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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 31

1849 - Münster : Coppenrath
31 Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz- lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern. Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da- von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf den Wellen stin und ster. Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver- lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun- derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na- men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih- rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über- rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran- gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten

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1. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 366

1847 - Königsberg : Bon
366 Aeneas Sohn, der sich nebst andern Trojanern nach der Zerstö- rung ihrer Stadt hier niedergelassen hatte (1200). Prokas, ein späterer König dieser Stadt, hinterließ die Herrschaft seinen beiden Söhnen Numitor und Amulius. Der herrschsüchtige Amulius stieß jedoch seinen Bruder vom Throne, ermordete dessen Sohn und machte die Tochter Rhea Sylvia zur Vestalin (Priesterin der Vesta), als welche sie nicht heirathen durfte. Des- sen ungeachtet bekam sie — angeblich vom Kriegsgotte Mars — Zwillingssöhne, Romulus und Remus. Da ließ Amulius die Mutter lebendig begraben, die Knäblein aber in einer Badewanne auf die Tiber setzen. Glücklicher Weise wurden sie bald ans Ufer geschwemmt und — der Sage nach — von einer Wölfin gesäugt. So fand ein Hirt, Namens Faustulus die weinenden Kinder und brachte sie seiner Frau Akka Laurentia. Hier wuchs das gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirten heran. In Gemeinschaft mit ihren Genossen beraubten sie öfters Numitors Heerden. Bei dieser Gelegenheit wurde einst Remus ergriffen und vor Numitor geführt. Jetzt offenbarte Faustulus, daß Ro- mulus und Remus nicht seine Söhne, sondern vermuthlich die Kinder der Rhea Sylvia wären. Numitor erkannte auch bald die Züge seiner Tochter und erzählte seinen Enkeln das grausame Verfahren des Amulius. Beide Brüder rächten sich nun an dem tyrannischen König. An der Spitze ihrer Raubgefellen drangen sie in die Stadt, tödteten den Amulius und setzten ih- ren Großvater Numitor auf den Thron. Aus Erkenntlichkeit er- laubte dieser seinen Enkeln, sich an dem Orte anzubauen, wo einst Faustulus sie gefunden hatte. Romulus spannte vor einen Pflug einen weißen Ochsen und eine ebenfalls weiße Kuh und zog damit eine Furche rings um den palatinischen Hügel. Nach dieser Furche ließ er einen Erdwall auswerfen. Der innere Raum, also die ganze Anhöhe wurde mit Häusern bebaut, oder richtiger mit ärmlichen Lehm- hütten, die man mit Schilf und Rohr kümmerlich deckte. So wurde der Grund zu der jetzt noch weltberühmten Stadt Rom gelegt im Jahre 754 v. Chr., also um die Zeit, als die Israeli- ten durch Salmanassar in die assyrische Gefangenschaft geschleppt wurden. — Die Brüder beschlossen, daß derjenige von ihnen als König die neue Stadt beherrschen sollte, den die Götter durch den Flug der Vögel dazu bestimmen würden. Dem Remus er- schienen sechs Adler; aber fast zu gleicher Zeit erblickte Romulus unter Donner und Blitz zwölf solcher Vögel. Nun entstand ein heftiger Streit unter den Brüdern, und im Getümmel erschlug Romulus seinen Bruder Remus. Um die neue Stadt zu bevölkern, wurde Rom zu einer Frei- stätte für verfolgte Unglückliche, vertriebene Verbrecher rc. erklärt. Dadurch erhielt die Stadt einen bedeutenden Zuwachs an Män-

2. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 46

1862 - Hildburghausen : Nonne
46 Alte Geschichte. ihn zwar am Leben, mordete aber dessen Sohn und machte dessen Tochter Rhea Silvia zur Vestalinh. Als solche durste sie nicht heirathen. Nichts desto weniger bekam, angeblich vom Gotte Mars *), die verstoßene Bruders- tochter Zwillingsknaben: Nomulus und Remus. Hierüber erschrack der Oheim. Die Mutter ließ er lebendig begraben, die Kinder aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Der Fluß war aber ans seinen Ufern getreten, so daß man zu dem eigentlichen Bette desselben nicht kommen konnte. Daher setzten die königlichen Diener den Korb auf das ausgetretene Wasser und überließen die wimmernden Kinder ihrem Schicksale. Als das Wasser ablief, blieb der Korb an einem Feigenbäume hängen. Eine Wölfin, so geht die Sage, kam des Weges. Als sie das Geschrei der Kinder hörte, lies sie hinzu und säugte beide. So traf sie ein vorüber- gehender Hirt mit Namen Faustulus. Er hob die Kleinen mitleidig auf und brachte sie seinem Weibe Akka Laurentia zur Pflege. In der Hütte des Hirten wuchs das gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran und als Jünglinge bauten sie sich mit ihren Gespielen Hütten aus dem pa- latinischen Berge H. Hier weideten sie ihre Heerden, kämpften aber auch muthvoll gegen räuberische Menschen oder Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth; dabei geriethcn sie aber oft auch in Händel mit den Hirten Numitor's, die auf dem aventinischen Berge H weideten. Bei solch' einer Fehde wurde Remus einst gefangen und vor Numitor ge- bracht. Diesem siel die edle Haltung des Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Fanstulus mit Romulus auch nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebles gethan hatte. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten aus, ergriffen den Amulius und ermordeten ihn. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder auf den Thron. Erkenntlich gegen solche Wohlthat, erlaubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Hier nun, an dem Flusse Tiber, oben auf dem Palatinischen Hügel, legten Nomulus und Remus in Verbindung mit ihren Genossen, im Jahre 753 vor Chr. den Grund zu der Stadt, aus welcher nachher das mächtige Rom wurde/ Die Gründung der Stadt geschah, indenl Romulus mit einem von zwei Rindern gezogenen Pfluge um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche zog und einen Erdwall auswerfen ließ. In dem innern Raum aber erbaute man nach und nach eine Menge zerstreut liegender Lehmhütten, die mit Schilf oder Stroh bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, stritten sich die beiden Brüder, wer von ihnen die neue Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte. Auf Anrathcn ihres Großvaters Numitor sollten die Vögel, als Boten der Göt- ter, den Streit eutsebeiden. Jeder der Brüder nahm aus einem Hügel seinen Stand und beide schauten forschend nach allen Seiten um sich. Remus i) i) Die Vestalinnen waren Priesterinnen der Göttin Vesta, der Göttin des Heerdes und des Heerdfeuers, d. i. der Hänslichkeit. — Mars, griech. Ares, der Gott des Krieges. — Der palatinische Berg, südlich davon der aventinische und nördliche der kapitolinische waren drei Hügel an der Tiber in der Gegend der, später auf ihnen und 4 andern Hügeln gegründeten, sogenannten Siebenhügel-Stadt Rom.

3. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 46

1872 - Hildburghausen : Nonne
46 Alte Geschichte. B. Die Rmer. 10 Romulus 753 vor Chr. 1. Numitor und Amulius in Albalonga. Numitor gestrzt. Seine Enkel Romulus und Remus. Rettung durch Faustulus. Remus vor Numitor. Ermordung des Amulius. Grndung Rom's 753. Romulus erschlgt den Remus. 2. 3300 streitbare Männer, 300 Ritter, 12 Viktoren, 100 Senatoren. Patrizier und Plebejer. Trtbus und Kurien. Volksversammlung. Raub der Sabiuerinnen. Uebersiedelung der Sabiner nach Rom. Romulus Tvd 716. Amulius in 1- Von ganz geringem Ursprnge ist das rmische Volk ausgegangen. Albalonga. In Latium^) lag die Stadt Albalonga. Askanius, der Sohn des Aeneas (S. 12), soll sie in Verbindung mit andern trojanischen Flcht-lingen erbaut haben. Im achten Jahrhundert vor Chr. herrschte der die Stadt ein Brderpaar, Numitor und Amulius. Aber der stolze Amulius, der nach Alleinherrschaft strebte, verdrngte seinen lteren Bruder. Er lie ihn zwar am Leben, mordete aber dessen Sohn und machte dessen Tochter Rhea Silvia zur Bestattn?). Als solche durste sie nicht hei-w f s raten- Nichts desto weniger bekam, angeblich vom Gotte Mars 2), die u Remus verstoene Bruderstochter Zwillingsknaben: Romulus und Remus. Hierber erschrak der Oheim. Die Mutter lie er lebendig begraben, die Kinder aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, sie dort zu ersufen. Der Flu war aber aus seinen Ufern getreten, so da man zu dem eigent-liehen Bette desselben nicht kommen konnte. Daher setzten die kniglichen Diener den Korb auf das ausgetretene Wasser und berlieen die wim-mernden Kinder ihrem Schicksale. Als das Wasser ablief, blieb der Korb an einem Feigenbaume hngen. Eine Wlfin, so geht die Sage, kam des Weges. Als sie das Geschrei der Kinder hrte, lies sie hinzu und saugte beide. So traf sie ein vor-Faustulus. bergehender Hirt mit Namen Faustulus. Er hob die Kleinen mit-leidig auf und brachte sie seinem Weibe Akka Laurentia zur Pflege. In der Htte des Hirten wuchs das gerettete Brderpaar zu rstigen Hirtenknaben heran und al Jnglinge bauten sie sich mit ihren Gespielen Htten auf dem Palatinischen Berge3). Hier weideten sie ihre Heerben, kmpften aber auch muthvoll gegen ruberische Menschen oder Thiere, die ihren Heerben nachstellten. So wuchs ihr Muth; dabei geriethen sie aber oft auch in Hnbel mit den Hirten Numitor's, die auf dem aventinischen Berge3) weibeten. Bei solch' einer Fehbe wrbe Remus einst gesangen und vor Numitor gebracht. Diesem siel die eble Haltung des Jnglings auf und er forschte nach besten Herkunft. Da begab sich Faustulus auch *) Latium, Landschaft in Mittelitalien, grenzte nrdlich an die Tiber. Italien besteht aus drei Theilen: Oberitalien, Mittelitalien und Sditalicn. Auer-dem rechnet man dazu die drei Inseln: teilten, Sardinien u. Korsika. Kursus 3. S. 62. 2) Die Vestalinnen waren Priesterinnen der Gttin Vesta, der Gttin des eerdes und des Heerdfeuers, d. i. der Huslichkeit. Mars, griech. Ares, der Ott des Krieges. 8) Der pa latinische Berg, sdlich davon der aventinische und nrdlich der kapitolinische waren drei Hgel an der Tiber in der Gegend der, spter auf inen und 4 anderen Hgeln gegrndeten, sogenannten Siebenhgel-Stadt Rom.

4. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 86

1878 - Danzig : Gruihn
Geschichte des Alterthums. — Die Römer. Iv. Die Römer. 52. Ziomulus, der erste römische König. 753. Romulus und Remus. In Italien lag einst eine Stadt mit Namen Alba longa, worin ein König mit Namen Numitor herrschte. Derselbe wurde von seinem Bruder Amulius des Thrones beraubt. Um sich die Herrschaft zu sichern, tödtete Amulius Numitors Sohn auf der Jagd und machte Numitors Tochter, Rhea Silvia, zu einer Priesterin. Als solche durfte diese nicht heiraten; sie vermählte sich aber einem Manne und erhielt zwei liebliche Knäblein, den Romulus und Remus. Amulius gerieth darüber in nicht geringe Bestürzung. Er ließ die Rhea Silvia, weil "sie ihr priesterliches Gelübde gebrochen hatte, mit dem Tode büßen; die beiden Knäblein aber übergab er zuverlässigen Dienern, die sie in eine Mulde legten, um sie in den Tiberfluß zu werfen. Weil aber der Strom ausgetreten war, so setzten die Diener die Mulde am Fuße eines Berges nieder, bis zu welchem das Wasser vorgedrungen war. Die Fluten trieben dieselbe eine Zeitlang umher, bis sie endlich an den Wurzeln eines Feigenbaumes umstürzte. Da das Wasser wieder gefallen war, 'blieben die Kinder auf dem Boden liegen und wurden wunderbar am Leben erhalten. Eine Wölsin, die der Durst aus dem Waldgebirge nach dem Wasser trieb, und ein Specht, versahen die Kleinen mit Nahrung. Dies bemerkte einer der Hirten des Königs und rief seine Gefährten herbei. Alle waren über den Anblick verwundert; Faustulus aber, der Oberhirt des Amulius, der bei der Aussetzung der Kinder zugegen gewesen war und sie wieder erkannte, wovon er sich jedoch nichts merken ließ, nahm sie mit nach Hause zu seiner Frau und erzog sie als seine eigenen Söhne. Numitor wird gerächt. Herangewachsen zeichnete sich das Brüderpaar durch kühnen Muth vor allen anderen Hirten des Landes aus; sie vertheidigten die Heerden ihres Pflegevaters gegen Raubthiere und gegen räuberische Menschen. Nach Gewohnheit der Hirten in jener Gegend zogen sie auch wohl selbst aus, um Beute zu machen, und was sie erbeuteten, das theilten sie mit ihren Genossen. Einst waren sie in Streit gerathen mit den Hirten des Numitor, der große Heerden hatte. Als Remus gefangen und zu Numitor geführt wurde, eilte Faustulus mit Romulus herbei und entdeckte das Geheimniß der Herkunft der beiden Brüder. Diese, voll Begierde das erlittene Unrecht zu rächen, sammelten die Genossen ihrer Jugend um sich, überfielen den Amulius und setzten ihren Großvater Numitor wieder in feine Rechte ein. Zum Lohn hierfür überließ ihnen dieser ein Stück Land in der Gegend, wo sie ihre Jugendjahre verlebt hatten, um daselbst eine Stadt zu gründen. Roms Erbauung. Aber bald entstand zwischen den beiden Brüdern ein Streit, an welcher Stelle die neue Stadt erbaut werden sollte. Da kam man überein, den Willen der Gottheit aus dem Fluge der Vögel zu erforschen. Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und dem Romulus bald darauf zwölf. Diese doppelte Zahl wurde von^ den Anhängern des Romulus zu seinen Gunsten entschieden, und so die Stadt da erbaut, wo Romulus die Vögelschaar gesehen und nach ihm Rom genannt. Remus wurde während des Baues der Stadt von seinem Bruder Romulus erschlagen, und so war dieser nun in unbestrittenem Besitze der Herrschaft über Rom. Die Gründung fällt in's Jahr 753 v. Chr.

