119
Der Griffel ist gipfelständig (?inbe), seitenständig
(Erdbeere), grundständig (Malve), getheilt (Labkraut), zwei-
zäh lig (Steinbrech) rc.
Die Narbe ist sitzend (Mohn), blumenblattartig
(Schwertlilie), fedrig (die meisten Gräser), pinselförmig (Glas-
kraut) rc.
Außerdem bemerkt man in den Blüthen zuweilen noch drü-
senartige Körper, welche eine zuckerartige Flüssigkeit absondern
und daher Honiggefäße genannt werden. Wir sehen sie z. B.
am Kelche der Kaiserkrone, unter den Schuppen der Blumen-
blätter vom Hahnenfüße und in den spornförmigen Verlänge-
rungen derakelei.
§. 73-
§Ue Frucht.
(Kdrft!. S. 135.)
Die Frucht bezeichnet den zur Reife gelangten Fruchtknoten.
Zuweilen dehnt man diesen Namen auch auf Theile aus, welche
die eigentliche Frucht einhüllen (Erdbeere). Die äußere Hülle des
Fruchtknotens verwandelt sich beim Reifwerden in die Frucht-
hülle, die Eierchen aber in Samen-
Die Fruchthülle zeigt da, wo die Ränder des zusammen-
geschlagenen Stempelblattes sich vereinigen, eine Nath, zuweilen
auch noch an der gegenüberliegenden Seite eine zweite Nath, der
Mittelrippe des Blattes entsprechend. Verwachsen mehrere Frucht-
hüllen zu einer gemeinschaftlichen Frucht, so entsteht eine mehr-
fächrige, durch Scheidewände getrennte. Man unterscheidet.
Balgkapsel, deren Hülle häutig oder lederartig ist, nur eine
Nath zeigt und an dieser aufspringt (Päonie); Hülse, wenn sie
zwei Näthe hat, welche sich beide öffnen (im gemeinen Leben
wird sie Schote genannt, z. B. dei der Erbse); Steinfrucht,
deren Inneres steinartig ist, während sich die äußere Hülle flei-
schig oder saftig zeigt (Pflaume); Schließfrucht oder Achene,
eine einsamige, ziemlich harte und meistens kleine, längliche
Frucht, deren Hülle nur an einer Stelle mit dem Samen zusam-
menhängt (Binse); Grasfrucht, wenn die Hülle mit dem Samen
vewachsen ist (die meisten Gräser); Kapsel, eine zusammengesetzte,
aufspringende Frucht mit trockener Hülle (Mohn); Schote, eine
trockene, zweifächrige, meistens längliche Frucht, welche sich mit
Klappen öffnet und eine Scheidewand zeigt, an deren Ränder
die Samen abwechselnd befestigt sind (also nicht, was man im
gemeinen Leben Schote nennt, z. B. Kohl); dagegen Schötchen,
wenn sie sehr kurz ist (Täschchenkraut); Nuß, eine einsamige,
nicht aufspringende Frucht mit holziger Schale (Haselnuß);
Eichel, mit nicht so harter Schale und einem Näpfchen am
84
3. Die Koschenille - Schildlaus, welche in Mexiko auf ei-
ner Kaktusart gezogen wird, liefert eine kostbare Scharlachfarbe.
4. Die polnische Schildlaus oder Kermesbeere zeigt sich
auch bei uns in Gärten und wird in Rußland häufig zur Färbe-
rei angewendet.
5. Die Schaumzikade lebt als Larve besonders auf Weiden
in speichelartigem Schaum, den sie sich selbst bereitet, und welcher
Kuckucksspeichel genannt wird.
6. Die Singzikade, welche im südlichen Europa auf Bäu-
men lebt, bringt durch besondere Theile im Leibe einen dumpf-
klingenden, angenehmen Ton hervor.
7. Der Laternenträger in China und Brasilien, zeichnet
sich durch prächtig gefärbte Flügel und eine große Blase an der
Stirn aus. Daß er des Nachts leuchtet, ist eine Fabel ■*).
§. 52.
3. Ordnung. Schmetterlinge.
(Kdrfr. I. S. 293.)
