280 0. Chr.
46 Das Altertum.
Nur einige wenige Staaten, in denen Semiten unter die Cha-mifett eintraten ^verdienen Erwähnnng. Ein solcher von Semiten bewohnter ^taat unter äthiopischen Völkern ist der Staat Meroe, eine ägyptische Priesterkolonie. Obwohl in steter Verbindung mit dem Mntterlande, war Meroe doch abgeschlossen von den übrigen Völkern, und entwickelte deshalb seine Kultur in so auffallend ähnlicher Weise mit der Kultur der Ägypter, bajj man bis in die neueste Zeit glaubte, Ägypten sei von Meroe aus bevölkert worden. Die Abgeschiedenheit, in welcher dieses Land verblieb, ließ es die vortrefflichen Einrichtungen, welche die Einwanderer^ mit sich brachten, längere Zeit bewahren, und so war dieser ötcmt vielleicht der am besten regierte des Altertums. Er wurde von einem Könige beherrscht, der zwar nach den Gesetzen der Priester regieren mußte, aber nicht von ihnen, sondern vom Volke ans der Zahl derer gewählt wurde, welche als die Würdigsten bezeichnet wurden. Meroe war vorzüglich ein Handelsstaat, und die Zahl der Krieger mag erst gestiegen sein, als die ägyptische Kriegskaste auswanderte, vom Könige von Meroe aufgenommen wurde und Ländereien angewiesen erhielt. Von da an gebot der Köuig über 250 000 Mann Soldaten. Etwa 370 Jahre nach dieser Einwanderung aus Ägypten wurde die ^rie-sterherrschast vom König Ergameues vernichtet und der Staat in ein unumschränktes Königtum verwandelt. Seit dieser Zeit verlor Meroe seine Wichtigkeit: sein Handel hörte auf und es fehlen alle Nachrichten über das Schicksal dieses einst so blühenden Landes.
Anmerkungen.
1. Unter Äthiopien verstanden die Alten ganz Afrika, soweit es südlich von Ägypten und der Libyschen Wüste liegt. Hier wohnten wilde Negerstämme, deren Namen nur aufgeführt zu werden brauchen, um deu Zustand der Roheit zu bezeichnen, in der sie lebten. Es waren die F i s ch e s s e r (Jchthyophägen), die S ch i l d k r ö t e n e s s e r (Cherolophägeu), die W n r z e l e s s e r (Rizophägeu), die S t r a n ß en e s s e r (Stnithophägen), die H en sch recken esse r (Akridophägen) und andere. Auch die Tro-giodytcn (Höhlenbewohner) waren Äthiopier.
2. Der Staat Meroe selbst lag im Mittelnillande und umfaßte einen Teil des heutigen Nubien und Sennaar. Dort bilden die beiden Flüsse Astäböras (Takazze) im Osten und Astäpus (Bahar-el-Abiud, weißer Nil) im Westen eine Insel, wohin die Alten das Goldland verlegten. Von der Hauptstadt Meroe findet man noch Ruinen und bei der Stadt Schendi finden sich noch 45 Pyramiden ganz nach ägyptischer Bauart geformt. Wie Ägypten, so sandte auch Meroe wieder Priesterkolonien aus, besonders in die afrikanischen Oasen, d. i. in die fruchtbaren und bewässerten Flecke der Wüsten, die gleichsam wie eine lachende Insel im Sandmeere liegen und den Karawanen Punkte zum Ausruhen
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Extrahierte Personennamen: Meroe Meroe Meroe
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nubien Astäpus_(Bahar-el-Abiud
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
234 Ii Die Zeit neuer Staatenbildungen.
sich über die verschiedensten Punkte Afrikas auszudehnen bemüht war, beschränkt sich auf Algerien und Sene-gambien; und wenn auch hier immer neue Strecken besetzt, erobert oder in ein Schntzverhältniß gebracht werden, wenn auch der Plan verfolgt wird, diese beiden Gebiete durch Unterwerfung der Saharastämme zu einem kolossalen Reiche zu verbinden, zeigen doch die wiederholten Aufstände der fanatischen Muselmanen, sowohl unter den Arabern und Berbern im Norden, als auch unter den schwarzen Pul, Malinke und Wolof im Süden des Senegal, daß hier noch lange nicht auf einen sicheren Besitz zu rechnen ist.
§ 22. Das vatikanische Concil.
