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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 42

1884 - Straßburg : Bull
— 42 — Unschuldiger kühlte. Aber Hagenbachs Maß war voll. Die Breisacher wasfuetensich, nahmen den Landvogt gefangen und vertrieben seine Leute aus der Stadt. Der Stadtrat erhob gegen ihn die schwere Anklage auf Leib und Leben. Durch die Folter wurde er seiner verübten Schandthaten überführt und durch ein Gericht von 27 Richtern aus verschiedenen Städten zuerst aus dem Adelstand gestoßen und dann zum Tode verurteilt. Acht Henker stritten sich um den Vorrang, ihm den Kopf abzuschlagen. Sein Schädel wurde noch lange in Colmar aufbewahrt zum Schrecken und Grauen der Elsässer und späterer Jahrhunderte. Die Kinder aber sangen das Osterlied: Christ ist erstanden, Der Landvogt gefangen, Des sollen wir froh sein, Sigmund unser Trost sein. Vergebens versuchte Karl von Burgund seine Herrschaft im Elsasse und in der Schweiz aufrecht zu erhalten. Die Schlachten bei Granson und Murten zwangen ihn zum Rückzüge. Jmj. 1477 endete er sein Leben in der Schlacht von Nancy, und Elsaß kam wieder an Sigismund. Der Bundschuh. (1493.) - Durch das ganze Mittelalter hindurch war der Bauersmann oft unerhörten Bedrückungen ausgesetzt. Bisweilen jedoch empörte sich sein geduldiges Gemüt gegen das Unrecht, das ihm angethan wurde und dann entstanden die blutigsten Kämpfe. Im 14. Jahrhundert hatten sich die Schweizer frei gemacht, und das Beispiel, das sie gaben, wirkte mächtig aus ihre Nachbarn in Schwaben und Elsaß. Immer vernehmbarer machte sich das Verlangen der elsässischen Bauern, die in schwerem Frohndienste arbeiten mußten, nach persönlicher Freiheit, und es wurde desto drohender gestellt, je weniger man es beachtete. Es bildeten sich heimliche Verschwörungen, in denen finstere Rachepläne gebrütet wurden. Daran beteiligten sich aber auch Städter, welche mit ihrer Lage unzufrieden waren oder Mitleid mit den traurigen Verhältnissen der Bauern hatten. So bildete sich um Schlettstadt eine geheime Gesellschaft von Bauern und Städtern. Es waren Männer aus Sulz, Dam-bach, Scherweiler und vielen andern Orten, die zu den nächtlichen

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

6. Probleme und Prinzipien des Geschichts-Unterrichts - S. 182

1912 - Straßburg i. E. : Bull
— 182 — Erwartung: Welche Fragen stellt ihr? — (1. Warum verläßt Pestalozzi Stanz? 2. Welchen Wirkungskreis findet er dann? 3. Welchen Erfolg hat der edle Mann dort?) I. Warum Pestalozzi Stanz verlassen mußte. Aus welchem Grunde gab Pestalozzi Neuhof auf? — (Die Kinder waren von ihren Verwandten verhetzt worden.) Iii. Gründung der Neuen Volksschule in Burgdorf und München-Buchsee. I. Von Stanz nach Burgdorf. Pestalozzi steht unter seinen Kindern in Stanz. (Bild!) Da kommt ein Bote herein. Er bringt einen Brief mit französischer Aufschrift: ,,Die Kinder mögen ohne Verzug das Kloster räumen. Es ist für französische Verwundete frei zu halten; denn die französische Heeresabteilung kommt von Süden her nach Stanz!“ So kamen sie (wie am Manövertage, die Soldaten von der Lützelhöhle und dem Galgenberg herab), geschlagen von den Österreichern. Ihr wißt also den Grund, warum Pestalozzi das Kloster räumen mußte. — (Es soll Lazarett werden für die Verwundeten des geschlagenen französischen Heeres.) Schweren Herzens entließ er seine Kinder, nachdem er alle mit Kleidern und Geld versorgt hatte. Nur 20 Kinder blieben unter der Obhut eines Pfarrers zurück. Einige tausend Franken, die er noch in der Waisenhauskasse hatte, schickte er der Begierung zurück und ließ die Vorräte des Waisenhauses nach Luzern bringen. 2. Pestalozzi sehen wir gebrochenen Herzens Stanz verlassen. In einen Badeort will er gehen, sich zu er-