5. Theil 1 - S. 87

1867 - Breslau : Max
Romulus und Remus. 87 desvolk, aus dreißig selbständigen Städten bestehend, unter denen Alba longa den Vorrang und in Kriegszeit die Anführung hatte. Von Alba longa behauptet die Sage, daß des Aeneas und der Lavinia Sohn Askan sie gebaut habe. Hier lebten, etwa 100 Jahre nach Lykurg, zwei Könige, Numi tor und A mu- tins. Sie waren Brüder; das hinderte aber Amnlius nicht, Numitor vom Throne zu stoßen, und damit kein Rächer für ihn aufstehen möchte, tödtete er dessen Sohn durch Meuchelmord auf der Jagd, die Tochter aber, Rhea Sylvia, machte er zur Prieste- rin der Göttin Vesta, damit sie nie heirathen dürfte. Aber sie verband sich insgeheim mit einem Manne — wie die Sage be- richtet, mit dem Kriegsgotte Mars — und bekam Zwillinge. Amnlius erschrak. Er wollte die Kinder nicht am Leben lassen, ließ sie in eine Mulde legen und in den Fluß, die Tiber, tragen. Zum Glück für die Kinder war diese damals gerade ausgetreten; sie wurden an einen wilden Feigenbaum angetrieben und blieben, als das Wasser gefallen war, hier im Trocknen liegen. Es heißt, eine Wölfin habe sie gefunden und gesäugt, bis der Oberhirt des Amnlius, Faustulus, sie fand, und sie seiner Frau Acca Laurentia brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß gezogen, Romulus und Remus genannt, und zeichneten sich bald vor allen andern Hirten aus, mit denen sie auf den Hügel an der Tiber die Heerden weideten. Dabei bekamen sie einmal Streit mit den Hirten des in der Stille lebenden Numitor. Diese Hirten überfielen sie und schleppten den Remus zu ihrem Herrn. Dem Numitor fiel die Aehnlichkeit der Gesichtszüge mit denen seiner Tochter auf, er fragte weiter nach, erfuhr, daß Remus noch einen Zwillingsbruder habe, und endlich kam es heraus, daß es seine Enkel wären, die er längst für todt gehalten hatte. Eben kam auch Romulus herbei, welchem Faustulus eröffnet hatte, daß er ihn und den Remus für die ausgesetzten Enkel des Numi- tor halte. Wie freute sich dieser, der die durch seinen Bruder erlittene Schmach noch immer nicht vergessen hatte, Jemanden zu haben, der ihn rächen könnte; denn wenn wir nach unfern reineren moralischen Grundsätzen Den mit Recht unedel schelten, der Rache ausübt und eine Beleidigung nachträgt, so wurde dagegen im Alterthum, wie noch jetzt bei allen rohen Völkern, die Rache für ehrenvoll und ihre Unterlassung für schändlich gehalten. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich von Numitor leicht über- reden. Sie gingen mit ihren Freunden auf dem Anulius los,

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 414

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
414 Xi. Die Römer. und einsamen Stelle des Users Preis gegeben. Aber Mars schirmte seine Söhne, denn die Wanne gerieth allmählich in den Schlamm des seichten Uferrandes und blieb dort am Fuße eines Feigenbaumes fest sitzen. Plötzlich erscheint, durch das Schreien der Kinder gelockt, eine Wölfin und nährt die Knaben, die des Verwandten Hand hatte todten wollen. Bald erscheint auch der dem Mars heilige Vogel, der Stzecht, und trägt den Knaben Speise zu. Hi^en, die auf dem Palatinus 'und in den sumpfigen Niederungen die königlichen Heerden hüteten, bemerken das Wunder, wie die Wölfin die Knaben säugt und sie liebkosend leckt. Faustulus, ein Hirte im Dienste des Numitor, erbarmte sich der Knaben und brachte sie seiner Frau, der Acca Laurentia, nach Hause zum Aufziehen. Faustulus gab auch den beiden Knaben Namen, dem einen Romulus, dem anderen Remus. Unter den Hirten und Heerden wuchsen zwar die Zwillingsbrüder heran, unterschieden sich aber durch ihre männliche Schönheit, Kraft und hohen Muth gar wohl von ihren Altersgenossen, und bewährten ihre Abkunft von Königen und Göttern. Beide hüteten die Heerden und hatten sich aus Holz und Rohr eine niedere Hütte erbaut; vor Allem aber jagten sie die wilden Thiere und bekriegten die Räuber in der Umgegend. So waren die beiden Brüder 18 Jahre alt geworden, und das Hirtenvolk rings umher hatte sich daran gewöhnt, ihnen ein gewisses Uebergewicht im Verkehr des täglichen Lebens zuzuerkennen. Sie schlichteten z. B. unter den Hirten entstandene Streitigkeiten und wurden die Rächer begangenen Unrechts: oft kehrten sie, froh des über Räuber erfochtenen Sieges, die geraubte Habe dem rechten Herrn wieder zustellend, nach Hause zurück. Von Faustulus über seine Herkunft belehrt, drang Romulus mit seinem Bruder an der Spitze ihrer Genossen und bewaffneter Diener des Numitor in die Königsburg zu Alba, sie überwältigten mit leichter Mühe beim ersten Anlauf die Wachen, tödteten den Amulius und setzten den Numitor wieder in seine alten Rechte in Alba ein. Dann zogen sie nach der Gegend zurück, wo sie, dem Tode auf so wunderbare Weise entkommen, ihre Kindheit und Jugendjahre verlebt hatten. Alsbald sammelte sich um die Brüder eine Menge von Hirten, Jägern, Kriegern, die aus der Umgegend, insbesondere aus dem übervölkerten Alba, auf das Gerücht einer neuen Niederlassung hin, zusammenströmten; alle von der Hoffnung beseelt, klein undunbedeutend werde Alba hinter der neuen Stadt einst zurückstehen. Welcher von den beiden Brüdern und wo er die neue Stadt gründen sollte, wurde, da sie aus Ehrgeiz und Eifersucht sich nicht zu gemeinschaftlicher Herrschaft vereinigen konnten, den Göttern, in deren Schutz jene Gegend stand, überlassen. Romulus beobachtete früh Morgens vom Palatinus, Remus vom Aventinus aus den Himmel, und ängstlich harrten die Gefährten des Ausgangs. Remus sah zuerst sechs, Romulus etwas später zwölf Geier. Beide behaupteten gesiegt zu haben,, beide wurden von der sie umgebenden Schaar als Herren und

