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e) Verkehr. Die großartige Entwicklung des Handels und der
Industrie hat einen sehr starken Verkehr zur Folge. Hinsichtlich
des Postverkehrs ist Frankfurt die erste Stadt Deutsch-
lands; denn auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, sind die Ein-
nahmen der Post in Frankfurt höher als in allen andern Städten.
Auf den Bahnhöfen Frankfurts fahren jährlich über 7 Mill. Personen
ab, und die gleiche Zahl wird wohl auch ankommen. Der Straßen-
verkehr ist am lebhaftesten in der Innenstadt, wo das Geschäftsleben
hauptsächlich seinen Sitz hat. Der starke Personenverkehr wird durch
die vorzügliche, elektrisch betriebene Straßenbahn vermittelt, deren Ge-
leise die Stadt nach allen Richtungen durchschneiden. Mit den benach-
barten Vororten Isenburg, Schwanheim, Offenbach, Homburg und
Oberursel ist die Stadt durch Nebenbahnen verbunden.
f) Bildungswesen. Frankfurts Bildungswesen steht auf hoher
Stufe. Von jeher haben Behörden, Vereine und Private gewetteifert,
darin Vorzügliches zu leisten. Neben vielen Volks- und Mittelschulen
besitzt es eine Anzahl höherer Schulen. Ferner bestehen Fachschulen
der verschiedensten Art, Fortbildungs-, Gewerbe- und Handelsschulen.
Groß ist die Zahl der wissenschaftlichen Institute, die die Pflege der
Kunst und Wissenschaft bezwecken; die wichtigsten sind das Städelsche
Kunstinstitut, das Senckenbergianum, der Physikalische Verein, das Freie
Deutsche Hochstift und die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften,
die demnächst zur Universität ausgebaut wird. Nicht minder verdienen
der Zoologische und der Palmengarteu, sowie das Opernhans und das
Schauspielhaus als Bildungsstätten erwähnt zu werden. Zur Verbreitung
der Bildung in den breiten Volksschichten finden jeden Winter Vor-
träge in allen Gebieten des menschlichen Wissens, sowie Volkskonzerte
und Volksvorstellungen im Theater zu ermäßigten Preisen statt.
g) Gemeinnützige Anstalten. Der Gemeinsinn und die
Opferwilligkeit der Bürgerschaft haben zahlreiche wohltätige Stiftungen
ins Leben gerufen, die eine segensreiche Wirksamkeit auf den ver-
schiedensten Gebieten entfalten. Obenan steht in dieser Hinsicht die
Polytechnische Gesellschaft. Sie hat eine Sparkasse gegründet und
unterhält viele gemeinnützige Anstalten (Blindenanstalt u. a.). Ferner
sei hier noch auf die Kraukenhäuser, Waisenhäuser und mancherlei
Unterstützungsanstalten, Hilfskaffen u. dgl. hingewiesen.
h) Verwaltung. Die Stadt wird von dem Magistrat und der
Stadtverordnetenversammlung verwaltet. Der Magistrat besteht aus
den beiden Bürgermeistern, 11 besoldeten und 13 unbesoldeten Stadt-
räten. Die Stadträte werden von den Stadtverordneten gewählt, und
zwar die besoldeten auf 12 Jahre, die unbesoldeten auf 6 Jahre. Der
Magistrat hat die gesamte Verwaltung der Stadt zu leiten, insbesondere
auch die Gemeindebeamten anzustellen. Die Stadtverordneten, die von
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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— 116 —
und dem Chingangebirge, im Norden von dem Jablonoi- und
Sajanischen Gebirge, dem Altai und dem Tien-schan begrenzt
wird. Die Westgrenze bildet die Pamir, „das Dach der Welt".
Das Hochland wird durch den Kuen-lun wieder geteilt. Im südlichen
Teil erhebt sich der Karakorüm mit dein Da,})fang, dem zweit-
höchsten Berg der Erde (8620 m). Das nördliche Hochland zerfällt in
das Tarimbecken und in die Wüste Gobi oder Schamo.
