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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 293

1910 - Düsseldorf : Bagel
293 Eherecht, die Toleranz und die Erziehung. Die Volksschulen, teilweise auch die Mittelschulen, waren der Aufsicht der Kirche untergeordnet. Das kaiserliche placet für kirchliche Verfügungen, die in das Gebiet des Staates Übergriffen, war ebenso beseitigt, wie alle der Kirche unbequemen Bestimmungen aus der Zeit Josephs Ii. Mancherlei Folgen, auch politischer Art, hatten diese Zugeständnisse an die Kirche. Zu den nachteiligen Wirkungen gehörte auch namentlich die, daß es einen Riß unter den Deutschen Oesterreichs hervorbrachte. Der Klerus und der hohe Adel fügten sich den Bestimmungen gern. Der deutsche Bürgerstand aber, besonders soweit er liberalen und nationalen Anschauungen zugetan, wurde der Kirche und auch dem reaktionären Staate dadurch zweifellos fremder. Warum sollte der Deutschösterreicher, wenn der Tscheche, der Ungar und der Slowene den Wert seiner Nationalität so viel höher bewerten durfte, die eigene geringer einschätzen ? Die Kirche aber, die alle ändern Nationen in ihrem Emporstreben unterstützte, tat dies nicht bei den Deutschen. Die Ereignisse der Jahre 1859 bis 186b hatten nun auch den österreichischen Staat veranlaßt, das bürgerliche und nationale Element mehr zu würdigen und nicht bloß auf die Kirche sich zu stützen. In diesem Sinne erfolgten 1874 die kirchenpolitischen Gesetze, denen die Kündigung des Konkordats vorausging. Der Papst, hieß es, sei seit 1870 infolge der Unfehlbarkeitserklärung ein anderer geworden, als er es 1855 gewesen. Mit einem unfehlbaren Papste sei das Konkordat nicht geschlossen. Einem solchen wolle man es nicht weiter zugestehen. Und nun wurde auch in Oesterreich das Verhältnis nach dem Beispiele Preußens neu geregelt. Es wurde nicht bloß die Anzeigepflicht bei Ernennung von Pfarrern durchgesetzt, sondern auch das alte placet wieder eingeführt. Der Staat erhielt aufs neue die Aufsicht über die Klöster und auch die Anerkennung der Religionsgenossenschaften wurde gesetzlich geregelt. So herrscht seit 1874 ein freierer Geist, der auch den Nichtkatholiken zugute kommt. In Kirche und Schule hat die Kirche noch immer ihre Selbständigkeit und ihren Einfluß, aber der einzelne ist in seinem Bekenntnis viel freier geworden.

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1910 - Düsseldorf : Bagel
298 Lm die so schwierige Nationalitätenfrage auf einem neuen Wege zu lösen, kam der Pole Badeni 1897 auf den Vorschlag seiner Sprachenverordnungen. Er verlangte darin von den Beamten, daß sie, je nach dem Wunsche der Parteien, tschechisch oder deutsch sprechen sollten. Das schien eine billige Lösung des Streites zu sein, war es aber nicht. Denn da die meisten Tschechen aus guten Gründen deutsch lernen und deutsch verstehen, die Deutschen aber kein größeres Interesse haben, die Sprache eines Sechsmillionenvolkes zu lernen, so mußte dies Gesetz die fraglichen Gebiete noch viel mehr den tschechischen Beamten überliefern. So geht der Sprachenkampf in Böhmen weiter. Hier können die Deutschen den Landtag durch Ausbleiben beschlußunfähig machen. Das tun sie auch; es ist aber ein trauriges Kampfmittel und keine Verständigung. In anderer Form spielt derselbe Gegensatz auch in den vier deutschen Provinzen: Lnter- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Viele Tschechen sind hierhin gekommen, namentlich nach Wien, wo sie stark verteilt in untergeordneten Stellungen leben und nun auch politisch sich zum Kampf zusammenschließen möchten. Das wird ihnen aber einstweilen noch unmöglich gemacht. Die Polen und die ändern Völker. Was den Tschechen recht ist, kann natürlich auch den Polen nur billig sein. Sie klagen nicht gerade, daß sie unterdrückt werden und haben dazu auch wahrlich keinen Grund, denn nirgends werden sie so rücksichtsvoll behandelt, wie in Oesterreich. Selbst im Reichsministerium sind sie immer gut vertreten (Badeni, Goluchowski). Aber in Galizien haben sie die alte Krönungsstadt Krakau, dazu zwei polnische Universitäten (Lemberg und Krakau) und das muß ihren Erinnerungen zu Hilfe kommen. Ihr letzter und begreiflicher Wunsch geht doch auf die Wiedereinrichtung des alten Polenreiches. Schwerer zu rechtfertigen ist ihre Unterdrückung derruthenen, die ihre Landsleute und nicht viel geringer an Zahl sind und doch schon lange schlecht behandelt werden. Andere Nationalitätsklagen kommen von den Südslaven und Italienern.

