Xi'abcu
Trarbach
Photographie bcr Neuen Phvtonr, (Üesellsch Stexilik Sperliit
Das Rheinische Schiefer Gebirge, ein altes S ch v l l e n g e b i r g e. Traben-Trarbach mit Gräfin bürg an der Mosel.
Schon ein flüchtiger Vergleich des Rheinischen Schiefergebirgs mit einer Alpenlandschaft läßt den gewaltigen Gegensatz zwischen einem jugendlichen Faltengebirge
und einem alten Schollenland deutlich hervortreten. Dort die überragenden Höhen, die wundersame Mannigfaltigkeit der Gipfel und Kämme, der Gletscher und Seen,
des Pflanzenkleids und der Klimaregionen, hier abgeglichene Plateau- und Bergrückenformen, langsam dahinziehende Flüsse, kleine, weltverlorene Bergsee». Die uralte»
Täler der Mosel und des Rheins prangen iin Schmuck grüner Reben, sie sind dicht bevölkert, von reiche»! Berkehrslebe» durchflutet und verklärt durch den Zauber der
Sage und Poesie.
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Rudelsburg.
Saaleck.
Im Hintergrunde der Thüringer Wald.
Die Thüringer Hochfläche ein Tafelland. Rudelsburg und Saaleck, flußaufwärts gesehen.
Das Tafelland, das sich ostwärts durch Thüringen bis zur Saale hinzieht, erhält seine landschaftlichen Reize durch die tiefeingesenkten, malerischen und kulturreichen
Flußtäler mit ihrer dichten Besiedelung und ihren reichen geschichtlichen Erinnerungen. Neben Main und Neckartal vereinigt das mittlere Saaletal, die Grenzlinie
zwischen Thüringen und Sachsen, alle diese Vorzüge in hohem Maße. In die thüringische Muschelkalktafel eingesenkt, zieht das Saaletal eng und vielfach gewunden
zwischen steilen Höhen hin, die von altersgrauen Burgen gekrönt werden, während im S. der Thüringer Wald das Panorama abschließt. Wie viele Erinnerungen wecken
allein Jena und Rudolstadt, die zwischen Saaleck und dem Gebirge liegen I Berg und Fluß, Burg und Wald wecken die Wander- und Sangeslust, und wie oft mag da aus
frischer Jugendbrust das Lied erschallen: „An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn".
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Extrahierte Ortsnamen: Rudelsburg Rudelsburg Main Sachsen Rudolstadt
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Extrahierte Personennamen: Hans_Sachs Niklas_Vogel Niklas_Vogel Hans_Sachs Hans_Sachs Ernst
28. Ritter, Tod und Teufel.
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Verkläret das Auge durch Lust und Scherz.
Zuletzt doch jegliche Kunst erkennt In des Malers Kunst ihr Fundament:
Der Steinmetz, Goldschmied und der Schreiner,
Hornschneider, Weber, der Werkmeister, keiner Entbehret sie je, weshalb die Alten Sie für die herrlichste Kunst gehalten.
Wie strahlte der Griechen Namen hell,
Ieuxis, Protogenes, Apell!
Gott hat zu Heil dem deutschen ßanb Der Künstler manchen mit hohem Verstand Wie Albrecht Dürer uns gegeben,
Des Kunst verschönernd schmückte das Leben.
Was er mit Fleiß gesäet, wachs'
Dem Volk zu reichem Segen, fleht Hans Sachs.
So sang der Poet und die Gegner schwiegen. Alle zollten ihm reichen Beifall und Ludwig Binder war nicht der letzte. Auch Konrad Nachtigall begrüßte herzlich seinen alten Freund, nahm sich den Kranz ab und setzte ihn Hans Sachsen aufs Haupt, Nürnbergs kunstreichem Schuster.
