsfähigeren unter jenen
nomadischen Völkern unterworfen, nach Abstammung und
Beschäftigung kastenartig geordnet und beherrscht wurden.
Die Verachtung, die nachher auf dem Nomaden- oder Hir-
tenstande ruhte, hatte ihren Ursprung eben in dem Bestreben
jener ersten Landesgesetzgeber, die Einwohner des Landes an
den Ackerbau und dadurch an feste Wohnsitze zu gewöhnen
und ihnen den Gegensatz zu den, das Nilthal von beiden
Seiten umgebenden, aller Bildung abgeneigten Nomaden-
stämmen recht fühlbar zu machen. Die strenge Auseinander-
haltung der Kasten selbst aber (deren Zahl sich bei den
Ägyptern allmählig auf sieben vermehrte) wurzelte, wie in
Indien und Äthiopien, in dem Bestreben, den obern Ka-
sten die Reinheit des kaukasischen Blutes und zugleich die
Herrschaft über die untern Kasten zu sichern.
Eine der ältesten Priestercolonieen war Thebüis mit
der Stadt Theben in Oberägypten, wovon noch Tempel-
reste vorhanden sind.
Anfangs hatte jede dieser Priesterniederlassungen in dem
zu ihrem Tempel gehörigen Bezirke ihre eigene Herrschaft
welche von den Priestern durch einen, vielleicht anfangs
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244
Z 88. Fortgang der Reformation.
Gegnern, der allenthalben die lebhafteste Theilnahme erregte.
Um die Sache zu unterdrücken, ließ der Papst Luthern zuerst
durch den Legaten Ca je tan, dann durch den Gesandten
v. Miltiz zum Widerruf auffordern. Luther, unter dem
Schutze seines Landesherrn, verweigerte ihn, versprach aber
zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt
würde. Aber sein Hauptgegner, der Professor der Theologie
zu Ingolstadt, 0. Eck, schwieg nicht, sondern forderte
Luthern zu einer Disputation in Leipzig heraus, in
welcher Luther Äußerungen that, durch die er sich nicht bloß
dem Papste, sondern der römischen Kirche selbst entgegensetzte.
Während Eck nun nach Rom gieng, um dem Papste die
Gefahr der Kirche vorzustellen, mehrte sich Luther's Anhang
außerordentlich, indem der Bürg erstand in den meisten
Städten, ein großer Theil des niedern Adels und die Mehr-
zahl der H u m a n i st e n d. i. derjenigen Gelehrten, die das
Studium der alten Sprachen betrieben, auf seiner Seite war.
Dadurch ermuthigt, schrieb Luther zwei neue Schriften, worin
er die römische Kirche in ihrem tiefsten Innern angriff, und
womit er in noch weiteren Kreisen Zuneigung und Zustim-
mung erlangte.
Freilich kam jener Beifall nicht bei Alten einzig aus der
Quelle des Glaubens; insbesondere suchten Franz von
Sickingen, Ulrich von Hutten und deren Freunde die
Reformation zugleich zur Erreichung politischer Zwecke zu
benützen, die dahin giengen, dem Adel seine, durch den Land-
frieden gehemmte Ungebundenheit und durch die Fürstenmacht
geminderte Bedeutung wieder zu gewinnen. Luther selbst
aber entzog sich ihren Anerbietungen, dem Evangelium ihre
weltlichen Waffen zu leihen, durch die Mißbilligung jeder
Gewalt in Sachen des Wortes Gottes.
Jetzt aber, nachdem Luther die Fundamente des Papst-
thums und der römischen Kirche also angegriffen, sprach der
Papst den Bann über Luther's Lehren aus und verurtheilte
seine Schriften zum Feuer. Da berief sich Luther auf ein
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Extrahierte Personennamen: Franz_von
Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten
Extrahierte Ortsnamen: Legaten_Ca Ingolstadt Leipzig Rom Bürg Gottes
24(5
§. 89. Fortgang der Reformation.
zu verantworten. Vor dem Kaiser in der Versammlung der
Neichsfürsten und Reichsprälaten vom'päpstlichen Legaten
zum Widerruf aufgefordert, erklärte er, daß er nicht wider-
rufen könne, es sey denn, daß man ihn aus der heil. Schrift
widerlege, worauf er seine glaubensmuthige Rede mit den
Worten schloß: „Hier stehe ich; ich kann nicht anders, Gott
helfe mir! Amen."