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 304

1910 - Düsseldorf : Bagel
304 So erwiesen sich die Zustände auch ausreichend gesichert, als 18 Jahre später Boulanger den Versuch machte, sich dadurch an die Spitze des französischen Staates zu bringen, daß er einen Krieg mit Deutschland aufnahm. Alle Vorbereitungen, wie Truppenansammlungen, Barackenlager im Osten u. a., waren getroffen; Frankreich aber wollte keinen Krieg, dessen Ernst es genug gekostet hatte, und Boulanger mußte zuletzt als Abenteurer ins Ausland flüchten. Hier endete er durch Selbstmord am Grabe seiner Geliebten. Aehnlich ging es wieder 18 Jahre später, als Delcasse aus Anlaß der Marokkowirren einen feindlichen Bund zu stiften versuchte und mit seinen „Ententen“ Deutschland zu reizen und zu vergewaltigen gedachte. Auch Delcasse wurde gestürzt. Frankreich wollte ebensowenig wie Deutschland einen Krieg, dessen Erfolg mindestens unsicher gewesen wäre und dessen Schwere es vermutlich allein zu tragen hätte. Für Deutschland aber hat die Gewißheit, im Westen einen Nachbarn zu haben, der durch unsere Uneinigkeit und Schwäche so bedrohlich geworden und dem unsere vereinigte Macht alle Achtung einflößt, auch einen großen Vorteil. Immer wieder regt seine Nähe uns zum festen Zusammenhalten an und diese Einwirkung kann uns noch lange die wertvollsten Dienste leisten.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 57

1910 - Düsseldorf : Bagel
nach aber für Auge und Ohr immer vernehmbarer wurden. Sie wurde verschieden gedeutet. Es wird Grouchy sein, sagte Napoleon, der in diesem Augenblick sich gern der Wirklichkeit verschlossen hätte, jedenfalls aber seine Umgebung nicht beunruhigen wollte. Aber Grouchy war noch östlich von Wavre und wurde durch Thielmann beschäftigt. Die Geschütze, welche donnerten, und die Flügelhörner konnten doch nur von den Preußen herübertönen. Und wie Napoleon sich darüber gewiß war, traf er jetzt die äußersten Maßregeln, um Wellington doch noch zu werfen und gleichzeitig die von Frichemont aus vordringenden Preußen auf-zuhalten. Während er demnach, wie oben erzählt, von den 10 000 Reitern den letzten furchtbaren Angriff machen ließ, warf er das zur Reserve dienende 6. Korps (Lobau) und die Garden den Preußen entgegen. Das erste Korps der Preußen war das Bülows. Sein Marsch war verzögert, nicht bloß durch die Weite der Wege und ihre Durchweichung vom Regen, sondern auch durch den Umstand, daß man dieses frische Korps zuerst an den Feind bringen wollte und daß es dazu die Marschlinien der ändern durchkreuzen mußte. Es kam jetzt also an den linken Flügel Blüchers. Mit der äußersten Wut rangen beide Gegner, Preußen und Fyanzosen, um Plancenoit. Von 6—8 Uhr dauerte das Gewoge hin und her. Endlich aber erschöpfte sich doch die Kraft der Franzosen, die keine Reserven mehr hatten. Auch Bülows Abteilung hatte furchtbare Verluste. 6 353 Mann bedeckten tot oder verwundet den Boden. Aber immer neue Scharen der Preußen rückten nach und auch Wellington ging jetzt, nun der rechte Flügel Napoleons vollständig zusammengebrochen, mit seinen Kriegern bis Belle-Alliance vor. Er wollte sich damit auch äußerlich als den eigentlichen Sieger kennzeichnen, denen die Preußen nur zum Schlüsse noch eine willkommene Beihilfe geleistet. Das allseitige Vordringen brach die letzte Kraft der Franzosen. Eine allgemeine Flucht begann, und da nun Gneisenau in der Nacht noch die rastloseste Verfolgung anordnete, flüchtete die eben noch so stolze Armee Napoleons in vollster Auflösung über die Grenze und nach Paris zu.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 7

