83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
120 §. 121. Das russische u. mongol. Reich. §. 122. Das griech. Kaiserthum.
ein Wahlreich geworden und kam unter die Negierung von Fürsten aus
der französischen Dynastie Anjou, dann später durch Heirath an den
Kaiser Sigisnnind und durch dessen Schwiegersohn Albrecht Ii. an Oester-
reich, und darnach an den König Wladislav von Böhmen, der gegen
die Türken Lei Varna fiel (1444). Darauf stand es, da Ladislaus,
der unmündige Sohn Albrechts Ii., König wurde, unter der vormund-
schaftlichen Regierung des Fürsten von Siebenbürgen, Johunn Hun-
nycrdes, welcher durch seine Tapferkeit 1456 Ungarn gegen die Türken
rettete und so lang er lebte, ein Schild der Christenheit gegen sie war.
Nach seinem und des jungen Ladislaus Tode wählten die Ungarn den
Sohn Hunnyades, Matthias Corvinus (1457—1490) zu ihrem Kö-
nige , einen heldenmüthigen Feldherrn und weisen Staatsmann, der die
Moldau und Walachei, Mähren, Schlesien und die Lausitz für sich ge-
wann und den Kaiser Friedrich Iii. ans Wien vertrieb. Er stiftete die
Universität Ofen und beförderte Ackerbau und Gewerbe; aber nach
seinem Tode sank Ungarns Macht wieder und die Magnaten rissen alle
Gewalt an sich.
7. Das russische Reich und das Reich der Mongolen.
§. 121. Das russische Reich war im Jahr 862 durch drei Brüder
aus dem schwedischen Stamme Ruß. Der älteste derselben, Rurik,
pstanzte die Dynastie fort. Seines Sohnes Wittwe Olga trat 955 zum
Christenthum über und sein Urenkel Wladimir der Große nahm 988
die griechisch-katholische Religion an. Nach seinem Tode verlor das Reich
durch Erbtheilnngen seine Einheit und zerfiel in viele Fürstenthümer. Die
meisten derselben kamen zu Anfang des 13. Jahrhunderts in die Abhängig-
keit von den Mongolen. Erst der kraftvolle Iwan Iii. Wasiljewitsch
(1462—1505) machte Rußland von der Herrschaft der Mongolen frei. Sein
Enkel Iw an Vi. der Schreckliche nahm den Titel Cz a r an: er errichtete die
Strelitzen, vereinigte Kasan und Astrackan und nannte sich „Selbstherrscher
aller Reußen". Mit Feodor I. erlosch der Mannsstamm Ruriks 1598.
Die Mongolen, welche seit dem 13. Jahrhundert dem Osten
Europa's so gefährlich wurden, hatten durch ihren D sch in gisch an,
d. h. allgemeinen Chan, Temudschin 1206 ein mächtiges Reich ge-
gründet, das aber 1294 wieder zerfiel. Erst 1369 wurde das Mongo-
lenreich von dem grausamen Eroberer Timur oder Tamerlan wie-
der ausgerichtet, löste sich aber nach dessen Tode alsbald wieder ans.
8. Das griechische Kaiserthum und die Herrschaft der Osmancn.
§. 122. Das griechische Kaiserthum konnte sich von den schweren
Schlägen, welche es von den Muhammedanern und später von den
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Ladislaus Albrechts Albrechts Johunn_Hun- Ladislaus Matthias_Corvinus Friedrich_Iii Friedrich Olga
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Kasan Mannsstamm_Ruriks
Kap. 108. Die skandinav. Reiche. Kap. 109. Preußen. Polen. Ungarn. 117
Einfhrung des Christenthums in den drei skandinavischen Reichen auf. In Norwegen war Hakon dergute, in Dnemark Harald Blauzahn, in Schweden Olav Schoknig der erste christliche König. Der Apostel des Nordens ist der h. Ansgar (s. Kap. 99).-
Alle drei Reiche hatten durch bestndige Kriege und Thronstreitigkeiten, Theilungen und Vereinigungen viel zu leiden. Im Ganzen hatte unter ihnen Dnemark besonders durch Kanut den Groen (10161035), welcher sich auch zum Herrn von Norwegen und England machte, und durch Waldemar Ii. (12031242), welcher Mecklenburg, Pommern, Rgen, Lievland, Esthlattd eroberte, das ebergewicht, das jedoch noch bei des letzteren Lebzeiten wieder verloren gieng.