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 192

1879 - Münster : Coppenrath
I 192 bos Reich seinen beiben Shnen Numitor und Amulius zur gemein- 1 samen Regierung. Aber der stolze Amnlins, der nach der Alleinherr-schaft strebte, verdrngte seinen lteren Vruber, lie ihn zwar am Leben^ mordete aber dessen Sohn und machte, um vor aller Nachkommenschaft und Thronbewerbung gesichert zu sein, dessen Tochter Reu Silvia zur Vestalin oder Priesterin der Gttin Vesta. Als solche mute sie unver- , ehelicht bleiben. Nichts desto weniger bekam die verstoene Bruders- ! tochter, angeblich vom Gotte Mars, Zwillingsshne, Nomlus und Remus. Hierber erschrak der Oheim und verurteilte die Mutter mit ihren Kindern zu einem grausamen Tode. Die Mutter lie er lebendig begraben, die Kinder aber in einem Korbe nach beut Tiberflusse tragen, sie dort zu ertrnken. Zum Glck war der Flu aus seinen Ufern getreten, zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die kniglichen Diener den Korb auf das ausgetretene Waffer und gingen davon. Der Korb trieb mit den wimmernden Kin-dem auf den Wellen hin und her. Enblich lie das sinkenbe Wasser den Korb auf dem Trockenen stehen. Eine brftenbe Wlfin, so berichtet die cage weiter, kam des Weges, und als sie das Gewimmer der Kinder hrte, lief sie hinzu und sugte sie. So traf sie ein vorbergehenber Hirt mit Namen faustulus. Er hob die Kleinen mitleibig auf, brachte sie nach feiner Htte und gab sie feinem Weibe zur Pflege. Hier' m der Htte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brderpaar zu rstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden balb verfolgten sie der Berg und Thal ruberische Menschen sowohl als Thiers, die ihren Heerben nachstellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der hufigen Neckereien des wilbeu Brberpaares und ihrer Raubgenosfen mbe, ergriffen enblich den Remus und schleppten ihn zu ihrem Herrn nach Alba. Hier erkannte Numitor, durch die Entbeckuug des Faustulus vergewissert, seine Enkel und offenbarte ihnen das grausame Borhaben des Amulius und ihre wuuberbare Errettung. Freubig berrascht verlmnb Remus sich mit seinem Bruder, der unterbeffen auch das Geheirnui von Faustulus erfahren hatte, und beibe beschlossen nun, sich an ihrem tyrannischen Grooheim zu rchen. Mit einer Schar verwegener Gesellen brangen sie heimlich in die Stadt, ergriffen den Amulius und ermordeten ihn. Den verstoenen Numitor aber setzten sie wieder auf den Thron. Erkenntlich gegen solche Wohlthat erlaubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. I

8. Geschichts-Bilder - S. 61

1865 - Langensalza : Greßler
61 vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochter Zwillingsknaben, Rom ulu s und Re mus. Hierüber erschrak Amulius. Er be- schloß, die beiden Knaben tobten zu lassen. Sie wurden nun in einem Kästchen in den Tiber gesetzt. Zum Glück für die Kinder blieb das Kästchen am Ufer hängen, und hier, so geht die Sage, hat sie eine Wölfin ernährt, bis sie der Oberhirt .des Amulius, Faustulus, fand und sie seiner Frau brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß gezogen und zeichneten sich bald vor allen andern Hirten aus, mit denen sie auf den Hügeln an dem Tiber die Heerden weideten. Vor Kampflust überfielen sie die Hirten des Numitor. Bei dieser Fehde wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Diesem fiel die edle Haltung des Jüng- lings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romulus auch nach Alba longa und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Hebels gethan. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich vom Numitor leicht überreden. Sie gingen mit ihren Freunden auf den Amulius los, erschlugen ihn und setzten den Großvater auf den Thron. Erkenntlich gegen diese Wohlthat, erlaubte Numitor seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Romulus und Remus, in Verbindung mit ihren Freunden, leg- ten nun an dem heiligen Tiberstrome, oben auf dem palatinischen Hügel, im Jahre 754 vor Ehr. den Grund zu der Stadt, aus welcher nachher das so mächtige und blühende Rom wurde. Die Gründung der Stadt geschah dadurch, daß Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche zog. Neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall aufwerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine Lehmhütten gebaut, die mit Schilf und Stroh kümmer- lich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf Anrathen ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, die Götter zu Schieds- richtern zu nehmen. Derjenige sollte der Stadt nicht nur den Namen geben, sondern sie auch beherrschen, welcher zuerst glückliche Anzeigen durch die Schicksalsvögel erhalten würde. Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und kaum hatte er frohlockend die glückliche Erscheinung dem Romulus gemeldet, als diesem unter Donner und Blitz zwölf Geier erschienen. Darüber entstand ein neuer Streit. Remus behauptete, er müsse doch wohl König sein, weil ihm ja zuerst sechs Geier erschienen wären; Ro- mulus aber berief sich auf seine doppelte Anzahl. Doch Remus

9. Das Alterthum - S. 252

1874 - Paderborn : Schöningh
— 252 — wurde von Alba aus Rom gegründet. Der 13. König von Alba, Procas, hinterliess zwei Söhne, Numitor und Amulius. Amulius stiess seinen älteren Bruder, welcher das Reich geerbt hatte, vom Throne und weihte dessen Tochter Rhea Silvia, um den Stamm seines Bruders auszurotten, zur Vestalin. Aber die Vestalin gebar vom Mars Zwillinge, den Romulus und Remus. Amulius liess die Zwillinge auf der ausgetretenen Tiber in einer Mulde aussetzen und die Mutter in den Strom stürzen. Die Mulde strandete an dem ruminalischen Feigenbaum; eine Wölfin säugte die Kleinen, ein Specht und ein Kiebitz trugen Nahrung herbei. Faustulus, ein Hirte des Amulius, fand die Säuglinge und brachte sie seiner Gattin Acca Larentia. Die Knaben wuchsen zu kräftigen Jünglingen heran, weideten die königlichen Herden und geriethen in Streit mit den Hirten des Numitor. Remus wurde gefangen und vor Numitor gebracht, welcher bald vom Faustulus das wunderbare Schicksal der Jünglinge erfuhr. Romulus erschlug dann den Amulius und setzte seinen Grossvater Numitor wieder auf den Thron. Die beiden Brüder beschlossen nun eine Stadt zu gründen, waren aber über den Ort und den Namen der neuen Gründung uneinig. Durch Beobachtung des Vogelfluges holten sie die Entscheidung der Götter ein. Dem Romulus erschienen 12 Geier zur Rechten, und so beanspruchte er, auf die Entscheidung der Götter gestützt, die Herrschaft über die Stadt. Er zog um den palatinischen Hügel unweit der Tibermündung im Viereck eine Furche und begann dieses Viereck mit einer Mauer zu umziehen; das war die Roma quadrata des Romulus. Als Remus über das Unternehmen des Bruders spottend über die Mauer sprang, erschlug ihn der erzürnte Romulus. Als Tag der Stadtgründung wurde später der 21. April, das Fest der Hirtengöttin Pales, die Palilia, angenommen. Das Gründungsjahr wird von den römischen Geschichtschreibern sehr verschieden angesetzt. Q. Fabius Pictor nennt das Jahr 747, M. Porcius Cato 752, M. Terentius Varro 753. Der Angabe des Varro entspricht auch die Rechnung der Römer auf vielen öffentlichen Denkmälern. Eine Einwanderung des Aeneas nach Latium ist durch keinerlei sichere Gründe zu erweisen. Die Aeneassage scheint sich daraus

