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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 1

1880 - Halle : Anton
J. Are affen Deutschen. 1. Unsere Vorfahren wohnten ursprünglich auf dem Hochlande von Mittelasien. Dort, yn den Abhängen des großen Quergebirges, welches Vorder- und Hinterasien scheidet, saßen sie als Glied des großen arischen oder indogermanischen Völkerstammes und weideten die Hserden. Von da ans sind sie in unbekannter Zeit westwärts gezogen und in Europa eingewandert. Vor ihnen hatten schon drei andre Zweige der Arier denselben Weg eingeschlagen: der eine besetzte die südlichen europäischen Halbinseln Griechenland und Italien; der andere — die Kelten — ließ sich im Westen des Erdtheils (— in Gallien, Spanien und Britannien) nieder; der dritte — die Slaven — blieb im östlichen Europa. Die ihnen folgenden Germanen bewohmeu zuerst den Norden (—Skandinavien und die deutsche Nord - und Ostseeküste) und wandten sich später südwärts. Zur Zeit Christi bewohnten sie das Land zwischen Nord- und Ostsee, Weichsel, Donau und Rhein. Ihre westlichen Nachbarn waren die Kelten, ihre östlichen die Slave«, ihre südlichen die Römer. 2. Deutschland besaß um jene Zeit ein rauhes Klima; die Winter waren lang und hart, die Luft feucht und nebelig. So wenigstens wird uns von den Römern erzählt, denen wir die Nachrichten über unsre Vorfahren verdanken, und auf sie mußte allerdings das Land im Gegensatze zu ihrer warmen, sonnigen Heimath einen unfreundlichen Eindruck machen. Der Boden war sumpfig und mit großen Wäldern bedeckt. Einer derselben soll 9 Tagereisen breit und 60 Tagereisen lang gewesen sein. Die Berge lieferten Eisen und Salz. In den Wäldern wuchsen riesige Eichen, Buchen uno Tannen. Mancher dieser Bäume saßte, zum Nachen ausgehöhlt, wohl 30 Menschen. Neben ihnen reiften allerlei Waldbeeren und wildes Obst. Auf den Feldern wurden Hafer und Gerste, Erbsen, Linsen, Bohnen, große Rettige und Flachs erbaut. Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine, Elennthiere und riesige Auerochsen bevölkerten die Wälder; Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Gänfe wurden als Hausthiere gezogen.

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 7

1880 - Halle : Anton
7 hier ihrer. Jeden Morgen zogen die in Walhalla weilenden Helden mit Wodan ans, um auf den vor Odins Burg sich ausbreitenden himmlischen Gefilden mit einander zu kämpfen. Dann ritten sie — auch die in diesen Kämpfen Gefallenen und Verwundeten standen gesund wieder auf — heim und setzten sich zum fröhlichen Mahle. Ein Eber, der, obschon täglich geschlachtet und gesotten, doch jeden Abend unversehrt wieder dastand, lieferte den Braten, und reichlich kredenzten die Walküren den köstlichen Meth. Um für dieses Leben gerüstet zu sein, wurden die gefallenen Helden mit Roß und Waffen bestattet. Denn man gab dem Todten das mit in's Grab, was ihm auf Erden zu seinem besondern Gebrauche gehört hatte, ihm am nützlichsten gewesen war und ihm auch im Jenseit, wie man glaubte, wieder nützlich werden konnte: dem Kinde sein Spielzeug, dem Weibe seine Schmucksachen, dem Manne seine Waffen. — Die Grabstätte bildete ein Rasenhügel; stolze Denkmäler verschmähten die Germanen, denn sie würden die Abgeschiedenen nur drücken. Lautes Klagen und Jammern endigte bald, Betrübniß und Schmerz spät; den Frauen, sagten sie, zieme das Klagen, den Männern aber treues Gedenken. — Die ruhmlos Gestorbenen, die Uebelthäter und Feiglinge kamen nach der traurigen Hela, einem unterirdischen, kalten, mit ewigem Nebel (— darum auch Niflheim — Nebelwelt genannt —) und ewiger Nacht bedeckten Orte. Ii. Erstes Auftreten der Deutschen in der Beschichte. 1. Etwa 100 Jahre vor Christi Geburt verließen zwei germanische Völker, die Cimbern und Teutonen, ihre Hei-math an den Küsten der Nord- und Ostsee und brachen in Gallien ein. Sie schlugen mehrere ihnen entgegengesendete römische Heere und versetzten das stolze, weltbeherrschende Rom in großen Schrecken. Um es zu retten, wurde endlich der sieggewohnte Feldherr Marius nach Gallien geschickt. — Cimbern und Teutonen beabsichtigten, in Italien einzubrechen. Zu diesem Zwecke theilten sie sich in zwei ungeheure Heerhaufen. Die Teutonen stießen zuerst auf den Marius mit feinen Legionen; ungestüm forderten sie die Römer zum Kampfe heraus. Marius aber verbot feinen Soldaten, sich in den Streit einzulassen, ließ sie jedoch aus die Wälle des Lagers treten, damit sie sich an den Anblick der furchtbaren Feinde gewöhnen möchten. Sechs Tage lang wogte nun der Zug der Teutonen an dem römischen Lager vorüber. Spottend fragten sie die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber auszurichten hätten, denn bald würden sic bei ihnen fein. Behutsam zog Marius ihnen nach. Nach