Das geräuschvolle Treiben der Neuzeit, die vielverzweigte, immer regere Thätigkeit auf allen Gebieten menschlichen Wissens und Könnens gibt der großen Masse von Namenchristen leicht den Eindruck, als sei in unsern Tagen der Völker beherrschende Einfluß der Religion, im Abendlande wenigstens, völlig erstorben. Wer tiefer blickt, findet, daß dem nicht so ist: die Religion schwimmt allerdings nicht mehr auf der Oberfläche, im innersten Grunde aber bewegt und beeinflußt sie noch immer die Geschicke nicht blos der Einzelnen, sondern auch der Völker; ihr dienen, ihnen selbst unbewußt, auch diejenigen, welche sich ihrer Religionslosigkeit aufs lauteste rühmen. Niemand hat das wohl besser erkannt als die Gesellschaft Jesu, welche vor 100 Jahren scheinbar erloschen, durch ihre stetige unbeschrieene Wirksamkeit an den Höfen, wie durch die kluge Benützung aller irgend für ihre Zwecke verwendbaren Parteien, in den Stand gesetzt wurde, ihren Grundgedanken, die Alleinherrschaft des Papstthums in einem weiten Kreise der Verwirklichung nahe zu bringen. Schon Gregor Xvi. verordnete 1836, daß alle geistlichen Orden sich der Leitung durch Jesuiten zu unterwerfen haben; unter der Geistlichkeit aller Länder gaben sie nun den Ton an. Doch hatte derselbe Papst erklärt, an der Kirche
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Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 31 Die Mission. 349
Niederländer hatten hier sich angesiedelt, aber die gelben Hottentotten oder Namastänune des Kaplandes entweder geknechtet oder verdrängt. Unter ihnen zu missioniren wurde erst 1792 der Brüdergemeinde gestattet; die englische Eroberung und Einwanderung aber s. 1806 öffnete das Land weit für die Glaubensboten, die sich nun in dem menschenarmen Lande zahlreicher einfanden als sonst irgendwo. Durch ihre unablässige Fürsprache wurden 1828 den Farbigen gleiche Rechte mit den Weißen zuerkannt. Getränkt durch diesen Wechsel wanderten viele der holländischen Bauern (boers) nach Norden aus und gründeten dort zwei Republiken, in welchen das Loos der Farbigen zwar ein gedrücktes blieb, die Mission aber doch stete Fortschritte machte. Im wasserreichen Osten wohnt das geisteskräftige, stolze Volk der Kasir (oder Bantu) Stämme, das sich nur langsam dem Joche Christi unterwirft; es machte erst durch drei Kriege (1835, 46, 51) den Engländern viel zu schaffen und mußte gebrochen werden, ehe es seine Zeit erkannte. Gegen die Mitte hin sind es Betschuanen von fügsamerer Naturart, die durch Moffat u. a. aus ihrer Wildheit gerissen, nun zu Tausenden der Kirche zufallen. Im dürren Westen haben deutsche Missionare die herumstreifenden Namaqna durch treues Ausharren dem Evaugelium unterworfen. Ueberau aber drängt das Wort weit über die Grenzen der Kolonien hinaus und strebt dem Innern zu, das Missionare wie Liviugstone zuerst durchwandert und erforscht haben. Eine ceutralafrikauische Mission, die von Anglikanern 1861 im Zambesithal gegründet wurde, erlag den verheerenden Folge» des Sklaveusaugs, welcher von den Portugiesen in Mosambik noch immer betrieben wird; sie siedelte 1864 nach Sansibar über und hat, wie die andern ostafrikanischen Missionen, erst 1873 (S. 233) einen neuen Aulauf genommen, indem an den großen Seen Missionskolonien gegründet werden, gleichsam Denkmäler des unvergeßlichen Liviugstone. So haben sich 1875 am Njassa Schotten niedergelassen, die den See mit einem
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Geschichte der ltesten Völker und Staaten. 7
Die Baudenkmler befinden sich theils unter, theils der der Erde, und die letzteren sind entweder aus Felsen gehauen oder frei aus Stein aufgebaut. (Pagoden.) Zu den unterirdischen Bauten gehren die mchtigen, zu religisen Feiern bestimmten Grotten, in denen man sich vor den heien Sonnenstrahlen oder vor Regengssen zu schtzen suchte. Sie finden sich besonders auf den Inseln Salsette und Elephante (im Meerbusen von Bombay), vorzglich aber weiter stlich bei Ellora (etwa in der Mitte des westlichen Theils der Halb-insel). Alle diese Bauwerke zeugen von der Macht der Priester,
welche Tausende von Hnden zu ihren Diensten zwangen, und flen mehr durch ihre Massenhaftigkeit Staunen, als durch Schnheit und Ebenmigkeit der Formen Bewunderung ein.
