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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 65

1906 - Langensalza : Gressler
65 damals die Reichsacht ausgesprochen war, 51t belagern. Nun hatte dieser einen Vorwand, Soldaten zu sammeln. Er zog die Belagerung ein ganzes Jahr lang hin; auch dann ließ er die Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald jenen Grund vorschützte. Man warnte den Kaiser; aber dieser äußerte, von Moritz könne er nichts fürchten, er habe ihm ja nichts anderes als Liebe und Gutes erwiesen. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm, er werde nächstens selbst nach Innsbruck kommen, ließ sich dort eine Wohnung mieten, ja er reiste gar schon dahin ab, wurde aber unterwegs plötzlich krank. Endlich, als alles reif war. brach er auf und flog wie ein Sturmwind herbei, mit solcher Schnelligkeit, d aß er beinahe den Kaiser in Innsbruck ereilt hätte. Bei Nacht und Nebel mußte der arme. kranke Mann im fürchterlichsten Regenwetter auf und davon. Man fetzte ihn, weil er wegen der Gicht weder reiten noch fahren konnte, in eine von Mauleseln getragene Sänfte, leuchtete ihm mit Fackeln vor und führte ihn so durch Bergfchluchten und auf Felsenpfaden nach Kärnten. Soweit war es jetzt mit dem sonst so mächtigen Kaiser gekommen, daß er vor einem deutschen Fürsten ängstlich die Flucht ergriff! Freilich, gegen Moritz allein wäre er wohl noch zu Felde gezogen; aber dieser hatte einen mächtigen Bundesgenossen in dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich gewonnen, der sich über die deutschen Religionsstreitigkeiten von Herzen freute. Er fiel jetzt mitten im Frieden in Lothringen ein und nahm dem Kaiser die Bistümer Metz, Toul und Verdun weg. Sie konnten ihm nicht wieder entrissen werden und blieben feit dieser Zeit französisch. Der kranke Kaiser fing jetzt an zu unterhandeln. Er beauftragte feinen Bruder Ferdinand, mit Moritz Frieden zu schließen, und so kam im Jahre 1552 der Vertrag zu Passau und 1555 der Augsburger Religionsfriede zustande. Den Reichsständen, die die Augsburger Konfession anerkannten (also nicht den Reformierten!) war darin zugesichert, daß sie ihre Religion frei bekennen durften. Ten Untertanen stand dieses Recht nicht zu: doch sollten sie die Fürsten nicht mehr zu ihrer Religion zwingen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselk, Weltgeickichie Iii. 5

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 206

1906 - Langensalza : Gressler
206 einem ledernen Koller und einem Tnchrocke bekleibet -— den Küraß, den man ihm umlegen wollte, wies er mit den Worten zurück: „Gott ist mein Harnisch!" —ritt erst vor die Front bet schwebischen Regimenter und ermahnte sie zur Tapferkeit; dann tat er basselbe bei den deutschen Truppen. Er gab die Losung: „Gott mit uns!" wie bei Leipzig, und als nun — gegen 11 11 hr — bet Nebel sich zu zerteilen anfing und der Feind sichtbar würde, rief der König: „Nun wollen wir baran; das walte der liebe Gott! Herr Jesus, hilf! wir streiten heute zu beines heiligen Namens Ehre!" Zu berselben Zeit sah man Lützen in Flammen stehen. Wallenstein hatte es anzünben lassen, damit seine rechte Seite nicht überflügelt würde. Währenb der Kanonenbonner auf dem schwebischen linken Flügel, den Herzog B e r n h a r b von Weimar befehligte, die Schlacht eröffnete, fetzte sich der König, der die Anführung des rechten Flügels übernommen hatte, an die Spitze des Reiterregiments Steenbock und führte es vor. Zugleich rückte die ganze schwedische Linie vor. Die Schweden wurden, so wie sie sich der Landstraße näherten, von einem heftigen Flintenfeuer der in den Gräben liegenden feindlichen Musketiere und von dem Feuer der an den Winbmühlen stehenben Kanonen empfangen. Der König ist der erste, der mit seiner Reiterei über die Graben setzt; er zerstreut bte Icichtbcriitenen Polen und Kroaten, bereu Flucht auch der übrigen Reiterei Furcht und Verwirrung bringt. Ebenso unwiderstehlich dringen die Fuß-regimenter des rechten Flügels zu den Gräben vor, vertreiben daraus die Feinde mit den Kolben und der Partisane, stürmen die Batterie vor der feinblichen Mitte, erobern die hier ausgestellten lieben Kanonen und bringen Unorbnung in die bichten Hausen des Fußvolkes. Aber der Ungestüm des Angriffs hat die fchwebifchen Brigaben anseinanber gebracht; die geschlossenen Linien sind aus-gelost. Dies benutzen die kaiserlichen Reiterhaufen im Zentrum; sie eilen den fliehenben Fußregimentern zu Hilfe, werfen sich auf die Schweden, halten sie aus, nehmen ihnen die bereits eroberten Kanonen wieber ab und treiben sie über die Graben luieber zurück,

