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das Parlament verwarf die Schenkungen, welche Wilhelm an einzelne
Generale und sonstige Anhänger mit den den irischen Rebellen abge-
sprochenen Ländereien gemacht hatte. Hingegen bewilligte das Parlament
Geld, Soldaten und Matrosen in Ueberfluß, als nach dem Tode Ja-
kobs Ii. (1701) Ludwig Xiv. dessen Sohn, Jakob Iii., als König
von England anerkannte und gleichzeitig auch seinen Enkel Philipp von
Anjou vom 'spanischen Throne Besitz nehmen ließ. Es brach der spani.
sche Erbfolgekrieg aus, und Wilhelm betrieb die Einschiffung der Trup.
pen nach den Niederlanden, da führte ein Sturz mit dem Pferde seinen
Tod herbei (1702).
Wilhelm Iii. war der Mann, welcher die Freiheit Europa's
gegen Frankreichs Uebermacht gerettet hat, der die Seemächte Holland
und England unter seiner Leitung vereinigte, der oft besiegt, doch stets
wieder schlagfertig und unermüdlich im Felde stand. Die Natur hatte
Wilhelm mit den Eigenschaften eines großen Regenten ausgestattet, und
die Verhältnisse hatten diese Eigenschaften in nicht geringem Grade ent-
wickelt. Er hatte eine hagere und schlanke Gestalt, eine Adlernase,
große und glänzende Augen, eine hohe und breite Stirn, finstere Augen-
braunen, einen entschloffenen und etwas grämlichen Mund, blaffe, von
Krankheit und Sorge eingefallene Wangen. Seine würdige und feier-
liche Haltung flößte Ehrfurcht ein und verschaffte ihm den schnellsten
Gehorsam. Er sprach wenig und ohne starken Ton der Stimme, nur
in der Schlacht war er ganz Feuer und Leben. In seiner Jugend von
der Eifersucht der Republikaner seines Vaterlandes streng beaufsichtigt,
hatte er sich früh an Zurückhaltung und Verschwiegenheit gewöhnt.
Seine Erziehung war nicht glänzend gewesen, doch was ihm an allge-
meiner wissenschaftlichen Bildung abging, ersetzte sein richtiger Blick und
seine geniale Auffassung der politischen Verhältnisse. Sein Gedächtniß
war ausgezeichnet; seine Beobachtung eindringend, sein Urtheil scharf
und schlagend. Schmeichler haßte er, und leicht war er zu Verdacht
geneigt; erwiesene Dienste belohnte er großmüthig und sogar verschwen-
derisch. Die Engländer stieß sein kaltes Benehmen zurück, aber sie
erkannten seinen Werth, und jede Opposition verstummte, sobald sich
Gefahren für den Thron zeigten. Wilhelms Gemahlin war schon sieben
Jahre vor ihm kinderlos gestorben. Allem Parteitreiben und jedem
Ehrgeize fremd, hatte sie ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das häus-
liche Glück ihres Gemahls gerichtet.
In Schottland war Wilhelms Erhebung*kein Hinderniß in den
Weg gelegt worden, und nachdem er in die Wiedereinführung der
presbyterianischen Kirche als herrschenden gewilligt hatte, war er
in Edinburg als König ausgerufen worden. Aber bald verlangten die
Puritaner strenge Beschlüsse gegen die Episcopalen, und der König gab
endlich nach. Wie die englische Kirche die Presbyterianer ausschloß, so
waren diese in Schottland bemüht, die Episcopalen zu unterdrücken.
Auf Wilhelm Iii. folgte die Schwester seiner Gemahlin, Anna
(1702 — 1714), die jüngere, mit dem Prinzen Georg von Dänemark
vermählte Tochter Jakobs Ii. Sie besaß zu wenig Kraft des Charak-
ters, um selbständig die Regierung zu führen. Daß ihrem Vorgänger
gegebene Versprechen und der Wunsch des englischen Volkes bewog sie
Jsniisl.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Jakob_Iii Philipp_von
Anjou Philipp Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelms_Erhebung*kein_Hinderniß Wilhelms Wilhelm Anna
( Georg_von_Dänemark Jakobs
Extrahierte Ortsnamen: Ueberfluß England Holland England Schottland Edinburg Schottland
4si
in die Waden fährt, und andere, daß Pfeifchen im Mund, den Krug
in der Hand, ihm mit wahrer Herzenslust zusehen.
Während die genannten Genremaler ihre Gegenstände sich vornehm-
lich in den untern Lebenskreisen suchten, gelang es Gerhard Ter bürg
aus Zwoll (1608 —1681) auch in den Kreisen, in denen Wohlstand
und Bildung herrscht, einen für die Kunst geeigneten Stoff und volle
Naivität der Empfindung zu stnden.
