Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 5

1852 - Koblenz : Bädeker
Aclteste Verfassung Deutschlands. 6 kennen wir nicht mehr. Die Opfer bestanden theils in Menschen- opfern (gefangene Feinde, gekaufte Sclaven oder schwere Verbrecher), theils in Thieropfern (besonders Pferde), verbunden mit Mahlzeiten, auch wohl in Darbringung von Früchten und Blumenkränzen. — Die Priester waren zugleich beim Volksgerichte thätig, und bei Heerzügen gebührte ihnen die Handhabung der Zucht. B. Die älteste Verfassung Deutschlands beruhte auf der Herrschaft der Volks gemeinde. Sowohl die Versammlung der freien Grundbesitzer einer jeden Gemeinde, als die größere Versammlung der Grundbesitzer eines aus mehreren Gemeinden be- stehenden Gaues hatte die Gesetzgebung, die Wahl der obrigkeitlichen Personen (Fürsten und Herzoge), die richterliche Gewalt und die Entscheidung über Krieg und Frieden. Die Volksversammlungen waren theils regelmäßige, namentlich zur Zeit des Neu- und Vollmonds, theils außerordentliche. Man versammelte sich bewaffnet, am liebsten auf Bergen oder in einem heil. Haine, der König oder ein Priester leitete die Verhandlungen, denen wahrscheinlich ein Opfer voranging und folgte, und mit denen auch Trinkgelage verbunden waren. Die Zustimmung zu dem Vorgeschlagenen gab man durch Zusammenschlagen der Waffen, Miß- billigung durch Murren zu erkennen. Alle Rechtshäudel wurden mündlich und öffentlich verhandelt und durch Geschworene entschieden nach gesetzlichen, Bestim- niuugen, die lange Zeit blos durch Tradition sortgepstanzt und erst seit dem 5. Zahrh. ausgezeichnet wurden. Oie Strafen bestanden in Schadenersatz und an- dern Bußen an Geld, Vieh u. s. w., selbst für Todtschlag; die Todesstrafe (Aufhängen) traf Vaterlandsverräther und Feiglinge. Während der Zeit, wo die Gemeinde nickt versammelt war, übte ein Graf mit Zuziehung eines Aus- schusses von C100) Freien (Schöffen) das Richteramt, und wahrscheinlich über- haupt die vollziehende Gewalt aus. Das Königthum bestand Anfangs (zur Zeit des Tacitus) nur bei den germanischen Stämmen im Osten (Markomannen, Qua- den, Gothen); bei einigen läßt sich der Ursprung desselben noch Nach- weisen (wie bei Marbod's Herrschaft), bei andern nicht. Später haben die meisten Völkerschaften (mit Ausnahme der Sachsen), wenn sie sich zu einer größer» Herrschaft vereinigten oder tiene Wohnsitze aufsuchten, sich einen König gewählt, in dessen Familie dann auch diese Würde in der Regel blieb, ohne daß das Recht zu wählen aufgehoben war. Der neue König wurde auf einen Schild gehoben und in der Volksver- sammlung unter dem Beifall des Volks dreimal herumgetragen, damit ihn Jeder sehen könnte. Die ältesten Könige zeichneten sich in Tracht und Kleidung wenig

2. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 28

1852 - Koblenz : Bädeker
28 Kriege mit normannischen n. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser. 6) Krieg gegen die Avaren (791 — 799). Als Baiern (nach der Absetzung des Herzogs Tassilo) auch den letzten Schein von Unabhängigkeit verloren hatte und Karl's Reich im O. an das der Avaren grenzte, unternahm er die gänzliche Vernichtung dieses Volkes, das über zwei Jahrhunderte die Plage des Abendlandes und Morgenlandes gewesen war. Das eroberte und verheerte Land suchte er durch deutsche Kolonisten wieder anzubauen und durch Er- richtung einer Markgrafschaft (die Ostmark) zu schützen. — Während dieses Krieges versuchte Karl eine Verbindung des Rheines mit der Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon noch Spuren vorhanden sein sollen. e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches. Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit einzelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nor- dens in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre Unabhängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nord- grenze des fränkischen Reiches, wozu vertragsmäßig die Eider be- stimmt wurde. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil der Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel Jüt- land am baltischen Meere bis zur Halbinsel Jstria am adriatischen Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der fränkischen Herrschaft. Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums 800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden war, begab er sich ans den Reichstag zu Paderborn und veranlaßte Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen. Nachdem dieser dnrch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech. Kaiser längst vernachlässigte) Pflicht eines Schirmvogtes der Kirche ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzeir katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber. Das Verhältniß zwischen Kaiser und Papst war nicht das eines Vasallen zu einem Lehnsherrn, sondern bestand in einer doppelten höchsten Macht aus Erden, einer höchsten geistlichen des Papstes und einer höchsten weltlichen des Ka/sers. Diese Macht wurde gegenseitig anerkannt, indem der Papst als

3. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 33

1852 - Koblenz : Bädeker
Zweiter Zeitraum. Das deutsche Reich zur Zeit der Lehnsverfassung 843- 1273. 8- 8. Die letzten Karolinger 843-911. 1. Ludwig der Deutsche 843—876 hatte während seiner 33jährigen Negierung eine ununterbrochene Reihe von Kämpfen mit den beiden Völkerstämmen, welche durch Karls des Großen letzte Kriege in Berührung mit denr Abendlande gekommen waren, zu bestehen, nämlich im Osten mit den in eine ge- wisse Abhängigkeit gebrachten Slaven und im N. mit den unbe siegt gebliebenen Normannen. Die fortgesetzten Kämpfe unter den drei Karolingischen Brüdern begünstigten nicht wenig die Angriffe dieser Völker, und Ludwig suchte durch die beständig erneuerten Heer- fahrten gegen die Slaven (Mähren, Sorben, Wenden) mehr seine Grenze zu sichern, als die frühere Abhängigkeit derselben vom frän- kischen Reiche geltend zu machen. Furchtbarer noch waren die plötz- lichen und'unvorhergesehenen Angriffe der streitbaren und kühnen Normannen, aber da das ostfränkische Reich damals nur mit den Mündungslande der Elbe die Nordsee berührte, so waren sie mehr gegen die beiden andern fränkischen Reiche gerichtet. Doch (schon 845) liefen sie mit einer Flotte in die Elbe ein, zerstörten Hamburg und waren, noch ehe der Heerbann der Sachsen herbei eilte, mit reicher Beute davon gesegelt. Eine bedeutende Erweiterung seines Reiches im Westen erlangte Ludwig, indem er mit seinem Bruder Karl dem Kahlen nach Lothar's Ii. Tode Lothringen theilte *) und •0 Nach Lothars' I. Tode hatte nämlich von seinen Söhnen der älteste, Lud- wig Ii., Italien nebst der Kaiserwürde, der zweite, Lothar Ii., das nach ihm be- nannte Lothringen, der dritte, Karl, die Provence erhalten. Pütz deutsche Gesch. 5. Ausl. 3 I

4. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 35

1852 - Koblenz : Bädeker
Arnulf. Ludwig das Kind. 33 Paris, Herzog von Francien, welcher Paris heldenmütbig verthei- digt hatte, die Königswürde, und neben dem bereits (879) durch Boso (Graf von Vienne) gestifteten Königreich Nieder-Burg und oder Provence entstand noch ein Königreich Hoch-Burgund, in- dem der Graf Rudolf sich eine selbstständige Herrschaft am Jura (in Savoyen und der westlichen Schweiz bis zur Aar) gründete. Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Mark- graf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Kö- nige ausrufen ließen, ging für die Karolinger verloren. So zerfiel also das große Reich der Karolinger in 5 Theile; doch mußten die Herrscher der neu errichteten Staaten Arnulf als ihren Oberherrn anerkennen. 3. Arnulf 887 — 899 bewies seine Tüchtigkeit zunächst im Kampfe mit den Normannen, welche wieder in Lothringen eingefallen waren und die Gegenden an der Maas plünderten, indem er gerade dem tapfersten aller nor- männischen Stämme bei Löwen (891) eine so furchtbare Niederlage beibrachte, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr versuch- ten. Schwieriger war der Krieg gegen den mährische n Fürsten Zwentibald, welcher alle slavischen Stämme im N. der mittleren Donau vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen zu einem großen Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden Heere an der Donau nach Mähren hinabzog, während gleichzeitig die Ungarn oder Magyaren, ein finnisch-ugrischer Stamm (von dem Ural und der Wolga her) die mährische Grenze überschritten (auf Arnulf's Veranlassung?), so behauptete sich doch Zwentibald gegen die von allen Seiten andringenden Feinde, und erst nach seinem Tode zerfiel die mährische Macht, da er das Reich unter seine drei Söhne theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der Ungarn wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien, er erhielt die Kaiserkrone, aber der Versuch auch die Krone Italiens zu ge- winnen mißlang. Ihm folgte sein lljähriger Sohn 4. Ludwig das Kind 900—911 unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz (an dessen Namen sich die Legende vom Mäusethurm bei Bin- gen knüpft) und des Markgrafen Otto von Sachsen. Die Ungarn fielen, nachdem sie das mährische Reich, Deutschlands Bollwerk ge- gen Osten, erobert hatten, wiederholt in Kärnthen, Baiern und so- ll*

5. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 19

1852 - Koblenz : Bädeker
Reich der Longebärden. 19 (Hunimnnd) und zwang dessen Tochter Rosamunda ihn zu ehelichen. Dann überließ er den Avaren ganz Pannonien, zog, angeblich auf des abgesetzten Narses Einladung, mit seinen Longobarden, 20,000 Sachsen und einigen slavischen Horden, nach dem ihnen (aus dem Kriege gegen die Oftgothen) schon bekannten Italien und eroberte dieses Land bis zur Tiber mit Ausnahme der genuesischen und vene- tianischen Seeküste. Nur Pavia ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung und ward dann Hauptstadt des Reiches. Nosamunba ließ den Alboin, weil er sie gezwungen bei einem Hoffcste aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, durch den Schildträger Helmichis ermor- den und floh mit diesem zum Exarchen Longinus nach Ravenna. Von diesem eingenommen, vergiftete sie den Helmichis, ward aber von ihm genöthigt, den Giftbecher zu leeren. Alboin's Nachfolger Kleph dehnte die Herrschaft der Longo- barden über fast ganz Italien aus, so daß den Byzantinern nur noch das Gebiet von Jstria, der Inselstaat Venedig, die Herzog- thünier Rom itnb Neapel und das südliche Calabrien *) blieben. Unter den folgenden Königen dauerte die Erweiterung des Reiches auf Kosten der Byzantiner sort, Aistulf eroberte das ganze Exarchat und nahm zuletzt sogar die Oberhoheit über Rom und dessen Gebiet in Anspruch. Deshalb rief der Papst Stephan Ii. den König der Franken, Pipin den Kleinert, zu Hülfe, welcher durch einen zweimali- gen Feldzug nach Italien den König Aistulf die besetzten Theile der römischen Landschaft zu räumen und Ravenna nebst der Umgegend an den Papst abzutreten nöthigte. Eine neue Einmischung der Fran- ken in die Streitigkeitei: zwischen dem Papste und dem Könige De- siderius führte 774 die Einverleibung des longobardischen Reiches in das fränkische durch Karl den Großen herbei, f. §. 7. §• 5. Das Reich der Franken unter den Merovingern. Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts hatten sich die salischen Franken aus dem rheinischen Deltalande weiter gegen Süden über einen großer: Theil des fruchtbaren, aber wenig bevölkerten belgischen Niederlandes zwischen Schelde und Maas ausgebreitet. Den Grund zu der mächtigen Herrschaft der Franken irn Abendlande legte erst Chlodwig (481 — 511) aus dem Geschlechte der Merovin- ger (benannt von Chlodwigs Großvater Meroväus), ans welchem die salischen Franken vielleicht seit alter Zeit ihre Könige hatten. *) S. das 4. Blatt in v. Spruner's Atlas nebst der Erläuterung dazu. 2 *

6. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 20

1852 - Koblenz : Bädeker
20 Reich der Franken. Den Anfang zur Begründung eines fränkischen Reiches machte er mit der Besiegung des römischen Statthalters Syagrius bei Soissons (486), wodurch das römische Gebiet bis zur Seine ihm anheimfiel, und der letzte Rest römischer Herrschaft in Gallien auf- hörte. Das Land (der Armoriker) zwischen Seine und Loire unter- warf sich ihm erst später. Dann kämpfte Chlodwig gegen die Alemannen (wahrscheinlich die an der Westseite des Rheines an- gesiedelten), welche Plünderungszüge über die Mosel und Maas hinaus «rächten, und besiegte sie 496 in einer Schlacht, deren Stelle (bei Tolbiacnm oder Zülpich?) ungewiß ist. Der Tod ihres Königs in der Schlacht bewog die ausgezogenen alemannischen Kriegs- schaaren, sich dem Chlodwig zu unterwerfen, wodurch dessen Herr- schaft wahrscheinlich über das Land zwischen denr Rhein und den Vogesen erweitert wurde. Durch den Uebertritt zum Christenthunr und zwar zur katholischen Kirche (in Folge eines Gelübdes in jener Schlacht) bahnte sich Chlodwig den Weg zu neuen Eroberungen im südlichen Gallien. Sein Reich grenzte hier an das der West- gothen. Unter dem Vorwände, die katholischen Unterthanen des aria- nischen Westgothenkönigs Alarich zu beschützen, fiel er über die Loire in dessen Reich ein und eroberte in Folge des Sieges in der Ebene bei Vougle das südliche Gallien (mit Ausnahme des Küstenstriches am Mittelmeer vom Nordfuße der Pyrenäen bis zur untern Rhone). Sein letztes Werk war die Vereinigung der g e s a m m t e n fränkischen Macht in Gallien zu einem Reiche, indeni er sowohl die andern salischen Könige, deren Gebiete sich an der Schelde und an der flandrischen Küste befanden, als den ripuarischen König (Siegbert) und dessen Sohn durch Verrath und Meuchelmord aus dem Wege räunite. Nach Chlodwigs Tode regierten seine vier Söhne gemeinschaft- lich über das fortwährend noch einige fränkische Reich. Ihre Hof- lager waren in Metz (Anfangs in Rheims), Orleans, Paris, Sois- sons. Derzälteste und tüchtigste derselben, Dietrich zu Metz, erhielt das sogenannte austrasische Königreich, d. h. die älter« Sitze der Franken in Deutschland und den Niederlanden, nebst den eroberten alemannischen Ländern, das Uebrige hieß Nenstrien oder Neufranken. Die Söhne setzten das Werk des Vaters fort. Dietrich eroberte das thüringische Reich, während seine Brüder das Reich nach Süden hin erweiterten durch Verdrängung der burgundischen Dynastie.

7. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 21

1852 - Koblenz : Bädeker
Theilung deö fränkischeil Reiches. 21 Der jüngste von Chlodwig's 4 Söhnen, Clotar I., überlebte seine Brüder und deren Nachkommen, daher vereinigte er wie- der die ganze fränkische Monarchie, aber nur auf 3 Jahre (558—561); denn da er auch 4 Söhne hinterließ, so zerfiel die Monarchie nach seinem Tode wieder in vier Reiche und nach Cha- ribert's, Königs von Paris, Tode (569?) in drei Reiche. Seit dieser Zeit hören die auswärtigen Eroberungen der Fran- ken auf, es folgen Bürgerkriege unter den Enkeln Chlodwig's, in denen die Trennung des fränkischen Reiches in seine beiden Hauptmassen: a) Das westfränkische Reich oder Neustrien mit roma- nischem Charakter, d) Das ostfränkische Reich oder Austrasien mit echt deutschen: Charakter, bestimmter hervortritt, neben welchen Burgund als Mittelreich sich nur eine Zeit lang behauptete und bald den: einen, bald dem andern Reiche zufiel. Beständige innere Zerrüttungen und eine Reihe von Freveln und Verbrechen, vorzüglich erzeugt durch den Haß der beiden Königinnen Brunehilde in Austrasien und Fredegunde in Sois- sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur zweite:: Vereinigung des Reiches durch Clotar Ii. von Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, 613. In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Naioros domus, welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Haus- und Hof- wesens, später Anführer der Lehnsleute (der Leudes) wäre::, all- mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dagobert's I. Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände und regier- ten in: Namen der meistens unmündigen und schwachen Könige. Da- her entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe von Kämpfen unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pipin von Heri- stal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustrischen König und Ugior domus (bei Testri an der Somme, in der Nähe von St. Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesummten fränkischen Reiche wurde. Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befestigte sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange Reihe meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der Nordsee bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen Herrschaft

8. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 22

1852 - Koblenz : Bädeker
22 Karl Martell. lossagen wollten (wie die Thüringer, Alemannen und Baiern), theils feindlich gegen dieselben auftraten, wie die Sqchsen und Friesen. Kaum war sein Reich im Innern beruhigt, als die Araber unter Abderrhaman (mit 400,000 M.) durch die baskischen Pässe in Aqui- tanien einfielen, alle Festungen eroberten, die Einwohner niedermach- ten und den Herzog von Aquitanien durch eine Niederlage nöthigten, bei Karl Schutz zu suchen. Dieser bot schleunigst den Heerbann auf und nach siebentägigen kleinern Gefechten setzte er durch den entschei- denden Kampf zwischen Tours und Poitiers (732) den Eroberun- gen der Araber ein Ziel und befestigte durch diesen glänzenden Sieg die Macht des karolingischen Hauses für immer. Um aber mit der Macht auch die Würde eines Königs zu verbinden, ließ sein Sohn Pipin, nachdem der Adel und die Geistlichkeit für den Plan gewon- nen waren, mit Zustimmung des (von den Longobarden bedrängten) Papstes (Zacharias), bxtrcf) einen Reichstag der Bischöfe und welt- lichen Großen und eine Volksversammlung zu Soissons den blöd- sinnigen Childerich Iii. absetzen und in ein Kloster verweisen, sich selbst aber als König der Franken („von Gottes Gnaden") aner- kennen. 8- 6. Culturzustand Deutschlands zur Zeit der Merovinger. I. Religion. a) Die Einführung des Christenthums unter den germa- nischen Völkern ist das wichtigste Ergebniß der Wanderungen im 3. bis 6. Jahrh. Die Gothen haben von allen deutschen Völkern zu- erst die christliche Religion angenommen. Schon auf dem Concilium zu Nicäa (325) erscheint ein gothischer Bischof (Theophilus), dessen Nachfolger Ulfilas die Bibel in's Gothische übersetzte und sich um die Verbreitung der Lehre des Arius bemühte, welche bald bei den Westgothen, Ostgothen, Burgundern, Vandalen und Longobarden die herrschende wurde; bei den Ostgothen und Vandalen hörte sie erst mit der Auflösung ihrer Reiche auf, die übrigen bekehrten sich später zur katholischen Lehre. Diese war auch von den Franken nach ihrem Siege über die Alemannen angenommen worden, allein die fränki- schen Könige bemühten sich nicht um die Bekehrung der abhängigen Völker in Deutschland, welchen erst im 7. Jahrh. Glaubensboten oder Missionäre aus Irland das Evangelium verkündeten, so der h. Columban und dessen Schüler Gallus den Alemannen, der h. Kilian

9. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 23

1852 - Koblenz : Bädeker
Einführung des Christenthums in Deutschland. Lehnswesen. 23 dm Thüringern, der h. Emmeran den Baiern. Der eigentliche „Apostel der Deuts^en" aber war der Benedictinerrnönch Winfried aus Westsex, als Bischof Bonifacius genannt, welcher das Bekeh- rungswerk in Deutschland (716—754), namentlich bei den Friesen und Hessen (Umstürzung der heil. Donnereiche bei Geismar) mit dem größten Eifer betrieb, Kirchen, Klöster und Schulen stiftete, (8) neue Bisthümer errichtete, die unmittelbar dem römischen Stuhle un- tergeordnet wurden. Er war Bischof, dann Erzbischof von Germa- nien ohne bestimmten Sitz bis zur Errichtung des ersten deutschen Erzbisthums in Mainz (745), unternahm aber auch als Metropolit der gesammten deutschen Kirche nochmals eine Reise zu den Friesen, wo er als ein siebenzigjähriger Greis den Märtyrertod fand 754. Ii. Verfassung. а) Das Lehnswesen. Der König theilte das eroberte Land mit seinem Gefolge, jeder erhielt ein Loos, Allodium, als erb- liches Grundeigenthum zur beliebigen weiteren Vertheilung. Die Könige und Anführer erhielten bei dieser Vertheilung ein größeres Grundeigenthum, als die Glieder ihres Gefolges, und gaben Ein- zelnen ihrer „Getreuen", Vasten oder Vasallen genannt, ein Stück von ihrem Grundeigenthum, Lehen (lenäum oder benelieium) ge- nannt, zur lebenslänglichen Nutznießung gegen das Versprechen der Treue und des Kriegsdienstes. Die Lehen waren Anfangs nicht erblich, doch wurde die Erblichkeit derselben allmälig theils von den Königen zugegeben, theils von den Vasallen usurpirt. Dieses Lehns- wesen hat sich in allen germanischen Reichen von längerer Dauer, vorzüglich bei den Franken, Angelsachsen und Longobarden, ausgebildct. б) Die Gerichtsverfassung. Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts blieb das Recht der germanischen Stämme ein unge- schriebenes; in den drei nächsten Jahrhunderten entstanden bei den verschiedenen im fränkischen Reiche vereinigten Völkern (den Saliern, Ripuariern, Alemannen, Baiern, Burgundern), so wie bei den West- gothen, Longobarden und Angelsachsen geschriebene leges, die, mit Ausnahme der angelsächsischen, alle in lateinischer Sprache abgefaßt waren und den Zweck hatten, das alte Volksrecht von seinen heid- nischen Elementen zu reinigen und dagegen christlichen Ansichten Ein- gang zu verschaffen. Diese Gesetze enthalten säst nur Strafbestimmungen. Die Beweise bestanden bei Civilsachen in Zeugen und Urkunden, welche meist der Klager beibringen

10. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 25

1852 - Koblenz : Bädeker
Karl des Großen Kriege in Italien. 23 2) Karl der Große 768—814, geboren 742 (wo? ist ganz ungewiß), regierte während der drei er- sten I. nlit seinem Bruder Karlmann, ließ sich aber nach dessen plötz- lichem Tode 771 auch von den Vasallen des südlichen Reiches hul- digen, indem seine beiden Neffen als nicht wehrhaft, auch als zur Nachfolge unfähig betrachtet wurden. Diese flohen mit ihrer Mutter an den longobardischen Hof. Karl's Kriege. a) Eroberung des Longobardenreiches 773 — 774. Karl hatte, dem Wunsche seiner Mutter (Bertha) nachgebend, eine Tochter des Longobarden-Königs Desiderius geheirathet, diese aber (da sie kinderlos blieb) bald ihrem Vater zurückgeschickt und sich mit Hildegarde, der Tochter des Herzogs von Schwaben, vermählt. Da- her ergriff Desiderius die Partei der Söhne Karlmann's, und als der Papst (Hadrian I.) sich weigerte/ diese zu Königen zu krönen, bedrohte er Rom. Da erschien Karl als Patricius von Rom (wel- chen Titel er mit den Rechten von seinen: Vater geerbt hatte) zur Beschützung der Kirche mit einem Heere in Italien, belagerte den Desiderius in Pavia, nahm ihn gefangen und ließ sich selbst als Kö- nig der Longobarden (oder von Italien) huldigen 774. Die longobardische Verfassung ward Anfangs beibehalten und also nur die Dynastie gewechselt; aber eine Verschwörung mehrerer longobardischer Herzoge, um den Sohn des Desiderius (Adelchis) ans den Thron zu erheben, veranlaßte Karl den Gr., nachdem er dieselbe aus einem zweiten Zuge nach Italien (776) vereitelt hatte, zur Auflösung der alten Verfassung und zur Einführung der fränkischen Institute auch in das ihm unterworfene Italien. b) Kriege gegen die Sachsen 772 — 804. Mau unter- schied die Sachsen in: Westphalen, Engern, Ostphalen und Nord- albiuger (jenseits der Elbe bis zur Eider, im Stammlande der Sachsen). Schon seit den frühesten Zeiten erscheinen die sächsischen und fränkischen Stämme feindselig gegen einander, und die Mero- vinger seit Clotar I. hatten beständige Kämpfe mit den Sachsen zu bestehen, konnten aber nur einzelne Gaue, und auch diese nur vor- übergehend, zum Tribute nöthigen. Eben so hartnäckig als der fränkischen Herrschaft widerfetztei: sich die Sachsen der Annahnie des Christenthums, indem sie die zu ihnen gesandten Glaubensboten erschlugen und die erbauten Kircheir zerstörten. Auf dem Reichs- tage zu Worms (772) ward ihre Unterwerfung und Bekeh- rung beschlossen.
   bis 10 von 2013 weiter»  »»
2013 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2013 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 86
1 27
2 36
3 42
4 97
5 349
6 21
7 290
8 35
9 15
10 407
11 28
12 40
13 35
14 46
15 33
16 80
17 4
18 29
19 111
20 54
21 49
22 47
23 57
24 77
25 97
26 34
27 56
28 65
29 197
30 91
31 41
32 0
33 123
34 68
35 44
36 47
37 941
38 131
39 271
40 14
41 74
42 44
43 81
44 3
45 267
46 72
47 35
48 114
49 43

