Deutschland.
561
In Na ssau erklärte der Herzog die Domänen des Landes ohne Unterschied
ihrer Herkunft für sein Eigenthum, erwirkte sich bei den von beiden Kammern
darüber geführten Verhandlungen eine künstliche Majorität, indem er die erste
Kammer auf ungesetzliche Weise durch Glieder seiner Familie vergrößerte, die
Stimmen derselben mit der ihm günstigen Minderheit der zweiten Kammer ver-
einigte und dann die widerstrebenden Mitglieder ausschließen, den siebenzigjährigen
Präsidenten Herber aber wegen eines mißliebigen Zeitungsartikels zur Festungs-
strafe verdammen ließ, von welcher ihn nur sein baldiger Tod befreite. Von
persönlichem Recht war nirgends die Rede; irgend eine Beschuldigung, irgend
eine Denunciation, irgend ein Verdacht war hinreichend, um persönliche Haft zu
verhängen; wenn keine gerichtliche Verurtheilung erfolgte, hielt man den Beschul-
digten in jahrelangem Untersuchungsarrest oderstellte ihnunter polizeiliche Aufsicht;
gefällige Richter gaben statt eines freifprechenden Urtheils eine Instanz-Entbindung
und beraubten den Angeklagten dadurch seines politischen Vollbürgerrechts. Dieser
Mittel bediente man sich in Bayern, Kurhesien, Hannover, um unbeliebte Männer
aus der Kammer fern zu halten. — Schwer war der Druck, der auf der Presse
lastete. Keine Schrift unter 20 Bogen durste ohne Druckerlaubniß (Imprimatur)
verlegt, keine Zeitung ohne Durchsicht eines dazu bestellten Beamten (Censors) ver-
schickt werden; auswärtige Blätter erlagen einer Nachcensur; innere Angelegenhei-
ten durften in vielen Ländern gar nicht besprochen werden, Oppositionsblätter wur-
den durch Censurstrenge, Chicanen und Preßprocesse so lange verfolgt, bis sie ein-
gingen; andern versagte man die Versendung durch die Staatsposten, noch andere
unterdrückte man auf polizeilichem Wege.
h. 835. Hannover. Im Jahr 1837, dem hundertsten Stiftungsjahre
der ruhmreichen Universität Göttingen, starb Wilhelm Iv., König von England
und Hannover, und hatte zur Nachfolgerin seine Nichte Victoria; da nun nach
deutschem Fürftenrecht weibliche Erbfolge unstatthaft ist, so siel die Krone von
Hannover an den Oheim der Königin, Ernst August, Herzog von Cu mb er- i837.m
land. Das ganze Land jubelte über die gewonnene Selbständigkeit, aber die
Freude verkehrte sich bald in Schmerz, als der neue König seinen Regierungs-
antritt mit der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes vom I. 1833 bezeichnete, 5"'5uit"
„wegen mangelnder agnatifcher Zustimmung und weil es eine wesentliche Ver-
letzung der Regierungsrechte enthalte," und die alte ständische Verfassung
von I. 1819 wieder herstellte. Alsbald erging an alle Beamte („königliche Die-
ner") die Aufforderung zur Leistung eines neuen Dienst- und Huldigungseides.
Manche Staatsdiener mögen dadurch mit ihrem Gewissen in Zwiespalt gerathen
sein; aber sie kamen der Aufforderung nach. Nur sieben Profesioren von Göt-
tingen, darunter die Zierden deutscher Wissenschaft, weigerten den Eid. Sie'^^°"'
wurden ihrer Stellen enthoben und drei von ihnen, Dahlmann, Jacob
Grimm und Gervinus, weil sie ihre Protestation veröffentlicht, des Landes
verwiesen. Die Anerkennung, womit ganz Deutschland die That der „Sieben"
begrüßte, und die Theilnahme, die sich in der ihnen angebotenen Unterstützung
kund gab, bewies zum erstenmal die Macht der öffentlichen Meinung und die im
Stillen gewachsene Gesinnung des Volks. Aber weder der Bundestag, noch die
Regierungen ließen sich in ihrem Gang stören. Ohne auf die von Städten und
Individuen ergangenen Protestationen zu achten, ließ der König die neuen Wah-
len nach dem Gesetze von 1819 anordnen; und als sich die Stände nach einigem
Schwanken für in compe tent erklärten, die Abschaffung des Staatsgrund-
gesetzes von 1833 anzuerkennen, wurden sie vertagt. Umsonst wandten sich nun
viele Ständemitglieder und Wahlcorporationen mit einer Beschwerde über Rechts-
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 36
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Victoria Ernst August Dahlmann Jacob
Grimm Weber
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Hannover Hannover England Hannover Hannover Deutschland
I. Die Vorboten der neuen Zeit
1. Erfindungen und Entdeckungen.
r») Compaß. Schießpulver. Buchdruckerkunsl.
