Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
y
tümlichen Verhältnissen und Schwierigkeiten die Eroberung und Besiedeluug
mancher Gebiete erfolgte. Die Zustände in den Vereinigten Staaten z. B.
sind gegenwärtig himmelweit von denen verschieden, die von den ersten
Ansiedlern angetroffen wurden. Um nun darzuthun, mit welchem Mut
und welcher Zähigkeit die Angloamerikaner die ungeheuren Räume erobert,
behauptet und bebaut haben, ist die Besiedelnng Kentuckys durch Dauiel
Booue und seine Gefährten in knappem Rahmen gezeigt worden. Sie
ist sozusagen typisch für die gesamte Besitznahme der Landschaften jenseits
der Alleghanys, zeigt den Reichtum an Naturprodukten, namentlich an
Wild, aber auch die mancherlei Gefahren, von denen sich die Eindringlinge
bedroht sahen, sowie ihr eigentümliches Hausen in der Einöde. Wilde
Stämme sind nnr insofern berücksichtigt worden, als sie in irgend einer
Beziehung besondere Beachtuug verdienen; es hat für die große Masse des
Volkes keinen Zweck, sich mit Einzelheiten ans dem Leben ganz roher,
vielleicht überdies aussterbender Völkerschaften bekannt zu machen, wohl gar
die Namen einzelner unbedeutender Horden zu merken. Dafür habe ich
interessanten, verhältnismäßig wenig bekannten Gebieten größere Beachtuug
geschenkt, als sie gewöhnlich erfahren und in verschiedener Hinsicht doch
verdieneu, so dem Territorium Alaska, der Nordwest- und Westküste des
Britischen Nordamerika, dem Feuerlandsarchipel. Daß ich den Ländern,
nach denen die deutsche Auswanderung vorwiegend gerichtet ist, besondere
Aufmerksamkeit zugewendet und ihnen dementsprechend großen Ranm ge-
gönnt habe, wird hoffentlich niemand ungerechtfertigt finden, da es sich
hier um eine Angelegenheit von der größten praktischen Bedeutung handelt.
Canada, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Brasilien
und Chile sind ans diesem Grunde bevorzugt worden.
Bezüglich der Darstellung habe ich mich für die mit Recht beliebte
Form der gemeinsam unternommenen Reise entschieden, weil ich immer
finde, daß die Schüler dadurch lebhafter augeregt werden. Nur da, wo
es sich um Zusammenfassungen und dergleichen handelte, wich ich absicht-
lich vou diesem Verfahren ab. Knappe Beschreibungen von Jagden und
Ausflügen, Unterredungen mit Laudsleuteu, die ja bekanntlich in jedem
Lande der Erde zu fiuden sind, sollen erwünschte Abwechselung in die Er-
zählnng, beziehungsweise Schilderung, bringen. Zunächst war ich bemüht,
ein allgemeines Bild vom Bau des betreffenden Landes zu geben; daran
schließen sich Mitteilungen über alles, was in Bezug auf Land und Leute
besonders charakteristisch und eigentümlich erschien; dabei mußte ich aller-
dings in Rücksicht auf den Raum Beschränkung üben. In einheitlichen,
abgerundeten Bildern soll der Schüler erfahren, wie es in dem fremden
Lande aussieht, welche Menschen darin leben und wie ihr Dasein verläuft.