Hierauf erklärte der Kaiser den bereits mit dem Banne
belegten Luther auch in die Reichs acht, und befahl, daß
nach Ablauf des Geleites gegen ihn als Ketzer verfahren
werden solle. Daher ließ Kurfürst Friedrich Luthern, um ihn
gegen seine Feinde zu schützen, heimlich auf die Wartburg
bringen, wo er ein Jahr lang in der Verborgenheit lebte,
und einen Theil des neuen Testaments übersetzte. Als aber
der fanatische Eifer des l). B o d e n st e i n (aus Carlstadt)
eine B ild erstürm er ei in den Kirchen Wittenberges ver-
anlaßte, verließ Luther, ohne sich an Bann und Acht zu
kehren, die Wartburg, stellte in Wittenberg durch Predigt
und Schrift die Ruhe wieder her und setzte mit seinem ge-
lehrteren Freunde, dem milden, besonnenen Philipp Me-
lanchthon, Professor der griechischen Sprache, auf das
thätigste das Werk der Reformation fort.
Auch von dem Landvolke wurden Luther's Schriften,
besonders wegen ihrer derben Sprache, begierig ausgenom-
men ; aber im südlichen Deutschland und am Rhein, wo die
Bauern von der Zeit der Städtekriege her schon früherhin
oft Aufstände gemacht und allemal die Religion mit
ein ge mischt hatten, wurde die Lehre von der „evan-
gelischen Freiheit" mißverstanden: sie verlangten von ihren
Gutsherren Freiheit von Abgaben und anderen Lasten, und
da ihnen ihre Forderungen verweigert wurden, erhoben sie
sich im Aufruhr, und so entstand
1324—23 der schreckliche Bauernkrieg in Schwaben und
am Rhein, und in Folge davon der durch den wiedertäu-
ferischen Schwärmer Thomas Münzer erregte Bauern-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Luthern Friedrich Philipp_Me- Philipp Thomas_Münzer
Extrahierte Ortsnamen: Wartburg Wartburg Wittenberg Deutschland Rhein Schwaben Rhein
§. 93. Die Reformation in England. 267
Grunde, dem Hause Österreich die kaiserliche Gewalt zu ent-
reißen und Deutschland umzugestalten!
5. Die Reformation tu England.
§. 93. Auch in England hatte die Reformation bald Ein-
gang gefunden; aber die Trennung von der römischen Kirche
geschah dort zunächst aus sehr weltlichem Grunde.
Die unumschränkte königliche Gewalt, welche Heinrich Vh
(§. 79) hinterlassen hatte, wurde in den Händen seines
Sohnes, des leidenschaftlichen und störrisch - willkührlichen
Heinrich s Vhf, zur völligen Despotie mißbraucht, in die
sich das Parlament mit der niedrigsten Feigheit fügte. Ob-
gleich dieser König selbst eine Schrift gegen Luther zur
Vertheidigung der sieben Sacramente geschrieben und deß-
halb vom Papste den Titel „Glaubensbeschützer" erhalten
hatte, so sagte er sich doch vom Papste los, weil dieser die
eigenmächtige Scheidung von seiner ersten Gemahlin und
seine Verbindung mit Anna Boleyn als ungültig ver-
warf.
Er erklärte sich nun 1535 zum Oberhaupt der eng-
lischen Kirche, zog alles Klostergut mit unglaublicher
Rohheit ein und verschwendete es so sinnlos, daß nach einigen
Jahren wenig mehr von dem also Gewonnenen vorhanden
war; auch ließ er jeden, der die von ihm aufgestellte katho-
lische Kirchenverfassung nicht beschwören wollte, hinrichten,
und selbst des edlen Kanzlers Thomas Moore's (Mo-
rus) Haupt mußte aus diesem Grunde unter dem Beile
fallen.' Bald schickte der argwöhnische Tyrann auch Anna
Boleyn auf's Schaffet, und dieses Schicksal traf auch noch
die vorletzte der sechs Gemahlinnen, die er nach einander
gehabt hatte. — Obgleich vom Papste abgefallen, haßte er
doch Luthern und dessen Lehre bis an sein Ende: denn er
wollte selber Reformator seyn. Er starb 1547 im 56. Jahre
seines Alters.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vh Heinrich Heinrich_s_Vhf Heinrich Anna_Boleyn Thomas_Moore's Anna
Boleyn
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland England England
tz. 7. Die Inder.
23
verletztheit durch die empörendsten Strafen, ihre Herrschaft
durch die unerhörtesten Vorrechte zu sichern, und hatten auf
alle erdenklichen Fälle des bürgerlichen Lebens tiefst eingrei-
fenden Einfluß.