1910 - Düsseldorf : Bagel
7 Wie glänzend gegen diese Mißerfolge waren doch die Siege des bis dahin kaum beachteten Napoleon Bonaparte in Italien! Zu einer Zeit, wo in Paris die inneren politischen Verhältnisse in keiner Weise befriedigten, wo der Kredit so gesunken war, daß man einen Anzug mit 8000 Fr. Papiergeld und ein Paar Stiefel mit 500 Fr. bezahlen mußte und wo der den Franzosen so teure Glanz völlig im Schwinden schien, da war es der jugendliche Korse, der mit seinen schlechtgekleideten und halbverhungeiten Scharen der Eitelkeit, dem Geldbedürfnis und der Ruhmessucht des Vaterlandes im Sturm die größten Erfolge gewann. W ie einfach war doch seine Kriegsmethode! Statt durch mühsam nachgeschleppte Magazine verschaffte er sich die nötigen Erhaltungsmittel durch rücksichtslose Requisition in dem zu erobernden Lande. Diesem Verfahren gab er schon in seiner mustergültigen Ansprache an die Truppen den deutlichsten Ausdruck. Er bewirkte dann den Aufmarsch seines Heeres, da das Meer durch die Engländer gesperrt war, links gedeckt von den Apenninen, von Nizza aus. Von hier durchzog er der Länge nach die Riviera und brach darauf durch den Paß von Savona in die Po-Ebene. Hier trat er, zum Kampf übergehend, mit seiner neuen Taktik hervor. Statt breiter Linienstellung führte er die Auflösung der Massen in einzelne, in sich geschlossene Divisionen ein, die jede selbständig sich nach einem gemeinsamen Ziele hin arbeiteten. Das Ziel war ihm die Hauptsache. Siegen wollte er, indem er vor allem die Hauptmasse des Gegners warf; die Nebenabteilungen würden dann von selbst zurückgehen. Willkommen war ihm der Kampf, in dem er Schlag auf Schlag mit vereinigten Kräften dann austeilte, wenn des Gegners Abteilungen zersplittert waren. So sehen wir ihn jetzt in zahlreichen Einzelkämpfen den Gegner bei Montenotte, Dego, Millesimo, Mondovi usw. werfen, ähnlich wie er es später 1809 vor Regensburg, 1814 an der Marne tat. Mit fester Hand hält er immer alle seine Leute beisammen, erkennt rasch jeden Fehler der Feinde und benutzt ebenso schnell die Gelegenheit zum entscheidenden Schlage. Mit den ersten Siegen trennte er die Piemontesen von den Oesterreichern. Die Erhaltung der Pobrücke bei Valenza ließ er sich im Frieden von Cherasco zusichern, nicht um sie zu brauchen, sondern um den Oesterreichern den Angriff auf Mailand von

