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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 35

1852 - Koblenz : Bädeker
Arnulf. Ludwig das Kind. 33 Paris, Herzog von Francien, welcher Paris heldenmütbig verthei- digt hatte, die Königswürde, und neben dem bereits (879) durch Boso (Graf von Vienne) gestifteten Königreich Nieder-Burg und oder Provence entstand noch ein Königreich Hoch-Burgund, in- dem der Graf Rudolf sich eine selbstständige Herrschaft am Jura (in Savoyen und der westlichen Schweiz bis zur Aar) gründete. Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Mark- graf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Kö- nige ausrufen ließen, ging für die Karolinger verloren. So zerfiel also das große Reich der Karolinger in 5 Theile; doch mußten die Herrscher der neu errichteten Staaten Arnulf als ihren Oberherrn anerkennen. 3. Arnulf 887 — 899 bewies seine Tüchtigkeit zunächst im Kampfe mit den Normannen, welche wieder in Lothringen eingefallen waren und die Gegenden an der Maas plünderten, indem er gerade dem tapfersten aller nor- männischen Stämme bei Löwen (891) eine so furchtbare Niederlage beibrachte, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr versuch- ten. Schwieriger war der Krieg gegen den mährische n Fürsten Zwentibald, welcher alle slavischen Stämme im N. der mittleren Donau vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen zu einem großen Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden Heere an der Donau nach Mähren hinabzog, während gleichzeitig die Ungarn oder Magyaren, ein finnisch-ugrischer Stamm (von dem Ural und der Wolga her) die mährische Grenze überschritten (auf Arnulf's Veranlassung?), so behauptete sich doch Zwentibald gegen die von allen Seiten andringenden Feinde, und erst nach seinem Tode zerfiel die mährische Macht, da er das Reich unter seine drei Söhne theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der Ungarn wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien, er erhielt die Kaiserkrone, aber der Versuch auch die Krone Italiens zu ge- winnen mißlang. Ihm folgte sein lljähriger Sohn 4. Ludwig das Kind 900—911 unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz (an dessen Namen sich die Legende vom Mäusethurm bei Bin- gen knüpft) und des Markgrafen Otto von Sachsen. Die Ungarn fielen, nachdem sie das mährische Reich, Deutschlands Bollwerk ge- gen Osten, erobert hatten, wiederholt in Kärnthen, Baiern und so- ll*

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1. Das Mittelalter - S. 42

1857 - Koblenz : Baedeker
42 Arnulf. Ludwig das Kind. gesetzt und starb im Anfänge des folgenden Jahres beinahe in Dürftigkeit. Arnulf (Enkel Ludwig's des Deutschen), Herzog von Kärnthen, auf desten Betreiben die Absetzung Karl's erfolgt war, wurde von den für ihn gewonnenen deutschen Vasallen als König von Deutsch- land anerkannt. Auch in Frankreich usnrpirte der Graf Odo von Paris, Herzog von Francicn, welcher Paris heldenmüthig vertheidigt * hatte, die Königswürde, und neben dem bereits 5879) durch Boso (Graf von Vienne) gestifteten Königreiche Nieder-Bnrgund oder Provence entstand noch ein Königreich Hoch-Burgund, indem der Graf Rudolf sich eine selbständige Herrschaft am Jura (in Savoyen und der westlichen Schweiz bis zur Aar) gründete. Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Markgraf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Könige ausrufen lie- ßen, ging für die Karolinger verloren. So zerfiel also das große Reich der Karolinger in 5 Theile,' doch mußten die Herrscher der neu errichteten Staaten Arnulf als ihren Oberherrn anerkennen. Unter den schwachen Nachfolgern Karl's des Gr. erhob sich die von ihm auf jede Weise beschränkte und zurückgedrängte Macht der Großen auf's Neu^urch die immer allgemeiner gewordene Erblichkeit der Lehen Hourch das allmälig erwcrbcne Wahlrecht beim Erlöschen einer Dynastie)^ wie durch das Aufhören der königlichen Sendboten, und die Könige waren so wenig im Stande, derselben Einhalt zu thun, daß sie bei den häufigen Theilungen, innern Zwistigkeiten und auswärtigen Kriegen die Anmaßungen der Großen, um deren Hülfe zu erhalten, noch begünstigen mußten. §- 17. Das ostfränkische Reich unter den beiden letzten Karolingern 887—911. Aá¡}l) Arnulf 887—899 bewies seine Tüchtigkeit zunächst im Kampfe mit den Wcrvrmamwen, welche wieder in Lothriugeu einge- fallen waren und die Gegend au der Maas plüitderteu, indem er gerade dem tapfersten aller normannischen Stämme bei Löwen 5891) eine so furchtbare Niederlage beibrachte, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr versuchten, j Schwieriger war der Krieg gegen den mährischen Fürsten Zwcntibatd, welcher alle slavischen Stämme im N. der mittleren Donau vom Mhmerwalde bis zu den Karpa- then zu einem großen Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden Heere an der Donau nach Mähren hinabzog, während gleichzeitig die Ungarn oder Magyaren, ein finnisch-ugrischer Stamm (von dem Ural und der Wolga her) die mährische Grenze

2. Theil 2 - S. 51

1839 - Leipzig : Fleischer
51 männer waren wieder bis Aachen gekommen, und sol-chen Schrecken verbreitet, daß sich keiner mehr gegen sie wagte. Da erschien Arnulf an der Spitze der Franken, die ihm allein gefolgt waren, griff die unweit Löwen hinter der Dyla verschanzten Normänner an, erstürmte ihr Lager, und tödtete ihrer so viele, daß nur wenige entkamen (891). Dieser Zug ist auch darum merkwürdig, weil hier zum ersten Mab die Deutschen Krieger zu Pferde erschienen, während sie sonst zu Fuß gedient hatten. Dann zog Arnulf gegen Zwentibald, einen un- ruhigen, kriegerischen Fürsten, der das große mährische Reich ge- gründet hatte, das außer dem eigentlichen Mähren auch das nordwest- liche Ungarn und ganz Böhmen in sich faßte. Er war ein gefährli- cher und feindseliger Nachbar für die Deutschen, und hatte Arnulf vielfach gereizt. Darum wurde von diesem der Krieg gegen ihn be- schlossen. Um sicherer zu gehen, bewog Arnulf die seit Kurzem aus den Steppen am Ural und an der Wolga nach Ungarn eingewander- ten Magyaren (Ungern) von Osten her das mährische Reich anzu- greifen, während er von Westen her eindrang (892). Mahren wurde furchtbar verwüstet, und Zwentibalds Macht gebrochen; aber den Magyaren war durch jenes Bündniß der Weg nach Deutschland ge- zeigt, und so ihnen der erste Anstoß zu den verheerenden Zügen gegeben, welche sie von nun an öfters dahin unternahmen. Zwentibald starb bald darauf, und mit ihm zerfiel das mächtige mährische Reich. — Auch nach Italien unternahm Arnulf einen Zug, um Berengar von Friaul gegen seinen Gegner Wido oder Guioo von Spoleto, der ihm die Krone von Italien streitig machte, zu beschützen. Bei dieser Ge- legenheit wurde er in Rom vom Papste als Kaiser gekrönt. Bald nach seiner Rückkehr starb er 899 in Regensburg. Arnulfs sechsjähriger Sohn, Ludwig das Kind 899 bis 911, wurde trotz seines zarten Alters als König der Deutschen aner- kannt, die Leitung der öffentlichen Geschäfte aber führten der Erzbi- schof Hatto von Mainz und der Herzog von Sachsen Otto der Er- lauchte. Seine Regierung siel in eine unglückliche Zeit, wo die Ord- nung in Deutschland aufgelöst war, Jeder an sich riß, was er konnte, und die Ungern verwüstende Einfälle in Oestreich und Baiern, Thü- ringen und Sachsen unternahmen. Ludwig starb, noch nicht 18 Jahr alt, und mit ihm erlosch 911 das einst so mächtige, zuletzt entartete Haus der Karolinger in Deutschland. Die Deutschen wählten nun unter den Herzogen einen neuen König, den tapfern Conrad, Her- zog von Franken. Noch verwirrter ging es in Italien zu. Es ist schon gesagt worden, daß Lothars Stamm 875 ausstarb, und daß Italien zunächst an Karl den Kahlen siel. Nach seinem Tode hießen Karlmann, Lud- wigs des Deutschen Sohn, und sein Bruder Karl der Dicke eine Zeit 4*

3. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 32

1871 - Koblenz : Bädeker
32 Arnulf. Ludwig das Kind. . 8. schon durch die Ausschlieung Karl's des Einfltigen vom strengen Erbrechte abgewichen war, erhielt der Graf Odo von Paris, Herzog von Francien, welcher Paris heldenmthig vertheidigt hatte, die Knigswrde. Neben dem bereits (879) durch Boso (Graf von Vienne) gestifteten sdlichen Knigreiche Nieder-Bnrgnnd oder Provence entstand noch ein nrdliches Knigreich Hoch-Burg und, indem der Graf Rudolf sich eine selbstndige Herrschaft zu beiden Seiten des Jura grndete. Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Markgraf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Könige ausrufen lieen, gmg fr die Karolinger verloren. So zerfiel also das groe Karolingische Reich in 5 Theile. 3. Arnulf, 887 899, bewies seine Tchtigkeit hauptschlich im Kampfe mit den Norman-nen, welche wieder in Lothringen eingefallen waren und an der Maas ein deutsches Heer umgangen und fast gnzlich aufgerieben hatten. Diese griff Arnulf in ihrem verschanzten Lager bei Lwen (891) an und brachte ihnen eine so furchtbare Niederlage bei, da ihre dauernde Niederlassung an der Maas und dem Niederrheine verhindert wurde. Schwieriger war der gleichzeitige Krieg gegen den mhrischen Herzog Swatoplnk, welcher alle slavischen Stmme im N. der Mittlern Donau vom Bhmerwalde bis zu den Karpathen zu einem groen Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden Heere an der Donau nach Mhren hinabzog und das Land verwstete, während gleichzeitig die Ungarn oder Magyaren (ein finnischer Nomaden-Stamm vom Ural) die mhrische Grenze berschritten (auf Arnulfs Veranlassung?), so behauptete sich doch Swatopluk in seinen Festungen. Erst nach seinem Tode zerfiel die mhrische Macht, da er das Reich unter seine drei Shne theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der Ungarn wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien und erhielt die Kaiser-krne, aber der Versuch, auch die Krone Italiens zu gewinnen, mi-lang. Ihm folgte ohne Wahl sein erst 6jhriger Sohn, 4. Ludwig das Kind, 900 911, unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz (an dessen Namen sich die Legende vom Mnsethnrm bei Bingen knpft). Die Ungarn fielen, nachdem sie das mhrische Reich, Deutschlands Bollwerk gegen Osten, erobert hatten, wiederholt

4. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1872 - Münster : Coppenrath
86 von Spoleto und Berengar von Friaul, um die Herrschaft. Guido gewann endlich den Sieg und die Kaiserkrone. In Ostfranken (Deutschland) wurde Arnulf (887899), Herzog von Krnthen, ein Enkel Ludwig des Deutschen, als König anerkannt. Dieser erfocht einen groen Sieg der die Normannen bei Lwen (891). Schwieriger war der Krieg gegen den mhrischen Fürsten Zwentibald. Dieser wollte alle slavischen Stmme im Norden der mittleren Donau von dem Bhmerwalde bis zu den Karpathen hin zu einem besonderen Reiche unter seiner Herrschaft vereinigen. Da rief Arnulf die Magyaren (Madjaren) oder Ungarn (Fremde) zu Hlfe. Dieses kriegerische, im Reiten und Pfeilschieen ge-bte Volk war von der Hhe des Uralgebirges nach und nach in die Steppen zwischen Don und Wolga herabgestiegen und breitete sich jetzt der das flache Land an der Donau, das fr-here Avarenland, aus, das nach ihm den Namen Ungarn erhielt. Mit Hlfe dieses Volkes wurde Zwentibald besiegt und dem Könige tributpflichtig. Und als die Magyaren bei der Rckkehr ihr Land von den Petschenern und Bulgaren besetzt fanden, breiteten sie ihre Herrschaft immer weiter der Avarien und nach dem Tode Zwentibald's (894) auch der Siebenbrgen aus. Von ihren neuen Wohnsitzen aus wurden sie fr Deutschland bald eine furchtbarere Geiel, als je die Avaren. Jetzt erst war es fr Arnulf mglich, seine Plane auf Italien zu verfolgen. Im Jahre 895 zog er selbst nach Italien, nahm Rom ein, vertrieb den Guido und erhielt im folgenden Jahre die Kaiserkrone. Aber seine Herrschaft der Italien dauerte nicht lnger, als seine Anwesenheit daselbst. Nach seinem Tode im Jahre 899 whlten die Groen des Reiches Ludwig das Kind (899911), Arnulfs siebenjhrigen Sohn, zum Könige. Der Erzbiscbos Hatto von Mainz und der Markgraf Otto von Sachsen fhrten die vormundschaftliche Ne-gierung. Die Lage des Reiches benutzten jetzt die Groen zur Ausdehnung ihrer Macht auf Kosten der Knigsrechte. Die i

5. Das Mittelalter - S. 41

1879 - Leipzig : Baedeker
Arnulf. Ludwig das Kind. .17. 41 Normannen vertheidigt hatte. 3) Neben dem bereits (879) durch den Grafen Boso gestifteten sdlichen Knigreiche Nieder-Bnrgnnd oder Provence (mit der Hauptstadt Arles, daher auch das arela-tische Reich"), entstand 4) ein nrdliches Knigreich Hoch-. Burgund (888), indem Graf Rudolf sich eine selbstndige Herr-schaft zwischen der Saone und der Reu grndete, die bald durch die Freigraffchaft Burgund (Franche-Comte) erweitert wurde. 5) In Italien stritten Guido, Herzog von Spoleto, und Bereugar, Markgraf von Frianl, um die Herrschaft, bis zuletzt (898) Be-reu gar als König des ehemals Karolingischen Italiens aner-kannt wurde. . 17. Das ostfrnkische Reich unter den beiden letzten Karolingern, 887911. 1) Arnulf, 887899, bewies seine Tchtigkeit hauptschlich im Kampfe mit den Normannen, welche wieder in Lothringen ein-gefallen waren, an der Maas ein deutsches Heer umgangen und fast gnzlich aufgerieben hatten. Arnulf griff sie in ihrem ver-schanzten Lager bei Lwen (891) an und gewann einen glnzenden Sieg. Eine Hnngersnoth bewog die Normannen, nach einer neuen Verheerung des linken Rheinufers, sich nach England einzuschiffen. Schwieriger war der gleichzeitige Krieg gegen den Herzog Swa-topluk von Mhren, welcher alle flavischen Stmme im Norden der Mittlern Donau vom Bhmerwalde bis zu den Karpaten zu einem groen Reiche vereinigt hatte. Arnulf zog mit einem bedeutenden Heere lngs der Donau uach Mhren und verwstete das Land mit Hlfe der Ungarn oder Magyaren, eines finnischen Nomaden-stammes vom Ural, der bis an die Karpaten vorgedrungen war. Swatopluk behauptete sich in seinen Festungen, aber nach seinem Tode zerfiel die mhrische Macht, da seine Shne sich einander be-fehdeten, bis ihr Land eine Beute der Ungarn wurde (906). Arnulf zog auch zweimal nach Italien: der erste Zug fhrte nur zu einer unsicheren Begrndung der deutschen Herrschaft in der Lombardei; auf dem zweiten Zuge erhielt er die Kaiserkrone, aber der Versuch, Italien zu erobern, milang. Ihm folgte sein 6 jh-riger Sohn, 2) Ludwig das Kind, 900911, unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz. Im Innern des Reiches dauerten die Fehden der Groen fort, von Auen her

6. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 186

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
186 Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. theils Einfluß übte, dem Berengar die Krone von Italien streitig machte und sich zum Zeichen, wie wenig er Arnulfs Hoheit anerkennen wolle, durch Papst Stephan V. zum Kaiser krönen ließ. Arnulf sandte zwar unter seinem Sohne Zwentibald ein Heer nach Italien, aber der Erfolg war unbedeutend, und die Thätigkeit des Königs wurde noch nach ande- ren Seiten zu sehr in Anspruch genommen, als daß er seine Macht in Italien hätte begründen können. Die Normannen fielen, wie sie West- franken bedrängten, auch in Lothringen ein und nahmen an der Maas eine feste Stellung. Nachdem Arnulf von ihnen an dem Flusse Genle, der bei Meersen mündet, im Jahre 891 geschlagen worden war, erfocht er im nämlichen Jahre an der Dple bei Lovaniuin oder Löwen einen entscheidenden Sieg über sie, der jedoch nicht hinderte, daß neue Schwärme, während er an der Ostgränze beschäftigt war, die Verheerungen fort- setzten. Das mährische Reich hatte sich nach Rastislaws Fall unter dessen Neffen Zwentibald zu neuer Macht erhoben. Es hatte alle slavischen Stämme im Norden der mittleren Donau von dem Böhmerwalde bis zu den Karpathen hin vereinigt. Obgleich seit Rastislaws Fall noch oft mit Zwentibald gekämpft worden war, hatte Arnulf mit ihm in freund- lichem Verhältniß gestanden und ihn zum Taufpathen seines ältesten un- ehelichen Sohnes, der auch dessen Namen führte, gewählt. Als König hatte er ihn dadurch dem Reiche näher zu verbinden gesucht, daß er Böhmen, wo ein von Przempsl abstammendes, damals schon dem Chri- stenthum gewonnenes Herrschergeschlecht regierte, als ein Herzogthum unter seine Hoheit stellte. Doch der Kampf zwischen Arnulf und dem Mährenfürsten war bei der Macht, die der eine besaß, und den Ansprü- chen, die der andere auf die Oberhoheit machte, unvermeidlich. Die Auflösung des mährischen Reiches erfolgte im Jahre 894. Böhmen gab sich unter Arnulfs Genehmigung einen neuen Herrscher. Die Länder östlich von der Morawa oder March wurden von einem nomadischen Volke eingenommen, das ans den Gegenden des Uralgebirges bis an die mittlere Donau vorgedrungen war und bei der Zerstörung des mäh- rischen Reiches auf Arnulfs Betreiben mitgewirkt hatte. Die Madscha- ren oder Ungarn, ein Volk finnischen oder ugrischen Stammes, waren es, welche als neue Feinde der Westwelt erschienen und den Zusammen- hang der slavischen Völker unterbrachen, um von den früheren Wohn- sitzen der Avaren aus der Schrecken Deutschlands, Italiens und Bur- gunds zu werden, bis sie allmälig zu seßhaftem Leben übergingen und, durch das Christenthum entwildert, als Beherrscher der von ihnen im Lande Vorgefundenen Slaven ein neues Reich zwischen den deutsch- slavischen Gebieten im Westen und den Reichen der Kroaten, Servier und Bulgaren im Süden bildeten. Jetzt erst war es für Arnulf mög- lich, seine Pläne auf Italien zu verfolgen. Das Kaiserthum Guido's

7. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 39

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die spteren Karolinger. 39 seiner Herrschaft. Aber als er den Normannen, die Paris belagerten, eine groe Geldzahlung versprach, wenn sie abzgen, wurde er 887 887. auf dem Reichstag von Tribur (in der Gegend von Darmstadt) abgesetzt; er starb 888. 88s- Whrend jetzt die ostfrnkischen Edlen Arnulf von Krnten, Zerfall des einen unebenbrtigen Sohn Karlmanns, zum König erhoben, zerfiel das eben erst wieder geeinigte Reich von neuem: in Westfranken wurde der Graf Odo vonfrancien zum König gewhlt, auf den dann wieder karolingische, schwache Könige folgten, die 987 aus-starben. In Hochburgund grndete Graf Rudolf, in Nieder-burgund oder Arelate Graf Boso selbstndige Staaten. In Italien endlich entstanden verheerende Kmpfe zwischen den Thronprtendenten Berengar von Friaul und Wido von Spoleto. Arnulf von Krnten gelang es, einige Erfolge davonzu- Amm^von tragen. Die Normannen schlug er bei Lwen an der Dyle. Das 887-899.' mhrische Reich, von Ostfranken und Magyaren gleichzeitig angegriffen, zerfiel nach Swatopluks Tode. Auch die Kaiserkrone lie sich Arnulf in Rom auf das Haupt setzen. Nach seinem Tode aber fiel das Reich an ein kaum siebenjhriges Kind, Ludwig, fr den Erzbischof Hatto Ludwig das von Mainz die Regierung fhrte. Whrend nun fast alljhrlich die 900911. Ungarn unter furchtbaren Plnderungen einfielen, sank zugleich die knigliche Gewalt; das im Universalreich unterdrckte Selbstndig-keitsbewutsein der Stmme regte sich und fand seinen Ausdruck in der Die^Herzog-Entstehung von Stammesherzogtmern. Das mchtigste Herzogs-geschlecht war das schsische der Liudolsinger, dessen reicher Grund-besitz zumeist am Nord- und Sdrand des Harzes lag. In Bayern folgte auf den gegen die Ungarn gefallenen Liutpold Arnulf als Herzog, der ebenfalls eine fast unabhngige Stellung einnahm. In Schwaben gewann Markgraf Burchard die Herzogsgewalt; nach seinem Tode die Brder Erchanger und Berthold. In Franken kmpften die Geschlechter der Konradiner und der Babenberger um die Herzogswrde, bis die ersteren siegten. In Lothringen endlich gewann Reginar die Herzogsgewalt, dem sein Sohn Giselbert folgte. Mit Ludwig dem Kinde starben die deutschen Karolinger aus. Darauf whlten die ostrheinischen Stmme Lothringen fiel zu Westfranken ab Konrad I., Herzog von Franken, der sich in erfolg- sonrabl losen Kmpfen gegen die herzoglichen Gewalten, besonders gegen Heinrich von Sachsen, verzehrte und auf dem Totenbette seinen Bruder Eberhard bestimmte, die Reichsinsignien diesem zu berbringen. 41. Ergebnisse. Der Versuch eines die abendlndische Christen- Staatliche heit des Festlandes umfassenden Universalreiches war gescheitert; die Zustande, romanischen Nationen hatten sich der deutschen Vorherrschaft ent-