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 46

1880 - Halle : Anton
46 ewzigen Diener begleitet, die Reise nach Italien. Nur auf Umwegen konnte er dahin gelangen, denn die eigentlichen aus Deutschland nach Italien führenden Alpenpässe hielten feine Feinde besetzt, um es ihm unmöglich zu machen, sich vom Banne zu lösen. Die Reise war mit furchtbaren Schwierigkeiten verbunden, denn sie führte über hohe, in die Wolken ragende Berge, über verschneite Abgründe und über mächtige Lrsselder und Gletscher. Auf Händen und Füßen kriechend, aus dem Bauche oder Rücken die Abhänge hinabgleitend, suchte man vorwärts zu kommen; die Kaiserin mußte in Ochsenhäute gewickelt und so herabgeschleift werden; den Pferden band man die Beine zusammen und zog sie an Stricken herab. Endlich war Italien erreicht. Gregor befand sich eben ans dem Wege nach Deutschland. Da er nicht wußte, in welcher Absicht Heinrich kam, begab er sich nach dem festen Schlösse Canossa. Hierher lenkte der gebannte König feine Schritte. Aber der Papst wollte von keiner Aussöhnung wissen. Heinrich, der keinen andern Ausweg wußte, bentütbißte sich tief vor ihm: Drei Tage laug staub er in bittrer Winterkälte — es war im Januar des Jahres 1g77 — im Büßer-gewaude, mit nackten Füßen und bloßem Haupte, ohne Speise und Trank unter freiem Himmel im Schloßhofe zu Canossa und bat um Einlaß. Erst am vierten Tage ließ sich Gregor durch die Bitten seiner Umgebung erweichen. Heinrich erhielt Zutritt und wurde vorläufig vom Banne losgesprochen; doch mußte er vorher versprechen, der Regierung so lange zu entsagen, bis Gregor auf einem Reichstage entschieden haben würde, ob er König bleibe könne oder nicht. — Dieser Aussöhnung solgte ein feierlicher Gottesdienst. Nach Beendigung desselben rief der Papst Heinnch an den Altar, nahm vor den Augen der versammelten Menge eine Hostie, zerbrach sie in zwei Stücke und genoß die eine Hälfte, indem er Gott anrief, er möge ihn eines augenblicklichen Todes sterben lassen, wenn er der Verbrechen wirklich schuldig sei, die ihm der König zur Last gelegt habe. Darauf reichte er dem letzteren die andere Hälfte und forderte ihn auf, dasselbe zu thun. Das konnte der König freilich nicht; er wies die Hostie zurück, und voll Zorn und Ingrimm über diese neue Schmach und Kränkung schied er von Gregor. 5. Die deutschen Fürsten warteten die päpstliche Entscheidung nicht ab; sie erklärten vielmehr Heinrich für ab gesetzt und wählten den Herzog Rudolf von Schwaben zum König. Als Heinrich dies hörte, kehrte er fofort aus Italien nach Deutschland zurück; er war entschlossen, feine Krone aufs äußerste zu vertheidigen. Während sein Gegner namentlich die Sachsen ans seiner Seite hatte, wurde er besonders von den rheinischen Städten unterstützt. Bei Mölsen (— unweit Merseburg —) kam es zum Eulscheidungskampse; zwar wurde Heinrich besiegt, aber Rudolf empfing eine tödtliche Wunde: er verlor die rechte Hand, und ein gewaltiger Streich traf den Unterleib. Sterbend hob er die abgehauene Rechte mit der Linken