Kap. 109. Preußen; Polen; Ungarn; das byzantinische Reich.
(1.) Die Preußen (Prussen, Borussen), ein ursprnglich lettisches Volk, dessen Wohnsitze sich von der Weichselmndung bis zum Niemen erstreckten, widerstanden in ihrem rohen Heidenthum lange den Bekehrungsversuchen zum Christenthum, bis der deutsche Orden, mit Kaiser Friedrich's Ii. Bewilligung, durch den Landmeister Hermann Balk 1228 die Bekmpfung der Preußen bernahm. Er legte in ihrem Lande Thorn, Kulm, Marien-Werder, Elbing und andere feste Schutzorte an, und unterwarf es unter dem Beistand mehrerer Kreuzheere nach einem 55jhrigen Kampfe, in welchem die alten Einwohner grtenteils aufgerieben wurden; es wurde durch deut-sche Anbauer wieder bevlkert, und dadurch fr die deutsche Cultur gewonnen.
An der Spitze der Landesverwaltung stand der Hochmeister, der seinen Sitz in der Marienburg" hatte (Kap. 120).
(2.) Polen, ein slavisches Reich, wurde um das Jahr 840 von dem Fürsten Piast gegrndet, nahm unter Miesko I. 966 das Christenthum an und erkannte die Ober-hohe,t des deutschen Kaisers Otto des Groen an. Sein tapferer Sohn Boleslav I., der das Reich bedeutend erweiterte, machte sich unter Kaiser Heinrich Ii. von der deut-schen Hoheit unabhngig, lie sich 1025 zum König krnen und grndete d^urch die Verewigung von Polen, Maso vien, Krakovien und Schlesien das groe tn e* ^er ^olge aber wurde es durch Theilung und innere Kriege geschwcht,
(o.) Ungarn wurde 889 von den Magyaren unter ihrem Fhrer Arpad erobert. Die verheerenden Raubzge, die sie lange Zeit in die angrnzenden Lnder, besonders nach Deutschland machten, hrten erst mit ihrer letzten Niederlage (durch Otto den Groen aus dem Lechselde 955) auf. Von da an fand das Christenthum Ein-gang, das ihr Herzog Geisa annahm, und das Stephan der Heilige, der sich im Jahre 1000 zum König krnen lie, im Volke befestigte. Ladislaus der Heilig-fgte Kroatien, fem Neffe Kolomann Dalmatien dem Reiche zu. Thronstreitigkeiten und Brgerkriege zerrtteten im zwlften Jahrhundert das Reich, und die Magnaten schwchten durch ihre Anmaungen die Knigsmacht. - Die Aufnahme deutscher An-s,edler (m Siebenbrgen unter dem Namen Sachsen") frderte die Cultur des Landes. e>- i N^ontinifdje Reich konnte wegen hufiger Thronumwlzungen, fortgesetzter Klrchenstreitlgkeiten (besonders wegen des langen verderblichen Bilderstreits) und wegen der bestndigen Anflle der Bulgaren und Sarazenen nicht zu innerer Ruhe und Kraft kommen. Die von Basilius I. gestifete macedonische Dynastie erhielt sich brigens von 867 bis 1056 mit geringer Unterbrechung auf dem Throne. 2?' r. lltse0 Iv- gegen die uern Feinde unvorsichtiger Weise der Trken m Kleinas,en bediente, zeigte er diesen den Weg in sein Reich. Im Todesjahre Constantin s X. 1054 erfolgte das groe Schisma, d. i. die gnzliche Tren-nung der gr,ech,schen Kirche von der lateinischen (rmischen).
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Extrahierte Personennamen: Hakon Harald_Blauzahn Olav_Schoknig Apostel Ansgar_( Waldemar_Ii Hermann_Balk Otto Boleslav_I. Heinrich_Ii Heinrich Arpad Otto Stephan_der_Heilige Ladislaus Kolomann_Dalmatien Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Polen Ungarn Norwegen Schweden Norwegen England Pommern Ungarn Kulm Marien-Werder Elbing Polen Polen Ungarn Deutschland Lechselde Kroatien
§. 73. Die ñreuzzñge.