Ueberhaupt geben alle diese Denkmler einer uralten hohen Charakter Cultur, die der Literatur wie die der Baukunst, das Bild eines Volks, e das, mit den edelsten Anlagen ausgestattet, zwar frh zu einer hohen Stufe der Bildung gelangte, dann aber auf derselben stehen blieb und eine Beute geistiger und sittlicher Erstarrung wurde.
. 4. Die a6ij[oniec uiut Iffijrier. Minus und Semicamis.
Nimrod, ein gewaltiger Jger, grndete an der Spitze von Nimrod. Chaldern um 2000 v. Chr. in der Ebene Sinear zwischen Euphrat babylonischen und Tigris die Stadt Babel (Babylon)*) und legte dadurch den Reichs, Grund zum babylonischen Reiche. Die chaldischen Könige Baby-loniens suchten ihren Ruhm in groen Bauten, indem sie sowohl gewaltige Tempel und Palste errichteten, als auch Wasserbauten ausfhrten, die theils zur Bewsserung des Landes, theils zur Fr-derung der Schiffahrt, besonders zur Verbindung der beiden Haupt-strme, des Euphrat und Tigris, dienten. Auf die Herrschaft der chaldischen Könige folgte (um 1500) eine arabische (bis nach 1300),
worauf das durch Handel und Kunst blhende Reich von den Assy-
gewann. Ein anderes Heldengedicht, der Mahabharata, schildert den Hader zweier alten, nahe verwandten Knigsgeschlechter, ihren groen Krieg mit einander und ihren schrecklichen Untergang. Das Gedicht selbst behauptet von sich, alle Erzhlungen der Vorwelt in sich zu fassen und der alle Verhltnisse des gegenwrtigen und zu-knftigen Lebens zu belehren. Unter den Dramen ist die Sa kun-tala des Dichters Kalidasa das vollkommenste.
*) Der Thurmbau zu Babel, welcher die Bauenden an die Gegend fesseln sollte, wurde Veranlassung zur Trennung. Der Stamm Assur zog stlich und grndete Assyrien.
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Geschichte der ltesten Völker und Staaten. 17
allzu kurzes Leben, aber Grabmler fr eine undenklich lange Zeit; darum mssen diese fester, grer und schner sein." War ein Aegypter gestorben, so wurde die Leiche sorglich einbalsamiert, d. h. man nahm die inneren, leicht verweslichen Theile aus dem Krper, wusch die entstandenen Hhlen mit Wein und fllte sie mit persischem Erdharze, Mum (daher Mumien) und Specereien an, legte den Leichnam dann eine Zeit lang in Salz und umwickelte ihn von oben bis unten ganz mit feinen Binden, auf denen Hieroglyphen angebracht waren. Ueber das Gesicht wurde Gyps gestrichen und auf diesem das Antlitz des Todten mit Farben abgemalt. Dann stellte man die Leiche sammt dem verzierten Sarge, in welchen man u. A. eine Gebete enthaltende Papyrusrolle, das sogenannte Todtenbuch, legte, in einem unterirdischen Gemache auf, welches bei jeder Stadt sich befand. Bei dem hundertthorigen, stark bevlkerten Theben entstand allmhlich unter der Erde eine 2 Stunden lange Todtenstadt, in welcher noch jetzt erhaltene Mumien mit ihren Leibern, Kleidern, Waffen und Gertschaften Kunde geben von einer lngst ent-schwundenen Zeit. Solche unterirdische Begrbniskammern hieen bei den Griechen Katakomben. Der abgeschiedenen Seele war nach dem Glauben der Aegypter folgendes Schicksal bereitet: Sie zieht mit der untergehenden Sonne in die Unterwelt und tritt vor Osiris, den Richter der Todten. Dieser sitzt auf erhabenem Thron, um-geben von 42 Richtern, neben ihm der Schreiber Thoth mit der Feder in der Hand. Nachdem die Seele geschworen, da sie sich keiner Todsnde schuldig wisse, wird das Herz des Todten gewogen gegen die Strauenfeder als Symbol der Gerechtigkeit und Wahr-heit, und der Schreiber zeichnet das Ergebnis auf. Diejenigen, welche das Gericht wohl bestanden haben, werden in die Gefilde der Sonne, in die Flur von Aanro, zu den anderen Seligen geleitet, wo sie zum gttlichen Ursprung zurckgekehrt, ja selbst zu Gttern geworden, in Frieden und Ueberflu den Lohn ihres frommen Wan-dels finden. Ueber das Loos der zu leicht befundenen Seelen geben uns die Denkmale bis jetzt noch nicht den erwnschten Aufschlu.
