36
Aus der Länderkunde der Erdteile.
Afrika besitzt unter allen Erdteilen die geringste Glie-
dernng. Die einförmige Küste zeigt weder tiefe Meereseinschnitte noch weit
ins Meer hinaustretende Halbinseln. Anch an Inseln ist der Erdteil arm.
Der größte Busen ist der Meerbusen von Guinea (ginka) im W.
Afrikas, die größte Insel Madagaskar.
2. Bodengestaltuug und Bewässerung. Anch die Höhengliederung
Afrikas ist einförmig. Der Erdteil stellt sich im allgemeinen als ein nnge-
henres Hochland dar, welches in Terrassen zum Meere niedersteigt. An
den Küsten zieht sich in der Regel schmales Niederungsland hin. Die
höchsten Erhebungen türmen sich an den erhöhten Rändern des Festland-
Hochlandes auf. Die bedeutendste derselben ist der Kilima-Ndschäro
(6000 m hoch). Unter den Seenbecken Zentralafrikas ist besonders der
Ukerewe zu uennen, aus dem der größte Strom des Erdteils, der Nil,
der zweitlängste der ganzen Erde, nach N. zum Mittelmeer fließt. Nord-
afrika weist in der Sahara das größte Wüst engebiet der Erde auf.
3. Klima. Afrika liegt größtenteils in der heißen Zone; nur der
Nordrand und die Südspitze haben warmgemäßigtes Klima. So ist Afrika
der heißeste Erdteil. Mit Ausnahme der Mittelmeerländer und der Süd-
spitze ist das Klima Afrikas fast überall für Europäer ungesund. Besonders
lagert über den tropischen Küstensäumen heißfeuchte Fieberluft. Die Jahres-
zeiten kennzeichnen sich im Wechsel von Regen- und Trockenzeiten. Die schmale
Zone zu beiden Seiten des Äquators hat Regen zu allen Jahreszeiten; da-
gegen fehlen im Säharagebiet und in dem Kalahärigebiet Südafrikas die
Niederschläge ganz.
Pflanzen- und Tierwelt bei den einzelnen Ländern.
4. Die Bevölkerung verteilt sich auf 4 Rassen. Das Mittelmeer-
gebiet ist von Kankasiern bevölkert. Eingewanderte Europäer uameutlich
im äußersten 3. Afrikas. Im Sudan, in Zentral- und Südostafrika gehört
die Bevölkerung der Negerrasse an; die Bewohner Südwestafrikas sind
Buschmänner und Hottentotten, diejenigen von Madagaskar vorwiegend
Mala Yen. — Der Religion nach sind die Bewohner N.- und 0.-Afrikas
Mohammedaner, der größte Teil der Neger noch Heiden. Das
Christentum tritt nur vereinzelt auf. Am meisten vertreten ist es in
Südafrika, Madagaskar, Abessinien, Ägypten und Algier.
Im allgemeinen steht Afrika auf einer tiefen Stufe der Kultur. Die
abgeschlossene Natur des Erdteils war der Ausbreitung derselben sehr wenig
günstig, wie ja denn auch erst in neuester Zeit die Gebiete Jnnerasrikas von
kühnen Reisenden erforscht worden find.
I. Nordafrika.
1. Die Länder am Nil. Der Nil tritt als weißer Nil aus dem
Nordende des Ukerewesees und durchfließt im n. Lanse die Steppen-
länder des östlichen Sudan, die bis vor kurzer Zeit als „ägyptischer
Sudan" zu Ägypten gehörten. Ans seinem weiteren Laufe vereinigt sich der
Fluß mit dem blauen Nil, der aus Habesch kommt. Aus deu weidereichen
Hochebenen dieses Alpenlandes konnte sich das duukelfarbige Volk der
Abessiuier inmitten der Herrschaft des Islam das Christentum be-
wahren. — In S-förmigem Saufe durchströmt der Nil die gluthauchende
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Guinea Afrikas Madagaskar Afrikas Zentralafrikas Sahara Afrika Afrika Afrikas Kalahärigebiet_Südafrikas Niederschläge Afrikas Madagaskar Südafrika Madagaskar Abessinien Algier Afrika Nordafrika
38 Aus der Länderkunde der Erdteile.
3. Das Gebiet der Sahara (d. h. Wüste). Es ist das größte Wüsten-
gebiet der Erde, fast so groß wie Europa. Die Wüste ist weder eine ein-
förmige Ebene, noch ein ununterbrochenes Sandmeer. Nacktes Gestein, kahler
Felsbodln, ödes Saudlaud mit hohen Dünen und düstere, fast schwarz aus-
sehende Felsengebirge starren dem Reisenden entgegen. Hie und da sieht
man mißfarbene Salzpflanzen, harte Dornsträucher und saftarme Kräuter.