28. Ritter, Tod und Teufel (Kupferstich von A. Dürer).
Don Franz
1. Durch dunkle Waldesnacht Und wilde Felsenschluchten
Jur Burg, der lang gesuchten,
Lenkt seines Rosses Schritt
2. (Ein Ritter und es folgt Der Spur des schnellen Hufes Der treue Hund, des Rufes Gewärtig seines Herrn.
3. (Es glänzt der blanke Helm, Das scharfe Schwert zur Seite,
Die Lanze, und ins Weite
Der Eisenharnisch tönt.
4. Erblickt wohl etwa nicht Der wack're, kühne Reiter Jur Rechten den Begleiter Und jenen, der ihm folgt?
5. Ins Antlitz grinst der Tod,
Auf einer Mähre reitend;
Graf Pocci?)
Auf raschen Füßen schreitend Eilt Satan hinterdrein.
6. Nichts ficht den Ritter an; (Er ziehet seiner Wege
Durch dunkles Waldgehege Mit festem, frommem Sinn.
7. So zieht der wahre Christ, Das Bild soll dies wohl sagen, Willst nach dem Sinn du fragen, Durch diese wüste Welt.
8. Der treue Hund, der wacht, Ist wohl ein gut Gewissen,
Er wird es nicht vermissen,
Es mahnet Tag und Nacht.
9. Der schöne Waffenschmuck, Schwert, Speer und Pickelhaube Und Harnisch sind der Glaube, Des edlen Streiters Schutz.
*) „Dichtungen", S. 87. Schaffhausen 1843. Hurter.
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Extrahierte Personennamen: Weber Albrecht_Dürer Albrecht Hans_Sachs Ludwig_Binder Ludwig Konrad_Nachtigall Konrad Franz
1._Durch Franz Satan
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22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel.
Vom Kloster aus spannen sich diese Fertigkeiten hinüber nach den Hütten der Bauern, nach den Häusern der Bürger in den Märkten und erweckten dort
regen Siun und kräftige Betriebsamkeit. Aus dem Kloster Rottenbuch, wo schon um das Jahr 1111 die Holzschnitzerei heimisch war, ist diese Kunst nach Oberammergau verpflanzt worden; in Wessobrunn erblühte während des
18. Jahrhunderts ein Stamm trefflicher (Stukkaturarbeiter1), nach den napoleoni-schen Kriegen noch über 100 Mann zählend, der seine Angehörigen bis nach Frankreich und Rußland sandte und dessen geradezu virtuose Leistungen in der Kirche zu Ettal ungeteilte Bewunderung erregen.
In solchen Streiflichtern auf die Kulturgeschichte des Pfaffenwinkels erging sich das Gespräch, als wir am schweren Holztische des Wirtshauses das schäumende Bier von Ettal uns trefflich munden ließen.
Spät nachts bin ich dann noch hinaus ins Freie getreten. Mir gegen-
über stiegen die mächtigen Mauern des ehemaligen Klosters schweigend empor, mildträumerisches Mondlicht umspielte die feinen Umrisse der hochgewölbten Kirchenkuppel und zitterte auf den glänzenden Flächen der Kupferbedachung, in dunklem Zuge griffen die finstern Tannenwälder hinan von der Bergeslehne. Ein unbeschreiblicher und unergründlicher Friede waltete über dem weltvergessenen Landschaftsbilde, ein wundersamer Reiz, der die Gedanken mit leisem Znge zurückträgt in längst vergangene Zeiten. Und so erinnerungsreich, so sagenumflüstert wie Ettal ist sicherlich kein zweiter Fleck im weiten Umkreise unserer bayerischen Berge, es ist eine vielhnudertjährige Geschichte, welche an diesen Mauern mit) au diesen Wäldern haftet.