10. Die Alte Geschichte - S. 246

1866 - Münster : Coppenrath
246 Kindern zu einem grausamen Tode. Die Mutter ließ er lebendig begraben, die Kinder aber in einem Korbe nach dem Tiber- flusse tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glücke war der Fluß aus seinen Ufern getreten, zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener den Korb auf das ausgetretene Wasser und gingen davon. Der Korb trieb mit den wimmernden Kindern auf den Wellen hin und her. Wer hätte wohl gedacht, daß die dort schwim- menden Knäblein die Stifter des berühmtesten Volkes der Erde werden würden! Das sinkende Wasser ließ endlich den Korb auf den Trockenen stehen. Eine dürstende Wölfin, so geht die Sage, kam des Weges. Und als sie das Gewimmer und Geschrei der Kinder hörte, lief sie eiligst hinzu und säugte sie. So traf sie ein vorübergehender Hirt, mit Namen Fan st ü l ns. Er hob die Kleinen mitleidig auf, brachte sie nach seiner Hütte und gab sie seinem Weibe zur Pflege. Hier, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere. . die ihren Heerden nachstellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaares und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und schlepp- ten ihn zu ihrem Herrn nach Alba. Hier erkannte Numitor, durch Faustulus' Entdeckung vergewissert, seinen Enkel und offen- barte ihm das grausame Vorhaben des Amulius und ihre wunderbare Errettung. Freudig überrascht verband sich Remus mit seinem Bruder, der unterdessen auch das ganze Geheimniß von Faustulus erfahren hatte, und beide beschlossen nun, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar ver- wegener Gesellen drangen sie heimlich in die Stadt, ergriffen den Amulius und ermordeten ihn. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder auf den Thron. Erkenntlich gegen solche

11. Geschichts-Bilder - S. 63

1878 - Langensalza : Greßler
63 janischen Fürsten, welcher nach Trojas Zerstörung von dort entflohen und nach vielen Irrfahrten nach Italien gekommen war und sich dort niedergelassen hatte. Etwa 100 Jahre nach Lykurg lebten in Alba longa zwei Könige, Numitor und Amulius. Sie waren Brüder. Das hinderte aber den Amulius nicht, seinen Bruder vom Throne zu stoßen, und damit kein Rächer für ihn auferstehen möchte, tödtete er dessen Sohn durch Meuchelmord auf der Jagd, die Tochter aber, Rhea Sylvia, machte er zur Priesterin der Göttin Vesta. Als solche durfte sie nicht heirathen. Nichts desto weniger bekam, angeblich vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochter Zwillingsknaben, Romulus und Remus. Hierüber erschrak Amulius. Er beschloß die beiden Knaben todten zu lassen. Sie wurden nun in einem Kästchen in den Tiber gesetzt. Zum Glück für die Kinder blieb das Kästchen am Ufer hängen, und hier, so geht die Sage, hat sie eine Wölsin ernährt, bis sie der Oberhirt des Amulius, Faustulus, fand und sie seiner Frau brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß gezogen und zeichneten sich bald vor allen anderen Hirten aus, mit denen sie auf den Hügeln an dem Tiber die Heerden weideten. Bor Kampflust übersielen sie die Hirten des Numitor. Bei dieser Fehde wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Diesem fiel die edle Haltung des Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romulus auch nach Alba longa und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebels gethan. Die beiden rüstigen Enkel ließen sich vom Numitor leicht überreden. Sie gingen mit ihren Freunden aus den Amulius los, erschlugen ihn und setzten den Großvater auf den Thron. Erkenntlich gegen die Wohlthat, erlaubte Numitor seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. Romulus und Remus, in Verbindung mit ihren Freunden, legten nun an dem heiligen Tiberstrome, oben auf dem Palatinischen Hügel, im Jahre 754 v. Chr, den Grund zu der Stadt, aus welcher nachher das so mächtige und blühende Rom wurde. Die Gründung der Stadt geschah dadurch, daß Romulus mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge um den palatinifchen Berg im Viereck eine Furche zog. Neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In dem innern Raum aber wurden kleine Lehmhütten gebaut, die mit Stroh und Schilf kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf Anrathen ihres

12. Geschichte des Altertums - S. 206

1889 - Wiesbaden : Kunze
206 Dritter Abschnitt. Erster Zeitraum. Gefahr drohen werde. Allein er irrte. Rhea Silvia vermählte sich, wie die Sage erzählt, heimlich mit dem Kriegsgotte Mars und bekam die Zwillingsknaben Romulus und Remus. Kaum hatte Amulius hiervon Kunde erhalten, so befahl er, die Mutter ins Gefängnis zu werfen und die beiden Knaben auszusetzen. Man legte die Kleinen in eine Wanne und setzte sie auf die stark angeschwollene Tiber. Allein der Zufall trieb die Kinder auf eine seichte Stelle unter einen Feigenbaum, und da das Wasser bald verlief, so blieben sie auf dem Trockenen zurück. Eine Wölfin kam und säugte sie. Als dies Faustulus, ein Hirte des Königs, sah, erbarmte er sich der armen Kinder, hob sie auf und brachte sie seiner Frau Akka Larentia. Die beiden Knaben wuchsen zu starken Hirten heran, weideten als solche ihre Herde am Palatinischen Hügel und übten ihre Kraft durch Jagdzüge oder im Kampf mit räuberischen Menschen und Tieren. Einst gerieten sie in Streit mit den Hirten Numitors, welche auf dem aventinischen Hügel weideten; Remus wurde gefangen und vor Nnmitor gebracht. Diesem fiel das Auftreten des Remus und die Ähnlichkeit mit seiner Tochter auf; er forschte bei Faustulus nach der Herkunft des Remus und erfuhr das ganze Geheimnis. Nun ließ er auch den Romulus kommen, und beide Brüder beschlossen, ihren Großvater Numitor an Amulius zu rächen. Mit einer Schar tapferer Hirtensöhne überfielen sie den Amulius, töteten ihn und gaben Numitor den Thron von Albalonga zurück. Aus Dankbarkeit erlaubte Numitor seinen Enkeln, an der Stelle, wo sie auf so wunderbare Weise errettet worden waren, eine Stadt zu erbauen. Romulus zog mit einem von zwei weißen Rindern gezogenen Pfluge um den palatiuifchen Hügel eine Furche, indem er an den Stellen, wo ein Thor errichtet werden follte, den Pflug aufhob. Nachdem die Grenzlinie gezogen war, warfen sie mit ihren Genossen einen Wall auf und erbauten innerhalb desselben Lehmhütten, die sie mit Schilf und Stroh deckten. Kaum aber war das Werk soweit vollbracht, da entstand Streit unter den beiden Brüdern, wer von ihnen der neuen Stadt den Namen verleihen und über sie gebieten sollte. Auf Anraten des Großvaters beschlossen sie, die Götter zu Schiedsrichtern zu nehmen und eine Vogelschau zu veranstalten. Romulus begab sich auf den palatinischen, Remus auf den aventinischen Berg. Zuerst erschienen dem Remus sechs Geier, welche von der Linken zur Rechten geflogen kamen; das war ein sehr günstiges Zeichen. Bald darauf aber erschienen dem Romulus zwölf Geier, und zu gleicher Zeit donnerte und blitzte es. Da entstand neuer Streit. Jeder der Brüder behauptete, er müsse König sein, Remus, weil ihm zuerst sechs Geier, Romulus, weil ihm zwölf unter Donner und Blitz erschienen seien. Als Remus sah, daß er mit seiner Forderung nicht durchgingen konnte, spottete er über das angelegte Werk und sprang höhnend über den aufgeworfenen Wall. Da ergriff Romulus im höchsten Zorn einen Stein und erschlug seinen Bruder mit den Worten: „So ergehe es jedem, der meine Mauern zu überschreiten wagt." Nach dem Tode des Remus nannte Romulus die neu erbaute Stadt nach seinem Namen Rom und beherrschte dieselbe. Sie war anfänglich klein und gering an Macht, dehnte sich aber während der

