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Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz-
lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß
der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde
von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der
Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern.
Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen
Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde
nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war
der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette
desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen
Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da-
von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf
den Wellen stin und ster.
Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver-
lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde
auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei
der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht,
des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun-
derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na-
men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und
brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier
nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete
Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie
friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal
räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach-
stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie
oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien
des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen
endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih-
rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich
habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus
herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über-
rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen
Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran-
gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten
den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder
in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er-
laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten
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er
96
4'56 setzte der Tribun L- Jcilius seinen Antrag durch (daber
lex Icilia ) : die Tribunen sollten das Recht haben, den Senat
zusammenzuberufen und in demselben Gesetze vorzuschlagen; in
demselben Jahre einen zweiten: daß den Plebejern der Aventinus
als Gemeindeland von den Patriciern eingeräumt werde (daher
lex Icilia de Aventino). Endlich konnte auch der Gesetzvorschlag
des Terentillus nicht länger umgangen werden. Im Jahre 454,
nach achtjährigem hartnäckigem Kämpfen, wurde derselbe augc-
nommen, mit der näheren Bestimmung, daß eine allgemeine Ge-
setzgebung für beide Stände abgefaßt werden sollte. Zu dem
Zwecke wurden vorläufig drei Patricier nach den griechischen
Städten in Unteritalien, und nach Athen gesandt, das damals
unter Perikles blühete, um die dort bestehenden Gesetze zu sam-
meln. Nach zwei Jahren kehrten diese zurück, und nun ent-
stand ein neuer Streit, ob die mit der Gesetzgebung zu beauf-
tragenden Beamten bloß aus Patriciern, oder zu gleicher Zahl
aus beiden Ständen ernannt werden sollten. Endlich gab die
Gemeinde hierin nach, und im Jahre 451 wurden zehn Män-
ner aus den vornehmsten Patriciern ernannt., und ihnen nebst
der. Gesetzgebung die ganze Regierung des Staates für ein Jahr-
übertragen -I. Während desselben sollten alle früheren Staats-
ämter ruhen, selbst die Provocation unzulässig sein. So traten
nun die Decemviren als Gesetzgeber und höchste Obrigkeit
zugleich ihr Amt an und verwalteten dasselbe das ganze Jahr
hindurch zur allgemeinen Zufriedenheit. Nach sechzigjährigem
Sturme genoß Nom einer so glücklichen Ruhe, als es seit der
königlichen Regierung nicht gekannt hatte. Mit musterhafter
Mäßigung, Eintracht und Umsicht erfüllten die Decemviren ihren
doppelten Beruf. Nur Einer von ihnen führte jedesmal die Insig-
nien der höchsten Gewalt. Bei der Abfassung der Gesetze diente ih-
nen ein Grieche, der aus Ephesus verbannte Hermodorus, als
Dollmetscher der aus Griechenland heimgebrachten Gesetze. Noch
vor dem Ende des Jahres stellten sie eine aus den fremden
Gesetzen und einheimischen Satzungen zusammengesetzte Reihe ge-
setzlicher Bestimmungen in zehn Tafeln auf dem Markte zur
Inita ratio est, ut decemviri crearentar, qui et summum im-
perium haberent et leges scriberent, Cic. de rep. Il 33.
L
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113
dachte Raum: er wolle mit Hülfe des Volkes, das er fortwäh-
rend für seine Plane bearbeite, die bestehende Verfassung stürzen
und sich zum Alleinherrscher aufwerfen. Selbst die Tribunen
traten gegen ihn auf. Endlich ward er als Hochverräther an-
geklagt, schuldig befunden und vom tarpeischen Felsen gestürzt
(384), welchen er so rühmlich vertheidigt hatte. Sein Haus
wurde geschleift, und der Beschluß gefaßt, daß künftig Niemand
mehr auf dem Capitol wohnen sollte.
Seitdem steigerte sich immer mehr wie die Anmaßung der
Patricier, so das Elend des Volkes. Dieses versank allmälig in
eine dumpfe Gleichgültigkeit. In dieser Zeit des tiefsten Verfalles
erhoben sich die Plebejer, Caj. Licinius Stolo und Lue.
