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1. Leitfaden bei dem Unterrichte in der Geschichte des Preußischen Staates - S. 66

1876 - Leipzig : Bädeker
66 Wilhelm I. Der deutsche Krieg. §. 16. Verstärkungen. Hannover und Kurhessen wurden sofort unter preußische Verwaltung gestellt. Nachdem die norddeutsche Coalitiou gegen Preußen innerhalb 14 Tage gänzlich gesprengt war, konnte dieses seine gestimmte Kraft gegen Oesterreich (nebst Sachsen) und dessen süddeutsche Bundesgenossen verwenden, dem zugleich Victor Emannel Ii., König von Italien, in Folge einer geheimen Allianz mit Preußen (April), den Krieg erklärt hatte. Der deutsche Kriegsschauplatz war nun ein doppelter: das östliche Böhmen, wo die österreichische „Nordarmee" unter dem Feldzeugmeister von Benedek sich mit den Sachsen (zusammen 271,000 Mann) vereinigt hatte, und das Gebiet des untern und mittlern Mains, wo die süddeutschen Bundestruppen (119,000 M.) sich couceutrirt hatten. Ein dritter Kriegsschauplatz war das Festungsviereck im östlichen Oberitalien, wo Erzherzog Albrecht bei Cnstozza siegte. Schon am 23. Juni hatte die preußische Haupt-Armee (27 8,000 M.) die Offensive gegen Böhmen ergriffen, indem sie gleichzeitig von drei Seiten durch die Gebirgspässe einrückte: die Elbarmee (rechter Flügel) unter Herwarth von Bittenfeld (von Torgau) durch das Elbthal, die erste Armee unter Prinz Friedrich Karl von der Lausitz «Görlitz» her als Centrum, und die zweite Armee (linker Flügel) unter dem Kronprinzen von Preußen von Schlesien (Neiße) und der Grafschaft Glatz her. Nachdem die Vereinigung der drei Armeen unter meist siegreichen Gefechten beinahe erreicht war, traf König Wilhelm im Hauptquartier zu Gitfchin (2. Juli) ein, um den Oberbefehl und die Leitung der gefammten Operationen des größten, jemals auf einem Schlachtfelde versammelten preußischen Heeres (220,000 M.) zu übernehmen. Dieses gewann schon am folgenden Tage (3. Juli) den entscheidenden Sieg über die österreichisch-sächsische Hauptarmee unter Benedek, welche bei der Festung Königgrätz eine feste Stellung (zwischen der Elbe und ihrem westlichen Nebenflüsse Bistritz unweit Sadowa) eingenommen hatte. Die zunächst stehende I. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl eröffnete den Kampf und hielt, mit einem Theile der Elbarmee im Centrum, der öster-reichisch-sächsischeu Armee gegenüber Stand, bis die Ii. Armee unter dem Kronprinzen um Mittag nach beschwerlichem Eilmarsch allmählich eintraf und noch rechtzeitig in die Schlacht eingriff. Die mit allen Mitteln der Feldbefestigungskunst verstärkte österreichische Hauptstellung auf der Höhe bei Chlum wurde durch die preußischen Garden erstürmt, und der König an der Spitze der Referve-Cavallerie (der I. Armee) begann die Verfolgung des Feindes, H^chald^ eine allgemeine und bis zum Einbrechen der Dunkelheit fortgesetzt wn^e; 161 Geschütze und fast