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 14

1880 - Halle : Anton
14 Während seine Tischgenossen aus Gold und Silber speisten aß er von hölzernem Geräthe. Feinere Gerichte verschmähte er, Fleisch war seine fast einzige Nahrung. Schlicht war auch sein Kleid, es zeiate keine andre Sorgsalt, als das es rein wär. Hart bedrängte er das oströmische 9?eich ; immer größer wurden seine Forderungen; da erklärte der tapfere morgenländische Kaiser seinen Tribut fordernden Gesandten: „Gold habe ich nur für meine Freunde aber Stahl für meine Feinde." Nun wandte sich Attila dem Abends lande zu, das ihm leichtere Beute versprach. Im Jahre 451 unternahm er einen Stoß gegen das weströmische Reich. Verheerend zog er mit mehr als einer halben Million Kriegern an der Donau hinauf, überschritt den Rhein und brach in Gallien ein. Wohin der Huf seines Pferdes trat, da wuchs kein Gras mehr, die Städte wurden zerstört, das Land zur wüsten Einöde gemacht. Einst hatten die Römer ganz Gallien besessen; jetzt gehörte ihnen nur noch der mittlere Theil; den Norden hatten die Franken, den Osten die Burgunder, den Süden die Westgothen in Besitz genommen. Nun drohte allen gemeinsam Gefahr. Da vereinigte sich der römische Statthalter Aktivs mit Franken, Burgundern und Westgothen und stellte sich Attila bei Chalons an der Marne entgegen. Furchtbar entbrannte der Kampf; wohl 180000 Leichen deckten das Schlachtfeld, und ein durch das Gefilde rinnender Bach schwoll von dem in ihm zusammenströmenden Blute hoch an. Furchtbar war auch die Erbitterung der Streitenden, drei Tage lang kämpften nach dem Glauben des Volkes die Geister der Erschlagenen in den Lüsten noch fort. Attila wurde geschlagen. Am Abend zog er sich in seine Wagenburg zurück. Hier ließ er aus den Sätteln seiner Reiterei einen Scheiterhaufen errichten; auf ihm wollte er sich verbrennen, wenn Aötius am andern Morgen den Kampf erneuern würde. Doch der Angriff unterblieb, und Attila kehrte nach Ungarn zurück; die christliche und germanische Welt war vor der hunnischen Barbarei gerettet. Schon im folgenden Jahre unternahm er einen zweiten Stoß gegen Westrom. Diesmal brach er in Italien ein und zerstörte eine Menge oberitalienischer Städte. Viele Einwohner der verwüsteten Orte retteten sich auf die an der Küste gelegenen Inseln des adriatischen Meeres und gründeten Venedig. Attilas Ziel war Rom; allein er erreichte es nicht: eine in seinem Heere ausgebrochene Seuche, die Bitten des römischen Bischofs Leo und reiche Geschenke bewogen ihn zum Abzug aus Italien. Er hatte gedroht, er werde wiederkommen; aber plötzlich starb er 453 an einem Blutsturz. Seinen Leichnam legte man in einen goldenen Sarg, diesen stellte man in einen silbernen und beide in einen eisernen; dann wurde er mit vielen Schätzen begraben. Die Sklaven, die das Grab bereitet hatten, wurden getödtet, damit sie die Ruhestätte des großen Königs nicht verrathen möchten.