13. Die vorchristliche Zeit - S. 160

1866 - Leipzig : Brandstetter
160 legten die Zwillinge in einen Korb und setzten diesen auf das Wasser der Tiber, die zum Glück eben ausgetreten war, so daß der Strom das Schisf- lein nicht fortführte. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbäume hängen, und als das Wasser gefallen war, stand er auf dem Trockenen. Der Gott Mars aber erbarmte sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in die Höhle, leckte und bettete sie auf ein weiches Lager und säugte sie dann. Später flog auch der Vogel Specht, der Vogel des Mars, herbei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hir- tenfrau, Pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf anderen Hirtenknaben weid- lich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem palatinischeu Berge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Wnumitor's, die aus dem aventiuischen Berge weideten. Bei solch'einer Fehde wurde einst Remus gefangen und vor Numitor gebracht. Diesem siel die edle Haltung des kräftigen Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romu- lus nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor aus dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freun- den eine eigene Stadt, im I. 753 v. Chr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhüt- ten gehaltet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numi- tor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erkunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschie- nen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bru- der Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst

14. Die vorchristliche Zeit - S. 160

1877 - Leipzig : Brandstetter
160 legten die Zwillinge in einen Korb und setzten diesen auf das Waffer der Tiber, die zum Glück eben ausgetreten war, so daß der Strom das Schifflein nicht fortführte. Der Korb blieb an einem wilden Feigenbäume hängen, und als das Wasser gefallen war, stand er auf dem Trockenen. Der Gott Mars aber erbarmte sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in die Höhle, leckte und bettele sie auf ein weiches Lager und säugte sie dann. Später flog auch der Vogel Specht, der Vogel des Mars, herbei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hirtenfrau, Pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf anderen Hirtenknaben weidlich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem palatinischen B er ge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Numitor's, die auf dem av entinisch en Berge weideten. Bei solch'einer Fehde wurde einst Remus gefangen und vor Nmnitor gebracht. Diesem fiel die edle Haltung des kräftigen Jünglings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pflegesohn Romulus nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Uebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor auf dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freunden eine eigene Stadt, im I. 753 v. Chr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall auswerfen. An der Selle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den innern Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhütten gebauet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erfunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschienen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bruder Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst

15. Alte Geschichte - S. 64

1881 - Hannover : Helwing
64 Das Altertum. Lestalin. Als diese dennoch Zwillings-Knaben gebar, als deren Vater-Mars galt, lie Amnlius die Mutter lebendig begraben, die Knaben aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, damit sie dort ersuft wrden. Der Flu war gerade der seine Ufer getreten, und die Diener konnten nicht an den Flu selbst gelangen; sie setzten daher den Korb mit den Kindern auf das ausgetretene Wasser und gingen davon. Das Wasser verlief sich, und der Korb blieb an den Wurzeln eines wilden Feigenbaumes hangen. Da kam eine durstige Wlfin daher und sugte die jammernden Kleinen. Der Hirt Faustulus fand sie; erhob sie mitleidig auf und brachte sie seinem Weibe Acca Laurentia. Unter ihrer Pflege wuchsen die beiden Knaben, Romulus und Remus genannt, zu krftigen Jnglingen heran, weideten am palatinischen Hgel ihre Herden und bten durch Jagd und im Kampf mit ruberischen Menschen und Tieren ihre Kraft. In einem Streite mit den Hirten Numitors, die aus dem aveutinischen Hgel weideten, wurde Remus einst gefangen genommen und vor Numitor gebracht. Bei dem Verhr, das dieser mit dem Jnglinge anstellte, fiel ihm dessen hnlichkeit mit seiner ermordeten Tochter auf; auch trat Remus nicht wie ein Hirt, sondern wie ein Jngling von kniglicher Herkunft auf. Numitor forschte bei Faustulus nach der Abstammung des Jnglings und erfuhr das ganze Geheimnis. Mit Freuden erkannte er seine Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius bles an ihm gethan hatte. Die beiden Jnglinge machten sich mit ihren Genossen sofort auf den Weg, ermordeten Amulius und setzten ihren Grovater wieder auf den Thron. Aus Dankbarkeit erlaubte dieser ihnen, an der Stelle, wo sie als Hirten gelebt hatten, eine Stadt zu bauen. So legten Romulus und Remus in Verbindung mit ihren Ge-753 nossen im Jahre 753 vor Chr. auf dem palatinischen Hgel v.chr.den Grund zu der spter so mchtig und berhmt gewordenen Stadt Rom. Nach der Sitte der umwohnenden Etrusker zog Romulus mit einem von zwei weien Rindern gezogenen Pfluge auf dem Hgel im Viereck eine Furche; neben dieser wurde der Erdwall aufgeworfen. Wo ein Thor sein sollte, hob Romulus den Pflug auf. Innerhalb dieses eingeschlossenen Raumes erbaute man nach und nach eine Menge elender Lehmhtten, die mit Schilf und Stroh kmmerlich gedeckt waren. Kaum war der Bau vollendet, so stritten sich die Brder darber, wer von ihnen die neue Stadt bennenen und als König beherrschen solle. Auf Anraten ihres Grovaters wollten sie die Entscheidung hierber den Gttern selbst berlassen; derjenige solle König sein, dem zuerst durch die Vgel als Boten der Götter ein glckliches Zeichen gegeben werde. Jeder stellte sich auf einem Hgel auf und sah forschend umher. Da erschienen dem Remus zuerst sechs Geier; aber eben wollte er seinem Bruder dieses glckliche Ereignis melden, als dieser zwlf Geier erblickte. Wem kam die Herrschaft nun zu? Remus beanspruchte sie, weil ihm zuerst Geier erschienen waren, und Romulus berief sich auf