Der Araber nennt die Wüste „das Meer ohne Wasser". In den quellen-
reichen Oasen entwickelt sich aber eine reiche Pflanzenwelt. Hier ist 'die
rechte Heimat der Dattelpalme; aber man baut auch Getreide und Süd-
früchte au.* Mit Hilfe des Kamels, das tagelang das Wasser entbehren
kann, macht 'man Reisen durch die Wüste. Einen Reisezug, zu dem zahl-
reiche Kamele verwendet werden, nennt man Karawane. Oft müssen die
Wüstenbild mit Karawane (Saharagebiet).
Wüstenreisenden viel Durst und Entbehrungen allerlei Art erleiden, werden
wohl gar von dem glutheißen Wüstenwinde, dem Samum, heimgesucht, der
bei langem Andauern ganzen Karawanen gefährlich werden kann. — Die
Bewohner der Oasen sind arabische Beduinen oder dunkelfarbige Berber-
st ä m m e. — Am Nordrande der Wüste haust der Löwe der Berberei. Sonstige
Wüstentiere in den Oasengebieten sind Antilopenarten und Strauße.
4. Der Sudan erstreckt sich s. von der Sahara vom äußersten W. des
Festlandes bis hinter den weißen Nil.
a) Der ö. Flachsndän ist größtenteils Steppenlandschaft mit
Nomaden tum. Um den sumpfigen Tsadsee liegen mehrere Negerreiche.
Die Städte au deu Ufern des Sees sind wichtig für den Karawanenhandel.
d) Der w. Hochsudan wird vou dem Küstengebirge Kong (Gebirge)
durchlagert und von dem Nigir (Fluß), durchflössen. Beschreibe nach der
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Aus der Länderkunde der Erdteile. 37
Wüste des Stufenlandes Nubien, bildet zahlreiche Wasserfälle, durchfließt
Ägypten, vhne Nebenflüsse aufzunehmen, und mündet in einem Deltas
ins Meer.
Ägypten, das alte Wunderland der Pharaonen, ist in seiner jetzigen
Umgrenzung etwa so groß wie das Deutsche Reich. Das Kulturgebiet besteht
aber eigentlich nur aus dem etwa 20 km breiten Nilthal, das sich n. zu
einer umfangreichen Delta ebene erweitert, zusammen so groß wie die Provinz
Posen. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist „ein Geschenk des Nil". Infolge
der tropischen Regengüsse und der abessinischen Schneeschmelze schwillt der
Strom an und verwandelt vom Juli bis September das ganze Lernt»' in ein
Meer, aus welchem die höher gelegenen Ortschaften wie Inseln hervorragen.
Im Oktober tritt das Wasser zurück und hinterläßt einen fruchtbaren Schlamm.
Auf der Schwarzerde des Nilthalbodens wachsen allerlei Früchte (Getreide,
Baumwolle, Indigo, Dattelpalmen).
Im Altertum ein blühender Kulturstaat, zeigt Ägypten heute überall
Spuren des Verfalls. Die arme Landbevölkerung, Fellachen, d. h. Pflüger,
genannt, Nachkommen der alten Ägypter, seufzen unter der Knechtschaft der
Türken und Araber. Die herrschende Religion ist der Islam, nur die
Kopten sind Christen.
Ägypten ist ein türkischer Vasallenstaat unter englischem Einfluß. Der
Vizekönig (Chedive> residiert in Kairo. Dies ist die volkreichste Stadt Afrikas
(375 Tsd. (£.), der Mittelpunkt des ägyptischen Lebens und des Handels in Nordafrika.