Die Schmetterlinge, Falter oder Staubflüger haben
bestäubte Flügel und entstehen aus Larven (Raupen) mit mehr
als 3 Fußpaaren. Man theilt sie, je nachdem sie zu fliegen pfle-
gen, in Tag-, Abend- und Nachtfalter.
A. Die Tagfalter oder Tagvögel halten beim Sitzen die
Flügel aufrecht, mit der oberen Seite gegen einander gekehrt.
Die Fühler haben an der Spitze ein längliches Köpfchen. Ihre
Raupen haben alle 16 Füße, sind dornicht, die Puppen eckig,
ohne Gespinnst. Die Tagfalter beleben in den Sommertagen die
Natur und erfreuen den Men chen. Ihre Flügel prangen mei-
stens in dem schönsten Farbenschmucke und in der reichsten Man-
nichfaltigkeit der Zeichnungen. Die Unterseite der Flügel über-
trifft bei vielen von ihnen noch die obere Seite, was bei den
Abend- und Nachtfaltern nicht der Fall ist.
1. Der Baum- oder Heckenweißling ist der so häufig
herumfliegende Schmetterling mit weißen Flügeln, die schwarze
Adern und einen schwarzen Rand haben. Seine Raupe ist gelb,
haarig, hat einen schwarzen Rücken und 2 solche Seitenstreifen
und frißt die Blätter von den Obstbäumen.
2. Der Kohlweißling, dessen Raupe die Kohlblätter abfrißt,
hat auch weiße Flügel, gelbliche Unterflügel und an den Vorder-
flügeln 2 schwarze Flecken und schwarze Spitzen. Die bläulich-
grüne Raupe hat 3 gelbe Streifen und schwarze Fleckchen.
3. Der Zitronenfalter hat den Namen von seinen zitro-
nengelben Flügeln. Die glatte, dunkelgrüne Raupe frißt die
Blätter des Fcmlbaumes.
*) Oken, V. Bd. 3. Abth. S. 1306.
immer mehr ab, bis endlich im ewigen Schnee und Eise alles
Wachsthum aufhört. Ebenso verhält es sich mit den Gebirgen^
deren höchste Gipfel kahl sind.
Merkwürdig ist es, daß manche Pflanzen nicht in der Erde,
sondern auf andern Pflanzen wurzeln. Sie werden Schmarotzer
genannt, weil sie von den Säften der Pflanze leben, auf welcher
sie sitzen. Diese wird dadurch sehr geschwächt und in ihrem
Wachsthum beeinträchtigt. Daher ist die Vertilgung der Schma-
rotzer durchaus nöthig. Am bekanntesten ist die Mistel, die auf
Obstbäumen und Eichen, Kiefern, Linden häufig vorkommt, und
aus deren Beeren der Vogelleim bereitet wird. Andere Schma-
rotzer sind die Flechten, welche die Baumrinde bedecken.
Schon frühe haben die Menschen die Nützlichkeit vieler
Pflanzen erkannt und davon Vortheil gezogen. Als der Be-
wohner auf Erden immer mehr wurden, reichten die von der
Natur gesäeten Gewächse nicht mehr hin, und dies veranlaßte
denn eine Vermehrung derselben durch den Anbau. Wie wichtig
dieser für die Erhaltung des Menschengeschlechtes geworden ist,
weiß Jedermann. Auch war der Ackerbau der Anfang von
größerer Gesittung und Bildung der Menschen, indem er sie am
Boden festhielt, während Völker, die keinen Ackerbau trieben,
mit Heerden unstät umherziehen und wild, roh und räuberisch
bleiben, wie wir dies noch heut zu Tage von manchen Noma-
denvölkern, z. B. den Beduinen in Afrika, erfahren. Allein
nicht nur die Menschen gewannen bei dem Anbau der Pflanzen,
sondern diese wurden auch selbst sehr veredelt, je mehr Sorgfalt
und Pflege man auf sie verwendete. Es ist beinahe unglaublich,
wie groß der Unterschied zwischen manchen Pflanzen im wilden
und im angebauten Zustande ist. Die in den Gebirgen Mexiko's
wildwachsende Kartoffel erzeugt kaum erbsengroße Knöllchen, wäh-
rend sich bei uns manchmal pfundschwere Knollen finden. Die
auf Grasplätzen häufig wildwachsende Mohrrübe hat eine magere,
holzige Wurzel, die beim Anbau dick, süß und saftig wird. Bei
dem Kohl ist nun der Unterschied gar so groß, daß Niemand den
wilden Kohl als die -ursprüngliche Mutterpflanze des Weißkohles,
Rothkohles und der außerordentlich vielen Arten des Kohles halten
wird. Nichts destoweniger stammen alle diese nur von etwa 2
Pflanzen ab, die noch dazu einander sehr ähnlich sind. Beiden
Obstbäumen ist die Veredelung (Hdb. I. §. 5. D. c.) nicht we-
niger merkwürdig. Wer beißt wohl gern in einen sauren Apfel?