Sertius Lateranus, voll edler Begeisterung für die Wieder-
geburt ihres fast zertretenen Standes und für den endlichen Ab-
schluß staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit'). Die beiden Freunde
gingen seit ihrer ersten Erwählung zu Volkstribunen im Jahre
376 v. Ehr. mit Muth und Besonnenheit an das große Werk
und führten es nach zehnjährigem mühevollem Kampfe endlich
zum glücklichen Ziele. Sie erließen in dem eben genannten
Jahre folgende durchgreifende Gesetzanträge (lege« Liciniae):
1. (de aere alieno) „Was bisher an Zinsen von den Schuld-
nern an die Gläubiger abgetragen worden, soll als vom Capital
abgetragen betrachtet, und der Rest der Schuld in drei'gleichen
Theilen innerhalb dreier Jahre abbezahlt werden." 2. (de modo
agrorum) „Das Benutzungsrecht der Staatsländereien (agri
publici) soll beiden Ständen anheimfallen, kein Bürger über fünf-
hundert Jucharte Gemeindelandes besitzen und mehr als hundert
Stück großen, fünfhundert kleinen Viehes auf den Gemeindeweiden
halten. Für den Nießbrauch des Fruchtackers zahlt der Inhaber
den Zehnten an die Gemeindekasse. Was Einzelne jetzt über fünf-
hundert Jucharte besitzen, soll herausgegeben und den ärmern Ple-
bejern in Loosen von sieben Jucharten als freies Eigenthum über-
tragen werden." 3. „Hinfort sollen nicht mehr Kriegstribunen, son-
dern wieder Consuln ernannt werden, und zwar jedes Mal einer
aus den Plebejern."— Diese Anträge steigerten die Erbitterung der
1) Nach Livius (Vi. 34.) soll Licinius bloß durch die Eitelkeit sei-
ner patricischen Gemahlin in die Schranken zum Kampfe gegen die Herr-
schaft der Patricier getrieben worden sein.
Wetter, Geschichte der Römer.
8
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161
den Alpen; sie zu übersteigen, schien unmöglich. Nur Hannibal
zagte nicht. Er hielt an dasselbe eine kräftig ermunternde Rede,
die allen Unmuth entfernte. Getrost begann es mit seinem ge-
liebten Führer die mühevolle Fahrt. Aber kaum war man et-
was höher gekommen, da begann erst recht das Elend. Die
Soldaten konnten auf den glatten Eismassen keinen festen Fuß
fassen; bald glitt der eine bald der andere aus und stürzte jäh-
lings den Berg hinunter. Bald meinten sie, auf festen Boden
zu treten; aber siehe, es ist nur ein wenig Schnee, oben über
eine Felsklippe zusammengefroren, unten der Abgrund, in wel-
chen die Unglücklichen stürzen. Dann fällt ein Elephant, dann
rollt ein Wagen zurück und reißt Alles hinter sich mit fort in's
Verderben. Dazu stürzen die wilden Bewohner aus den Schluch-
ten und Höhlen hervor und überfallen die müden Kletternden.
Verzweiflung sah man auf allen Gesichtern. Hannibal sprach
überall seinen müden Soldaten Muth ein: „Bald haben wir
die Spitze erreicht, bergunter wird es besser gehen!" Nach tau-
send Mühseligkeiten hatten sie endlich diese erreicht und standen
oben auf dem Cenis. Hier, in diesen luftigen Schnee- und
Eisfeldern, ließ er seine ausgehungerten und fast erstarrten Sol-
daten zwei Tage ausruhen. Von den eisigen Wolkenhöhen hin-
ab zeigte er ihnen in weiter Ferne die sonnenhellen Fluren des
schönen Italiens. Da bekam das Heer frischen Muth und fing
an hinabzusteigen. Aber die Schwierigkeiten hiebei waren fast
noch größer. Auf dem schlüpfrigen abschüssigen Boden war kein
Halt, Menschen und Thiere schossen jählings hinab. Sie kamen
an einen Felsen, wo wegen eines tiefen sich vor ihnen aufthuen-
den Abgrundes kein Schritt vorangesetzt werden konnte. Hier
unternahm Hannibal etwas, wodurch er die Nachwelt in Er-
staunen gesetzt hat. Er grub auf eine noch immer unerklärliche
Art für sein Heer und seine Elephanten einen Weg durch den
Felsen. Nach der fabelhaften Erzählung des Livius soll er ihn
mit Weinessig und Feuer gesprengt haben. Endlich, nach Ver-
lauf von fünfzehn schweren Tagen, hatten die bleichen Krieger
die Ebenen Italiens erreicht. Innerhalb fünf und einem halben
Monat war von Karthagena aus ein Weg von zweihundert
deutschen Meilen unter steten Kämpfen und Gefahren zurückge-
legt worden.