(Sine trotzige Gestalt steht zuerst vor uns, wenn wir Kunde geben von diesen Geschehnissen. Es ist der Welse Ethiko. Weithin herrschte dieses stolze Geschlecht auf seinen freieigenen Gütern im Gaue, es war den Karolingern verschwägert, seit Ludwig der Fromme im Jahre 819 die schöne Jutta, die kuust- und wissenssreudige Welfentochter, sich zur Gattin genommen. Da ließ sich Ethikos Sohn Heinrich um die Besitzungen des Hauses zu mehren herbei dem Kaiser zu Lehen zu gehen. In tiefstem Herzen ergrimmt, daß
einer der Seinen zum Vasallen sich erniedrigt, zog sich der alte Welfe in die schauerlich einsamen Öden dieses Tales zurück und lebte hier mit zwölf seiner Genossen in klösterlicher Gemeinschaft. Von diesem Sitze, der wohl noch ein palissadenumfriedeter, nach altgermanischer Weise gefügter Holzban gewesen, soll das ganze Tal seinen Namen erhalten haben — Ethikos'^) Tal, das im
*) Die Bedeutung Wessobrunns als Sitz einer hervorragenden Bildhauerund Stu kk at o rs ch u l e ist erst durch neuere Forschungen erhellt worden. Mit reichlichen Aufträgen versehen waren diese geschickten Leute allenthalben in Süddeutschland wie auch in der Schweiz und in Österreich viel beschäftigt und es fällt die Blütezeit dieses Kunstzentrums mit der des Rokoko zusammen. Friedr. v. Thierfch, „Die Baugeschichte des Klosters Ettal." 1899.
8) Andere geben andere Deutungen: Bon Odtal — Tal in der Einöde, £tal = Stätte des Gelöbnisses.
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Extrahierte Personennamen: Ethiko Ludwig Jutta Heinrich Heinrich
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29. Albrecht Dürer.
sagen wir: aus einem Bilderbuche —, worin das Leben der Jungfrau Maria dargestellt wird. Über solche Holzschnitte und Bilderbücher soll später Genaueres gesagt werden. Einstweilen betrachten wir einmal den, der vor uns liegt. Er stellt die heilige Familie in ihrer häuslichen Beschäftigung dar: Joseph, der Zimmermann, geht seiner Arbeit nach, während Maria neben ihm am Spinnrocken sitzt und das Christkind wiegt.
Ein religiöses Bild also, eine Szene aus dem Neuen Testament. Allein wollte man sie in irgend einem Evangelium aufsuchen, man würde sie nirgends finden. Das ist von Wichtigkeit. Dürer ist kein Illustrator, d. h. kein Künstler, der irgend eine in einem Buche geschilderte Szene genau in der Zeichnung darzustellen sucht; er erfindet vielmehr aus dem Geiste der Schilderung heraus ganze Szenen oder wenigstens Einzelheiten, die nirgends beschrieben sind. Er steht unabhängig neben seinem textlichen Vorbilde. Nun könnte es freilich noch eine andere Art Vorbild für ihn geben. Für eine Reihe biblischer Szenen hat sich in den Wandmalereien und den Bildern in Handschriften (den „Miniaturen") ein Herkommen gebildet, das festsetzte, welche Szene dargestellt werden sollte und in welcher Weise — in der Hauptsache wenigstens — sie aufzufassen sei. Allein auch solche Vorbilder existieren für diese Szene nicht, sie ist Dürers eigene Erfindung und gerade deshalb sehr bezeichnend für seine persönliche Kunstweise.
Dürer war in erster Linie religiöser Maler. Er selber sagt einmal in einer uns erhaltenen Handschrift: „Dann durch Malen mag angezeigt werden das Leideu Christi und würd gebraucht im Dienst der Kirchen. Auch behält das Gemäl die Gestalt der Menschen nach ihrm Sterben." Damit umschreibt er selbst seine Hanpttätigkeit, zumal in seinen Bildern; nur in einigen Kupferstichen .und Zeichnungen greift er über diese Grenzen hinaus. Und innerhalb derselben beschäftigt ihn tatsächlich das am meisten, was er in jenen Worten voranstellt: das Leiden Christi, das Leben Christi überhaupt, während er die vor ihm so beliebte Heiligenlegende selten behandelt; das liegt übrigens im Zuge seiner Zeit, die mehr und mehr durch die deutschen Bibeln angeregt wurde, schon lange vor der Reformation. Eine häufig wiederkehrende Darstellung bleibt auch bei ihm wie bei seinen Vorgängern das Christkind im Arme seiner Mutter, die ja auch auf unserem Bilde die Hauptperson ist.