Und doch stammen alle unsere guten Aepfelsorten vom wilden
Holzapfel her. Es sind manche durch den Anbau sehr veränderte
Gewächse dadurch wieder in die ursprüngliche Pflanz- zurückge-
führt worden, daß man sie allmalig in immer schlechteren Boden
versetzte. Mit der Fortpflanzung und Vermehrung nützlicher Ge-
wächse beschäftigt sich der Ackerbau. Man setzt nämlich die Pflanze
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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12s
in den Stand, ihre Nahrungsmittel leicht und in hinreichender
Menge aufzunehmen, und dann vergilt sie dem Menschen diese
Wohlthat reichlich (Hdb. I. §. 74).
§• 75.
Wie Nahrungsmittel -er Pflanzen.
Um die Nahrungsmittel der Pflanzen kennen zu lernen,
muß man ihre Bestandtheile untersuchen, und da findet man denn,
daß die Hauptmasse aller Pflanzen aus Kohlenstoff, Wasser-
stoff, Sauerstoff und Stickstoff besteht skdrfr. l. Anh. V.
§• 0.). Diese 4 Stoffe sind daher die hauptsächlichsten Nah-
rungsmittel der Pflanzen. Betrachtet man z B. die fette Haus-
wurz, die auf Dächern, den saftigen Mauerpfeffer, der auf
Mauern wächst, sodann manche Zwiebelgewächse, wie z. B. die
Tulpen, die im bloßen Wasser gezogen werden, so fleht man,
daß für viele Pflanzen Lu ft und Wa ff er zum Leben und Wachsen
hinreichen, da sie die genannten Bestandtheile enthalten und so
die Pflanzen ernähren können.
Den Kohlenstoff erhält die Pflanze aus der Luft
durch die Blätter iß- I"i-), hauptsächlich aber und so lange die
Blätter noch nicht entwickelt find, aus dem Boden durch die
Wurzel. Der Kohlenstoff wird mit Sauerstoff verbunden als
Kohlensäure aufgenommen, und der Sauerstoff durch die Blätter
wieder abgeschieden. Daher muß im Boden Kohlensäure enthalten
sein, wenn er die Pflanzen ernähren soll. Dies ist auch der Fast.
Gewöhnlich enthält das von der Wurzel aufgesogene Wasser die
Kohlensäure. Sie kommt von den Pflanzenstoffen her, die in
dem Boden verwesen, wobei viele Kohlensäure entsteht. Deswegen
ist ein schwarzer Boden, in dem viele Pflanzentheile vermodern,
in der Regel sehr fruchtbar. Forstleute nehmen daber den Wäl-
dern das im Herbste abfallende Laub, die sogenannte Waldstreu,
nicht hinweg, weil sie das einzige Düngmiltel derselben sind.
