Tie deutschen Volksstämme.
Gefühl der Einheit doch erhalten in der Sage von einem gemein-
schaftlichen Stammvater Manuus, von dessen drei Söhnen Ingo,
Jsco und Jrmino die drei Hauptstämme ihren Ursprung herleiteten.
Die eigentlichen Germanen.
a) Die Jstävonen (oder Westländer) ans dem rechten Ufer
des Mittel- und Niederrheins (von Mainz bis zur Mündung der
Assel).
Dazu gehörten 1) die Usipeter und Tenktheren, welche einen schmalen
Strich auf dem rechten Rheinufer von der Insel der Bataver bis etwa Köln
gegenüber inne hatten; 2) östlich von ihnen, zwischen Lippe und Sieg, wohnten
die Sigambern; 3) die Bructerer zu beiden Seiten der Ems.
b) Die Jngävonen (oder Küstenbewohner) an den Küsten
der Nordsee vom Ausflusse des Rheins bis in die cimbrische Halb-
insel (Jütland).
1) Die Bataver auf der Insel zwischen Waal und Rhein; 2) die Frie-
sen zwischen Rhein und Ems und auf den Inseln an dieser Küste; 3) die
Chauken, der ausgedehnteste Stamm der Jngävonen, in den Marschländern
von der Mündung der Ems bis zur Mündung der Elbe; 4) die Saronen im
O. der untern Elbe, im heutigen Holstein; 5) nördlich von diesen, in dem
noch zu Germanien gerechneten rimbrischen Chersones, wohnten auch noch in
der römischen Kaiserzeit Cimbern und östlich von den Saronen Reste der
Teutonen.
e) Die H er m io neu südlich von deu Jngävonen und östlich
von deu Jstävonen.
Zu diesen gehörten nur die beiden Völkerbündnisse der Cherusken (zu
beiden Seiten der Mittlern Weser) und der Chatten (vom Zusammenfluß der
Fulda und Werra im N. bis zur Vereinigung des Rheins und Mains im S.).
B. Die suevischen Germanen.
Aus dem eigentlichen Germanien zwischen Rhein, Nordsee, Elbe
und Main sind schon in vorgeschichtlicher Zeit gernrauische Schaaren
nach O. und S. ausgewandert und haben mit den bisherigen Ein-
wohnern dieser Länder die Stämme der Sueven gebildet, welche im
O. bis zur Weichsel und den Karpathen, in: S. bis zur Donau
wohnten und hier an die römischen Süddonauländer greuzteit.
In dem südlichen Suevien zwischen Main und Donau waren die Her-
munduren und Markomannen die beiden Hauptvölker, welche letztere sich,
beim Vordringen der Römer, von der obern Donau nach Böhmen zurückzogen
und hier an die Quaben, den südöstlichsten Suevenstamm, grenzten. In dem
1 *
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Personennamen: Manuus Ingo
Extrahierte Ortsnamen: Niederrheins Mainz Nordsee Rheins Rhein Rhein Holstein Germanien Fulda Werra Rheins_und_Mains Rhein Nordsee Main Main Donau
28 Kriege mit normannischen n. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser.
6) Krieg gegen die Avaren (791 — 799). Als Baiern
(nach der Absetzung des Herzogs Tassilo) auch den letzten Schein
von Unabhängigkeit verloren hatte und Karl's Reich im O. an das
der Avaren grenzte, unternahm er die gänzliche Vernichtung dieses
Volkes, das über zwei Jahrhunderte die Plage des Abendlandes
und Morgenlandes gewesen war. Das eroberte und verheerte Land
suchte er durch deutsche Kolonisten wieder anzubauen und durch Er-
richtung einer Markgrafschaft (die Ostmark) zu schützen. — Während
dieses Krieges versuchte Karl eine Verbindung des Rheines mit der
Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon
noch Spuren vorhanden sein sollen.
e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern
zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches.
Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze
der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit
einzelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nor-
dens in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre
Unabhängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nord-
grenze des fränkischen Reiches, wozu vertragsmäßig die Eider be-
stimmt wurde. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil der
Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel Jüt-
land am baltischen Meere bis zur Halbinsel Jstria am adriatischen
Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der fränkischen
Herrschaft.
Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums
800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in
Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden
war, begab er sich ans den Reichstag zu Paderborn und veranlaßte
Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen.
Nachdem dieser dnrch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech.
Kaiser längst vernachlässigte) Pflicht eines Schirmvogtes der Kirche
ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste
auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien
er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzeir
katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber.
Das Verhältniß zwischen Kaiser und Papst war nicht das eines Vasallen
zu einem Lehnsherrn, sondern bestand in einer doppelten höchsten Macht
aus Erden, einer höchsten geistlichen des Papstes und einer höchsten weltlichen
des Ka/sers. Diese Macht wurde gegenseitig anerkannt, indem der Papst als
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Extrahierte Personennamen: Karl_röm Karl Tassilo Karl Karl Karl Leo_der_Iii Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ostmark Donau Jstria Rom Rom
24
Pipin der Kleine.
mußte, bei peinlichen Sachen im Eid, den Eideshelfern und den Gottesur-
theilen oder Ordalien, wodurch sich der Beklagte, vorzüglich der Unfreie reinigte.
Sie bestanden theils in der Feuerprobe (die bloße Hand ins Feuer halten, durch
einen brennenden Holzstoß gehen, ein glühendes Eisen mit bloßen Händen tragen
oder mit bloßen Füßen betreten), theils in der Wasserprobe, bald mit siedendem
(Kesselfang), bald mit kaltem (der Untersinkende war unschuldig und ward her-
ausgezogen), theils in der Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit aufgehobenen
Händen an einem Kreuze). Das berühmteste, bei den Freien häufigste Gottes-
urtheil bestand im Zweikampf.
8- 7.
Das fränkische Reich unter den Karolingern bis zur Theilung
im Vertrage zu Verdun 732—843.
1) Pipin der Kleine 752 — 768.
Als der Longobardenkönig Aistnlf von den Einwohnern Roms
einen Tribut verlangte, weil ihm die Oberhoheit über Rom und die
dazu gehörige Landschaft zukomme, itnb Rom selbst bedrängte, begab
sich Papst Stephan Ii., da er voit dem byzantinischen Kaiser keine
Hülse erlangen konnte, nach Gallien zu Pipin, der mit des vorigen
Papstes Genehmigung König der Franken und deshalb eilt entschie-
dener Freund des römischen Stuhles geworden war. Der Papst
salbte ihn zu St. Denis, ernannte ihn zum Patrizius von Rom
(wodurch er ihm die Schutzherrlichkeit über die Stadt und die öffent-
liche Gewalt im römischen Ducat übertrug), verbot den Franken bei
Strafe des Bannes künftig von Pipin's Nachkommenschaft abzuwei-
chen und erhielt den verlangten Beistand gegen die Longobarden.
Pipin nöthigte durch einen zweimaligen Feldzug nach Italien
den Longobardenkönig, Ravenna nebst der Umgegend, so wie die be-
setzten Theile der römischen Landschaft sreizugeben, und dies erhielt
nicht der byzantinische Kaiser, sondern der päpstliche Stuhl, zu
dessen weltlicher Macht durch diese Pipiusche Schenkung der Grund
gelegt wurde.
Vor dem zweiten italienischen Feldzuge verlegte Pipin das bis-
herige Märzfeld (die Heerschau des zu einem Feldzuge aufgebotenen
Volkes) auf den Anfang des Mai, damit das Volk nicht etwa wie-
der auseinander gehe, bevor der Feldzug beginnen konnte. Bei sei-
nem Tode theilte er mit Bewilligung der Vornehmsten sein Reich in
ein nördliches für Karl und in ein südliches für Karlmann.