Wer an das Marienideal der italienischen Hochrenaissance gewöhnt ist — ein jeder hat doch zu Hause eine der berühmten Madonnen Rafaels gesehen —, der ist wohl von dieser Maria enttäuscht. Es ist ein herbes Gesicht, das nichts vom weichen Linienfluß jener Italiener zeigt. Wer sich aber mehr mit diesem Gesichte beschäftigt, wird bald finden, daß es manche fein beobachtete persönliche Züge aufweist, die den Italienern ja so häufig fehlen. Wenn diese am Spinnrocken sitzende Maria manchem etwas hausbacken vorkommt, so mag er dazu bedenken, daß in Deutschland zu jener Zeit nicht jener äußerliche Glanz und Prunk herrschte wie in den viel reicheren Städten
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Dürer Albrecht Maria Maria Joseph Maria Maria Christi Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Christi Christi Deutschland
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11. Kloster Tegernsee.
Einer so schwierigen und umfangreichen Kulturarbeit jedoch waren die einzelnen Grundbesitzer nicht gewachsen. Mit Aussicht auf raschen Erfolg konnte damals nur eine im Mönchtum einheitlich geordnete und zahlreiche Arbeiterschaft den Anbau ganzer Länderstriche wagen. Die Stiftung eines Klosters kam in jenen Zeiten einer wahren Großtat gleich; denn jedes Kloster bedeutete für seinen weiten Umkreis einen Brennpunkt für das wirtschaftliche wie für das geistige Leben.
Oatilo und Tassilo, die letzten bayerischen Herzoge aus dem Geschlechte der Agilolfinger, hatten ihr Land mit einem Netz von Klöstern überzogen. Mit ihnen wetteiferten die Edlinge, allen voran jene aus der Sippe der Honsi, die so güterreich waren, daß man nach ihnen einen eigenen Gau, den Honsigau, benannte. Die Klöster Altomünster, Ilmmünster, Schlehdorf und Benediktbeuern, im Honsigau gelegen, sind Stiftungen dieser reichen bayerischen Adelssippe. Doch auch im Suudergau, im Gebiete der Mangfall, besaßen die Honsi nicht wenige Ländereien. Und gerade hier sollte dnrch ihren praktischen, religiösen Sinn ein Kloster erstehen, das an äußerem Glanz und geistigem Streben nicht bloß alle audereu Housiklöster übertraf sondern sogar manches herzogliche Kloster gleich von Anfang an in den Schatten stellte, das Kloster Tegernsee.
Vor fast 1200 Jahren gehörten der Tegernsee und seine weitere Umgebung zwei Brüdern aus der Housisippe, namens Adalbert und Otkar. Der Welt entsagend hatten die beiden beschlossen sich selbst samt ihrem Eigentum Gott zu weihen. Dicht am östlichen Seeufer erhoben sich ihrem Willen gemäß bald ein Kloster nach der Regel des hl. Benediktus und eine Kirche, die später einen kostbaren Schatz, den aus Rom feierlich übertragenen Leib des hl. Märtyrers Quirinus, bergen sollte. Als erstes Weihtum wurden
St. Quirins Mönchen der fischreiche See, die Berge, Wälder und Sümpfe ringsum und der benachbarte fruchtbare Warngan überlassen; ferner erhielten sie Salzquellen zu Reichenhall und Weinberge bei Bozen.