7. Teil 5 - S. 128

1910 - Straßburg : Bull
128 legt, ober wie Johannes das „Friebenskinb", den lieben „Leutewart" im Jorban tauft, und wie dann, von beut Allwaltenben her, der sonst den Raben als Boten sanbte, sich der heilige Geist herabgesenkt, „einem schönen Vogel vergleichbar, einer holben Taube", ober wie sie „kaltes Eisen schlugen, neue Nägel, nietscharf unten, mit harten Hämmern ihm durch die Hünb' und Füße, bittere Bünber; — boch rächt er die Tat nicht, bic grimme". Es ist, als ob in biefer letzten Zeile die alte, auf Naturgesetz und ererbte Pflicht gegrünbete Anschauung von der Blutrache sich noch einmal aufbäume, gemischt mit gerechtem Zorn. Sonst aber zeigt der „Helianb" bei seiner Umsetzung des Evangelienberichtes in die nationale Denkart, wie tief boch schon das Christentum Wurzel geschlagen hat. Und gerabe jene Mischung des Heimischen und des Fremben ist sehr bebeutungsvoll, benn sie beherrscht ja unsere Literatur mehr ober weniger durch alle Stufen ihres Werbeganges hinburch, am tiefsten natürlich in der Zeit, wo das Christentum und die römische Welt ihren Einfluß ans die neue, triebkräftige Kultur des Germanentums ausübten. 51. Das Evangelimbuch Otfrieds. * Alfr. Biese: Deutsche Literaturgeschichte I (1907), S. 40 ff. Der Zusammenhang, der im „Helianb" wie auch im „Mnspilli" und im „Wessobrunner Gebet" noch zwischen den Trägern der neuen geistlichen Bilbung und beut Volksgesang beutlich sichtbar ist, lockerte sich schon frühe, und der Unterschieb zeigt sich, wenn man von beut Volks- prebiger des „Helianb" zu dem Evangelienbuch des gelehrten Mönches Otfrieb von Weißenburg übergeht, der unter dem Abt Hrabanus Maurus, dem Schüler Alkuins, auf der berühmten Klosterschnlc Fulba gebilbet, um 865 sein Werk an Ludwig den Deutschen sanbte. Otfrieb ersetzte die alliterierenbe Strophe durch den Reim. Und das bebeutet einen folgen- reichen Schritt in der Entwicklung unserer Literatur. Die Grunbform bentscher Poesie war bannt gefunben. Freilich gab es schon vor dem Mönche von Weißenburg alliterierenbe Strophen mit Enbreim, und in den Kirchen erschallten schon seit dem fünften Jahrhundert lateinische Hymnen in metrisch scharf gemessenen Strophen, bereu Vierzeilen zumeist gereimt waren, so daß die Sprache zu Musik warb, ohne daß sie in Fesseln geschlagen würde, und eine Fülle von Melobien schloß sich an den Wohlklang der Verse an. Aber einheitlich den Reim auch in die beutsche Dichtung eingeführt zu haben bleibt das bauernbe Verbienst Otfriebs.