§. 418. Im 14. und 15. Jahrhundert kamen mehrere große Erfindungen
in Anwendung, die auf die Umgestaltung der mittelalterlichen Welt von dem
wichtigsten Einfluß waren, der Compaß, das Schießpulver und die Buchdrucker-
kunst. —- Die wunderbare Eigenschaft der Magnetnadel, nach Norden zu
zeigen, scheint schon frühe bekannt gewesen zu sein, aber erst als Flavio Gioja
aus Amalfi dieselbe im 14. Jahrhundert aus die Schifffahrt anwandte, kam sie
in allgemeinen Gebrauch und war von unberechenbaren Folgen. Denn ohne den
Compaß hatte die Schifffahrt wie bisher auf das Mittelmeer beschrankt und
Küstenfahrt bleiben müssen; jetzt wagte man sich auf den Ocean und unternahm
weite Entdeckungsreisen. — Ob das Schießpulver den Chinesen, Indern und
Arabern bekannt gewesen, oder von dem deutschen Mönch B erth o ld Schwarz
aus Freiburg im Breisgau erfunden worden, ist streitig, gewiß aber ist, daß es
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Anwendung kam und auf die Umgestal-
tung des Kriegswesens eben so folgenreich gewirkt hat, wie der Compaß auf die
Veränderung der Seefahrt. Die Einführung der Schießwaffen, die den Werth
des geharnischten Reiters bedeutend herabdrückten, beschleunigte den Untergang
des entarteten, von keiner höher» Idee mehr getragenen Ritterthums. An die
Stelle des seit der Entkräftung des Lehnswesens machtlos gewordenen ritterlichen
Heerbannes trat ein geübtes Fußvolk von bezahlten Söldnerfchaaren und
endlich stehende Heere, durch welche die Fürstengewalt über die losen Feudal-
zustande siegte. — Auf die Erfindung der B u ch d rucke rkun st, die in der gei-
stigen Ausbildung der europäischen Menschheit eine neue Epoche schuf, mochte die
im 14. Jahrhundert entstandene und zunächst zur Verfertigung von Spielkarten
und Heiligenbildern angewandteh o lzsch n e i d ekunst nicht ohne Einfluß gewesen
sein. Allein die Ehre des Gedankens, eine Anzahl einzelner Buchstaben auf höl-
zerne Stäbchen einzugraben und zu Wörtern zusammenzufetzen, gebührt dem deut-
schen Bürger I o h ann G utt en b erg, gebürtig aus Mainz, aber in Straß-
burg lange wohnhaft. In Verbindung mit dem Mainzer Goldschmid Fust oder
Faust, der das zu den Arbeiten nöthige Geld hergab, und mit dem gewandten
Bücherschreiber Peter Schöffer brachte Guttenberg die neue Erfindung bald
zu solcher Vollendung, daß schon 1456 eine lateinische Bibel mit großer Voll-
kommenheit gedruckt werden konnte. Aber dem Erfinder war es nicht vergönnt,
den Lohn seiner Anstrengung zu genießen. Faust zerfiel mit ihm, ließ sich durch
das Gericht für seine Geldvorschüsse alle Lettern und Gerathschaften zufprechen
und führte dann im Verein mit Schöffer, dem er seine Tochter vermahsie, das
Begonnene zum Ziel. Schöffer, ein fähiger Kopf, erfand die zu den Lettern
1*
1354.
1440.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
4
Die Vorboten der neuen Zeit.