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 17

1880 - Halle : Anton
17 tobten Darauf meldete et die Schanbthat dem Chlodwig und versprach ihm von den ererbten Schätzen, so viel er begehre. Chlobwig schickte Gesanbte zu ihm, bencn jener die Schätze zeigte; als er sich aber über einen mit Golb gefüllten Kasten herabbog, zerschmetterte ihm einer der Abgesanbten mit der Streitaxt den Kopf. Sogleich eilte Chlobwig herbei, versicherte dem zusammengerufenen Bolke, er sei selbstverstänblich an der ganzen Sache unschulbig, schlug ihm vor, sich unter seinen Schutz zu begeben iinb würde als König auf den Schilb gehoben. Einen andern der Frankenkönige ließ er fammt seinem Bruder durch Hofleute, die er mit unechtem Schinucke bestochen hatte, gefangen nehmen. Gebunben würden Beibe vor ihn geführt. „Wie konntest du", sprach Chlobwig zum Könige, „unser königliches Geschleckt so herabwür-bigen, daß bu bich binben ließest? Besser der Tod!" Und mit geschwungener Streitaxt spaltete er ihm den Kopf. Darauf wrnibte er sich zu dem Brnber des Getödteten mit den Worten: „Wenn bu beinem Bruder Hilfe geleistet hättest, so würde er nicht gebunben worben sein," und hieb auch ihn niebet. Jenen verräterischen Hofleuten aber, die zu spät erst gewahr würden, daß sie unächtes Golb empfangen halten, und sick nun ihm gegenüber beklagten, erwiberte er: „Für falsche That gebührt euch falsches Golb. Seib zusrieben, daß ich euch nicht hinrichten lasse, wie ihr es verbieut habt." Noch viele anbre Könige, sogar seine eigenen Verwandten, ließ Chlodwig, von Herrschsucht verleitet, umbringen. Ja, in einer öffentlichen Versammlung ries er einst mit erheuchelter Traurigkeit aus: „Wehe mir, beiß ich keinen theuren Verwanbten mehr habe, der mir im Unglück Beistanb leisten könnte." So sprach er aber nur, um zu erfahren, ob sich nicht noch jemand sinben würde, den er umzubringen vergessen hätte. — Aus solche Weise grünbete Chlobwig ein einheitliches Frankenreich, zu dessen Hanptstabt er Paris erhob. Dasselbe umfaßte Deutschland zu beiben Seiten des Rheins und ganz Gallien mit Ausnahme des Gebiets der Burgunber, welches blos tri= butpslichtig war, und bessen der Westgothen Küstenstrich von den Pyrenäen bis zum Rhone). Anßerbem besaßen die Ostgothen den süd-östlichen Küstenstrich Galliens als besonbere „Provinz;" heute noch Beißt berselbe „Provence." Chlobwigs Nachfolger hießen — nach ihrem gemeinsamen Stammvater Meroväns - Merovinger. Unter ihrer Herrschaft wurde das Frankenreich noch Bedeutend vergrößert. Sie eroberten das Gebiet der Burgunder, auch überlteßen ihnen die Ost-gothen ihre gallische Provinz. Die späteren Merovinger waren Blose Schein- und Schattenkönige. In ihrem Palaste führten sie ein müssiges, schwelgerisches Men; nur einmal im Jahre, im Monat März, bei Gelegenheit der allgemeinen Volksversammlung erschienen sie auf einem mit vier Ochsen bespannten Wagen und zeigten sich im königlichen Schmucke dem Volke. Die Regierung überließen sie im'übrigen ihrem 2