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 207

1906 - Langensalza : Gressler
207 während die Batterien an den Windmühlen ihre Kugeln unter die weichenden Schweden schleudern. Diese Verwirrung wird dem Könige gemeldet, als er eben im Vordringen begrssen ist. Er übergibt sogleich dem General Horn die Führung des rechten Flügels, um die errungenen Vorteile zu verfolgen, und eilt an der Spitze der finnländischen Kürassiere nach dem linken Flügel, der Unordnung abzuhelfen. Sein edles Ros; überspringt pfeilschnell die Gräben: er eilt, da die Reiter nicht so schnell nachfolgen können, ihnen voraus, mir vom Herzoge Franz Albert von Sauen bürg, einem Pagen und einem Stallmeister begleitet, gerade nach der Gegend, wo sein Fußvolk am meisten bedrängt ist, und indem er seine Blicke umhersendet, irgend eine Blöße des feindlichen Heeres auszuspähen, führt ihn fein kurzes Gesicht zu nahe an dasselbe. Ans diesem Wege erhält er einen Schuß in den linken Arm. In diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Ter König blutet; der König ist erschossen!" verbreitet unter den Ankommenden Schrecken und Entsetzen. „Es ist nichts! Folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber überwältigt vom Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französischer Sprache den Herzog von Lanenburg, ihn ohne Aussehen aus dem Getümmel zu schaffen. Indem der letztere auf einem Umwege mit dein König umkehrt, erhält dieser durch einen heransprengenden kaiserlichen Oberstleutnant von Falkenberg einen zweiten Schuß durch dcit Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich habe genug, Bruder", ruft er mit sterbender Stimme; «suche du nur dein Leben zu retten!" Zugleich sinkt er vom Pferde, und noch von mehreren Schüssen durchbohrt, von seinen Begleitern verlassen, verhaucht er unter den räuberischen Händen der Kroaten sein Leben. Das Getümmel der Schlacht geht über den Leichnam des Königs hinweg. Bald entdeckt sein ledig fliehendes, in Blut gebadetes Roß der schwedischen Reiterei ihres Königs Fall, und wütend eilt sie herbei, dem gierigen Feinde die Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht, und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Toten begraben.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 208

1906 - Langensalza : Gressler
208 Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Mut der tapferen Scharen zu ertöten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt die Erneuerung der Schlacht*). Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweitenmal auf den Feind: die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht; und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit einer Schar; alle erhaltenen Vorteile sind verloren, eine neue Schlacht fängt an. Ter Befehl, welcher ihn nach Lützen zurückrief, hatte ihn in Halle erreicht. Ohne sein zerstreutes Fußvolk zu erwarten, ließ er acht Regimenter Reiterei aufsitzen und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, anzusehen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelte er die flüchtigen Völker wieder und führte sie aufs neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Mute bricht er fürchterlich in die schwedischen Scharen des rechten Flügels, die, ermattet vom Siege, dieser Flut von Feinden endlich unterliegen, und schnell benutzt Wollenstem den günstigen Augenblick, das Treffen zu erneuern. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone werden unter einem mörderischen Gefecht durch Generalleutnant Piccolomini und Graf Terczka über die Gräben zurückgetrieben. Wallknstein selbst sah man mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit kühner Seele feine Truppen durchreiten, dem Notleidenden nahe mit Hilfe, dem Tapferen mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blicke. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wurde von vielen Kugeln *) Bernhard durchritt die schwedischen Reihen: „Ihr Schweden, ihr ginnen und ihr Deutschen, euer und unser Verfechter der Freiheit ist tot. Für euch ist das Leben fein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an. und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der tue es jetzt!"