Die Wiesenerde, die Damm- oder Moorecde sind solche kohlen-
reiche Bodenarten und daher sehr geeignet, hellen Sand-, Thon-
und Kalkboden zu verbessern (Hdb Ii. S. 71.), die daran arm
sind. Auch werden letztere durch Zumischung von Modererde, wie
sie in hohlen Weiden und Eichen angetroffen wird, sodann durch
Kohlenpulver, welches die Fruchtbarkeit des Bodens außeror-
dentlich erhöht, und endlich durch den Dünger oder Mist, der
eine große Menge verwesender Pflanzenstoffe enthält, welche Koh-
lensäure liefern, wesentlich verbessert. Da übrigens der Kohlen-
stoff nicht das einzige Nahrungsmittel der Pflanzen ist, so kann
man wohl schwarzen und kohligen Boden finden, der doch nicht
so fruchtbar ist, weil ihm andere für das Leben der Pflanzen
erforderliche Stoffe fehlen. Ein solcher unfruchtbarer Boden ist
z. B. die schwarze Heideerde.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
1s3
Durch das von der Wurzel aufgesogene Wasser erhalten die
Pflanzen ihren Bedarf an Wasserstoff und Sauerstoff, den
Bestandtheilen des Wassers. Wie durchaus nothwendig das
Wasser zum Gedeihen der Pflanzen ist, und welche Wohlthaten
in dieser Beziehung Regen, Thau, Flüsse und Bache sind, ist
bekannt. Durch eine geschickte Bewässerung (Berieselung! können
namentlich beim Wiesenbau beinahe Wunder geleistet werden.
Der Stickstoff, den die Pflanzen zwar in geringer Menge,
aber namentlich in den Früchten enthalten, wird nicht aus der
Luft aufgenommen, sondern durch die Wurzel aus dem Boden.
Dieser Stoff kommt hauptsächlich durch den Dünger (Mistjauche)
in den Boden. Bei der Fäulniß thierischer Stoffe entsteht näm-
lich Ammoniak, eine Verbindung von Stickstoff mit Wasserstoff.
Dies ist daher stets im Dünger enthalten und giebt ihm den
unangenehmen Geruch. Das Ammoniak wird von der Wurzel
aufgesogen, und so kommt der Stickstoff in die Pflanze.
Außer den genannten 4 Hauptbestandtheilen der Gewächse
findet man noch andere Stoffe, die als Asche zurückbleiben, wenn
man dieselben verbrennt. Obgleich dies dem Gewichte nach sehr
wenig beträgt — denn es liefern z B 100 Pfd. Eichenholz nur
21/-2 Pfd. Äsche — so ist doch die Anwesenheit dieser minerali-
schen Stoffe für das Leben der Pflanzen so nothwendig wie für
den Menschen das Kochsalz, das er in seinen Speisen genießt.
Die Asche der Pflanzen enthält aber: Kiesel-, Thon-, Kalk-,
Bittererde, sodann Kali und Natron, welche letzteren meist
mit Schwefelsäure und Salzsäure verbunden sind, ferner Phos-
phorsäure, mit Kalk verbunden, und endlich kleine Mengen von
Eisen und Mangan. Diese Stoffe muß nun die Pflanze aus dem
Boden aufnehmen, daher die Beschaffenheit derselben von großer
Wichtigkeit füt den Anbau ist (Hdb. Ii. S. 82.)
§ 70. _
Die natürliche Eintheilung der Pflanzen.
Das ganze Pflanzenreich ist als die Zerlegung einer voll-
kommenen Pflanze, etwa eines Apfelbaumes, zu betrachten, und
die einzelnen Pflanzen als die allmälige und selbständige Ent-
wickelung dieser Theile. Daher muß cs eben so viele Pflanzen-
klassen als Theile geben, nämlich Zellenpflanzen, Aderpflanzen,
Drosselpflanzen, Rindenpflanzen rc. Es fragt sich nun, ob das
Pflanzenreich diesen Abtheilungen entspricht.
Entfernen wir von einem Samenkorne, z. B. einer Erbse
oder Bohne, die umhüllende Haut. so zeigen sich 2 mit ihren
ebenen Flächen genau an einander liegende, halbkugelige Körper,
die Samenlappen. Sie sind die ersten Blaktgebilde des jungen
Gewächses, und Pflanzen, deren Samen zwei solcher Samen-
124
lappen in sich schließt, werden zweisamentappjge Pflanzen
oder Blattkeimer genannt. Bei ihnen tritt eine vollkommene
Trennung in Wurzel, Stengel und Laub hervor, und sie sind
mithin die Darstellung der Werkzeuge — Werkzeugpflanzen.