199
So entstand die große Bewegung der Kreuzzüge, die mit
Unterbrechungen an zwei Jahrhunderte lang dauerte. Bisher
hatte die morgenländische christliche Welt von dem Andrange
des Mohammedanismus oft schwer zu leiden gehabt und sich
nur mit Mühe erhalten können: jetzt, bei der Auflösung des
Chalifenreiches, wurde die abendländische Christenheit der
angreifende Theil, dem jedoch der Mohammedanismus nicht
auf die Dauer unterlag.
Nachdem erst ein ordnungsloser Haufe unter der Anfüh-
rung Peters, dessen Eifer die Ausrüstung des Hauptheeres
nicht hatte abwarten können, theils in Ungarn und in der
Bulgarei, vollends aber in Kleinasien auf elende Weise zu
Grunde gegangen war, begann im folgenden Jahr
1096 der erste Kreuzzug unter der Anführung des Herzogs von
Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon, und
anderer Fürsten. Unter unzähligen Mühseligkeiten, nach
schweren Kämpfen, Entbehrungen und Verlusten kam das bis
auf den zehnten Theil zusammengeschmolzene Heer im heili-
gen Lande an, wo es nach 39tägiger Umlagerung
1099 Jerusalem im Sturm eroberte und das König-
reich Jerusalem gründete, dessen erster König Gott-
fried von Bouillon wurde, obgleich er aus Demuth nur
„Beschützer des heiligen Grabes" heißen wollte. Auch die
christlichen Fürstenthümer A n t i o ch i ci und Ed essa wur-
den auf diesem Zuge gestiftet.
Die Behauptung Palästinas erforderte aber fortwäh-
rende Kämpfe und daher beständigen Zuzug aus dem Abend-
lande. Das neue Königreich wurde von allen Seiten be-
drängt, und da auch die christlichen Heerführer häufig durch
Eifersucht entzweit waren und allmählig der Muth erkaltete,
so kam es, daß zuerst Ed essa wieder an die Sarazenen
verloren gieng. Dieser Verlust bewog das Abendland zum
zweiten K r e u z z u g e, an welchem auch die Deutschen
(unter Kaiser Konrad Iii) Theil nahmen, der aber keine
bleibenden Folgen hatte.
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Extrahierte Personennamen: Peters Gottfrieds_von_Bouillon Demuth Konrad_Iii Konrad
25
Ii. Pom Eintritt der Erblichkeit des Herzogtums Biticm im Hause der Mittelsbacher bis sur Erwerbung der Kurwiirde.
Kap. 8. Von Otto I von Wittelsbach bis zur ersten Landesteilung.
1180—1255.
(35.) Die Reihe der Herzoge aus dem Hause Wittelsbach beginnt mit 1180 Otto I, durch welchen also der Stamm der Liutpoldinger wieder auf den Thron Baierus gelangte. Er war wahrscheinlich auf dem Schlosse
Kelheim geboren, bei welchem er die Stadt gleichen Namens anlegte und wo er auch häufig Hof hielt (nicht zu Regensburg, das freie Reichsstadt war, doch mit der Burggrafschaft der bairischen Herzoge).
Er war ein kraftvoller, geistiggewandter, rasch entschlossener und beharrlicher Mann, der schon 1155 aus der Rückkehr von Italien den Kaiser Friedrich und das ganze Heer in der Veroneser Klanse (Chiusa — Engpaß) durch seine Entschlossenheit und Tapferkeit vom Untergang gerettet und ihm nachher in noch vielen Feldzügen und bei diplomatischen Unterhandlungen treuen Beistand geleistet hatte. Daher ward er von ihm mit Baiern belehnt. (Die Pfalzgrafschaft in Baiern, die er vorher gehabt hatte, erhielt sein Brnder Otto Vii.)