Wetter, Geschichte der Römer.
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Gothen bezeugten ihr verehrendes Andenken des großen Todten
auf eine sonderbare Weise. Sie leiteten, heißt es, den der
Stadt vorbei fließenden Fluß Busento ab, begruben in dessen |
Bette Manch nebst großen Schätzen und ließen dann wieder'^
dem Wasser seinen vorigen Lauf, auf daß unbekannt bleibe tue ;
Stätte, wo der Gothenheld von seinen Siegen ruhe. Sein (
Schwager Athaulf (Adolf), ein tapferer, edelmüthiger und v
schöner Mann, war sein Nachfolger. Dieser söhnte sich mit Ho- ^
norius aus, heirathete dessen Schwester Placidia, die er aus
Nom als Gefangene mitgenommen hatte, und führte der Über- ?
einkunft gemäß seine Gothen aus Italien weg nach Gallien.
Hier gründete Athaulf und, nach dessen Ermordung (415), sein u
Nachfolger Wallia das westgothische Reich, das anfangs
von der Garonne bis zum Ebro sich erstreckte und Tolofa (Tou-
louse) zur Hauptstadt hatte, später aber, nach dem Abzug der
Vandalen und Alanen nach dem nördlichen Afrika, allmälig auch
die übrigen Provinzen von Spanien umfaßte. Placidia war
nach dem Tode ihres Gemahles an den Hof nach Ravenna zu-
rückgekehrt und vermählte sich hier (417) mit dem ausgezeich-
neten Feldherrn Constantius, der auch von selnem Schwager zum
Mitregenten ernannt wurde; und als dieser schon im Jahre 421
starb, verließ die Wittwe mit ihren unmündigen Kindern Valen-
tinianus und Honoria den argwöhnischen Hof und ging nach
Constantinopel.
Nach des Honorius Tode im Jahre 423 bemächtigte sich
sein Geheimschreiber (primicerius notariorum) Johannes mit
Hülfe des Obristen der Leibwache, Aetius, des Thrones.
Allein der Kaiser des oströmischen Reiches, Theodosius Ii., wollte
den Usurpator nicht anerkennen. Er ernannte seinen Vetter, den
Sohn des Constantius und der Placidia, den sechsjährigen Va-
lentinian, zum Augustus, und dessen Mutter zur Regentin des
Reiches und schickte den jungen Kaiser im Geleite eines großen
Heeres nach Italien. Die Feldherrn des Theodosius schlugen
das Heer des Usurpator, nahmen ihn selbst in Ravenna gefan-
gen und schickten ihn nach Aquileja, wo Placidia ihn enthaupten
ließ. Aetius, der von dem Usurpator abgeschickt worden war,
die Hunnen zur Hülfe herüberzuholen, langte plötzlich mit 60,000
Mann an. Allein er unterwarf sich dem rechtmäßigen Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Busento Adolf Adolf Wallia Placidia Honorius_Tode Honorius Johannes Theodosius_Ii Augustus
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unabhängig; ein gleiches that der Feldherr Ägidius in einem
Theile Galliens. Die Verwirrung wurde noch größer, da auch
der oströmische Hof sich einmischte und das Recht, den abend-
ländischen Kaiser zu ernennen, oder doch zu bestätigen, für sich
in Anspruch nahm. Severus starb im August 465, sei es nun
eines natürlichen Todes oder an Gift, welches ihm Ricimer bei-
gebracht hatte. Dieser herrschte dann, jedoch ohne den Kaiser-
titel selbst anzunehmen, fast zwei Jahre lang, bis vom griechi-
schen Hofe der Patricier Anthemius, mit Einwilligung des
gewaltigen Ricimer, zum Kaiser des Abendlandes ernannt wurde
(467). Beide Kaiser vereinigten sich nun zu einem Rachezuge
nach Afrika gegen die Vandalen und rüsteten dazu mit Unge-
heuern Kosten eine Flotte von mehr als tausend Schiffen. Diese
aber wurde von Geiserich unfern von Karthago mit Brandern
angegriffen und größtentheils zerstört. Ebenso erfolglos kämpfte
Anthemius gegen den westgothischen König Eurich, der mit Geiserich
ein Schutz- und Trutzbündniß wider Rom eingegangen war.