Um das Verschwimmen des Stoffes zu verhüten und leicht möglichen Ver-
wechseluugeu vorzubeugen, wurde das Material nach Staatengebieten ge-
ordnet. Redlich war ich bemüht, Licht und Schatten der Wahrheit ent-
sprechend zu verteilen, wie namentlich das Kapitel über die Union zeigen
wird. Mancher Zug darin wird dem Amerikaschwärmer zu scharf gezeichnet
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
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— 62 —
Haftes Staunen. Die Stadt liegt inmitten fruchtbarer Prairieland-
fchaften, in denen herrliche Getreidefelder verkünden, wie überaus reich
der Boden die Anstrengungen des Landmanns belohnt. Winipeg zählt
jetzt 40 000 Einwohner; es liegt am westlichen Ufer des Red River
auf einer Hochfläche und besitzt alle Bequemlichkeiten, alle zweckmäßigen
Einrichtungen, deren sich die Großstädte der Neuzeit erfreuen. Es hat
mehrere Gasthäuser ersten Ranges aufzuweisen, ferner eine Markthalle,
ein Opernhaus, verschiedene höhere Bildungsanstalten; die Einwohner
haben Wasser-, Gas-, Telegraphen- und Telephonleitnngen, elektrische Be-
leuchtuug, Pserdebahneu, treffliche Postbeförderung, mehrere täglich erscheinende
Zeitungen und verschiedene Wochenblätter zu ihrer Verfügung. Wenn
wir durch die schöne, breite Hauptstraße wandern, meinen wir nns auf
den New-Dorker Broadway versetzt, so reich ist sie au prächtigen Ge-
schästshänsern, an schönen Warenläden, an Magazinen, so lebhaft ist der
Verkehr der Fuhrwerke und Fußgänger. Von der Bedeutung der Stadt
für Handel und Verkehr köuueu wir uns eiue annähernd richtige Vor-
stellung machen, wenn wir das Hin und Her auf den schon erwähnten
8 Zweiglinien der großen Pacisicbahn, die hier ihren Mittelpunkt haben,
betrachten, wenn wir die vielen großen und kleineu Fahrzeuge auf dem
Flusse sehen. Auch deutsche Landsleute siuden wir hier; sie besinden sich
wohl in der neuen Heimat, die ihren Fleiß ehrt und lohnt, und haben
eine Gesellschaft gegründet, die deutschen Einwanderern mit Rat und That
an die Hand gehen soll. Ein Kaiserlich deutscher Konsul vertritt die
Interessen dieser Lente im Austrage des Mutterlandes.
Wenn wir von Winipeg ans mit der Bahn nach den Felsengebirgen
zu fahren, kommen wir an einer Menge größerer und kleinerer Eisen-
bahnstädtchen vorbei, die hier wie Pilze aus dem Boden aufgeschossen
sind und alle mit großem Vertrauen in die Zukunft blicken. Unsere Reise
führt uus durch weite, fruchtbare Gebiete, in denen über Nacht neue
Niederlassungen und Ansiedlungen entstehen; täglich rückt die Flut der
Einwanderung weiter nach Westen vor. Anch Deutsche finden wir in
ziemlicher Anzahl unter den Ansiedlern. Diese Farmer gründen sich hier
ein Heim ganz wie in den Vereinigten Staaten. Als Wohnung bauen
sie sich zunächst ein „Sodhans," ein Haus aus Schollen aufgepflügten
Rasens; aus Brettern und einigen Stangen, die nicht selten aus beträcht-
licher Entfernung herbeigeschafft werden müssen, wird das schützende Dach
hergestellt. So drollig uns ein derartiger Bau erscheinen mag — er
entspricht seinem Zwecke vortrefflich, hält im Winter sehr warm und bleibt
im heißen Sommer angenehm kühl. Was aber die Hauptsache ist: ein
solches Haus kauu in 3—4 Tagen in sorgsamster Ausführung hergestellt
werden und hält ebenso viele Jahre, wie man Tage zu seiner Errichtung
brauchte.
„Ich kam mit nichts hierher," erzählt uns ein Landsmann, der
jetzt auf einem schönen Grundstücke als freier Mann wohnt. „Anfänglich
mutete mich und die Meinen das rauhe, harte Leben in der Einöde gar
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
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Ii.
In Ataska
und Writifch-Moröamerika.
Hoch im Nordwesten Amerikas dehnt sich ein wenig besiedeltes, früher
den Russen gehöriges, 1867 aber mit der umgebenden Inselwelt in den
Besitz der Verewigten Staaten übergegangenes Gebiet ans: das Territo-
rium Alaska. Obwohl das Klima hier, wie am ganzen Westgestade der
weiten, nördlich von der Union gelegenen Räume, beträchtlich milder ist
als unter gleicher Breite an der Ostküste, wird das Land doch kaum
jemals Ansiedler in größerer Menge anziehen.
Ein Dampser führt uns auf rascher und günstiger Fahrt von San
Francisco in dem berühmten Staate Calisornien nordwärts in den Norton-
fnnd; von hier aus schleppt uns ein kleiner Dampfer in einem ange-
hängten Fellbote den riesigen Inkon ström hinaus. Von seinem Thale
brachten wir, auf Grund von Mitteilungen Reisender, eine günstigere
Meinung mit, als von dem übrigen unwirtlichen Lande; doch der er-
sahrene Kaufmann, der im Auftrage der Firma Warren in San Francisco
feinen Laden in dem ersten Dorse der Eingeborenen aufgeschlagen hat
und der uns in seiner Einsamkeit freundlich aufnimmt, belehrt uns schnell
über die Unmöglichkeit, im Inkonthale Ackerbau zu treiben.
„Wie kann der Farmer hier Erfolg haben?" sagt der zähe, ener-
gische Mann. „Noch im Juli kommen schwere Fröste vor — mit Sicher-
heit ist also niemals auf eine Getreideernte zu rechnen. Kluge Leute
haben versucht, hier Fruchtbäume zu pflanzen; es ist nichts daraus ge-
worden. Weiter drunten im Süden läßt sich die Kartoffel noch mit
einigem Erfolg bauen; aber selbst auf Kadjak, der südlichsten Insel des
ganzen Territoriums, mißrät sie in 5 — 6 Jahren mindestens einmal. Die
Aussichten sür den Ackerbau sind also sehr trübselig, und uicht minder
sind sie es für die Viehzucht. Woher wollte man genügende Futtervorräte
für den Winter schaffen? Nein, mit Bodenanbau, mit Farmwirtschaft
wird es hier niemals etwas werden. Wer hier leben will, der bleibt auf
Jagd und Fischerei angewiesen."
Südlich vom Aukonstrome mündet der zweitgrößte Fluß Alaskas,
der Kuskoquim-River. Wir dringen mit einigen reise- und jagd-
lustigen Amerikanern in das weite, völlig ebne, von zahllosen Wasseradern
durchzogene und mit größeren und kleineren Wasserflächen erfüllte Gebiet
zwischen beiden Gewässern ein. Es ist eine Landschaft, die in vielen Be-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ataska Writifch-Moröamerika Amerikas Alaska San
Francisco San_Francisco Alaskas
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Iii.
In den 'Dereinigten Staaten von
Nordamerika.
„Nach Amerika!" Wie ein Zauberwort klang dieser Ruf viele Jahr-
zehnte hindurch iu die Ohren der Europäer, mit magischer Gewalt wirkt
er heute noch auf unzählige Herzen. Hunderttausende und Aberhundert-
tausende hat er im Laufe der Zeit vou der heimatlichen Erde fortgelockt,
sie den heimatlichen Verhältnissen entfremdet und in den Wogen fremden
Volkstums untergehen lasten. Sogar die gelben Söhne des Blumenreiches
der Mitte sind dem verführerischen Reiz jenes Wortes erlegen, obwohl
für sie alles Nichtchinesische mit Barbarei gleichbedeutend ist. Der Haupt-
ström der Auswanderung ist gegenwärtig noch nach den Vereinigten
Staaten von Nordamerika oder der Union gerichtet, jenem nnge-
heuren Gebiete, von dessen Naturwundern, natürlichem Reichtum und er-
staunlich rasch vorschreitender Kultur die Reisenden nicht genug erzählen
können. Den Knaben und Jüngling bethören die Schilderungen roman-
tischen Jagd- und Kriegslebens in den Urwäldern und Prairien und
verleiten ihn zur Auswanderung, nicht selten gegen den Willen und zum
großen Schmerze der Seinen. Andere, die daheim nicht arbeiten und sich
der staatlichen Ordnung nicht fügen mögen, verlassen ihr Vaterland in
dem trügerischen Wahn, in ein Land voll unbedingter Freiheit, voll '
Lebensgenuß und sorglosen Dahinlebens zu kommen. Noch andere treibt
das Verbrechen oder die bittere Not fort; aus gruud der Schicksale von
anderen glaubt der fleißige aber mittellose Arbeiter, der wenig begüterte
Landmann zu der Hoffnung berechtigt zu sein, es werde ihm bei Regsam-
keit und Ausdauer gleichfalls geliugeu, sich iu der neuen Welt ein glück-
licheres Dasein zu schaffen, als es ihm die Heimat zu gewähren vermag.
Darum sehen wir jeht noch alljährlich viele Taufende in die große Republik
auswandern.
Aber schon macht sich eine Stauung, ja eine Rückflutuug bemerkbar,
namentlich seitdem die Regierung der Vereinigten Staaten kein Land mehr
unentgeltlich abgiebt. In den Oststaaten wird es dem mit Landessitte,
Sprache, Lebensgewohnheiten, Denkart und Geschäftsbrauch nicht vertrauten
Fremdling gegenwärtig schon schwer, sich im wilden Strome amerikanischen
Treibens und Riugens zu behaupten. Gar mancher, der voll stolzer
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Amerika Nordamerika
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— 100 —
starker Befestigungen eilt der Dampfer vorüber, geschmückt mit Flaggen
fährt er in den Hafen ein. Ungezählte Masten, Schornsteine, Turmspitzen
in buntem Durcheinander vor dir, zahllose stolze Dampfer, Dreimaster
und kleinere Fahrzeuge um dich her, grüßend im Flaggenschmucke fast aller
Völker des Erdballs! Jetzt liegt Castle-Garden vor uns, eine Anzahl
von Gebäuden, die bestimmt sind, den Auswanderern zu dienen. Hinter
den Baumgruppen ragen die stolzen Paläste der Wunderstadt empor, so
das Stadthaus, die Post, das Telegraphenamt, die stolzen Bauten, in denen
zwei der größten Zeitungen ihr Heim haben. Im herrlichen gotischen
Baustil ausgeführt, ragt der 84 m hohe Turm der Dreieinigkeitskirche
himmelan. Auf der rechten Seite siehst du die Häusermassen von Brooklyn,
einer Art Vorstadt von New-Iork, die 1850 schon 97 000 Einwohner
zählte, gegenwärtig aber von 500 000 bewohnt wird; schanst du nach
links, so gewahrst du die Städte Jersey-City und Hoboken. Und nun die
Riesin New-Aork selbst! Ans einem Mittelstädtchen von 22 000 Ein-
wohnern ist sie im Laufe eines Jahrhunderts zu einer Millionenstadt
geworden, in der gegenwärtig mehr als iy2 Millionen Menschen leben.
Wo hat die Welt ähnliches Wachstum städtischer Gemeinwesen aufzuweisen?
Die Gründe dieser erstaunlichen Entwickeluug wurzeln namentlich in der
überaus günstigen Lage New-Iorks. Der herrliche, von großen Dampfern
befahrene Hudfoufluß umschließt die Halbinsel Manhattan, woraus die
Stadt gebaut ist, auf der eiueu, der East-River (Ostfluß) auf der anderen
Seite. Überall erlaubt das tiefe Fahrwasser deu gewaltigsten Schiffs-
kolossen den Zugaug, und eine Anzahl kleiner Inseln vor der Mündung
des Hudson schützt vor Wind und Wogen, sodaß die zahllosen Docks und
Hafenanlagen deu großen transatlantischen Dampfern gestatten, in voller
Sicherheit nach langer Fahrt hier zu rasten. Ihre schwarzen Leiber sind
überall zu finden. Immer farbiger, bunter, lebhafter wird das Bild, je
mehr wir uns der Stadt nähern. Endlich legt nnfer stattliches Schiff
in Hoboken, wo auch die Hamburger Linie landet, am Hafendamm an.
Hier merkst du sofort, daß Landsleute in beträchtlicher Zahl in der Stadt
wohnen, daß sie hier ihre eigenen Vereine haben, in denen sie edle Ge-
selligkeit pflegen, deutschen Sinn und deutsche Sitte wachzuerhalteu suchen.
Die ganze Gegend umher, die Hügel bis zu deu Pallisaden des
Hudson im Norden, sind mit zierlichen Landhäusern und Städtchen be-
deckt, und all' die Menschen, die darin leben, haben zum Mittelpunkt
ihres Daseins, zur nährenden Mutter die Riesin New-Aork. Von ihr
gehen die Pulse aus, durch die alles rund um sie her mit Leben
erfüllt wird.
Vorsicht, wenn du ans Land trittst! Mißtrauen gegen fremde
Menschen ist in Amerika mehr am Platze, als in irgend einem anderen
Lande der Welt. Zahllose Gauner aller Nationen, leider auch herunter-
gekommene Deutsche, lauern hier wie gefräßige, heißhungrige Haifische auf
den mit amerikanischen Verhältnissen noch nicht vertrauten Neuling, aus
das „Grünhorn", um das ahnungslose Opfer zu belügen, zu betrügen,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: New-Aork
Extrahierte Ortsnamen: Brooklyn Hoboken Manhattan Ostfluß Hoboken New-Aork Amerika
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 119 —
11. Wir pflügen unser eigen Land,
Wir haben's wohl errungen;
Drum fechten wir auch Hand in Hand,
Wenn Feinde eingedrungen.
Yankee doodle, Buben, ran!
Platz zur Seite, her zur Mitte!
Yankee doodle, drauf und dran!
Trommelt, blast und fiedelt!
9. Seht uns're Mädchen, wie sie blühn,
Seht uns're starken Knaben,
Seht uns're Alten frisch und grün:
Was woll'n wir mehr noch haben?
Yankee doodle k.
10. Ja, glücklich sind wir, freie Leut',
Auch nicht ganz ungebildet,
Durch gute Schulen weit und breit
Wird unser Volk gebildet.
Yankee doodle zc.
Das stolze Selbstgefühl, das sich in diesen Versen ausspricht, lebt
tatsächlich im Volke. Der amerikanische Bürger ist jederzeit bereit, die
größten Opfer für sein Land zu bringen, Gut und Blut dafür hiuzu-
geben. Und diese Vaterlandsliebe ist kein leicht verfliegendes Strohfeuer;
es steckt Mut und Energie dahinter; in dem großen Kriege zwischen den
Nord- und Südstaaten, der die Abschaffung der Sklaverei zur Folge
hatte, ertrugen die Krieger der Nordarmee ungeheure Strapazen, standen
die schwersten Gefahren aus und zeigten in den Gefechten rühmliche
Kühnheit. Die Ansicht des Amerikaners über die Vorzüge seines Landes,
über die Tugenden seiner Nation ist sogar infolge von Überschätzung
entschieden falsch, zuweilen geradezu lächerlich. Felsenfest überzeugt, daß
der Schwerpunkt im Leben der Menschheit bereits aus dem alters-
schwachen, langsam dahinsiechenden Europa nach der jugeudfrischen und
jugeudstarken neuen Welt gerückt sei, hält sich der rein praktisch denkende
Sohn der Union nicht mit Vergleichen zwischen seinem Lande und anderen
civilisierten Staaten auf; wie er meint, kommt ja dabei doch nichts heraus.
Der echte Amerikaner ist nichts weniger als rührselig; sogenannte
Gemütsmenschen sindet man äußerst selten unter der nüchternen, fast
ausschließlich dem Erwerbsleben nachjagenden Bevölkerung. Und doch
giebt es etwas, was ihn rühren, was seinen kalten Gleichmut brechen
kann; das ist sein Heim, seine Familie. Wenn er in der Fremde
daran denkt, ergreift ihn das ganz ungewohnte Gefühl der Wehmut und
Sehnsucht. Kein Lied ist unter den Amerikanern so beliebt, wie das
unvergleichlich schöne: „Home, sweet home,*) dessen Melodie voll süßer
Wehmut allerdings wohl auch das trockne Herz eines ewig kalkulierenden
und spekulierenden Geschäftsmannes zu ergreifen geeignet ist. Nur der
filzige, harte eigentliche Aankee bleibt auch dabei kalt; ihn rührt über-
Haupt nichts.
Mit der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, von der
mancher Europamüde so begeistert spricht, ist es in Amerika durchaus
nicht weit her. Vor dem Gesetz sind zwar alle gleich, doch kann selbst
im Gerichtssaal der Reiche durch sein Geld vieles erlangen, was dem
armen Trops unmöglich sein würde; Bestechung der Richter und Ge-
schworenen ist leider durchaus nicht selten; auch durch Aufregung des
*) Ein beliebtes englisches Lied (Heimat, süße Heimat!)
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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— 108 —
Generation verändert sich die Gesichtsbildung, die Haut wird trockener,
das Rot der Wangen verschwindet, das Muskelsystem entwickelt sich weniger
stark, der Drüsenapparat tritt sehr zurück. Glatt und dunkler wird das
Haar, kleiner der Kops, die Schläfengruben treten ausfallender hervor,
die Jochbeine bilden stärkere Vorsprünge. Das langgezogene Gesicht mit
dem plumpen Unterkiefer, mit der scharfen, gestreckten Nase und den tief-
liegenden, stechenden, unsteten und lauernden Augen erinnert überraschend
an die Urbewohuer des Laudes, au die Indianer. Die Knochen der
Glieder werden länger und dünner, weshalb man in Frankreich und Eng-
land Handschuhe mit besonders langen Fingern nähen läßt, die zur Aus-
fuhr nach den Vereinigten Staaten bestimmt sind. Dreierlei also ist es,
was dir am Aankee körperlich besonders auffällt: seine Magerkeit und
Schlankheit, die Blässe der Gesichtsfarbe und ungewöhnlich rasche Ent-
Wickelung. Die amerikanischen Damen sind zarter als die Europäerinnen;
feines Haar, zarte Haut, kleine Hände und Ohren zeichnen sie aus. In
der Jugend ist ihre Gestalt fein und zart, mehr oder weniger schön aus-
gebildet. Die meisten von ihnen sind schwächlich, nervös, reizbar und
brauchen beständig Arzt und Apotheke, die denn anch in der Union so
zahlreich vorhanden sind, wie in keiffem anderen Lande aus der ganzen
Erde. Diese ausfallende Kränklichkeit hat auch eine entschiedene Geschmacks-
verirruug im Gefolge gehabt: die frischen Wangen, die bei uns als Zeichen
der Gesundheit und Kraft gelten, werden von der Amerikanerin als bän-
rifch und uufeiu betrachtet; die bleiche, ins Gelbe spielende Gesichtsfarbe
gilt als hübsch und vornehm. Das Haar ist meist schwach entwickelt,
mangelhaft sind bei sehr vielen Frauen auch die Zähne; der zuletzt er-
wähnte Übelstand ist Ursache davou, daß die Vereinigten Staaten von
Zahnärzten wimmeln, von denen einzelne ihre Kunst infolge der aus-
giebigen Übung zu hoher Vollkommenheit gebracht haben. Die Jugend-
blüte vergeht schnell, und dann ist die Amerikanerin gewöhnlich nicht mehr
anmutig. Mädchen im Alter von 14—20 Jahren sind zuweilen sehr
hübsch, namentlich solche, die den höheren Ständen angehören. Aber so
eigentümlich schöne Frauen, wie sie in England häufig sind, findet man in
der Union doch verhältnismäßig recht selten. Dennoch ist jede Ameri-
kanerin felsenfest überzeugt, daß nirgends in der Welt schönere Frauen
zu treffen sind, wie gerade in ihrer Heimat. Daß ihnen die notwendigste
Grundlage der Schönheit, nämlich die Gesundheit, fehlt, übersehen sie
ganz. Selbst iu der Landbevölkerung sind so gesunde, starke Frauen, wie
man sie unter den Baueru Deutschlands oft antrifft, leider nicht zahlreich
zu finden. Die Mädchen der mittleren und höheren Stände aber sind
Treibhauspflanzen. Sie wachen jedoch mit peinlicher Ängstlichkeit und
Gewissenhaftigkeit darüber, daß niemand den beginnenden Verfall ihrer
Schönheit merkt. So tragen sie mit gutem Geschmack gewählte, kostbare
Kleidung; sie wenden alle nur denkbaren Schönheitsmittel an und pflegen
sich aufs sorgsamste, kurz, sie haben große Geschicklichkeit und Ausdauer
darin, ihre Reize durch äußere Mittel zu erhöhen. Aber bald sind alle
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Aankee England Deutschlands
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
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— 131 —
großen, prachtvollen Säle der Konditoreien. Wenn ein Schwärm der Gäste
sich daraus entfernt, kommt ein anderer; bis Mitternacht dauert das rege
Leben in den herrlichen Räumen mit den vergoldeten, prächtig gemalten
Decken, den kolossalen Spiegeln, der Flut hellen Lichtes, mit dem köst-
lichen Duft tropischer Blumen und Früchte. Die Schönheit und Mannig-
saltigkeit der Damenkleidung vollendet das glanzvolle Bild. Am andern
Tage aber lechzen alle diese lebhaften Menschen wieder matt in der eut-
schlichen Glut.
Fort ins weite Land hinein, weg aus der glühenden Küstenland-
schast! Der fieberhafte Unternehmungsgeist der Amerikaner hat Mittel
und Wege die Menge geschaffen, in kürzester Frist riesige Flächen zu
durchjagen. Die Union besitzt gegenwärtig ein Eisenbahnnetz, das den
ungeheuren Raum wie ein Spinnengewebe überzieht. Die Länge der
Schienenwege übertrifft die der Bahnen von Deutschland, Frankreich und
Großbritannien zusammen, denn bereits 1880 stellte es die Riesenzahl von
93 704 englischen Meilen dar. Etwa 600 verschiedene Gesellschaften sind
Erbauer und Besitzer dieser Bahnen. Von San Francisco und Sau Diego
am Stillen Ocean bis nach Richmond und New-Iork führt das Dampf-
roß deu Reisenden heute schou in rasendem Fluge durch Sümpfe und
Wälder, durch Prairieu und über Gebirge von der Höhe unserer Alpen,
über Ströme und tiefeingerissene Schluchten in verhältnismäßig außer-
ordentlich kurzer Zeit. Und ebenso können wir erstaunlich schnell von den
Städten des äußersten Nordens nach der Mississippimünduug und anderen
Gegenden des Südens gelangen. Wir haben nur nötig, uns einen der
guten gedruckten Eisenbahnführer zu kaufen, um zu erkennen, in wie
vielerlei Richtung wir die Weltstadt des Ostens verlassen können.
Wir verbringen den letzten Abend im Kreise deutscher Freunde bei
Münchner Bier, das sich auch iu Amerika großer Beliebtheit erfreut, in
einem deutschen Lokale. Die wohlmeinenden Männer öffnen ihre Schatz-
kästlein guten Rates, den sie infolge von mancherlei verschiedenartigen,
zum Teil recht unangenehmen Erfahrungen gesammelt haben; jeder will
dem scheidenden Landsmanns noch Liebe und Freundlichkeit erweisen.
„Hüten Sie sich, wenn Sie an Wechselstationen kommen, in einen
falschen Wagen zu steigen!" mahnt der alte Wohlgemuth, ein biederer
Pfälzer. „Solcher Fehler ist hier schwer gut zu machen und kann des-
wegen sehr leicht vorkommen, weil wir in Amerika eine ganz erstaunliche
Armut an Ortsnamen haben und viele Städte denselben Namen führen.
Es giebt z.b. gleich ein ganzes Dutzend Rom, Paris, London, Kalkutta
u. s. w., und die Zahl der Washingtons ist bereits Legion/'
„Und seien Sie auch sonst in jeder Hinsicht vorsichtig," fügt der
schlichte Zimmermaler hinzu, der sich durch Fleiß und Umsicht zum wohl-
habenden Manne emporgeschwungen hat. „Es ist nach deutschen Begriffen
geradezu unglaublich, wie leichtsinnig man die Bahnen hierzulande baut;
die betreffende Gesellschaft macht es eben ganz, wie sie will, niemand übt
Kontrolle. Weil aber der Amerikaner alles schnell ausführen will, geht es
9*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Richmond Amerika Amerika Rom Paris London Kalkutta Washingtons
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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antretenden ihren Dienst beginnen, haben sie mühsam über das Gepäck
wegznklettern, um zu den einzelnen Reisenden zu gelangen, die alsdann
ziemlich rauh aus dem ohnehin leichten Halbschlummer aufgerüttelt werdeu.
Wie kann unter solchen Verhältnissen von Nachtvuhe die Rede sein?
Nnn führt uns der Zug durch die mit Recht gepriesenen schönen
Landschaften Pennsylvaniens; aber wir können uns nicht so dafür begeistern
wie der Amerikaner. Es fehlt diesen Gegenden etwas, fehlt jener nnfag-
bare, geheimnißvolle Reiz, den Geschichte und Sage über unsere lieblichen
deutschen Gegenden verbreiten. Da ist keine Kloster- oder Burgruine,
die stnmm und doch beredt von alter, längst vergangener Zeiten Macht
und Herrlichkeit erzählt; da ist kein Fels, kein Berg, kein ehrwürdiger
Baum, keine Quelle, kein Strudel im Fluß, woran die Sage das oder
jenes wuudersame Geschehnis, die oder jene wunderbare Eigentümlichkeit
knüpft. Die duftigeu Gewinde, womit in der Heimat unzählige Gegenden
und Dinge geschmückt sind, fehlen in diefen, von gesitteten Menschen erst
seit so verhältnismäßig kurzer Zeit besiedelten Gebieten ganz; und das
Volk, das hier daheim ist, zeigt sich seinem ganzen Wesen nach überdies
nüchtern, praktisch, allem Romantischen kühl abgeneigt. Sein Götze ist
der rollende Dollar; der aber duldet keiue anderen Götter neben sich,
weder lustiges Zwergengesindel noch gewalttätige Riesen, weder leicht-
schwebende Elfen noch wnnderthätige Feen, weder neckische Waldgeister
noch verführerische Flußjungfrauen.
Unter solchen und ähnlichen Betrachtungen gelangen wir in den
schönen Staat Ohio, genannt nach dem Flusse gleichen Namens, den die
Franzosen einst bewundernd mit Recht „la belle riyiere" (der schone
Fluß) tauften. Hier erweckt so manches Erinnerung an das ferne Vater-
land, hier wird es nns fast zu Mute, wie wenn uns deutsche Luft umwehte.
Ganz gewiß trägt dazu auch der Gedanke bei, daß hier die meisten
deutschen Farmer wohnen. Die ganze Bahnstrecke entlang solgt eine
schöne Siedelung auf die audere, behäbigen Wohlstand der Besitzer
verratend. Ja, das sind deutsche Männer, Frauen und Kinder, die wir
zahlreich zu Gesichte bekommen! Sie haben sich, auch in ihrem Äußern,
amerikanisiert; aber die Eigenart des germanischen Stammes ist doch noch
nicht völlig verloren gegangen.