geeignete Metallmischung und die Druckerschwärze. Die anfangs geheim gehal-
tene Kunst wurde bald überall bekannt, als in dem Kriege, den der Erzbischof
Dieter mit seinem Mitbewerber Adolf von Nassau führte (§. 368.), Mainz
erobert wurde und sich viele Gesellen in andere Lander flüchteten. In Kurzem
besaßen alle bedeutenden Städte Deutschlands und Italiens Druckerpressen und
durch deutsche Kunstgenoffen wurde die neue Erfindung bald allen civilisirten
Nationen überbracht. Wurde schon dadurch die Verbreitung der Bücher unter
dem für die geistigen Erzeugnisse alter und neuer Zeit mehr als je empfänglichen
Volke erleichtert, so geschah dies noch mehr seit der Anwendung des Leinen-
und B aum w o l len p api ers statt des theuern Pergaments. Nun gelangten
die Bücher, die bisher nur den Reichen und Vornehmen zugänglich gewesen, in
Jedermanns Hände, und was der Geist erschuf war nicht mehr Sondergut der
bevorzugten Stände, sondern drang ins öffentliche Leben, in die freie Welt. —
Die geistliche Eensur, die bald nachher als natürliche Gegenkraft in Köln,
Mainz u. a. O. ins Leben trat und endlich von Rom aus allgemein eingeführt
wurde, war nicht vermögend, den neuen Geist, der durch die Buchdruckerkunst
über die Welt gekommen, zu unterdrücken. — Auch das durch Kaiser Maximilian
in Deutschland begründete P o stw e sen förderte durch Erleichterung des schrift-
lichen und persönlichen Verkehrs den Austausch der Ideen und wirkte zur Be-
gründung der neuen Zeit mit.
I») Der Seeweg nach Ostindien.
§. 419. Im Mittelalter wurden die Maaren des reichen Indiens auf
beschwerlichen Wegen (Karavanenzügen) unter Vermittelung der Araber und
anderer Mohammedaner durch die Venetianer und Genuesen dem
Heimich Abendlande zugeführt. Aber in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ließ
fahrtt der portugiesische Prinz Heinrich der Seefahrer, Großmeister
' 1 ' des reichen Christus-Ordens, Entdeckungsreisen in dem atlantischen
Meere unternehmen, die den glücklichsten Erfolg hatten. Der Auffindung
i4i8. der Inseln Porto Santo und Madera, wo die Anpflanzung des
Weins und Zuckerrohrs vortrefflich gedieh, folgte bald die Erwerbung
der Azoren und die Entdeckung des grünen Vorgebirgs und der an
Goldstaub, Elfenbein, Gummi und Negersclaven reichen Küste von
Oberguinea südwärts der Sierra Leone. Eine Urkunde des Papstes
ertheilte den Portugiesen das Eigenthumsrecht über diese und alle fernern
Johann Entdeckungen bis nach Indien. König Johann Ii., der zuerst die rohe
Portugal Macht des Adels brach und die Königsgewalt und den Bürgerstand hob,
1495? betrieb die Entdeckungsreisen planmäßiger. Von Unterguinea (Congo)
i486, aus gelangte der kühne Bartholomäus Diaz nach Afrika's Südspitze, dessen
anfängliche Benennung „stürmisches Vorgebirg" der vertrauensvolle
E'^rofiekönig bald in die der „guten Hoffnung" umwandelte. Denn schon
^i52i? Zwei Jahrzehnte nachher entdeckte von hier aus unter König Emanucl
1498. dem Großen der unternehmende Vasco de Gama den Seeweg nach
Ostindien, indem er von Afrika's Ostküste (Mozambique und Zanquebar)
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Dieter Adolf Adolf Maximilian Maximilian Heinrich Heinrich Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Nassau Mainz Deutschlands Italiens Mainz Rom Deutschland Ostindien Indiens Oberguinea Sierra_Leone Indien Bartholomäus_Diaz Ostindien Mozambique
Der nordamerikanische Freiheitskampf. 295
gezeichnete Flugschrift, deren Verfasser bis jetzt nicht mit Sicherheit ausgemittelt
werden konnte. Auch der englische Demokrat Thomas Payne schrieb im In-
teresse der Amerikaner.