Philipp Wouvermann aus Harlem (1620—1668) malte Jag-
den und Jagdzüge, reichgekleidete vornehme Herren und Damen mit
ihrem Gefolge zu Pferde, Reitergesechte, Scenen vor dem Wirthshaus
oder der Schmiede, auf Pferdemärkten und in Marställen.
Als Landschaftsmaler zeichnete sich Jakob Ruyßdael aus
Harlem (1635—1681) aus. Er ist der Maler der norddeutschen Land-
schaft, die uns aus seinen Bildern mit der erquickenden Frische des
Lebens entgegentritt. Wilhelm van der Velde der Jüngere aus
Amsterdam (1633 —1707) malte die Meeresstille, die laut- und re-
gungslose weite Wafferfläche und die feierliche Himmelsruhe darüber.
Mit gleich ergreifender Wahrheit malte er aucb die bewegte See biß
zum verderbenden Sturm. Ais der erste aller Marinemaler wird Lu.
dolf Backhuysen aus Emden (1631 —1709) geachtet.
4) Geschichte Englands von der Thronbesteigung der
Stuarts bis zum Ausbruch der französischen Revolution
von 1603 bis 1789.
Mit Elisabet erlosch das Geschlecht der Tudor und nach dem Erb-
recht folgte König Jakob von Schottland aus dem Hause Stuart,
der von einer Schwester Heinrichs Viii. abstammte. Die Engländer
sahen ihren neuen Herrscher mit Vertrauen und Hoffnung entgegen;
aber seine Feigheit, seine Pedanterie, seine unbehülfliche Gestalt, seine
linkischen Manieren, sein Accent aus der Provinz machten ihn bald zum
Gegenstand des Spottes. Er war gelehrt und selbst Schriftsteller, vor-
nehmlich interessirten ihn theologische Streitfragen, aber seine Kenntniffe
bestanden meist in pedantischen Kleinigkeiten, und sein Urtheil zeigte weder
Scharfsinn noch Umsicht. Der verdiente Staatssekretär Elisabets Sir
Robert Cecil blieb in seinem Amte; aber zugleich überhäufte Jakob I.
seine mitgebrachten schottischen Höflinge mit Würden und Ehren und
nahm sechs derselben in den Staatsrath auf. Durch die Thronbestei-
gung von Jakob 1. wurde England mit Irland und Schottland zu
einem Staate verbunden. Das Territorium, welches der neue König
beherrschte, war an Ausdehnung fast doppelt so groß, als dasjenige,
welches Elisabet geerbt hatte. Man sollte glauben, daß das Gewicht
Englands unter den europäischen Nationen von dieser Zeit an außer-
Jakob I.
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Extrahierte Personennamen: Gerhard Philipp_Wouvermann Philipp Jakob_Ruyßdael Wilhelm Elisabet König_Jakob_von_Schottland Heinrichs Heinrichs Staatssekretär_Elisabets Robert_Cecil Jakob Elisabet
Extrahierte Ortsnamen: Marställen Amsterdam Emden Englands England Irland Schottland Englands
527
die Europäer über den atlantischen Ocean getrieben hatten, begründete
und bevölkerte der unwiderstehliche Trieb nach religiöser und politischer
Freiheit die Kolonien Neu-Englands, das Stammhaus der Vereinigten
Staaten. Allmälig lichteten sich die Wälder, der Anbau nahm zu, man
konnte den Bedarf an Nahrungsmitteln selbst erzeugen, die Kolonie
wuchs an Umfang und Gedeihn. Sie theilte sich in vier Provin-
zen, Massachusets, Konnektikut, Rhode Island und Neu
Hamshire und nannte sich in ihrer Vereinigung die Staaten von
Neu-England. Auch nach anderen Richtungen nahm die Kolonisa-
tion Nordamerikas überhand. Virginie n, wo der-Tabaksbau bereits
eine große Ausdehnung gewonnen hatte, zog mehr und mehr Einwan-
derer und zwar aus den royalistischen Kreisen an sich. Maryland
wurde von Lord Baltimore (1632) angelegt und ibm als Kronlehen
überlaffen. Der Gründer, ein eifriger Katholik, machte es zum Zu-
fluchtsort seiner von der puritanischen Intoleranz verfolgten Glaubens-
genossen. Neu-Pork und Neu-Jersey entstanden 1664; Konnekti-
Cut erhielt (1662) den Gnadenbrief einer priviligirten Kolonie, das Jahr
daranf auch Karolina. Ein Asyl für die unbedingte Freiheit des
Glaubens wurde Pennsylvanien, durch den Quäker Penn (1682)
gegründet, zuletzt Georgien (1735), gleichfalls ein Zufluchtsort ver-
folgter Unglücklicher.