Sie scheiden sich sogleich wieder in 3 große Haufen, nämlich
1. Kelchblümler, deren Blüthenhülle als Kelch betrachtet
wird, weil sie (mit Ausnahme der Apfel-, Birn-, Pflaumen-,
Kicschbäume rc.) grün und weniger zart gebildet ist, als Blu-
, menkronen zu sein pflegen. Ihr Vorzug besteht nicht etwa in
dem Mangel oder der Verkümmerung der Blume, sondern in
der Anwesenheit der Frucht sim engern Sinne): es sind Frucht-
pflanzen, wie die Apfelbäume, Nußbäume, Rüstern rc
2. Blätterblümler — mit mehrblatriger Blumenkrone,
wie die Malven, Nelken, Ranunkeln rc. — Blüthen pflanzen.
3. Röhrenbliimler —mit einer einblättrigen Blumenkrone,
wie die Weiden, Kartoffeln, Taubnesseln rc. — Stockpflanzen.
Bei den Samenkörnern der Gräser, namentlich in den Ge-
treidekö'rnern, findet man nur eine grünlichgelbe, ebencrhabene
Schuppe, auf der ein kleiner, kegelförmiger, aus verschiedenen,
sehr kleinen, auf einander paffenden Scheiden (den künftigen
Blättern) zusammengesetzter Körper liegt. Jene Schuppe ist der
einzige, bei den Gräsern vorhandene Samenlappen. Der kegel-
förmige Körper ist der künftige Stamm, eine Art Scheide am
untersten Ende des Samenlappens die Anlage zur Wurzel. Eben
so ist der Samen der Zwiebelgewächse, der Knabenkräuter rc.
beschaffen Diese Pflanzen heißen daher einsamenlappige oder
Spitzkeimer. Sie haben Blüthen, in welchen der Kelch kaum
von der Blüthe geschieden ist, nur Scheiden statt selbständiger
Blätter, daher einen Stock, in welchem Wurzel, Stengel und
Laub nur in' einander geschachtelt sind, so daß der Längsschnitt
keinen bedeutenden Unterschied giebt. Es sind die Holzpflanzen
(Palmen, Pfeffer, Spargel rc), Bastpflanzen (Lilien, Zwie-
beln, Knabenkräuter rc) und Rindenpflanzen (eigeml. Gräser,
Riedgräser, Simsen rc.)
Endlich giebt es noch Pflanzen, an denen sich zu keiner Zeit
ihres Lebens eine Blüthe wahrnehmen läßt; man nennt sie daher
geheimblüthige Pflanzen, wie die Farrenkräuter, Moche und
Pilze. Da ihre Anfänge keinen Keim, also auch keinen Samen-
lappen in sich tragen, so werden diese Pflanzen samenlappenlofe
oder Nacktkeimer genannt. Sie sind nicht nur ohne Blüthen,
sondern auch ohne einen vollkommenen Stock (Wurzel, Stengel
und Laub sind nicht gehörig gesondert), ohne Scheiden (Rinde,
Bast, Holz) und besteben also nur aus Drosseln, Adern und
Zellen, tragen statt der Blüthe bloß nackte Samen und sind mit-
hin im eigentlichsten Sinne nichts weiter als Pflanzengewebe —
Markpflanzen, die sich in Drosselpflanzen (Farrenkräuter,
Bärlapp, Schachtelhalm rc.), A derpflanzen (Laubmoose, Flechten,
Algen rc.) und Zellenpflanzen (Pilze, Viste, Brand rc) theilen.
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
1s6
Bald bemerkte er in der 12., sehr angefüllten Mappe viele
Blumen, die durch den besonderen, übereinstimmenden Bau ihrer
Blüthe sich auszeichneten, fand bei genauerer Untersuchung, daß
sie durch kelchständige Staubfäden von den übrigen, deren Staub-
fäden fruchtbodenständig waren, sich unterschieden, behielt deshalb
nur die ersten in der „Zwanzigmännige" überschriebenen Mappe
zurück und vereinigte die übrigen in einer neuen Mappe, der er
die Aufschrift „Vielmännige" gab.
Nun durchging er seine Mappen der Reihe nach, um Ge-
legenheit zu neuem Sondern aufzusuchen. Schon in der vierten
Mappe fand er viele Pflanzen, die sich von den übrigen hier
vereinigten durch Rachenblumen und dadurch unterschieden, daß
ihre -1 Staubfäden nur paarweise von gleicher Länge waren. Er
vereinigte sie in einer 14. Mappe mit der Aufschrift: „Zweimäch-
tige" (2 lange und 2 kurze Staubfäden).