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 23
1 272
2 10
3 57
4 238
5 22
6 59
7 29
8 35
9 87
10 35
11 47
12 72
13 36
14 43
15 51
16 324
17 890
18 18
19 71
20 44
21 188
22 26
23 146
24 83
25 34
26 49
27 13
28 126
29 39
30 13
31 32
32 17
33 8
34 31
35 17
36 185
37 20
38 62
39 267
40 181
41 42
42 82
43 54
44 50
45 304
46 29
47 9
48 32
49 40
50 33
51 29
52 68
53 5
54 88
55 77
56 40
57 19
58 27
59 34
60 118
61 88
62 10
63 16
64 76
65 85
66 23
67 32
68 82
69 13
70 46
71 101
72 94
73 21
74 37
75 58
76 69
77 465
78 26
79 56
80 23
81 14
82 128
83 95
84 98
85 31
86 39
87 126
88 69
89 9
90 45
91 86
92 656
93 5
94 404
95 50
96 32
97 6
98 223
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 271
1 419
2 213
3 307
4 100
5 236
6 323
7 153
8 21
9 188
10 120
11 93
12 592
13 374
14 55
15 28
16 77
17 36
18 89
19 184
20 4
21 123
22 60
23 14
24 443
25 167
26 129
27 69
28 427
29 65
30 113
31 33
32 158
33 1155
34 246
35 63
36 65
37 34
38 34
39 501
40 143
41 46
42 396
43 473
44 151
45 21
46 331
47 130
48 53
49 120
50 428
51 1224
52 806
53 14
54 81
55 122
56 83
57 50
58 136
59 1006
60 30
61 80
62 173
63 30
64 84
65 284
66 82
67 114
68 47
69 1
70 57
71 139
72 77
73 43
74 63
75 384
76 56
77 49
78 193
79 54
80 99
81 2468
82 36
83 85
84 292
85 70
86 63
87 24
88 83
89 286
90 23
91 111
92 3
93 90
94 75
95 97
96 35
97 87
98 36
99 124
100 1249
101 58
102 569
103 91
104 29
105 94
106 68
107 385
108 12
109 109
110 194
111 302
112 166
113 131
114 209
115 39
116 303
117 37
118 57
119 89
120 42
121 286
122 160
123 155
124 758
125 308
126 74
127 133
128 37
129 244
130 63
131 730
132 72
133 212
134 8
135 32
136 582
137 118
138 11
139 84
140 66
141 59
142 212
143 321
144 45
145 85
146 54
147 88
148 31
149 2
150 85
151 177
152 589
153 34
154 720
155 133
156 219
157 141
158 67
159 76
160 19
161 100
162 41
163 75
164 209
165 134
166 246
167 71
168 217
169 109
170 68
171 128
172 70
173 299
174 95
175 1600
176 124
177 423
178 12
179 457
180 80
181 61
182 199
183 1035
184 86
185 67
186 20
187 86
188 205
189 46
190 59
191 83
192 85
193 77
194 81
195 231
196 585
197 64
198 93
199 127