Die Priester- und die Kriegerkafte enthalten
die Nachkommen derer, die bei der frühesten Einwanderung
das Land eroberten, — die beiden untern Klassen
die Nachkommen derer, die als unterjochte Urbewohner jenen
dienten und sich der neuen Ordnung und Bildung gelehrig
fügten. Beweis dafür ist die weiße Haut und kaukasische
Gesichtsbildung der obern Kasten, dagegen die dunklere Farbe
und minder edle Gesichtsbildung der unteren Kasten.
Die Vermischung dieser vier Kasten mit einander wurde
als ein Abfall von der Urvollkommenheit angesehen. Durch
Verheirathung von Gliedern einer höhern Kaste mit Gliedern
einer nieder« entstanden mindergeachttte Mittelklassen; durch
Verheirathung aber eines Mannes der letzten Klasse (d. i.
der Handwerker oder S o u d r a s sspr. Schudris) mit einem
Weibe aus einer der drei obern Kasten entstand eine völlig
unreine, verachtete Kaste. — Wer sein Fortkommen in seiner
Kaste nicht fand, durfte nur zum Gewerbe der nächst niedern
Kaste greifen, so daß einer aus der Kaste der Handarbeiter
oder Soudra's sich zu einem Gewerbe der unreinen Kaste
entschließen mußte. Der verworfenste Volksstamm der Inder
sind die Paria's, d. i. der Abkömmlinge derjenigen Ur-
einwohner Indiens, die in der Urzeit von den Einwanderern
als wild vorgefunden worden waren und, weil sie sich keiner
Kultur fügen wollten, mit unmenschlicher Verachtung behan-
delt und dadurch großcntheils nur zu noch tieferer Rohheit
hinabgedrückt wurden.
Ursprünglich waren die Könige (Fürsten), deren das
große Land stets mehrere zugleich hatte, bloß aus der Bra-
minenkaste; nachher kamen Könige aus der Kriegerkaste em-
por, die aber von den Priestern abhängig waren. Königen
aus einer niederen Kaste durften die Brammen keine Ehr-
furcht bezeugen. — Der König setzte über jede Provinz ein
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§. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. 211
Und so konnte denn Ruprecht's Nachfolger, Kaiser Si-
gismund, Wenzel's Bruder,
1414 das Concilium zu Constarrz zu Stande bringen, welches
die drei Päpste absetzte und den Grundsatz aufstellte, daß sich
der Papst den Beschlüssen einer allgemeinen Kirchenversamm-
lung unterwerfen müsse. Weil man aber vor der Abstellung
der übrigen Kirchengebrechen den neuen Papst wählte, der
alsdann von dem Concilium keine Verbesserungsvorschläge
annahm, so war zwar die (äußere) Einheit der Kirche, nicht
aber ihre Reinheit hergestellt.
Dazu kam, daß das Concilium selbst durch ein leiden-
schaftliches Urtheil den spätern Riß in der Kirche dadurch
vorbereitete, daß von ihm
14113 Johann Huh, der als Professor der Theologie zu Prag
gegen die Gewalt des Papstes und gegen verschiedene andere
Kirchenlehren aufgetreten war, zum Feuertode verurtheilt und
zu Constanz als Ketzer verbrannt wurde. Zunächst ent-
stand aus diesem Verfahren
14120—1436 der Hussitenkrieg, indem sich Hussen's Anhänger
in Böhmen im Aufruhr erhoben, unter ihren Anführern Ziska
und den beiden Procopius alle vom Kaiser und Reich und
Papst gegen sch aufgebotenen Heere schlugen, und einen großen
Theil Böhmens und aller umliegenden Länder auf das gräu-
lichste verwüsteten. Nur als das zu Basel wieder zusammen-
getretene Concilium den Forderungen der gemäßigten Partei
der Hussiten, der Calirtiner, nachgab, und diese dann selbst
sich gegen die fanatische Partei der Taboriten wendeten,
ward endlich die Ruhe wieder hergestellt.
Aus dem besseren Theile von ihnen entstund nachher die
böhmisch-mährische Bürgergemeinde, die unter man-
cherlei Verfolgungen ihren 'Glauben bewahrte, bis sie später-
hin zum Theil in die jetzt bestehende, vom Grafen Zinzendorf
gestiftete Brüder-Unität übergieng.
Alle Beschlüsse des Basler Conciliums aber, die auf Be-
schränkung der päpstlichen Macht gerichtet waren, verwarf
- der Papst und nahm ihnen für Deutschland durch neue Ver-
14*
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huh Johann Hussen's_Anhänger Procopius
§. 86. Das Reich der Osmanen.