Die Verfassung dieser Provinzen war sehr verschieden, je nach den
erhaltenen Freibriefen. Im Allgemeinen besaßen sie die Rechte freier
Staatsbürger, wie jeder Engländer. In Beziehung auf den Handel
waren die Kolonisten zu freiem direkten Verkehr mit fremden Ländern
ermächtigt.
Die Augen der Engländer richteten sich auch auf Westindien.
Hier hatte die Geschichte Amerika's begonnen, dahin gingen die meisten
Fahrten. Die Nähe von Spaniens Gold - und Silberländern lockte die
Habgier und den abenteuerlichen Unternehmungsgeist und öffnete der
Freibeuterei ein weites Feld. Die Spanier, allein auf Gewinn der
Bergwerke bedacht, hatten die westindischen Inseln vernachlässigt und
hielten dieselben nur nothdürftig besetzt. Die anderen Nationen, durch
das strenge Kolonialsystem von dem erlaubten Verkehr und durch das
vermeintliche Eigenthumsrecht des madrider Kabinets von jeder Besitz-
ergreifung ausgeschlossen, gingen bald zu unerlaubtem Handel und ge-
waltthätiger Erwerbung über. Sie fanden sich dazu um so mehr be-
wogen, da ihre Regierungen fast unausgesetzt in Krieg mit Spanien
verwickelt war.
Die Holländer besetzten zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts
die an der Küste Venezuelas liegenden Inseln St. Emst ach und Cu-
ra^ao und machten sie zu Stützen des Seeraubes und Schmuggels.
Von da aus machten sie Jagd auf die spanischen Gold- und Silber-
flotten, von da aus schwärzten sie die Waren auf das Festland hinüber,
und nicht der kleinste Theil ihrer Reichthümer ist daher entstanden.
Bald folgten diesem Beispiel die Engländer und Franzosen und de-
ren westindische Kolonien wurden der Heerd eines großartigen, vollkom-
men organisirten Schleichhandels. Nicht selten führte man ihn
mit offener Gewalt und bewaffneter Hand, unterstützt und geleitet
durch die unter dem Namen der Flibustier und Bukaniers bekannte
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585
Erst unter Cosmuß Iii. (1670— 1723) schwand der Eifer für die
Beförderung wissenschaftlicher und künstlerischer Interessen sowie der
Einfluß des Großherzogthums auf die italienischen Verhältnisse. Cos-
mus war nur bemüht, sich die Gunst Ludwigs Xiv. zu erhalten, und
die Sucht nach Prunk sowie die ungemefsene Freigebigkeit an Kirchen
und Klöster zerrütteten die Finanzen des Staates. Als Johann
Gaston, der Sohn von Cosmus Iii., ohne einen Erben 1737 starb,
kam daß Großherzogthum Toskana an Franz Stephan, den Gemahl
der Maria Theresia. Nach dem Tode von Franz I (1765) folgte des-
sen zweiter Sohn Leopold in der Regierung von Toskana. Er rich-
tete eine verständige Staatsverwaltung ein, vereinfachte die Gesetzge-
bring, gab den Handel frei und gewöhnte seine Unterthanen an Thä-
tigkeit und Kunstfleiß. Aber seine Versuche, das herrschende Sittenver-
derben durch strenge Aufsicht zu zügeln, entzogen ihm die Liebe des
Volkes, sowie seine kirchlichen Reformen bei der Geistlichkeit Widerstand
fanden.
Unter den Staaten Italiens bewies die Republik Venedig die
meiste Selbständigkeit und Kraft; sie sah in der zweiten Hälfte deß
17. Jahrhunderts durch daß Glück ihrer Waffen und die Geschicklichkeit
ihrer Seemacht eine schöne Abendröthe des früheren Glanzes. Von al-
len früheren Besitzungen im griechischen Archipel und an den Küsten
deß Peloponnes waren den Venetianern, nach vier großen und blutigen
Kriegen mit den Türken im 15. und 16. Jahrhundert, nur Candia,
Tine, Paros, Zante, Cefalonia und einige kleinere Inseln geblieben.
Mitten im Frieden, während man die Venetianer durch eine Ruhe von
mehr als sechzig Jahren in der größten Sorglosigkeit glaubte, griffen
die Türken (1645) mit einer bedeutenden Macht Gandia an. Vier
und zwanzig Jahre lang wurde der Krieg mit großer Erbitterung und
Anstrengung geführt. Zwar mußten die Venetianer den Türken Candia
mit Ausnahme einiger Hafenorte überlassen (1669), aber mit Ruhm
und Ehre ging die Republik aus diesem Kampfe gegen die Uebermacht
der Osmanen hervor. Die Seemacht und die Vertheidiger Candia's
hatten den alten Ruf der venetianischen Tapferkeit nach langer Waffen-
ruhe erneut. Ein Geist des Muthes und frischer Kriegslust hatte sich
unter dem jungen Adel verbreitet, der seit einem halben Jahrhundert
nur den üppigen und schwelgerischen Genüssen gelebt hatte. So geschah
es, daß der gefeierte Vertheidiger Candia's, Morosini, als er 1684
auf einen Angriffskrieg gegen die Pforte drang, diese Absicht durchsetzte.