Inzwischen brach die verhaltene Feindschaft des eigenwilligen
und ränkevollen Ricimer gegen seinen Schwiegervater Anthemius
in offenen Krieg aus. Rach schwachem Widerstande wurde Rom
erstürmt, Anthemius erschlagen, und nun mit Beihülfe des
griechischen Hofes Olybrius, ein Schwiegersohn Valentini-
an's Iii., auf den erledigten Thron erhoben (472). Allein schon
nach wenigen Wochen stürzte eine verheerende Seuche Beide, so-
wohl den gewaltthätigen Ricimer, als auch seinen Schützling
Olybrius, in's Grab. Sofort ließ der Burgunderkönig Gun-
dobald, Ricimer's Neffe, den tapfern Glycerius in Ravenna
zum Kaiser ausrufen. Der byzantinische Hof ernannte aber
gegen ihn den dalmatischen Fürsten Julius Nepos zum
Kaiser und schickte ihn mit einem Heere nach Italien. Glyce-
rius wurde gefangen genommen und gezwungen, die Kaiserkrone
gegen einen Bischofssitz in Dalmatien zu vertauschen (474).
Aber auch Nepos wurde schon im folgenden Jahre von seinem
treulosen Feldherrn Orestes gestürzt und vertrieben. Orestes
schmückte seinen Sohn Romulus Auguftulus 5) mit der
*) Weil Romulus noch ein Kind war, so ging der Titel „Augustus"
bei ihm in die Berkleinerungsform „Augnstuins" über.
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Extrahierte Personennamen: August Anthemius Schützling
Olybrius Julius_Nepos Nepos Romulus_Auguftulus Romulus
Extrahierte Ortsnamen: Galliens Afrika Karthago Rom Ravenna Italien Dalmatien
22
sie Meerenge von Messina. Sie ist ungefähr vier Meilen breit,
an der schmälsten Stelle aber nur l/4 Meile; und eben hier soll
nach alter Sage Italien mit Sicilien zusammengehangen haben.
Die äußersten Punkte dieses Jnseldreieckes sind drei Vorgebirge:
nordöstlich Pelörum, westlich Lilybäum, südöstlich Pach/-
»um, und zunächst von diesen drei Höhen hat sie den Namen
Trinakria erhalten'). Wegen ihrer Fruchtbarkeit und Schönheit
stand sie von jeher in dem höchsten Ansehen ?) Schon Homer
nannte sie das liebliche Eiland des Helios und machte sie zum
Schauplatze einer schönen Episode im neunten Buche der Odyssee.
Die Römer nannten sie die Kornkammer Italiens und die Amme
Roms, und die Bewohner selbst hießen vorzugsweise die Neichen
und Glücklichen. Als die Krone des Landes erscheint der Ätna
(montö Gibello), dessen Ausbrüche schon Pindar kannte. Der
Vesuv ist ein Sandhügel gegen diesen Niesen. In majestätischer
Pracht erhebt er sich mit seinen einzelnen Kuppen zu einer Höhe
von 11,000 Fuß, während der Vesuv nur 3,500 Fuß hoch ist.
Jede Stufe bildet eine Zone. Die untere prangt mit Weinber-
gen und Gärten; die zweite ist ein Waldbezirk von hundertjäh-
rigen Bäumen; die dritte hat nur Eis und Schnee; die vierte
nur Rauch und Flammen. Immer dampft es, immer sprudelt
es. Dieses Dampfen und Sprudeln aber wird Ruhe genannt,
wenn sich nicht aus seinem Feuerschlunde der Lavastrom ergießt
und meilenweit die Fluren verwüstet.