§. 675. Kriegs begeben heilen. Die Bostoner Hafenbill
und die beiden andern Parlamentsbeschlüsse, die in schwarzrandigen ameri-
kanischen Zeitungen bekannt gemacht wurden, erzeugten eine allgemeine Ent-
rüstung und riefen einen planmäßigen Widerstand hervor. Ein Congreß
von Abgeordneten sammtlicher Kolonien (nur Georgien schloß
sich erst später an) trat in Philadelphia zusammen und faßte den Be-
schluß, keine Waaren und Erzeugnisse aus England und dem britischen West-
indien weiter zuzulassen und nach Ablauf einer bestimmten Frist allen Ver-
kehr zwischen Amerika und dem Mutterlande abzubrechen. Zugleich erließ
derselbe einige mit großer Geschicklichkeit, Ruhe und Mäßigung abgefaßte
Zuschriften an den König, das englische Volk, die Bewohner
von Cañada u. a., worin aufs Ueberzeugendste nachgewiesen war, daß
die Amerikaner nur ihre angebornen und mühsam erworbenen Rechte gegen
die Willkür und die Machtgebote der englischen Regierung und des Parla-
ments zu vertheidigen suchten. Diese Adressen machten den größten Eindruck
und lenkten die Aufmerksamkeit von ganz Europa nach jenem Lande, wo
einfache und ruhige Männer mit der größten Besonnenheit und Entschlossen-
heit Freiheit und Menschenrechte gegen Gewalt und Uebermacht schützten. —
Die Engländer erklärten hierauf Massachusets in Aufrubrstand,
untersagten allen Verkehr mit den amerikanischen Provinzen und verboten
jede Einfuhr von Waffen und Kriegsbedarf. Da verstärkten die Amerikaner
ihre Milizen, bemächtigten sich gewaltsam englischer Waffen und Munition
und errichteten in Concord ein Vorrathshaus von Kriegsgeräth. Um
dieses zu zerstören rückte der Befehlshaber der Bostoner Besatzung mit seinen
Truppen aus, wurde aber auf dem Hinweg und Rückweg bei Lexington
angegriffen und somit das erste Bürgerblut vergossen. Diesem
Treffen folgte bald die S ch l a ch t v o n B u n ke r s h i l l, wo zwar die Ame-1«. Juni,
rikaner nach dreimaligem Angriff zurückgeschlagen wurden, die Engländer 17i7?!ßar5
aber so viele Leute verloren, daß sie Boston bald räumen mußten. Diesen
Ausgang verdankten die Amerikaner ihrem hochherzigen, als Staatsmann
und Feldherr gleich ausgezeichneten Mitbürger Washington, der dem hohen
Ziel, Befreiung des Vaterlandes, seine Thatkraft und sein Vermögen wid-
mete. Wie Er im Felde mit dem Schwerte für seine Mitbürger wirkte, so
der als Erfinder des Blitzableiters, als Verfasser und Verbreiter nütz-
licher Volksschriften und als erster Begründer einer öffentlichen Bibliothek
in Amerika bekannte frühere Buchdrucker Benjamin Franklin durch Rede
und Schrift als kluger Geschäftsführer seines Vaterlandes an den Höfen von
London und Paris. Die Erscheinung des schlichten verständigen Mannes im
einfachen Quäkerkleide erzeugte in Frankreichs erregbarer Hauptstadt einen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
26
Geschichte der ñlten Welt.
Uralte epische Nationaldichtungen und Volkslieder wurden häufig von Ge-
schichtschreibern als Quellen für die älteste Geschichte benutzt; so von Livius bei der rö-
misch e n Geschichte, von Paullus Diaconus und Jornandes bei der Geschichte
der Langobarden und Gothen, von Saxo Grammaticus in der dänischen
Geschichte; aber in diesem Falle ist in der ältesten Geschichte auch immer Dichtung und
geschichtliche Wahrheit so vermischt, daß eine Scheidung unmöglich erscheint; die Versuche
einer erklärenden Deutung aber führen häufig aufabwege, indem dabeiphantasie und vor-
gefaßte Meinung oft allzuthätig Mitwirken, sehnlich verhält es sich mit den mythologi-
scheu Sagen als geschichtlichen Quellen; die durch symbolische Deutungen daraus
gewonnene historische Ausbeute ist höchst unsicher. — Wichtiger sind Münzen und In-
schriften, namentlich für die spezielle Geschichte, wie Landschaften, Städte, Inseln u.s.w.
Ferner Grabmaler mit den sich häufig darin befindenden Sarkophagen, Geräthschaften,
Wappen, Urnen und dergl. Für die Geschichte der Kelten und Germanen sind in
dieser Beziehung die sogenannten Hünengräber, die man im nördlichen Deutschland,
so wie in den Niederlanden, England, Schottland, Frankreich u. a. O. vorsindet, von
Wichtigkeit. Man versteht darunter „alle aus der heidnischen Vorzeit stammenden Grab-
mäler, die theils in großer Menge und in Reihen geordnet, theils einzeln auf Anhöhen, in
Wäldern und entlegenen Gegenden sich vorsinden, bald in hohen, bald in unbedeutenden
Erdaufwürfen von abgerundeter Form bestehen und entweder die Reste verbrannter Leichen
oder unverbrannter Gerippe, so wie Urnen und andere Gesäße, Waffen und verschiedene
Gcräthe des häuslichen und öffentlichen Lebens von Stein, Horn und Metall enthalten."