Die Lücken waren unter den Mauern Wiens entscheidend geschlagen
worden (1683), die Deutschen drangen mit siegreichen Waffen in Un-
garn, die Polen in der Moldau und Walachei vor, und 1686 erklärten
auch die Russen den Türken den Krieg. Es war der. günstigste Augen-
blick sich der allgemeinen Bewegung Osteuropa's, wie sie zuvor noch
nie gegen die Osmanen stattgefunden hatte, mit allen Kräften anzu-
schließen. Zu Linz schloß Venedig mit dem Kaiser Leopold und mit
Johann Sobiesky ein Bündniß (1684). Morosini führte als General-
capitän die venetianische Flotte und richtete seine Angriffe besonders ge-
gen den Peloponnes. Die Venetianer kämpften so glücklich, daß im
Frieden zu Carlowitz (1699) die Republik im Besitz Morea's blieb.
Venedig.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Johann
Gaston Johann Cosmus Franz_Stephan Franz Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I Franz Leopold Leopold Leopold Leopold Johann_Sobiesky Johann Morosini Carlowitz
559
zu erliegen schienen, erhoben sich die Städte von Holland und Seeland
und ernannten Wilhelm von Oranien zum Statthalter. In
ihm lebte der Geist seines Urgroßvaters, des Begründers der niederlän-
dischen Freiheit. Bon hohem Muthe beseelt, scharfsinnig, ausdauernd,
schwer zu errathen, zeigte der Prinz eine Strenge und einen Ernst der
Gemüthsart, eine Verachtung des Prunkes und alles weichlichen We-
sens. Wilhelm von Oranien wurde bald der Mittelpunkt von den
Gegnern Ludwigs Xiv. und er war es besonders, der zum kräftigen
Widerstand gegen Frankreichs Eroberungsgelüste anregte. Den Verlauf
des Krieges (1672 —1678) haben wir in der französischen Geschichte
erzählt (S. .339 — 341). Durch die Unterstützung der Niederländer er-
warb Wilhelm die Krone von England (1688). Seitdem konnte er, im
Verein mit den Niederlanden, mit umfassenderen Mitteln als zuvor den
Krieg gegen Frankreich fortsetzen. Nach Wilhelms Tode (1702) blieb
die Statthalterschaft unbesetzt. Der Großpensionarius Heinsius und
die Republikaner wünschten kein monarchisches Haupt an der Spitze der
Republik. Erst im Verlauf des östreichischen Erbfolgekrieges wurde
(1747) Wilhelm Iv. zuerst Statthalter in den einzelnen Provinzen
und dann auch Oberbefehlshaber aller Truppen. Im folgenden Jahre
übertrug man ihm auch noch die erbliche Würde eines General-Statt-
halters. Im 18. Jahrhundert sank die Macht und der Wohlstand der
Holländer; sie machten sich durch ihre Krämer-Politik und ihre ewigen
inneren Streitigkeiten bei anderen Staaten verhaßt. Wilhelm Iv.
war ein milder, gemäßigter und einsichtsvoller Regent. Er beging aber
den Fehler, daß er kurz vor seinem Tode (1751) zum Erzieher seines
minderjährigen Sohnes, Wilhelms V. (1751 —1795) und zum vor-
mundschaftlichen Regenten den Prinzen Ludwig Ernst von Staun«
schweig-Wolsenbüttel ernannte. Dieser machte den Prinzen zu
seinem bloßen Werkzeug und übte auch, als der Prinz volljährig war
(1766), zum Unwillen der Holländer den größten Einfluß aus.
Die holländische Herrschaft in Ostindien (S. 239) gelangte
in glücklichem Fortschritt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts auf ihren
Höhepunkt. Entscheidend für die holländische Uebermacht war der Friede,
welchen die Niederländer 1669 mit Portugal schlossen: das portugiesische
Reich in Ostindien wurde auf Goa, Diu, Macao und einige Plätze an
der Küste der Mahratten beschränkt, alle übrigen Besitzungen an die
holländische Kompagnie abgetreten.