8. Das Mittelalter - S. 73

1876 - Leipzig : Baedeker
Arnulf von Kärnten. Ludwig das Kind. §. 17. 73 Lothringen eingefallen waren, (bei Meersen) ein deutsches Heer um- gangen und fast gänzlich aufgerieben hatten. Arnulf griff sie in ihrem verschanzten Lager bei Löwen an und gewann einen glänzenden Sieg an der Dyle (891). Da jedoch hier nicht ihre gesammte Macht im Treffen gewesen, so verheerten sie im nächsten Jahre abermals das linke Rheinufer bis über Bonn hinaus, schifften sich aber, als eine Hungersnoth drohte, in Boulogne nach England ein. — Schwieriger war der gleichzeitige Kampf gegen den kriegerischen Herzog Swato- pluk Ii. von Mähren, welcher seine Herrschaft über Böhmen und die meisten bisher den Franken unterworfenen Theile Pannoniens ausgedehnt hatte. Arnulf zog mit einem bedeutenden Heere an der Donau nach Mähren hinab und verwüstete das Land mit Hülfe der Ungarn (Ugern) oder Magyaren, eines finnischen Nomaden-Stammes vom Ural, der sich damals zwischen der Donau und den Karpaten neue Wohnsitze suchte, Swatopluk behauptete sich in seinen Festun- gen, aber nach seinem Tode (894) entzweiten seine Söhne sich (da der älteste eine gewisse Oberhoheit über seine beiden Brüder erhalten hatte) und wurden von den (vorwärts rückenden) Magyaren so be- drängt, dass sie einen Frieden mit Arnulf schlossen, der das alte Ver- hältniss der Abhängigkeit und Zinspflichtigkeit wiederhergestellt zu haben scheint. Auch die czechischen Häuptlinge aus Böhmen er- schienen vor Arnulf und leisteten den Lehnseid. Zweimal zog Arnulf nach Italien: der erste Zug (gegen Guido von Spoleto, der nach Verdrängung Berengor’s König von Italien und römischer Kaiser gewordeu war) führte nur zu einer unsichern Begründung der deutschen Herrschaft in der Lombardei; auf dem zweiten Zuge gewann er die (damals bedeutungslose) Kaiserkrone,'aber Berengar und Lambert von Spoleto (Sohn Guido’s) einigten sich gegen die Deutschen und vertrieben diese aus Italien, welches getheilt blieb, bis nach Lambert’s plötzlichem Tode (898) Berengar das ganze ehemals Karolingische Italien (Oheritalien und einen grossen Theil Miltelitaliens) erhielt. Denn von deutscher Seite ge- schah nichts für die Erneuerung der Ansprüche Arnulf’s. 2) Ludwig das Kind, 900 — 911, folgte seinem Vater als sechsjähriger Knabe (durch feierliche Anerkennung seitens der Gros- sen zu Forchheim) unter der Leitung des Erzbischofs (Hatto) von Mainz. Während im Innern des Reiches die Fehden der Grossen (in Lothringen, Franken, Alemannien) fortdauerten, benutzten die Ungarn diesen Zustand der Verwirrung zu fast jährlich wiederholten Einfällen über die baierische Ostgrenze und eroberten zugleich (904 — 906) das mährische Reich. Der Versuch der Baiern, sie durch einen

9. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 179

1852 - Koblenz : Bädeker
179 773—774 (778) (791—799) 800 814—840 840—843 843 (885-887) 887 887—987 887-899 900-911 911-918 919-1024 919—936 936-973 955 962 (794—804) Die letzten Züge. Die Obotriten Karl's Bundesgenossen. Eroberung des Longobardenreiches. Krieg in Spanien. Unterwerfnng der mohammedani- schen Statthalter diesseits des Ebro. Unglücklicher Rückzug. Krieg gegen die Avaren. Ausdehnung des Reiches bis zur Theiß. Unterwerfung der slavischen Stämme an der Ostgrenze des Reiches. Karl's des Großen Kaiserkrönung. Ludwig der Fromme. Theilung des Reiches unter Ludwig's 3 Söhne. Karl der Kahle geboren. Daher neue Theilung. Krieg der altern Söhne gegen den Vater. Fernere Theilungsprojekte. Krieg Ludwig's des Deutschen und Karl's des Kahlen gegen ihren Bruder Lothar. Theilung des fränkischen Reiches durch den Vertrag zu Verdun. Wiedervereinigung der fränkischen Monarchie unter Karl dem Dicken durch Ausschließung Karl's des Einfältigen. Karl's des Dicken Absetzung und definitive Theilung des fränkischen Reiches in 5 Thcile. Die letzten Karolinger in Frankreich. Arnulf von Kärnthen. Niederlage der Normannen bei Löwen. Der mährische Fürst Zwentibald von Ar- nulf und den Magyaren zugleich bedrängt. Ludwig das Kind. Einfälle der Ungarn in Deutsch: land. Konrad der Franke. Dessen Kampf mit den Fürsten um Anerkennung seiner königlichen Herrschaft. Lothrin- gen an Frankreich. Einfälle der Ungarn. Sächsische Kaiser. Heinrich I. Wiederherstellung der Einheit des Reiches. Lothringen wieder zu Deutschland. Neunjähriger Friede mit den Ungarn. Verbesserung der Kriegsverfassung. Unterwerfung Böhmens und der Wenden bis gegen die Oder hin. Niederlage der Ungarn (bei Merseburg?). Vorschiebung der Nordgrenze bis zum sog. Danawirk. Otto I. der Große. Herstellung der innern Einheit durch Bekämpfung der nach Erblichkeit strebenden Her- zöge. Zug nach Jütland. Erster Zug nach Italien. Berengar deutscher Lehnsmann. Letzte Niederlage der Ungarn auf dem Lechfelde. Aus- dehnung der deutschen Herrschaft über die Slaven bis zur Warthe. Zweite Erneuerung der abendländischen Kaiserwürde. Berengar gefangen. 12 *

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 173

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
41. Verfall des ostfränkischen Reiches unter den beiden letzten Karolingern. 173 vertheidigte lombardische Ebene von der Küste des Adriatischen Meeres bis zu den Schneegipfeln des Großen Bernhard. Mord, Brand und Verwüstung bezeichneten überall ihre Straße. 2. Ludwig das Kind, 900-911. Zu Forchheim in Franken versammelten sich nach dem Tode Arnulf's (f 8. Dec. 899) die geistlichen und weltlichen Großen, um dessen einzigem ehelichen Sohne, dem 6jährigen Ludwig, zu huldigen. Dieser folgte feinem Vater kraft feines von Niemand bestrittenen Erbrechtes trotz seiner zarten Jugend, und von einer Wahl konnte um so weniger die Rede sein, als dem Kinde schon 897 bei Lebzeiten Arnulf's der Eid der Treue geleistet worden war. Er wurde demnach von den anwesenden Großen feierlich als König anerkannt und mit der Krone geschmückt auf den väterlichen Thron gesetzt. Seine Tauspathen, der Erzbischof Hatto von Mainz und der Bischof Adalbero von Augsburg, die Vertrauten und Rathgeber des Vaters, wurden zu Leitern seiner Kindheit bestellt, doch mußten sie die Leitung des Königs und Reiches noch mit andern geistlichen und weltlichen Großen theilen. Unter den deutschen Stämmen, die zu Forchheim ihre Huldigungen darbrachten, fehlten allein die Lothringer, denen Arnulf in feinem erstgeborenen (unehelichen) Sohne Zwentibald einen besondern König gegeben hatte, als demselben durch die Geburt Ludwig's jede Aussicht auf die Thronfolge abgeschnitten wurde (895). Bald jedoch gelangten Aufforderungen an Ludwig, seinen unfähigen, allgemein verachteten Halbbruder zu verdrängen. Daher begab sich das Kind, in Begleitung Adalbero's, nach Diedenhofen an der Mosel und ließ sich von den Häuptern des lothringischen Volkes durch Handschlag huldigen. Zwentibald sammelte seine Anhänger, um sich zu behaupten und an den abgefallenen Städten sich zu rächen, verlor aber in einem Treffen an der untern Maas Reich und Leben zugleich. Ein erfolgloser Kampf gegen die Ungarn (im I. 910, f. unten) ist die einzige That, die wir aus der ganzen Regierung Ludwig's des Kindes anzuführen haben. Schrecknisse, gleich denen, welche die Normannen seit den Tagen Ludwig's des Frommen über das Westreich, so wie vorübergehend auch über Theile Sachsens und die Rheinlande gebracht hatten, verbreiteten sich seit dieser Regierung in erhöhtem Maße über das gefammte Ostreich. Als mit reicher Beute beladen die Magyaren aus Italien in ihre neue Heimat zurückkehrten, hörten sie, daß ein Knabe aus den ostfränkifchen Thron erhoben sei und brachen unverzüglich in die bayerische Ostmark ein. Jetzt erst vergaßen die Baiern des alten Haders mit den Mähren, schloffen Frieden und verbanden ihre Streitkräfte zu gemeinsamem Kampfe (901). Aber es war zu spät. Nach allen Seiten ergossen sich unwiderstehlich die Heeresschwärme der Ungarn. Während sie Kärnten plünderten und Italien abermals heimsuchten, richteten sie ihren Hauptangriff gegen das mährische Reich und