Die Stadt hat 400 Moscheen und viele Sehenswürdigkeiten. In der Nähe die Stätte
des alten Memphis und drei alte Pyramiden. — Die wichtigste Hafenstadt ist
Alexandria, gegründet von Alexander d. Gr. In dieser Stadt wohnen viele
Europäer.
2. Die Syrien- und Atlasländer umfassen den Nordrand Afrikas,
ehemals auch Berber ei genannt, von Berberstämmen, Arabern,
Türken und Juden bewohnt.
Der ö. Teil ist die türkische Proviuz Tripolitanicn mit dem weide-
reichen Hvchland von Barka und den s.ö. Syrteuländern mit der Oase
F e s s a n.
Der westliche Teil wird vom Gebirgssystem des Atlas erfüllt,
welches die dürren Hochsteppen der Schotts mit ihren Salzseen und Halsa-
gräsern einschließt. Das Vorland in der Nähe des Mittelmeers ist das
fruchtbare Tell. Dem Wassermangel im Innern des Landes sucht man
durch Anlage von.tiefbrunnen (artesische B.) abzuhelfen.
a) Der französische Schutz staat Tunis war im Altertum der Hauptsitz der
Karthager. In der Nähe der Hauptstadt Tunis die Stätte des alten Karthago.
b) Die französische Kolonie Algerien, ehedem ein gefürchteter Raubstaat,
wird von den Franzosen immer mehr der Kultur erschlossen. Ausfuhr von feinem
Frühgemüse und Halfagras, das zur Papierbereitung dient. Hauptstadt Algier.
c) Sultanat Marokko, das westlich? Atlasland, aber auch tief in die Wüste
hineinreichend, letzter Rest der arabischen Reiche in -Afrika. Der Anbau des Landes
wird nachlässig betrieben; dagegen steht die Viehzucht auf hoher Stufe (Berber-Rosse).
Blühende^ Gewerbe sind die Lederbereitung, Teppichweberei, Anfertigung von roten
Mützen (Fes), Wollen- und Seidenwaren. — Hauptstädte: Marokko (die geschmückte
Stadt), in herrlicher Lage am Fuße des großen Atlas, und Fes, größte Stadt
(150000 E.) und Sitz der Industrie.
_ *) Deltas sind Mündungsschwemmländer, welche durch die Sinkstoffe der
Flüsse an niedrigen Küsten von Binnenmeeren oder im Hintergrunde abgeschlossener
Meerbusen aufgeschüttet wurden und von mehreren Mündungsarmen durchfurcht werden
(Nil, Po, Weichsel, Ganges).
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Extrahierte Personennamen: Alexander_d Alexander Barka
I
Ix
Zu Seite 10. v. E.g.
A e t h i o p e u.
Der äthiopische Stamm dehnt sich frühe ut Afrika vom
Fuße der Mondgebirge auf einzelnen Kriegszügen über das
atlantische Gebirg bis zu der gaditanischcn Meerenge aus. Als
Königssitz und Mittelpunkt äthiopischer Religion und Cultur,
sowie als Hauptstapelplatz des nordafrikanischen Handels, wird
der Staat Meroe genannt, im Königreiche Sennaar, vom
Nil und Astaboras eingeschlossen. Die Könige waren abhängig
von den Priestern, bis Erga men es zur Zeit desptolemäos Ii. -öö.
den Priester-Despotismus stürzte.
A e g y p t i e r.
I. Dunkle Sagenzeit bis zu den Sefostriden bis
1500 v. Ch. G.
Die frühesten Ansiedelungen geschehen im Nilthale in Ober-
ägypten, von Aethiopien (Meroe) und Indien her. Es
entstehen mehre kleine Staaten mit ihren Herrscher-Familien,
zunächst in Theben, Elephantine, This, Memphis rc. Kasten-
eintheilung bildet sich allmälig aus*). Priester und Krieger
suchen abwechselnd die Herrschaft an sich zu reißen. Die be-
kanntesten Könige sind:
Menes, erster Priester-König in This, der den Bast
des Phtha-Tempels in Memphis beginnt.
Busiris, der Erbauer des hundertthorigen Thebens.