In der 0. Mappe fand er die durch Kreuzblüthen und 4
gleich lange größere, dann 2 gleich lange kleinere Staubfäden
einander ähnlichen Pflanzen zahlreich genug, um sie in einer 15.
„Niermächtige" überschriebenen Mappe unterzubringen.
Gelegentlich mochte der besondere Bau der Malvenblüthe,
bei welcher die zahlreichen Staubgefäße mit den Fäden zu einem
den Stenpel umschließenden Cylinder verwachsen sind, während
die Kölbchen frei bleiben, seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen
haben. Ec vereinigte die Blumen mit so eingerichteten Staub,
fäden unter dem Namen „Einbündner" in einer 16. Mappe.
In der 6. und 8. Mappe fand er Pflanzen, deren Blumen
viele Uebereinstimmung und deren Staubgefäße sich mit den Fäden
in 2 Bündel verwachsen zeigten, was er bei den andern Blumen
nicht bemerkte. Zu ihnen nahm er aus der 10. Mappe die ihnen
in der Blürhenform ähnlichen Schmetterlingsblümler, deren Staub-
fäden alle (Ginster, Besenpfriemen, Hauhechel) oder alle bis
auf einen Wicke, Erbse, Bohne) in eine den Stempel umge-
bende Haut verwachsen sind. Diese vereinigte er in einer 17.
Mappe und nannte sie „Zweibündner."
In der 18. Mappe sielen ihm durch übereinstimmenden Blü-
thenbau diejenigen Pflanzen auf, welche in dem eigenthümlichen
Merkmale zusammentreffen, daß die Staubfäden an ihrem Grunde
gruppenweise verwachsen und so in strahlige Bündel geordnet
sind (Hartheu). Sie kamen in die 18. Mappe mit der Bezeich-
nung „Vielbündner."
In der 5. Mappe fand er eine große Anzahl von Pflanzen,
deren einzelne Blüthchen gruppenweise auf einem gemeinschaftli-
chen Fruchtboden standen und von einem gemeinschaftlichen Kelche
sblüthenkorbe) umgeben waren. Er untersuchte sie genauer und
entdeckte, daß bei allen die 5 der Kronenröhre entspringenden
Staubfäden bis an die Kölbchen frei, daß aber die Kölbchen
selbst zu einer den Griffel umgebenden Röhre verwachsen waren.
i 29
§. 79.
2. Ordnung. Steinfruchttragende Däume.
1. Der Wallnußbaum, 40 bis 60' hoch, mit einer dichten,
sehr ausgebreiteten Krone geziert, wächst in Persiens Wäldern
wild, kam aber schon in den ältesten Zeiten nach Europa, wo
ihm leider die Winterfröste leicht schaden. Der Stamm ist bis
zur Krone 8 bis 12, selten 20'hoch, hat weißliche Rinde, bräun-
liches Holz und mit Mark gefüllte Zweige. In 40 Jahren wird
er etwa 1' dick, mit der Zeit aber 3 bis 5' und gewöhnlich hohl.
Seine Blätter sind fußlang, mit länglichen, etwas zugespitzten,
fast ganzrandigen Blättchen unpaarig gefiedert. Die Blüthen sind
getrennten Geschlechts und entweder in hängende, walzenförmige,
bis 4" lange Kätzchen gesammelt (männliche), oder an den Spitzen
diesjähriger Triebe vereinzelt erscheinend (weibliche). Die Früchte,
welche mit Unrecht Nüsse genannt werden (dieser Name kommt
nur den haselnußartigen Früchten zu), sind grüne, kahle, eiför-
mig-kugelige, mit einer Längsfurche bezeichnete Steinfrüchte.
Die Blätter und die Leifeln (Pulsen oder grünen Schalen) riechen
stark gewürzhaft, schmecken bitter und herbe und werden zum
Braun- und Schwarzfärben gebraucht, auch gegen Ausschläge
und Geschwüre, zur Stärkung des Darmkanals rc. Der Bast
ist besonders scharf und wirkt abführend. Das Holz eignet sich
zu Tischler- und Drechslerarbeiten. Die Nüsse werden frisch
zum Nachtische gegessen und gehören nebst den Aepfeln zu den
Weihnachtsfreuden der Kinder. Die unreifen Nüsse, wenn sie
noch so weich sind, daß man sie mit einer Nadel durchstechen
kann, macht man mit Zucker ein und ißt sie als Leckerbissen.