2. Theil 2 - S. 563

1827 - Leipzig : Fleischer
wesen seyn sollen, geführt, nach dem Schlafzimmer der Köni- gin. Ein Garde du Corps, die Gefahr der erlauchten Frau bemerkend, opferte sein Leben auf, das ihrige zu retten. Er lief eilend nach der Thüre ihres Zimmers, und rief durch die- selbe: „um Gottes Willen! retten Sie sich! sonst sind Sie verloren!" Sie hatte nur noch Zeit, aus dem Bette zu sprin- gen, und, in einen Morgenmantel gehüllt, durch eine verbor- gene Treppe nach dem Zimmer des Königs zu entfliehen, als schon die Mörder vor ihrem Zimmer erschienen, den treuen Garde du Corps ermordeten, die Thüre aufsprengten, und wü- thcnd auf ihr Bette losstürztcn. Als sie es leer fanden, stie- ßen sie wilde Flüche aus, und durchbohrten cs aus Wuth mit unzähligen Stichen. Die Grenadiere der königlichen Garde nahmen nun die königliche Familie in Schutz, und trieben die Mörder aus den Zimmern. Aber mit neuer Wuth wandte sich der Pöbel gegen die überall fliehenden Garde du Corps. Vorzüglich zeichnete sich ein Mensch von ungeheurer Lange aus, der mit einem langen Barte, einer hohen Mütze und aufge- streiften blutigen Armen umherging, und das gräßliche Geschäft trieb, den Ermordeten, noch che sie ganz lodt waren, die Kö- pfe abzuhackcn, die dann der Pöbel auf Stangen steckte und herumtrug. Den Bemühungen La Fayeltes gelang es, einige Gardes du Corps zu retten. Ludwig selbst begab sich auf einen Balcon, um zu dem untenstehenden Pöbel zu sprechen. „Gnade für meine Leib- garde!" rief er mit ausgebreitetcn Armen hinab. „Hoch lebe der König!" war die Antwort des begeisterten Haufens, der noch vor einer Stunde ihn ermordet hatte, wenn er in seine Hände gefallen wäre. Man holte die gefangen gehaltenen Gardes du Corps herbei, und umarmte sie vor den Augen des Königs. „Die Königin! die Königin!" schrie dann der Pö- bel. Mit sichtbarer Bangigkeit trat die erhabene Frau auf den Balcon, an der einen Hand den vierjährigen Dauphin, an der andern die zehnjährige Tochter. „Weg mit den Kindern!" wurde ihr von unten zugerufen. Sie führte sie sogleich fort, und stand nur: allein da, die wehrlose Frau, vor einem wild- cmpörten, sie hastenden Pöbel. Ein Kerl zielte mit der Flinte 36*

3. Theil 2 - S. 649

1827 - Leipzig : Fleischer
649 Willen für den Frieden zeigen, und die Franzosen die Deutschen abhalten wollten, sich an Oeftreich anzuschließen. Endlich dran- gen die östreichischen Truppen bis in die Nahe von Rastadt vor, und nun wurde den französischen Gesandten — sie hießen N o- berjot, Bonnicr und Jean Debry — von den Oestrei- chern angedeutet, daß sie binnen 24 Stunden Deutschland ver- laffen müßten (Rastadt liegt nur 1 Stunde vom Rhein entfernt). Trotz der Vorstellungen der andern Gesandten, doch bis zum an- dern Morgen zu warten, packten sie sogleich auf, und verließen die Stadt trotzig am 28sten April am späten Abend. Um ihren Uebermuth zu strafen, hatte — so heißt es — ein Haufen Szcck- ler-Husaren den Befehl bekommen, ihnen aufzulauern, die bei- den letztern, welche die anmaßendsten gewesen waren, tüchtig durchzuprügeln, und ihnen zugleich ihre Papiere abzunehmen. Die trunkenen und rohen Husaren aber, vielleicht von National- haß noch mehr aufgeregt, überschritten dev Befehl. Einige hun- dert Schritte hinter der Vorstadt sprengten sie an die Wagen an, fragten die Postillione, ob sie die Gesandten führen, rissen nun die Wagenthüren auf, zogen die Gesandten hervor, und hieben sie vor den Augen ihrer laut auffchreienden Frauen nieder. Ro- derjot und Bonnier blieben auf der Stelle todt; Debry aber hatte so viel Besinnung, sich in den Graben zu wälzen und todt zu stellen; er verkroch sich, nachdem die Husaren forlgejagt wa- ren, in einen Busch, und kam am andern Morgen, fürchterlich zugerichtet, nach Rastadt zurück. Dieser völkerrechtswidrige Mord empörte die rechtlich gesinnten Deutschen eben so alö die Franzosen, und Kaiser Franz versprach Untersuchung und strenge Bestrafung der Anstifter. Da aber nachher die Kriegöereignisse die Aufmerksamkeit davon ablenkten, so ist die Sache nicht wie- der zur Sprache gekommen. Das Jahr 1799 schien für die Verbündeten auf allen Punk- ten deö Kriegsschauplatzes günstig scyn zu wollen. Nachdem Erzherzog Karl Deutschland befreit hatte, wandte er sich nach der Schweiz, und schlug den General Massen« bei Zürich zurück. Auch in Italien siegte der östreichifchegeneral Kray über Sche- rer in mehreren Treffen, und selbst Moreau, der nun die Ver- luste wieder gut'machen sollte, wurde von Suwarow geschlar