§. Í8. Vor Erfindung der Buchdruckerkunst (1440) wurden die histo-
rischen Nachrichten, so wie alle Werke der Literatur blos geschrieben und als
Handschriften (Manuskripte) in Bibliotheken aufbewahrt. Von
diesen auf Pergament oder Papyrus geschriebenen Manuscripten, die Jahr-
hunderte lang (manchmal verwischt und neu beschrieben, Palimpseste) im
Staube der Klosterbibliotheken gelegen und deren Vervielfältigung durch Ad-
schreiben sehr kostspielig und mühsam war, wurden später gedruckte Ausgaben
veranstaltet, welche die Verbreitung der Geschichtskunde und die Erkenntniß der
geistigen Erzeugnisse des Alterthums schnell förderten. Doch hat man auch setzt
noch handschriftliche Urkunden, von denen der Geschichtsorscher Einsicht nehmen
muß, besonders wenn er die verwickelten Ereignisse und Zustande unserer Zeit
darstellt. Diese bestehen in Briefen, Vertragen, Denkschriften u. dgl. und beson-
ders in den Aktenstücken der Diplomaten (Geschäftsführer der Fürsten und
Regierungen) und werden in Archiven aufbewahrt. — Eine nach Jahren
geordnete geschichtliche Zusammenstellung von Begebenheiten ohne innern Zusam-
menhang heißt Chronik; die pragmatische Geschichte sucht die Ver-
knüpfung von Ursachen und Wirkungen in den Begebenheiten und den innern
Gang und Zusammenhang der Erscheinungen und Thatsachen nachzuweisen.
§. 19. Indessen genügt es nicht zu wissen, was geschehen ist, sondern man
muß auch den Ort und das Land kennen, wo und die Zeit wann etwas geschehen
ist. Jenes lernt man durch die Geographie oder Länderkunde und Topo-
graphie oder Ortskunde, dieses durch die Chronologie oder Zeitkunde.
Nicht bei allen Völkern jedoch ist die Zeitrechnung (Aera) gleich; denn wäh-
rend die christlichen Nationen von der in die Regierungszeit des Kaisers Augu-
stus fallenden Geburt Jesu an vorwärts und rückwärts zählen, rechnen die
Juden vonerschaffung der Welt (über 5600 Jahre), die m o h a m m e-
d an isch en Völker von der Flucht ihres Propheten (H edsch ra 16. Juli 622).
Die Griechen zählten nach Olympiaden, die im J.776 v. Ch. ihren Anfang
nahmen, die Römer bezeichneten ihre Jahre nach den regierenden Consuln und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
I. Die Vorboten der neuen Zeit.
1. Erfindungen und Entdeckungen.
Compaß. Schießpulver. Buchdruckerkunst.
Im 14. und 15. Jahrhundert kamen mehre große Erfindungen in
Anwendung, die auf die Umgestaltung der mittelalterlichen Welt von dem
wichtigsten Einfluß waren, der Compaß, das Schießpulver und die Buch-
druckerkuust. — Die wunderbare Eigenschaft der Magnetnadel, nach
Norden zu zeigen, scheint schon frühe bekannt gewesen zu sein, aber erst
als Flavio Gioja aus Amalfi dieselbe im 14, Jahrhundert auf die
Schiffahrt anwandte, kam sie in allgemeinen Gebrauch und war von un-
berechenbaren Folgen. Denn ohne den Compaß hätte die Schiffahrt wie
bisher auf das Mittelmeer beschränkt und Küstenfahrt bleiben müssen; jetzt
wagte man sich auf den Ocean und unternahm weite Entdeckungsreisen. —
Ob das Schießpulver den Chinesen, Indern und Arabern bekannt ge-
wesen, oder von dem deutschen Mönch Berthold Schwarz ans Freiburg 1354.
im Breisgan erfunden worden, ist streitig, gewiß aber ist, daß es seit der
Mitte des 14, Jahrhunderts in Anwendung kam und auf die Umgestal-
tung des Kriegswesens eben so folgenreich gewirkt hat, wie der Compaß
ans die Veränderung der Seefahrt. Die Einführung der Schußwaffen,
die den Werth des geharnischten Reiters bedeutend herabdrückten, beschleu-
nigten den Untergang des entarteten, von keiner höhern Idee mehr getra-
genen Ritterthums. An die Stelle des seit der Erschlaffung des Lehns-
wesens machtlos gewordenen ritterlichen Heerbanns trat ein geübtes
Fußvolk von bezahlten Soldncrschaaren und endlich stehende Heere,
durch welche die Fürstengewalt über die losen Fendalzustände siegte. — Auf
die Erfindung der Buchdruckerkunst, die in der geistigen Ausbildung
der europäischen Menschheit eine neue Epoche schuf, mochte die im 14. Jahr-
hundert entstandene und zunächst zur Verfertigung von Spielkarten und
Heiligenbildern angewandte Holzschneidekunst nicht ohne Einfluß ge-
wesen sein. Aber die Ehre des Gedankens, eine Anzahl einzelner Buch-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
10
Geschichte der alten Welt.
dritten die Parteikämpfe und die verwickelten (complicirten) Zustände
einer verfeinerten und übergebildeten Welt. Dabei erlangt man die
Lehre, daß Vaterlandsliebe (Patriotismus), Bürgertugend
und Einfachheit der Sitten Reiche und Nationen groß machen,
Selbstsucht (Egoismus) und die daraus hervorgehende Genuß-
sucht und Verweichlichung sie zu Grunde richten.