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 50

1880 - Halle : Anton
50 nun Bergleute aus dem Harz, wo damals schon der Bergbau blühte, und aus Böhmen in sein Land und gründete eine neue Stadt, die den Namen Freib erg erhielt. Den Silbersegen verwendete er zur Förderung des Wohlstandes seines Landes. Namentlich suchte er Gewerbe und Handel zu heben. Leipzig erhob er zu einem bedeutenden Handelsplatz und verlieh ihm das Recht, alljährlich zu Ostern und zu Michaelis eine Messe zu halten. An der Elbe bei Meißen wurden Reben gepflanzt und so der Weinbau begonnen. — Iii. 1. Als Kaiser Konrad Iii. gestorben war, wählten die deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu feinem Nachfolger. Die Italiener nannten denselben seines röthlich-blonden Haares und Bartes wegen Barbarossa, d. h. Rothbart. Friedrich Barbarossa regierte von 1152 —1190. Bemüht, das alte Ansehen und die alte Macht Deutschlands wieder herzustellen, suchte er zuvörderst im Innern Ruhe zu schaffen. Darum schlichtete er den alten Streit zwischen Welsen und Hohenstaufen, indem er feinem Jugendfreunde Heinrich dem Löwen zu dem Herzogthume Sachsen, das er schon besaß, das Herzogthum Baiern zurückgab. Dann richtete er seinen Blick südwärts. In Italien war das kaiserliche Ansehen fast ganz erloschen. Die oberitalienifchen Städte, welche durch den Ge-wcrbfleiß ihrer Bewohner und durch den ausgedehnten Handel mit den kostbaren Waaren des Morgenlandes allmählich sehr reich und mächtig geworden waren, wollten von einer Oberherrschaft des Kaisers nichts mehr wissen. Die übermüthigste dieser lombardischen Städte aber war Mailand. Viele benachbarte kleinere Städte wurden von ihm arg bedrückt. Die Unterdrückten wandten sich hilfesuchend an den Kaiser. Friedrich verwies in einem Schreiben den Mailändern ihr Benehmen auss ernstlichste. Diese aber rissen in ihrem Uebermuthe das kaiserliche Schreiben in Stücke, warfen es auf die Erde und traten es mit Füßen. Solcher Frevel forderte Züchtigung. Friedrich zog mit einem ansehnlichen Heere nach Italien und schloß Mailand von allen Seiten ein. Nach kurzer Zeit mußte es sich, vom Hunger bezwungen, demüthigen. Die Thore öffneten sich; heraus schritt die ge-sammte Geistlichkeit mit vorangetragcnen Kreuzen; dann kamen die Adligen, barfuß und mit bloßen, an dem Nacken befestigten Schwertern; zuletzt erschien das Volk, mit Stricken um den Hals, bleich und trostlos. Alle warfen sich dem auf einem Throne sitzenden Kaiser zu Füßen und flehten um Schonung und Erbarmen. Die Stadt wurde begnadigt, nachdem sie Treue und Gehorsam geschworen hatte. Kaum aber war Friedrich abgezogen, als auch der Schwur schon wieder gebrochen wurde. Die Mailänder, unzufrieden mit dem kaiserlichen Beamten, dem sie gehorchen sollten, empörten sich von neuem. Abermals zog Barbarossa vor die wortbrüchige Stadt und belagerte sie. Hartnäckig wurde sie von ihren Bewohnern vertheidigt. Der Kaiser aber schwur, nicht eher seine Krone wieder auszusetzen, als bis Mailand