Die Religion der Aegypter hat wenig hnlichkeit mit der der Inder. Auch bei ihnen ist die Vorstellung von einem Gotte ganz und gar zurckgetreten. Sie verehren hauptschlich die Sonne, die, verschieden aufgefat, in verschiedene Farben (grn, roth, blau) gekleidet gedacht wurde, verschiedene Namen trug und demnach in Memphis Ptah, in Theben Antun, im brigen Aegypten Ra hie.
Eine ganz besondere Form der Sonnenverehrung war der
Casstan's Geschichte. I. 5. Aufl. 2
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Geschichte der ltesten Völker und Staaten.
13
beginnt das Wasser in Folge der tropischen Regengsse im mittleren Afrika zu wachsen, nnrd hher und hher und berschwemmt im August ganz Aegypten, so da man mit Khnen umherfhrt und Städte und Drfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen. Diese Ueberschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu. So-Fruchtbarkeit bald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der dur^den^ schwarze Schlammboden ohne weitere Bearbeitung beset. Der Same Nil. geht rasch auf, und während wir in Europa Schnee und Eis haben,
reift in Aegypten die ppigste Saat heran und kann schon Anfangs Mrz eingeerntet sein. Nun naht allmhlich eine Alles austrocknende Hitze; der Boden berzieht sich mit dickem Staube, das Laub der Bume verdorret, und Alles erwartet mit Sehnsucht die Zeit, wann die Wasser Erlsung von den Qualen des Staubes, der Augenkrank-heiten und der Hitze bringen. Bleiben die Ueberschwemmungen aus,
oder steigt der Nil nicht hoch genug, so kommt Aegypten in groe Gefahr. Darum lie in ganz frher Zeit der König Amenemha <Mris) einen See graben, welcher aus dem 130 Fu hher liegenden Nil gefllt wurde. Er hatte den doppelten Zweck, in Zeiten der Not eine Vorratskammer von Wasser zu sein und die anliegende trockene Landschaft zu bewssern, die noch jetzt die fruchtbarste von ganz Aegypten ist. Durch zahlreiche Canle, von denen der grte, Canle und der Josephscanal, dem Nil entlang luft, durch Schleusen und <Seen' Schpfmaschinen suchte man den fruchtbaren Nilschlamm nach allen Richtungen hin auszubreiten und verwandelte dadurch das sandige Nilthal in die fruchtbarste Landschaft, die gesegnete Kornkammer des Altertums. Unterhalb Memphis erweitert sich das Thal bedeutend,
und die Bergketten treten weiter von einander. Hier bildet der Nil,
der sich im Altertum in sieben Mndungen in's Meer ergo, durch seine beiden uersten Arme das Deltaland (so genannt von der hnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben Delta), das die Griechen,
weil es aus Anschwemmungen des Nil entstanden, ein Geschenk des Nil nannten.
Wie durch seine Fruchtbarkeit, so war Aegypten auch durch seine Aegyptens Kunstbauten weltberhmt, und noch jetzt staunen wir die Pracht und Gre derselben an. Die gyptische Baukunst hat einen ungemein glyphen. krftigen, festen und ernsten Charakter und stand mit der Religion Sphinx".' in enger Verbindung. Als spter die Aegypter die griechische Kunst kennen lernten, fanden sie sich doch nicht bewogen, von ihrem alten Baustile abzugehen. Ihre Bauwerke erregen durch das Ungeheure ihrer Verhltnisse, durch die Gre der mechanischen Arbeit, durch
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Extrahierte Personennamen: August Amenemha
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Canle Memphis
116
Der Westrand von Hoch-Afrika. §. 36.