§. 12. Da Reiche und Nationen bestanden, ehe die Schreibkunst
in Anwendung kam, die Menschen Kriege führten und bürgerliche Ein-
richtungen trafen, ehe sie ihre Thaten aufzeichneten, so haben wir über
die älteste Geschichte sehr dürftige, aus unzuverlässigen Quellen ge-
schöpfte Nachrichten. Denn theils beruhen sie auf mündlicher Er-
zählung (Tradition), die sich von Mund zu Mund fortpflanzte,
aber durch die Uebertragung fremdartige und fabelhafte Zuthaten an-
nahm, theils gründen sie sich auf geschichtliche Denkmale, als Gränz-
steine, Grabhügel, Monumente, Trümmer uralter Bauwerke, Münzen,
Geräthe, Waffen u. dgl. Daher ist die älteste mit Sagen (My-
then) und Dichtungen durchflochtene Geschichte fabelhaft (my-
thisch) und mehr für die epische Dichtkunst, die mit Vorliebe
ihre Stoffe aus der Heroenzeit (Heldenalter) wählt, als für die
Geschichtschreibung von Bedeutung. Diese wird erst zuverlässig, wo
gleichzeitige oder doch dem Raum und der Zeit nach nicht allzu fern
lebende Schriftsteller uns berichten, was sie erlebt, erforscht oder durch
Erzählung vernommen haben. Mit der Zunahme der Cultur gewinnt
dann die Kenntniß der geschichtlichen Ereignisse immer mehr an Licht
und Wahrheit, bis zuletzt die Ueberfülle schriftlicher Urkunden dem For-
scher neue Dunkelheiten und Schwierigkeiten anderer Art bereitet.
§. 13. Vor Erfindung der Buchdruckerkunst (1440) wurden die
historischen- Nachrichten, so wie alle Werke der Literatur blos geschrieben und
als Handschriften (Manuskripte) in Bibliotheken aufbewahrt.
Von diesen auf Pergament oder Papyrus geschriebenen Manuskripten,
die Jahrhunderte lang (manchmal verwischt und neu beschrieben, Palim-
sc st e) im Staube der Klosterbibliotheken gelegen und deren Vervielfältigung
durch Abschreiben sehr kostspielig und mühsam war, wurden später gedruckte
Ausgaben veranstaltet, die die Verbreitung der Geschichtsknnde schnell förder-
ten. Doch hat man auch jetzt noch handschriftliche Urkunden, von denen der
Geschichtsorschcr Einsicht nehmen muß, besonders wenn er Ereignisse unserer
Zeit darstellt. Diese bestehen in Briefen, Verträgen, Denkschriften u. dgl.
und wcrdcir in Archiven aufbewahrt.
§. 14. Indessen genügt es nicht zu wissen, was geschehen ist, son-
dern man muß auch den Ort und das Land kennen, wo und die Zeit wann
etwas geschehen ist. Jenes lernt man durch die Geographie oder Länder-
kunde und T opograph ie oder Ortskuudc, dieses durch die Chro u olo-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
310
Die Vorboten der neuen Zeit.