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 68

1910 - Düsseldorf : Bagel
68 Die erste Forderung, die des Anteils am Regiment, entsprach der uralten Art der Deutschen. Der rechte Mann mußte auch ein freier Mann sein, der selbständig über sich mit beschließe. Die andere Forderung aber entsprach nicht alter Ueberlieferung. Immer nur hat äußerer Zwang und Druck ein Zusammenschließen der Germanen veranlaßt. Das gilt schon von der Zeit, als sie unter Armin gegen die Römer kämpften. Sein Versuch, ein dauerndes, nationales Band zu schaffen, kostete ihm das Leben. Aehnlich ist es später in der Zeit der Völkerbünde und auch in der der Völkerwanderung gewesen. Und selbst das Frankenreich, welches doch nach diesen Bewegungen zur umfassendsten Staatsbildung der Deutschen wurde, entwickelte sich nur deshalb so, weil es auf altrömischem Boden den Wert staatlichen Zusammenhaltens erkennen mußte. Es geschah dies aber doch auch nur, solange bestimmte große Aufgaben es wünschenswert machten. Nach ihrer Erledigung folgte daher auch fast regelmäßig die Teilung der Reiche, und zwar stets, als ob es sich um einen größeren Privatbesitz handelte, nach den willkürlichsten Grundsätzen. Die ungewöhnliche Persönlichkeit eines Karls des Großen und der Beistand der Kirche, die diesen König „von Gottes Gnaden“ aus guten Gründen unterstützte und ihm die römische Kaiserkrone deutscher Nation aufsetzte, schufen indes ein Reich, das auch noch nach 843 in seinem östlichen deutschen Teile sich leidlich zusammenhielt und dann im wesentlichen ununterbrochen etwa 1000 Jahre als das heilige römische Reich deutscher Nation bestanden hat. Im Grunde aber war dieser einheitliche Bestand ein so ungesicherter, daß die Geschichte vorzugsweise von dem zunehmenden Auseinanderfallen der Teile zu berichten hat. So namentlich auch, als die Habsburger die Krone empfingen. Und sie trugen sie fast ausschließlich bis zur Auflösung des Reiches! Sie — und ebenso auch ihre Nebenbuhler — benutzten den Besitz wohl zur Ausbreitung ihrer Hausmacht, kümmerten sich aber herzlich wenig um das, was „da draußen im Reiche“ sich zutrüge. So wurde dieses ihnen fremd und fremder und damit der vollsten Auflösung auch vom Kaiser nicht mehr gewehrt. Unter Maximilian I. freilich, als so etwas wie Morgenluft durch alle Länder ging, besann man sich auf die Mittel, die das zerfallende Reich zusammen-

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 72

1910 - Düsseldorf : Bagel
72 einer Provinz eines Landes in die andere Zoll entrichtet werden. Dazu kam in den Handelsplätzen eine unendliche Mannigfaltigkeit der Münze, Maße und Gewichte. Hier rechnete man den Fuß zu dieser Länge und anderswo zu einer ändern. In Augsburg gab es allein fünferlei Ellen. Es war kein Wunder, wenn so der Handel erstarb <und mit ihm auch jeder Wohlstand die Lande verließ. Das goldene Mainz und das heilige Köln verarmten, und was am Rhein zu verdienen war, verdienten jetzt die dem Reiche fremd gewordenen Niederländer. In dieses ohnmächtige und verarmte deutsche Land waren nun die Heere der französischen Revolution gedrungen und hatten leicht nicht bloß jeden Widerstand überwunden, sondern auch den Glauben an den Wert der bestehenden politischen Verhältnisse gründlich zerstört. Das heilige römische Reich deutscher Nation löste sich 1806 in seine Teile auf, und die vergrößerten Staaten des westlichen Deutschlands verbanden sich zu einem Rheinbunde, dessen letzte Zwecke aber dem Auslande, d. h. der Verstärkung des Napoleonischen Kaisertums galten. In französischer Sprache machten die Rheinbundfürsten seine Stiftung bekannt. Es schien, als ob auch die Sprache, das letzte Einheitsband der Deutschen, mehr und mehr verschwinden sollte. Unvermeidlich drohte bereits ein Los, wie das der Polen, deren Land wiederholt geteilt und schließlich ganz mit den Gebieten der drei Nachbarreiche vereinigt wurde. Und diese Zukunft schien unabänderlich, denn alle Versuche der stärksten, deutschen Mächte, Napoleons Gewalt zu brechen, hatte sie nur immer größer werden lassen. Da geschah das Unmögliche. Wie vom Himmel herab kam die Vernichtung der Großen Armee Napoleons. Dann folgte noch eine letzte ungeheure Anspannung des deutschen, zumal des preußischen Volkes. Unaussprechlich groß waren die Opfer, aber ebenso hochgehend auch die Begeisterung. Mit der edelsten Selbstverleugnung war man in den Kampf gezogen, und als er nun siegreich und endgültig beendet, da mußte — auch diese Forderung war eine Folge des sittlichen Aufschwungs — die Frucht der ungeheueren Anstrengung entsprechen. Erst die furchtbaren französischen Kämpfe haben die Deutschen voll erkennen lassen, was ein