Möris, sein See, an dessen Nil-Kanäle das Labyrinth rc.
Hyksos, Nomadenaus Arabien, brechen in Unterägypten 1800.
ein, und bemächtigen sich der Herrschaft.
Abraham kommt zu dem Pharao von Memphis, später
Joseph mit den Israeliten, ■— Gosen.
Die Hyksos werden vertrieben. Darauf beherrschen die Könige 1700.
von Theben das ganze Land. Kriegerkaste an den südlichen
Gränzen.
•0 Herodotos nennt sieben Kasten: Priester, Krieger, Rinderhirten,
Schweinhirten, Kanflcute, Dolmetscher und Schiffer. Diodorvs nennt
sechs: Priester, Könige, Krieger, Hirten, Ackerleute und Handwerker.
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Extrahierte Personennamen: Menes Busiris Abraham Joseph Schiffer Diodorvs
66
Physische Geographie
sind bemerkenswerth: das Kaspische Metr (mit
salzigem Wasser) in Rußland, Persien und der Tartarei,
der Uralsee in Rußland und der Tartarei, der
Baikalsee in Rußland, der See Wan und das
todte Meer (letzteres mit sehr bitterem, mit Salz,
Asphalt und Schwefel vermischtem Wasser) in der Türkei,
und der See Terkiri in Tibet. —
Afrika, bis setzt noch wenig erforscht, wird in
seiner größten Ausdehnung von Westen gegen Osten, von
einem zusammenhängenden Hauptgebirgszug durchschnitten
und erhalt dadurch ebenfalls eine nördliche und s ü d-
liche Hauptabdachung. — Jener Gebirgszug, an
dem Vorgebirge Sierra Leona beginnend, erstreckt
sich unter dem Namen des Konggebirges, des
Kumrigebirges (Mondgebirges), das den Haupt-
stamm der Afrikanischen Gebirge bildet, und der
H a be sch inische n Alpen bis zum Vorgebirge Gar-
dafui. Von den Habeschinischen Alpen zieht ein Gebirgs-
zug nördlich bis über die Landenge von Suez, und steht
mit dem hohen Atlasgebirge an dem nordwestlichen
Ende Afrika's in Verbindung. Ganz Südafrika, von der
terrassenförmig aufsteigendcnsüdspitze des Vorgebir-
ges der g u t e n H o f f n u n g bis zu dem Hauptgebirgs-
zuge, bildet höchst wahrscheinlich ein zusammenhängendes
Hochland, das sich zu beiden Seiten in terrassenförmigen
Absätzen in die Meere senkt. Man kennt hier an der
Ostküste einen Theil des Schneegebirges Lupata (Spina
Mundi), das mit den Karrobergen im äußersten
Süden zusammenhängt.
Die Hauptflüsse auf der nördlichen Hauptabdachung
sind: der Nil, der Senegal, der Gambia und der
Niger (Joliba, Guin); auf der südlichen: der
Zaire (Congo), der Zam b e se und der Or an g efluß.
Von Landseen kennt man den T z a n a oder D e m b e a
in Habesch, den Tsaab und Dibbi in Sudan, und
den Marawi in den Landen der Gallas. —
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Extrahierte Personennamen: Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Persien Rußland Rußland Türkei Tibet Afrika Suez Senegal Gambia Niger Joliba Zaire Marawi
— 157 —
sind meist lichthaarig und blauäugig, von kurzer, gedrungener Gestalt und
breiten, wenig ansprechenden Zügen. Ihrem Charakter nach sind sie gutmütig,
freundlich, gastfrei und zuvorkommend. Die Jahrtausende lange Unterdrückung
seitens der verschiedensten Volksstämme hat sie geduldig und fügsam, schüchtern
und mißtrauisch gemacht. In dieser Hinsicht sind ihre Stammesverwandten,
die ehedem so kriegerischen Littauer, anders geartet. Der Lette ist anstellig und
gelehrig, ein arbeitsamer Ackerbauer, Hirte und Handwerker. Seine Sprache ist
überreich an Ausdrücken der Zärtlichkeit, an Liebkosungs- und Verkleinerungs-
Wörtern. Der größte Teil der Letten ist evangelisch. Neuerdings hat sich
in dem halbgebildeten „Jung l et ten t um" das Bestreben breit gemacht, für
Herstellung einer großlettischen Nationalität zu wirken. Ein eigentümlicher
Zug dieser junglettischen Richtung ist der Deutschenhaß.