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 181

1906 - Langensalza : Gressler
181 Zuerst ging Wollenstem (1626) gegen den Grasen Mansfeld, der bei Dessau über die Elbbrücke gehen wollte. Hier erwartete er den Grafen hinter schnell ausgeworfenen Schanzen und schlug ihn. da er stürmte, mit großem Verluste zurück. Er verfolgte ihn dann durch Schlesien bis nach Ungarn, wohin Mansfeld flüchtete, um sich mit Bethlen Gabor, dem Großfürsten von Siebenbürgen, zu vereinigen. Wirklich gelang es ihm auch zu entkommen; aber vergebens suchte er Bethlen Gabor zu einem neuen Feldzuge zu überreden. Er verlangte vor allen Dingen Geld; Mansfeld hatte aber nichts zu bieten als hungrige Soldaten. So wurde der kühne Plan Mansfelds nicht ausgeführt, er mußte sein Heergerät verkaufen und seine alten Kriegskameraden entlassen. Noch war seine .Kraft ungebrochen; er wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wnrde er durch den Tod aus seinen Entwürfen herausgerissen. Als ihm der Arzt sagte, daß er nur noch wenige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen und den Degen umgürten; dann erwartete er, gestützt auf die Schultern zweier Offiziere, den Tod. So starb der eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Wenige Monate vorher war auch sein kühner Waffengefährte Christian von Braunfchweig in noch jugendlichem Alter verschieden. Während Wallenstein den Grasen Mansfeld verfolgte, war auch der General Stillt) nicht müßig. Er traf das Heer Christians Iv. bei Lutter am Barenberge und zwang ihn zur Schlacht. König Christian wurde vollständig geschlagen und mußte sich nach Schleswig zurückziehen. Als jetzt Wallenstein zurückkehrte, verfolgte er ihn auch dorthin. In kurzer Zeit hatte er Schleswig und Jütland mit feinen Soldaten überschwemmt, und Christian mußte stob fein, daß er ihm nicht nach seinen Inseln folgen konnte. Hätt6 Wallenstein nur Schiffe gehabt! So blickte er ihm nur wütend nach und soll vor Zorn gar glühende Kugeln ins Meer haben feuern lassen. Daß alles geschah durch ihn allein, während der alte Tilly in einem Winkel von Deutschland ihm zusehen mußte. Und wie fürchterlich hausten die Wallensteiner! Wohin sie kamen, gingen Städte und Dörfer in Rauch auf, nachdem sie ausgeplündert

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 196

1906 - Langensalza : Gressler
196 die sich dorthin gerettet und seit drei Tagen nichts gegessen hätten. Er schenkte ihnen das Leben und befahl, daß man Brot unter sie austeile. Dann begab er sich selbst in diese Kirche und ließ das Tedeum singen. An den Kaiser schrieb er: „Seit dem Untergange von Troja und von Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden.*) *) Wir hoben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet hoben. Die kürzeste davon mög hier stehen: „Als unser Schullehrer am 20. Moi morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße. die Statu sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich ließ uns der Lehrer ous-einondergehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir unwahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden. In einem Augenblicke mochten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt! und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwoche, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. 4,'eben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde tot ausgestreckt. Dieser Anblick mochte mich schaudern. Ich lief aus ollen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, dos Haus meines Vaters erreichen zu können. Aber kaum batte ich in dieser Absicht einige Schritte getan, als ich micb mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in feinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirtshouse zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mtr sagte: „Liebes Kind, was suchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rote folgert, aber dazu hatte ich feine Zeit mehr; denn ein Häufe Kroaten drang in dos Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über dem alten Monn und forderten olles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kosten voll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so viel in ihre Toschen ging, dos übrige taten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat fortzugehen, um sie nicht zu verraten. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten fest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 260