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 78

1910 - Düsseldorf : Bagel
78 Hof, der doch ihr Förderer hätte sein sollen, hatten die Wirkung, daß die politischen Interessen der Deutschen weltbürgerlicher wurden. Man nahm Anteil an den Freiheitskämpfen der Süd-und Mittelamerikaner, darnach an den gleichen Bestrebungen der Spanier, Italiener und Griechen; man schwärmte sogar für die Unabhängigkeit der Polen und freute sich der Juli-Revolution in Paris. Und als man 1832 in der Pfalz im Hambacher Fest ein deutsches Nationalfest zu feiern meinte, war dies fast mehr noch ein Verbrüderungsfest mit den Franzosen und Polen. Und doch wuchs inzwischen, gefördert durch Zeitungen und Literatur, nicht minder auch durch Kongresse und Versammlungen, ganz besonders aber auch durch das Verschmelzen der wirtschaftlichen Interessen, denen der Zollverein und der Ausbau der Eisenbahnen dienten, trotz aller Bekämpfung das deutsche Nationalgefühl und fand seinen lauten Ausdruck, als 1840 in Preußen ein Thronwechsel eintrat, von dem sich die Vaterlandsfreunde viel versprachen. Einen besonderen Anlaß zu patriotischer Erregung boten damals die Kriegsdrohungen Frankreichs. Unter dem Ministerium Thiers’, der die Leiche Napoleons von St. Helena nach Paris zurückbringen ließ, wurden die Erinnerungen an die glänzende Zeit des ersten Kaisers wieder lebhafter; selbst in Deutschland sangen volkstümliche Dichter von dem großen, in der Fremde so hart behandelten und dann so einsam gestorbenen Kriegshelden. Die Worte klangen fast, als ob über den Demagogenverfolgungen das deutsche Nationalgefühl ganz geschwunden sei. In Frankreich mochte man dies gerne glauben und annehmen, die alten Rheinbundstaaten wieder zu Freunden gewinnen zu können, und das um so mehr, als der preußische Staat, der niemals sich schnell die Zuneigung erworben, jetzt eben erst unter den Anregungen des Thronwechsels den ersten Kulturkampf beendet hatte. — Wie staunte man aber, als von demselben Köln eine andere Antwort erklang. Ein Gedicht von Nikolaus Becker, das sonst ohne besondern poetischen Wert, enthielt die kräftigen Worte: Sie sollen ihn nicht haben, Den freien deutschen Rhein . . . und dieses Lied wurde im Theater angestimmt und von allen Zuschauern unter lautem Jubel mitgesungen. Und ebenso wurde

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 17

1910 - Düsseldorf : Bagel
17 17. Oktober, nachdem er in Verblendung, Hoffnung und Furcht alle Empfindungen durchgekostet, die Ergebung für 23000 Mann unterzeichnet. Eingeschlossen hatte der gewissenhafte Mack auch solche Abteilungen, die bereits entkommen waren. Der Rückschlag dieser Verluste war ein so gewaltiger, daß die Russen unter Kutusow nunmehr am Inn kehrt machten, um sich mit den unter Buxhöwden nachrückenden Russen zu vereinigen. In dieser Absicht gingen sie bei Mautern auf die linke Seite der Donau und weiter nach Brünn zu; Wien überließen sie sich selbst und bezogen bei Olschau, südlich von Olmütz, ein Lager. Auch die aus Tirol zurückgehenden Oester-reicher fanden kein Mittel, Wien zu helfen. Gedankenlos ward die Hauptstadt auf französische Versicherungen von Waffenstillstand an Murat überlassen. Selbst der Erzherzog Karl, der bei Caldiero glänzend gekämpft hatte, mußte nach dem Schlage von Ulm die Truppen erfolglos heimwärts führen. So fehlte bereits aller Mut, als es am 2. Dezember zur Schlußkatastrophe von Austerlitz kam. Es war eine große Entscheidungsschlacht, die erste, die der Kaiser ganz leitete. Die Franzosen mit ihren Verbündeten zählten 75 000 Mann, die Russen mit den Oesterreichern 86 000 Mann. Dem Namen nach führte diese Kutusow, der Tat nach geschah es vom russischen Kaiser Alexander selber. Vielleicht schwebte diesem die Taktik Friedrichs des Großen vor, mit der dieser trotz seiner Minderzahl bei Leuthen gewann. Der große König war damals mit seiner kleinen Schar vor der Front der Oesterreicher südwärts gezogen und Daun hatte dazu gelassen gesagt: Die Leute paschen ab; laßt sie ziehen. Nach plötzlicher Linksschwenkung hatte Friedrich dann einen konzentrischen Angriff gegen die österreichische linke Seite gemacht und die Schlacht gewonnen. So gefährlich ein solches Unternehmen war, hatte der Herzog von Braunschweig dieselbe Bewegung 1758 bei Krefeld gemacht und merkwürdigerweise mit dem gleichen Erfolge. Clermonts Armee wurde von seiner linken Seite aus geworfen. Das glückte noch einmal, gerade weil der Angriff an sich so unwahrscheinlich war. Hier aber bei Austerlitz war kein Daun oder Clermont der Gegner, sondern Napoleon, und als Kutusow wirklich, was Napoleons geheimstem Wunsche entsprach, den Marsch über Pratze vor der feindlichen Rothert, Vaterländische Geschichte. 2