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 51

1880 - Halle : Anton
51 bezwungen wäre. Nach zwei Jahren erst ergaben sich die Belagerten, von der äußersten Hungersnoth gezwungen, auf Gnade und Ungnade. Wieder erschien das gesummte Volk in 100 Schaaren getheilt, barfuß, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuze in den Händen, vor dem Kaiser und flehte um Erbarmen. Eine Schaar nach der andern zog schweigend und demüthig an ihm vorüber uni) legte ihre Fahne zu feinen Füßen. Doch diesmal gab es keine Gnade. Ernsten Antlitzes erhob sich der Kaiser und sprach: „Ihr alle habt nach dem Gesetze das Leben verwirkt; ich will es euch schenken, aber ich werde dafür sorgen, daß ihr künftig ähnliche Verbrechen nicht mehr begehen könnt." Mit schwerem Herzen kehrten die Mailänder in ihre Stadt zurück und harrten zitternd der Strafe, die ihnen auferlegt werden würde. Und sie 'war hart und schwer genug. „Mailand soll wüst und leer sein; alle Einwohner verlassen die Stadt und bauen sich in vier Flecken an, deren jeder zwei Meilen von dem andern entfernt ist" — so lautete das Urtheil. Unerbittlich ward es vollzogen: Mailand wurde zerstört. 2. Aber auch dieses harte Gericht schreckte die Italiener nicht. Kaum war Barbarossa nach Deutschland zurückgekehrt, als sie sich, durch die Strenge und Härte der kaiserlichen Statthalter gereizt, zu neuem Widerstände erhoben. Die oberitalienischen Städte verbanden sich gegen den Kaiser und schlossen den lombardischen Städtebund. Der damalige Papst Alexander trat diesem Bunde bei. Die Mailänder wurden in ihre Stadt zurückgeführt und die zerstörten Thore, Mauern, Wälle und Gräben mit vereinter Kraft wieder hergestellt. Ja, dem Papste zu Ehren, dem Kaiser zum Hohne gründete man eine neue Stadt und Festung, die man Alessandria nannte. Diesen Trotz zu brechen, zog Friedrich abermals über die Alpen. Aber eine mörderische Seuche raffte den größten Theil seines schönen Heeres binnen acht Tagen hinweg. Viele, welche zu Pferde steigen wollten, fielen in demselben Augenblicke todt nieder, und viele, welche ein Grab gruben, stürzten selbst entseelt hinein. Mit geringem Gefolge mußte sich der Kaiser nach Deutschland zurückbegeben. Beinahe wäre er auf der Heimreise selbst ermordet worden, wenn ihn nicht die Treue eines seiner Ritter, Hartmanns von Siebeneichen, gerettet hätte. Bei Susa stehet einsam ein abgelegnes Haus, Er ruhet dort der Kaiser von seinen Nöthen aus. Ach wehe, Barbarossa, wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet von Mördern und Verrath. Es sprach der Wirth voll Reue: „Wie ist es mir so leid! Ich wollte gern dich retten, doch nun ist's nicht mehr Zeit." Da rief der Kaiser zürnend: „Verderben diesem Ort, Wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! Gott schütz' die deutsche Krone, Gott schütz' die Seele mein! Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein!" 4 *

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 19

1880 - Halle : Anton
19 10. Der oströmische Kaiser Znstinian Betrachtete sich als den Erben Westroms. Deshalb sendete er seinen Feldherrn Belisar nach Afrika, um das Vandalenreich zu er = db er n. E s gelang diesem leicht, die Vandalen zu Besiegen, denn unter der heißen Sonne Afrikas war ihre Kraft verfallen. Ihr König Gelimer suchte in einer Bergfestung Zuflucht. Von den Feinden eingeschlossen und von dem Hunger Bezwungen, sandte er einen Boten in Belifars Lager und Bat um ein Stück Brod, um einen Schwamm und um eine Laute: das Brob, um seinen Hunger zu stillen; den Schwamm, nm seine Thränen zu trocknen; die Laute, um zu ihren Klängen das Lieb seines Jammers zu singen. Gelimer mußte sich er-geben, und das Bandalenreich wurde — im Jahre 534 — oströmische Provinz. Hieraus saubte Iustiuian den Belisar gegen die Ostgothen nach Italien. Zwanzig Jahre lang leisteten diese tapferen Widerstand, Bis sie am Ende von Belisar und seinem Nachfolger Narses allmählich aufgerieben wurden. Der kleine Gothenrest erbat sich enblich freien Abzug aus Italien; benn, sagten sie, sie sähen ein, daß Gott ihnen bieses schöne Land nicht Beschieben habe. Von Bewunbernng für so tapfere Männer erfüllt, gestattete ihnen Narses, mit Waffen und Habe ehrenvoll abzu-ziehen. So ging 554 das Oftgotheureich zu Grunde; Italien würde eine oströmische Provinz; Narses verwaltete sie als Statthalter. Narses, ein Mann von kleinem, schwächlichem Körper, ctber von großem Geiste, würde später von der o ströintscheit Kaiserin gröblich Bel eibigt. Sie ließ ihm sagen, er möge das Regieren Männern überlassen und lieber nach Konstantinopel zurückkehren, Frauenkleiber anziehen und mit ihren Mägben Wolle spinnen. Darauf er-wiberte Narses, er wolle ihr einen Faben spinnen, an dem sie lange abzuwickelu haben werbe. Aus Rache rief er die Langobarden nach Italien. Dieselben hatten ursprünglich im Nor den Deutsch-laubs gewohnt und saßen bamals in Ungarn. Im Jahre 568 kamen sie unter ihrem König Albom und grünbeten in Oberitalien das langobarbis che ober lotn Barbische Königreich mit der Hauptstaubt Pavia. Lange weigerte sich diese Stadt, dem Alboin die Thore zu öffnen; drei Jahre hindurch leistete sie hartnäckigen Widerstand. Da schwur Alboin im Zorn, er wolle, wenn sie in seine Hände fallen würde, alle Bewohner niederhauen lassen. Endlich mußte sich Pavia ergeben. Als aber der König einziehen wollte, stürzte sein Pferd mitten im Thor; weder durch Sporen noch durch Schläge konnte es wieder auf die Beine gebracht werden. Da rief ein Langobarde: „Brich, o König, dein Gelübde, und ungehindert wirst du deinen Einzug halten können." Der König Befolgte diesen Rath, und sogleich erhob sich das Roß und trug trug ihn in die Stadt, beren Bewohner ihn nun mit Freube empfingen. 2*