16. Abriß der Geschichte des Altertums - S. 20

1910 - Breslau : Hirt
20 Alte Geschickte. Vi. Die Römer. A. Rom als Königreich. 1. Die Gründung Roms. (Sage.) In Mittelitalien bestand seit alter Zeit die Stadt Alba longa. Dort herrschte einst ein König mit Namen Nnmitor. Sein herrscf süchtiger Bruder Amulins stieß ihn jedoch vom Thron, zwang seine einzige Toä ter Rea Silvia Priesterin der Göttin Vesta zu werden und machte sich selbst zum Könige. Als aber Rea Silvia Zwillinge gebar, die Söhne des Mars waren, ließ Amulius die Priesterin töten und befahl einem Diener, die beiden Knaben in den Tiber zu werfen. Der Diener legte die Kinder in eine Mulde und setzte sie in den angeschwollenen Fluß. Ms das Wasser zurücktrat, blieb die Mulde am User in den Ästen eines Feigenbaumes hängen. Die Knaben wurden von einer Wölfin gesäugt, bis sie der Hirt Faustulus fand. Er nahm sie in sein Haus, nannte sie Remus und Romnlns und erzog sie zusammen mit seinen eigenen Kindern. Die Knaben wuchsen als Hirten heran, wurden streitbare Jünglinge, sammelten gleichgesinnte Genossen um sick und machten mit ihnen Raubzüge in die Umgegend. Einst wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor geführt, in dessen Gebiet er geraubt hatte. Faustulus fürchtete, daß Remus hart bestraft werden könnte, eilte zu Numitor und bekannte ihm alles. Numitor fand großes Wohlgefallen an seinen Enkeln und bewog sie, an Amulius Rache zu nehmen. Darauf überfielen sie mit ihren Genossen Alba longa, töteten Amulius und setzten Numitor wieder als König ein. Zum Lohne dafür gab er ihnen in der Gegend, wo sie bisher als Hirten gelebt hatten, ein Stück Land und erlaubte ihnen, dort eine Stadt zu bauen. Bald standen am Palatinischen Hügel viele Hütten, die mit einer niedrigen Mauer umgeben waren. Zwischen beiden Brüdern aber entstand ein Streit darüber, wer die Stadt beherrschen und ihr den Namen geben sollte. In diesem Streit wurde Remus von seinem Bruder erschlagen. Romulus machte sich zum Könige der Stadt und nannte sie Rom. 2. Romnlns als König. (Sage.) Die Zahl der Untertanen mehrte sich sehr schnell; denn Romulus nahm auch Verbannte, Flüchtlinge und Verbrecher in die Stadt auf. Dem jungen Staate fehlte es aber an Frauen, weil die Jungfrauen aus den umliegenden Städten von den rohen Römern nichts wissen wollten. Da lud Romulus alle Bürger der sabinischeu Städte mit Weib und Kind zu einem großen Feste ein, das zu Ehren des Neptun am Fuße des Palatinischen Berges gefeiert werden sollte. Als die Kampfspiele begonnen hatten, stürzten sich auf ein gegebenes Zeichen die römischen Jünglinge unter die Sabiner, jeder ergriff eine Jungfrau, floh mit ihr in sein Haus und gab sie nicht wieder heraus. Dieser „Raub der Sabinerinnen" führte zu langen Kämpfen. Als einst der Kampf am härtesten tobte, stürzten sich die geraubten Frauen zwischen die Kämpfenden und brachten es durch Bitten dahin, daß Friede geschlossen wurde. Die Sabiner ließen sich neben Rom auf einem Hügel nieder und bildeten mit den Römern eine Gemeinde, über die Romulus allein herrschte, nachdem der Sabinerkönig gestorben war. Er regierte mit Umsicht und Kraft und setzte den Senat ein, der ihm in wichtigen Dingen mit seinem Rat zur Seite stehen sollte. Durch seine Strenge zog er sich jedoch den Haß des Senats zu und wurde auf dessen Antrieb heimlich ermordet. Das Volk aber glaubte, er sei unter Blitz und Donner gen Himmel gefahren, und verehrte ihn als Schutzgott.

17. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 3

1861 - Oldenburg : Stalling
3 Zwillinge aber in die nahe Tiber zu werfen. Allein damals war gerade die Tiber über ihre User getreten, und die könig- lichen Diener setzten die Knaben in einer Wanne in das aus- getretene Wasser, am Fuße des Berges Palatium. Als sich das Wasser verlaufen hatte, blieb die Wanne auf dem Trock- nen stehen. Da kam, durch das Gewimmer der Kinder her- beigelockt, eine Wölfin und fäugete sie, und ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses Schau- spiel sah Faustulus, ein Hirt der königlichen Heerden; er er- barmte sich der Zwillinge und brachte sie seiner Frau Acca Larentia, um sie zu ernähren und aufzuziehen. So wuchsen Romulus und Remus unter den Hirten auf dem Palatinischen Berge zu rüstigen Jünglingen heran, und übten in Erlegung wilder Thiere, bald auch in den Angriffen auf Räuber, denen sie ihre Beute entrissen, ihre Kraft. Die Räuber, dadurch aufgebracht, stellten beiden Brüdern nach. Einst bei der Feier der Lupercalicn, eines Festes des Hirten- gottes Pan, wurden sie von den Räubern überfallen. Romu- lus schlug sich durch; den Remus führten sie gefangen zum Numitor, unter dem Vorgeben, daß er und sein Bruder dessen Ländereien beraubt hätten. Numitor verglich die Zeit der Aussetzung mit dem Alter der Jünglinge, und eine Ahnung von seinen Enkeln stieg in ihm auf. Durch weitere Nachfor- schung erfuhr er von Faustulus das ganze Geheimniß. Als Numitor seine Enkel erkannt hatte, faßten diese den Entschluß, an Amulius Rache zu nehmen. Sie drangen auf verschiedenen Wegen in die Stadt, griffen die Königsburg an, erschlugen den Amulius und setzten ihren Großvater wieder als König ein. Nun beschlossen beide Brüder, an dem Orte, wo sie aus- gesetzt und erzogen worden waren, eine Stadt zu gründen, deren erste Bevölkerung Albaner und Latiner bildeten. Als die Stadt erbaut war, erhob sich über die Benennung und Beherrschung derselben zwischen beiden Brüdern ein heftiger Streit, dessen Entscheidung sie den Göttern anheimstellten. Zu diesem Zweck begab sich Romulus auf den Palatinischen, i*

18. Die vorchristliche Zeit - S. 140

1852 - Leipzig : Brandstetter
140 Mars aber erbarm!e sich seiner Söhne und sandte die ihm geheiligten Thiere zur Rettung. Eine durstige Wölfin kam an den Fluß, hörte der Kinder Wimmern, trug sie in ihre Höhle, leckte und bettete sie auf ein weiches Lager und saugtesiedann. Spater flog auch der Vogel Specht, der Vogeldesmars,her- bei und brachte Fleisch. So wurden die Knaben mit kräftiger Speise genährt. Solches Wunder erblickte Faustulus, des Königs Hirte, und sein Herz erbarmte sich der Knaben. Er brachte sie zu seiner Frau, die ihr Söhnlein durch den Tod verloren hatte, und Acca Laurentia, die Hirtenfrau, pflegte die Zwillinge wie eine Mutter. Romulus und Remus wuchsen heran und tummelten sich mit zwölf andern Hirtenknaben weidlich herum. Als sie mit ihren Gespielen heranwuchsen, baueten sie sich selber Hütten auf dem Pala- tin ischen Berge; die Jünglinge kämpften rüstig gegen Raubthiere und tapfer gegen Räuber, jeder an der Spitze einer kleinen Schaar. Zuweilen führten sie auch wohl Krieg untereinander, öfter noch geriethen sie in Händel mit andern Hirten, namentlich mit denen Numitors, die auf dem Aventini- sch en Berge weideten. Bei solch einer Fehde wurde einst Remus gefangen ilnd vor Numitor gebracht. Diesem fiel die edle Bildung des kräftigen Jüng- lings auf und er forschte nach dessen Herkunft. Da begab sich Faustulus mit seinem Pstegesohn Romulus auch nach Albalonga und entdeckte dem Numitor Alles. Mit Freuden erkannte dieser seine herrlichen Enkel und offenbarte ihnen, was Amulius Nebels gethan. Alsbald machten sich Romulus und Remus mit ihren Gefährten auf, erschlugen den bösen König Amulius und setzten den guten Numitor auf dessen Thron. Dann gründeten sie an der Stelle, wo der heilige Tiberstrom sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, mit ihren Freunden eine eigene Stadt, im Jahre 754 v. Ehr. Romulus bespannte einen Pflug mit zwei weißen Rindern, zog um den Palatinischen Berg im Viereck eine Furche, und neben dieser Furche ließ er rings herum einen Erdwall aufwerfen. An der Stelle, wo später ein Thor sein sollte, ward der Pflug aufgehoben. In den inneren Raum aber wurden kleine ärmliche Lehmhütten gebauet, die mit Schilf und Stroh kümmerlich bedeckt waren. Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit, welcher von ihnen der neugegründeten Stadt den Namen geben und als König über sie herrschen sollte. Auf den Rath ihres Großvaters Numitor beschlossen sie, der Götter Willen durch den Vogelflug zu erkunden, und wem zuerst ein glückliches Zeichen sich offenbaren würde, der sollte König sein. Lange harrten sie auf verschiedenen Bergen. Endlich erschienen dem Remus sechs Geier; er brachte die glückliche Kunde seinem Bruder Romulus, da flogen an diesem zwölf Geier vorüber unter Donner und Blitz. Remus behauptete, er müsse den Vorzug haben, weil ihm zuerst die Schicksalsvögel erschienen feien; Ro- mulus behauptete, er sei König, weil ihm noch einmal so viel Vögel erschienen seien. Doch Remus verspottete den Bruder und sprang über die niedrige Stadt- mauer, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen. Da ergrimmte Ro- mulus und schlug seinen Bruder Remus todt. „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" — Diesen Fluch sprach Romulus aus, und die Stadt wurde nach seinem Namen genannt. 2. Der erste König. Romulus war nun König und Herr der neugegründeten Stadt. Um die Zahl seiner Unterthanen zu erfahren, ließ er eine Zählung veranstalten und

19. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 294

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
294 Rhea Silvia zur Priesterin der Vesta. Als solche mußte sie unver- mählt bleiben. Als ihr so ein irdischer Gatte versagt war, erkor der Kriegsgott Mars sie zur Gattin, und sie schenkte ihm Zwillings- knaben, die sie Romulus und Remus nannte. Amulius aber war so frevelhaft, daß er selbst das Eingreifen des Himmlischen nicht achtete. Er befahl seinen Dienern, die Knäblein im Tiberfluß zu ertränken. Der Fluß aber war gerade angeschwollen, hatte die Ufergefilde über- schwemmt und zurücktretend seichte Lachen zurückgelassen. Da also die Diener an das Flußbett selbst nicht herankommen konnten, setzten sie die Kinder in einer Mulde im Uferwasser aus. Nicht lange, so fiel das Wasser weiter, und die Mulde saß auf dem Trockenen. Da wären nun wohl die hilflosen Kleinen elend umgekommen, wenn nicht ein wildes Tier sich mitleidiger gegen sie gezeigt hätte als die Menschen. Eine Wölfin, die am Flusse umherstreifte, hörte das Weinen der Knäblein und ging dem Tone nach. Sie beleckte die Kinder, als wären es ihre Jungen, tränkte sie und rettete sie so vor dem Hungertode. Bald er- schien aber auch menschliche Hilfe. Ein Hirt.des Königs, namens Faustulus, der seine Herden in der Nähe des Flusses weidete, ver- scheuchte die Wölfin und nahm die Kinder seiner Frau mit. In der Hütte des Hirten wurden nun die Sprossen aus königlichem Stamme erzogen und wuchsen unter der treuen Obhut ihrer Pflegeeltern zu kräftigen Jünglingen heran. Zwischen den Hirten jener Gegend herrschte oft Streit um die beste Weide, der zu allerhand Gewalttätigkeiten ausartete. Einstmals brachen die Hirten des Numitor räuberisch in die Herden des Faustulus ein und trieben einen Teil derselben als Beute davon. Rasch sammelten die Zwillinge eine Schar gleichalteriger Genossen, setzten den Räubern nach und jagten ihnen die Beute wieder ab. Doch jene warteten eine günstige Gelegenheit ab und überfielen die Jünglinge, als diese bei einem Opfer beschäftigt waren. Romulus erwehrte sich ihrer; den Remus aber schleppten sie mit sich, führten ihn zum Numitor und be- schuldigten ihn mit frecher Stirn, er sei in dessen Herden eingebrochen. Da ward dem Faustulus bange um das Leben seines Pflegesohnes. Er begab sich deshalb mit Romulus zum Numitor und eröffnete diesem, daß die Jünglinge nicht seine Söhne seien, und erzählte ihm, zu welcher Zeit und unter welchen Umständen er sie gefunden habe. Da fiel dem Greise auch die Ähnlichkeit der Jünglinge mit seiner Tochter Rhea ins Auge; er zweifelte nicht mehr, daß ihm ein gnädiges Geschick die tot- geglaubten Enkel wiedergeschenkt habe, und schloß sie hocherfreut in seine Arme. Als die Brüder alles erfahren hatten, ergrimmten sie über die Freveltaten des Amulius und beschlossen, Vergeltung an ihm zu üben. Sie eilten zu ihren Genossen aufs Land zurück und entflammten sie durch ihre Erzählung zur Rache an dem Thronräuber. In hellen

20. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 70

1869 - Münster : Coppenrath
70 Gründung Roms (753 v. Ehr.). — Von ganz geringem Ursprung ist dieses Heldenvolk ausgegangen. In Latium lag eine alte großestadt, Alba Longa. Ascanrus, der Sohn des Aeneas, soll sie in Gemeinschaft mit andern trojanischen Flüchtlingen, die sich in dieser Gegend niedergelassen hatten, erbauet haben. Einer von den späteren Königen dieser Stadt, mit Namen Procas, hinterließ die Herrschaft seinen beiden Söhnen Numrtor und Amulrus gemeinschaftlich. Der stolze Amulius aber, welcher den Thron mit Keinem theilen wollte, verdrängte seinen älteren Bruder, ermordete dessen Sohn und machte, um vor aller Nachkommenschaft und Thron- bewerbung gesichert zu sein, dessen Tochter Rea Sylvia zur Vestalin, d. i. Priesterin der Göttin Vesta. Als solche durfte sie sich nicht vermählen. Nichts desto weniger bekam, angeblich vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochter Zwillings- knaben, Romülus und Remus. Hierüber erschrak der Oheim. Er ließ die Mutter lebendig begraben, die Kinder aber nach dem Tiberflusse bringen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß ausgetreten. Die königlichen Diener setzten deshalb den Korb mit den Kindern vorn auf das seichte Wasser und gingen davon. Das sinkende Wasser ließ endlich den Korb mit den wimmernden Kindern auf dem Trocknen stehen. Eine dur- stende Wölfin — so geht die Sage —- kam des Weges, fand die Kinder und säugte sie. So traf sie ein vorüberziehender Hirt, mit Namen Faustülus. Er hob die Kleinen mitleidig auf und trug sie in seine Hütte. Hier nun wuchs das wunder- bar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirten heran. Vor Kampf- lust überfielen sie oft die Hirten des Nurmtor. Diese, der häu- figen Neckereien des wilden Brüderpaares und ihrer Raubge- nossen müde, ergriffen endlich den Remus und schleppten ihn zu ihrem Herrn nach Alba. Numitor erkannte alsbald seinen Enkel, offenbarte ihm das grausame Vorhaben des Amulius, und beide Brüder beschlossen nun, an ihrem tyrannischen Oheim sich zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen drangen sie in die Stadt, ermordeten Amulius und setzten Numitor wieder auf den Thron. Erkenntlich gegen diese Wohlthat, er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten