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1. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1861 - Freiburg : Herder
48 Geschichte des Mittelalters. 898 behauptete, wo ihm Karl Iii. folgte. Dieser war König bis 929^ mehrmals Gefangener der Großen, und erwehrte sich der Normannen dadurch, daß er ihrem Herzog Rolf seine Tochter gab und die Provinz M an der untern Seine einräumte. Sein Sohn Ludwig Iv. (d’outremer, l0i' d. h. Uebermeer genannt, weil er in England erzogen wurde) vermochte nicht mehr die großen Basallen zu bändigen, ebensowenig sein Sohn 9gß-988^ Lothar und sein Enkel Ludwig V. der Faule. Noch vor dessen Tod warf sich Hugo Kapet, Graf von Paris, zum König auf; er ließ Lothars Bruder, Karl, in dem Gefängniß sterben und dessen drei Söhne, die in Deutschland ein Asyl fanden, verschollen dort in Vergessenheit. Von dem westfränkischen Reiche trennten sich noch unter den Karo- lingern : 1) Das cisjuranische Burgund (oder Niederburgund, Pro- vence, arelatensisches Reich) 879 — 1032 n. Chr. § 147. Dasselbe stiftete Bo so, Graf von Vienne, Schwager Karls des Kahlen, Schwiegersohn Ludwigs Ii.; ihn erwählten nach dem Tode Ludwigs Ii. die weltlichen und geistlichen Großen zum König von Burgund, wofür er mit Vergabung von Gütern und Privi- legien dankte. Er behauptete sein Königreich (Provence, Dauphine, Lyonnais, Franchecomte, Savoyen) gegen die Söhne des Stammlers so wie gegen Karl den Dicken. 2) Das transjuranische Burgund (Kleinburgund) 888-930. 8 148. Nach der Absetzung Karls des Dicken warf sich der Welfe Rudolf I. (auch nach dem Schlosse Strättlingen am Thuner See be- nannt) der Enkel einer Tochter Ludwigs des Frommen, zum König des Landes auf, das er zwölf Jahre als Statthalter regiert hatte; es um- faßte die westliche Schweiz vom Wallis bis an den Rhein und wurde 930 mit dem andern Burgund vereinigt. 3) Die Normandie. § 149. Die Normannen unter dem Norweger Rolf oder Rollo setzten sich 898 in Rouen fest und brandschatzten von dort aus das halbe Neustrien. Da verfuhr Karl der Einfältige wie dereinst die römischen Cäsaren mit den germanischen Stämmen; er räumte ihnen das fruchtbare Küstenland zwischen der Bretagne und der Pikardie ein (über 500 szm.), überließ ihrem Anführer die Oberlehenherrlichkeit über die Bretagne und gab ihm seine Tochter zur Frau, wofür sich Rolf taufen ließ und als Robert I. kräftig herrschte. Sein Enkel Richard be- hauptete das Land gegen die Karolinger Ludwig Iv. und Lothar, die Normannen romanisierten sich sedoch »wie ehemals die Franken sehr bald, ohne von ihrer kriegerischen Kraft etwas zu verlieren. Die oslsränkischen (deutschen) Karolinger (840—911 n. Lhr.). 810-876. K 150. Ludwigs des Deutschen Gebiet (s. 8 136) hieß in der offi- ciellen Sprache der Zeit Ostfranken (rvknum Franciae orienlalis), es genügte ihm zwar nicht, doch gelang ihm nur die Erwerbung eines Theils von Lothringen (s. 8 142). Sein gefährlichster Gegner war der Mährenherzog Ratislaw, der die benachbarten slavischen Völker unter

