288
um dessentwillen im ganzen Reiche die Trkenglocke" zum Ge-bete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag der Reichstag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst, son-dern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren Frmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darber stritten, wer am wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beigetragen habe. Krieg und Fehde herrschte berall, nicht blo an den Grenzen des Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am strendsten fr die Ttigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch Albrecht's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den brigen Lndern hrte die Unzufriedenheit mit seiner Regierung nicht auf und veranlate mehre hchst gefhrliche Aufstnde.
Whrend der Kaiser auf die Angelegenheiten Deutschlands nur geringe Sorgfalt verwendete, sorgte er desto thtiger fr die Entwicklung der Macht seines Hauses, welches er nach, einer drei und fnfzigjhrigen, von vielen Unglcksfllen begleiteten Regierung dennoch in Glanz und Gre seinem Sohne Maxi-milian berlassen konnte. Besonders einflureich fr die Ausdehnung seiner Hansmacht war die Verbinbung, welche er mit dem burgunbifchen Hause knpfte.
Burg und. Das alte eigentliche Herzogthum Burgunb die heutige Vourgogne war zunchst ein altes Vasallen-Herzogthum von Frankreich und umfate den Theil des alten burgunbifchen Knigreiches, welcher durch den Vertrag von Ver-dun mit Westfranken verbunben worden war. Die alten Her-zge von Burgund hatten aber zu ihrem Stammlande viele Nebenprovinzen nicht nur in Frankreich, fondern auch in Deutschland erworben, befonbers die Freigrafschaft Burgund (Franche Comt6), eine Provinz des arelatischen Reiches, das unter Konrab Iii. mit Deutschland vereinigt niorben war. Im Jahre 1361 wrben durch die Vermhlung des Herzoges von Burgunb mit der Erbin der Grafschaft beibe Lnder zu cinem
i
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschlands Frankreich Burgund Frankreich Deutschland Deutschland
1
324
seinen Nebenlndern Mhren, Schlesien und der Lausitz war nicht in diese Kreisverfassung aufgenommen, da das Haus Oesterreich die unumschrnkte Herrschast dieser Lnder hatte. Auch Preußen und die Schweiz waren dem Reichskammergerichte nicht unterwor-fen. In jedem der zehn Kreise war ein Hauptmann mit einigen Rthen bestellt, um den Landfrieden zu berwachen und die Ur-theile des Kammergerichts zu vollstrecken. Sobald es nothwendig war, bot dieser auch jedesmal die bewaffnete Mannschaft, das so-genannte Kriegscontingent, auf. Durch diese und hnliche durch-greifende Maregeln wurde Ruhe und Ordnung dauerhaft begrn-det. Es verlor aber Deutschland durch diese Eintheilung in Kreise immer mehr an Einheit. In Frankreich hatte sich mit der Zeit alle Macht und Kraft der einzelnen Vlkerschaften um die Krone, als ihren einzigen Mittelpunkt, vereinigt; in Deutschland aber geschah seit der Regierung der frnkischen Kaiser, welche sich ihrer Macht zu unklug bedienten, gerade das Gegentheil. Die Glieder sonderten sich von Zeit zu Zeit mehr von ihrem Haupte ab, und der erste Fürst der Christeuheit wurde einer der allerschwchsten. Jeder
Erz st ist Salzburg it. o. 3) Der schwbis ch e das von Friedrich Iv. zu einem Herzogthnin erhobene Wrteinberg, die Markgrafschaft Baden; die Frstenthnmer Hohenzollern, Siechtenftein, Frstenberg; die Bisthmer Eon-stanz und Augsburg; die Reichstdte lllut, Heilbronn, Reutlingen, Mein-fingen ii. a 4.) Der frnkische die Bisthmer Bamberg nrd Wrz-brg; die Markgrasschaft Ansbach und Bairenth; die Grafschaften Henne-berg, Erbach, Wertheim u. a.; die Reichstdte Nrnberg, Schweinfurt u.a. 5) Der flirrheinische oder nieberrheinische die Kur-Pfalz, die Erz-bisthmer Trier, Kol, Mainz; das Fiirsteutl,um Nassau und die Grafschaft Isenburg. 6) Der oberrheinische die Bisthmer Worms, Speyer, Straburg u. a.; das Herzgthum Pfalz-Zweibrcken nebst anderen zur Rheinpfalz gehrigen Besitzungen aus dem linken Rheinufer (z. B. Simmern); die Lanbgrafschastcn Hessen (Darmstadt und Kassel); Seulingen, Salm it. a ferner die Reichstdte Frankfurt, Wetzlar it. a. 7) Der n ieb crrhe in ischwestflisch e die Bisthmer Mnster, Osnabrck, Paderborn, die Abtei Corvey it. a.; die Herzogtmer Jlich, Cleve, Berg; die Grafschaften Oldenburg, Lippe, Waldeck u. a.; die Reichstdte Aachen, Dortmund und Kln. 8) Der oberf chfifche bic Knrfrstenthiner Sachsen imb Brandenburg; ferner Thringen, Schwarzburg, Reich, Anhalt, Mansfeld und das Herzogthnin Pommern. 9) Der niebevsschfische die Herzogtlnimer Braunschweig. Mecklenburg, Lanenbnrg, Holstein; die Reichstdte Lbeck, Gosla^ Magdeburg, Mhlhausen, Hamburg und Bremen. 10) Der bur-g u ii b i f ch e die Franche Comt6, die sterreichisch - spanischen Niederlande, Holland und Belgien.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Cleve
25
Schlesien und der Lausitz war nicht in diese Kreisverfassung
ausgenommen, da das Haus Oesterreich die unumschränkte
Herrschaft dieser Länder hatte. Auch Preußen und die Schweiz
waren dem Neichskammergerichte nicht unterworfen. In jedem
der zehn Kreise war ein Hauptmann mit einigen Räthen be-
stellt, um den Landfrieden zu überwachen und die Urtheile des
Kammergerichts zu vollstrecken. Sobald es nothwendig war,
bot dieser auch jedesmal die bewaffnete Mannschaft, das so-
genannte Kreiscontingent, auf. Durch diese und ähnliche durch-
greifende Maßregeln wurde die Ruhe und Ordnung dauerhaft
begründet. Es verlor aber Deutschland durch diese Eintheilung
in Kreise immer mehr an Einheit. In Frankreich hatte sich
rheinischen und schwäbischen Besitzungen der Habsburger. 2. Der
bayerische das Herzogthum Bayern, die Oberpfalz, das Fürstenthum
Neuburg, das Erzstift Salzburg u. a. 3. Der schwäbische das von
Friedrich Iv. zu einem Hcrzogthum erhobene Würtemberg, die Mark-
grafschast Baden; die Fürstenthümer Hohenzoilern, Liechtenstein, Fürstcn-
berg; die Bisthümer Konstanz und Augsburg; die Reichsstädte Ulm,
Hcilbronn, Reutlingen, Memmingen u. a. 4. Der fränkische die Bis-
thümer Bamberg und Würzburg; die Markgrafschaft Ansbach und
Baircuth; die Grafschaften Henneberg, Erbach, Wertheim u. a.; die
Reichsstädte Nürnberg, Schweinfurt u. a. 5. Der kurrheinische oder
nie der rheinische die Kur-Pfalz, die Erzbisthümer Trier, Köln, Mainz;
das Fürstenthum Nassau und die Grafschaft Isenburg. 6. Der ober-
rheinische die Bisthümer Worms, Speier, Straßburg u. a.; das
Herzogthum Pfalz-Zweibrücken nebst anderen zur Rheinpfalz gehörigen
Besitzungen auf dem linken Nhcinufer (z. B. Simmern); die Landgraf-
schaften Hessen (Darmstadt und Kassel); Leiningen, Salm u. a., ferner
die Reichsstädte Frankfurt, Wetzlar u. a. 7. Der niederrheinisch-
westfäli sche die Bisthümer Münster, Osnabrück, Paderborn, die Abtei
Corvay u. a.; die Herzogthümcr Jülich, Cleve, Berg; die Grafschaften
Oldenburg, Lippe, Waldeck u. a.; die Reichsstädte Aachen, Dortmund
und Köln. 8. Der ob er sächsische die Kurfürstentümer Sachsen und
Brandenburg; ferner Thüringen, Schwarzburg, Neuß, Anhalt, Mansfeld
und das Herzogthum Pommern. 9. Der ni edersächsifche die Her-
zogtümer Braunschweig, Mecklenburg, Laucnburg, Holstein; die Reichs-
städte Lübeck, Goslar, Magdeburg, Mühlhausen, Hamburg und Bremen.
10. Der b u r g u n d i sch e die österreichisch-spanischen Niederlande, Holland
und Belgien.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Henneberg Cleve
214
wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen; da aber standen
die tapferen ihrem Kaiserhause stets getreuen Tiroler auf. Von
einem muthigen Amtmanne, Martin Sterzinger, ange-
führt, griffen die Tiroler Scharfschützen auf schroffen Höhen
und Ln Engpässen die heranziehenden Bayern an und schossen
eine große Menge nieder. Beinahe hatte auch der Kurfürst
hier sein Grab gefunden. Ein auf ihn lauernder Schütze er-
schoß an seiner Seite den Grafen Arlo, den er wegen seiner
reichen Kleidung für den Kurfürsten selbst hielt. Mit großem
Verluste floh der Kurfürst schleunigst in sein Land zurück und
vereinigte flch wieder mit Villars. Jetzt griffen beide das
österreichische Heer bei Höchstädt an und drängten es zurück,
1703. Kaum hatte Marlborough diese Nachricht erhalten, als
er sogleich aus den Niederlanden, wo er unterdessen eine Festung
nach der anderen erobert hatte, nach Süddeutschland aufbrach,
um den hartbedrängten Oesterreichern Hülfe zu leisten. Im
Juni 1704 vereinigte er flch bei Ulm mit dem Prinzen Lud-
wig von Baden und erstürmte die bayerisch-französischen Ver-
schanzungen auf dem Schellenberg bei Donauwörth, welche
den Uebergang über die Donau hindern sollten.
Schlacht bei Höchstädt (1704). — Der Kurfürst von Bay-
ern fand es jetzt für rathsam, sich in Friedensunterhandlungen
einzulassen. Schon war er im Begriff, auf sie cinzugehen,
als plötzlich die Nachricht einlief, der französische Marschall
Tallard sei mit einem Hülfsheere in vollem Anzuge. Die
Unterhandlungen wurden daher sogleich wieder abgebrochen.
Tallard kam wirklich, aber zugleich mit ihm ein sehr gefähr-
licher Feind, Prinz Eugen, um mit Marlborough sich zu ver-
einigen. Eine Hauptschlacht mußte jetzt entscheiden. Sie fiel
vor bei Höchstädt, oder Blen heim, einem benachbarten
Dorfe, am 13. August 1704. Marlborough warf sich an der
Spitze der Engländer und Hessen mit Ungestüm auf die Fran-
zosen, dmchbrach ihre Reihen und trieb sie in die Flucht. Einen
ungleich schwereren Stand hatte Eugen, der am linken Flügel
V
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Extrahierte Personennamen: Martin_Sterzinger Marlborough Schellenberg Marschall
Tallard Eugen Eugen Marlborough August Marlborough Eugen Eugen
der Kurfürst von der Pfalz erhielt die Oberpfalz zurück. Dann
setzte der Kaiser den Krieg zu Gunsten seines Bruders mit
gleichem Nachdrucke fort. Spanien, das Hauptland, um
welches der Krieg geführt wurde, wurde im Jahre 1704, als
der Erzherzog Karl mit Engländern und Holländern an der
portugiesischen Küste landete, auch der Schauplatz desselben.
Hier gab es zwei Parteien, deren eine französisch, die andere
kaiserlich gesinnt war. Im ersten Jahre, 1704, ward nur
Gibraltar von den Engländern erobert. Bald aber nahm
Karl Barcelona ein, mehrere Provinzen erklärten sich für ihn,
und im Juni 1706 zog er als König in Madrid ein. Aber
schon im September desselben Jahres mußte er der Uebermacht
weichen und den Thron seinem Gegner wieder räumen. Die
meisten Provinzen wurden von den Franzosen wieder erobert;
nur die wichtige Felsenfestung Gibraltar ist bis auf den heu-
tigen Tag im Besitze der Engländer geblieben.
Schlacht bei Nanullics (1706). — Schon durch die große
Niederlage bei Höchstädt im Jahre 1704 war der stolze hoch-
fahrende Sinn des Franzosenköniges merklich gebeugt worden;
aber härtere Schläge sollten denselben noch tiefer beugen. Lud-
wig hatte seinen wieder ausgelieftrten Feldherrn Villeroi mit
einem großen Heere nach den Niederlanden geschickt, um hier
das alte französische Waffenglück noch einmal gegen Marlbo-
rough zu versuchen; allein es entschied gegen ihn. Am 23.
Mai 1706 trafen die beiden Gegner bei dem Dorfe Na-
millies, nicht weit von Waterloo, dort, wo der englische
Anführer Wellington hundert und neun Jahre später einen
großen Sieg über denselben Feind erfocht, auf einander.
Grauenvoll war die Niederlage und Flucht der Franzosen;
selbst die Fahnen der königlichen Garde fielen in der Sieger
Hände. In Folge dieses glänzenden Sieges wurden Flan-
dern, Brabant und ein Theil von Hennegau unterworfen und
mußten dem Erzherzoge Karl als ihrem rechtmäßigen Könige
Karl Iii. huldigen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Barcelona Karl Karl Karl Karl_Iii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Madrid Wellington Brabant Hennegau
257
ward am 25. Dezember 1745 zu Dresden abgeschlossen. Frie-
drich behielt Schlesien und erkannte dagegen Theresias Ge-
mahl als Kaiser an. So war der zweite schlesische Krieg be-
endet, und Friedrich trat jetzt wieder vom Kampfplatze ab.
Friede ¡n Aachen (1748). — Mit Frankreich und Spa-
nien währte indeß der Krieg noch einige Jahre fort und wurde
vorzüglich in den österreichischen Niederlanden geführt. Die
Franzosen unter Anführung des berühmten Marschalls Moritz
von Sachsen siegten hier in einzelnen Gefechten über die ver-
bündeten Oesterreicher, Engländer und Holländer. Als aber
endlich auch die Kaiserin Elisabeth von Rußland sich für Oester-
reich rüstete und schon ihre Truppen gegen den Rhein auf-
brechen ließ, trug Frankreich den Frieden an. Er wurde zu
Aachen im Jahre 1748 geschlossen und machte dem ganzen
österreichischen Erbfolgekriege ein Ende. In diesem verlor
Maria Theresia außer Schlesien nebst der Grafschaft Glatz,
welches sie bereits früher abgetreten hatte, nur die kleinen Her-
zogthümer in Italien, Parma, Piacenza und Guastalla, welche
sie an den spanischen Jnfanten Don Philipp abtrat. Sonst
blieb Alles auf demselben Fuße, wie vor dem Kriege, und die
junge hochherzige Kaiserin ging demnach rühmlich genug aus
einem Kampfe hervor, der ihr anfangs kaum eine Provinz
lassen zu wollen gedrohet hatte. Frankreich mußte zu seiner
Beschämung sehen, wie das Haus Haböburg, welches es doch
zu vernichten gedachte und zu dessen Vernichtung es so viel
Menschenblut fast acht Jahre lang verschwendet hatte, wieder
dastand, mächtig und blühend, mit der deutschen Reichskrone
von Neuem geschmückt.
Erst jetzt, nach dem Frieden zu Aachen, konnte Maria
Theresia ihrer Herrschaft froh werden, und die vortreffliche
Frau wurde nun eine wahre Mutter für ihre Länder. Durch
großartige Einrichtungen und Verbesserungen in allen Zweigen
der Verwaltung brachte sie überall neues Leben in dieselben,
überall wurde sie getragen von der Liebe und Verehrung ih-
Wcltcr's Weltgcsch. Iii. 16. Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Theresias Friedrich Friedrich Moritz
von_Sachsen Elisabeth Maria_Theresia Maria Theresia Guastalla Philipp Philipp Maria
Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Aachen Frankreich Rhein Frankreich Italien Parma Piacenza Frankreich Haus_Haböburg Aachen
348
Gemälde und anderer Kunstschätze, die er nach Paris schickte,
um durch derartige neue Siegeszeichen die eitlen und schau-
lustigen Bürger der Hauptstadt für sich zu gewinnen. Selbst
der König von Neapel fürchtete schon für sein Reich und bat
um Frieden. Der Kaiser Franz, erschreckt durch die Fort-
schritte der französischen Waffen in Italien, schickte eiligst aus
Deutschland seinen erprobten General Wurm ser mit einem
neuen Heere dahin. Dieser entsetzte zwar die wichtige Festung
Mantua, welche von den Franzosen eingeschlossen wurde,
konnte aber doch den Siegeslauf des jungen republikanischen
Führers nicht hemmen. In mehreren Treffen geschlagen, warf
er sich mit dem Reste seines Heeres in Mantua. Hier ver-
theidigte er sich mit dem Muthe eines Löwen und blieb, un-
geachtet des drückendsten Mangels an Lebensmitteln, unverzagt.
Um den Hartbedrängten zu entsetzen, schickte der Kaiser ein
neues Heer unter dem General Alvinzi nach Italien. Allein
auch dieser brachte keine Rettung. Nach dem heißesten Kampfe
bei dem Dorfe Arcóle am Flusse Alpon mußte er endlich
den Rückzug antreten. Er ging zwar später mit einer Ver-
stärkung wieder vor, erlitt aber im Januar 1797 bei Rivoli
eine große Niederlage.
Nun war auch Mantuas Schicksal entschieden. Nachdem
Wurmser alle Hülfsmittel des Muthes und der eisernen Be-
harrlichkeit erschöpft hatte, übergab er endlich, im Februar
1797, unter ehrenvollen Bedingungen, die ausgehungerte
Festung, die er so lange ritterlich vertheidigt hatte. Nach
Mantuas Fall nahm Bonaparte im schnellen Sicgeszuge auch
Venedig weg; und jetzt stand ihm nichts mehr im Wege, nach
Oesterreich selbst aufzubrechen und so, dem Plane gemäß, mit
Jourdan und Moreau sich zu vereinigen.
Aber ganz anders stand die Sache der Franzosen in
Deutschland. Hier hatte sich des Kaisers eigener Bruder, der
heldenmüthige Erzherzog Karl, an die Spitze des Heeres ge-
stellt und den General Jourdan in mehreren Schlachten so
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Alvinzi Wurmser Jourdan Karl Karl Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Paris Neapel Italien Deutschland Mantua Mantua Italien Dorfe_Arcóle Rivoli Venedig Oesterreich Deutschland
349
nachdrücklich geschlagen, daß dessen ganzes Heer in verwirrter
Flucht nach dein Rheine eilte. Die Niederlage des Jourdan-
schen Heeres nöthigte auch Moreau, der schon bis München
vorgedrungen war, zum Rückzüge, der jedoch seine Schläfe
mit neuen Lorbeeren bekränzte. Denn er, welchen die Welt
schon für verloren hielt, zog sich zurück, wie ein Löwe, der
seine Verfolger durch stolze Haltung in ehrerbietiger Ferne
hält und die verwegen sich Nahenden im schnellen Umwenden
zerreißt.
Friede Zu Compo Formio (1797). — Jetzt schickte der Kai-
ser seinen siegreichen Bruder, auf welchen Aller Augen mit
Bewunderung gerichtet waren, nach Italien, um hier dem her-
anstürmenden Corsen selbst die Spitze zu bieten. Allein die-
sem war Karl mit der geringen Anzahl seiner schon geschwäch-
ten Truppen nicht gewachsen. Er zog sich unter steten Käm-
pfen zurück, und der Schauplatz des Krieges näherte sich schon
der Hauptstadt Wien. Beide Parteien wünschten endlich den
Frieden, der erst zu Leoben an der Muhr unterhandelt, dann
auf dem gutsherrlichen Schlosse Campo Formio, bei Udiue
im Vcnetianischen, am 17. Oktober 1797 förmlich abgeschlos-
sen wurde. In diesem Frieden trat Oesterreich Belgien an
die französische Republik ab und verzichtete zu Gunsten der
neu errichteten cisalpinischen Republik in Oberitalien
auf Mailand und Mantua. Der Kaiser wurde dafür mit
dem Gebiete der Republik Venedig entschädigt, welche Bona-
parte innerhalb der sechs Monate von der Entwerfung der
Friedensbedingungen zu Leoben bis zum festen Friedensschlüsse
zu Campo Formio gestürzt hatte. Oesterreich erhielt sofort die
Stadt Venedig, das venezianische Festland zwischen dem Gar-
dasee und dem Jsonzo, dann das venezianische Istrien und
Dalmatien. — Neben der cisalpinischen Republik entstand durch
die Einführung der Demokratie in Genua die ligurische. —
Einen Monat nach dem Frieden von Campo Formio, am 16.
November 1797, starb der König von Preußen, Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Compo_Formio Karl Karl Campo_Formio
355
tergange reif. Ein französisches Heer rückte in die Schweiz
und verwandelte dieselbe mit der Gewalt der Waffen in eine
einzige, ungetheilte helvetische Republik, frei dem
Namen nach, in der That aber ganz von Frankreich abhängig.
Dann kam die Reihe an Neapel. Der König Ferdinand,
wohl ahnend das nahende Schicksal, gedachte demselben zuvor-
zukommen und schloß sich an Frankreichs Feinde. Sogleich
erklärte ihm Frankreich den Krieg. Des Königes Heer wurde
geschlagen, er selbst flüchtete nach Sicilien, sein Land wurde
am 25. Januar 1799 zur parth enop eischen Republik
erklärt. (Parthenöpe war der älteste Namen von Neapel.)