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 146

1910 - Düsseldorf : Bagel
146 Kolding. Die Friedensverhandlungen aber, die man auf einer Londoner Konferenz endlich begonnen hatte, führten am 12. Mai zur Einstellung der Feindseligkeiten. Die Dänen glaubten sicher zu sein, hier in London die Freunde zu finden, die ihnen im Felde gefehlt hatten. So gingen sie voller Zuversicht an die Verhandlungen heran. Sie störten sich nicht daran, daß Rußland kurz und höflich und Frankreich sie höflich und kurz abwies. England sprach doch aufrichtig sein tiefstes Bedauern aus, nicht mehr getan zu haben. Auch Schweden äußerte sich freundlich, und vielleicht auch rechneten sie auf die Uneinigkeit der Deutschen, von denen neben Preußen und Oesterreich auch der Deutsche Bund vertreten war. Letzterer wollte Schleswig-Holstein für den Herzog von Augustenburg haben, während Bismarck noch immer formell auf dem Londoner Protokoll stand. Die Deutschen nannten ihn deshalb, da sie seine letzten Absichten nicht verstanden, wieder einen Volksverräter, der das Land den Dänen zurückgeben wolle. Diese aber hofften aus der deutschen Unklarheit ihren Vorteil zu ziehen. Jedenfalls widerstanden sie trotzig jeder verständigen Lösung, die ihrer schlechten kriegerischen Lage entsprochen hätte. Sie wollten allenfalls eine Teilung Schleswigs, aber ganz, ganz im Süden; so südlich von der Schleilinie, daß alle militärischen und alle Handelsinteressen Dänemarks gewahrt blieben, mit anderen Worten: auch Rendsburg und Kiel wollten sie gern behalten. Das Anerbieten der Verbündeten, die Grenzlinie „an der Schlei“ von einem Schiedsrichter finden zu lassen, lehnte Dänemark unbedingt ab. So ging die Konferenz am 25. Juni ohne Ergebnis auseinander und das Schwert mußte weiter entscheiden. Nun aber kam das Unglück über die Dänen Schlag auf Schlag. Am 29. Juni wurde der Uebergang nach Alsen ausgeführt. Den Befehl hatte hier, da Friedrich Karl an Stelle Wrangels das Oberkommando übernommen hatte, Herwarth v. Bittenfeld. Er bestimmte dazu die enge Stelle des Alsen-sundes bei Satrupholz, etwa 500 Meter breit. Hier sollten von vier Uebergangsstellen aus immer je 2500 Mann auf 160 Kähnen in dunkler Nacht hinübergeführt werden. Gegenüber hatte man, ähnlich wie auf deutscher Seite, Geschütze an leicht befestigten Plätzen aufgestellt, je näher nach Sonderburg, um so zahlreicher. Die Artillerie auf deutscher Seite war aber bedeutend stärker.
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