2. Geschichte des Mittelalters - S. 35

1861 - Freiburg : Herder
Die Zeit der Karolinger. 35 entfloh dem Verderben und flüchtete nach Spanien, wo ihn die Mo- hammedaner ausnahmen und er 755 ein neues, abgesondertes Chalifat, das der spanischen Ommaijaden stiftete, dessen Hauptstadt Kordova die blühendste Stadt des ganzen Abendlandes wurde; die Abbasiden aber bauten stch als neue Residenz Bagdad, eine würdige Nachfolgerin Ninivehs, Babylons, Seleukiaö und Ktestphons. Sechstes Aapitei. Die Zeit der Karolinger. Das Frankenreich unter Chlodewigs Nachkommen bis zur Schlacht bei Testri (511—687 n. Chr.). Lurgunv, Thüringen und Äaycrn unter fränkischer Oberherrschaft. § 101. Nach fränkischem Erbrechte theilten Chlodewigs vier Söhne das Reich des gestorbenen Vaters; der älteste, Dietrich I., erhielt Austrasien (d. h. Ostland, Ostfranken) oder das fränkische Gebiet auf dem rechten Rheinufer und das auf dem linken bis zur Maas; er residierte zu Metz. Den westlichen Theil des Reiches, Neustrien (als Nruwestria, d. h. Neuwestland erklärt) theilten die andern so, daß Childebert I, der seinen Sitz in Paris aufschlug, alle Küstenländer von der Schelde bis Waskonien (Baskenland, Gascogne), Chlode- mir die Provinzen um die mittlere Loire mit der Residenz Orleans erhielt, Chlotar I. stch mit einem beschränkten Gebiete um seine Re- sidenz Soissons begnügen mußte. 8 102. Die austrasischen Franken bewahrten ihre Nationali- tät und Sprache, die neustrischen dagegen, welche von der Maas bis an die Pyrenäen unter den gallisch-römischen Provincialen zerstreut waren, ließen stch frühe romanisteren und verschmolzen mit den Provin- cialen zu dem neuen Volke der Franzosen, in welchem das galli- Das Volk sche Element vorherrschend geblieben ist. d. Franzosen. § 103. Die Söhne Chlodewigs breiteten ihre Herrschaft mit den Burgund gleichen Mitteln wie ihr Vater aus. Ueber Burgund regierte seit wird frän- 516 Gundobalds Sohn Siegmund, der durch sein zweites Weib fl^‘ aufgehetzt seinen Sohn aus der Ehe mit Ostrogotha, des großen Theodorichs Tochter, umbrachte. Dadurch verlor er dessen Schutz 522. und als die Frankenkönige als Bluträcher ihres mütterlichen Oheims ihn angriffen, wurde er in zwei Schlachten besiegt, aus dem Kloster St. Maurice in Wallis, wohin er sich geflüchtet hatte, hervorge- zogen und von Chlodemir mit Weib und Kindern umgebracht. Sein 523. Bruder Godemar stellte sich hierauf an die Spitze der Burgunder, tödtete Chlodemir in einer Schlacht, unterlag aber zuletzt den zwei 533. neustrischen Königen, welche sich in die Herrschaft Burgunds theilten, dessen Gesetze und Einrichtungen aber bestehen ließen. Sie theilten auch das Land ihres gefallenen Bruders Chlodemir, ermordeten zwei seiner Söhne und steckten den dritten in ein Kloster.

3. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 220

1845 - Heidelberg : Winter
220 §. 79. Frankreich. S Frankreich. §. 79. Als nach Lothar's I Tode (s. §. 70 a. E.) dessen . Reich durch Theilung unter seine Söhne in drei Reiche: I t a l i e n, L o t h a r i n g i e n und die P r o v e n 9 e, zerfallen, und Lotharingien zwischen Deutschland und Frankreich getheilt worden war, kam es, daß der deutsche König Karl der Dicke noch einmal fast das ganze Reich Karl's des Gro- ßen zu regieren bekam. Nach seiner Absetzung wurde von den fränkischen Großen 888 Odo, Herzog von Francien (Isle de France), zum König von Frankreich gewählt. Sein Gegner und Nachfolger Karl Iii mußte dem im Norden Frankreichs eindringenden Normannenherzog Robert die Normandie als Lehen und über die Bretagne die Lehenshoheit übertragen. — Nach mehrfachem Thron- wechsel erhielt ein Nachkomme Odo's, Hugo Cupet, die französische Krone, und mit ihm begann 987—1328 die Reihe der capetin gischen Könige. Fortwährend hatten die französischen Könige mit der Über- macht ihrer zügellosen Vasallen zu kämpfen, besonders mit den Herzögen der Normandie, von denen Wilhelm der Eroberer 1066 sogar auf den englischen Thron gelangte. Denn die meisten Vasallen besaßen als erbliche Besitzer ih- rer Länder alle königlichen Rechte und hiengen nur durch ein schwaches Lehenöband vom Könige ab. Erst dem Könige Philipp Ii August gelang es, seine widerspänstigen Großen zu demüthigeu, und nach des englischen Königs Richard Löwenherz Tode die Normandie nebst drei andern französischen Grafschaften (Anjou, Maine, Touraine) den Engländern wieder abzunehmen, und 1205 durch die Vereinigung dieser Länder mit der Krone dem Königthume das Übergewicht zu geben. Dieses Übergewicht vermehrte der streng gewissenhafte und gerechte Ludwig Ix der Heilige (1226 —1270) durch Hinzufügung anderer Provinzen, besonders im Süden von Frankreich, obgleich er

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 222

1845 - Heidelberg : Winter
222 §. 79. Frankreich. Karl Vi verlor gegen Heinrich V von England 1415 die Schlacht bei A z i n c o u r t und die ganze Nor- mandie , und nach beider Tod erkannte Nordfrankreich den'englischen König als Herrn an, so daß der schwache Karl Vii sich vor den Engländern bis hinter die Loire zurückziehen mußte. Schon belagerten die Engländer Orleans, und mit seinem Falle schien das ganze Land verloren: da stellte sich Jeanne d'arc, ein Landmädchen aus Dom Remy in Lothringen, die sich durch eine Vision zur Retterin ihres Vaterlandes berufen fühlte, an die Spitze der durch sie ermuthigten Franzosen, befreite Orleans und führte 1429 den König zur Krönung nach Rheims. Bald nachher gericth sie bei einer Belagerung in die Gefangen- schaft der Engländer, und wurde von ihnen der französi- schen Inquisition ausgeliefert, von dieser der Zauberei und Ketzerei angeklagt und nach einem ungerechten Prozeß zu Rouen 1431 verbrannt. Die Engländer aber verloren nun in Frankreich einen Besitz nach dem andern, und hatten 1453 nur noch Calais inne. — Um diese Zeit waren fast alle großen Lehen mit der Krone vereinigt, und nur Burgund, Bretagne und Navarra waren noch fast selbstständig. (Karl Vii war es, der 1444 zuerst die Behauptung aufstellte, Straßburg und alle Länder am linken Nheinufer gehörten Frankreich!) Karl'ö Nachfolger Ludwig Xi, ein grausamer Despot, wußte durch Kraft und Hinterlist seine großen Vasallen zu beschränken; doch machte ihm der reiche und mächtige Her- zog Karl der Kühne von Burgund viel zu schaffen. Dieser tyrannische Fürst, der besonders seine deutschen Städte und Landschaften empörend mißhandelte, hatte schon Loth- ringen in Besitz genommen und wollte sich nun auch die Schweiz unterwerfen, wurde aber von den Schweizern bei G ranson und bei Murten geschlagen, und verlor in der dritten Niederlage, bei Nancy 1477, das Leben, worauf das eigentliche Herzogthum Burgund sogleich von Ludwig als Lehen eingezogen wurde, die niederländischen Besitzun-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 43