Mit dem Weihtum hatten die Tegernseer die übliche Verpflichtung übernommen Sümpfe auszutrocknen und den Urwald zu roden. Am Nordufer des Sees breitete sich ein weites Moor aus. Da konnte man alsbald sehen, wie die Mönche das Gestrüpp ausbrannten, Gräben zogen um das Wasser abzuleiten, die Torfschollen zerstießen und umlegten und wie allmählich unter ihren nie rastenden Händen fette Wiesen und Weiden und die sogenannten Niederhöfe, dann Kailsried und Georgenried, Ortschaften bei Gmuud gelegen, entstanden. Der nahe „Finsterwald", der schon durch den Namen seine frühere Wildnis verrät, erdröhnte unter den Axthieben der Mönche. Erschien ihnen das Dickicht allzu groß, dann legten sie Feuer an und der Brand mußte die Arbeit der Menschenhände verrichten. Dicke Feuersäulen loderten zum Himmel empor, um dem Sonnenlicht den Zugang in die Waldesnacht zu bahnen und Platz für neue Siedelungeu zu schaffen. Immer lichter wurde es im „Finsterwald". Aus den Sichtungen aber schauten später Äcker und Wiesen, Gärten
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27. Eine Festschule der Meistersinger.
achten und die Fehler wie die Strafen, deren Höhe in Silben angeschlagen wurde, auf dem Pulte mit einer Kreide anzufchreibeu. Der dritte sollte eines jeden Verses und Reimes Endsilbe merken und die Verstöße gegen den Reim notieren, der vierte wegen des Tones Sorge tragen, damit man den recht halte und nicht verfälsche, auch, ob in allen Strophen, die jedesmal den Text zu zwei sich wiederholenden und einem dritten selbständigen musikalischen Satze bildeten, immer die beiden Stollen und der Abgesang die Gleichheit bewahrten. Die Merker sollten treu und fleißig nach Inhalt der Kunst und nicht nach Gunst merken einem wie dem andern, je nachdem ein jeder sang, nicht anders, als ob sie dazu vereidigt wären, ob man zwar darüber nicht schwören sollte noch konnte. Wenn eines Merkers Vater, Sohn, Bruder, Vetter oder Schwager sang, hatte er sein Amt, so lange jener sang, einzustellen und ein anderer Gesellschafter an seine Stelle zu treten. Fehler konnten dem Singer nach dem Gutachten der Merker'entweder sogleich nach dem Singen oder erst nach gehaltener Schule, besonders damit ihn andere nicht verhöhnten, angezeigt werden. Neben den Merkern saß ein Meister, der in der vorigen Singschule den Preis davongetragen, um sie zu erinnern, wenn sie etwas überhört, und bei allen Streitigkeiten sein Urteil abzugeben.
Als alles geordnet war und die Genossen still und geräuschlos dasaßen, erhob sich ein ftemder Gesell, der aus Straßburg herübergekommen war, setzte sich fein züchtig anf den Singstuhl, zog sein Barett ab und begann nach einer kurzen Pause zu singen ein schönes Lied „von dem Streite gegen die Türken, den Feind der Christenheit"; gar zierlich setzte er seine Weise und ohne Tadel nach der „Hammerweise" Lienhart Nuuuenpeks mit siebenundzwanzig Reimen. Die Merker horchten aus, bemerkten aber nichts, denn bei dem „Freisingen" konnte man außer dem Ruhm nichts gewinnen, man machte es auch noch so gut. Ihm folgten noch mehrere andere nach; der eine sang „ein schön Lied von dem Pfarrer im Federfaß" im grünen Ton, ein anderer „ein schön Lied von den drei löblichen Bäuerinnen" im Rosenton, ein vierter ein „neu Lied wider das große Fluchen und Gotteslästern, so jetzund in deutschen Landen gemein ist," in des Frauenlob blühendem Ton.