staben auf hölzerne Stäbchen einzugraben und zu Wörtern zusammenzu-
i44o. setzen gebührt dem deutschen Bürger Johann Gnttenberg, gebürtig
auö Mainz, aber in Straßburg lange wohnhaft. In Verbindung mit dem
Mainzer Goldschmied Fust oder Faust, der das zu den Arbeiten nöthige
Geld hergab, und mit dem gewandten Büchcrabschreiber Peter Schösser
brachte Guttenberg die neue Erfindung bald zu solcher Vollendung, daß
schon um 1456 eine lateinische Bibel mit großer Vollkommenheit gedruckt
werden konnte. Aber dem Erfinder war cs nicht gestattet, den Lohn seiner
Anstrengung zu genießen. Faust zerfiel mit ihm, ließ sich durch das Ge-
richt für seine Geldvorschüsse alle Lettern und Geräthschaften zusprechen
und führte dann im Verein mit Schösser, dem er seine Tochter vermählte,
das Begonnene zum Ziel. Schösser, ein fähiger Kopf, erfand die zu den
Lettern geeignete Metallmischung und die Druckerschwärze. Die anfangs
geheim gehaltene Kunst wurde bald überall bekannt, als in dem Kriege,
den der Erzbischof Diether mit seinem Mitbewerber Adolf von Nassan
führte (§. 337), Mainz erobert wurde und sich viele Gesellen in andere
Länder flüchteten. In Kurzem besaßen alle bedeutenden Städte Deutsch-
lands und Italiens Druckerpressen und durch deutsche Kunstgenossen wurde
die neue Erfindung bald allen civilisirten Nationen überbracht. Wurde schon
dadurch die Verbreitung der Bücher unter das für die geistigen Erzeugnisse
alter und neuer Zeit mehr als je empfängliche Volk erleichtert, so geschah
dies noch mehr seit der Anwendung des Leinenpapiers anstatt des
theuern Pergaments und Baumwollenpapiers bei Druckwerken. Nun ge-
langten die Bücher, die bisher nur den Reichen und Vornehmen zugäng-
lich waren, in Jedermanns Hände, und was der Geist erschuf war nicht
mehr Sondergut der bevorzugten Stände, sondern drang ins öffentliche
Leben, in die freie Welt. — Auch das durch Kaiser Maximilian in Deutsch-
land begründete Postwesen förderte durch Erleichterung des schriftlichen
und persönlichen Verkehrs den Austausch der Ideen und wirkte zur Be-
gründung der neuen Zeit mit.
I») Der Seeweg nach Ostindien.
§. 387. Im Mittelalter wurden die Waaren des reichen Indiens
auf beschwerlichen Wegen (Karavanenzügen) unter Vermittelung der Araber
und anderer Muhammedaner durch die Venetianer und Genuesen
dem Abendlande zugeführt. Aber in der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts ließ der portugiesische Prinz Heinrich der Seefah-
t 1460. rer, Großmeister des reichen Christus-Ordens, Entdeckungsreisen
in dem atlantischen Meere unternehmen, die den glücklichsten Erfolg
hatten. Der Auffindung der Inseln Porto Santo und Madera,
wo die Anpflanzung des Weins und Zuckerrohrs vortrefflich ge-
dieh, folgte bald die Erwerbung der Azoren und die Entdeckung des
grünen Vorgebirgs und der an Goldstaub, Elfenbein, Gummi
und Negersclaven reichen Küste von Oberguinea südwärts der
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TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Gnttenberg Johann Peter_Schösser Guttenberg Diether Adolf_von_Nassan Adolf Maximilian Maximilian Heinrich Heinrich
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es den Seeräubern; eine Flotte lief gegen sie aus, suchte sie ans, vernichtete
ihre Fahrzeuge, ersäufte ihre Mannschaft. Bald erzitterte alles vor der
deutschen Hansa — so nannte man diesen Bund, dem bald eine Stadt
nach der andern beitrat. Die bekanntesten Hansastädte damaliger Zeit
waren Brannschweig, Wismar, Rostock, Stettin, Stralsund, Greifswald,
Stolpe, Kolberg, dann Köln, Nimwegen, Frankfurt a. d. O., Königsberg,
Danzig, Magdeburg — im Ganzen über sechzig Städte. Sie hatten sich
nun, da sie durch Einigkeit stark geworden, vor den mächtigsten Feinden
nicht mehr zu fürchten, rüsteten eine Flotte von 200 Schiffen, hielten ein
furchtbares Landheer und führten Kriege mit Königen und Fürsten. Der
schwedische König Magnus wurde von der Hansa gezwungen, seine Krone
niederzulegen, und dem dänischen Könige Christoph erklärte ein Bürger-
meister von Danzig den Krieg. Andere Städte und Länder bemühten sich
lim die Freundschaft der deutschen Hansa und räumten ihren Schiffen
Stapelplütze und Handelsvorrcchte ein. Weithin nach allen Weltgegenden,
nach England und tief nach Rußland hinein zogen deutsche Kaufleute, geehrt
in der Fremde wie in der Heimat.
Zu Lübeck wurden die Hansatage oder die Bundesversammlungen ge-
halten, wobei sich alle Bundesstüdte durch ihre Abgeordneten einfanden.