In Vorderindien beschränkten sich die Besitzungen der Holländer
auf einige Küstenplätze mit geringem Gebiet. Ceilon wurde 1658 fast
ganz bezwungen. In Java drangen die Holländer in das Innere und
verlangten unbedingte Unterwerfung. Darauf kam die Reihe an die
übrigen Sundainseln Celebes, Timor, Borneo und Sumatra.
Von Formosa wurden die Holländer durch die Chinesen 1662 wieder
verjagt, und auch die Holländer mußten sich, wie andere Nationen, dem
Zwang und der Abhängigkeit von dem auf Kanton beschränkten Ver-
kehr fügen. Auch in Japan mußten sie sich schimpfliche Bedingungen
gefallen lassen. Sie wurden (1650) auf eine kleine Insel, Desima
unweit Nangasacki, verwiesen und gleich Gefangenen beaufsichtigt.
Dennoch setzten sie den Handel seines großen Gewinnes wegen fort,
Der Handel
derholländer.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwigs Wilhelm Wilhelms Wilhelms Großpensionarius_Heinsius Wilhelm Wilhelm Wilhelms_V. Wilhelms_V. Ludwig_Ernst_von_Staun« Ludwig Ernst Ceilon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Seeland Ludwigs_Xiv Frankreichs England Niederlanden Frankreich Ostindien Ostindien Macao Timor Borneo Sumatra Formosa Japan
572
Die flcifiigcn
Zustande Spa-
niens im 17,
Jahrhundert.
Finanzen. Vieles geschah für die Herstellung der Kommunikationswege.
Kanalbauten wurden unternommen, versandete Häfen gereinigt, die Ge-
birge und Küsten von Räubern gesäubert. Die spanische Flagge erschien
wieder mit Ehren auf dem mittelländischen Meere.
Die heilsamsten Reformen fanden in der Kolonialpolitik statt.
Dem Mutterlande wurde stufenweis der amerikanische Handel freigege-
den. Der Schleichhandel verminderte sich. Die Freigebung des Han-
dels mit Amerika wirkte Vortheilhast aus die Hebung der spanischen In-
dustrie. Auch in den Kolonien machte sich das bessere Regiment des
Mutterlandes fühlbar. Sie erhielten 1776 eine neue politische Organi-
sation in vier Vicekönigreiche, Mexiko, Peru, Neu-Granada und Buenos
Ayres. In der Verwaltung wurden einige der gröbsten Mißbräuche ab-
geschafft, aber es fehlte noch viel zu einer gewissenhaften und redlichen
Verwaltung. Die Ausbeute aus den Bergwerken schätzte man von
1750 bis 1780 auf jährlich 30 Millionen Piaster. Die Zunahme des
Verbrauchs von Kolonialwaren in Europa bewirkte, daß man den über
den edlen Metallen bisher vernachlässigten Bodenprodukten Aufmerksam-
keit und Pflege schenkte. Der Freigebung des Handels zwischen Mut-
terland und Kolonien folgte 1774 die Freigebung des Handels der Ko-
lonien unter einander. Der auswärtige Handel Spaniens, soweit er
nicht Kolonialhandel war, hob sich nur langsam zu Gunsten der natio-
nalen Flagge. Der größere Theil der eingeführten Kolonialwaren so-
wie der Produkte Spaniens wurde von fremden Schiffen geholt. Erst
im Verlauf des 18. Jahrhunderts änderte sich dieses, und gegen das
Ende dieses Zeitraums begegnet man nicht selten spanischen Schiffen in
der Nord - und Ostsee. In dem Verkehr mit Spanien hatte Frankreich
die Holländer überflügelt. Auch England eiferte nach und stand gegen
das Ende des Zeitraums hinter den Franzosen kaum zurück. Von den
deutschen Jndustrieerzeugnissen blieb Leinwand ein auf dem spanischen
Markt gesuchter Artikel.
Mit dem allgemeinen Sinken des spanischen Volkscharakters verfiel
auch die spanische Literatur. Die Zahl der Schriftsteller nahm immer
mehr ab. Es fehlte der Literatur an der allgemeinen Theilnahme des
Volkes; alle Gunst, welche spanischen Dichtern und Gelehrten erwiesen
wurde, kam vom Hofe. Die gezierte und schwülstige Schreibart der
Nachtreter Gongora's (S. 251) wurde immer ausschweifender. Das
Sinken der Literatur hing mit dem allgemeinen Verfalle Spaniens eng
zusammen. Der alte Glaube des Landes, der zu den Zeiten der Mau-
ren fast Wunder gethan hatte, veränderte seinen Charakter und wurde
ein Mittel der Unterdrückung. Die Inquisition hatte während des 16.
und 17. Jahrhunderts, von der Eroberung Granada's bis zum Erlöschen
deß spanischen Hauses Habsburg, ihre Macht nicht nur ununterbrochen
behauptet, sondern sich auch immer enger mit dem Staate verbunden.