8. Teil 5 - S. 161

1910 - Straßburg : Bull
161 62. Straßburger Geschichtschreiber. An lateinisch geschriebenen Jahrbüchern hat es in den Klöstern nicht gefehlt. Manchem Mönche wuchs auch bei der Lektüre altrömischer Historiker der Mut eine Weltchronik in Angriff zu nehmen oder die Taten eines einzelnen Königs zu erzählen. Alle diese Schriften blieben aber doch besonderes Eigentum der Geistlichen und der Gelehrten, eben um der Sprache willen. Nun fanden sich aber in den aufblühenden Städten des deutschen Mittelalters manche Männer, die selbst mit im Rat gesessen, die selbst mit in der Schlacht gestanden, die einen freien Blick für die Welthändel sich erworben hatten, und bei denen der Wunsch natürlich war sich über die Grenzen der engeren Heimat hinaus über den Gang der Geschichte zu unterrichten. Die lateinische Sprache war ihnen verschlossen, sie brauchten den geschichtlichen Bericht in ihrer Muttersprache. So entstand eine neue Gattung schriftlicher Darstellung, die Geschichtserzählung in deutscher Sprache. Für diese neue Gattung ist das Elsaß die Heimat. Aus Straßburg stammen die ersten bedeutenderen Geschichtschreiber, deren Werke in deutscher Sprache verfaßt sind. Der ältere von ihnen ist Fritzsche Closener, ein Domherr von Straßbnrg, der eine Straßburgischc Chronik verfaßt hat. In einleitenden Abschnitten erzählt er die Chronik der Päpste und der Kaiser, Hauptsache aber ist ihm die Geschichte seiner Vaterstadt, die er kunstlos und schlicht, aber mit gerechtem Stolz erzählt. Besonders die Geschichte der Schlacht von Hausbergen, in der am 9. März 1262 die Straßburger ihre Unabhängigkeit gegen ihren Bischof Walther von Geroldseck erstritten, tritt bei ihm in den Vordergrund; wir fühlen es aus seiner Erzählung heraus, daß er diesen Tag als den Ehrentag seiner Landsleute betrachtete. Closeners Werk, das bis 1362 reicht, wurde von seinem jüngeren Zeitgenossen, dem Stiftsherrn Jakob Twinger von Königshofen, „den klugen Laien zuliebe, die von solchen Dingen ebenso gerne lesen als die gelehrten Pfaffen", bis 1414 fortgesetzt und über- arbeitet in seiner Weltchronik. Hier folgt nach Closeners Bericht als Probe von dem deutschen Stile jener Erzähler im Auszug die Geschichte des Kampfes von Hausbergen. Er hat erzählt, wie eine Schar von Bürgern draußen im Feld bei Hausbergen den Angriff des Bischofs er- wartet, während die Bürger ans der Stadt ihnen zu Hülfe kommen, und fährt fort: „Da hielten sie stille und ordneten sich und bildeten einen Keil und stärkten einander und ermahnten die Fußgänger und sprachen: Seid noch heute starken Mutes und fechtet unerschrocken um unserer Stadt Ehre und um die ewige Freiheit unser selbst und unserer Kinder und aller unserer Nachkommen. Da sich die äußeren Bürger so gegen den Bischof gekehrt hatten, da kamen die inneren Bürger, die ihnen zu ii

9. Teil 5 - S. 179

1910 - Straßburg : Bull
179 68. Johann Fischart. Im Südwesten Deutschlands machte sich seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts die französische Nachbarschaft auch in Sprache und Literatur geltend, allerdings noch ohne den einheimischen Geschmack zu verdrängen. Zahlreich waren die Beziehungen der beiden Nachbarvölker in Handel und Wandel; in Straßburg hielt man es schon in den 30er Jahren des Jahrhunderts für angebracht, einen französischen Prediger- für die in der Stadt ansässigen oder zu vorübergehendem Aufenthalt anwesenden Welschen zu bestellen: kein Geringerer als Johann Calvin versah im Anfang dieses Predigtamt. Auch die diplomatische Sprache wurde bereits beeinflußt. Als nach der Bartholomäusnacht König Karl Ix. von Frankreich wegen der in Straßburg verweilenden franzö- sischen Flüchtlinge an den Rat der Stadt schrieb, beratschlagte man, in welcher Weise das königliche Schreiben beantwortet werden solle. Die einen schlugen vor, man solle in französischer Sprache antworten, da man in dieser „nit sovil allergnedigstes und untcrthenigstes bedarf als in teutscher Sprach." Der Grund läßt sich hören und ehrt die Gesinnung der Leute, die sich gegenüber den üblichen Wendungen der Kanzleisprache in ihrer Manneswürde fühlten. Aber der Rat entschied: „Dieweil der König meinen Herrn in seiner Sprache geschrieben, sollen meine Herrn ihme wieder in ihrer Sprache schreiben, doch eine französische Copey damit einschließen, damit der tollmetsch meiner Herrn teutsch schreiben nit verkehre." Namentlich der Umstand, daß Calvins Lehre auch iu Südwestdeutschland zahlreiche Bekenner zählte, begünstigte den Grenzver- kehr der Nationen in Sprache und Literatur, und angesehne Gelehrte teilten französische Werke in ihren Kreisen durch Übersetzungen mit. Aus diesen gelehrten Kreisen stammt Johann Fischart, der sich nicht mit der Übersetzung französischer Originale begnügte, sondern sie selbständig umformte und ausdichtete, ähnlich wie etwa die mittelalterlichen Epiker ihre französischen Vorbilder selbständig nachgebildet hatten. Wir wissen nicht viel von den näheren Umständen seines vielbewegten Lebens, nicht einmal, ob er in Mainz oder in Straßburg geboren war. Jedenfalls lebte er längere Zeit in letztgenannter Stadt und im Elsaß, mit dem er durch Familienbande verknüpft war. Mit einer Tochter des Bernhard Herzog, des Verfassers einer elsässischen Chronik, war er verheiratet, und der bekannte Straßburger Buchdrucker Jobiu, der die meisten seiner Schriften druckte und verlegte, war sein Schwager. Später finden wir den unstäten Mann, der viel auf Reisen war, als Advokaten am Reichs- kammergericht in Speier und endlich als Amtmann in Forbach. Um 1590 ist er gestorben. In ihm vereinigen sich, wie seine Schriften