Nachbarn schützt, vielleicht Jahrtausende hindurch im Besitz seiner Heimat
und seiner Unabhängigkeit behauptet. Allein durch politische und religiöse
Parteiungen ward später den äthiopischen Gallas und mohamedani-
schen Nachbarvölkern das Eindringen erleichtert. Außer den im 16. und
17. Jahrhunderte entstandenen kleinen Gallastaaten haben sich aus dem
alten abessinischen Reiche acht größere selbständige Reiche gebildet. Die
drei mächtigsten derselben sind: im O. Tigre an den Quellen des
Tacazze (Nebenfluß des Nils), tm W. Gondar mit der gleichnamigen
Hauptstadt (in der Nähe des Tana- oder Tzana-Sees), im S. S ch o a,
das südlichste der abessinischen Reiche und zugleich das mächtigste (Iv-
Mill. christliche, mohamedanische und heidnische Einw.).
Den nördlichen und West lich e n A b fa ll des abessinischen Alpenlandes
bildet eine durch weitläufige Sümpfe ungesunde und undurchdringliche Waldregion
(ähnlich der bengalischen >, wo das verachtete Negervolk der wilden (heidnischen)
Schau galla unter Bäumen, deren Zweige sie mit Thierfellen behängen, und
zur Regenzeit in Höhlen wohnt (weshalb sie auch Troglodyten genannt werden),
im ewigen Kampfe theils mit den wilden Thieren, theils mit ihren bittersten
Todfeinden, den Abessiniern, sowie mit den Araberstämmen begriffen.
b. Auf der Nordwestseite bildet Hoch-Sudan eiuen ähn-
licheu Vorspruug von Hoch-Afrika, wie Habesch auf der Nordost-
seite. Dieses halbkreisförmige Quell-Land des Rio graude, Gam-
bia, Senegal und Niger wird bewohnt von den gesitteten Neger-
stämmen der Fuhlas oder Fel lata und der Maudingo, welche
sich durch die Auuahme europäischer Civilisatiou vor allen übrigen
Stämmen Afrikas auszeichneu. Sie bekennen sich zum Islam und
haben geordnete Staatseiurichtungeu.
4. Der W e st rand von Hoch-Afrika, obwohl er seit drei
Jahrhunderten von den Europäern regelmäßig wegen des Scla-
venhandcls besucht wird, ist dennoch in seiner südlichen Hälfte (von
den Grenzen der Cap-Colouie bis zum Cap Negro unter dem 16.°
südl. Br.) wenig bekannt. Nördlich vom Cap Negro bis zum
Aequator folgt Süd- oder Nieder-Guinea mit portugiesischen
Besitzungen in Benguela und Angola, die seit dem Verluste
Brasiliens, welches von hier seinen Sclavenbedarf bezog, keine be-
sondere Wichtigkeit mehr für Portugal haben. Jenseits des Aequa-
tors erhebt sich am innersten Guiueabusen die Küstenterrasse von
Biafara, dann nimmt die Küste, statt der nördlichen, plötzlich eine
westliche Richtnng an, und westlich vom Niger, im S. von Hoch-
Sudan und am Fuße des Konggcbirges, liegt der Küstenstrich von
Nord- oder Ober-Guinea, wo nach den Hauptgegenständen
der Ausfuhr die Sklaven-, Gold-, Zahn- oder Elfenbein-
und Pfeffer-Küste unterschieden wird. Die Goldküste ist vor-
zugsweise von europäischen, namentlich englischen, Niederlassungen
bedeckt. Auch besitzen die Niederländer und Franzosen einige Forts
an dieser Küste. Auf der Pfeffcrküste ist die durch eine nordame-
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Aegypten.
35
Bevölkerung ganz zu vernichten im Stande waren, welcher ein deutscher
Missionär, Knoblecher, das Christenthum mit dessen Segnungen zu
bringen unternommen hat.