2. Klima und Erzeugnisse. Infolge der hohen Randgebirge
kann das Meer seinen Einfluß auf das Klima nicht geltend machen.
Deshalb herrscht in Jnnerasien Landklima. Während im Winter eisige
Schneestürme das Land durchwehen, erhitzt sich im Sommer der Wüsten-
boden bis zu 50 und 60, ja sogar 70°. — Durch dieselbe Ursache ist
die große Trockenheit des Hochlands bedingt. Große Flüsse, die die
Gebirge durchbrechen könnten, fehlen; kleinere enden in Salzsümpfen.
Diesem Mangel an Feuchtigkeit entspricht der Pflanzenwuchs.
Grassteppen oder Wüsten füllen Jnnerasien aus. Dagegen ist die
Tierwelt zahlreich vertreten. Hier ist die Urheimat unserer Hans-
tiere, von wo aus sie dem Menschen fast über die ganze Erde ge-
folgt sind. -
3. Bewohner. Da die Boden- und Klimaverhältnisse keinen
Ackerbau gestatten, so sind die Bewohner Nomaden, die mit ihren
Pferden, Schafen und Kamelen von einem Weideplatz zum andern
ziehen. Sie gehören zur m ong o lisch en Rasse, die den größten Teil
Asiens bewohnt. (Kennzeichen: gelbliche bis braune Haut, schlichtes,
schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, hervortretende Backenknochen,
kleine, schwarze, schiefgeschnittene Augen, breite, platte Nase.) Die Herr-
scheude Religion ist der Buddhismus. Ihr Stifter ist Buddha,
ein indischer Fürstensohn. Er verwarf die Bußübungen und die
Kasteneinteilung des Brahmaismus. Dagegen forderte er von seinen
Anhängern Liebe zu allen Geschöpfen.
Staatliche Einteilung.
Ganz Jnnerasien gehört zum Kaiserreich China. Es besteht aus
folgenden Staaten:
1. Tibet. Die Hauptstadt Lhüsa ist die heilige Stadt der Bud^
dhisteu und der Sitz des Dalai Lama, in dem Buddha selbst nach dem
Glauben seiner Anhänger stets wieder Menschengestalt annimmt.
2. Oft-Turkeftan. Hauptstädte: Kiischgar und Jarknnd.
3. Dsungarei.
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— 109 —
die öden, einförmigen Ufer bergen Schwefel und Asphalt. Kein Wasser-
tier regt sich in den Fluten des Toten Meeres. Sterbend kommen die
vom Jordan hergetriebenen Fische zur Oberfläche empor. Kein Vogel
durchfliegt das Schilf des Sees; selbst die Pflanzenwelt ist öde und
traurig. Es ist alles tot — am Toten Meer.
c) Bodenbeschaffenheit und Besiedelung. Das oben erwähnte
Einbruchstal teilt Palästina in dos Ost- und Westjordanland. Ersteres
geht nach Osten hin in die Syrische Wüste über; letzteres wird
von einem Hügelland durchzogen, das in seinem südlichen Teil aus
Kalkstein besteht, deshalb quellenarm und wenig fruchtbar ist. Im
Karmelgebirge erreicht es das Meer. Auf einer steilen Höhe des
Hügellandes liegt Jerusalem; nicht weit davon liegen Bethlehem
und viele andere aus der heiligen Geschichte bekannte Orte. — Das
Hügelland senkt sich nach dem Meere hin zu einer fruchtbaren Ebene.
An der Küste liegt der Hasenmt Jaffa oder Joppe. Nördlich vom
Karmelgebirge ist Akkon oder Atta gelegen, das in den Kreuzzügen
oft belagert wurde und lange Zeit der letzte Zufluchtsort der Deutsch-
Herren blieb.