Ottos rühmliche That bei bcr Veroneser ober Berner Klause bestanb barin: Ein veronesischer Edelmann, namens Alb er ich, hatte mit 500 Wegelagerern die jenen Engpaß beefenbe Feste besetzt und brohte von oben her durch Felsstücke und Baumstämme das kaiserliche Heer beim Durchzuge zu zerschmettern, wenn ihm nicht von jebem Vorüberziehenden Panzer und Roß ausgeliefert würde. Erzürnt über solchen Hohn, aber boch verlegen blickte der Kaiser auf die ihn umgebenden Heerführer, erkannte in des Pfalzgrafen Mienen den entschlossensten Mut und beauftragte ihn mit der Bestürmung der Feste.
Dtto nahm 200 der Kühnsten und zog mit ihnen unvermerkt nach der Hinteren Seite der 33urg, wo die steilen Felswände, an die sie vorn wie ein Nest angebaut war, emporstarrten und mit ihren Klippen noch über die Burg hinausragten, so daß man sich in der Feste von borther einen Angriff unausführbar buchte. Aber Otto ließ in die Felswand Stufen hauen, erkletterte mit den Seinen die Spitze und ließ von derselben aus das Reichsbanner wehen. Auf dieses Zeichen ließ der Kaiser die Feste an der Vorderseite angreifen. Anfangs spotteten die Belagerten des Angriffes; als sie aber den Feind auch hinter ihnen ob ihren Häuptern gewahr würden und Otto mit den Seinen unter lautem Feldgeschrei und Hörnerschall unter sie hinabstürmte, da verloren sie den Mut, und was von ihnen dem ibchwerte entrann ergab sich. Alberich würde mit noch elf italienischen Ebelleuten ausgehängt; dem einzigen Franzosen, der unter den Gefangenen war, wurde das Leben unter^ der Bedingung geschenkt, daß er an den anberen das Henkergefchäft verrichtete.
Sie Erblichkeit des Herzogtums Baiern im Wittelsbacher Hause wurde erst 1208 von Kaiser Dtto Iv ausgesprochen.
2)er damalige Umfang Bai erns war im Vergleich mit der früheren Periode um ein bedeutendes geringer; denn im Süden waren Kärnten, Krain, Istrien und Verona, desgleichen Steiermark und Tirol, im Dsten Österreich als selbständiges Herzogtum
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Extrahierte Personennamen: Otto_I_von_Wittelsbach Otto Otto Friedrich Friedrich Otto Ottos Dtto Otto Otto Alberich Dtto
13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Friedrich Barbarossa.
159
gern und fleißig die römischen Schriftsteller. Ungeachtet großen Feldherrntalentes sah er im Kriege immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Fnrchtbar und streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze jemals Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urteil, fast nie sein Gedächtnis. Gern hörte er Rat; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher gebührt, stets von ihm selbst. Andächtig an heiliger Stätte und ehrfurchtsvoll gegen Geistliche als Verkünder des göttlichen Wortes, verstand er doch, den übertriebenen Forderungen der Kirche mit Nachdruck entgegenzutreten. Rücksichtslos die Gesetze vollziehen, hielt er für die erste Pflicht des Fürsten; ihnen unbedingt zu gehorchen, für die erste des Unterthans. Überall unternahm er nur das, was nach seiner Überzeugung dem Recht und den Gesetzen gemäß war, und gern blickte er dabei auf große Borbilder früherer Zeiten, namentlich auf Karl den Großen, mit der Be-geisteruug hin, welche selbst ein Zeichen der Tüchtigkeit ist.
Das Hanptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen Vorgängern gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen, namentlich auch in Italien, wo der Papst und die lombardischen Städte seit den Zeiten Heinrichs Iv dem Kaiser weigerten, was ihm gehörte.
Er machte 5 Römerzüge, um in Italien die kaiserliche Hoheit zur Anerkennung zu bringen und den Widerstand der lombardischen und der sie unterstützenden Städte zu brechen. Weit sich namentlich das mächtige Mailand ihm widersetzlich gezeigt hatte, belagerte er die Stadt und zerstörte sie im Jahre 1162; nut die Kirchen und größeren Gebände, Denkmäler der alten Kunst, blieben stehen.