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Extrahierte Personennamen: Longobardenkönig_Aistnlf Stephan_Ii Denis Karl Karl Karlmann
Extrahierte Ortsnamen: Verdun Rom Rom Gallien Rom Italien Ravenna
Lothar Hi.
49
der Hausmacht und der Persönlichkeit des Regenten ab. 2) Die Herzöge, von
Karl d. G. auf ihr ursprüngliches Amt, die Anführung im Kriege, beschränkt,
erweiterten bald nach dessen Tode ihre Gewalt dadurch, daß sie die Geschäfte der
königlichen Sendboten an sich rissen, namentlich die Oberaufsicht über die Gerichts-
höfe und den Vorsitz in den Provinzialversammlungen, wodurch sie sogleich den
größten Einfluß auf die Königöwahl erhielten; dagegen wurde ihre Macht auch
beschränkt durch königliche Freibriefe, durch das Emporkommen der Städte und
die Gründung von Fürstenthümern, welche unter Markgrafen, Landgrafen u. s. w.
standen. Unter Heinrich Iv. wurden die meisten Herzogthümer erblich. 3) Die
Würbe der Pfalzgrafen, welche in den Zeiten der Merovinger und Karolin-
ger das Hofrichteramt ansübten und jede Appellation in Sachen, deren Entschei-
dung nicht dem Könige unmittelbar zustand, aburtheilten, war mit dem Fall des
karolingischen Reiches verschwunden. Aber schon im 10. Jhdrt. finden wir wie-
der Pfalzgrafen, und zwar nicht einen einzigen, als obersten Hofrichter, sondern
in den einzelnen Provinzen, welche Stellvertreter des Königs im Gerichte und zu-
gleich königliche Kameralbeamten waren, indem sie die Kronregalien zu schützen,
die Rechte des Fiskus in den Provinzen zu wahren und die königlichen Kammer-
güter zu beaufsichtigen hatten. Auch diese Würde ward meistens erblich. 4) Die
Grafschaften wurden unter den fränkischen Kaisern alle erblich.
8- 1-2.
Lothar Lh., der Sachse, 1123-1137.
Nach Heinrich V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
der Hauptgegner Heinrich's V. und seiner Partei gewesen war, lenkte
die Wahl auf Lothar, Herzog von Sachsen. Sein erledigtes Her-
zogthum Sachsen und seine einzige Tochter gab Lothar Heinrich dem
Stolzen, Herzog von Baiern, ans dem Hause Welf, mit dessen Hülse
er vergebens den Hohenstaufenschen Brüdern, Friedrich von Schwa-
den und Konrad, die Reichsgüter zu entreißen suchte, welche Heinrich V.
im Kampfe mit seinen Gegnern eingezogen und wie einen Privatbe-
sitz auf die Hohenstaufen vererbt hatte.
Die Hohenstaufen behaupteten sich nicht nur im Besitze der Reichsgüter, son-
dern ihr Kriegsglück veranlaßte sie auch einen offenen Kampf um die deutsche
Krone zu beginnen und den Herzog Konrad als Gegenkönig aufzustellcn, der aber
bald an einem glücklichen Fortgange seines Unternehmens in Deutschland verzwei-
felte und deshalb nach Italien aufbrach, wo er auch (in Monza) gekrönt wurde,
aber bald allen Anhang verlor. Beide Brüder mußten sich nach 9jährigem
Kampfe dem Könige unterwerfen.
Lothar machte einen zweimaligen Zug nach Italien; auf dem ersten war der
Hauptzweck: das durch gleichzeitige Wahl zweier Päpste, Anaclet Ii. und Jnno-
cenz Ii., entstandene Schisma beizulegen, nicht erreicht; doch erhielt Lothar im
Lateran die Kaiserkrone (durch Innocenz Ii.). Auf dem zweiten Zuge vertrieb er
und sein Schwiegersohn Heinrich den Bundesgenossen Anaclet's Ii., König Roger
Pütz deutsche Gesch. 5. Aufl. 4.