Sie strafte, was der Regierung verhaßt war, und alles wurde nieder-
gebrochen, was an geistiger Unabhängigkeit und männlichem Freimuthe
noch vorhanden war. Es geschah das unter thätiger Theilnahme der Re-
gierung und der höheren Stände und mit Zustimmung der großen Mehr-
heit des Volkes. Vom ersten König aus dem Hause Habsburg, Karl I.
(in Deutschland Karl V.), bis zum letzten, Karl Ii., glichen sich alle
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_I. Karl_V. Karl_V. Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Mexiko Peru Buenos
Ayres Europa Spaniens Spaniens Nord Spanien Frankreich England Spaniens Hauses_Habsburg Deutschland
637
der vierte, indem er sich bemühte, das innere Leben des großen Staa-
tes der europäischen Gesittung zu nähern. Die christlichen Unterthanen
erfuhren eine mildere Behandlung, die Verwaltung wurde geordnet, die
Grenzfestungen in Vertheidigungszustand gesetzt, Heer und Flotte durch
Ausrechthaltung kriegerischer Zucht gestärkt. Auch als Hösein 1702
starb, verfolgte sein Nachfolger im Vezierat, Rami, dieselbe Richtung.
Aber des Zwanges müde, erhoben sich die Spahi's und Janitscharen,
Mustapha Ii. wurde in den Prinzenkerker gebracht und verschied hier
unlange darauf (1703).
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
610
des Abends der Letzte bei der Arbeit. Auch in Amsterdam, in den
Werften der ostindischen Kompagnie arbeitete er und ließ sich im Winter
in der Mathematik, Naturkunde und Anatomie unterrichten. Die Stadt
Amsterdam schenkte ihm eine Galiote, cm der er fleißig mitgearbeitet
hatte, und er schickte dieselbe mit angeworbenen Seeleuten, Officieren
und Künstlern nach Archangel. Im Januar 1698 begab er sich nach
England, wo er ebenfalls eifrig bemüht war, sich von allem zu un-
terrichten. Eine außerordentliche Freude machte es ihm, als der König
Wilhelm Iii. durch die englische Flotte ein Seetreffen vorstellen ließ.
Auch aus England sandte Peter viele Seeleute, Kanoniere, Wundärzte
und Künstler nach Rußland. Ueber Dresden begab er sich nach Wien,
wo er sich über ^as östreichische Kriegswesen genau unterrichtete. Pe-
ter I. war eben im Begriff nach Venedig und Rom abzureisen, als die
Nachricht von einem Aufstande der Strelitzen ihn zwang nach
Rußland zurückzukehren.
Peter hatte die Strelitzen, um Unruhen vorzubeugen, in verschie-
dene Provinzen vertheilt. Getäuscht durch die Nachricht vom Tode des
Zaren und voll Verlangen, mit Weib und Kind, die sie in der Haupt-
stadt hatten zurücklassen müssen, wieder vereinigt zu werden, waren die
Strelitzen auf Moskau zu gezogen. Der General Gordon war ihnen
mit den neuen Truppen entgegengerückt, hatte sie geschlagen und gegen
viertausend zu Gefangenen gemacht. Nach Peters Ankunft dauerte das
Rädern, Hängen und Enthaupten mehrere Wochen lang fort, und Peter-
selbst hieb gegen hundert Köpfe herunter, ja er forderte seine Freunde
auf, ihm bei dieser Arbeit zu helfen. Obgleich eine Theilnahme der
Prinzessin Sophia an der Empörung nicht zu entdecken war, ließ der
Zar doch vor dem Kloster, in welchem seine Schwester eingekerkert war,
dreißig Galgen errichten und an denselben 230 Strelitzen aufknüpfen.
Die unglückliche Fürsten hatte bis zu ihrem Tod (1704) die modernden
Ueberreste dieser Leichname vor Augen. Die Strelitzen wurden aus-
gelöst und mit ihren Familien nach Sibirien, Astrachan und Asow ab-
geführt. Seine Gemahlin Eudoxia Lapuchin, die Peter im Verdacht
der Theilnahme am Aufstande hatte, nöthigte er in einem Kloster den
Schleier zu nehmen.