Ortskunde. In Kurland: Li bau, hat im letzten Jahrzehnt als
Hasenstadt durch Verbesserung seiner Hasenverhältnisse und Vermehrung der
Getreideausfuhr sehr gewonnen. Mit au, alte Residenz der ehemaligen Herzöge
von Kurland. — Dünaburg, Festung an der Düna, lebhaste Handelsstadt.
In Livland: Riga (283 Tsd. E.), bedeutender Seehafen an
der Dünamündung, einst Hauptsitz des Ordens der Schwertbrüder und
später mächtige Hansastadt, heute der zweite russische Ostseehafen und
Hauptausfuhrort für die landwirtschaftlichen Produkte der Hinterländer.
Über Riga werden Getreide, Flachs, Hanf, Leinsamen, Holz, Balken und
Bretter, ja auch kleine Mengen von Naphta und russischem Petroleum
ausgeführt. —Dorpat, alte deutsche, der Russifizieruug anheimgefallene
Universitätsstadt.
Jn Efthland: Reval, Hafenstadt am sinnischen Meerbusen, weniger
wichtig als Riga und Libau. — Noch unbedeutender ist N arw a am sinnischen
Meerbusen.
In Jngermannland: Petersburg (mit Vororten 1,4 Mill. E.),
prächtige, modern aufgebaute Haupt- und Residenzstadt an der Newa,
erste Handelsstadt des Reichs und Hauptsitz der Kunst und Wissenschast
in Rußland. Als Sitz des Hofes und der obersten Verwaltungs-
behörden und als Wiuteraufeuthaltsort des reichen russischen Adels ist
Petersburg der wichtigste Eiufuhrplatz für ausländische Artikel. Infolge
der zahlreichen günstigen Wasserstraßen und Bahnen, welche die Stadt
mit den Hinterländern verbinden, ist sie zugleich wichtigster Ausfuhr-
Hafen aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse derselben. In ihrem äußern
Ansehen stellt die Stadt mit ihren vielen modernen Großbauten und Palästen,
sowie in dem Leben der Bewohner des modernen Rußland einen Gegensatz zu
dem altrussischen Moskau dar. Die schönste Straße, die Promenade der vor-
nehmen Welt, ist der Newskiprospekt. 5 km lang und sehr breit. Von
den großartigen Palästen seien hier der Winterpalast und der Marmor-
Palast erwähnt, unter den vielen Denkmälern das Denkmal Peters des Großen
und Katharinas Ii. — Kronstadt, stark befestigte Vorstadt von P.,
auf einer von Klippen umgebenen Insel, Hauptstation der Ostseeflotte.
— Schlüsselburg, starke Festung.
e) Das westrussische Tiefland umfaßt die Landschaften West-
rußland, Wolynien, Polen und Littauen. Das größten-
teils ganz ebene Gebiet wird im N. von Düna und Njemen, im
W. von der Weichsel mit Bug und Narew, im O. vomdnjepr
durchflössen, der rechts die Berefina und den Pripet aufnimmt.
Um den Pripet dehnen sich die Rokitnosümpfe aus, das größte
Sumpfgebiet Europas, dreimal so groß als die Provinz Posen. Die
Sumpfwaldungen machen oft den Eindruck von feuchten Urwäldern.
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— 14 —
5. Syrien.
(282 000 qkra, 21/2 Mill. E., 9 auf 1 qkm).
Syrien (so groß wie Italien), das östliche Küstenland des Mittel-
meeres, ist im wesentlichen eine Kalksteinplatte, die sich nach dem Euvhrat
und der syrisch-arabischen Wüste senkt und längs der Mittelmeerküste
von Bergketteu durchsetzt ist. Man unterscheidet einen größern nörd-
lichen Teil, das eigentliche Syrien, einen kleinern s. Teil,
Palästina, und endlich als Anhängsel des Plateaus die Halbinsel
Sinai.
a) Das eigentliche Syrien, Soristan, zeigt iu seinem Boden-
ansban drei von N. nach S. verlansende Längsstreifen: die Küsten-
ebene mit der Mündung des Orontes, das Meridionalgebirge
des Libanon und des Antilibanon mit dem dazwischen ver-
laufenden Biuuentnle Cölesyrien, das der Leontes nach S., der
Orontes nach N. entwässert, und das innere Hochland.