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Extrahierte Personennamen: Lothar_Hi Karl_d Karl Heinrich_Iv Heinrich Hofrichter Lothar_Lh Heinrich_V. Heinrich_V. Friedrich
von_Schwaben Friedrich Lothar Lothar_Heinrich Heinrich Welf Friedrich_von_Schwa- Friedrich Konrad Konrad Heinrich_V. Heinrich_V. Konrad Konrad Lothar Lothar Innocenz_Ii Innocenz Heinrich Heinrich
Der lombardische Städtebund.
64
dinälen eine kaiserliche und eine antikaiserliche Partei, diese wählte
Alexander Ii!., jene Paschal Ii!., wodurch ein 18jähriges (1159—77)
Schisma entstand. Friedrich wollte als Schirmvogt der Kirche eine
Ausgleichung herbeiführen, allein Alexander sprach ihm das Recht
dazu ab und verband sich mit den Städten Oberitaliens gegen ihn.
Auf einem 3. Zuge nach Italien (1163) ohne Heer suchte der von
Aleranker Ui. mit dem Kirchenbanne belegte Kaiser die Unzufriedenheit, welche
sich über die Härte der von ihm eingesetzlen Beamten geäußert hatte, zu be-
schwichtigen.
Auf dem 4. italienischen Zuge (1166 — 68) zwang Frie-
drich die Römer (durch einen Sieg bei Tusculum), den Papst Pa-
schal Hl. anzuerkennen und ließ sich nebst seiner Gemahlin von ihm
krönen. Damals stand er auf dem Gipfel seiner Macht — aber
nur für kurze Zeit. Denn da sein Heer durch eine pestartige Krank-
heit fast gänzlich aufgerieben wurde, floh er verkleidet und fast ganz
allein über die Alpen. Die lombardischen Städte aber, deren Be-
schwerden über die kaiserlichen Statthalter keine Abhülfe gefunden
hatten, waren in einen großen Bund zusammen getreten, sie führten
die Mailänder in ihre Stadt zurück und erbauten eine Festung als
Schutzwehr gegen die Deutschen, die sie dem Kaiser zum Trotz
Alessandria nannten. Als Friedrich diese
auf dem 5. italienischen Zuge (1174 — 78) belagerte, fiel
Heinrich der Löwe von ihm ab (weil er diesem die für seine Hülfs-
leistnng geforderte Abtretung der Stadt Goslar nicht bewilligte).
Bittend soll der Kaiser sich dem stolzen Herzog zu Füßen geworfen
haben, um ihn zu fernerm Beistand zu bewegen — aber vergebens.
Ehe er neue Verstärkungen erhalten hatte, wurde er von den er-
muthigten Lombarden bei Leg nano 1176 angegriffen und so ent-
schieden geschlagen, daß er sich genöthigt sah, mit Alexander Iii. zu
Venedig Frieden und mit den Lombarden zuerst einen Waffenstill-
stand auf 6 Jahre und nach dessen Ablauf einen förmlichen Frie-
den zu Constan.; zu schließen 1183, in welchem er den Städten
gegen einen Geldzins einen großen Theil der Hoheitsrechte überließ.
Nach Deutschland zurückgekehrt, sprach Friedrich über Heinrich
den Löwen, der ihn in Italien verlassen hatte und auf eine fünf-
malige Vorladung nicht erschienen war, die Reichsacht aus, und
zersplitterte dessen Besitzungen, indem er Baiern dem Pfalzgrafen
Otto von Wittelsbach (dessen Nachkommen noch heute in Baiern
regieren), das westliche Sachsen dem Erzbischöfe von Köln, das öst-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Alexander_Iii Alexander Friedrich_über_Heinrich Friedrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Goslar Deutschland Italien Baiern Sachsen
37
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben u. Otto I V.