Mit unermüdetem Eifer arbeitete Peter I. an der Bildung seines
Volkes. Die neugeschaffnen, von Ausländern befehligten Regimenter
bildeten ein stattliches Heer. Es wurden Kriegsschiffe gebaut und eine
Navigationsschule errichtet. Die Druckereien vervielfältigten sich, und
Schulen wurden gegründet. Auch im Aeußern sollten die Russen den
westeuropäischen Nationen ähnlich werden, und deshalb wurde statt der
russischen Tracht die deutsche Kleidung eingeführt. Kam ein Landmann
in eine Stadt, so mußte ihm im Thore die Wache den langen Rock
verkürzen, und trug er den langen Bart, so wurde die Zahlung einer
Kopeke oder das Vorzeigen des Sreuerscheins gefordert, welcher die Bei-
behaltung des beliebten Schmuckes verstattete. Das Volk jammerte, und
Sterbende baten, ihnen den abgeschnittenen Bart mit in den Sarg zu
legen. Seiner Unterthanen heilige Sitte und angestammte Gewohnheit
achtete Peter nicht. Bewies er auch einen raschen und kräftigen Geist,
so war er doch ein Barbar in seinen Sitten, seiner Denkungsart und
Handlungsweise, roh und thierisch in seinen Begierden, dem Brannt«
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Peter Gordon Peters Sophia Eudoxia_Lapuchin Peter Peter_I. Peter
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Amsterdam England England Rußland Dresden Wien Venedig Rom Moskau Peter- Sibirien Astrachan
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Enkel Ludwigs Xv., dem er 1774 in der Regierung gefolgt war.
Ludwig Xvi. besaß Herzensgute und Geistesbildung, war aber schwach
an Charakter. Sein reiner Wandel vermochte nicht dem Throne die
durch seines Vorgängers Liederlichkeit verscherzte Achtung wieder zu ge-
winnen. Die Königin Maria Antoinette war als Oestreicherin bei
dem Volke nicht beliebt und gab durch ihre freiere Lebensweise und ihr
der erforderlichen Haltung entbehrendes Betragen zu vielfachen Verleum-
dungen Anlaß. Die Brüder des Königs, die Grafen von der Pro-
vence und von Artois, hatten sich durch einen zahlreichen, dem kö-
niglichen ähnlichen Hofstaat in große Schulden gestürzt. Artois vermehrte
dieselben durch persönlichen übermäßigen Aufwand, der durch leichtsinni-
gen Uebermuth gehässige Farben bekam. Die Hofhaltung war kostba-
rer, als in den glänzendsten Zeiten Ludwigs Xiv.; aber der Hof beherrschte
nicht mehr die Meinungen und Moden der Hauptstadt, sondern huldigte mit
ängstlicher Nachgiebigkeit den Stimmen, die in den tonangebenden pariser
Gesellschaften laut wurden. Es fehlte dem Könige die gebieterische Persönlich-
keit. Ludwig Xvi. besaß nicht ein tieferes Verständniß seiner Zeit und
der in ihr liegenden Gärungsstoffe; mißtrauisch gegen sich selbst und miß-
trauisch gegen Andere, nach Art aller schwachen Gemüther, war er leicht zu
bewegen, einen nach langer Prüfung eingeschlagenen Weg plötzlich wieder
aufzugeben. Ludwig berief mehrmals tüchtige Minister, und mancherlei
Gutes wurde unternommen und ausgeführt: die Abschaffung der Frohn-
dienste und der Folter, die Verbesserung der Hospitäler und Gefängnisse,
die Umgestaltung der grausamen Criminaljustiz, die Aufhebung der Leib-
eigenschaft auf den königlichen Hausgütern und die Wiedereinsetzung der
Protestanten in ihre bürgerlichen Rechte. Der König wurde aber bei
den Reformen, zu denen ihn sein Herz trieb, bald durch seine Vorur-
theile und Besorgnisse, bald durch das Geschrei der Gefährdeten in
Angst gesetzt und immer wieder zu Rückschritten bewogen. Minister wech-
selten mit Ministern, Systeme mit Systemen, und die Verwirrung wurde,
besonders im Finanzwesen, immer größer. Die theilweise Befreundung
mit neueren Theorien wirkte in einzelnen Fällen wohlthätig, in anderen
verderblich; während man, um dem Zeitgeiste zu huldigen, mehrere un-
entbehrliche Stützen des Thrones niederriß, bot man auf der anderen
Seite dem Zeitgeiste durch gesteigerte Begünstigung der Adelsrechte Trotz.
Die adeligen Haustruppen, die sich von jeher dem Könige sehr ergeben bewie-
sen hatten, wurden abgeschafft, und die Leibwächter durch Verminderung
ihrer Zahl und Auszeichnung geschwächt und entfremdet; es erschien
eine königliche Verordnung, daß alle geistlichen Pfründen ausschließlich
dem Adel ertheilt werden sollten, und eine andere, daß kein unadeliger
Lieutenant zum Capitain befördert werden, und niemand hinfort auch
nur eine Unterlieutenantstelle erhalten solle, der nicht den Beweis seines
Adels, und zwar wenigstens mit vier Ahnen, führen könne. Die Sol-
daten wurden durch Erneuerung der in Vergessenheit gerathenen Strafe
des Fuchtelns oder der Klingenhiebe aufs äußerste erbittert.