Den Hauptnutzen gewährt das kalt aus den Nüssen gepreßte Oek,
welches an Speisen, gegen Würmer und Flechten und in der
Malerei gebraucht wird.
2. Der Pflaumenbaum mit seinen weißen Blüthen stammt
aus dem Orient und ist jetzt einer der gemeinsten Obstbäume,
dessen Früchte (Zwetschen) roh, gekocht, geschmort, gebacken, ein-
gemacht und als Muß gegessen werden. Das rothbraune Holz
dient zu feinen Tischlerarbeiten.
3. Der Kirfchbaum (Hdb. I. §. 24 und §. 47. Kdrfr. I.
Nr. 56. und 118.) wuchs ursprünglich bei Cerasunt am schwarzen
Meere. Die Kirschen werden theils roh, theils auf verschiedene
Art zubereitet genossen, und das gelbröthliche Holz benutzen
Drechsler und Tischler. — Zu derselben Gattung gehört auch die
Trauben- und die Vogelkirsche, sowie der Schlehenstrauch
mit weißen, blutceinigenden Blüthen, blauschwarzen, zusammen-
ziehenden Beeren und brauchbarem Holze.
4. Der Pfiisichbaum (Hdb. 1. tz. 10. Kdrfr. I. Nr. 23.)
ist ursprünglich in Persien zu Hause. Die beiden folgenden ge-
hören zu derselben Gattung.
Pechner, Handb. 3. Theil,
9
130
5. Der Aprikosenbaum stammt auch aus Asten und wird
seiner schönen saftigen Früchte wegen bei uns in Gärten gezogen.
6. Der Mandelbaum, wi!d in Asien und Afrika, wird be-
sonders in Südeuropa gepflanzt. Die saftlosen Steinfrüchte ent-
halten einen wohlschmeckenden Kern, die Mandel, der zu Oel,
in der Arznei, an Kuchen und verschiedenen andern Speisen be-
nutzt wird. Die bittern Mandeln enthalten, wie die Kerne der
Steinfrüchte überhaupt, Blausäure.
7. Der Oelbaum, ursprünglich in Palästina zu Hause, kam
von da nach Griechenland und wird jetzt in Italien und Nord-
afrika in ganzen Wäldern angepflanzt. Für den Orient und
manche Länder am Mittelmeere, namentlich Griechenland, Ita-
lien, Provence (spr. Prowang's) und Burgund, ist dieser Baum
eine Quelle des Reichthums geworden. Die Oliven werden frisch
und eingemacht gegessen; der Hauptertrag ist jedoch das Oliven-
oder Baumöl. Das feine wird unter dem Namen Provencer-
Oel zu Salat, in südlichen Gegenden statt der Butter an Speisen
genommen. Die Oclbäume werden Jahrhunderte alt, und auf
dem Oelberge bei Jerusalem stehen so ungeheure Bäume, daß
man glaubt, sie rühren noch von Christi Zeiten her. Das Holz
ist gut zum Brennen und zu Tischlerarbeiten, weil es geadert
ist, sich gut Policen läßt und angenehm riecht. Bei den Griechen
war dieser Baum der Pallas geweiht, und dessen Beschädigung
bei großer Strafe verboten. Ein Kranz von Oelzweigen war der
Preis des Siegers bei den olympischen Spielen und eine Aus-
zeichnung des um den Staat verdienten Bürgers. Noch jetzt ist
der Oelzweig das Sinnbild der Freundschaft und des Friedens.
8. Der Taxus oder Eibenbaum ianhang Ix. 27.), vor-
züglich in gebirgigen Gegenden Europa's und Nordamerikas,
mit Nadeln, rothen Früchten und röthlich geflammtem, harten
Holze, aus dem man Löffel, Gabeln, Körbchen, Kästchen rc.
schnitzt, hat giftigen Saft in Rinde und Blättern; das
süßliche Fleisch der Früchte aber wird ohne Schaden von
den Kindern gegessen. — Ihm ähnlich sind die Cypresfe,
welche man ihres traurigen Ansehens wegen auf Grabstätten pflanzt,
und der Sadebaum, welcher heftig bluttreibend wirkt und daher
mit Vorsicht gebraucht werden muß
9. Der Lorbeerbaum am Mittelmeere, bei uns in Ge-
wächshäusern, hat wohlriechende Blätter, die als Gewürz dienen.