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 27

1880 - Halle : Anton
27 rum gegen sie zu Felde. Unter seiner Führung drangen die Franken bis zur Raab vor; sie erstürmten den Hauptring der Avaren (— so hießen ihre kreisförmigen aus Baumstämmen und Mauerwerk festgefügten Verschalungen —) und erbeuteten die ungeheuren Schätze, welche die wilden Feinde seit 200 Jahren zusammengeraubt und hier aufgehäuft hatten. Dadurch wurden die Avaren so geschwächt, daß sie bald nachher den benachbarten Slaven zur Beute fielen. Das ihnen abgenommene Land schlug Karl als Ostmark zu seinem Reiche; sie wurde die Grundlage des spätern Oestreichs. 6. Auch mit den Normannen in Dänemark gerieth er in Krieg; er besiegte sie und machte die Eider zum Grenzfluß- So dehnte sich sein Reich von der Eider bis zum Tiber und Ebro, vom atlantischen Meere bis zur Elbe und Theiß. 7. Zn all seiner Macht und Ehre kam am Ausgauge des achten Jahrhunderts noch eine neue Würde: im Jahre 800 krönte ihn der Papst zum römischen Kaiser. Als Karl am Weihnachtsfeste in der Peterskirche zu Rom am Altar zum Gebet niederkniete, trat der Papst vor ihn und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt. Das versammelte Volk aber ries jubelnd: „Heil und Sieg dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten, großen und friedebringenden Kaiser der Römer!" Dreimal wurden diese Worte wiederholt, dann berührte der Papst mit seiner einen Hand den Mund, mit der andern die Hand des Gekrönten, salbte ihn und verbeugte sich gegen ihn. So wurde das vor 3 24 Iah re n durch einen Deutschen vernichtete römische K a t f c r t h u m durch einen D> c n t = fch en wieder in's Leben gerufen. Karl war nun der höchste Herrscher der Welt und zugleich der oberste Schutzherr der christlichen Kirche in Europa. Iii. Karl war groß alsregent und alsvater seiner Völker. 1. Die alten Herzogtümer, in denen die Herzöge ziemlich selbständig regiert hatten, lösteer auf und theilte das ganze Reich in Gaue. Ueber jedem Gaue stand ein vom Kaiser eingesetzter Gaugraf; derselbe hielt, von feinen Schöffen umgeben, an des Kaisers Statt allmonatlich Gericht, erhob die Steuern, hielt auf Ruhe und Ordnung und führte im Kriege den Heerbann. Markgrafen schützten die Grenzen des Reichs. Pfalzgrafen verwalteten die königlichen Güter und Paläste (--- die letzteren hießen auch „Pfalzen" —). Sendgrasen reiften in Karls Aufträge durch dasland, beaufsichtig t e u die Beamten und untersuchten die Zustände. Karl selbst hielt alljährlich das Maifeld ab. Das war ein im Monat Mai stattfindender Reichstag. In den alten deutschen Volksversammlungen hatte jeder Freie mit berathen und mit be-