Die ältesten Bewohner des gepriesenen Eilandes waren nach
der fabelhaften Darstellung des Homer diecyclopen. Soweit
aber die geschichtliche Kunde reicht, finden sich hier zuerst Sica-
ner, die wahrscheinlich aus Jberien eingewandert waren. Zu
ihnen gesellten sich, etwa um 1200 vor Ehr., die Siculer,
welche von den Ausonen aus Italien vertrieben wurden. Sie
ließen sich zuerst in den Fruchtebenen des Ätna nieder und brei-
teten sich allmälig über die ganze Ostseite der Insel aus, wäh-
rend die Sicaner auf die Westseite eingeschränkt wurden. Nicht
lange nachher legten auf der nordwestlichen Küste der Insel auch
die Phönizier viele Kolonien an, welche später an die Karthager
') und twv Tqiüv ay.qo)v.
~) Sicilia, optima insularum omnhim, antiquitate rerum ceteras
anteeellit. — Diodor.
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Palaste an jeder Seite. Beide Palste trugen auf gewlbten, hoch aufgeworfenen Terrassen die schnste,t Grten, die mit ihren duf-tenden Blumen und schattigen Bumen wie durch eine Zauber-kraft frei in der Luft zu schweben schienen. Diese luftigen An-lagen nennt man deshalb wohl schwebende Grten und zhlt sie zu den Wunderwerken der alten Welt. Im sdwestlichen Theile der Stadt erhob sich zu den Wolken empor ein knstlicher Berg aus Backsteinen. Das war der babylonische Thurm, jetzt Birs Nimrod, d. i. Nimrod's Burg genannt, ein Tempel des hier ver-ehrten Sonnengotts Baal oder Bl, der von seiner hohen Warte die ganze Gegend beherrschte. Niesentrmmer, die noch brig sind, zeugen von der Gre dieses uralten menschlichen Bauwerkes.
Wie Babylon sich am Euphrat erhob, so erhob sich am stlichen Ufer des Tigris Nuuve, die Hauptstadt Assyriens. Sie hatte zwlf Meilen im Umfange und eine hnliche Befe-stigung wie Babylon. Wie klein dagegen mssen unsere gr-ten Städte London und Paris erscheinen! Auch von dieser Riesenstadt sind nur noch Trmmer vorhanden. Im Jahre 1845 lie die franzsische Regierung in der Gegend des alten Ninive, nahe bei dem jetzigen Mossul, Ausgrabungen unter-nehmen, und der Fund bertraf alle Erwartung. Man fand die deutlichsten Spuren, den Plan und den Umfang eines im-geheuren Bauwerkes. Die mannigfaltigen Alterthmer, die jetzt in Paris aufbewahrt werden, erschlieen uns seitdem viele deutliche Begriffe von dem frher unbekannten Cultnrzustande des alten assyrischen Volkes, von seiner Macht und seinem Glnze, von seinen Sitten, Gebruchen und Trachten.