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 8

1912 - Straßburg : Bull
mals vor allem gelehrt sein. Zur gelehrten vornehmen Bildung aber gehörte die Kenntnis der lateinischen Sprache und der Bücher von Römern und Griechen. Nur in Schulen konnte diese Bildung erworben werden. Unser Land ist eine Pflegestätte solcher Schulen gewesen. Hat doch das Elsaß dem deutschen Geistesleben einen der gelehrtesten Männer damaliger Zeit gegeben, den Schlettstadter Jakob Wimpfeling. Nach Schlettstadt, an die Schule dieses Mannes, strebte damals die gelehrte oder lernende Jugend von Deutschland und teilweise von Frankreich. Deutschland durfte Wimpfeling zu den besten seiner Söhne zählen. „Lauterste Liebe zum deutschen Vaterlande leuchtet aus seinen Schriften heraus" und fand immer neue Töne. Schon damals träumte Frankreich vom Rhein als seiner natürlichen Grenze. In Schlett- stadt stand einer, der es anders meinte, der dem lockenden Liede ein freies Bekenntnis deutschen Stolzes entgegensetzte. Etwa zu gleicher Zeit entstand eine andere hohe Schule und eine Universität zu Straßburg, die nicht weniger Männer mit berühmten Namen anzogen und ein Muster wurden für ähnliche Schulen in Deutschland. Dann kam die große religiöse Bewegung des 16. Jahrhunderts, die Reformation. Nirgendwo ist die Erregung dieser Zeit stärker gewesen als in unserer Heimat. Die Gegner und die Anfänger der neuen Lehre haben sich hier am heftigsten bekämpft, die alte Kriegslust unseres Stammes fand nun ein anderes Ziel und ergriff statt der eisernen die geistigen Waffen. Die Freunde der neuen Lehre (Bucer, wieder ein Schlettstadter, Capito, Hedio in Straßburg) durften sich rühmen, daß ihr Rat und ihre Meinung in ganz Deutschland und darüber hinaus gehört wurden. Die Gegner aber kämpften gleichfalls mit scharfen Waffen. Thomas Murner, zu Oberehnheim geboren, ist nicht nur einer der bedeutendsten Dichter jener Zeit, nicht nur der heftigste, sondern auch der gewandteste und gefährlichste Gegner Luthers gewesen. Er erscheint, in einem Zuge wenigstens, als ein echter Sohn unseres Landes. Seine schneidigste Waffe war der Spott, die Satire. Jeden- falls hat dieser streitbare Sohn unseres Landes das beste und glänzendste Buch gegen Luther geschrieben. Mitten im Sturm dieser Zeit aber steht als der erste, klügste, edelste und geistesgewaltigste der Mann aus altem Straßburger Geschlecht, Jakob Sturm, der Bürgermeister dieser berühmten Stadt. In ihm fanden alle Anhänger der neuen Lehre in ganz Süddeutschland ihr Haupt und ihren glänzenden Führer. Die zahlreichen deutschen Reichsstädte der damaligen Zeit hatten ihn zu ihrem Sachwalter gewählt. Sturm hieß der Name, vor dessen Glanz jeder andere auf den deutschen Reichstagen verblich. Doch nicht nur die Sache seiner Vaterstadt und die der übrigen Reichsstädte lenkte
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