1882 - Freiburg : Herder
Das arelatenstsche Reich. ^ Die Normannen. 43 gegen eindringende Feinde nicht ausziehen wollten, von einem feindlichen Nachbar bedrängt wurden, oder wenn sie dem Könige Trotz boten. Burgund von Krankreich getrennt. § 20. Weil die karolingischen Könige Frankreichs fast alle Macht verloren und das Reich nicht schützten, erwählten die geistlichen und welt- lichen Großen im ehemaligen Königreiche Burgund den Grafen Boso von Menne, einen Verwandten der Karolinger, 879 zum Könige von Burgund. Dieses Königreich bestand aus der Provence, Dauphins, Lyonnais, Franchecomtä und Savoyen oder dem südwestlichen Frankreich. Es wird gewöhnlich das arelatenfische Reich (nach der Stadt Arles) genannt und dauerte von 879 bis 1032. Um das Jahr 888 warf sich der Welfe Rudolf I., welcher mütter- licherseits von den Karolingern abstammte, zum Könige des Landes auf, das er als Statthalter regiert hatte; es umfaßte die westliche Schweiz vom Wallis an den Jura entlang bis an den Oberrhein. Das Land hieß Klein-Burgund oder Transjnranisches Burgund; 930 wurde es mit dem größeren Burgund vereinigt. Die Wormandie. § 21. Die von Lothar I. gegen seine Brüder herbeigerufenen Nor- mannen waren seit jener Zeit die Geißel Frankreichs. Mit ihren Schiffen fuhren sie schon 841 in die Seine ein und verbrannten die Stadt Roueu; wenige Jahre später widerfuhr dasselbe Schicksal der Stadt Bordeaux an der Garonne, den Städten Nantes, Tours, Blois, Orleans zc. an der Loire, und Karl -der Kahle erkaufte jedesmal ihren Abzug mit vielen tausend Pfunden Silbers, das größten- teils aus den Kirchenschätzen genommen werden mußte. Auch den Rhein hinauf fuhren die wilden Krieger und verwüsteten die Städte am Nieder- rhein. Endlich setzten sich die Normannen 898 in Roueu fest und ver- wüsteten oder brandschatzten von da aus einen großen Teil Frankreichs. Da wußte Köuig Karl Iii., mit dem Beinamen der Einfältige, keinen andern Rat/ als daß er dem Normannenherzoge Rolf oder Rollo das schöne Küstenland an beiden Ufern der untern Seine als Lehen überließ und seine Tochter zur Ehe gab. Rolf ließ sich taufen und regierte als Herzog Robert I. das seitdem die Normandie genannte Land mit Kraft und Klugheit. Diese Normannen nahmen bald die sranzösische Sprache und Sitte an, ohne daß sie ihre wunderbare Tapferkeit und abenteuerliche Kriegslust verloren. 1

6. Mittelalter - S. 62

1896 - Stuttgart : Neff
— 62 — Ostfranken, d. h. das rechtsrheinische Gebiet (ausser Friesland) und das Gebiet von Speier, Worms und Mainz, Karl der Kahle (843—877) Westfranken, Lothar (843—55) den Best mit der Kaiserwürde erhielt; die Grenze zwischen Lothars Reich und Westfranken folgte der Schelde, zog sich dann in östlicher Richtung an das westliche Eck der Maas, von hier in südsüdöstlicher Richtung zur unteren Saöne, folgte dieser eine Strecke weit und erreichte, das Rhonethal im Westen begleitend, nahe bei Marseille das Meer. Das Geschlecht der Karolinger verkam, wie früher das der Merovinger, immer mehr durch Uneinigkeit und geistigen wie körperlichen Verfall. Lothar teilte 855 kurz vor seinem Tod sein Reich zwischen seinen Söhnen: Ludwig Ii. (855—75) erhielt den Kaisertitel und Italien, Lothar Ii. (855—69) das Gebiet westlich des Rheins („Lotharingen“), Karl (855—63) das Land südlich davon bis zum Mittelmeer; Karls Erbe teilten 863 seine beiden Brüder. Nach dem Tod Lothars Ii., der seine rechtmässige Gemahlin zu Gunsten seiner Geliebten Waldrada verstossen und dadurch eine Demütigung des Königtums, sowie der ihm gefügigen Erzbischöfe durch das Papsttum lierbeigeführt hatte, teilten sein Reich Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle 870 durch den Vertrag von Mersen, der, im wesentlichen der Sprachgrenze folgend, die untere Maas, mittlere Mosel, obere Marne und den Doubs zur Grenze zwischen dem ost- und dem westfränkischen Reich machte. Nach Ludwigs Ii. Tod 875 erkaufte Karl der Kahle durch weitgehende Zugeständnisse von Papst Johann Viii. die Kaiserkrönung. Ludwig dem Deutschen folgten 876 seine drei Söhne: von dem zweiten, Ludwig dem Jüngeren, wurde Karl der Kahle, der das Ostreich angriff, durch den Sieg bei Andernach 876 zurückgeschlagen, von dem ältesten, Karlmann, Herzog von Bayern, 877 aus Italien vertrieben, das dieser 879dem dritten Bruder Karl (dem „Dicken“), Herzog von Alamannien, überliess. Als Karl der Kahle 877 und sein Sohn Ludwig Ii., der Stammler, schon 879 gestorben war, machte Graf Boso von Vienne, Schwiegersohn Kaiser Ludwigs Ii., das Gebiet zwischen Cevennen einerseits, W’estalpen und Jura andererseits zu einem selbständigen Königreich Niederburgund („cisjuranisches“ Königreich), wählend Ludwig der Jüngere auch den westlichen Teil von Lothringen mit dem ostfränkischen Reich vereinigte. Nachdem Karlmann schon 880, Ludwig der Jüngere 882 gestorben war, wurde Karl der Dicke, der als König von Italien 881 von Johann Viii. zum Kaiser gekrönt worden war, König des ganzen Ost franken reich s.