1906 - Langensalza : Gressler
260 er diesen allein nicht zu widerstehen vermöchte, war ihm bald klar: als ihm daher der Polenkönig auch den Verzicht aus die Lehns-hoheit über Preußen zusicherte, wenn er zum Frieden bereit sei. willigte Friedrich Wilhelm ein und schloß mit ihm 1 6 5 7 den Vertrag zu Wehlau. Der Schwedenkönig war wütend, als er davon erfuhr, und behandelte ihn als Feind: er erreichte aber da« durch nur, daß sich der Kurfürst nun offen seinen Feinden anschloß. Nach vier Jahren waren endlich die Gegner kampfesmüde und schlossen in dem Kloster Lliva bei Danzig Frieden. (1660). Beide erkannten darin Friedrich Wilhelm als selbständigen, unabhängigen Herrscher von Preußen an. So hatle dieser sich durch seine Klugheit und seine Tatkraft der druckenden Fessel entledigt. Daß Friedrich Wilhelm auch als Reichsfürst voll feine Schuldigkeit tat, haben wir schon bei Ludwig Xiv. gesehen. Er war der erste, der den bedrängten Holländern beiftand, und als das deutsche Reich an Ludwig den Krieg erklärte, eilte er persönlich aus den Schauplatz desselben. Ludwig erkannte bald, daß er sein gefährlichster Gegner war; daher veranlaßte er, daß die mit ihm verbündeten Schweden plötzlich aus Vorpommern in das Land des Kurfürsten einfielen. Da war die Not groß. Wohl rotteten sich die Bauern in der Mark zusammen, um den Fremdlingen zu widerstehen: ja sie hatten sogar Fahnen, auf denen geschrieben stand: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Aber was vermochten sie gegen die kriegsgeübten feindlichen Scharen! Doch da eilte auch schon der Kurfürst selbst herbei. In 16 Tagen hatte er mit seinen Reitern den Weg von Franken bis zur Mark zurückgelegt; jetzt überfiel fein Feldmarfchall Derfflinger eine Abteilung schwedischer Reiter, die in dem Städtchen Rathenow weilte. — Erst jetzt erfuhren die Schweden, daß der Kurfürst wieder zurück war. Sie sammelten eilig ihre Truppen bei dem Städtchen Fehrbellin. Hier kam es am 18. Juni 1675 zur Schlacht. Friedrich Wilhelm hatte den Prinzen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern vorausgeschickt, ihm aber den Auftrag gegeben, sich unter keinen Umständen mit den Schweden in einen Kampf einzulassen. Allein den Prinzen hatte beim Anblick der

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 261

1906 - Langensalza : Gressler
261 schwedischen Scharen der Kamvfesmut übermannt; er hatte sie angegriffen, war aber dadurch in große Bedrängnis geraten. Nun bat er um schnelle Hilfe. Friedrich Wilhelm hielt einen Kriegsrat ab. Derfflinger meinte: ..Wir müssen ihm beistehen, sonst bekommen wir keinen Mann wieder", und der Kurfürst entschied: „Weil wir dem Feinde so nahe sind, muß er Haare oder Federn lassen." Sofort stürzten nun die brandenburgischcn Reiter in den Kampf. Das Adlerauge des Kurfürsten entdeckte bald einen Sandhügel, den die Feinde nicht besetzt hatten: hier ließ er seine Kanonen auffahren, und gleich darauf donnerten die Geschütze und sandten ihre Kugeln in die Reihen der Schweden. Um den Hügel entbrannte nun ein furchtbarer Kampf. Friedrich Wilhelm kämpfte an der Spitze seiner Reiter. ..Getrost, tapfere Soldaten", rief er ihnen zu, „ich. euer Fürst und nun euer Kapitän, will siegen oder ritterlich mit euch sterben!" Einmal war er sogar in großer Gefahr, gefangen genommen zu werden: aber neun brandeuburgische Reiter hieben ihn wieder heraus. — Tic Sage weiß noch eine andere Episode ans dieser Schlacht zu erzählen. Nach ihr bemerkte der Stallmeister Froben. daß die Schweden immer auf den Schimmel des Kurfürsten zielten. Sofort ritt er auf seinen Herrn zu und sagte: Herr Kurfürst, Euer Schimmel ist scheu geworden, gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen!" Ta das treue Tier wirklich sehr unruhig war, willigte der Kurfürst in den Tausch. Kaum waren die Pferde gewechselt, so sank der treue Froben, von einer Kugel getroffen, tot zur Erde nieder. — Bald eilten die Schweden in wilder Flucht dem Städtchen Fehrbellin zu. Man riet dem Kurfürsten, die Stadt zu beschießen; aber er erwiderte: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verwüsten, sondern es zu retten." Die Schweden zogen sich nun nach Pommern zurück. Friedrich Wilhelm folgte ihnen und eroberte eine Stadt nach der andern. 1677 wurde Stettin genommen; ein Jahr später siel die stolze Festung Stralsund, und noch in demselben Jahre landeten branden-burgische Soldaten auf der Insel Rügen. Ta versuchten die Schweden, durch einen Einsall in Ostpreußen dem Kurfürsten Schaden zu bringen. Aber kaum vernahm er die Kunde davon,