11. Das Mittelalter - S. 130

1857 - Koblenz : Baedeker
130 (716—754) Bonifacius in Deutschland. 732 Karl Martell's Sieg über die Araber bei Tours und Poitiers. 750 Ermordung der Omaijaden. Zweiter Zeitraum: bis zu den Kreuzzügen um 1100. 750—1258 Die Abbasidischen Khalifen. 732—911 (987) Die Karolinger. 752—768 Pipin der Kleine. Zweimaliger Zug nach Italien gegen den Longobardenkönig Aistulf. Pip'in'sche Schenkung. 771 Karl Alleinherrscher nach seines Bruders Karlmann Tode. 772—804 Krieg gegen die Sachsen. 773 — 774 Eroberung des Longobardenreiches. (778) Krieg in Spanien. Unterwerfung der mohammedanischen Statthalter diesseits des Ebro. Unglücklicher Rückzug. (791—799) Krieg gegen die Avaren. Ausdehnung des Reiches bis zur Theiß. Unterwerfung der slavischen Stämme an der Ost- grenze des Reiches. 80v - 900. 800 Karl's des Großen Kaiserkrönung. 814—840 Ludwig der Fromme. Krieg der älteren Söhne gegen den Vater. 827—1016 Monarchie westsächsischer Könige in England. (840 — 1370) Die Piasten in Polen. 843 Erste Theilung des fränkischen Reiches durch den Vertrag zu Verdun. (864—1598) Dynastie Rurik in Rußland. (867—1056) Macedonische Kaiser in Constantinopel. 871—901 Alfred der Große. 887 Karl's des Dicken Absetzung und definitive Theilung des fränkischen Reiches in 5 Theile. 887—987 Die letzten Karolinger in Frankreich. 887— 899 Arnulf von Kärnthen. Niederlage der Normannen bei Lo^ml Der mährische Fürst Zwentibald von Arnulf und den Magyaren zugleich bedrängt. 888— 962 Italien unter eigenen Königen. (889 — 1301) Die Arpaden in Ungarn.

12. Mittlere Geschichte - S. 44

1859 - Leipzig : Fleischer
44 gnade gefallen und seiner Würde entsetzt war, begab sich zu seinem Freunde, Herzog Arnulf von Kärnthen, einem Stiefsohne jenes Karlmanns, der ein Sohn Ludwigs des Deutschen gewesen, und forderte ihn, um sich zu rächen, auf, sich um die deutsche Krone zu bewerben, und Karl den Dicken zu stürzen. Arnulf sammelte ein Heer von Baiern und Alemannen, das ihn zum König ausrief, und da dies im übrigen Deutschland bekannt wurde, verließen fast alle Große den Kaiser, der sie vergebens nach Tribur entboten hatte, um sich dort zum Heereszug um ihn zu sammeln, und wandten sich zu Arnulf, dem Karl nun in seiner Herzensangst die deutsche Krone übersandte. In Deutsch- land (in Tribur) 887 entsetzt, in Frankreich und Italien verachtet, zog er sich auf die Güter zurück, die ihm sein Gegner in Alemannien angewiesen hatte, und hier starb er schon zwei Monate nach seiner Entsetzung 888, vor Verdruß oder vielleicht aus gewaltsame Weise. Arnulf von Kärnthen, 887 — 899, war ein tüchtiger Mann, und' den unruhigen Zeiten gewachsen. Italien aber erhielt er nicht, so wenig als Frankreich; denn dort maßte sich Berengar, Herzog in Friaul, die Gewalt an, und hier wurde Karl der Einfältige, Karls des Kahlen Enkel, als König anerkannt. Regensbnrg war Arnulfs Residenz. Seine wichtigsten Thaten sind die Besiegung der Normänner und die des Fürsten von Mähren Zwentibald. Die Normänner waren wieder bis Aachen gekommen, und hatten solchen Schrecken verbreitet, daß sich Keiner mehr gegen sie wagte. Da er- schien Arnulf an der Spitze der Franken, die ihm allein gefolgt waren, griff die unweit Löwen hinter der Dhle verschanzten Normänner an, erstürmte ihr Lager, und tödtete ihrer so viele, daß nur wenige entkamen (891). Dieser Zug ist auch darum merkwürdig, weil hier zum ersten Male die deutschen Krieger zu Pferde erschienen, während sie sonst zu Fuß gedient hatten. Im folgenden Jahre kamen die Normänner wieder, und drangen bis Bonne und bis zur Abtei Prüm vor, Alles mit Raub und Mord erfüllend. Ein gegen sie geschicktes Heer richtete nichts aus; aber sie zogen, mit Beute beladen, von selbst ab, und kamen nicht wieder, vielleicht aus Furcht vor dem Sieger bei Löwen. Dann zog Arnulf gegen Zwentibald, einen unruhigen, krie- gerischen Slaven - Fürsten, der das große mährische Reich beherrschte, das außer dem eigentlichen Mähren auch das nordwestliche Ungarn und ganz Böhmen in sich faßte. Er war ein gefährlicher und feindseliger Nachbar für die Deutschen, denn er wußte, daß Arnulf sich Mähren unterwerfen wollte. Obgleich Arnulf, damals durch andre Dinge beschäftigt, gern Frieden gehabt hätte, wurde er doch durch den wilden, die Deutschen bitter hassenden Zwenti- bald zum Kriege gezwungen. Um sicherer zu gehen, bewog Arnulf die seit Kurzem unter Herzog Arpad aus den Steppen am Ural und der Wolga nach Ungarn eingewanderten Magyaren (Ungern) von Osten her das mährische Reich anzugreifen, während er von Westen her eindrang (892). Mähren wurde furchtbar verwüstet, und Zwentibalds Macht gebrochen; aber den Magyaren war durch jenes Bündniß der Weg nach Deutschland gezeigt, und so ihnen der erste Anstoß zu den verheerenden Zügen gegeben, welche sie von nun an öfters dahin unternahmen. Zwentibald starb während des Kriegs, und unter seinen Söhnen zerfiel das mächtige mährische Reich. Es wurde theils von den Ungern und Polen in Besitz genommen/theils, aber erst