237
kinder gehört, die alle fünf Jahre im osmanischen Reiche aus-
gehoben und im Islam erzogen wurden, und von denen ein
Theil zu niedrigen Diensten, ein Theil zu Ianitfcharen be-
stimmt wurde, — die begabtesten aber in den Serai's in
strenger Zucht heranwuchsen und dann entweder in die ersten
Schaaren der Pforten-Sipahi's, d. i. der kaiserlichen Leib-
wache oder in die Klaffe der Staatsbeamten eintraten. Auf
dieser Einrichtung beruhte die Hauptkraft der osmanischen
Macht: denn bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts hin
bestund das Heer der Ianitfcharen, so wie die Klasse der
höhern Staatsbeamten, nur aus jenen christlich geborenen
und im Serai erzogenen Sclaven, und daß man nachher von
diesem echt türkischen Grundsatz abgieng, war eine von den
Hauptursachen, welche diesen Staat allmählig in Verfall
brachten.)
Jener Znuhamrned Ii war es alsdann, der dem schwa-
chen Überreste des griechischen Reichs dtzrch die Eroberung
von Constantinopel 1453 (s. §. 84 a. E.) ein Ende machte,
nach Scanderbeg's Tode 1467 Albanien in Besitz nahm, das
türkische Reich vollends befestigte und cs durch ein Gesetzbuch
ordnete. Von nun an wurde die T ü r k e n m a ch t durch ihre
beständigen verheerenden Streifzüge nach Ungarn und Öster-
reich für die Christenheit eine furchtbare Geisel. Das schöne
Land der unterjochten Griechen aber wurde durch den wil-
den Sinn seiner kriegerischen Bezwinger zum größten Theil
fast eine menschenleere Wüste. Während die vornehmen
Griechen meist vor ihren Unterdrückern krochen, lebte das
gemeine Volk in tiefster Armuth und Knechtschaft, und nur
auf den Inseln erhielten sich Reste der edleren griechischen
Natur.
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TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
§. 91. Die Religionskriege in Deutschland. 259
Auch Landgraf Philipp wurde nun aufgefordert,sich
auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen und demüthigk Ab-
bitte zu thun. Nur, als sich sein Schwiegersohn Moritz und
der Kurfürst Joachim (von Brandenburg) verbürgten, daß
ihm Freiheit und Leben ungefährdet bleiben würde (eine
Bürgschaft, zu der sie sich auf verschiedene mündliche Ver-
sicherungen Ferdinand's und des Kaisers hin berechtigt glaub-
ten), verstand sich der Landgraf zur verlangten fußfälligen Ab-
bitte, wurde aber gefangen zurückbehalten und, ungeachtet aller
Vorstellungen der beiden Kurfürsten bei'm Kaiser, nach Donau-
wörth und später nach den spanischen Niederlanden abgeführt.
Hierauf rief den Kaiser sein wiedereingetrctenes Zer-
würfniß mit dem Papste nach Oberdeutschland. Das
Tridentiner Concilium hatte nämlich in seinen ersten Sitzungen
eine Glaubenslehre aufgestellt, von welcher der Kaiser vor-
aussah, daß die Protestanten, die er immer noch für eine
Vereinigung zu gewinnen hoffte, sie nicht annehmen würden.
Er suchte also den Papst dahin zu bewegen, die Veröffent-
lichung dieser Beschlüsse noch geheim zu halten. Weil aber
der Papst wohl einsah, daß der Kaiser auch den Plan nicht
aufgegeben habe, die päpstliche Gewalt einzuschränken, so
veröffentlichte er ungesäumt jene Beschlüsse, und ließ es zu,
daß sich das Concilium nach Bologna verlegte.
Daher versuchte nun der Kaiser ohne den Papst
1348 durch das sogenannte Augsburger Interim eine Refor-
mation der deutschen Kirche vorzunehmen, indem er den Prote-
stanten den Kelch, die Ehe der Geistlichen und den Besitz der
eingezogenen geistlichen Güter zugestand, aber im Übrigen
Gehorsam gegen die römische Kirche auferlegte. Nahmen auch
mehrere protestantische Fürsten, darunter Moritz und Joachim,
das Interim an, so erhob sich doch von Seiten der protestan-
tischen Städte allgemeiner Widerspruch dagegen und am
meisten widersetzte sich Magdeburg diesem Gewissenszwang.
Unterdeß nahm die Angelegenheit des Conciliums eine für
den Kaiser günstige Wendung. Papst Paul Iii starb und der
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Moritz Joachim Moritz Joachim Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Oberdeutschland Bologna Magdeburg Conciliums