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Die Minister Turgot und Malesherbes versuchten in den er-
sten Regierungsjahren Ludwigs Xvi. durch Einführung gleicher
Besteuerung, freien Handels und freier Gewerbe eine Wieder-
geburt Frankreichs zu bewerkstelligen. Aber die Bevorrechteten legten
41
Reformen.
Ministerwech-
sel und Parla-
mentsbändel
bis zu Neckers
imimsteriuin
(1774—178ö).
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Xv. Ludwigs_Xv. Ludwig_Xvi Ludwig Maria_Antoinette Maria Ludwigs_Xiv. Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs
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Hunderten niederschießen ließ. Jünglinge und Mädchen, Männer und
Weiber wurden paarweise nackend zusammengebunden und in die Loire
gestürzt. Man nannte dies republikanische Heirathen. Carrier
saß auf einem Schiffe an einer schwelgerischen Tafel und weidete seine
Augen an dem Schauspiel. Andere Unglückliche ließ Carrier auf Schiffe
mit Fallböden bringen und versenken.
Die Hauptmacht der Vendeer verließ, um sich eines Hafens in der
Bretagne zu bemächtigen und dadurch mit England in Verbindung zu
treten, ihre von Hecken, Gräben und Dämmen durchschnittene Heimath,
ging über die Loire und setzte sich einem Kampfe in unbekannten Gegen-
den und auf offenem Lande aus. Obgleich die Vendeer mehrmals sieg-
ten, mißlang doch der Zug; die Vendeer wurden zur Rückkehr genöthigt
und fast gänzlich aufgerieben. Seit dieser Zeit (December 1793) artete
der Krieg für Thron und Kirche in blutige Raubfehden aus. Das
Morden, Rauben und Verheeren ließ auf beiden Seiten erst nach, als
die Tyrannei des Wohlfahrts-Ausschusses gebrochen war.
^kens^err-^- ®et: Wohlfahrts-Ausschuß übte eine unumschränkte Herrschaft,
schast. Das Haupt desselben war Robespierre. Das Uebergewicht dieses
mittelmäßigen Kopfes stützte sich auf seine Macht über den großen Hau-
fen, und diese hatte er sich durch den Ruf wahrer und uneigennütziger
Volkssreundschaft erworben. Die Gesichtszüge von Robespierce waren
gemein, seine Farbe blaß, sein Vortrag dunkel und verworren, und in
wichtigen Augenblicken bewährte sich sein Muth nicht; aber er verstand
die Kunst, sich dem Pöbel als ein Wesen höherer Art ehrwürdig zu ec-
chalten und verschmähte zu diesem Zwecke selbst äußerliche Zierlichkeit
nicht, zu eben der Zeit, wo Andere durch Schmutz und Rohheit sich
zu empfehlen trachteten. Wie groß aber auch das Ansehen von Robes-
pierre, wie unbedingt auch die Gewalt des von ihm geleiteten Wohl-
fahrts-Ausschusses war, so vermochten sie doch ihre Macht nur durch
schonungslosen Gebrauch der Gewalt, durch Furcht und Schrecken zu
behaupten. Das Schreckenssystem nöthigte aber die Gewalthaber zu im-
mer neuen, immer wachsenden Uebertreibungen.
Nachdem der aus Ministern zusammengesetzte Vollziehungsrath ab-
geschafft war, hatte eine Menge von Ausschüssen des Convents
die Geschäfte der öffentlichen Verwaltung unter sich vertheilt; alle aber
waren abhängig von dem Wohlsahrts-Ausschüsse. In allen Sectionen
von Paris und in allen größeren Communen gab es Revolutions-
ausschüsse, welche mit dem Wohlsahrts-Ausschüsse in steter Verbindung
standen, von diesem Befehle empfingen und ihm Bericht über die Vor-
gänge in ihrem Bezirke erstatteten. Rev oluti on s arm een, aus dem
Auswurfe der Sansculotten, aus Räubern und Mördern zusammenge-
setzt und von wandernden Guillotinen begleitet, zogen von einem Orte
zum andern, um die gegen ungehorsame Provinzen und Gemeinden ver-
hängten Aechtungen zu vollziehen. Revolutionstribunale richteten
die Einzelnen, zu deren Verurtheilung einige gerichtliche Formen nöthig
zu sein schienen. Der Schritt von der Angabe bei diesen schrecklichen
Gerichten bis zur.hinrichtung wurde immer kürzer, besonders seit durch
die mit der Todesstrafe verbundene Einziehung des Vermögens das
Köpfen der Staatsgläubiger und der begüterten Bürger ein sicheres Mittel
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]