Damit schloß das Freisingen; alsbald begann einer der Meister ein Lied, in das alle anderen einstimmten, um den Beginn des eigentlichen Hanptsingens anzukündigen. Ein greiser Meister betrat den Singstuhl und nach kurzer Panse erscholl vom Gemerke der Ruf: „Fanget an!" Es war Konrad Nachtigall, ein Schlosser, der so sehnsüchtig und klagend sang, daß er seinen Namen wohl mit Recht führte. Von dem himmlischen Jerusalem und von der Gründung des neuen sagte er viel Schönes in gar künstlichen Reimen und Redensarten. Jedesmal, wenn er einen Abgesang vollendet, hielt er inne, bis der Merker wieder rief: „Fahret fort!" Nach ihm kam die Reihe an einen jungen Meister, Fritz Kothuer, einen Glockengießer; der hatte die Schöpfungsgeschichte zum Gegenstände seines Gesanges gewählt. Aber hier hieß es nicht: „und Gott
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Extrahierte Personennamen: Merkers Konrad_Nachtigall Konrad Fritz_Kothuer
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22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel.
Sein kummervolles Antlitz Hob Friederich empor,
Er sprach: „Ich bin es, Vetter, Der Land und Leut' verlor.
„Ich will vor meine Treuen,
Wo meine Banner weh'n, Hintreten und sie mahnen Vom Kampfe abzusteh'n.
„Sieh mich bereit dem Szepter Des Reiches zu entsagen,
Soll mir noch einmal Freiheit Nach Nacht und Kerker tagen."
Ludwig der Bayer reichte Ihm froh die Rechte dar,
Die Hostien dann nahmen Sie beide, am Altar.
Umarmten sich und schwuren Den Treu- und Friedensbund Im Angesicht des Himmels Und froh mit Herz und Mund.
Und frei und ohne Lösgeld Zog Friedrich aus der Haft, Beteuernd, sein Gelöbnis ßu halten auch in Kraft.
21. Deutsche Treue.
Don Hermann Lingg.x)
(Es waren Kaum vier Monde Verflossen seit dem Tag,
Ans Tor der Burg zu München Geschah ein starker Schlag;
Der Pförtner hob die Fackel, (Ein Ritter stieg vom Roß Und ging mit raschen Schritten Die Trepp' hinan im Schloß. Und vor den Hocherstaunten, Den Kaiser Ludwig, trat Der Herzog Friedrich sprechend: „Mein Wort ist worden Tat; Den Frieden dir zu bringen Vermocht’ ich nicht derzeit,
Aufs neu’ erglühte wieder Der alte, bitt’re Streit.
Ich konnte nicht gebieten Dem Sturm, so will ich dein, Wie ich gelobt, auch wieder Ais dein (Befang’ner sein."
Da legt ihm auf die Schulter Der König sanft die Hand:
„Nein, nicht als mein (Befang’ner, Doch bleib bei mir als Pfand, Ais Pfand der Lieb’ und Treue, Die zwischen uns besteh’n Und nimmermehr soll wanken Und nimmer untergeh’n."
An einem Tisch nun saßen Fortan bei jedem Mahl Die Könige und tranken Aus einem Goldpokal.
(Es stund in jedes Siegel Des andern Name vor;
Die Welt, verwundert, blickte ßu solcher Treu’ empor. Jahrhunderte verflossen -Der Fürsten Biederkeit (Erhebt noch aller Herzen Und strahlt in alle ßeit.
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel.
Don Carl Trautmann.2)
Wir sitzen in der traulichen, holzgetüfelten Gaststube des Klosterwirtshauses. Spät am Nachmittage, als die Sonne bereits hinter den grauen
x) Ebenda S. 105.
2) Ans „Cberammergau und sein Passionsspiel", Bayerische Bibliothek, 15. Band. S. 1 ff. Bamberg 1890. C. Büchner.
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Extrahierte Personennamen: Friederich Ludwig_der_Bayer Ludwig Friedrich Friedrich Hermann_Lingg Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Carl_Trautmann C._Büchner