Landes gegen die Einfälle der heidnischen Preußen dem Orden das
Kulmerland - (nebst dem Gebiete vor: Löbau) abzutreten, an. Nach
einem 53 jährigen Kampfe gelangte der Orden zur Herrschaft über
Preußen. Als Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz
des Ordens gewesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging
1291, zog der Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Vene-
dig, und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte
(wegen der Eroberung Ferraras), ward der Hauptsitz nach Marien-
burg verlegt (1309).
3. Heinrich Vi. 1190 — 1197,
der schon während des Kreuzzuges seines Vaters die Reichsverwal-
tung geführt hatte, folgte ohne weitere Anerkennung von Seiten der
Fürsten wie in einem Erbreiche. Nach den: Aussterben des norman-
nischen Königshauses ging er nach Italien, ließ sich in Rom krönen
und hoffte das Erbe seiner Gemahlin, Apulien und Sicilien, in
Besitz zu nehmen. Aber die Sicilianer hatten aus Abscheu gegen
die deutsche Herrschaft den Grafen Tankred und nach dessen Tode
seinen Sohn Wilhelm Iii. zun: Könige ernannt. Diese machten den:
Kaiser sein Erbland noch 5 Jahre lang streitig. Eine angebliche
Verschwörung diente ihm zum Vorwände, an seinen Gegnern die
grausamste Rache zu nehmen, die Ersten der Geistlichkeit und des
Adelstandes wurden gehenkt, verbrannt, oder, wie König Wilhelm,
verstümmelt und geblendet; deshalb, so wie wegen Richard's Löwen-
herz Behandlung sprach der Papst den Bann über ihn aus. Als
er im Begriffe war, einen Kreuzzug anzutreten, überraschte ihn der
Tod (zu Messina) zur allgemeinen Freude der Italiener.
Heinrich der Löwe war aus England zurückgekehrt und hatte vielen Anhang
gefunden, aber alle Versuche, seine früheren Besitzungen wieder zu gewinnen
waren erfolglos; er starb 1195 zu Braunschweig.
4. Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und
Otto Iv. 1198 — 1215.
Nach Heinrich's Vi. Tode trennten sich die deutschen Fürsten in
Bezug auf eine neue Wahl in zwei Parteien: eine hohenstaufensche,
welche Heinrich's jüngsten Bruder Philipp von Schwaben (Hein-
rich's Sohn Friedrich war erst 3 I. alt), und eine welfische, welche
Otto, den zweiten Sohn Heinrich's des Löwen, wählte. Die letz-
tere übertrug die Entscheidung dem Papste Innocenz Hi., welcher
nach vergeblichen Vermittelungsversuchen den Otto als König aner-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben_u._Otto_I_V. Philipp Otto Konrad_von_Feuchtwangen Konrad Heinrich_Vi Heinrich Tankred Wilhelm Wilhelm Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Philipp_von_Schwaben Philipp Friedrich Friedrich Otto Innocenz_Hi Innocenz Otto
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Italien Rom Apulien Sicilien Messina England
Friedrich 31.
69
als Sklaven (»ach Alexandria) verkauft; von 20000 deutschen Knaben kehrte ein
großer Ttieil bald zurück, die übrigen kamen auf der Reise durch Italien aus
Mangel um oder fanden doch keine Mittel zur Weiterreise.
5. Friedrich Ii. 1215—1250.
Obgleich er dem Papste Innocenz Iii., seinem Wohlthäter und
Oberlehnsherrn, versprochen hatte, 1) die sicilische Krone seinem
schon als König von Sicilien gekrönten Sohne Heinrich abzutreten,
und 2) einen Krenzzug zu unternehmen, so beschloß er doch nun
Deutschland als Nebenland an seinen Sohn zu gebeu und Italien
zum Hauptsitz seiner Macht zu inacheu, und ließ deshalb seinen Sohn
Heinrich zum Nachfolger im deutscheil Reiche wählen und zum römi-
scheu Könige krönen, wofür er den Fürsten eine Menge von Reichs-
rechten preisgab.