Das Oel von den Früchten wird in der Arznei gebraucht.
10. Der Zimmetbaum in Ost- und Westindien hat eine
wohlriechende, gewürzige Rinde, die von dünnen Zweigen abge-
schält wird und als Gewürz und Arznei dient.
11. Der Kampherbaum, dessen Harz der stark riechende,
in der Arznei gebrauchte Kampher ist, wächst in China und Japan.
12. Die Quassia oder der Bitterholzbaum in Westin-
dien, unserer Esche ähnlich, liefert ein bitteres Holz, das in der
Arznei gebraucht wird.
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Südeuropa Palästina Griechenland Italien Griechenland Burgund Jerusalem Europa's Nordamerikas Westindien China Japan Westin-
131
13. Der Muskatennußbaum in Ostindien, auf den Mo-
lucken, Jsle de France, Bourbon, in Westindien rc., ist dem
Birnbaum ähnlich. Die Steinfrucht hat ungenießbares Fleisch,
um den Stein ein faseriges Gewebe (die sogenannte Muskaten-
blüthe) und im Steine die Muskatennuß, welche als Gewürz und
Arznei dient.
14. Der Terpentinbaum oder die Terebinthe, aus dem
der echte Terpentin fließt, wächst in Südeuropa und Nordafrika.
15. Der Santelbaum, von dem das gelbe Santel- oder
Sandelholz kommt, das die Tischler gebrauchen, wächst in Ostindien.
tz. 80.
3. Ordnung, beerentragende Paume.
1. Der Faulbaum, im nördlichen Europa wachsend, 30
bis 40' hoch, hat eirundlängliche, ganzrandige, rippig geaderte
Blätter, zwitterige, fünfmännige weiße Blüthen und kugelrunde
schwarze Beeren. Das gelbliche, im Alter röthliche Holz ist weich,
auf der Rinde grau getüpfelt und wird vorzugsweise, weil es
seiner Leichtigkeit wegen so gute Kohlen giebt, zur Bereitung des
Schießpulvers angewendet. Rinde und Beeren besitzen purgirende
Kräfte und werden auch zum Färben benutzt. Er gehört nebst
dem Kreuzdorn, dessen Holz man zu Spazierstöcken, Rinde und
Beeren p Färben benutzt, zu der Gattung Wegedorn.
2. Die Myrte, ein Bäumchen mit wohlriechenden Blättern
und heilsamen Beeren, findet sich um das Mittelmeer wild, bei
uns nur in Blumentöpfen. Von der Gewürzmyrte in Ost-
und Westindien kommt das englische Gewürz.
3. Der Zitronenbaum, aus Persien stammend, am Mit-
telmeere häufig angepflanzt, wird bei uns in Gewächshäusern
(Orangerien) gezogen. Die längliche Frucht hat eine dicke, gelbe,
gewürzhafte Schale, ist 10 bis I2fächrig mit 2 bis 6 Samen.
Der angenehm säuerliche Saft ist sehr erfrischend und wird an
viele Speisen und Getränke gethan, besonders an die Limonade
lvon den Limonien, einer Abart der Zitronen) und den Punsch.
Die Schale ist krampfstillend und befördert die Verdauung; eben
so wirken die Blätter. Die Rinde der Wurzel dient gegen das
Fieber. Die Früchte werden auch mit Zucker eingemacht.
4. Der Pomeranzenbaum wächst ebendaselbst und trägt
rothgelbe Früchte (jährlich an 20,000), die man zu Branntwein,
Cardinal und ijn der Medizin anwendet, so wie auch die Blü-
then und Blätter. Eine Abart, die Apfelsine, hat süßen Saft
und wird gegessen.
5. Der Brotbanm auf den Molucken und in Australien
trägt große, höckerige Früchte, welche bei den dortigen Einwohnern
die Stelle des Brotes und vieler andern Speisen vertreten.
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