7. Mittelalter - S. 236

1896 - Stuttgart : Neff
— 236 immer mehr als Fremdherrschaft empfunden. Aber das seit Herbst 1428 von den Engländern belagerte Orleans, der Brückenkopf der Gebiete südlich der Loire, war schwer bedrängt, und der „Dauphin“ dachte daran, nach Schottland zu gehen. Da kam die Kettung und der Anstoss zur Befreiung des gesamten französischen Gebietes von Jeanne d ’ A r c, einem schlichten und frommen Bauernmädchen aus Domremy an der Maas, an den Grenzen der Champagne, der Herzogtümer Bar und Lothringen, in altköniglichem, damals von Söldnern besonders schwer und oft heimgesuchtem, Gebiet gelegen. Immer häufiger sich wiederholende Visionen des Erzengels Michael bewirkten in ihr die unerschütterliche Ueberzeugung, dass sie bestimmt sei, Frankreich zu befreien und den Dauphin zur Krönung nach Reims zu führen. Iu Chinon beim Dauphin bewaffnet erschienen, wurde sie an die Spitze eines kleinen Heeres gestellt; sie entsetzte Orleans und führte den zaghaften Dauphin in wiederholten Kämpfen gegen die Engländer zur Krönung nach Reims (1429). Die Schlaffheit des Königs und der Einfluss höherer Offiziere verhinderte sie an weiteren grösseren Unternehmungen. Beim Versuch, Compiegne zu entsetzen, geriet sie in burgundische und dann in englische Gefangenschaft. In Rouen wurde sie nach mehrmonatlichem Prozess von einem überwiegend aus Franzosen bestehenden geistlichen Gericht unter Mitwirkung der Pariser Universtät der Hexerei für schuldig erklärt und, als sie nach einer ihr durch die Folter abgepressten Abschwörung im Gefängnis wieder Mannskleider angelegt hatte, dem weltlichen Arm zum Feuertod übergeben (30. Mai 1481). Der König Karl und seine Ratgeber hatten nichts für sie gethan. Aber seit dem Auftreten der Jungfrau machten die französischen Waffen stetige Fortschritte; der Niedergang der englischen Sache wurde entschieden, als Philipp von Burgund, der seit 1422 mit Karl über einen Ausgleich unterhandelte, 1435 gegen ansehnliche territoriale Abtretungen sich mit Karl einigte. Karl zog 1436 in Paris, das die Engländer räumten, ein. Nach dem Fall von Bordeaux (1458) besass England nur noch Calais auf französischem Boden. Frankreich 1453—1493. Karl Vii. begann noch damit, die grosse Territorien besitzenden fürstlichen, zum Teil dem Hause Valois angehörigen Häuser, ausser Burgund Orleans, Anjou, Alengon, Bourbon („la seconde feodalite“) einzudämmen, er züchtigte die Alengons und Armagnacs. Sein Sohn und Nachfolger Louis Xi. (1461—1483), ein Mann von grosser Schlauheit und Hinterlist und von cynischer Grausamkeit, hatte als Dauphin, mit seinem Vater schwer zerfallen, sich zu Philipp von Burgund geflüchtet, verfolgte aber bald nach seiner Krönung der zweiten Feudalität gegenüber dasselbe Ziel, wie sein Vater. Eine, dem Namen nach von des Königs Bruder, in der That von Franz Ii., Herzog der Bretagne, und dem Grafen Karl dem Kühnen von Charolais, Sohn Philipps von Burgund, geführte Vereinigung beinahe aller grossen Vasallen, die sich „Liga des öffentlichen Wohls“ nannte, weil sie sich als Vertreterin des schwerbelasteten Volkes ausgab, nötigte Ludwig Zusagen ab, deren Durchführung das Königtum auf den Stand der ersten Kape-tinger zurückgeführt hätte (1465); eine schwere persönliche Demütigung befreite ihn aus der Gefangenschaft Karls des Kühnen (1467). Noch ehe dieser durch die Schweizer seinen Untergang gefunden hatte (s. S. 228), traf Ludwig einen Teil der hohen Vasallen schwer (ein Graf von St. Pol und ein Armagnac wurden enthauptet, andere ohnmächtig gemacht), er vereinigte Anjou und die Provence 1482 mit der Krone. Unter Karl Viii. (1483—1498) erhob sich, zunächst gegen dessen ältere Schwester Anna von Beaujeu, die einige Jahre thatsächlich die Regierung führte, geleitet von deren Nebenbuhler Louis von Orleans, noch einmal die ziveite Feudalität, unterlag aber in dem „tollen Kriegenachdem dann bald darauf die Bretagne, allerdings unter Zusicherung der provinzialen Eigentümlichkeiten, durch die