Chicago, die Nebenbuhlerin aller großeu amerikanischen Städte,
ist erreicht. Sie hat im Jahre 1893 die Augen der ganzen gebildeten
Welt auf sich gelenkt und Millionen von Neugierigen und Wissensdurstigen
angelockt, denn in ihr prangte die große Weltausstellung, die zur
Erinnerung an die Entdeckung des Weltteils (dnrch Christoph Columbus)
ins Leben gerufen ward. Doch nicht aus diesem Grund allein verdient
sie, daß wir uns einige Zeit in ihr verweilen. Gehört sie doch, wie
San Francisco und unzählige andere Städte der Union, zu den Ort-
schaften, die wie durch Zaubergewalt aus dem Boden emporgewachsen
sind und heute eine Stellung einnehmen, die Gegenstand des heftigsten
Neides ist. Im Jahre 1830 gegründet, zählt Chicago jetzt über eine
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
kommt an Sonntagen durch ein gebratenes Huhn, einen Truthahn oder
einen anderen Hausvogel erwünschte Abwechfeluug in das Einerlei des
Speisezettels. Weil in den Vereinigten Staaten vollkommene Jagdfreiheit
herrscht, wird ab und zu wohl auch eiu kleines Wild in die Küche geliefert:
aber die goldenen Zeiten der Jäger, da Wald und Prairie noch von
Büffeln, Elks, virginischen Hirschen u. s. w. wimmelten, sind längst
vorüber. Amerika ist jetzt in vielen Strichen wildärmer, als das alte
Europa. Daß es so wurde, daran ist der Unverstand der Jäger und
der Behörden wesentlich mit schuld; jeder grüue Junge, der eine alte
Flinte aufzutreiben vermag, schweift in freien Stunden draußen herum
und knallt nieder, was ihm vorkommt. So wird die Menge des nutz-
baren Wildes sehr schnell vermindert, und den maßgebenden Gewalten
fällt es nicht ein, in den dicht besiedelten Gegenden durch vernünftige
Gesetze für Schonung des Wildstandes zu sorgen.
Über die Art und Weise, wie man in Amerika ißt, ließe sich
vieles sagen. In dem nervösen, hastigen Treiben kann jene wohl-
thnende Behaglichkeit und Gemütlichkeit nicht aufkommen, mit der sich
deutsche Familien im alten Vaterlande um den Tisch sammeln. Drei
Mahlzeiten werden im Tage gehalten; aber die Hast, womit die Menge
der Speisen hineingestopft wird, verrät uns, daß man hier nur ißt, weil
man muß, nicht weil das Essen ein Genuß ist. Au einem Tage des
Jahres allerdings giebt man sich dem Schmausen mit großer Gründlichkeit
vollständig hin; das ist der allgemeine, Eude November gefeierte Dank-
sagungstag. Dann findet sich alles, was zur Familie gehört, zu löblichem
Thun zusammen; von früh bis spät wird „gefuttert" und Apfelwein in
Massen dazu getrunken. Was Küche und Keller liefern können, wird
aufgetragen. Schon eine Woche vorher beginnen die Vorbereitungen der
Hausfrauen zu dem Feste. Ganze Reihen von Pies werden aufgestellt,
daß mau meinen sollte, auch die uachdrücklichsteu Angriffe würden sie
nicht zu bewältigen vermögen. Unter diesen Magenverderbern ist der
Mince-Pie der beliebteste, ein Gebäck aus Fleisch, Obst, Gewürz und
einer Menge anderer Dinge; wer ihn aber nicht gewohnt ist, dem ver-
dirbt er leicht die Lust am Essen vollständig. Als vornehmste Speise
kommt der gebratene Truthahn mit eingekochten Preißelbeeren auf die
Tafel, ein überaus leckeres Gericht, das selbst der Ärmste sich an diesem
Tage nicht versagt. Die Folgen der allzu ausgiebigen Genüsse sind
leider meist recht unerfreulich; man fühlt sich tagelang nach dem Feste
unwohl, aber im nächsten Jahre wird mit dem gleichen Eifer und der
gleichen Ausdauer gegessen und getrunken, denn die Erinnerung an die
häßlichen Nachwehen hat sich dann verwischt.
Vertrauen wir uns nunmehr einmal den Mississippifluten an, um
auch die in Klima, Anbau und Bevölkerung von den Nord-, Ost- und
Weststaaten wesentlich verschiedenen Südstaaten kennen zu lernen! Eine
solche Fahrt auf dem stolzen „Vater der Gewässer" ist aus verschiedenen
Gründen nicht ungefährlich, aber sie bietet auch hohe Reize.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]