32. Geschichte der Babylonier und Assyrier.
1) Das alte Reich von Babylon (2000 1250 vor Chr.). Nur drftige Nachrichten sind aus dieser alteu Zeit zu uns herbergekommen. In der Bibel wird erzhlt, da die Ebene Sinear nach der Sndfluth durch die Nachkomme des No (Noah) vom Gebirge Ararat her, wo die Arche stehen
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Extrahierte Personennamen: Baal
Extrahierte Ortsnamen: London Paris Ninive Mossul Paris
133
der geeignete Zeitpunkt zu fein, und er fing seine lgenhafte Erzhlung an. Hret," sprach er, die Griechen schiffen jetzt, wie ihr wisset, nach Hause. Fr eine glckliche Heimkehr ist auf Befehl des Priesters dieses Pferd gezimmert als Shnungs-opfer fr die beleidigte Schutzgttin eurer Stadt, deren Bildni Ulysses und Diomedes einst frevelmthig euch entwendet haben. Kommt das Pferd unverletzt in eure Stadt, so wird sie nach dem Ausspruche des Priesters unberwindlich sein und ringsum die Völker beherrschen. Das eben wollten eure Feinde verhindern und baueten es absichtlich so groß, damit es nicht durch die Thore gehe." So und noch Mehres sprach der listige Grieche. | Die Trojaner glaubten seinen gleinerischen Worten und lieen vor geschftiger Eile ihn kaum ausreden. Eiligst werden Rder unter dem Pferde angebracht, berall Stricke an demselben befestigt, und nun spannt sich Alles davor. Männer, Weiber, Kinder, Alle wollen ziehen helfen. Wer nicht so glcklich ist, die Stricke mit anzufassen, schliet sich an die langen Reihen der Knaben und Mdchen, die schn geschmckt zu beiden Seiten gehen und feierliche Lieder fingen. Das Pferd kann nicht durch's Thor kommen! Und augenblicklich sind Viele bei der Hand, die dieses sammt einem Theile der Stadtmauer niederreien. In-belnd und frohlockend geht nun der lange Zug durch die Stra-en nach der Burg hin. Hier, vor dem Tempel der Gttin, wird das Wunderthier feierlich aufgestellt, damit es Jeder sehen und sich desselben erfreuen knne.
Frhlich war der Tag, aber schrecklich die darauf folgende Nacht. Whrend Alles im tiefen Schlafe lag, schlich Sinon zu dem Pferde, ffnete leise die Thre, und die geharnischten Männer stiegen aus dem Bauche hervor. Sie gehen nach den Stadtthoren. Die Wchter schlafen. Diese werden niedergehauen, die Thore losgerissen, und mit freudigem Kriegsgeschrei dringen die Griechen aus ihrem Hinterhalte in die Stadt ein. Sinon luft schon mit Brandfackeln in den Straen umher und zndet die Huser an. Zu spt merken die Trojaner den
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male ein ganzes Heer setzen, Menschen, Pferde, Elephanten, Wagen und G?pck, und das gerade in der kalten Herbstzeit, wo alles um so schrecklicher war, zumal fr die an die Gluth-sonne Afrikas und Spaniens gewohnten Krieger.
Betroffen stand das Heer vor den Alpen. Sie zu der-1 steigen, schien unmglich. Nur Hannibal zagte nicht. Er ver-| sammelte seine Soldaten um sich und hielt an sie eine krftige, ermunternde Rede, die allen Unmuth entfernte. Sie fingen ge-troft an, mit ihm hinanzuklettern. Aber kaum waren sie etwas hher gekommen, da begann erst recht das Elend. Sie konnten auf den glatten Eismassen keinen festen Fu fassen; bald glitt der eine, bald der andere aus und strzte jhlings den Berg hinunter. Bald meinten sie, aus festen Boden zu treten; aber siehe, es ist nur leichter Schnee, oben der einer Felsenklippe zusammengefroren, unten der Abgrund, in welchen die Unglcklichen strzen. Dann fllt ein Elephant, dann rollt ein Wagen zurck und reit Alles hinter sich mit fort in's Verderben. 1 Dazu strzen die wilden Bewohner aus den Schluchten und Hhlen hervor und berfallen die mden Kletternden. Verzweiflung sah man auf allen Gesichtern. Hannibal sprach berall I seinen mden Soldaten Muth ein: Bald haben wir die Spitze erreicht, bergunter wird es besser gehen!" Nach tausend Mhseligkeiten hatten sie endlich diese erreicht und standen oben auf dem Cenis. Hier, in diesen luftigen Schneegefilden, lie er seine ausgehungerten und fast erstarrten Soldaten ausruhen. Von den eisigen Wolkenhhen hinab zeigte er ihnen in weiter 1 Ferne die sonnenhellen Fluren des schnen Italiens. Da be-kam das Heer frischen Muth und sing getrost an hinabzusteigen. Aber die Schwierigkeiten hierbei waren fast noch grer. Sie konnten sich auf dem glatten, abschssigen Boden gar nicht halten. Jeder Tritt war unsicher, war lebensgefhrlich. Jeden Augenblick sah man neues Unglck. Endlich, nach Verlauf von fnfzehn schrecklichen Tagen, hatten die bleichen Krieger die Ebene Italiens erreicht.
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