Aber bald erhob sich die Stadt aus ihren Trümmern; wenige Jahre später legten die Lombarden, von Papst Alexander Iii aufgereizt, die Festung Aleffandria an, um dem Kaiser die Wiederkehr zu erschweren.
Vergebens belagerte der Kaiser das feste Alessandria ans seinem fünften Zug; ja er ward sogar im Jahre 1176 bei Legnano von den Städten gänzlich anfs Haupt geschlagen. Den unglücklichen Ausgang des Krieges schrieb Friedrich dem Treubruch seines Vasallen Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Baiern, zu, welcher dem Kaiser zu diesem Zuge Beistand und Heeresfolge verweigert hatte.
Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Baieru, stammte aus dem mächtigen Hanse der Welsen, welches viele Jahre mit dem der Hohenstaufen Mutige Kriege geführt hatte. Unter Friedrich Barbaroffa war zwischen beiden Häusern eine Aussöhnung herbeigeführt, da Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Karl Karl Heinrichs Heinrichs Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrich Friedrich_Barbaroffa Friedrich
— 84 —
aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien.
Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben.
Dritte Periode:
Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten.
1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches.
Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese
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TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Tankreds Gregor_X Gregor Richards_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Nordeuropa Schweden Norwegen Europas England Unteritalien Island Nordeuropa Europas Frankreich Burgund Italien
§. 102. Die Kreuzzüge.
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und die Auslösung der Einheit im Chalisat herbeizuführen. Schon nach Ha-
roun al Radschid's Tode (809) hatten sich die Fatimiten in Nordafrika zu
Tunis und Fez unabhängig gemacht und seit 972 auch Ägypten an sich
gebracht, wo sie das Ch alifat von Kairo stifteten. — Um das Jahr 1000
hatten sich in Ostpersien die G^asn avid en abgetrennt und ein Reich ge-
gründet, das sich unter Mahmud, an deffen Hof der persische Dichter Fer-
dusi glänzte, bis an den Ganges ausdehnte.
Als aber im Laufe des 11. Jahrhunderts das fatimitische
Chalifat von Kairo (welchem auch Syrien unterthan war)
seine Herrschaft über Palästina durch die Seldschucken verlor,
und Jerusalem 1079 in die Gewalt dieser muhammedanischen Tür-
ken oder Sarazenen kam, so wurden die christlichen Pilger von
denselben so gedrückt und grausam mißhandelt, daß ihre Klagen
ganz Europa mit Mitleid und Entrüstung erfüllten und der Wunsch
entstand, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Schon
Papst Sylvester Ii und Gregor Vii hatten die Christenheit ermun-
tert, zum Schutze der Pilger die Waffen zu ergreifen; aber erst
des aus dem Morgenlande zurückgekehrten französischen Pilgers Pe-
ter von Amiens' feurig-beredte Schilderungen von dem Elende
der dortigen Christen hatten Erfolg. Sie brachten auf der Kir-
chenversammlung zu Clermont, auf welcher Papst Urban Ii die
Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes aus der Gewalt der
Türken aufforderte, die Franzosen in eine solche Begeisterung,
daß eine große Menge sich zu diesem Zwecke das Kreuz auf die
Schultern heften ließ, zumal diese Kirchenversammlung jedem Theil-
nehmer vollkommenen Sündenablaß zugesichert hatte.
So entstand die große Bewegung der Kreuzzüge, die mit Un-
terbrechungen an zwei Jahrhunderte lang dauerte. Bisher hatte die
morgenländische christliche Welt von dem Andrange des Muham-
medanismus schwer zu leiden gehabt und sich selbst in Osteuropa
nur mit Mühe erhalten können: jetzt, bei der Auflösung des Chali-
fenreiches, wurde die abendländische Christenheit der angreifende Theil,
dem jedoch der Muhammedanismus nicht auf die Dauer unterlag.
Nachdem erst ein ordnungsloser Haufe unter der Anführung
Peters, dessen Eifer die Ausrüstung des Hauptheeres nicht hatte
abwarten können, theils in Ungarn und in der Bulgarei, vollends
Dittmar, Weltgeschichte.
23
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Urban Peters Dittmar