8. Mittelalter - S. 24

1896 - Stuttgart : Neff
— 24 — unter den Schutz Theodericks zurückzuziehen. Das Gebiet zwischen Main und unterem Neckar wurde jetzt von den Franken besiedelt. Ein Angriff auf das Reich1 der Burgunden, die von Savoyen aus alles Land bis zur Durance im Süden, zum Allier im Westen und zur oberen Saone im Norden in Besitz genommen hatten, hatte keinen Erfolg (500); doch schlossen sich die Bur-gunden unter ihrem König Gundöbad an das Frankenreich an. Von ihnen unterstützt griff Chlodovech 507 das Westgotenreich an; er siegte in der Entscheidungsschlacht, wahrscheinlich bei Voullon südlich von Poitiers, in der der Westgotenkönig Alarich Ii. fiel, und eroberte das Land zwischen Loire und Garonne; dagegen bewirkte das Eingreifen Tlieo-derichs, der für seinen Neffen Amalrich, Alarichs Sohn, die Vormundschaft übernahm, dass Septimanien (der Küstenstrich zwischen Ostpyrenäen und Rhonemündung) und das südliche Aquitanien zwischen Garonne und Pyrenäen zum grössten Teil den Westgoten verblieb, während die Provence mit dem ostgotischen Reich vereinigt wurde. — Neben den Eroberungen war die Beseitigung der fränkischen Teilkönige hergegangen, sodass das Merovingische Königreich beim Tod Clilodovechs (511) alle Franken umfasste. Auf Chlodovech folgten 511 seine vier Söhne in der Weise, dass jeder von dem Gesamtreich ein Stück als seinen Anteil erhielt, aber die Einheit des Gesamtreichs in den für Regierung und äussere Politik massgebenden Gesichtspunkten bestehen blieb, wie denn auch die Teilung sich in keiner Weise an die natürlichen Grenzen zwischen den einzelnen Ländern oder Stämmen anschloss. Die Söhne setzten das Werk des Vaters fort: zwar endete ein Angriff der drei jüngeren Brüder, Chlotähar (Lothar), Childebert und Chlodömer, auf Burgund 524 mit einer Niederlage und dem Fall Chlodomers; aber 531 wurde von Theuderich und Chlotahar das thüringische Reich (s. § 5) zertrümmert, mit Hilfe der Sachsen, die dafür das_ Gebiet zwischen Unstrut und Bode erhielten; die Abhängigkeit der Thüringer, denen nur die Mitte ihres Reiches blieb, war aber stets lose und unsicher. Childebert beschränkte durch den Sieg bei Narbonne über Amalrich den westgotischen Besitz diesseits der Pyrenäen vollends auf Septimanien; die Hauptstadt des Westgotenreichs wurde jetzt Barcelona (später Toledo). 532 eroberten Childebert und Chlotahar das burgun-dische Reich; und 536 trat der ostgotische König, von Ostrom bedrängt, die Provence an Theuderichs Sohn Theudebert ab. Auch die Bayern wurden von Theudebert abhängig; doch behielten sie ihre eigenen Herzoge, die Agilolßnger. -