4. Theil 2 - S. 653

1827 - Leipzig : Fleischer
653 Berkhier, Murat, Lannes, Marmont, Desaix und Andern cm. Glücklich entkam er Len englischen Kreuzern, und landete am 8tcn Octobcr 1799 im Hafen von Frejus. In Aegypten hatte er versiegelte Befehle zurückgclassen, in denen Kleber zum Befehlshaber ernannt wurde. *) Er selbst eilte von Fre- jus-, ohne die vorgeschriebcne Quarantaine zu halten, sogleich nach Paris, wo ihm die Herzen des Volks cntgegenfchlugen; denn nur von ihm hoffte man die Besiegung der Feinde, und ob er gleich nichts als ein General war, so beugte sich doch Alles vor ihm, als wenn er schon erklärter Herrscher wäre. Alle Partheien bewarben sich um ihn; er aber verabredete mit dem verschmitzten Sieyes, einem der Directoren, und mit dein erfahrenen Talleyrand, einem ehemaligen Geistlichen, eine Veränderung der Verfassung; auch der größte Lhcil dcs Rathcö der Alten wurde in das Geheimniß gezogen, und die Ausführung auf den 9ten November (1799) festgesetzt. Am Morgen dieses Tages versammelten sich etwa 150 Mitglieder dieses Raths; die andern waren weislich nicht ein- geladen worden. Jene beschlossen, die Versammlung beider Näthe nach St. Cloud zu verlegen, und dem General Bona- parte den Befehl über die Leibwache der Räthe und über die Truppen von Paris und der Umgegend zu übertragen. Bona- parte nahm den Antrag an, und begab sich sogleich in die ,*) Es mag hier, damit wir nicht noch einmal auf Aegypten zurück- kommen müssen, gleich kürzlich erzählt werden, wie sich diese Ex- pedition endigte. Als Kleber den Oberbefehl übernahm, waren nur noch i5,ooo Franzosen übrig. Er war als Mensch und Feld- herr ein höchst achtungswürdiger Mann, und lhat alles Mögliche, sich zu behaupten. Wirklich besiegte er auch zwei Mal die ver- einigten Türken und Engländer, wurde aber noch vor Ablauf ei- nes Jahres, als er auf der Terrasse vor seinem Hause mit einem Offizier auf- und abging, von einem fanatischen Türken ermor- det- Das Commando übernahm nun General Menou, ein eben so ungeschickter Feldherr, als verachteter Mensch. Er wurde von Türken und Engländern immer mehr in die Enge getrieben, erlitt endlich eine greuliche Niederlage, und mußte am 3osten August 1801 eine Capitulation abschließen, wonach der kleine Rest des Heeres Aegypten verließ, und auf englischen Schiffen nach Frankreich zurückgebracht wurde.

5. Theil 2 - S. 743

1827 - Leipzig : Fleischer
743 gel — es waren Obstreicher von den Uebrigen ab, und nahm ihn gefangen. Jetzt sahen die Monarchen wohl ein, daß Dresden nicht zu nehmen sey, und befahlen den Rückzug. Wie einpfindlich auch der hier erlittene Verlust war, so war doch der schmerzhafteste der des edlen Moreau. Dieser Mann hatte, von seinem alten Freunde Bernadotte gerufen, seinen stillen Landsitz in Nordamerika, seine Gattin und seine zärtlich geliebte Tochter verlassen, um die Verbündeten bei der Bezwin- gung seines Feindes mit seinem Nathe zu unterstützen. Am Listen befand er sich auf einer Anhöhe beim Dorfe Ncck'nitz unweit Dresden neben dem russischen Kaiser, der sich eben mit ihm unterhielt, als eine Kanonenkugel seinem Pferde durch den Leib fuhr, und ihm beide Beine zerschmetterte. Stöhnend sank er zu Boden, wurde in ein nahes Bauerhaus getragen, ließ sich mit großer Standhaftigkeit, eine Cigarre rauchend, die Beine vollends abnehmen, starb aber sechs Tage darauf am Wundfieber. Während nun die Verbündeten, vom Regen durchnäßt und bis zur Erschöpfung ermüdet, sich nach dem Gebirge zu- rückzogen, hatte ihnen Napoleon, wie ec hoffte, eine noch größere Niederlage bereitet. Er halte den General Van- damme, einen Mann von wilder Kühnheit, mit 30,000 Mann in ihren Rücken geschickt. Er sollte ihnen zuvorkom- men, das Gebirge besetzen, und sie von Böhmen abfchneiden. Wirklich gelang es ihm am 29sten August die Höhe des Ge- birges zu erreichen. Aber anstatt hier die Verbündeten zu er- warten, zog er sich auf der andern Seite in das Land hinein, um nach Töplitz, wo des Königs von Preußen Hauptquartier war, vorzudringen, und hier alles in Verwirrung zu setzen. Fast wäre es ihm gelungen; denn auf solchen Ueberfall war niemand vorbereitet, und nur 8000 Mann russische Garden waren zur Hand, mit denen sich General Ostcrmann bei Culm den Franzosen entgegenwarf, und sie für diesen Tag mit ausgezeichneter Tapferkeit aufhielt. Am 30stcn August aber begann ein noch hartnäckigeres Treffen bei Culm. Dies Dorf liegt harr unter dem Gebirgszug, der Böhmen von Sachsen trennt. Während die Russen die Franzosen von vorn

6. Theil 2 - S. 724

1827 - Leipzig : Fleischer
724 suchen, fehlten; Häuser fehlten ganz, well sie auf dem Hin- wege alles verwüstet hatten. Loderte endlich ein Feuer aus, dann bereiteten Offiziere und Soldaten ihr trauriges Mahl: blutige Fleischlappen von gefallenen Pferden, und nur sehr Wenige hatten einige Löffel voll Mehl, welches sie mit Schnee- wasser vermischt gierig verschluckten. Von jenem Tage an ver- fiel die Ordnung und Zucht des Heeres; nur wenige Regimen- ter blieben in Reihe und Glied, und wäre Kutusow thätiger gewesen, so hätte kein Mann entkommen können. Eine Menge Siegeszeichen aus Moskau, Kanonen und Wagen aller Art ließ man täglich zurück, um nur das Leben zu retten, und eine Hoffnung nur leuchtete den Ausgehungerten: Smolensk, wo man ihnen Lebensmittel aus den reichen Magazinen ver- sprochen hatte. Endlich erblickten sie diese ersehnte Stadt, und die ganze Schaar der Waffenlosen, die den Bewaffneten voran liefen, stürzte auf die Thore zu. Aber die Soldaten, die hier die Wache hatten, und die hcrbeistürzendcn Menschen mit von Erde und Rauch geschwärzten Gesichtern, hohlen Augen und Wangen, in abgerissenen Uniformen und andern wunderlichen. Kleidungsstücken kaum für französische Krieger halten konnten, schlossen die Thore. Flehentlich baten die Armen, sie hineinzu- lassen, und ihren Hunger zu stillen; Viele sanken sogar todt zu Boden. Vergeblich! cs wurden nicht eher die Thore geöff- net, bis die Garden anlangten. Diese, die überall den Vor- zug hatten, erhielten Lebensmittel ausgethcilt, wahrend die Andern abgcwiesen wurden; denn es waren nur wenige Vor- räthe vorhanden, und das Wenige wurde von Einigen, die sich kämpfend in die Magazine drängten, verschlungen, indem An- dere leer ausgingen, sich verzweifelnd auf den Boden warfen, und erst wieder auffprangen, als sic wegen Annäherung der Russen mit Gewalt weitergetrieben wurden. Am 14ten November verließ Napoleon Smolensk mit seinen Garden. Diese marschirten noch in Reihe und Glied, aber finster und stumm; Jeder war allein mit seinem gegen- wärtigen Unglücke und mit seinen Befürchtungen, wie das Alles noch enden würde, beschäftigt; von Tage zu Tage wurde

7. Theil 2 - S. 748

1827 - Leipzig : Fleischer
748 mit dem schlesischen Heere von Norden. An der Nacht vorher ließ Schwarzenberg drei weiße Raketen als Signal aufstekgcn; gleich darauf erhoben sich vier rothe aus dem blücherschcn La- ger, und zeigten, daß man hier auch bereit sey zur Schlacht. Um 9 Uhr des Morgens gaben drei Kanonenschüsse die Losung zum Angriff. Sogleich donnerten die Kanonen so fürchterlich, daß in der Stadt alle Fenster bebten, und die Erde zitterte den ganzen Tag über. Ein solches Krachen erinnerten sich die äl- testen Offiziere noch nie gehört zu haben; man hörte zuletzt keine einzelnen Schüsse mehr, sondern ein fortwährendes Brül- len, und bis an die Thore von Leipzig vernahm man das To- den der Schlacht, obgleich diese eine Stunde und darüber ent- fernt war. Eigentlich waren cs an diesem Tage zwei Haupt- schlachten: die eine bei Wachau und Licbertwolkwiß, die andere bei Möckern. Bei Wachau und Licbertwolkwitz, südlich von Leipzig, focht Napoleon selbst mit dem größten Theile seines Heeres gegen Schwarzenberg. Anfangs drangen die.verbün- deten siegreich vor; überall wichen die Franzosen näher nach der Stadt zurück. Da ließ Napoleon gegen Mittag seine Garden und andere Kerntruppen mit vielem Geschütz und Rei- terei, in zwei dichten und tiefen Haufen geordnet, gegen die Verbündeten vorrücken. Zm Sturmschritt drangen sie ein, warfen alles über den Haufen, die Verbündeten verloren die schon eroberten Dörfer, und um 3 Uhr Nachmittags ließ Na- poleon in den Straßen Leipzigs den erfochtenen Sieg verkün- den, und mit den Glocken läuten. Aber noch war das Schick- sal des Tages nicht entschieden. Fürst Schwarzenberg bemerkte kaum das Vordringen der Feinde, als er schnell Adjudanlcn zurückfandte nach dem östreichifchen Rückhalte mit dem Befehle, sogleich vorzurücken. Das geschah; die Franzosen wurden aus den eben errungenen Dörfern wieder herausgeworfen, und die Stellung fast ganz so, wie sie am Morgen gewesen war, wie- der hcrgestellt. Einen eben so hartnäckigen Kampf hatte an dem Tage an der Nordseite von Leipzig das schlesische Heer zu bestehen. Aber Blücher kam erst gegen Mittag heran, und gerade, als

8. Theil 2 - S. 750

1827 - Leipzig : Fleischer
750 von Süden durch General Colloredo verstärkt worden, so daß Leipzig und die nächste Umgegend, wo die Franzosen stan- den, ringsum von den Verbündeten eingeschlossen war. Nur nach Westen zu hatte man ihnen den Weg zum Abzüge nach Frankreich fast ganz offen gelassen, um sie nicht durch gänz- liche Einschließung zu einer verzweifelten Gegenwehr zu zwin- gen. Diesen Ausweg benutzte auch Napoleon; er ließ schon von 9 Uhr Vormittags an, den General Bertrand hier vor- auszichen, und an diesen schloß sich der ungeheure Zug von Gepäck und Troß aller Art an, der sich in Leipzig zusammen- gehäuft hatte. Um 8 Uhr begann die große Schlacht fast rings um die Stadt. Am heftigsten wurde im Südosten der Stadt bei Probst Heyda gcfochtcn. Vier bis fünf Mal stürmten die Preußen, wurden aber von Mürat und den Garden, die alles daran setzten, das Dorf zu behaupten, durch Kartätfchcnfchüsse jedes Mal blutig zurückgcworfcn. Der Kanonendonner war an diesem Tage noch fürchterlicher als am löten; die Zahl des Geschützes war bei den Verbündeten noch verstärkt, und immer enger wurde der Kreis, der Leipzig cinfthloß. Ein Dorf nach dem andern wurde von den Verbündeten mit stür- mender Hand genommen; überall wurden Wunder der Tapfer- keit verrichtet; aber auch die Franzosen leisteten kräftigen Wi- derstand, nicht mehr um zu siegen, sondern um den Rückzug zu erkämpfen. Nachmittags nach 3 Uhr hielten sich die säch- sischen Regimenter, die bis dahin auf ihres Königs Befehl un- ter Napoleon hatten fechten müssen, nicht länger; sie brachen, geführt vom General Nyssel, plötzlich auf, und gingen, das Geschütz vorauf, mit ftiegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Verbündeten über, die sie mit freudigem Hurrah em- pfingen. Auch einzelne würtembcrgifche Haufen hatten schon früher die Franzosen verlassen. Nun neigte sich der Abend, und nur einzelne Dörfer wurden von diesen noch bis in die Nacht behauptet, um den Rückzug zu decken. Was mochte Napoleon bei dem allen empfinden! Den größten Theil des Tages hatte er auf einem Hügel neben einer zerschossenen Windmühle, eine Zeit lang selbst unter dem Galgen gehalten.

9. Theil 2 - S. 729

1827 - Leipzig : Fleischer
729 Gehorsam auf; Jeder that nur, was er selbst wollte. Der nagendste Hunger, die fürchterlichste Kälte bei dem Mangel an warmer Bekleidung, raubte Vielen die Besinnung, und tödtete jedes Mitgefühl. Wie wilde Thicre dachte Zeder nur an Stil- lung seines Hungers; sobald ein Pferd fiel, stürzten die Hung- rigen darauf los, zerrissen es in Fetzen, und schlugen sich dar- um. Sank ein Sterbender um, so warteten die Andern nicht seinen letzten Athemzug ab, sondern entrissen ihm seine Kleider sogleich. Vergebens streckte der Hülflose seine Hand aus; Keiner reichte ihm die seinige, um ihm aufzuhclfen; wer ein- mal fiel, war verloren, weil es ihm an Kräften gebrach, sich wieder zu erheben. Es herrschte eine Todtenstille; Zeder war mit seinem Schicksal beschäftigt, und wunderte in dumpfer Er- gebung vor sich hin. Noch gräßlicher als die Tage waren die langen Nächte. War es gelungen, ein Feuer anzumachcn, so kamen jeden Augenblick todtenähnliche Gestalten herbcigcwankt, um sich zu erwärmen, wurden aber zurückgestoßen. Die einen Platz fanden, setzten sich auf die herumlicgenden Leichen, weit es ihnen an Kraft fehlte, sie fortzuschaffen. Andere waren von der Kälte und dem Hunger wahnsinnig geworden; sie rannten auf das Feuer zu, grinzten, sictschten die Zähne, und stürzten sich mit einem höllischen Lachen in die Gluth, wo sie unter gräßlichen Zuckungen ihren Tod fanden. So erreichten die Ucberreste des großen Heeres am 9ten December die Stadt Wilna. Die Kälte war jetzt bis auf 28 Grad gestiegen. Hier hofften sie einige Ruhe zu genießen; aber die Nüssen jagten sie bald wieder auf, und das Geschrei: „Kosacken! Kosacken!" setzte die Unglücklichen wieder in Be- wegung. Die zum Fliehen zu schwach waren, wurden von den Kosacken niedergemetzelt. Als nun endlich die Fliehenden die polnische Gränze erreichten, waren von der ganzen großen Armee nur noch einige hundert Mann der alten Garde unter den Waffen, und das Eorps des Vicekönigs Eugen war so zusammengeschmolzen, daß es in einem einzigen kleinen Zimmer Platz hatte. Wie ungeheuer der Verlust der Franzosen in Ruß- land gewesen sey, geht daraus hervor, daß in den ersten Mo- naten des folgenden Zahrcs, als die Schneedecke wegthaut^

10. Theil 2 - S. 731

1827 - Leipzig : Fleischer
731 So endete ein Feldzug, der mit größeren Mitteln als je einer in früherer Zeit unternommen war, auf eine beispiellose Art, mit der Vernichtung von mehr als 500,000 Menschen. Welche Verantwortlichkeit für den muthwilligen Urheber dieses Kriegs! Dritte Periode. Vom Wiedererwachen Europa's bis auf die neueste Zeit, 1813 — 1826. 119. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813. Als das Gerücht von dem Untergange des französischen Heeres sich in Deutschland verbreitete, horchten Alle froh auf, und als es endlich zur Gewißheit wurde, ergriff nicht nur eine freudige Hoffnung die so lange Niedergedrückten, sondern eine allgemeine Begeisterung erhob die Gemüther. Die Fürsten schwiegen noch, weil sie noch nicht gerüstet waren, und noch keine Verabredung hatten nehmen können; aber die Völker wa- ren in der äußersten Bewegung. Wie gern wären sie nicht überall gleich aufgestanden, undhätten die Franzosen aus dem Lande getrieben, was auch leicht möglich gewesen wäre, wenn der lange Marsch und die Kälte nicht auch die Zahl der Rus- sen sehr vermindert gehabt hätte. Kein Land hatte aber durch den französischen Uebcrmuth und die französische Habgier so viel gelitten, als Preußen, und keins wurde von dem russischen Heere eher betreten. „Ich komme als der Freund ihres Königs!" sprach Kaiser Alexan- der zu den Bürgern des Städtchens Lyck in Ostpreußen, der ersten preußischen Stadt, in welche die Russen einzogcn. Schon dieses Wort erfreute und ermulhigte die Preußen. Aber noch stand eine französische Besatzung in Berlin, und es verlautete, sie wollte sich der Person des Königs, der in Potsdam sich aufhielr, bemächtigen. Da reiste Friedrich Wilhelm plötzlich ab,
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