Es ist, wie oben gesagt wurde, nicht erwiesen, ob von Meroö, dem
Priesterstaate, Kolonieen nach Aegypten hinabzogen und bis zu den
Nilmündungen vordrangen, oder ob umgekehrt Meroö von Aegypten
aus die Gründer seiner Ordnung erhielt, denn die Aufzeichnungen der
ägyptischen Priester sind nicht auf uns gekommen und die Hieroglyphen
ihrer Tempel sind noch nicht so weit enträthselt, daß die langen Reihen
von Pharaoneunamen uns zu sicheren Hallpunkten dienen könnten. Jeden-
falls war mehr als 2000 Jahre vor Christus Aegypten schon ein stark
bewohntes Land mit großen Städten, von denen Theben (Ammunei
— Ammonsstadt bei den Aegyptern; Tapi — Stadt, daher Theben) und
Memphis fdie Stadt des Menes) die bedeutendsten und die Residenzen
von Königen waren, die große Bauwerke aufführten. Nach dem Jahre 2000,
zwischen 1800 und 1600, herrschten, wenigstens über Unterägypten, die
Hyksos (d. h. Hirtenkönige) ohne Zweifel arabische Stämme, welche über
die Landenge eingedrungen waren. Von den Pharaonen zu Theben,
Misphramuthosis und Thutmosis, wurden die Eindringlinge vertrieben,
und Aegypten rühmte sich einer siebenhundertjährigen Periode der Macht
und des Glanzes. In dieser Zeit wurden die meisten Monumente in
und um Theben anfgeführt, welche schon Griechen und Römer bewunderten.
An den Säulen und Wänden derselben erscheinen die Namen: Misphra-
muthosis (Amenophis I.), Thutmosis, Amenophis H., der den Palast von
Luror baute (Memnon bei den Griechen), Thutmosis Ii., Ramesses I,
sein Bruder Ramesses H., der Erbauer des Riesenpalaftes zu Medinat
Abu, Amenophis Iii., Ramesses Ui. und Ramesses Iv., lauter Pharaonen-
namen , welche auch in dem Pharaonenverzeichnisse des ägyptischen Prie-
sters Manetho, das uns in dem Chroniken des Eusebius erhalten blieb,
aufgeführt werden. Der berühmteste von allen ist Ramesses Iii., um 1350
v. Chr., Sesoftris bei den Griechen, dessen Namen zugleich die meisten
Denkmäler tragen. Er befreite Aegypten vollends von den Einfällen der
Araber, indem er diese unterwarf, machte sich Aethiopien tributpflichtig,
unternahm einen Seezug nach Indien und drang zu Lande bis an den
Euphrat vor. Durch seine Kriegsgefangenen, deren er eine große Menge
hatte, ließ er Städte, Tempel, Paläste, Kanäle u. s. w. erbauen; er
zog auch eine Mauer von Heliopolis (On) an dem westlichen Nilarme
bis Pelusium, um das Nilland gegen die Heere der asiatischen Ero-
berer zu schützen. Aegypten theilte er in neun Statthaltereien, welche
die geregelten Steuern erhoben; das Volk selbst schied er in Kasten; er
that mit einem Worte alles Große und in den Augen der Priester
Lobenswerthe. Wie viel ihm wirklich angehört, ist nicht entschieden,
3*
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Extrahierte Personennamen: Meroö Christus Thutmosis Amenophis_I. Amenophis_I. Thutmosis Amenophis_H. Amenophis Memnon Thutmosis Ramesses_H. Abu Amenophis_Iii Amenophis Iv.
92 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
dem sie fremder Herrschaft unterthan geworden. Sie vereinigten sich
zwar nie zu einem großen Bundesstaate, dazu waren sie zu leidenschaft-
lich, zu stolz auf die Selbständigkeit in ihren Städten; wir haben aber
auch nicht ein Beispiel, daß eine griechische Stadt sich ihres Hellenen-
thums entäußerte und eine persische, ägyptische, gallische u. s. w. Stadt
wurde, sede blieb ihrer Nationalität getreu. Die Griechen vergaßen
ihres gemeinschaftlichen Ursprunges nie und ebenso wenig des gemein-
schaftlichen Erbtheiles, der Muttersprache; stolz nannten sie jeden Nicht-
griechen einen „Barbaren", selbst wenn sie ihm Kunst und Wissenschaft
nicht absprechen konnten, und die fremden Sprachen barbarische. Die
Sprache war also das Band, das alle umschlang, an der sie sich als
Glieder einer und derselben Nation erkannten. Eine Griechenwelt stand
einer Barbarenwelt gegenüber.
Die Götter und deren Feste.