9. Teil 2 - S. 38

1878 - Leipzig : Teubner
— 38 — unter Karls Nachfolger in Sachsen entstandene herrliche Dichtung vom Heiland (Heliand). § 55. Iii. Maurenkriege. Auf dem Reichstag zu * Paderborn 777 (s. o.) von einer maurischen Gesandtschaft zur Hülfe gegen den Usurpator Abd^raman (§ 38) aufgefordert, zog Karl, in der Hoffnung seine Herrschaft jenseits der Pyrenäen ausdehnen zu können, 778 über dies Gebirge, nahm bei der feindseligen Haltung des christlichen Königreichs Asturien die zu demselben gehörige Stadt Pampelona und gieng über den Ebro. Doch scheiterte die Belagerung von Saragossa und Karl kehrte ohne nennenswerten Erfolg über die Pyrenäen zurück. Im Gebirge erlitt die Nachhut seines Heeres im Tale von Roncesvalles eine schwere Niederlage durch die Basken. Unter deu Gefallenen befand sich nach Einli. Y. K. M. c. 9: rhruod-landus, brittanici limitis praefectus’, der später in der Sage berühmt gewordene Held Roland. — Das Gebiet am Südfufs der Pyrenäen ward später nach wiederholten Kämpfen (Einnahme von Barcellona nach zweijähriger Belagerung 801) zur spanischen Mark eingerichtet; Hauptort und Sitz des Grafen war Barcellona. §56. Iv. Tassilo v. Baiern (788) und der Avaren-krieg (791—796). Tassilo, der stolze und mächtige Baiern-herzog, welcher bereits unter Pippin die Vassallenpfliclit gelöst (§ 51), wurde zwar durch Papst Hadrian I. zur Anerkennung der Lehnspflicht vermocht, strebte aber sich der lästigen Fessel wieder zu entledigen ('melius se mortuum esse quam ita vivere’!). Als Karl 787 mit Heeresmacht von drei Seiten in Baiern einfiel, leistete Tassilo zu Augsburg aufs neue den Vassalleneid und erhielt Verzeihung. Gleichwol trat er in reiclisfeinclliche Verbindung mit den Avaren und wol auch mit den Griechen, ward 788 auf dem Reichstag zu Ingelheim angeklagt und wegen des Vergehens der herisliz (§ 61) zum Tode verurteilt, von Karl aber begnadigt und in ein Kloster verwiesen. Baiern wurde jetzt durch Aufhebung des Herzogtums und Einführung der Grafschaftsverfassung dem fränkischen Reiche förmlich eiuverleibt. Die Avaren, welche seit dem Abzug der Langobarden aus Pannonien in Ungarn, Siebenbürgen und der Walachei ein mächtiges Reich gebildet und viele slavische Stämme von sich abhängig gemacht hatten, fielen noch 788 der Verabredung mit Tassilo gemäfs in Baiern und Friaul ein, wurden aber zurückgeschlagen. 791 begann Karl nach umfassenden Vorbereitungen den Krieg und drang siegreich bis zur Raab vor, überliefs aber die Fortführung des Krieges seinem Sohne Pippin. Derselbe trieb 796 den Feind bis über die Theifs und zerstörte den Königsring der Avaren, wobei er unermessliche Beute machte. Hierdurch war die Macht des Avarenreiches gebrochen, das Land zwischen Ens und Raab wurde als östliche oder avarische

10. Mittlere und neue Geschichte - S. 6

1877 - Leipzig : Senf
6 Mittlere Geschichte. diesen das ganze Land zwischen der Loire und den Pyrenäen (Aquitanien), so daß sie nur noch einen Streifen Land von Frankreich am Mittelmeer, von fcrtt Pyrenäen bis zu Italien, besaßen, Septima-nien. Chlodwig f 511; seine hinterlistige Rohheit, die ihn neben wilder Tapferkeit charakterisirt, offenbarte er dnrch die Ermordung oder Vertreibung aller übrigen Frankenfürsten. (Die Franken, in zwei Hauptstämme zerfallend, Ripuarier am Niederrhein und Salier in Belgien bis zum Meer, standen anfangs noch unter mehreren Königen, Chlodwig war zuerst nur Fürst der salischen Franken). Die Burgundionen hatten seit 444, von Worms am Rhein vordringend, im südöstlichen Frankreich ein Reich gestiftet, das um 470 unter vier Brüder vertheilt war: Gundobald in Lyon, Hilper^ch in Genf, Godegi-sel in Befanxon und Godemar in Vienne. Gundobald wußte sich zum Alleinherrn zu machen, und gab Gesetze, die Anfange der Cultur zeigten; er f 516. Dietrich (in den deutschen Volkssagen Dietrich von Bern d. h. von Verona), König der durch die Auflösung der Hunnen frei gewordenen Ostgothen, drang auf Anreizen des oströmischen Kaisers Zeno 489 nach Italien und siegte 490 in der sagenberühmten Schlacht bei Verona, worauf Odoacer sich im festen Ravenna einschloß, aber 493 sich gegen Bürgschaft seines Lebens ergab. Dietrich ließ ihn sogleich schändlich ermorden. Sonst regierte Dietrich mit noch mehr Klugheit als Odoacer und wnßte auch durch seine fein gebildeten Minister, besonders Caffiodorus, einen schwachen Nachglanz der römischen Literatur wieder an seinem Hof zu erwecken (493 — 526). Das . Gleichgewicht unter den neuen deutschen Königreichen war er eifrig bestrebt zu erhalten; namentlich trat er deshalb mit Erfolg hülfreich für die West-gothen nach der Schlacht bei Vongle 507 gegen Chlodwig auf. Die Gothen hielt er abgesondert von den für weichlich gehaltenen Römern in 14 Lagerbezirken, 100000 Mann stark; hinsichtlich der für Gothen und Römer getrennt besorgten Rechtspflege gab er das edictmn Theo-derici, für beide gültig. An die Spitze der inneren Verwaltung für die Römer stellte er Cassiodor. Als Arianer enthielt er sich einer Verfolgung der Orthodoxen; später durch die Verfolgung der Arianer im oströmischen Reich argwöhnisch gemacht, ließ er zwei verdienstvolle Römer, die er der Verbindung mit Ostrom beschuldigte, Boethius, den Verfasser der consolatio philosophiae, und Symmachns hinrichten. Nach Dietrichs Tode regierte seine Tochter Ama lasuntha, im Namen ihres unmündigen Sohnes Athalarich, der bald starb. Durch Begünstigung oströmischer Bildung den Gothen verdächtig, suchte sie ihre
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TM Hauptwörter (200)200

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