Die Küsten ebene besteht in Nordsyrien aus einein breiteren Küstensaum,
der landeinwärts von einem mäßigen Beigzuge eingehegt wird. Dieser wird
von dem Orontes ^jetzt Nahr el-Asi stürmischer Fluß) durchbrochen, und
dieses Durchbruchstal bildet seit altersher die natürliche Pforte vom Mittelmeer
zum Euphratgebiet. Der südliche Teil der syrischen Kllstenebene ist das alte
Stammland der Phönizier. Das schmale Küstenland trägt in zahllosen
Mauertrümmern und Grabstätten das Gepräge einer einst dichten Besiedelung,
gegen welche die gegenwärtige Ode scharf absticht. Die alten Häfen sind durch
Hebung und Versandung der Küstenstrecken größtenteils unbrauchbar geworden.
Der Libanon ( = weißes Gebirge, so genannt wegen seiner Kalkmassen)
besteht aus zwei parallel in nord-südlicher Richtung streichenden Hauptgebirgs-
zügen, dem w. eigentlichen Libanon und dem ö. Antilibanon. Beide
Gebirge bestehen vorwiegend aus horizontal gelagerten Schichten der obern und
mittleren Kreide, dem sogenanten Libanon-Tandstein, und werden durch das
Einsturztal von Cölesyrien ( = Hohljyrien) voneinander getrennt. Aus der
schmalen Küstenebene steigt der Libanon in ivohlbewässerten und fruchtbaren
Terrassen auf, die fleißig angebaut und dicht bevölkert sind, so daß die Land-
schast hier einem wohlgepflegten Garten gleicht. Die Hochwarten des Gebirges
sind viele Monate reichlich mit Schnee bedeckt.*) Am Ostrande erhebt sich im
Dahr el-Kodib der Kulm des ganzen Gebirgsstockes bis über 3000 in.
Steil ist der Absturz nach Cölesyrien; fteilrandig erhebt sich auch aus dem Tal
der Antilibanon als eine ausgedehnte felsig öde Wölbung. Seine Gebügs-
natur ist im ganzen wilder als die des Libanon, voll senkrechter Bergwände,
schauerlicher Schluchten und gefahrvoller (bei 1000 m hoch liegender) 'Pässe,
aber auch mit lieblichen Tälern durchsetzt. Die höchste Erhebung ist der Ge-
birgsstock des großen Herrn ort (2760 m). — Seit den frühesten Zeiten
bildeten die Felsenkessel und Gebirgsstöcke beider Gebirge die Zufluchtsstätten
verfolgter Volksstämme und Religionssekten, zu denen gegenwärtig die christ-
lichen Maroniten und mohammedanischen Drusen gehören. Spärliche
Reste von Zedern finden sich noch auf beiden Gebirgszügen.
Cölesyrien (= Hohlsyrien), auch Befci (= Tal) genannt, ist ein
Einsturzbecken, das in Form eines Längstales von mäßiger Breite zwischen
beiden Gebirgszügen eingelagert ist. Es ist größtenteils mit tiefem Kulturboden
bedeckt, von dem jetzt indes weite Strecken wüste liegen. Räch S. wird die
Ebene von dem vielgeäderten Flußnetz des Litani (früher Leontes — „Löwen-
*) „Aus seinem Haupte trägt der Libanon den eisigen Winter, auf seinen
Schultern den lieblichen Frühling; in seinem Schöße ruht der reiche Herbst,
und zu seinen Füßen an der Meeresküste schlummert im Schatten der Palmen
der Sommer." (Arabisches Sprichwort.)