Auch Gesandte aus den benachbarten Staaten erschienen dabei, um mit
dem Bunde ihre Angelegenheiten zu verhandeln. Da wurden dann alle
Unternehmungen verabredet, die Beitrüge zu den Kosten ausgeschrieben und
die Beschwerden eines jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge
Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflichten nicht
erfüllt oder sonst sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie ver-
hanset, d. h. aus dem Bunde gestoßen und geächtet, für eine Feindin
aller andern erklärt. Eine solche Strafe war immer von furchtbaren Folgen;
denn der geächteten Stadt wurden ihre Schiffe fortgenommen und ihr
Handel zerstört.
Dreihundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser
Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht,
d. h. die Sicherheit und Ausbreitung ihres Handels nach Wunsch befördert
war, trat wieder eine Stadt nach der andern vom Bunde ab, und so
blieben am Ende nicht mehr als die drei Städte Hamburg, Lübeck und
Bremen übrig, die auf dem letzten Bundestage im Jahre 1630 ihren
Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den Namen der Hansastädte
behalten haben. Jerrer.
26. Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters kamen Erfindungen
auf, welche für die weitere Entwickelung des Menschengeschlechts von hoher
Wichtigkeit waren und als Vorboten des Überganges in eine neue Zeit
anzusehen sind. So wurde im Anfang des 14. Jahrhunderts der Kom-
paß erfunden und dadurch die Seefahrt auf dem freien Weltmeer möglich
gemacht. Durch die Erfindung des Schießpulvers, die gewöhnlich dem
Franziskaner Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben
wird (1340), wurde ein gänzlicher Umschwung in der Kriegführung hervor-
gerufen.
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Extrahierte Personennamen: Stolpe König_Magnus Magnus Christoph Berthold_Schwarz
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Die segensreichste Erfindung ist die der Buchdruckerkunst durch
den Mainzer Johann von Sorgenloch, genannt Gänsefleisch zu Guttenberg,
gewöhnlich kurz Johann Gnttenberg genannt. „Das älteste Schreib-
material waren die Blätter der Papyrnsstande in Ägypten, dann wurden
Felle gegerbt und znm Schreiben zugerichtet; ein weiterer Fortschritt war
das Pergament, bis man noch später das Baumwollen- und zuletzt das
Leinen- oder Lumpenpapier erfand. In alten Zeiten wurden Urkunden und
Bücher geschrieben, wobei man besonders die Anfangsbuchstaben schön auszu-
malen und durch Bildchen, mit Gold ausgelegt, zu verzieren pflegte. Diese
Art, die Bücher zu vervielfältigen, war sehr mühsam und zeitraubend, und
die Bücher selbst waren unerschwinglich theuer. Man hatte bereits die
Erfindung gemacht, Heiligenbilder und Spielkarten in Holz auszuschneiden
und abzudrucken, und wandte sie nun auf einzelne Stellen und Kapitel der
Bibel an. Dies gelang; aber für jede Seite und für jedes Buch mußten
neue Tafeln geschnitten werden, und so war es denn ein glücklicher Ge-
danke Guttenbergs, die einzelnen Schriftzeichen in buchenen Stübchen —
daher der Name Buchstaben — auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen zu
verbinden und abzudrucken, denn diese Stäbchen konnten nach dem Gebrauche
wieder auseinander genommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber
die hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Guttenberg wählte bleierne.
Im Jahre 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein voll-
ständiges Buch zu stände.
Guttenberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer
Zerwürfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443
blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mntterstadt
der Buchdruckerknnst zu fein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich
mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmied, und Peter Schösser,
einem Geistlichen zu Germersheim, welcher letztere das sogenannte Lettern-
gut und die Druckerschwärze ans Kienruß und Leinöl erfand. Das erste
gedruckte Werk war eine lateinische Übersetzung der Psalmen, die 1457
vollendet wurde.
Aber Guttenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen
Erfindung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche
Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust seine Druckerei in Be-
schlag und nötigte dadurch Gnttenberg wieder nach Straßburg zu gehen,
von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem
Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und
Schösser druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger,
als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden verkauft ward.
Als im Jahre 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau
in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und diejenige
Guttenbergs geriet ins Stocken. Damals verließen viele Buchdrnckergehilsen,
die man, um das Geheimnis zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht
hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und
in Italien Druckereien an. Faust und Schösser eröffneten ihre Werkstatt
bald wieder. Guttenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die
Hofleute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch
arm, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 hat die
Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerknnst ein Denkmal gesetzt.
Durch die Erfindung der Buchdruckerknnst wurde die Verbreitung der
Helmrich, Vaterland. Lesebuch. 24
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Sorgenloch Johann Guttenberg Johann_Gnttenberg Johann Guttenberg Guttenberg Johann Johann Fust Peter_Schösser Guttenberg Adolf Adolf Guttenberg