Jerusalem hat heute ungefähr 115000 Einw., darunter 10000
Juden und 6000 Christen. Die Stadt zerfällt nach den verschiedenen
Religionen in ein mohammedanisches, jüdisches, christliches und arme-
nisches Viertel. Das Innere ist eng und winkelig, düster und un-
reinlich. Im Türkenviertel steht die Omar-Moschee an der Stelle, wo
sich einst der Salomonische Tempel erhob. Sie ist ein achteckiges Ge-
bäude, das als Heiligtum angeblich den Opferstein Isaaks be-
wahrt. Die Christenstadt birgt die Grabeskirche mit der Kapelle des
heiligen Grabes. Unter den vielen Neubauten Jerusalems ragen be-
sonders die Wohltätigkeitsanstalten hervor. So hat hier der deutsche
Johanniterorden ein Hospiz errichtet. Deutschen Stiftungen verdanken
auch ein Diakonissenhaus, ein Waisenhaus, eine Erziehungsanstalt und
ein Krankenhaus für Aussätzige ihre Entstehung. Auch eine deutsche
Schule besteht in Jerusalem.
B. Südasien.
Südasien zerfällt in Vorderindien, Hinterindien und die
Malaiische Inselwelt.
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Extrahierte Personennamen: Jordan Palästina Isaaks
— 28 —
„Wer dem Kaiser das Zepter will entreißen,
Muß erst in den sauren Apfel beißen!"
Ter Kaiser verlieh ihm den Namen eines Grafen ^von Holzappel, worauf
Melander sich in seiner Heimat eine Besitzung kaufte und dieselbe nach seinein Titel
Grafschaft Holzappel nannte. Melander liegt in der Kirche zu Holzappel begraben.
11. Der Rreis Limburg.
Der Kreis Limburg bildet einen nicht breiten Landstreifen zu beiden
Seiten der mittleren Lahn und umfaßt eine der fruchtbarsten Gegenden:
das mittlere Lahntal, das untere Elbtal, den „Goldenen Grund" und das
Wörsbachtal. Die südliche Hälfte gehört dem Taunus, die nördliche dem
Westerwald? an. Limburg a. d. Lahn, die Kreisstadt, hat seine Lage
in dem hier weiten und sehr fruchtbaren Lahntale. In der Nähe münden
Ems und Elb. Die Stadt zählt 11000 Einwohner. Sie ist der Sitz
eines Landgerichts, einer Handelskammer und der höchsten katholischen
Kirchenbehörde des Landes, welche aus dem Bischof und dem Domkapitel
besteht. Hier ist anch ein katholisches Priesterseminar. Auf Felseu dicht
an der Lahn steht der herrliche Dom mit 7 Türmen und einem reichen
Domschatze. Er ist das großartigste kirchliche Bauwerk des Nassauer
Landes und fast 700 Jahre alt Limburg, iu der Mitte Nassaus und
am Vereiuiguugspuukte von fünf Eisenbahnen gelegen, bildet gleichsam die
Brücke, welche den nördlichen Teil unseres Regierungsbezirks mit dem
südlichen verbindet. Es hat viel Handel und Verkehr. Im Mittelalter
aber war es eine viel bedeutendere Stadt mit vielleicht 12 000 Einwoh-
nern. Aus dieser Zeit stammen auch sein Dom und die Limburger
Chronik, eines der berühmtesten mittelalterlichen Bücher. Aus dem Dorfe
*Elz kommen viele Musikanten und Sänger. Oberhalb Limburg liegt
Dietkirchen (Dorf). Seine uralte Kirche, die erste in Nassau, thront auf
hohen Felsen über der Lahn. An ihrer Stelle erbaute schon im 4. Jahr-
hundert der hl. Lubentius ein Bethaus. Er Predigte in den Lahngegen-
den das Christentum und liegt in Dietkirchen begraben. Der Dietkircher
Markt ist sehr berühmt. Im fruchtbaren Elbtale ist Hadamar gelegen,
Stadt mit einem Gymnasium und einer Besserungsanstalt (Korrigenden-
anstalt) für Sträfliuge. In der Nähe befindet sich die Dornburg, ein
Berg, in dessen Höhlungen im Sommer eisige Kälte herrscht. Das selbst
zur Sommerzeit in dem Basaltgerölle sich bildende Eis bleibt bei der
größten Hitze. Kamberg, Stadt an der Ems, besitzt eine Taubstummen,
anstalt. Im Kamberger oder Goldenen Grund liegt auch das Dorf
Niederselters mit dem weltberühmten Mineralbrunnen, welcher
das echte Selterser Wasser
liefert. Es ist dies ein stark kohlensäurehaltiges Wasser, welches auch den weitesten
Transport verträgt. Die Selterser Mineralwasserquelle soll schon um das Jahr 1000
bekannt gewesen sein. Im Dreißigjährigen Kriege, als die Gegend verwüstet wurde
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— 36 —
den Schädel des hl. Bonifacius, den Dolch, mit dem letzterer ermordet wurde,
und das von den Friesen durchstochene Evangelium. Eine Zierde der
Stadt ist das stattliche Erzdenkmal des Apostels gegenüber dem Schlosse.
Der Todestag des Heiligen, der 5. Juni, bildet für Fulda das größte
Fest. Von allen Seiten strömt dann eine ganze Woche lang das Volk in
feierlichen Prozessionen unter Sang und Klang, mit Kreuz und Fahnen
zum Grabe des hl. Bonifacius. Über der Stadt erhebt sich der Frauen-
Frauenberg Pfarrkirche Dom
Fulda.
berg. Er trägt ein Franziskanerkloster und bietet eine schöne Aussicht
auf die Stadt und das Rhöngebirge. Auch die Hügel und Bergkuppen
ringsum sind vielfach mit Kirchen geschmückt. Am Bonisaciusbrunnen in
dem nahen ^Horas hat man eine neue Bonifaciuskirche erbaut. Östlich
von Fulda in schöner Gebirgsgegend der Vorderrhön thront über dem
Biebergrunde das Schloß "Bieberstein, ehemals Sommerresidenz der Fürfc
äbte von Fulda. An der Lüder liegt ^Großenlüder. Die Frauen der
Umgegend haben eine eigentümliche Haartracht. Im Schlitztale ist das
Solbad Salzschlirf zu erwähnen. Der Amtsort *Neuhof, an der Fliede
gelegen, besteht aus 3 Dörfern.
19. Kreis Schlüchtern.
Indem wir den Landrücken übersteigen, gelangen wir ins Hanauische,
den südlichen Teil nnsers Regierungsbezirks. Zu demselben rechnet man
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Schwalmgrnnde. Fast alle Bewohner Hessens gehören der christlichen
Religion an. Etwa 5/e derselben bekennen sich zur evangelischen, V« zur
katholischen Kirche. Die wenigen Israeliten ^/so) leben im Lande zerstreut. Für
Schulbildung ist in uuserm Bezirke gut gesorgt. Fast jedes Dörfchen hat
seine Volksschule. Höhere Schulen finden sich in allen größeren Städten.
Die oberste Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist die Regierung
zu Kassel. Dieselbe besteht aus Abteilungen mit Regierungsräten, an
deren Spitze der Regierungspräsident steht. Der Bezirk wird eingeteilt
in 24 Kreise, die nach Größe und Einwohnerzahl sehr verschieden sind.
An der Spitze des Kreises steht der Landrat; er wohnt in der Kreishaupt-
stadt. Die höchste Gerichtsbehörde ist das Oberlandesgericht zu Kassel.
Landgerichte sind zu Kassel, Marburg und Hanau. Die Laudgerichtsbe-
zirke zerfallen in Amtsgerichtsbezirke; zu letzteren gehört eine Anzahl Ortschaften.
7. Die Kreise mit den wichtigsten Ortschaften.
Der Regierungsbezirk zählt gegen 1400 Ortschaften. Diese zerfallen in
Städte, Flecken, Dörfer und Weiler. Einzeln liegende Gebäude sind:
Höfe, Mühlen, Schlösser, Kirchen, Klöster u. s. w. Wir merken uns nur
die bedeutendsten Orte.
1. Stadtkreis Raffel.
Derselbe liegt in dem schönen, fruchtbaren Talbecken der Fulda und
besteht nur aus der Stadt Kassel mit ihrer großen Gemarkung. Kassel
war ehemals die Hauptstadt des Kurfürstentums Hessen und ist jetzt Haupt-
stadt des Regierungsbezirks Kastel und der Provinz Hessen-Nassau. Die
Stadt liegt an beiden Seiten der Fulda, der größere und schönere Teil
am linken Ufer. Im Jahre 1800 hatte sie über 17000 Einwohner; jetzt
zählt sie deren 120000. Von letzteren sind etwa 1/i2 Katholiken.
Kassel ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Es hat große freie
Plätze, breite Straßen, schöne Gebäude und Denkmäler. An dem großen
viereckigen Friedrichsplatz liegt das Schloß (Residenz des Königs) und das
Museum mit reichhaltigen Sammlungen und der Landesbibliothek. Kreis-
rund ist der Königsplatz mit einem sechsfachen Echo (Wiederhall) in der
Milte. Die schönste und belebteste Straße ist die Königsstraße. An ihr
befindet sich das kgl. Hostheater. Von den Kirchen ist die bedeutendste
die evangelische Martinskirche mit zwei 73 in hohen Türmen, einer großen
Orgel und dem Grabe und Denkmale Philipps des Großmütigen, des
bedeutendsten hessischen Fürsten. Die hiesige Bildergalerie ist berühmt.
Am Fuldaufer dehnt sich ein herrlicher Park, die Karlsaue aus. Daneben
liegt das große Justiz- und Regiernngsgebäude. Vou den Bildnngsanstalten
erwähnen wir die zwei Gymnasien, die Akademie für bildende Künste, die
Gewerbe- und Handelsschule, die Kriegsschule, das israelitische Lehrerseminar
und das evangelische Lehrerinnenseminar. Kassel ist Sitz des Oberlandes-
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— 25 —
der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen
General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der
gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen»
Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen
zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in
Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne
Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte
ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor.
Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur
Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen
Volkstracht der Schwälmer.
treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so
ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder
durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt.
Dort liegt er auch begraben.
Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen-
Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt.
Der Schwalmgrund und die Schwälmer.
Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund
oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb
und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinz_von_Lüder Heinz_von_Lüder Heinz Heinz_von_Lüder Philipp Philipp Heinz_von_Lüder Philipp_d Philipp
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Schwälmer, zeigen noch echt hessisches Wesen. Sie haben eine hohe, kräftige Gestalt
und meist blaue Augen und blonde Haare. Die Männer tragen blaue und weiße
Kittel und kurze Beinkleider von Leinen, die Frauen viele kurze, nur zum Knie reichende
Röcke übereinander. Die Zahl der Röcke (oft 8—10) gilt als Maßstab der Wohl-
habenheit. Die Schwälmer halten treu an der schönen, eigentümlichen Tracht, an
alten Sitten und Gebräuchen fest. Treue und Glauben sind bei ihnen noch heimisch.
Da die Schwälmer sehr fleißig, sparsam und einfach in ihrer Lebensweise sind, so
herrscht bei ihnen meist Wohlstand.
An der Vereinigung zweier Eisenbahnen gelegen ist die Stadt Treysa
mit einer Bewahranstalt für Mädchen. Bei dem Flecken Frielendorf
befindet sich ein Braunkohlenbergwerk; bei dem Orte Schönstein am Haina-
gebirge sind Eisenhütten und Hammerwerke. Am Fuße des Knüll liegen die
Amtsorte Meukirchen (Stadt) und ^Oberaula (Flecken). Hoch am Knüll
auf rauher Bergfläche hat das alte Städtchen Schwarzenborn seine Lage.
Von den Bewohnern desselben erzählt der Volkswitz allerlei lustige Streiche
(„Schwarzenborns Streiche"). Bei dem Orte befindet sich der große fisch-
reiche Schwarzenbörner Teich, aus dem die Esze abfließt.
10. Kreis Momberg.
Auch dieser Kreis gehört fast ganz dem Schwalmgebiete an. Bon
Gebirgen finden wir in demselben das Homberger Bergland und einen Teil
des Knüll. Mitten durch den Kreis zieht das schöne Tal der Efze,
welches sich im Norden zur Schwalmniederung öffnet. Die Kreisstadt
Homberg liegt an der Efze und am Südfuße eines mächtigen Basaltkegels,
der die letzten Reste der Burg Homberg trägt. An Anstalten besitzt Hom-
berg ein evangelisches Lehrerseminar und eine Taubstummenanstalt. In der
Kirche wurde 1526 eine Kirchenversammlung abgehalten, in welcher man
die Einführung der Reformation in Hessen beschloß.
»Homberg im 30 jährigen Kriege.
Im 30jährigen Kriege stand das ganze Amt Homberg in Flammen. Auch die
Stadt fiel in Schutt und Asche. Heldenmütig hatten die Bürger, mit hessischen
Truppen vereint, im Jahre 1636 auf dem Schlosse eine Beschießung und den Sturm
von 13000 Kaiserlichen abgeschlagen; sie hatten geschworen, hier zu überwinden oder
zu sterben. Da fiel eine Magd in den Brunnen und wurde in Stücken heraufgeholt.
Der Ekel benahm den Verteidigern den Gebrauch des Wassers. Ehrenvoll übergaben
sie das Schloß 14 Tage nach dem Sturm. Darauf gründet sich die Sage von einer
im Schloßberge hausenden weißen Frau. Schloß und Stadt wurden vom abziehenden
Feinde zerstört, was wieder aufgebaut wurde, von einem späteren Durchzuge ver-
nichtet. Nie gewann Homberg seine frühere Blüte wieder.
In der Nähe von Homberg sind Eisengruben (bei Mardorf) und eine
Eisenhütte (bei *Holzhaufen). Den Vernagau südwestlich der Kreisstadt,
welcher nach dem Dorfe Verna benannt ist, bezeichnet man wegen seiner
Fruchtbarkeit als die „Hessische Schmalzgrnbe". Das Städtchen "Borken
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— 35 —
18. Kreis Lulda.
Das Hauptgewässer des Kreises ist die Fulda, welcher die Fliede,
Lüder, Schlitz und Hauue zufließen. Ostwärts der Fulda und Fliede
breiten sich Ausläufer der Vorderrhön, westwärts Ausläufer des Vogels-
bergs aus. Fulda, Kreisstadt mit 20000 meist kath. Einwohnern, hat
eine hübsche Lage in dem hier weiten Tale der Fulda. Es ist Knotew
Punkt von vier Eisenbahnen.
Geschichtliches von Fulda.
Fulda verdankt seine Entstehung dem hl. Bonifacius. Dieser sandte von Fritzlar
aus seinen Schüler und Freund, den hl. Sturmius, aufwärts der Fulda in den großen
Buchenwald (Buchoma), damit er dort einen geeigneten Platz zur Anlage eines
Klosters suche. Als Sturmius an den Ort kam, wo jetzt Hersfeld liegt, glaubte er
hier sein Ziel gefunden zu haben und baute sich mit seinen Begleitern Hütten von
Baumästen. Bonifacius aber hielt den Ort für zu nahe den wilden Sachsen und
wies Sturmius an, tiefer in die Wildnis zu gehen. Dieser gelangte trotz aller Ge-
fahren, die ihm durch wilde Tiere und die heidnischen Bewohner drohten, glücklich
in die Gegend, wo jetzt Fulda liegt, errichtete 744 hier das Kreuz und ein Bethaus
und legte den Grund zu einem Kloster. An Stelle des Bethauses trat später eine
Kirche, die den Leichnam des hl. Bonifacius aufnahm. Dieser Apostel war 755 bei
Verkündigung des Evangeliums von den heidnischen Friesen ermordet worden. Das
Kloster zu Fulda war sein Lieblingsaufenthalt gewesen. Durch die zahlreichen Wall-
fahrten nach dem Grabe des Heiligen eustand aus den das Kloster umgebenden
Hütten bald ein Dorf und später die Stadt Fulda. Das Kloster wurde bald eine
Pflanzstätte und ein Mittelpunkt christlicher Sitte und Bildung. An der berühmten
Klosterschule wirkten die ausgezeichnetsten Männer, darunter Rhabanus Maurus, der
„Lehrer Deutschlands." Fulda wurde das berühmteste Kloster in Deutschland. Mit
seinem Ruhme wuchs auch sein Reichtum und seine Macht. Der Abt von Fulda war
der erste unter den deutschen Äbten und hatte als Erzkanzler der deutschen Kaiserin
dieser bei der Krönung die Krone aufzusetzen. 1752 wurde die Abtei zu einem Bis-
tum erhoben. 1803 wurde das geistliche Fürstentum Fulda durch Napoleon in ein
weltliches verwandelt. Letzteres kam, nachdem es unter verschiedener Herrschaft gestanden,
1816 zum größten Teile an Kurhessen.
Eigentümlich ist die Ähnlichkeit in der Lage und in den Ortsnamen
von Fulda und Hersfeld. Letzteres könnte man daher auch Kleinfulda
nennen. Fulda ist der Sitz der höchsten katholischen Kirchenbehörde des
Landes, die aus dem Bischof und dem Domkapitel besteht. Die Stadt
hat ein Gymnasium (früher Klosterschule), ein kath. Priesterseminar, ein
kath. Lehrerseminar, eine landwirtschaftliche Wiuterfchule und eine Landes-
bibliothek. Hier finden sich vielerlei Gewerbe, z. B. Tuchwebereien. Fulda
besitzt mehrere Klöster und viele Kirchen. Die 1000jährige Michaelskirche ist
eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Ferner zeichnet sich der schöne Dom
mit seiner Kuppel und großen Orgel aus. Unter dem Hochaltar, in der unter-
irdischen Gruftkirche befinden sich im Altar die Gebeine des hl. Bonifacius.
Im Dome ist auch Kaiser Konrad I. begraben. Der Domschatz bewahrt
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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die Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Kassel,
die Baugewerkschule in Kassel,
die Handwerksschule in Kassel,
die Schule für Holzschnitzerei in Poppenhausen,
die Ackerbauschule in Beberbeck,
die Landwirtschaftliche Winterschule in Fulda,
die Haushaltungsschule in Treysa.
Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten:
die Taubstummenanstalt in Homberg,
die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder bei Elm,
die kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben in Sannerz,
die Erziehungs- und Besserungsanstalt in Wabern,
die Bewahranstalt für Mädchen und Jdiotenanstalt in Treysa,
die Waisenhäuser in Kassel und Hanau.
Andere Anstalten:
die Jrrenheilanstalt in Marburg,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer in Haina,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen in Merxhausen,
die Korrektions- und Landarmenanstalt in Breitenau,
die Strafanstalten in Kassel, Wehlheiden und Ziegenhain.
Bedeutende Männer des Regierungsbezirks.
Philipp der Großmütige, der bedeutendste Landgraf von Hessen, Förderer
der Reformation, geb. zu Marburg.
Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, Sprachforscher und Märchen-
dichter, geb. zu Hanau.
Burkhard Waldis, Fabeldichter, geb. zu Allendorf a. d. Werra.
Karl Wilhelm, Tondichter, Komponist der „Wacht am Rhein" und anderer
Lieder, geb. zu Schmalkalden.
Philipp Reis, Erfinder des Telephons, geb. zu Gelnhausen.
Daten aus der Geschichte.
54 v. Chr. die ersten Römer auf deutschem Boden.
12—9 t>. Chr. führt Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, Krieg
gegen die Chatten und Sigambrer.
9 n. Chr. die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde.
15 Germanieus, der Sohn des Drusus, fällt in das Land der Chatten
ein und zerstört ihren Hauptort Mattium.
4. Jahrhundert Anfang der Völkerwanderung.
5. „ die Römerherrschaft am Rhein hört auf. — Die Franken
nehmen feste Wohnsitze ein und werden Herren unserer Gegend. —
Der Name Chatten verschwindet.
722 Bonisacius gründet zu Amöneburg die erste christliche Ansiedelung in
Hessen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Jakob Wilhelm_Grimm Wilhelm Burkhard_Waldis Karl_Wilhelm Karl Wilhelm Philipp_Reis Philipp Drusus Augustus