Wiederholt und dringend wurde er vom Papste (Honorius Iii.)
aufgefordert, den bei seiner Tbroilbesteigung und nochmals bei seiner
Kaiserkrönung versprochenen Kreuzzug anzutreten. Allein die An-
ordnung der innern Angelegenheiten Deutschlands und Italiens nö-
thigten den Kaiser sich vom Papste die Frist dreimal verlängern zu
lassen und zuletzt (im Vertrage von St. Germano 1226) zuzngeben,
daß er, wenn er den Kreuzzug uicht in zwei Jahren antrete, dadurch
ohne weiteres in den Bairn verfalle. Kaum hatte er ihn angetreten,
so kehrte er wegen Krankheit zurück. Der Papst Gregor Ix. hielt
die Krankheit für Verstellung und sprach den Banil über den Kaiser
aus. Dieser ging 1228 wirklich nach Palästina und erhielt in einem
Vertrage mit dem Sultan Kamel von Aegypten und Jerusalem, wo
er sich selbst krönte, nebst dem umliegenden Gebiete bis nach Tyrus,
Akkon und Sidon. Doch führte eine Verletzung des Waffenstillstan-
des durch einige Pilger bald abermals den Verlust Jerusalems her-
bei (1239), und ailch die beiden vom französischen Könige Ludwig Ix.
oder dem Heiligen später unternommenen Kreuzzüge nach Aegypten
(1248) und nach Tunis (1270) blieben ohne wesentlichen Erfolg.
Nach seiner Rückkehr aus Palästina kam durch Vermittelung des
Deutschmeisters Hermann von Salza eine Aussöhnung zwischen Papst
und Kaiser zu Staude. Nachdem dieser in seinen Erblanden mit der
Gesetzgebung eine gänzliche Reform vorgenommen hatte (s. §. 30),
ging er nach Deutschland zurück, setzte seinen Sohn Heinrich ab, der
sich vom Vater unabhängig inacheu wollte und sich deshalb mit den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_Iii Innocenz Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Honorius_Iii Honorius Gregor_Ix Gregor Ludwig_Ix Ludwig Hermann_von_Salza Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Italien Sicilien Deutschland Italien Deutschlands Italiens Palästina Jerusalem Tyrus Akkon Jerusalems Tunis Palästina Deutschland
Friedrichs Absetzung und Gegenkönige. Das Interregnum. 61
wich. Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich
vorzudringen, als aber ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oesterreich
und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten auch Un-
garn auf die Nachricht von deni Tode ihres Groß-Khans.
Nachdem Gregor Ix., fast 100 Jahre alt, gestorben, erhielt
Friedrich einen noch heftigern Gegner in dessen zweitem Nachfolger,
Innocenz Iv. Dieser sprach über den Kaiser, der dem Papste sein
Land vorenthielt, zu Lyon, wohin er eine allgemeine Kirchenversamm-
lung (1245) berufen hatte, auch die Absetzung aus und forderte die
deutschen Fürsten zu einer neuen Wahl auf, ohne Rücksicht auf den
schon früher zum römischen Könige gewählten zweiten Sohn Fried-
rich's, Konrad. Aber fast nur geistliche Fürstelt wählten den (frühern
Regenten für Konrad) Landgrafen Heinrich Raspe von Thü-
ringen zum Gegenkönig (1246), und als dieser (schon 1247 auf
der Wartburg) starb, erhoben die rheinischen Erzbischöfe im Einver-
ständniß mit einigen weltlicheil Fürsteil eilten neuen Gegenkönig in
der Person des (20jährigen) Grafen Wilhelm von Holland.
Während Deutschland zwischen den beiden jungen Königen Konrad
und Wilhelm getheilt war, setzte Friedrich betx Kampf gegen die
Lombardell mit immer mehr abnehmendem Glücke fort bis zu seinem
Tode 1250.
6. Konrad Iv. 1250—54. Wilhelm —1256.
Konrad ging bald (gleich seinem Vater die Herrschaft in Ita-
lien der in Deutschland vorziehend) nach Apulien, welches sein Bru-
der Manfred als Statthalter gegen den Papst behauptet hatte. Hier
starb er schon 1254, mit Hinterlassung eines zweijährigen Sohnes
Konradin. Wilhelm von Holland blieb auf einem Zuge gegen die
Westfriesen, die er ju einem Tribute zwingen wollte, mit seinem
Pferde im Eise steckeil und ward von einigen Friesen, die ihn nicht
kanntell, erschlagen.
8- 14-
Das Interregnum 1237—1273.
Da nach Wilhelm's Tode der Papst (Alexander Iv.) die - Wahl
Konradin's bei Strafe des Bannes verboten und der Köllig Ottokar
von Böhmen die ihm angebotene Krone abgelehnt hatte, so wählte
ein Theil der bestochenen deutschen Fürsten den Grafen Richard
von Cornwallis, Andere den König Alfons X. von Ca-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor_Ix. Gregor_Ix. Friedrich Friedrich Innocenz_Iv Innocenz Konrad Konrad Konrad) Konrad Heinrich_Raspe_von_Thü- Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Wilhelm Friedrich_betx Friedrich Konrad_Iv Konrad Wilhelm Konrad Manfred Konradin Wilhelm Alexander_Iv. Alexander_Iv. Ottokar
von_Böhmen Ottokar Richard
von_Cornwallis Alfons_X
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Oesterreich Oesterreich Lyon Wartburg Holland Deutschland Ita- Deutschland Apulien Holland
181
1152-1190
(1154)
1158-1162
(1166—68)
(1174-78)
1176
(1183)
1187
1189—1193
1190-1197
(1194-1266)
1198-1208
1203-1204
1208—1215
(1212)
1215-1250
1228
1230—1283
1237
die Türken. Konrad Hi. und Ludwig Vii. ziehen ver-
gebens nach Palästina.
Friedrich I. Barbarossa.
Dessen erster Zug nach Italien zur Demüthigung der
lombardischen Städte, deren 3 zerstört werden. Arnold
von Brescia endet auf dem Scheiterhaufen. Heinrich
der Löwe erhält auch Baiern zurück.
Zweiter Zug Friedrich's nach Italien. Demüthigung
Mailand's. Reichstag in den roncalischen Gefilden.
Neuer Streit mit Mailand, welches zerstört wird.
Streitige Papstwahl.
Vierter Zug Friedrich's 1. nach Italien, um Pascha!
Iii. einzusetzen. Rückkehr ohne Heer. Alessandria erbaut.
Fünfter Zug Friedrich's I. nach Italien. Abfall Hein-
rich des Löwen.
Friedrich I. bei Legnano besiegt.
Friede zu Constanz zwischen Friedrich und den Lom-
barden. Achterklärung über Heinrich den Löwen und
Thrilling der Länder desselben.
Niederlage der Christen bei Hittin. Verlust Jerusalems.
Dritter K r e u z z u g. Friedrich Barbarossa's Tod.
Stiftung des deutschen Ordens im Lager vor Akkon.
Entzweiling Philipp's Ii. mit Richard Löwenherz. Waf-
fenstillstand mit Saladin. Richard's Gefangenschaft.
Heinrich Vi. Besitznahme von Apulien und Sicilicn
uild grausames Verfahren daselbst.
Das Königreich beider Sicilie» unter den Hohenstaufen.
Philipp von Schwaben lind Otto Iv. Zehnjähriger
Thronstreit bis zu Philipp's Ermordung durch Otto
von Wittelsbach.
Der vierte sogenannte Kreuz zu g. Richtung
desselben nach Constantinopel statt nach Aegypten, um
den geblendeten Kaiser Isaak wieder einzusetzen. Ent-
zweiung der Kreuzfahrer mit demselben und Einnahme
Constantinopels.
Otto Iv. allein. Entzweiung desselben mit dem Papste.
Gegen ihn Friedrich Ii. erhoben.
Kreuzzug der Kinder.
Friedrich Ii. Streit mit dem Papste über die Ver-
einigung der deutschen Krone mit der sicilischen und
über den Kreuzzug.
Kreuzzug Friedrich's fl. Durch einen Vertrag
mit Kamel, Sultan von Aegyvten, erhält Friedrich Je-
rusalem zurück und krönt sich selbst.
Krieg des deutschen Ordens mit den Preußen.
Sieg Friedrich's über die Lombarden bei Cortenuova.
Abermaliger Zerfall mit dem Papste.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Hi Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Arnold
von_Brescia Heinrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Barbarossa's Friedrich Richard_Löwenherz Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Otto Isaak Isaak Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Je- Friedrich Cortenuova
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Flüsse, Klima und Produkte Germaniens.
e) Die Flüsse: 1) der Rhein (Rbenns), von dessen Neben-
flüsse,: ans den: rechten oder germanischen Ufer den Alten folgende
bekannt waren: der Neckar (Meer), der Main (Moenus), die Lahn
(Laugona), die Sieg (8iga), die Ruhr (Kura), die Lippe (Luppia);
2) die Ems (Arnisia); 3) die Weser (Visurgis); 4) die Elbe
(Albis), welche (nach Strabo) Germanien in zwei Hälften theilt,
mit der Saale (Salas); 5) die Oder (Yiadus); 6) die Weichsel
(Vislnla), der Grenzfluß Germaniens gegen Sarmatien; 7) die
Donau (Danubius oder Ister), der Grenzfluß gegen die römischen
Alpenprovinzen, welcher auf der linken oder germanischen Seite auf-
nimmt: die Naab (Nablis), den Regen (Reganum), die March
(Marus?), die Gran (Granua), die Waag' (Gnsns?).
d) Kli,na und Produkte. Die Römer schildern (wahr-
scheinlich mit Uebertreibnng) Germanien als ein rauhes, unweg-
sames, mit Wäldern und Sümpfen bedecktes Land, in welchem einen
großen Theil des Jahres Schnee und Eis den wenig fruchtbaren
Boden bedeckt, der zwar einiges Getreide und üppige Futterkräuter,
aber keine edlen Obstbänme hervorbringt. Die Wälder, vorzüglich
Eichenhaine, nährten eine Menge wilder Thiere, zum Theil von
sonst unbekannten Gattungen.
Die wichtigsten Produkte waren a) aus dem Thierreiche: theils wild
lebende, wie Auerochsen, Elennthierc, Bären, wilde Pferde und Schweine, theils
zahme: Rinder von geringer Größe, kleine und unansehnliche, aber ausdauernde
Pferde, Schafe, Ziegen, Schweine, Jagdhunde, Geflügel, Bienen und Fische aller
Art. b) aus dem Pflanzenreiche: die zahlreichen und dichten Wälder lie-
ferten eine Menge Holz, und zwar Bäume von außerordentlicher Größe, außer-
dem gab es unveredeltes Obst, verschiedene Getreide- und Gcmüsearten. c) aus
dem Mineralreiche: Silber, Kupfer (neben dem Eisen auch zu Waffen ge-
braucht), Salz, und an der Nordküste Bernstein.
2) Die Völkerstämme in Großgermanien.
Die Germanei: sind wahrscheinlich ein aus Hochasien eingewan-
derter Zweig des großen indisch-persischen Volksstammes. Sie wer-
dei: allgemein als große, wohlgestaltete Leute mit weißer Haut,
blauen Augen und gelben: oder röthlichem, sorgfältig gepflegten:
Haar geschildert. Zur Zeit, ans welcher wir die älteste Kunde von
ihn: haben, war das deutsche Volk in Stämme, die Stämme in
Völkerschaften getheilt, welche durch kein politisches Band zu-
sammengehalten, aber in Sprache, Rechtsgewohnheit und Götter-
glauben verbunden waren. Bei aller Zersplitterung hatte sich das
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]