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Extrahierte Personennamen: Maria_Verkündigung Maria
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Bethlehem Jerusalem Christi Hebron Gaza Syrien Jericho Jordan Jerusalem Jerusalem Akka Haifa Akka Akkon Samaria Nazareth Nasira Galiläa Kana Kalkplateaus Katharinenberg Afrika Asien Seehöhe
— 24 —
mich viel tiefer hinab (4900 m) als auf der Nordseite (5 300 in) wo
der Einfluß des trockenen Steppenklimas sich geltend macht.
Wie die Alpen so ist auch der Himalaja ein reiches Quellgebiet.
.Vier haben die großen Ströme Indiens. Jndns, Ganges nud
Brahmaputra, sowie viele ihrer zahlreichen Nebenflüsse ihre Quellen.
Verhältnismäßig arm ist das Gebirge an Seen. Zu den seenreichen
Gebieten gehört das paradiesisch schöne Hochtal von Kaschmir.
Der Himalaja ist das prachtvollste Waldgebirge der Erde. Man
unterscheidet drei Vegetationszonen. 1) Die tropische nud snb-
tropische Zone reicht bis 1300 m empor und hat mächtige, dunkel-
grüne Waldungen ans Palmen. Gummibäumen. Feigen, Dschungel-
dickicht und mancherlei anderen tropischen Waldbäumeu. In den Lich-
tnngen ist diese Region im O. mit Reis. Baumwolle und Zuckerrohr,
im W. mit Mais, Gerste, Weizen, Hirse angebaut 2) D i e Wald-
und Knltnrzone reicht bis 3000 m hoch empor, ist von der Natnr
am meisten begünstigt und weist alle Baum- und Straucharten des
mittleren Europa und des gemäßigten Amerika auf. Hier treibt man
im großen Maßstabe die Kultur des Teestrauches, den Weinbau, Obst-
und Getreidebau. Am besten gedeiht das Getreide von 1200 bis
1800 m Höhe; aber erst mit einer Höhe von 3000 m wird sein An-
ban unmöglich. 3) Die Gras- und Weideregion mit ihren
saftigen Triften, dem Nadelhvlzgebüsch und alpinen Blumen reicht bis
5000 in hoch. Erst dann beginnt 4) das Gebiet des ewigen Schnees.
Trotzdem der Himalaja auf den ersten Blick manche Ähnlichkeiten mit den
europäischen Alpen aufweist, unterscheiden sich andererseits beide Gebirge in
vielen Stücken doch recht wesentlich von einander. Zunächst kann mnn mancherlei
Verhältnisse der Alpen nur mit einem Riesenmaß auf den Himalaja Ubertragen.
Kamm- und Gipfelhöhe dieses Gebirges ist fast doppelt so hoch, die Böschung des
Südabfalles fast doppelt so steil als bei den Alpen. Zahlreiche Himalajariesen
ragen 2000 m und darüber in die Schneeregion. Die Tiefe der Schneeschicht
und die Ausdehnung der Gletscher ist viel bedeutender als in den Alpen. Da-
gegen übertreffen die Alpen den Himalaja bedeutend an Wegsamkeit, unterbrechen
namentlich viel weniger die Verbindung zwischen den Ländern am Süd- und
Nordabhang; ferner zeigen sie größern Seenreichtum und Gleichmäßigkeit in der
Entwicklung der Stromsysteme nach allen Himmelsrichtungen.
Der Himalaja ist ein außerordentlich intensiv gefaltetes Gebirge, bei dem
der faltende Druck wie fast bei allen asiatischen Gebirgen von N. nach Ä. gewirkt
hat. Der starken Emporpressung entspricht die gewaltige Höhe. — In der
Gesteinsanordnung läßt sich wie im o ro g r ap hi sch e n Aufbau eine
Dreiteilung ähnlich derjenigen in den Alpen erkennen. Eine kristallinische,
besonders aus Gneis bestehende Zentralzone mit den höchsten Gipfeln wird
nördlich und südlich von zwei Vorketten flankiert, die aus jüngeren Sediment-
gefteinen, vom Paläozoikum bis zum Tertiär hin, bestehen.
d) Das indische Tiefland breitet sich s. vom Himalaja aus und
gliedert sich in zwei ihrer Natnr nach recht verschiedene Stromebenen:
das fruchtbare Tiefland von H in dost an um den Ganges und
den untern Brahmaputra und das zum großen Teil unfrnchlbare und
wüste Tiefland des Jndns.