Eben so leicht bemächtigten sich die Franzosen Toscanas und
Luccas, so daß nunmehr fast ganz Italien unter ihrer Herr-
schaft war.
Um solchen Gewaltschritten ein Ziel zu setzen, schloß der
englische Minister Pitt, nach der Vernichtung der französi-
schen Flotte bei Abukir, mit dem russischen Kaiser Paul, Ka-
tharinas Sohn und Nachfolger, ferner mit Oesterreich und
der Pforte die zweite große Coalition gegen Frankreich.
In Deutschland trat der Erzherzog Karl auf und trieb sieg-
reich die beiden französischen Generale Jourdan und Maffena
über den Rhein zurück. In Italien führte der alte Suwarow,
der Stürmer von Praga, den Oberbefehl über das russisch-
österreichische Heer und erfocht mehrere, wenngleich blutige,
Siege über die französischen Feldherren Moreau, Macdonald
und Joubert, so daß ganz Italien, bis auf Genua und Nizza,
von der Herrschaft der Franzosen befreiet ward. Jetzt sollte
Suwarow nach der Schweiz aufbrechen, um auch dieses Land
ihnen zu entreißen. Ein zweites russisches Heer, welches unter
Korsakow bei Zürich stand, sollte ihm zu diesem Unterneh-
men die Hand bieten. Suwarow bahnte sich einen blutigen
Weg über alle von den Feinden besetzte Höhen und Pässe, und
die friedlichen Alpenthäler erklangen vom Waffengetöse der
Krieger von der Wolga und Newa, von der Loire und Schelde.
23»
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Paul Karl Karl Suwarow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Frankreichs Frankreich Sicilien Italien Oesterreich Frankreich Deutschland Rhein Italien Macdonald Italien Genua Nizza
358
der auswärtigen Angelegenheiten, Murat Befehlshaber der
Consulargarde. Sehr segensreich erwies sich für den Anfang
diese neue Verfassung. Die Verbannten wurden zurückgerufen,
die geächteten Priester aller Parteien begnadigt. Zwanzigtau-
send Greise kehrten in den Schoß ihrer Familien zurück.
Schlacht bei Marengo (1800). — Vonaparte sah wohl
ein, daß er zur Befestigung seiner neuen Macht und zur Hei-
lung der inneren Gebrechen des Friedens von Außen bedürfe,
und bot ihn deshalb dem Könige von England, dem Haupte
der Coalition, an. Da dieser aber im Vertrauen auf Oester-
reichs Siege in Italien ihn ausschlug, so schickte der erste Cón-
sul sich an, denselben zu erobern. Wie ein zweiter Hannibal
stieg er mit 60,000 Mann über die Alpen in Italien hinab
und griff am 14. Juni 1800 die Oesterreicher unter Melas
bei Marengo, unweit Alessandria, an. Schon war die
Schlacht für letztere gewonnen, schon fertigte Melas Couriere
mit der Siegesnachricht ab; da plötzlich erschien der General
Desair, Bonaparte's tapferster Waffengefährte in Aegypten,
mit frischen Truppen auf dem Kampfplatze, stellte die Schlacht
wieder her und fesselte den Sieg an die republikanischen Fah-
nen, wobei er selbst durch einen Schuß getödtet wurde. Der
Tag bei Marengo gab den Franzosen Italien wieder. Es
wurde von Melas in Folge einer Capitulation geräumt. —
Mit gleichem Glücke focht Moreau in Deutschland. Am
3. Dezember 1800 gewann er einen glänzenden Sieg über
den Erzherzog Johann bei Hohenlinden in Bayern.
Friede Zll Fnneville (1801). — Schon bedroheten die Fran-
zosen von Linz aus die Kaiserstadt, als ein Waffenstillstand
und bald der Friede von Luneville (in Lothringen) am
9. Februar 1801 *) den Krieg beendigte. Der Friede von
Campo Formio wurde bestätigt. Zufolge dessen blieben zwar
*) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Lampadius in Frei-
berg, die Gasbeleuchtung.
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Extrahierte Personennamen: Murat Marengo Hannibal Marengo Melas_Couriere Marengo Melas Johann Johann Campo_Formio
Extrahierte Ortsnamen: England Oester- Italien Italien Alessandria Italien Deutschland Bayern Lothringen