Sie verehrten ferner gemeinschaftliche Götter, welchen sie Feste feier-
ten, von denen keine Stadt ausgeschlossen war; so wurden dem Apollo
die pythischen, die isthmischen dem Poseidon, dem Zeus die nemeischen und
olympischen gefeiert. Die letzteren hatten unter allen die höchste Bedeu-
tung ; ihre Einsetzung wurde dem Herakles zugeschrieben, die Erneuerung
dem Etter Iphitus und dem spartanischen Gesetzgeber Lykurgus. Sie
wurden alle vier Jahre zur Zeit der Sommersonnenwende begangen und
seit dem 28. Feste, als 776 v. Ehr. der Etter Koröbus im einfachen
Wettlaufe gesiegt hatte, begann man die Sieger im einfachen Wettlaufe
aufzuzeichnen und richtete von da die Zeitrechnung nach Olympiaden
ein, so daß dieses Fest auch eine nationale Zeitrechnung schuf. Olympia
selbst war ein Dorf in Elis am Flusse Alpheus, mit einem dem Zeus
geweihten Tempel; die Etter wurden als ein priesterliches Volk ange-
sehen, bestimmt, unbefehdet dem Dienste des Zeus und der gemeinschaft-
lichen Götter zu leben. Während der Festfeier sollte Schwert und
Speer ruhen und ein Gottesfriede die Stämme der Griechen in Olympia
vereinen. Da trafen sie sich friedlich an dem Altare des Zeus, die
Griechen des Mutterlandes, der herrlichen Hellas; dahin kamen die
Griechen aus den vielen Töchterstädten, aus Thrakien und Makedonien,
vom Hellespont und Pontus, aus Asien, Afrika, Sicilien und Italien;
da sahen die Griechen die Größe ihres Namens und erkannten sich als
ein Volk. Opfer und Chorgesänge und Prozessionen waren der An-
fang der Feier; des Festes Glanzzeit aber bildeten die Wettkämpfe:
Wagen fuhren zum Ziele, Jünglinge rannten um den Preis, andere
rangen, noch andere erprobten die Kraft der Faust. Der Siegespreis
bestand nur aus einem Kranze von Oelzweigen, höherer Preis war der
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zu steuern, dem Volke neue Bundesgenossen zu erwerben und zugleich die alten, die da und dort Neigung zum Abfall zeigten, durch strenges und energisches Einschreiten im Gehorsam zu erhalten. Zu gleicher Zeit erweiterte er die Volksfreiheit durch Beschrnkung der Befugnisse des Areopag, und suchte Athen durch verstndige Frderung der knstlerischen und Wissenschaft-lichen Bestrebungen, durch groartige Bauten (456 die langen Mauern" zwischen Athen und Pirns, 438 der groe Athenetempelauf der Burg vollendet)zugleich zu krftigen und zu schmcken. Seine Vaterstadt sollte, die Spar-taner berflgelnd, die Hauptstadt des unter ihrer Leitung ge-einigten Griechenlands werden.
2) Kunst und Dichtung jener Zeit.
Aus dieser Zeit stammen, zum Theil unter Perikles un-mittelbarer Anregung entstanden, die grten Meisterwerke der Baukunst und der Bildhauerkunst. Der erste der vielen damals lebenden Knstler war Phidias, mit welchem Perikles in freundschaftlichem Verkehr stand. Phidias leitete die Arbeiten am Parthenon, schuf das Standbild der Pallas Athene fr den innersten Raum dieses Tempels, auer vielen andern auch das Ko lossalstandbild des Zeus zu Olym-pia: die Ruine des Parthenon (Athenetempel) steht noch, und ansehnliche Reste der Bildwerke, mit denen Phidias es ge-schmckt, befinden sich jetzt im britischen Museum zu London. Auch auf dem Boden der Dichtung reifte in dieser Zeit eine neue Frucht, das Drama. Es entwickelte sich aus den Chor-liebem, welche beim Feste des Weingottes seit alter Zeit zum Tanze gesungen wrben: aus dem Chorlieb wrbe Wechsel-gesang, Gesprch und Hanbluug: trotz Solons Groll (nun werben wir den Scherz balb in den Vertrgen haben") bricht die Neuerung sich Bahn, und Thespis, der sie eingefhrt, sand in den attischen Drfern vielen Beifall. Die kunstlieben-ben Pisistratiben begnstigten diese neue Dichtungsart: sie machte weitere Fortschritte, und im I. 500 v. Chr. wurde das
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