Der Ganges, der „heilige Strom" der Hindus, entspringt ans
dem S.-Abhänge des Himalaja, beinahe finsteraarhornhoch. Seine
Quellwasser brechen unter Gletschern hervor und werden andererseits
von Thermen gespeist. Hier in den Schrecknissen einer nordischen Natur
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Extrahierte Ortsnamen: Indiens Kaschmir Lich- Europa Amerika Süd- Paläozoikum
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Die abgeschlossene Natur des Erdteils war der Kulturentfaltung wenig
günstig. Im Norden breitet sich vom alten Pharaonenlande aus nach
W. über die Stätten altkarthagischer Kultur hinaus bis jenseits der
„Säulen des Herkules" hin „das Afrika der Vergangenheit"
ans, welches bereits im Altertum die höchste Stufe seiner Kultur er-
reichte und seitdem immer mehr vou der Höhe selbständiger Kultur-
eutsaltuug hinabsank. Südafrika bildet mit seinen Gold- und Diamanten-
felderu, mit seinem Reichtum an Vieh, Wolle, Straußenfedern und
Getreide und seiner führenden europäischen Bevölkerung das spekulative,
aufstrebende „Afrika der Gegenwart", das seine Fangarme noch
weit an beiden Küsten entlang streckt. Zwischen diesen Stätten alter
und neuer Kultur dehnt sich im Innern des Erdteils das weite
Forschungsgebiet aus, das man mit Rücksicht auf mauche vou der
Natur ausgestatteten Gebiete „das Afrika der Zukunft" nennen
kann. Vou allen Seiteu streben die europäischen Kolonialmächte nach
Erweiterung ihres Besitzes ins Innere hinein. Gelingt es, die tropischen
Gebiete Afrikas zu Plautageukolonien umzuwandeln und gute Verkehrs-
wege und Arbeitsmittel zu schaffeu, so daß Aubau und Ausfuhr der
tropischen Kulturgewächse anderer Erdteile im großen Stile betrieben
werden kauu, dann wird Afrika in wirtschaftlicher Beziehung seinen
eigenartigen Charakter verlieren und allgemein zu höheren Stufen des
Kulturlebeus sich emporringen.
Ii. llordafrika.
1. Die Nilländer.
Der Nil ist nicht nur der längste Strom Afrikas, sondern
überhaupt der ganzen Ost feste und steht au Stromlänge nur dem
Mississippi - Missouri nach. Als Kag era tritt er im W. in den
Ukerewe oder Viktoria-Nyausa, als weißer Nil aus
dem Nordende desselben heraus und bildet die 31/2 m hohen Ripou-
fälle. Seine Ufer und Inseln sind auf große Strecken und iu
bedeutender Breite von Papyrus und Schilfmafsen bestanden und so
niedrig, daß zur Hochwasserzeit Überschwemmungen eintreten. Auf
seinem weiteren Laufe durchfließt der Strom das Nordende des
Albert-Nyansa, verläßt in zahlreichen engen, unbefahrbaren Tal-
strecken die letzten Ausläufer des ostafrikanischen Hochlandes und tritt
oberhalb Ladö bei 5 0 n. Br. in die weite 400—500 m hochgelegene
Ebene des östlichen Sudan ein. Hier durchfließt er zuuächst bis
Chartum ein sich langsam nach N. hin senkendes Muldengebiet,
welches sehr wasserreich ist und dem Nil zahlreiche Nebeuflüsse zuführt.
Der Strom durchzieht das vielfache sumpfige Gebiet mit geringem
Gefälle und allen Anzeichen eines Tieflandsflusses unter Bildung zahl-
reicher Sandbänke und Pflanzenbarren,
Bei Chartum geht ihm vom abessinischen Hochlande der
bedeutendste Nebenfluß zu, der blaue Nil, dessen Oberlauf mit dem
landschaftlich schönen Tanasee streckenweise noch wenig bekannt ist. Als
letzter großer Nebenfluß des Nilstromes ist der Atbara zu erwähnen,
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Extrahierte Personennamen: Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrikas Afrika Ukerewe Viktoria-Nyausa Nilstromes