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 63

1880 - Halle : Anton
63 Die Bürger trieben vorwiegend Gewerbe und Handel. Diejenigen, welche ein und dasselbe Handwerk betrieben, thaten sich zu Zünften, Gilden oder Innungen zusammen. Dieselben schlossen sich streng unter einander ab; alle, die zu einer Zunft gehörten, bildeten gleichsam ein Ganzes, treu zusammenhaltend in Freud und Leid, mit besonderem Handwertsgruß und Erkennungszeichen ; eine jede Innung hatte ihren Zunftmeister, welcher die althergebrachte Ordnung bei den Versammlungen der Meister und Gesellen sowie bei der Aufnahme neuer Mitglieder aufrecht halten mußte. 3. Ursprünglich gehörten die Städte einem Fürsten, Grafen oder Bischof, auf dessen Grund und Boden sie lagen. Derselbe ließ sich in der Stadt durch einen Voigt oder Burggrafen vertreten, welcher in seinem Namen die ihm zukommenden Rechte ausübte. Später, als die Städte immer reicher und mächtiger wurden, mußten sie oft den Fürsten aus ihren Bedrängnissen helfen und ihnen namentlich gegen die oft übermüthigen Ritter beistehen. Das wollten sie jedoch nicht umsonst thun; sie gewährten ihre Hilfe nur, wenn der Fürst dafür aus eins oder mehrere seiner Rechte verzichtete. So erwarben sie ein solches Recht nach dem andern, und viele wurden am Ende ganz frei. Alsdann gehörten sie als freie Reichsstädte zum deutschen Reiche und st au den unmittelbar unter dem Kaiser. 4. Der wachsende Wohlstand und die zunehmende Freiheit der Städte erregte Neid und Eifersucht der Ritter; darum herrschte zwischen beiden gewöhnlich Feindschaft. Besonders waren es die Raubritter, welche den städtischen Handel zu stören suchten. Ueberhanpt stand damals der Kaufmann überall in Gefahr, beraubt und beschädigt zu werden. Das Handelsschiff, welches an der Klippe zerschellt, der Fracht sahn, welcher aus den Grund gerathen war, der Wagen, dessen Achse die Straße berührt hatte, die vom Wagen herabgefallene Waare — alles das galt nach damaliger Sitte als den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Es war darum nur natürlich, daß sich die .Handel treibenden Städte zu gegenseitigem Schutze verbanden. So schlossen die am Rhein gelegenen einen Bund, welchen man den rheinischen Städtebund Mitte. Derselbe bewaffnete eine Flotte von 600 Schissen mit 10000 Bogenschützen, um den Handel aus dem Rheine sicher zu stellen, und stellte ein Heer von 6000 Reitern nebst dem entsprechenden Fußvolk auf, um den Landhandel zu schützen. — Am mächtigien aber war der Bnnd der norddeutschen Städte, den man die Hansa nannte. 85 Städte traten ihr allmählich bei; das Haupt war Lübeck. So groß war die Macht der Hansa, daß Könige sich um ihre Freundschaft bewarben und daß Norwegen, Schweden und Dänemark wohl 150 Jahre lang sich vor ihr beugen mußten. 5. Durch Gewerbfleiß und Handel gelangten die Städte zu großem Reichthum. Eiue der reichsten Städte war Augsburg, und hier waren es wiederum die Handelshäuser Fug g er und Wel s er, die ungeheure Schätze besaßen. Als armer Webergeselle war der erste Fugger in Augsburg eingewandert; aber durch Fleiß und Geschicklichkeit
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