13. Geschichte des Mittelalters - S. 158

1861 - Leipzig : Brandstetter
§. 5. Deutschland unter den letzten Karolingern. Als Karl der Dicke 887 die Krone niedergelegt hatte, um im Kloster zu Reichenau ein unberühmtes Ende zu finden, ward das karolingische Erbkönigthum durch die Wahl Arnulf's, eines Enkels Ludwig's des Deut- schen, zum König der Ostfranken beseitigt. Jndeß war dieser erste Wahl- kaiser weit entfernt, die Würde seilles Thrones ungestört zu behaupten. Während im Westfrankenreiche zuerst Graf Odo gewählt ward, dessen Vater als niederer Kriegsmann über den Rhein gekommen war, nachher aber der Sinn der Großen dem rechtmäßigen Sprößling der Karolinger, « Karl dem Einfältigen, sich zuwandte, erhob man in Burgund den Grafen Rudolf, einen deutschen Adeligen, zum Könige, und in Italien stritten die Herzöge Berengar von Friaul und Wido von Spo- leto um die königliche Herrschaft. „Im Frühjahr 888", heißt es in einem alten Geschichtswerke, „gediehen die kleinen Könige." Indessen erzwang sich Arnulf Achtung und Anerkennung durch sein mannhaftes, kräftiges Auftreten. An dem Flüßchen Dyla bei der bra- bantischen Stadt Löwen errang er einen großen Sieg über die bis jetzt unbezwungenen Normannen. Die beiden normannischen Könige fielen in der Schlacht, der größte Theil des feindlichen Heeres verlor das Leben im Kamps oder, auf der Flucht und Deutschland war für eine Zeit lang vor diesen wilden Freibeutern gesichert. Auch den Krieg gegen die Slaven vollendete Arnulf mit gewünschtem Erfolge. Der Herzog der mährischen Slaven, Swatopluk, hatte sich an den Marken von Deutschland bis an die Theiß in Ungarn ein großes Reich erobert. Er stand mit Arnulf in Freundschaft und dieser übergab ihm das Land Böhmen als deutsches Lehn. Swatopluk aber, durch den Zuwachs seiner Macht alsbald übermüthig geworden, suchte sich von dem deutschen Reiche unabhängig zu machen, und das Schwert mußte auch hier entscheiden. Der Kampf war hartnäckig; auf beiden Seiten focht man mit großer Erbitterung; das Slaven- und Germanenthum stritt um die Herrschaft in Deutschland. Zu Aruuls's Vortheil und, wie man erzählt, auch theilweise auf sein Anstiften, griffen die Magyaren oder Ungarn, ein Reitervolk unbekannten Ursprunges, welches sich an der Donau, unweit des schwarzen'meeres, niedergelassen hatte, ihre mährischen Nachbarn im Rücken an und verwüsteten das Land derselben, so daß Swatopluk, von beiden Seiten gedrängt, um Frieden bitten und Gehorsam versprechen mußte. Das Reich Swatopluk's zerfiel unter dessen uneinigen Söhnen; statt dessen erhob sich das Herzogthum Böhmen blühend und kräftig. Den Magyaren freilich war der Weg nach Deutschland gezeigt worden. Noch hatte Arnulf einen dritten, nicht minder beschwerlichen Kampf in Italien zu bestehen, welches sich, seitdem Lothar's Haus ausgestorben war, nach und nach von dem deutschen Reiche losgemacht hatte. Die

14. Teil 2 - S. 49

1878 - Leipzig : Teubner
— 49 — (Ueb er macht der großen Vassallen, Einfälle der Normannen), noch auch Italien zu behaupten vermochte. § 69. In Deutschland (Ostfranken) hatte Ludwig der Deutsche (843 — 876) mit kräftiger Hand die Reichsgrenzen gegen Slaven und Normannen (845 Hamburg von ihnen zerstört) geschützt, den Eingriffen Karls d. K. gewehrt und Lothringen mit Frisland an das Reich gebracht. Von seinen Söhnen vereinigte Karl der Dicke (876 — 887) nach dem Tode seiner beiden älteren Brüder 882 ganz Deutschland, nachdem er 881 den Kaisertitel erworben, und wurde 884 auch von den Grofsen Westfrankens (Karl d. K. f 877, sein Sohn Ludwig der Stammler f 879, dessen Söhne Ludwig Iii. f 882, Karlmann f 884, ein dritter Sohn Karl der Einfältige 880 nach des Vaters Tode geboren) zum König gewählt, da die furchtbare Not des von allen Seiten in seinem Bestand bedrohten Reiches die Wiederherstellung der alten Reichsgewalt zu fordern schien. So vereinigte Karl mit Ausnahme von Südburgund, welches sich 879 bei Ludwigs d. St. Tode unter dem Grafen Boso von Vienne als arelatisches Königreich vom Reichs-verbande losgerissen hatte, die ganze Monarchie Karls d. Gr. unter seiner Herrschaft, vermochte aber weder der inneren Zerrüttung zu steuern, noch die Grenzen zu schirmen (Tribut an die Paris umlagernden Normannen 882) und musste auf dem Tag zu Tribur 887 der Herrschaft entsagen (f 888). § 70. Das Reich zerfiel jetzt wieder nach den Nationalitäten. Die Grofsen Frankreichs erhoben den Grafen Odo von Paris zum König, welcher 898 nach einem verheerenden Bürgerkriege die Krone an Karl d. Einfältigen abtrat; das Land zwischen Jura und Alpen wurde 888 als Königreich Hochburgund unter dem Grafen Rudolf aus dem mächtigen Hause der Welfen selbständig gemacht (beide burgundische Reiche 934 vereinigt, das burgundische oder arelatische Gesammt-reich von K. Konrad Ii. 1034 an Deutschland gebracht); in Deutschland wurde ein Neffe Karls d. D., der kräftige Arnulf von Kärnthen (887 — 899) von den Grofsen der Stämme, bei denen das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit seit dem Verduner Vertrage erwachsen war, zum König erhoben. Dieser setzte den Einfällen der Normannen durch den glänzenden Sieg bei Löwen an d. Dyle 891 ein Ziel und bekämpfte mit Hülfe der seit 889 in Pannonien eingedrungenen Ungarn (Magyaren, ein finnischer Stamm aus der Gegend des Don) den mährischen Grofsfürsten Suatopluk, den gewaltigen Gebieter eines neuen grofsmährisehen Reichs (in Mähren, Böhmen, den oberen Weichselgegenden und einem großen Teile Ungarns. Slavische Nationalkirche durch die Mission der griechischen Mönche Me-thodios und Kyrillos, im Gegensatz zu Rom), welches nach Suatopluks Tode (894) schnell zerfiel. Um die Kaiserkrone zu gewinnen zog er 894 nach Italien. Diet sch, Gruudr. Ii. v. Kichter. 4

15. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1876 - Münster : Coppenrath
72 Reichen zu Hlfe. Dieses kriegerische, im Reiten und Pfeilschieen gebte Volk war von der Hhe des Uralgebirges nach und nach in die Steppen zwischen Don und Wolga herabgestiegen und breitete sich jetzt der das flache Land an der Donau, das frhere Avarenland, aus, das nach ihm den Namen Ungarn erhielt. Aber obwohl Zwentibald von allen Seiten angegriffen wurde, so behauptete er sich doch gegen seine Feinde, und erst nach seinem Tode zerfiel seine groe Macht. Als die Magyaren bei der Rckkehr ihr Land von den Petschenern und Bulga-ren besetzt fanden, breiteten sie ihre Herrschaft immer weiter der Ava-rien und nach dem Tode Zwentibald's (894) auch der Siebenbrgen aus. Bon ihren neuen Wohnsitzen aus wurden sie fr Deutschland bald eine furchtbarere Geiel, als je die Avaren. Jetzt erst war es fr Arnulf mglich, seine Plane auf Italien zu verfolgen. Im Jahre 895 zog er selbst nach Italien, nahm Rom ein, vertrieb den Guido und er-hielt im folgenden Jahre die Kaiserkrone. Aber seine Herrschaft der Italien dauerte nicht lnger, als seine Anwesenheit daselbst. Nach seinem Tode im Jahre 899 whlten die Groen des Reiches Ludwig das Kind (899911), Arnulfs siebenjhrigen Sohn, zum Könige. Der Erzbischof Hatto von Mainz*) und der Markgraf Otto von Sachsen fhrten die vormundschaftliche Regierung. Die Lage des Reiches benutzten jetzt die Groen zur Ausdehnung ihrer Macht auf Kosten der Knigsrechte. Die Herzoge und Grafen schalteten eigenmch-tig, rissen die Krongter an sich und achteten weder Gesetz noch Recht. Zu den Grueln im Innern traten noch von Auen die verwstenden Einflle der Magyaren; es kam dadurch ein solches Unglck der das Land, da die Worte eines gleichzeitigen Schriftstellers: Wehe dem Lande, dessen Herrscher ein Kind! als die zutreffendste Bezeichnung des allge-meinen Jammers erwhnt sein mgen. Zu seinem und des Reiches Glck starb das Kind gar bald, im Jahre 911, und mit ihm erlosch der Stamm Karl des Groen in Deutschland. Glorreich hatte dieses Fr-stengeschlecht begonnen, ruhmlos endete es. Jetzt bedurfte das deutsche Volk eines weisen und tapferen Kniges. Aller Augen waren auf Otto, Herzog von Sachsen, gerichtet; ihm trug *) An den Namen dieses Mannes knpfte die Sage die seltsame Er-findung vom s. g. Musethurm bei Bingen. Der Thurm war vielmehr frher eine Mauth- oder Zollstation und durch Verunstaltung des Namens Mauththurm in Musethurm entstand die Musegeschichte.

16. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 183

1847 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter der Karolinger. 183 Frankreichs zum Oberhaupt wählten, so daß Karl der Dicke, ein schwacher, träger und bis zum Blödsinn beschränkter Mann, fast die ganze Herrschaft Karls des Großen nebst der Kaiserwürde besaß. Als dieser nämlich von den Normannen zweimal einen schimpflichen Frie- den erkaufte, sprachen die in Tribur am Rhein versammelten deutschen Fürsten die Absetzung aus und wählten seinen tapfern, unächten Neffen Arnulf, Herzog von Kärnthen, zu seinem Nachfolger. Die französi- schen Edelleute erkannten größtentheils Odo, den streitbaren Grafen von Paris und Herzog von Francien (ile (Je France) als König an, nach dessen Tod der rechtmäßige Erbe, Karl der Einfältige (Enkelart der . Einfältige Karls des Kahlen) den machtlosen Thron zuruck erhielt. »ss-öss. §. 253. Arnulf regierte mit Kraft. Er besiegte die Normannen Arnulf bei Löwen, und bediente sich zur Schwächung der Slaven in Mäh-887"~89s- ren und der Avaren der wilden, im Reiten und Pfeilschießen ge- übten Magyaren (Madscharen) oder Ungarn, die von den Höhen des Ural allmählig in die Steppen zwilchen Don und Wolga herab- gestiegen waren, und jetzt unter ihrem streitbaren König Arpad das flache Land an der Donau (nach ihnen Ungarn genannt) besetzten. Die Avaren wurden theils zum Abzug gezwungen, theils unterworfen. Aber die Fremdlinge (Ungarn) wurden für Deutschland bald eine furcht- barere Geißel als je die Avaren. Schon unter Ludwig dem Kind, dem unmündigen Sohn Arnulfs, der nach einem glorreichen Zuge nach 8s8-r>n. Italien, wo er die Kaiserkrone erlangt, in der Blüthe männlicher Kraft gestorben war, erzwangen sich die Ungarn einen jährlichen Tribut. Dieser dauerte auch fort, als nach dem kinderlosen Tode dieses letzten »n. Karolingers die deutschen Großen, unter denen besonders die Herzoge von Sachsen, Franken (am Main und Rhein), Lothringen, Schwaben, Bayern (Welfen), Kärnthen u. a. an Macht her- vorragten, zusammentraten und den Herzog Konrad von Franken, Konrad i. aus einem den Karolingern verwandten Hause, zum Kaiser wählten, Somit ward Deutschland ein Wahlreich. §. 254. Unter Karl dem Einfältigen erreichte die Verwirrung und Gesetzlosigkeit in Frankreich den höchsten Grad. Die Herzoge und Grafen schalteten eigenmächtig, rissen die Krongüter an sich und achte- ten weder Gesetz noch Recht. Odo's Neffe, Hugo von Paris (Her- zog von Francien, Orleans und Burgund), ein mächtiger, hochfah- render Herr, hielt den gutmüthigen, aber unkraftigen König in Unter- würfigkeit und zuletzt in Gefangenschaft. Dagegen wurde das Reich von den verheerenden Raubzügen der Normannen befreit, seitdem Karl den Herzog Rollo (Rolf) in die nach ihnen benannte Provinz Nor-

17. Welt- und Staatskunde - S. 50

1910 - Berlin : Mittler
°0 Iii. Die Entwicklung der Kulturnationen. lassen, entstand 888 aus der Westschweiz und der Franche comte ein Königreich Hochburgund (Arelat und Hochburgund verschmolzen 933 zu einem Reich); in Italien nahm der Markgraf Berengar von Friaul den Königstitel an. Arnulf schaffte zunächst im Westen Ruhe vor den Normannen. Nach Zertrümmerung des im Osten emporgekommenen mährischen Reichs des Swentopluk (894) entstand hier dem Deutschen Reich ein weit gefährlicherer Feind in den finnischen Ungarn, die vom Schwarzen Meer her in das Donautiefland zwischen Mähren und Bulgarien vorgedrungen waren. Arnulf empfing im Jahre 894 die römische Kaiserkrone. Unter seinem schwachen Nachfolger, Ludwig dem Kind (899—911), verlor das Reich mehr und mehr seinen inneren Halt. In Sachsen, Baiern, Schwaben, Franken und Lothringen kamen wieder selbständige herzogliche Gewalten empor. 910 erlitt Ludwig eine schwere Niederlage durch die Ungarn, und als er im nächsten Jahre starb, hinterließ er das Reich im Zustand völliger Zersplitterung. In Westfranken war nach dem Tod des Königs Odo von Paris (898) mit Karl dem Einfältigen (des Kahlen Enkel) das Geschlecht der Karolinger wieder auf den Thron gekommen. Im ostfränkischen, also im Deutschen Reich, wo mit Ludwig dem Kind dieses Geschlecht ausgestorben war, wählten die Großen des Reichs aus ihrer Reihe einen neuen König, und zwar fiel die Wahl auf den Herzog Konrad von Franken (911—918). Vergeblich bemühte sich dieser, die königliche Gewalt den neu emporgekommenen herzoglichen Gewalten gegenüber zur Geltung zu bringen. Erst Heinrich I. (919—936), aus sächsischem Hause, vermochte ein wenn auch noch lockeres Band um alle deutschen Stämme zu schlingen. Er brachte Lothringen, das an Karl den Einfältigen von Frankreich verloren gegangen war, wieder an Deutschland; er behauptete sich siegreich gegen die Wenden, Sorben, Ungarn und machte Böhmen und Dänen tributpflichtig. Seinem Sohne Otto I. (936—973) gelang es, die Selbständigkeit der Herzogsgewalten aufzuheben und diese ganz in seinen Dienst zu stellen. Nach Niederwerfung der Ungarn auf dem Lechfeld (955) stellte er die baierifche Ostmark (das spätere Österreich), östlich der Enns zu beiden Seiten der Donau wieder her. Herzog Konrad von Lothringen, der sich mit Ottos Sohn Liudolf, dem Erzbischof von Mainz und dem Pfalzgrafen von Baiern gegen Otto empört hatte, verlor infolgedessen sein Herzogtum, das der Erzkanzler Brun zur Verwaltung erhielt, der es in zwei Herzogtümer, Ober- und

18. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 41

1910 - Berlin : Salle
Die deutschen Karolinger. 41 Die Söhne Ludwigs des Deutschen waren Karlmann, Ludwiglll. und Karl Iii., der Dicke. Sie wiesen die Gelüste ihres Oheims Karls des Kahlen auf die Rheinlande kräftig zurück. In der Schlacht bei Andernach wurden die westfränkischen Truppen vollständig besiegt. Ludwig Iii. errang auch einen großen Sieg über die Normannen bei Saucourt (882), den das Ludwigslied des Mönchs Hucbald in alliterierender Poesie feiert. Unter Karl Iii., dem Dicken, wurden sämtliche Länder, die Karl der Große beherrscht hatte, noch einmal vereinigt (885). Da er aber den Normannen einen jährlichen Tribut bewilligte und ihnen sogar ein Gebiet an der Seine anwies, so wurde er auf der Reichsversammlung zu Tribur abgesetzt (887) und an seiner Stelle Arnulf, Herzog von Kärnten, ein Sohn Karlmanns, gewählt. Niederburgund mit der Hauptstadt Arles hatte sich 879 unter dem Grafen Bofo von Vienne, Hochburgund mit der Hauptstadt Genf 888 unter dem Grafen Rudolf losgerissen und eigene Königreiche gebildet. Auch Italien ging den Karolingern verloren und stellte sich unter einheimische Könige. Arnulf von Kärnten (887—899), ein kräftiger Regent, schreckte die Normannen, die er bei Loewen in den Niederlanden, wo sie ein verschanztes Lager hatten, (891) besiegte, von größeren Unternehmungen ab und war auch glücklich im Kampfe gegen den mährischen Fürsten Swatopluk, wobei ihm die erst vor kurzem in Ungarn eingewanderten Magyaren, ein finnischer Volksstamm, Beistand leisteten. Er erwarb die Kaiserkrone, die ihm der Papst Formosus aufsetzte, dem er gegen seine Widersacher aus dem Herzoglichen Hause Spoleto beigestanden hatte. Aber Arnulfs Kraft war schon erschöpft, krank kehrte er nach Deutschland zurück und starb ein Jahr darauf zu Öttingen in Bayern. Ihm folgte sein minderjähriger Sohn, Ludwig das Kind (900—911). Dieser stand unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz. Die Magyaren unternahmen nach Eroberung des Mährenreiches beständige Raubzüge nach Deutschland. Mit Ludwig dem Kinde erlosch der Stamm der deutschen Karolinger. Die Kirche. Die Zeit der ostfränkischen Karolinger war die Zeit des Wachstums der kirchlichen Besitzungen. Fulda, St. Gallen, Reichenau konnten als die Bildungsmittelpunkte der damaligen germanischen Welt angesehen werden. Der Güterbestand der Klöster vermehrte sich durch Schenkungen von Jahr zu Jahr. Das Bistum Freising erwarb Weinberge bei Meran, die Abtei Tegernsee bei Bozen, das Stift St. Regula zu Zürich gelangte in den Besitz des Tals von Uri, St. Gallen in den des heutigen Appenzell, Kloster Säckingen er-

19. Das Mittelalter - S. 44

1857 - Koblenz : Baedeker
44 Konrad I. überschritten (auf Arnulfs Veranlassung?), so behauptete sich doch Zwentibgld gegen die von allen Seiten andringenden Feinde, und erst nach seinem Tode zerfiel die mährische Macht, da er das Reich unter seine drei Söhne theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der Unew wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien, er erhielt die Kaiserkrone, aber der Versuch, auch die Krone Italiens zu gewinnen, mißlang. Ihm folgte sein 6jähriger Sohn 2) Ludwig das Kind 90ä—911 unter der vormundschaft- lichen Regierung des Erzbischofs Hatto von Mainz (an dessen Na- men sich die Legende vom Mäusethurm bei Bingen knüpft) und des Markgrafen Otto von Sachsen. Die Ungarn fielen, nachdem sie das mährische Reich, Deutschlands Bollwerk gegen Osten, erobert hatten, wiederholt in Kärnthen, Vaiern und sogar in Sachsen ein, vernich- teten Ludwig's Heer an der Ens, und da seitdem der gemeinschaftliche Verteidigungskrieg gegen sie aufhörte, so plünderten sie die einzelnen Provinzen und dehnten bald ihre Raubzüge bis an den Mb ein aus. Das Reich der Ostfranken unter Konrad I., dem Franken, 911—918. Nach dem Aussterben der Karolinger in Deutschland wurde, ohne Rücksicht auf das Erbrecht der schwachen Karolinger in Frank- reich, der, dem Karolingischen Hause verwandte Herzog Konrad von Franken zum Könige gewählt. lnur in Lothringen machte der westfränkische König (Karl der Einfältige) sein Erbrecht geltend, nahm dieses Land (außer Elsaß) in Besitz und behauptete es gegen einen zweimaligen Angriff des deutschen Königs. Konrad's Thätigkeit während seiner ganzen Regierung war darauf gerichtet, die deutschen Fürsten zur Anerkennung seiner königlichen Herrschaft zu zwingen. Es gelang ihn: zwar da, wo er gerade verweilte, sich Anerkennung zu verschaffen, aber in seiner Abwesenheit erhoben sich die kaum be- zwungenen Fürsten stets auf's Neue. Zunächst brach die alte Feind- schaft zwischen den Sachsen und Franken wieder aus, als Konrad sich weigerte, nach Otto's Tode dessen Sohne Heinrich alle Lehen des Vaters zu überlasten. Bei dieser innern Zerrüttung Deutsch- lands wiederholten die Ungarn fast jährlich ihre räuberischen Züge durch Baiern und Alemannien bis nach Lothringen und Sachsen (bis Bremen), wozu sie sogar von Konrad's einheimischen Gegnern auf-

20. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 41

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Tie letzten Karolinger. 41 (Arles) erhoben sich selbständige Staaten. In Italien endlich entstanden verheerende Kämpfe zwischen mächtigen Fürsten, die den Thron für sich in Anspruch nahmen. Arnulf von Kärnten gelang es, einige Erfolge zu er- Arnulf^von ringen. Über die Normannen trug er bei Löwen an der Dyle einen 887-899. glänzenden Sieg davon; seitdem hörten ihre Einfälle allmählich auf. Ferner zerfiel nach Swatopluks Tode das mährische Reich, von Ostfranken und Magyaren gleichzeitig angegriffen. Auch die Kaiserkrone ließ sich Arnulf in Nom auf das Haupt setzen. Nach seinem Tode aber siel das Reich an einen kaum siebenjährigen Knaben, Ludwinas-Ludwig, für den Erzbischof Hatto von Mainz die Regierung führte. 900—911. Während die Ungarn nun fast alljährlich unter furchtbaren Plünderungen einfielen, sank zugleich die königliche Gewalt; das im Universalreich unterdrückte Selbständigkeitsbewußtsein der Stämme regte sich und fand seinen Ausdruck in der Entstehung von Stammes- Die Herzogherzogtümern. Das mächtigste Herzogsgeschlecht war das säch- umer' sische der Liudolsinger, dessen reicher Grundbesitz zumeist am Nord» und Südrand des Harzes lag. In Bayern folgte auf den gegen die Ungarn gefallenen Liutpold Herzog Arnulf, der ebenfalls eine fast unabhängige Stellung einnahm. Auch in Schwaben, Franken und Lothringen gewannen mächtige Geschlechter die Herzogsgewalt. Mit Ludwig dem Kinde starben die deutschen Karolinger aus. Darauf wählten die ostrheinischen Stämme — Lothringen fiel zu Westfranken ab — Konrad I., Herzog von Franken. Dieser ver-zehrte sich in erfolglosen Kämpfen gegen die herzoglichen Gewalten, besonders gegen Heinrich von Sachsen; auf dem Totenbette bestimmte er seinen Bruder Eberhard, die Reichsinsignien seinem Gegner zu überbringen. § 41. Ergebnisse. Der Versuch eines die abendländische Christen- gpfak. heit des Festlandes umfassenden Universalreichs war gescheitert; die romanischen Nationen hatten sich der deutschen Vorherrschaft entzogen. Ja, mit Deutschland selbst war es unter einem im Sinken begriffenen Herrschergeschlecht, infolge der verderblichen Machtentwickelung der großen Vasallen, des Verfalls des Beamtentums, des Selbständigkeitsdranges der Stämme soweit gekommen, daß es sich der auswärtigen Feinde kaum zu erwehren vermochte und in seinem einheitlichen Bestände bedroht erschien. Die deutsche Kultur war noch rein bäuerlich und natural- Wirtschaft-wirtschaftlich. Der Handel war ganz gering und fast allein in der Hand fremder, besonders lombardischer Kaufleute. In jener Zeit war das Geld so selten geworden, daß es etwa zwölfmal so viel Kaufkraft hatte als heute. Aber der Ackerbau schritt vorwärts;