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 280

1906 - Langensalza : Gressler
280 ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging. Und doch sind wenige Regierungen so unruhevoll gewesen wie die seinige! 'Bald mußte er mit den Franzosen, bald mit den mächtig andringenden Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm feinen großen Teil daran und überließ die Sorge feinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit den deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopold 1663, wo er sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen die Türkei aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sondern schickten Gesandte, und da so viel zu beratschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so wurde endlich beschlossen, daß von nun an ein fortdauernder Reichstag in Regen sbu rg sein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das Deutsche Reich ausgelöst wurde, geblieben. — Daß der länderfüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit Deutschland anfing, ist schon erzählt worden. Immer kamen die Deutschen dabei zu kurz, teils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, teils weil sie sich die Franzosen jederzeit zuvorkommen ließen; denn während die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehandelt. Dringender war für Leopold selbst und feine Erbländer der wilde Andrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worden, als sie 1863 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vordrangen. Die unzufriedenen Ungarn unter Graf Emmerich von Tököli schlu- gen sich zu ihnen. Leopold mußte eilig feine Residenz verlassen, und wer fliehen konnte, floh ihm noch. Der kriegerische Großvezier Kara Mustapha, gesandt von Sultan Muhamed Iv., belagerte Wien mit 200 000 Mann und bestürmte es mit solchem Ungestüme, daß die Mauern wankten und die Hoffnung der Belagerten täglich mehr sank. Schon lagen die Türken zwei Monate vor der Stadt, und einmal waren die Stürmenden schon bis ans den Wall vorgedrungen. Fast täglich flogen Minen auf, durch welche die Wälle Lücken bekamen. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter der. Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäherung des Entsatzes

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 327

1906 - Langensalza : Gressler
auf der Jagd war, wagten sie. zum Vorschein zu kommen und ihre Mutter zu besuchen. — Einmal waren sie auch da, als er Plötzlich dem Zimmer sich näherte. Sie hatten nur gerade so viel Zeit, daß der Prinz in einen Schrank und die Prinzessin unter das Bett sich verkroch. Unglücklicherweise war er sehr müde von der Jagd, legte sich auss Bett und schlief zwei ganze Stunden, und so lange mußten auch die beiden Unglücklichen in ihrer unbequemen Lage aushalten. — Eines Tages trat der Kronprinz in seines Vaters Zimmer. Kaum erblickte ihn dieser, als er auf ihn lossprang. ihn beim Kragen faßte und ihn wütend mit dem spanischen Rohre so lange prügelte, bis ihm die Kräfte ausgingen. Solche Behandlungen erfuhr der arme Prinz öfters, besonders seitdem der Vater erfahren hatte, daß er Schulden gemacht hatte. Einmal warf der König ihn zu Boden, schleppte ihn bei den Haaren zum Fenster und hätte ihn im Zorne erwürgt, wäre nicht auf das Geschrei des Prinzen ein treuer Kammerdiener herbeigekommen, der ihn aus der Hand des Wütenden rettete. Diese Mißhandlungen verstimmten den Kronprinzen so, daß er endlich daran dachte, sich durch die Flucht dem grausamen Pater zu entziehen. Auf einer Reife, die er 1,30 mit feinem Vater machte, sollte der Plan ausgeführt werden. Zwischen Heidelberg und Heilbronn wollte er entfliehen. Eben wollte er schon auf das dazu bestimmte Pferd steigen, als mehrere Offiziere, die genau über seine Schritte wachten, dazu kamen und ihn zurückführten. Alles wurde dem Könige gemeldet, der, weil der Beweis fehlte, dazu schwieg, bis er einen Brief erhielt, welchen der Kronprinz an seinen Freund, Herrn von Katte in Berlin, geschrieben und in welchem er ihm erzählt hatte, er werde in zwei Tagen entfliehen und hoffe ihn im Haag zu treffen, von wo sie nach England gehen wollten. Unglücklicherweise war aber dieser Brief an einen andern Katte gekommen, der ihn sogleich dem Könige zusandte. Dieser befahl den Obersten von Waldow und von Rochow, genau aus den Kronprinzen acht zu geben. Von Frankfurt bis Wesel ging die Reise zu Wasser. Sobald der König seinen Sohn erblickte, siel er über ihn her, faßte ihn bei den Haaren und hätte ihn erwürgt, wäre nicht der Oberst
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